[NYC|K|M]: Thelma-Louise Gustavson

Hier findest Du alle menschlichen Charaktere, die von Vampiren wissen, aber keine Vampirjäger sind. Erklärung der Abkürzungen: K = Konsortium | S = Syndikat | O = Syndikatsopfer | N = neutral | ? = der Charakter gehört der Gruppe nicht an, hält sich dort aber größtenteils auf.
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Thelma-Louise
Mensch
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Posts: 1-2x/Woche
Charname: Thelma-Louise Gustavson
Pseudonym: Thelma-Louise Lewis
Alter: 22 Jahre
Augen: blaugrau, grün
Haare: schwarz, leicht wellig, lang
Größe: 168cm
Stadt: New York
Rasse: Mensch
Klasse: wissend
Beruf: leicht psychisch gestört
Fähigkeiten: 1. Phantasie & Kreativität
2. Optimismus & Fröhlichkeit
3. kann durch erhaltene Kindlichkeit Vampire leichter erkennen, wenn diese ihre Aura nicht unterdrücken
Sonstiges: sie ist schon etwas psychisch anders, aber nicht ganz so "gestört" wie sie vorgibt zu sein
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[NYC|K|M]: Thelma-Louise Gustavson

Beitragvon Thelma-Louise » 02.10.2016, 13:42

Charakter von aBraXaS

Steckbrief

» Name, Alter, Rasse
» Einstellung
» Herkunft, Beruf/Finanzen
» Aussehen
» Eigenarten
» Bevorzugte Opfer
» Fähigkeiten/Stärken
» Schwächen
» Waffen
» Vorlieben
» Abneigungen
» Charakter
» Ziele
» Sonstiges
» Leben in Phoenix/Venedic



Name
Thelma-Louise Gustavson
Ihre Mutter hatte offensichtlich einen eindeutigen Lieblingsfilm, nach dem sie ihre Tochter benannte. Gerufen wird sie meist Thelma oder von ihrem besten Freund auch neckisch Elma (in Anlehnung an Elmer Fudd; seineszeichens Jäger Bugs Bunnys).

Derzeit nennt sie sich Thelma-Louise Lewis und behauptet die Schwester von Loucille Lewis zu sein (gefälschte Papiere). Loucille bestätigt diese Annahme.


Menschliches Alter
22 Jahre


Rassenbedingtes Alter
-


Art/Rasse
Wissender Mensch, allerdings ist sie u.a. dieses Wissens wegen in der Psychiatrie (zumindest angeblich); Abteilung: Vampirvisionen.

up

Einstellung
Speziell/Kodex:
Da ihr bester Freund und Adoptivbruder Cedrik und seine verstorbene Familie (ihre Adoptivfamilie) den liberalen Revolutionären anhängig sind/waren, würde sie für diese Seite alles tun. Vor allem jetzt, da Cedrik in die Hände der Feinde fiel. Wie sie mittlerweile von Eli erfahren hat, nennen sich die Liberalen Konsortium und die Radikalen Syndikat. Dem entsprechend ist sie für das Konsortium und gegen das Syndikat.
Sie versucht nun mit Hilfe des Konsortiums, Cedrik zu befreien und hat sich zum Schein ebenso in die Psychiatrie des Syndikats einweisen lassen.
Es sei an dieser Stelle schon vorgewarnt, dass Thelma-Louise dort auch sicherlich hingepasst hätte. Also in die Psychiatrie. Allerdings ist sie weder für sich noch andere eine Gefahr und ebenso fähig, ihr Leben mit finanzieller Hilfe allein zu meistern (mehr oder weniger), sodass es keinen realen Anlass dafür gegeben hätte.


Menschen:
Thelma unterscheidet nicht zwischen Mensch und Vampir. Alle Lebewesen auf der Welt haben ihre Daseinsberechtigung, egal wen sie jagen, um überleben zu können.
Menschen jedoch vertraut sie sehr viel schneller als Vampiren, auch wenn das mit dem Vertrauen so eine Sache ist.
Es gibt Stereotypen, denen sie nicht vertraut, wie beispielsweise arbeitslosen Alkoholikern, Männern, die Frauen für körperliche Annehmlichkeiten bezahlen, Schlägertypen und hinterhältigen Anzugträgern (sie "weiß genau", wie sie alle aussehen, sie hat genügende davon schon gesehen und vor allem gehört).

Alle anderen jedoch haben relativ schnellen Zugang zu ihr, auch wenn sie im Augenblick gerade lernt, dass es auch Menschen gibt, die auf der falschen Seite stehen und dass sie diesen lieber nicht vertrauen sollte.
Im Grunde springt sie auf Freundlichkeit und Lächeln an (solange es nicht von einem der oben genannten stammt).


Vampire:
Auch Vampiren gegenüber wäre sie sicherlich sehr viel aufgeschlossener, wenn Cedriks Familie nicht von Vampiren getötet und er selbst von diesen entführt worden wäre. Sie weiß allerdings, dass es verschiedene Vampire gibt und misstraut jedem, von dem sie noch nicht weiß, ob er für oder gegen das Syndikat ist (oder neutral). Ist er dafür, ist er ein Feind. Alle anderen behandelt sie eben so offenherzig wie die ihr sympathischen Menschen (s.o. bzgl. sympathisch/unsympathisch). Das liegt vor allem daran, dass ihre Adoptivfamilie inkl. Cedrik Vampire sind/waren.

In Bezug auf ihre (gemeine freiwillige) Psychiatrieeinweisung sei gesagt, dass sie dort ist, weil ihre angebliche Schwester Loucille sie für verrückt hält und sie sie nun in die Psychiatrie einweisen lassen wollte, weil Thelma-Louise behauptet, einen Vampir getroffen zu haben.
Das ist natürlich nicht gelogen, aber Thelma weiß schon seit ihrer Kindheit von Vampiren und käme wunderbar damit zurecht. Allerdings muss sie Cedrik finden und brauchte einen Grund, in diese Abteilung verlegt zu werden.

Sie hat sich in ihrer eigenen Welt einen kleinen Plan zurechtgeschneidert mit all den Dingen, die Leute psychisch entwickeln könnten, wenn sie nicht damit zurecht kämen, einen Vampir getroffen zu haben. Es wirkt alles sehr logisch und könnte tatsächlich so funktionieren, aber wirklich realistisch ist es wohl nicht. Aber die Psychiater müssen schließlich mit dem arbeiten, was sie serviert bekommen und so macht Thelma sich auch keine all zu großen Gedanken, auffliegen zu können. Schließlich ist sie überzeugt, dass sie logisch geschlussfolgert hat. Im weiteren Steckbrief tauchen hier und da Punkte auf, die ihren Plan betreffen. Diese sind mit dieser Farbe eingefärbt, um sie von den realen Punkten unterscheiden zu können.


Glaube/Religion/Symbolik:
Thelma ist ohne Glauben aufgewachsen und bisher gab es keinen Grund, dass sie diese Erziehungseinstellung hätte ändern müssen oder wollen. Manchmal fragt sie sich zwar, ob es vielleicht doch jemanden gibt, den man nicht sehen kann, aber auch nur, wenn sie gerade durch mitgehörte Gespräche auf das Thema gestoßen wird. Ansonsten denkt sie über Religion und Glauben eher weniger nach.


Sonstiges:
Für die Psychiatrie (teilweise) erfunden:
Seit der Begegnung mit diesem Vampir, ist sie (angeblich) der Meinung, dass diese zu einer Art Götterrasse gehören müssen.
Ihre ganz eigene Logik schuf nach und nach einige Rituale, die sie mehr oder weniger konsequent betreibt (so ein Teil ihres Plans in der Psychiatrie glaubhaft zu wirken):



Weisheitszahnpendeln
Mit 14 Jahren bekam Thelma ihre Weisheitszähne gezogen. Es waren vier an der Zahl, von denen jedoch nur einer erhalten blieb, weil die anderen beim Entfernen zertrümmert werden mussten. Drei Wurzeln befinden sich an diesem heil gebliebenen Exemplar, die an zwei Spitzen zusammengewachsen sind, sodass eine Art große Öse entstand, durch die sie einen Wollfaden gefädelt hat.

Der Weisheitszahn, so hatte sie vom Zahnarzt erklärt bekommen, hieße so, weil er den Menschen zur Weisheit verhelfe. Es sei aber nicht schlimm, wenn man ihn gezogen bekäme, solange man ihn nur behalte. Somit war für Thelma dieser Zahn ein Zeichen der Weisheit, die sie immer schützen wollte.
Sie nimmt ihn mit der Wollschnur als Pendel, um um Rat zu fragen, wenn sie in einer Sache nicht mehr weiter weiß. Auch hat sie schon anderen die "richtige Antwort" gependelt, wenn sie diesen Leuten vertraut.

Als sie ihre Begegnung mit einem Vampir hatte und seine Zähne sah, so behauptet sie in der Psychiatrie, fühle sie sich an ihren Weisheitszahn erinnert und glaube fortan - zumindest nach und nach mit Aufbau ihrer Phantasiereligion - dass dieser Zahn das Zeichen dafür sei, dass Vampire zu göttlichen Wesen gehörten. Ihre Weisheit müsse in den Spitzen ihrer Eckzähne stecken, da sei sie ganz sicher. Vampire hätten keine Weisheitszähne, so glaube sie, sie bräuchten sie nicht, weil sie alles wissen und allmächtig sind.


Blattlinien-Lesen
Herbstblätter vor allem, aber auch sonstige Blätter von Laubbäumen jeglicher Jahreszeit sind Thelmas große Leidenschaft. Schon als Kind war sie fasziniert, wenn der Herbst ihr Laubhaufen schenkte, die sie hochwirbeln und unter einem rot-orangen und gelben Blätterregen stehen konnte.

Dass der Vampir ihr ausgerechnet an einem Herbstabend im Park begegnete, könne daher kein Zufall sein. Er hätte ihr ein Blatt geschenkt, das sie bis heute in ihrem Tagebuch aufbewahre.
Er habe ihr die Linien des Blattes erklärt und seither versuche sie selbst die Linien der (Herbst)blätter zu lesen. Daraus entstehen wundersame Gesichten, die sich, wie sie sagt, in Zukunft ereignen werden.

Kreiselgespräch
In der Gegenwart des Vampirs fühlte sie sich irgendwann wie in einem Karussell. Alles schwomm ineinander, sodass es zu einem Feuerwerk der Farben um sie herum wurde. Wunderschöne bunte Farben und ein euphorisches Gefühl des Glücklichseins trugen dazu bei, dass sie, als sie irgendwann nach dieser Begegnung in einen Kreisel sah und glaubte, dort die Gegenwart des Vampires erleben und sehen zu können. Sie glaube, der Kreisel, je schneller er sich drehe, gäbe ihr die Möglichkeit, Kontakt zu diesem Vampir aufzunehmen, zu sehen, wie es ihm gehe und ihm zu sagen, dass alles bei ihr wunderbar sei.


Das Kreiselgespräch könnte verglichen werden mit einem gläubigen Christen, der zu Gott betet, ihm erzählt, wie der Tag war, ihn um Unterstützung bittet, um Rat fragt oder um ein Zeichen bittet. Das Beten für den Christen als Kontaktaufnahme mit seinem Gott sei für Thelma das Gespräch mit einem sich drehenden Kreisel und der Vorstellung, zu diesem Vampir oder anderen seiner Sorte, Kontakt aufnehmen zu können.
Die Wahrheit ist, dass Thelma diesen Kreisel einst von Cedrik geschenkt bekam und ihn stets mit sich herum trägt. Er erinnert sie an Cedrik und sie fühlt sich mit ihm verbunden, wenn sie ihn dreht. Glaubt aber natürlich nicht an irgendwelche Verbindungen, die aus dem Farbenspiel entstehen. Wobei ... man weiß ja nie.


up

Herkunft
San Fransisco, Califorina, U.S.A.


Beruf/Finanzen
Thelma hat keinen Beruf erlernt; sie ist psychisch "gestört" (also auch in Wirklichkeit, wenngleich nicht so schlimm, dass sie eingewiesen werden müsste) und kaum fähig, einen wirklichen Job auszuüben, weil sie Phasen hat, in denen andere Dinge wichtiger sind und sie dann nicht einmal fähig wäre, sich krank zu melden. Diese Phasen sind willkürlich und somit für keinen Arbeitgeber tragbar. Sie würde wohl kleine Arbeiten übernehmen können, aber eigentlich ist geplant gewesen, dass Cedrik sich um die Finanzen kümmert - mittlerweile leben die beiden (eigentlich) vom Erbe von Cedriks Eltern.

Vater
unbekannt; unsicher, ob die Mama es weiß; wahrscheinlich einer ihrer Freier oder einer ihrer falsch gewählten Kurzzeitpartner
Früher erzählte die Mutter ihrer Tochter tolle Geschichten über ihren Vater, aber in irgendeinem Rausch kam dann doch die Wahrheit ans Licht; nur nicht ausführlich genug, weil sie mitten im Wort erkannte, was sie gerade tat, und sich selbst unterbrach.
Dann wäre hier noch ihr Adoptivvater zu nennen - der leibliche Vater von Cedrik, der durch das Syndikat starb. Sie hat ihn sehr lieb gewonnen und schätzen gelernt.

Mutter
Prostituierte, medikamentenabhängig, wohnt in Frisco; Thelmas Andersartigkeit könnte darauf zurückgeführt werden, dass ihre Mutter während der Schwangerschaft Drogen und Medikamente sowie Alkohol und Nikotin konsumierte.
Thelma liebt ihre Mum (Conny mit Namen), auch macht sie ihr für schlechte Kindheitserfahrungen keine Vorwürfe (sieht sie nicht mal so), versteht aber auch (durch Cedrik), dass der Kontakt zu ihr für beide Seiten nicht gut ist und meldet sich daher auch nur telefonisch zu Feiertagen oder hin und wieder per Brief oder Postkarte.
Die Adoptivmutter, leibliche Mutter von Cedrik, starb ebenso durch das Syndikat. In ihr fand sie eine verständnisvolle Mama, die sich voll und ganz um sie kümmerte, wenn Cedrik sie ließ.

Sonstige Verwandte
Es gab mal eine Großmutter, doch die starb noch bevor Thelmas Geburt. Thelmas Mum hatte sie sehr geliebt und rutschte ab, als sie starb, weil sie niemanden mehr auf der Welt hatte. Das einzige Schmuckstück, das ihr geblieben war, schenkte sie Thelma, als diese auf Weltreise gehen wollte (letztendlich aber durch die Umstände mit Cedrik nach New York zog).

up

Aussehen - Übersicht
  • Augen:
    blaugrau und je nach Lichteinfall ein Schimmer grün, doch der sehr dezent und täuschend; dunkelblauer Ring um die Iriden; ein dunkler Wimpernkranz unterstreicht ihren neugierigen, manchmal auch leicht entrückten Blick
  • Haare:
    schwarz, gesund, fest und glänzend, relativ glatt bzw. kann es sich auch leicht wellen
  • Frisur:
    meist etwas wirr mit einer Haarklammer hochgesteckt, ansonsten offen, hin und wieder eine Mütze, von der aus lange Strähnen herausfallen
  • Größe:
    168cm
  • Figur:
    schlank; man könnte auch gemütlich sagen, da sie nicht trainiert ist, und dennoch hat sie das Glück, alles futtern zu können, ohne großartige Gewichtsprünge nach oben zu machen
  • Gesicht:
    oval, leicht gebräunt und sehr symmetrisch; Augen, Nase und Mund sind filigran gezeichnet und am richtigen Platz
  • Stimme:
    eine angenehme Sprechstimme, allerdings ist sie auch zum verschwörerischen Flüstern fähig oder zu einem hellen, glockenklaren Lachen, das auf den ein oder anderen ansteckend wirkt; hin und wieder trällert sie in einer melodischen Singstimme vor sich hin, wirklich Singen kann sie aber nicht, auch wenn sie die Töne passend trifft
  • Kleidung:
    Kleidung ist Thelma egal, sie zieht an, was sie im Schrank findet und wonach ihr gerade ist. Nur die weißen Krankenhaushemden mit blauen oder rosafarbenen blümchenähnlichen Rauten kann sie nicht leiden. Glücklicherweise muss sie diese in der Psychiatrie nur tragen, wenn es körperliche Untersuchungen gibt.

    In ihrem Kleiderschrank finden sich unterschiedliche Kleidungsstücke: Sommerkleider, Jeansschlag- oder auch leichte Baumwollhosen mit Marleneschnitt (in der Regel sind sie so lang, dass sie mit der Versesohle darauf herumläuft und sie so leicht ausfranzt), große T-Shirts mit verschiedenen Motiven, Sprüchen, selbstbemalt oder auch unifarben, viele von diesen rutschen ihr über die Schulter.
    Da dann der BH-Träger zu sehen ist, ist auch die Farbe der Unterwäsche nicht irrelevant. Allerdings hat sie alle möglichen Arten von Farben und auch schwarz als Nichtfarbe, unifarben oder auch rote mit weißen Blümchen wie auch violette mit seidigem Glanz, in Baumwolle, mit kleinen hübschen Nähten oder ganz schlicht - eine wahllose Variation. Nur hübsch muss es sein.

    Thelma trägt, wenn es kalt ist, gerne zu große Strickpulover, die ebenfalls einen weiten Kragen haben, darunter ihre weichen Baumwollshirts, ein Hemd mit ärmellosen Trägern und ihre Unterwäsche - Zwiebelchen, so wurde sie auch von ihrer Mutter als Kind gerne genannt.
    Ganz wichtig sind dann auch dicke Baumwollsocken. Socken sind ohnehin sehr relevant - denn lustige Socken helfen gegen Angst. Wer lustige Strümpfe trägt, braucht sich nicht fürchten. Wie könnte man auch Angst empfinden? Das passt doch überhaupt nicht zu lustigen Socken. Das würde die Socken lächerlich machen.
    So findet sich unter anderem auch folgendes bei ihr: bunte Ringelsocken, Zehensocken in lustigen Farben, geringelte blickdichte Strumpfhosen, Kniestrümpfe in verschiedenen Ausführungen und auch eine kaputte, schwarze Nylonstrumpfhose, die sie bisher nicht bereit war, herzugeben oder ersetzen zu lassen.

    Weiterhin gibt es verschieden lange Röcke in ihrem Schrank, Schals - lange, dicke, kurze, seidene, kleine, ... - und Umhänge, kurze Hosen, Westen, Mützen, Tücher, ...
    Schuhe einzig und allein: ihre geliebten, blaugrauen Chucks, die mittlerweile doch sehr ausgelatscht sind. Oder Clogs (die originalen und lauten ohne Gummisohle).
    Manchmal läuft sie auch barfuß oder in schwarzen Hello-Kitty- oder auch nordischen, selbstbemalten Velur-Hausschuhen herum, ebenso wie sie im Winter mit dicken Socken und angezogenen Beinen auf dem Sofa lümmelt und Schwarz-Weiß-Filme im Fernsehen ansieht.
  • Schmuck:
    Accessoires wie Uhren, Modeschmuck aller Art und Form, Kaugummiautomatenringe, Liebesperlen, Zuckerarmbänder, Lollys zum Umhängen, ... sie hatte Glück, dass sie nach einiger Zeit der Beobachtung all diese Dinge haben durfte und auf eine Station verlegt wurde, in der man sie als nicht gefährlich eingestuft betrachten konnte. Andernfalls wäre ihr all das aus Gründen der Sicherheit verboten gewesen.

    Das einzige wertvolle Stück, das sie besitzt, ist ein silbernes, ovales Medaillon mit einem kleinen eingefassten Rubin. Darin befinden sich die winzige, vergilbte oder eher sepiafarbene Photographie eines Ehepaars aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie hat keine Ahnung, wer diese Leute sind. Die Kette bekam sie einst von ihrer Mutter (das auch wohl einzige wertvolle Erbstück ihrer eigenen Mutter, das sie nie versetzt hat). Das Bild, das sich darin befindet, schnitt Thelma aus einem Bild aus, das sie auf dem Flohmarkt fand.
  • Piercings:
    keine, allerdings klebt ein kleines, weißes Strasssteinchen an ihrem Eckzahn (fachmännisch von einem Zahnarzt angebracht)
  • Tattoos:
    -
  • Narben:
    Eine kleine Narbe am Knie, als sie von einer Rutsche fiel. Sie wurde mit fünf Stichen genäht.
  • Besonderheiten:
    Ihre Art sich zu bewegen ist sehr flüssig und irgendwie sanft, sie scheint manchmal sehr unwirklich zu sein und man sieht ihr (i.d.R.) gerne zu, wenn sie geht oder die Hände bewegt, während sie etwas tut, hält, sie eincremt.

    Thelma hat eine sehr biegsame Weise, sich zu setzen, zieht dann die Beine bis zum Kinn an den Körper und kann sich so selbst umarmen, wenn sie es wollte. So schafft sie es auch auf Stühlen zu sitzen - insofern ihr danach ist. Vor allem aber liebt sie es im Schneidersitz zu sitzen - vorzüglich auf Sofas, dem Boden und Bett oder im Gras.

Aussehen - Beschreibung
s.o.

up

Eigenarten
Grundsätzlich sitzt sie lieber, als dass sie steht. Wenn man sie aufrecht erlebt, dann bewegt sie sich meist: wippend, tanzend, gehend, schlenkernd, sich streckend, ... einfach nur stillstehen oder beispielsweise an der Essensausgabe anstehen käme für sie "normal" nicht in Frage. Darüber denkt sie aber auch nicht nach. Sie kann es einfach nicht anders.
Aber wenn sie stehen soll, dann erzählt sie viel, lacht oder knibbelt an ihrer Kleidung, ihren Fingern, zwirbelt Strähnen ihres Haares, pflicht es oder zupft sich die Kleidung zurecht oder Flusen vom Shirt ...

Gerne sitzt Thelma im Schneidersitz auf der Wiese und bastelt sich und anderen Gäneblümchenketten und Haarkränze aus denselbigen. Wenn sie sehr in Gedanken ist, kann es auch sein, dass sie Gänseblümchen, ohne hinzusehen, zerrupft und/oder sie futtert.
Ist es zu kalt für Gänseblümchen, können es auch schon mal Kaugummipapierketten sein.

Bild

Luftschlagenspraydosen und Pustefix-Röhrchen gehören zu ihrem bevorzugten Gegenständen. Ebenso wie Murmeln, ihren Weisheitszahn, Baumblätter, Blümchen, ihr Tagebuch, ihr Zeichenbuch und einen kleinen Holzkreisel (den trägt sie auch ohne ihre Psychiatrieidee mit sich herum, weil sie ihn von Cedrik geschenkt bekam). Diese ganzen Dinge sind ebenso wichtig wie ihre lustigen Socken, insofern sie nicht barfuß geht, oder auch ihre Chucks, Cogs und das Medaillon ihrer Mutter und Großmutter.

Sie trinkt gerne Bubble-Tea Chai mit Tabioka-Kügelchen. Sie kann sehr "nerven", wenn sie Lust darauf oder auf ähnliche Dinge hat und es nicht bekommt. Meist in Phasen, in denen sie etwas "abwesend" ist und sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren kann (so auch eben als Pseudo-Psychiatrie-Patientin).

Die junge Frau besitzt ein Kuscheltier, das nur wenige Jahre jünger ist als sie selbst. Vor allem befindet es sich in ihrem Bett, aber manchmal auch stunden- und tagelang an ihrer Seite. Das kommt darauf an, wie es ihr geht oder ob sie einen Gesprächspartner hat, der auf seine Weise mit ihr richtig umzugehen weiß. Sie erzählt dem stummen Freund von ihren Erlebnissen und Gedanken, wenn es nötig ist. Mal gedanklich, mal verbal. Mitunter schreibt sie aber auch Tagebuch, oftmals in Begleitung dieses Freundes.

Dieses Kuscheltier ist ein sogenanntes Amigurumi. Ein gehäkeltes Wesen, das Cedrik und sie auf einem Markt für Handwerkskunst gefunden haben als Thelma noch klein war und bei ihrer leiblichen Mutter lebte. Thelmas Amigurumi ist eine Art Hund, heißt Gustav (mit ihrem Nachnamen Gustavson natürlich sehr alliterativ und ein unbewusstes Polyptoton) und ist der blaue unter den folgenden Freunden (hat jedoch dunkelblau, weiß, mittelblau gestreifte Ohren und sieht schon sehr liebgehabt aus):

Bild

Amigupi/Wikipedia

Des Weiteren kann es vorkommen, dass Thelma Gespräche mit imaginären Freunden führt. Außerdem ist sie Synästhetikerin.

up

Bevorzugte Opfer
Opfer? ...

up

Spezialisierte Begabungen & weitere Stärken
  • Phantasie
  • eine Art eigene Kreativität mit der Welt umzugehen
  • an guten Tagen: eine nahezu unerschütterliche Fröhlichkeit
  • an schlechten Tagen: die Hoffnung, dass es besser wird und ein unverbesserlicher Optimismus (an den guten von den schlechten Tagen)
  • vielleicht auch, dass man ihr nichts "Böses" zutraut
  • Durch ihre erhaltene Kindlichkeit, fällt es ihr einfacher, Vampire zu erkennen, wenn diese ihre Aura nicht menschlich verändern.

up

Schwächen
Definitiv ihre psychische Krankheit. Ein normales Leben, eigenverantwortlich und selbständig, ist schlichtweg für sie unmöglich - jedenfalls nicht ohne Unterstützung auf finanzieller Art. Sie kommt mit ihrer Wohnung und der Außenwelt zurecht, sie begreift die Realität und es ist sehr wohl möglich, dass sie bei einem Zusammentreffen kurzer Zeitdauer nicht weiter "auffällt". Ansonsten aber geht sie alles auf ganz eigene Weise an. Aber auf keinen Fall könnte sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen oder sich der Gesellschaft auch nur annähernd anpassen bzw. nicht lange genug, um nicht aufzufallen.
Sie glaubt sehr leicht, was man ihr erzählt, wenn es glaubhaft und hübsch klingt. Außerdem lässt sie sich von Fröhlichkeit, Lachen, Lustigem und Farben locken und gefügig machen. Thelma ist einfach unbedarft und rein, wenn man ihr Vertrauen erlangt hat.

Sie kann allerdings ebenso traurig oder auch skeptisch sein - dumm ist sie in keinem Fall (im Gegenteil wurde ihr ein überdurchschnittlicher IQ und auch EQ bescheinigt). Dann jedenfalls wird es schwierig, sie zu überzeugen, dass man anders ist, als sie es von einem glaubt (dies kann ihr zur Schwäche und zum Nachteil werden, sobald sie einem "Freund" gegenüber derartige Skepsis zeigt und lieber zum "Feind" überläuft, weil sie die Sachlage nicht richtig überblickt).

Für die Psychiatrie: Ihr angeblicher Spleen, Vampire seien göttliche Wesen ohne Fehler, in voller Weisheit und somit auch allmächtig. Es sei nicht so, dass sie sie ehrfürchtig anbete, vielmehr aber würde sie das Wort eines Vampires immer dem Wort eines Menschen vorziehen und auch danach handeln, weil es ihr richtig erschiene. Verlange man jedoch Gewalt, könne es gut sein, dass sie zu zweifeln beginne - nicht an ihrem eigenen Glauben an die Vampire, vielmehr daran, ob die Person vor ihr wirklich ein Vampir wäre.
Sie schreibe der Rasse der Vampire keine Grausamkeit zu. Sie habe selbst erlebt, wie es sei, gebissen zu werden, wäre von dem betreffenden Vampir jedoch derart (in eine Fähigkeit) eingelullt worden, dass sie diesen Biss als das schönste Erlebnis ihres Lebens erfahren habe und sei damit sicher, dass ein Vampir keinem anderen jemals Leid zufügen würde.


Natürlich ist ihre Unfähigkeit zu Kampf und hohen sportlichen Leistungen ein genauso großes Manko wie ihr untrainiertes Frauendasein, das sie allein schon körperlich unterlegen macht. Durch ihre psychische Störung und der Unfähigkeit, sich mit Gewalt zu widersetzen (es liegt schlicht nicht in ihrer Natur, das zu tun), ist sie sogar für den schwächsten Gegner ein leichtes Opfer.

Cedrik ist ihre weitere große Schwäche, für den sie sich gerade auf gefährlichem Terrain, der Syndikatspsychiatrie, bewegt, um ihn zu finden und zu befreien. Zumindest war sie klug genug, beim Konsortium Unterstützung zu suchen. Vor Ort allerdings ist sie dennoch allein.

up

Waffen
keine Waffen ... welche auch?

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Vorlieben

  • Musik:
    alles, was schöne Gefühle unterstützt
  • Farbe:
    hübsche, satte, gerne auch helle Farben und alles, was fröhlich macht
  • Ambiente:
    bei Cedrik fühlt sie sich am Wohlsten, egal, wo das ist; helle Räume (nicht rein weiß), unter freiem Himmel am Tag, in Cedriks und ihrer Wohnung, wäre er nicht in Gefangenschaft und sie nicht auf der Suche nach ihm; überall, wo man sie gerne so nimmt, wie sie ist und sie nicht ständig ermahnt wird, sich doch entsprechend zu verhalten
  • Eigenschaften:
    Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Spielerei, Kindlichkeit, Ehrlichkeit
  • Aussehen:
    gleichgültig, wenn die Person nicht zum Stereotyp gehört, der bei den Abneigungen beschrieben ist
  • Geschlecht:
    Sollte sich Thelma verlieben, dann in die Person, nicht in das Geschlecht einer Person.
  • Hobbies:
    Tagebuch schreiben, schöne Geschichten lesen (oder vorgelesen kriegen oder auch selbst vorlesen), zeichnen, malen, photographieren, ihren Gedanken nachhängen, sich mit imaginären Leuten oder auch ihrem Kuscheltier unterhalten, Gespräche mit Cedrik, Gänseblümchenketten, im Gras sitzen, Luftschlagenspraydosen benutzen und Luftblasen pusten, Pusteblumen verpusten, Spiele, Spielchen (ihr Kreisel, Blätterlesen - auch wenn sie es für die Psychiatrie etwas übertreibt, würde sie das auch auerhalb der Psychiatrie machen, wenngleich nicht ganz so ernsthaft), Eis essen und Milchshakes trinken, alles, was Spaß macht, sich Geschichten ausdenken, sich mit sich selbst oder auch mit anderen, freundlichen Personen beschäftigen, ...
    Diese Liste ließe sich endlos weiterführen, denn Thelma findet immer etwas zu tun, was sie als Hobby bezeichnen könnte oder würde.

    Ach so ... sie fährt auch gerne Rollschuh - nicht Inliners, nur Rollschuh, aber richtig gut.
  • Allgemeines:
    Thelma mag es, wenn es gut (fein/hübsch) riecht, sich etwas toll anfühlt, Kramläden oder Flohmärkte mit sehr vielen kleinen Dingen, die man entdecken kann - sie könnte Stunden dort verbringen, ...
    Sie schaut gerne alte Filme und Kinderserien bzw. -filme.

up

Abneigungen
  • Musik:
    melancholische Musik oder welche, die traurig macht, lautes Kreischen und Schreien ohne Melodie, harter Beat ohne Gesang
  • Farbe:
    Die Kombination von rot und violett findet sie irgendwie zu melancholisch und Melancholie kann sie nicht leiden, weil sie es gerne fröhlich um sich hat. Sie kann sehr wohl auch down sein, aber das sind die schlimmsten Zeiten für Thelma. Da sie sich aber auch mal von Stimmungen erfassen lässt, meidet sie traurige Musik, um erst gar nicht in eine eigene Traurigkeit zu kommen. Nicht immer schafft sie es dann, wirklich auch Hoffnung zu empfinden, was eigentlich zu ihren Stärken gehört.
  • Ambiente:
    überall dort, wo man nicht sein darf, wie man ist; in der Nähe des Syndikats, weil sie weiß, dass diese Leute böse sind
  • Eigenschaften:
    Depressivität, Boshaftigkeit, Gewaltbereitschaft, Jähzornigkeit, Hinterlist, Verlogenheit, Ignoranz, Egozentrik, ...
  • Aussehen:
    Stereotypen: Freier von Prostituierten wie beispielsweise unseriöse Schlipsträger, Alkoholiker, Schläger, notgeile Männer mit dreckigem Lachen, gierige dicke Männer (Hinweis hierzu: Ihre Mutter ging der Prostitution nach und wenn Thelma-Louise nicht rausgeschickt wurde, hörte sie die Geräusche dabei oder sah auch schon mal den ein oder anderen Mann zur Tür herein kommen oder auch wieder gehen; ebenso erlebte sie ein paar Fehlgriffe in der Partnerwahl ihrer Mutter).
  • Geschlecht:
    -/-
  • Aktionen:
    Entführungen (aus aktuellem Anlass), Gewalt und Mord und Totschlag, Betrunkenheit, laute und wilde Gelage jeglicher Art, Übertriebenheit, die ihr Angst macht (Späße unter der Gürtellinie, unnötige Risiken im angeblichen Spaß etc.)
  • Allgemeines:
    Gestank (vor allem Alkohol, Zigaretten, Schweiß, zu viel Parfum, verkohltes Essen (nicht nur angebrannt), altes Fett), unsaubere Wohnungen, Ungeziefer wie Schaben, Maden und Fliegen und dergleichen ähnliches

up

Charakter

Kurzbeschreibung:
fröhlich (in der Regel; traurige Phasen sind selten, aber wenn, dann schlimm), freundlich, manchmal kindlich (kann auf ihre eigene Art aber auch ernst sein; vor allem in Bezug auf Cedriks Gefangennahme und dergleichen), mutig, sozial/hilfsbereit, interessiert, neugierig, schöngeistig, für manche Außenstehende seltsam/eigenartig, leicht verdreht, lebt in ihrer eigenen Welt (eigene Logik), natürlich, ehrlich, i.d.R. offen, kann sehr skeptisch (und dann wirklich stur misstrauisch) sein, gefühlvoll, zärtlich, nicht dumm (schwierig zu beschreiben, denn "intelligent" wäre der falsche Ausdruck trotz des hohen IQs und EQs; und "schlau" wirkt zu hinterlistig für sie; "klug" wiederrum wirkt, als hätte sie eine große Allgemeinbildung, was ebenso nicht zutreffen würde), vielseitig, vielschichtig, charismatisch auf ihre eigene hübsche Weise, liebevoll, pazifistisch, wirkt irgendwie "verzaubert" (Cedrik bezeichnet es so), nicht nachtragend

Ausführliche Beschreibung:
s.o.

up

Ziele
Derzeit hat sie nur einen Wunsch: Cedrik zu finden und ihn zu befreien bzw. auch mehr herauszufinden, um dem Konsortium gegen das Syndikat zu helfen.
Ansonsten möchte sie gerne mit Cedrik (als bester Freund und eher auch großen Bruder) zusammen wohnen und das Leben genießen, so wie sie es eigentlich auch vor hatten - das schließt das Um-die-Welt-Reisen mit ein, denn das war der Plan, bevor alles anders kam.

up

Sonstiges
Sie befindet sich derzeit inkognito in der Psychiatrie des Syndikats und sucht Cedrik.

up

Leben in Venedic/Phoenix/New York
folgt

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Charname: Thelma-Louise Gustavson
Pseudonym: Thelma-Louise Lewis
Alter: 22 Jahre
Augen: blaugrau, grün
Haare: schwarz, leicht wellig, lang
Größe: 168cm
Stadt: New York
Rasse: Mensch
Klasse: wissend
Beruf: leicht psychisch gestört
Fähigkeiten: 1. Phantasie & Kreativität
2. Optimismus & Fröhlichkeit
3. kann durch erhaltene Kindlichkeit Vampire leichter erkennen, wenn diese ihre Aura nicht unterdrücken
Sonstiges: sie ist schon etwas psychisch anders, aber nicht ganz so "gestört" wie sie vorgibt zu sein
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Re: [NYC|wM|K|M]: Thelma-Louise Gustavon

Beitragvon Thelma-Louise » 02.10.2016, 13:47

Lebenslauf

Mutterliebe

"Ich weiß nicht, wer der Vater des Kindes ist", die junge Frau, die vor wenigen Stunden entbunden hatte, sprach leise. Sie war unangenehm berührt und der Blick des Gynäkologen machte es nicht besser. "Gibt es dann jemanden, den ich anstelle eintragen soll?", er sah wieder auf die Geburtsurkunde. War es normal so etwas zu fragen? War es vielleicht gar illegal, was er ihr hier anbot? Conny wusste es nicht, sie hatte keine Ahnung von Gesetzen oder Rechten und Pflichten, die sie nicht unmittelbar betrafen.
Dies hier war eine Ausnahmesituation, ein Unfall – niemand konnte verlangen, dass sie sich hier auch noch auskannte. Es reichte zu wissen, wie sie ihre Prostitution vor den Gesetzeshütern verheimlichen musste oder was zu sagen war, wenn wieder einmal eine zu neugierige Nachbarin ohne eigenes Leben glaubte, sie müssten sie ihr auf den Hals hetzen.
"Nein", Conny hätte ohnehin verneint. Ob es nun legal war oder nicht, es gab keinen Mann, den sie anstelle des Vaters hätte eintragen lassen können oder auch wollen.

"Und Sie sind sicher, dass Sie ihr Kind Thelma-Louise nennen wollen?", er hatte diese Frage schon zwei Mal gestellt. Connys Lippen umspielte ein Lächeln, wenn sie an ihren Lieblingsfilm dachte, der ihr Zeit ihres Lebens immer sehr viel Freude bereitet hatte - der Ruf der Freiheit. "Ja, das ändert sich auch nicht, wenn sie noch drei Mal fragen ..." Der Arzt sah sie kurz nachdenklich auf seine Notfallpatientin, die sich in den kürzesten Wehenabständen hier in die Notfallklinik für Bedürftige ohne Versicherung geschleppt hatte. "Adoption?", er ahnte ihre Antwort schon voraus. "Wie kommen Sie auf diese Idee?", ihre Entrüstung war spürbar. "Ich muss das fragen", erklärte er nur und wünschte sich, mehr seiner Patentinnen würden sich für eine Abgabe des Kindes oder vorher für eine Abtreibung entscheiden. Es waren nur weitere arme Generationen, die zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben haben würden.

"Ich muss jetzt gehen!", sagte sie auf einmal und wollte aufstehen. Mit einem großen Schritt war er bei ihr, um sie zurückzuhalten. "Es war nur eine Routinefrage, niemand wird Ihnen Ihr Kind wegnehmen, Miss Gustavson. Sie können noch nicht aufstehen ..." Ihn traf ein skeptischer Blick, doch sie spürte schon, dass sie sich allein noch nicht auf den Beinen halten konnte und ließ zu, dass er sie zurück ins Bett schob und ihr die Decke richtete. "Ich gebe mein Kind niemandem, hören Sie?!" Er hatte gehört.
"Natürlich, Miss Gustavson. Ich muss es nur fragen. Niemand wird Ihnen Ihr Kind wegnehmen, wenn Sie es nicht wünschen." "Ich wünsche es nicht!", wiederholte sie seine Wortwahl, die nicht zu ihrem Wortschatz gehörte, und lehnte sich angespannt am Kissen in ihrem Rücken an. "Sind wir jetzt fertig?", ganz so grob hatte sie es nicht sagen wollen, aber ihr war die Situation zunehmend unangenehm. Conny erinnerte sich an das letzte Verhör bei der Polizei, als sie stundenlang beteuerte, ihren Körper nicht für Geld zu verkaufen.

Der Arzt blickte auf sein Formular, auf die Geburtsurkunde und noch einmal in die Krankenakte. "Keine Adresse?", man sah ihm an, dass er ihr - oder zumindest sich selbst vor ihr - Ruhe gönnen wollte, aber seine Pflicht zu erfüllen hatte. "Doch, aber ich möchte sie nicht angeben." Er nickte und kreuzte ein entsprechendes Kästchen an. "Ich kann Ihnen Stellen nenne, die Ihnen behilflich sein können ..." "Die kenne ich alle schon, danke." Es brachte nichts, so kam er nicht weiter und er bezweifelte, dass er in einer anderen Situation weitergekommen wäre.
"Dann sind wir jetzt fertig, ja. Ich werde veranlassen, dass Sie bei Ihrer Entlassung ein Erstgeborenenpaket erhalten. Da sind Windeln drin und dergleichen anderes. Dann haben sie weniger Stress mit dem Einkauf in den ersten Tagen zuhause." Vielmehr hätte er wohl sagen müssen, dass dieses Paket sicherlich helfen würde, ihre Geldengpässe zu überbrücken, aber er wollte ihr das bisschen Würde lassen, das ihr geblieben war. Conny nickte.

"Wann kann ich gehen?", fragte sie dann noch, als er schon auf dem Weg zur Türe war. "Eigentlich in einer Woche ...", doch sie hatten nicht so viele Betten, die sie so lange Unversicherten zur Verfügung stellen konnten. Dennoch würde er sie hier behalten, wenn sie sich einverstanden erklärte. Es war eine schwere und eine sehr lange Geburt gewesen. "Wenn Sie versprechen, sich die nächsten Wochen zu schonen, lasse ich sie auch schon in drei Tagen gehen", fraglich, ob ihr der Sinn danach stand, ihren Beruf in den nächsten Wochen auszuüben, aber sie hatte sicherlich keine andere Wahl, wenn sie mit dem Säugling überleben wollte. "Drei Tage sind okay ...", sagte sie, ohne ihm ein Versprechen zu geben, aber er bestand auch nicht darauf. Nickend verließ er das Zimmer.


5 Jahre später

Vor dem Hochhauskomplex gab es einen alten, verrotteten Spielplatz mit rostigen Schaukelketten und einem verklumpten Sandkasten. Die Sonne war gerade untergegangen und gerade noch so hell, dass man ohne Anstrengung sehen konnte, fast als wäre es Tag. Die Kettengelenke quietschten leise, als Thelma sich auf das morsche Sitzbrett setzte und zu schaukeln begann.
Die Hitze des Tages war einer lauen Wärme gewichen, man hörte die Sirene von Polizeiwagen wenige Blocks weiter. Bekannte Geräusche neben den wenigen Vögeln, die zu dieser Uhrzeit nur selten noch zu hören waren. Weiter entferntes Geschrei ertönte aus den naheliegenden Massenwohnungsbauten, Musik, Gelächter, Kindergeheul, ... es war ein armes Viertel, aber sie hatten ein Dach über dem Kopf und sich selbst, wie ihre Mutter immer betonte.

Im Augenblick würden sich wohl noch "Erwachsenengeräusche" in die Kulisse einreihen, doch Thelma zog es vor, draußen zu warten, wenn ein Mann die Mama besuchte. Sie waren alle nicht so toll, und freundlich schon gar nicht. Thelma spürte, dass sie unsicher waren und sie gar nicht da haben wollten, wenn sie ihnen manchmal die Türe öffnete. Es waren komische Männer. Keinem von ihnen schien man vertrauen zu können.
Manche sahen aus wie Leute, die bei anderen Leuten klingelten, um ihnen etwas zu verkaufen. Anzug und Krawatte. Schnell hatte Thelma den Unterschied von einem echten zu einem unechten Lächeln zu erkennen gelernt. Sie alle lächelten unehrlich und auch diese Männer, die keine Staubsauger dabei hatten, lächelten so. Sie wollten gar nicht freundlich zu ihr sein. Manche waren es auch nicht.

"Was macht das Gör hier?" oder "Schaff das Balg weg!", waren noch die freundlichsten Aussagen der anderen Kategorie Männerbesuch ihrer Mutter. Sie stanken ganz schlimm, als hätten sie viel Bier getrunken. Sie kannte den Geruch von dem letzten Freund ihrer Mum. Ihre Gesichter waren unrasiert, ihre Fingernägelränder schwarz und die Hosen ihrer Jeans wirkten ganz hart, weil sie so schmutzig waren. Sie war sogar sicher, dass sie stinkende Füße durch die Schuhe hindurch riechen konnte. Sie mochte sie nicht. Nicht die Männer in den Anzügen, die durch zuviel Billigparfum stanken, noch die Männer in den dreckigen Anziehsachen, die so laut waren, schimpften und der Mama Befehle gaben. Sie hatte sie oft gehört, diese Befehle. "Leg Dich hin! Nein, auf den Bauch! Mach die Beine breit! Heb' den Arsch hoch!" "Mach's mir!" "Schluck, Schlampe! Los!" "Nimm ihn in den Mund! Tiefer! Schneller! Ja, los, mach weiter ..."
Bilder zu diesen Worten hatte sie glücklicherweise nicht. Immer nur die Geräusche, auch wenn sie stöhnten und ächzten, wenn es klatschte, als würde jemand einen Hefeteig schlagen, um ihn weich zu machen ...
Mama machte manchmal Hefeteig zum Geburtstag. Echte, schwedische, kleine Kuchenschnecken mit Rosinen oder Zimt und Zucker wie die Oma sie immer gemacht hatte. Ihre Oma kannte Thelma nicht, aber oft erzählte die Mama von ihrer Mama und wie toll sie kochen und backen gekonnt hatte. Jetzt sei sie tot. "Im Himmel ist sie jetzt?", hatte Thelma eines Tages gefragt, weil ein Kind aus dem Block das Thema mit dem Tod damit erklärte, "Nein, wir glauben nicht an den Himmel und die Hölle. Sie ist jetzt an einem guten, ruhigen Ort." Religiös war Conny nie gewesen. Dass aber nach dem Tod gar nichts mehr kam außer Stille, wollte sie ihrem Kind dennoch nicht erklären.

Conny war froh, als Thelma endlich alt genug war, allein runter auf den Spielplatz zu gehen, wenn sie Freier empfing. Fast keiner von diesen fand es gut, dass das Kind in der Wohnung war. Nur einer war darunter gewesen, der ganz begeistert schien. Das erste Mal, dass sie einen der Wohnung verwies, ohne ihren Dienst zu tun. Aber auch der Grund dafür, dass sie darauf bestand, dass Thelma die Türe nicht mehr öffnete, wenn sie jemanden erwartete, sondern bestenfalls vorher raus ging oder sich danach hinunter schlich. "Wir müssen Erwachsenenthemen besprechen, da ist es nicht gut, wenn Du dabei bist.", hatte Conny erklärt und das Mädchen hatte genickt. Erwachsenenthemen waren ohnehin langweilig. "Warum sagen die Männer Dir, was Du machen sollst?", hatte sie dennoch ein anderes Mal gefragt.
"Das ist ein Theaterstück, dass wir einüben. Ein Theaterstück für Erwachsene." So war es dann wohl und dennoch wusste Thelma in ihrem kindlichen Gemüt, dass es nicht richtig war, was da passierte. Aber am nächsten Tag gab es ein warmes Essen, das nicht von der Tafel kam, und zum Geburtstag ein hübsches, kleines Geschenk, weil die Männer die Mama bezahlten, dass sie mit ihnen komische Theaterstücke einübte, die offensichtlich vom Hefeteigmachen handelten. Warum man dann aber grunzen musste, war ihr nicht ganz klar. Aber vielleicht ging es nicht nur um Hefekuchen, sondern ein ganzes Festmahl, das sie beschrieben. Bei der Schlachterei um die Ecke hörte es sich schließlich auch so an, wenn man auf die Schwarten klatschte und lebende Schweine grunzten nun einmal.

Damit gab sich das Mädchen zufrieden, zog sich in ihre eigene kleine Welt zurück, in der alles besser und schöner war, als hier im tristen Häuserblock, und manchmal traf sie in dieser Welt sogar Freunde, die sonst keiner sehen konnte. Mit denen konnte sie spielen und sich unterhalten, von ihrem Tag erzählen und malen.
Heute allerdings waren sie nicht da. Sie hatten wohl Ferien. Ein Wort, das sie am Nachmittag von den Schulkindern im Block aufgeschnappt hatte. Die hatten bald Ferien und konnten dann ganz viel unternehmen ohne zur Schule zu gehen. Thelma freute sich, wenn sie nächstes Jahr auch Ferien bekam. Einen Kindergarten hatte Conny nicht bezahlen können, aber die Schule kostete nichts. Auf die Schule konnte man sich freuen. Da gab es viele andere Kinder und man bekam Bücher, hatte Zeichenunterricht, lernte lesen und schreiben ... Thelma konnte schon ihren Namen schreiben. Nur das "u" in Louisa vergaß sie hin und wieder.

"Ist da neben Dir auf der Schaukel noch ein Platz frei?" Thelma blickte sich kurz aufgeschreckt um und sah auf einen jungen Mann, der vielleicht ein bisschen jünger als ihre Mama war. Aber alle, die schon über fünfzehn waren, schienen alt zu sein. Die Mama sagte, sie sei fünfundzwanzig, das klang sehr alt. Der Mann mit den lustigen grüngrauen Augen war bestimmt schon über fünfzehn, aber nicht fünfundzwanzig. Das wusste sie einfach, auch wenn sie mit Zahlen überhaupt nichts anfangen konnte. Zumindest wusste sie, dass sie fünf war. Die Kinder, die jetzt bald Ferien hatten, waren sechs Jahre alt, die, die fünfzehn waren, gingen nicht mehr gern zu Schule und alle, die älter waren als die Mama, hatten eigene Wohnungen. Und die, die zur Mama kamen, um keine Staubsauger zu verkaufen oder vorher Bier getrunken hatten, waren noch viel älter. Die hatten schon Falten.
"Ja. Wie alt bist Du?", sagte sie daher und schaukelte sich wieder sanft an, als der junge Mann mit der Mütze auf dem Kopf sich dankend setzte, nachdem er seine Gitarre an der Eisenstange angelehnt hatte, die zum Gerüst der Schaukel gehörte. Kurz sah er sie verdutzt, aber lächelnd an. Das war ein echtes Lächeln, das konnte sie sofort an seinem großen Blick erkennen. "Also ... zwanzig würde ich sagen, aber in Wahrheit bin ich schon viel älter." Thelma runzelte die Stirn. Sie wusste nicht, ob zwanzig jetzt älter oder jünger war als fünfundzwanzig, aber dass er viel älter war, glaubte sie ihm nicht.

"Du bist nicht so alt wie meine Mama, also kannst Du nicht älter sein", behauptete sie und musterte ihn weiter. Er hatte etwas sehr eigenes an sich. Etwas, das sie bei noch keinem Menschen gesehen hatte. Und er war ganz arg hübsch. "Ich bin auch ganz anders als andere Leute. Leute, die sind wie ich, sehen viel jünger aus als sie eigentlich sind. Wie alt ist Deine Mama?" "Sie ist fünfundzwanzig. Das hat sie mir erzählt, als ich das letzte Mal Geburtstag hatte." "Und wann war das?" Thelma zuckte mit den Schultern. "Morgen habe ich wieder Geburtstag. Das letzte Mal war davor." Das klang logisch und der junge Mann stieß sich leicht auf der Schaukel an.
"Was machst Du denn so spät noch hier?", fragte er dann, was er eigentlich schon vorher hatte fragen wollen. "Ich warte, bis Mama fertig ist mit Theater üben", auch Thelma stieß sich wieder mehr ab und so schaukelten sie beide synchron vor und zurück.

"Sie ist also eine Schauspielerin? Weißt Du, wie es heißt, was sie da übt? Also das Theaterstück." Thelma schüttelte den Kopf. "Es geht ums Hefekuchenteigmachen, wenn man den schlagen muss, damit er weich wird, und wahrscheinlich um Schweine. Da spielen viele Männer in dem Stück mit. Die grunzen wie Schweine, wenn sie mit Mama zusammen im Schlafzimmer üben", froh darüber, ihm etwas erklären zu können, strahlte sie ihn an. Vielleicht war das fast so gut wie der Name des Theaterstücks, den sie nicht wusste. Aber er schien das nicht ganz so zu sehen. Sein Lächeln war verschwunden und er hielt die Schaukel kurz an, bevor er nur noch leicht vor und zurück schaukelte. "Übt sie denn viel?", fragte er dann und Thelma nickte.

"Fast jeden Abend, manchmal auch am Tag. Wenn sie einen Freund hat, dann nicht sooft. Aber die wohnen nicht lange bei uns. Die sind auch nicht so toll. Aber sie spielen auch Theater mit. Dann streiten sie sich aber und ich glaube, Mama sagt ihnen, dass sie nicht mehr mit ihnen Theater spielen mag. Vielleicht weil sie schlecht sind im Theaterspielen oder Backen oder Schweinsein. Sie sind dann arg verärgert und ich muss rausgehen. Wenn Mama mich dann holen kommt, sind sie nicht mehr da und kommen auch nicht wieder zurück. Sie kommt immer so schnell dann zu mir, mich zu holen, dass sie manchmal auch die Treppe runterfällt. Ich hab' gesagt, sie soll nicht so schnell runter laufen, weil das nicht hübsch aussieht, wenn sie einen blauen Fleck hat.
Und das tut ja auch weh. Ich hab' ihr gesagt, dass ich immer brav warte und sie hat versprochen, dass sie jetzt vorsichtiger läuft. Sie ist manchmal ein Tollpatsch ... das hat sie mir mal gesagt, als ich die Rutsche runtergefallen bin und mir das Knie aufgeschürft habe, schau ..."
Thelma unterbrach ihren Redefluss, hielt die Schaukel an und schob das rechte Hosenbein bis zum Knie hoch. "Man sieht noch die Narbe. Der Krankenhausmann hat das so viel genäht wie ich alt bin. Das war gleich nach meinem letzten Geburtstag, an dem ich so viel geworden bin", sie ließ das Hosenbein los und zeigte ihre komplette Handfläche mit allen gespreizten Fingern.

"Dann wirst Du also morgen sechs Jahre alt", stellte der andere fest, der anders war als andere Leute. Er wirkte nachdenklich. Auf Thelma wirkte er ernst und dennoch lächelte er. Das Mädchen zog das Hosenbein wieder richtig runter und setzte sich auf der Schaukel zurecht, um sie mit den Füßen abermals leicht anzustoßen. "Wie heißt Du?", fragte sie dann und holte ihn damit aus seinen Gedanken. Doch bevor er antworten konnte, fügte die Kleine noch etwas an: "Ich darf nämlich eigentlich gar nicht mit fremden Leuten reden. Vor allem, wenn sie Süßigkeiten oder kleine Tiere haben. Wenn wir uns aber kennen, dann rede ich weiter mit Dir. Aber Süßigkeiten darf ich keine haben und Tiere musst Du mitbringen, weil ich hier warten muss."
Der andere nickte verstehend und lächelte in sich hinein. "Das sind wichtige Regeln, an die muss man sich immer halten. Ich bin Cedrik und wer bist Du?" "Thelma-Louise, aber Du darfst auch Thelma sagen. Das sagen alle", allen waren vor allem ihre Mama. Mit den Kindern im Block spielte sie nicht. Sie sagten, sie sei zu jung. Nur hin und wieder lief sie mit ihnen im Treppenhaus hoch und konnte ihren Gesprächen zuhören.

"Dann sind wir jetzt ja bekannt, Thelma. Und ich habe keine Süßigkeiten und auch keine kleinen Tiere, die ich Dir geben oder zeigen könnte." "Schade", sagte Thelma, nicht ganz in einen Zusammenhang bringend, dass sie die Süßigkeiten ohnehin nicht hätte annehmen dürfen. "Aber dann bist Du auch ganz sicher nicht böse ..." "Das bin ich wirklich nicht", bestätigte er und es war wohl auch ein bisschen Glück dabei, dass Thelma an jemanden geraten war, der aufrichtig von sich sagen konnte, nicht böse zu sein.
"Musst Du noch lange hier warten?", fragte Cedrik einen Moment später und sah das Kind wieder an. "Ein bisschen. Wenn es dunkel ist, dann werde ich abgeholt. Oder wenn der Schweinehefeteigmann vorbei läuft, dann kann ich auch wieder hochgehen." Er nickte verstehend. "Darf ich solange hier bleiben? Ich könnte Dir ein Lied auf meiner Gitarre vorspielen." "Ja, das wär toll ...", strahlte Thelma und er tat, was er versprochen hatte. Er spielte lustige Lieder mit fröhlichen Melodien, sang dazu in einem hübschen Ton und bald schon konnte Thelma ein Lied mitträllern. Zumindest den Refrain.

Es verging fast eine Stunde, die spärliche Beleuchtung der Laterne am Rand des Spielplatzes spendete aber noch genug Licht, dass sie ihre Mama erkannte, die aufgeschreckt durch den Anblick ihres Kindes bei einem Fremden einen Schritt schneller ging, während sie die Strickweste fester um ihr leichtes Kleid zog. "Mama! Hallo ... das ist Cedrik. Er hat mir Lieder beigebracht", Thelma sprang auf, lief schnell zu ihrer Mutter und auch Cedrik erhob sich langsam von seiner Schaukel, stellte die Gitarre wieder ab und kam einen Schritt näher.
"Du sollst doch nicht mit Fremden sprechen ...", erklärte Conny mit einem skeptischen Blick auf Cedrik, der ihr nun lächelnd gegenüber stand – aber einen gewissen Abstand wahrte.
"Machen Sie sich keine Gedanken bitte. Ich habe nur darauf geachtet, dass nichts passiert. Ich bin kein Mensch ... mit Süßigkeiten und kleinen Tieren", er lächelte sie weiter an und Conny fühlte sich eigenartig beruhigt, obwohl sie einem Fremden diese Worte normalerweise nie einfach so abgenommen hätte. Irgendetwas war an dem jungen Mann, das sie besänftigte und ihr Kind in Sicherheit wägte.

"Ich hoffe, sie hat sie nicht belästigt", sagte sie leicht von sich selbst irritiert und hielt Thelma an den Schultern. Cedrik schüttelte den Kopf. "Er ist auch gar nicht fremd, wir haben uns gesagt, wie wir heißen und ich sollte auch gar nicht mitkommen, um Süßigkeiten zu bekommen oder kleine Tiere zu sehen." Stolz klang in Thelmas Stimme mit und Conny lächelte ihr Kind zwiegespalten an.
"Dann ... danke ... wir sollten hochgehen, es ist frisch ...", fand Conny, war aber unsicher. "Nichts zu danken, gerne wieder. Ich kann Ihnen auch meine Nummer geben, wenn ich mal auf Thelma aufpassen soll."
"Das ... das kann ich mir nicht leisten ...", eigentlich hätte sie sagen wollen "Wir kennen uns doch gar nicht und ich würde mein Kind niemals bei einem fremden jungen Typen lassen, den ich doch gar nicht kenne", aber auch jetzt fand sie einfach keinen Zugang zu ihrer eigentlich natürlich gewesenen Ablehnung. Es war fast, als könne man ihm überhaupt nichts Böses zutrauen.

"Ich möchte dafür nichts haben. Ich habe mir schon immer eine kleine Schwester gewünscht und es ist doch bestimmt besser, wir gehen ins Kino oder zum Diner als hier in der Kühle zu sitzen ...", Cedrik sprach freundlich auf sie ihn, auch Thelma merkte, dass von ihm etwas sehr Beruhigendes ausging. "Bitte, Mom, ich fände das sehr arg gut", überwältigt davon, von allen Seiten überredet zu werden, konnte sie fast nicht anders, als klein bei geben. Das dachte sie zumindest. Woher sollte sie auch wissen, dass Cedrik sehr wohl Fähigkeiten als Vampir besaß, die ihr jegliche Zweifel nehmen konnten.

Erst als sie letztendlich unter dem Jubelschrei ihrer Tochter zusagte und mit dieser dann in ihrer Wohnung zurück war, kamen die Zweifel zurück. Doch dann war es schon zu spät. Mal ganz abgesehen davon, dass es ihr sicherlich nicht ungünstig kam, wenn Thelma nicht in der Kälte saß, somit nicht krank wurde, wenn sie in einem Diner zu Essen bekam und auch Filme im Kino ansah, die sie andernfalls nie hätte sehen können.
Erst hatte sie noch erwidert, dass sie auch dafür kein Geld hatte, aber dieser junge Mann namens Cedrik hatte ihr versichert, sehr wohl einen gewissen Lebenstandard zu führen, bei und mit diesem es ihm nicht weh tat, für ein Kind ein paar Anehmlichkeiten zu besorgen. Conny mochte es nicht, auf Hilfe angewiesen zu sein. Doch sie war es schon lange, und mittlerweile daran gewöhnt. Sie hatte gelernt, dass man nicht hinterfragte, sondern stillschweigend (an)nahm, bevor die Chance vertan war und man es hinterher bereute.

Es war wohl zu beider Glück, dass Cedrik eine aufrichtige Person ohne böse Hintergedanken war. Vielmehr mit guten, denn er wollte das Mädchen sooft wie möglich von der Situation zuhause, die er sehr wohl durchschaut hatte, fern halten. Wie er auch Wochen später verstand, flüchtete sich Thelma sehr oft in ihre eigene Welt und ging mit Realitäten sehr eigenartig um. Sie versuchte ihre eigenen Lösungen für Probleme zu finden und auf einmal gab es keine Probleme mehr. Cedrik war wohl der einzige, der sie daran hinderte, gänzlich der Realität zu entsagen und das Leben dennoch genießen zu können.
Ein paar Nachforschungen zur Symptomatik ergaben, dass dies nicht zwingend von einem Trauma herrühren musste, sondern ebenso Konsequenzen sein konnten, wenn während der Schwangerschaft Medikamente, Drogen, Alkohol und Nikotin konsumiert worden war.


Kleine Schwester - große Hoffnung

Der junge Vampir war immer enger mit dem Mädchen verbunden. Für sie war er ihr bester Freund, für ihn war sie die nie gehabte kleine Schwester, wie er es auch Conny am ersten Abend vermittelt hatte. Sie unternahmen fast jeden Abend etwas miteinander. Nach einigen Wochen durfte sie sogar in seinem Elternhaus übernachten. Jedoch nicht, bevor Conny selbst dort gewesen war und mit den Eltern Cedriks bekannt gemacht wurde. Sie staunte nicht schlecht über all den Luxus, den die kleine Villa auf irgendeinem Hügel beherbergte. Wie gerne hätte Cedrik ihr davon so viel abgegeben, nur damit es Thelma gut ergehen konnte.

Doch es ging nicht. Seine Eltern hatten lange mit ihm gesprochen. Vor allem über das Thema, der kleinen vaterlosen Familie Geld zu geben, damit sie ein besseres Leben hatten. Er wollte die Einwände nicht verstehen. Er konnte es auch gar nicht. Wie sollte er? Ihm fehlte die nötige Erfahrung in dererlei Dingen und war versucht, seinen Eltern Ignoranz vorzuwerfen.
"Hör zu, Cedrik", sprach darauf sein Vater ruhig auf ihn ein, "gib Conny ein bisschen Geld und schau selbst, was passiert. Ich möchte aber, dass es nicht zu viel wird, weil der Schaden, den Du damit anrichtest, sonst viel zu groß werden würde." - "Was für einen Schaden meinst Du nur immer ...? Sie wird es benutzen für die Kleine, sie wird sich ein paar neue, bessere Möbel leisten können, Kleider, besseres Essen, sie muss nicht mehr anschaffen ..." Der Vater sah ihn nickend an. Er verstand gut, was sein Sohn meinte, war stolz darauf, dass er einen so hilfsbereiten Sohn erzogen hatte, aber begreiflich hätte er es nicht machen können. "Sie wird es anderweitig verwenden."

"Das glaube ich nicht", Cedrik war angesäuert, "Sie braucht diese Medikamente nicht mehr und die Drogen auch nicht, wenn es ihr besser geht. Das hat sie mir versichert. In einem Gespräch, in dem sie nicht wusste, dass ich vorhabe, ihr etwas Geld zu geben." Cedrik war überzeugt und seine Mom, die sich bisher herausgehalten hatte, lehnte sich etwas am Tisch vor. "Probiere es aus, Cedrik. Wenn Du Recht behältst, sind wir die letzten, die Dir nicht helfen, ihnen zu helfen. Aber halte Dich an den Rat Deines Vaters und gib ihr nicht zuviel. Vielleicht 1.000 Dollar für den Anfang und dann sehen wir, was passiert."
"Gar nichts wird passieren ... alles wird gut werden", blieb er hartnäckig bei seiner Meinung. "Probieren wir es aus. Das ist der Deal", lieber hätte er gesehen, dass sein Vater solch einen Deal nicht veranschlagte, aber er nahm den Vorschlag nach ein paar Blicken dann doch an und nickte.
Und er war so überzeugt gewesen, dass er Recht behalten würde.

"Cedrik? ... Cedrik?", Thelma rannte den Weg entlang zum Spielplatz, wo sie sich wieder verabredet hatten. Sie war nun acht, vollkommen außer Atem und wirkte verzweifelt. Als er sie hatte kommen spüren, war er schon aufgesprungen und ihr entgegen gerannt. "Was ist los ...?", fragte er und nahm sie bei den Schultern, dass Thelma ruhiger wurde. "Sie ... sie bewegt sich nicht mehr", schluchzte das Mädchen verzweifelt auf, "sie liegt da auf ihrem Bett und hat die Augen offen, aber sie sieht mich nicht ...", Cedrik dachte nicht lange nach. Er ließ sie los und rannte zum Hausblock, in dem die beiden im 14. Stockwerk lebten. Er rannte in vampirischer Geschwindigkeit die Treppen hinauf. Die Türe stand sperrangelweit offen. Thelma musste sie einfach aus Panik offen stehen gelassen haben.

Schnell fand er zu Conny, die tatsächlich total abwesend auf dem Bett lag. Aber sie lebte. Sie überlebte auch, aber nur, weil Cedrik geistesgegenwärtig den Notruf wählte und der Krankenwagen sehr bald da war. Zwischenzeitlich hatte er sie zum Aufstehen und Gehen gezwungen, hatte ihr geholfen, sich zu übergeben, Thelma auf ihr Zimmer geschickt und sie beruhigt, dass alles wieder gut werden würde. Und es wurde wieder gut.
Die Krankenhausrechnung übernahmen Cedriks Eltern und sie verzichteten darauf, ihm zu sagen, dass sie ihn vorgewarnt hatten, wofür er dankbar war. Thelma holte gerade für Conny einen Tee, als Cedrik sich an ihr Krankenbett setzte und sie ernst ansah.
"Warum, Conny? Ich hab' Dir die Kohle gegeben, damit Du das nicht mehr tun musst, damit Du nicht vergessen musst ..." - "Es war so guter Stoff. Es tut mir so leid, es tut mir wirklich so leid. Ich wollte doch nur noch ein einziges Mal. Einmal richtig guten Stoff und dann nie mehr. Verstehst Du?" - "Du hast fast das ganze Geld dafür ausgegeben." - "Nein, nicht ganz ...", jetzt begann sie sich schon zu widersprechen. Hätte fast gesagt, dass sie davon noch ein paar Schuss gekauft hatte und nicht nur für einen, aber dann hätte sie zugeben müssen, dass es nicht nur für einmal gewesen wäre ... Conny wandte den Blick ab.

"Ich verspreche es, es hört jetzt auf ...", flüsterte sie und starrte gegen die Wand. Cedrik schüttelte den Kopf. "Du weißt, dass das nicht stimmt. Und Du weißt auch, dass Thelma nicht in dieser Umgebung bleiben kann." Blitzschnell und mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn wieder an. "Thelma ist mein Kind. Meins!" - "Sie wird immer Dein Kind sein, aber wenn Du sie liebst, dann lass sie gehen. Sie ist nicht mehr so klein, dass man ihr vormachen kann, Du würdest Theaterstücke einproben, Hefeteig mit Deinen Theaterfreunden klatschen oder das Grunzen von Schweinen mit diesen Männern üben ..." Ihr Blick weitete sie sich. War ihr wirklich nicht bewusst gewesen, dass ihre Tochter so viel mitbekam und das Ganze auch noch Cedrik erzählte? Tränen schossen in ihre Augen.

"Sie kann nicht bleiben ...", wiederholte er noch einmal und sie schluchzte auf, hielt sich die Hand mit der Kanüle des Tropfs vor Mund und Nase, ihr Kopf war ganz rot.
"Mach eine Therapie. Eine Entgiftung. Thelma bleibt so lange bei meinen Eltern und mir. Nichts wird ihr passieren. Und wenn Du raus kommst und clean bleibst, suchen wir Dir einen guten Job und eine größere Wohnung in einem besseren Viertel, damit Thelma wieder zu Dir ziehen kann. Ist das ein Deal?" Die Worte seines Vaters waren auf ihn übergegangen.

"Ich kann mir keinen Entzug leisten ...", wollte sie erklären und Cedrik schüttelte den Kopf. Die letzten beiden Tage, seit sie hier in der Klinik war, hatte er viele Gespräche mit seinem Vater geführt und er hatte viel im Internet recherchiert, hatte sogar eine Drogenberatungsstelle angerufen.
"Der kostet nichts, der wird finanziert. Das sind kostenlose Programme." "Aber die Miete ... meine Wohnung ..." - "Wir werden sie kündigen und alles in unsere Garage schaffen. Wenn Du zurück kommst, finden wir eine neue. Versprochen!" Sie wollte nicht, man sah es ihr an. Sie war nicht bereit für einen Entzug. "Conny, tu es Deiner Tochter zuliebe ... sonst verlierst Du sie!" Das zog. Vor allem deshalb, weil in diesem Moment Thelma rein kam. Ein Blick auf sie genügte, dass Conny Cedrik stumm zunickte.

Sie versuchte es wirklich. Einen Tag lang. Dann wurde sie entlassen und war nach dem nächsten Schuss zu nichts mehr bereit. Sie hatte sich etwas gebunkert, das Cedrik in der Wohnung nicht hatte finden können und sie erklärte, dass Thelma bei Cedrik wohnen solle, sie würde es irgendwie hinkriegen, allein. Nicht in einer Klinik.
Es dauerte, bis Thelma begriff, dass ihre Mutter durch die Dorgen genau das nicht schaffen würde. Sie begriff auch, dass ihre Mama krank war und als Cedrik sie zwangseinweisen ließ, verfluchte Conny ihn so laut, dass Thelma sich die Ohren zuhielt und Tage danach erst wieder fähig war, mit ihm über sie zu sprechen.

Als Conny nach einem halben Jahr wieder aus der Klinik kam, in der sie sie regelmäßig besucht hatten, schien alles wunderbar. Sie war froh, sah viel besser aus, wirkte gesund und auch gefestigt. Cedrik machte sein Versprechen war, hatte eine kleine Wohnung gefunden, die für die ersten drei Monaten von seinen Eltern finanziert wurde, und sogar einige Jobangebote als Kellnerin, bei denen sich Conny vorstellte. Tatsächlich bekam sie schon nach dem zweiten Gespräch eine Stelle und fing schon die Woche darauf an zu arbeiten.
Thelma blieb weiterhin bei Cedrik wohnen. Seine Eltern und auch er wollten sicher gehen, dass Conny zurecht kam. Conny war einverstanden.

Mehrere Monate später kam das Gespräch auf, dass Thelma doch nun wieder zu ihr ziehen könnte und alle Beteiligten freuten sich auf diesen Abend, als Cedrik sie mit ihrer Tasche in Connys neuer Wohnung abliefern wollte. Als Conny öffnete war sie dicht. Dicht von Alkohol, von Crack. "Ist nichts Hartes mehr", lachte sie und wollte Thelma in die Arme schließen, wankte und fiel zu Boden, "huch, da bin ich gestolpert ...", Thelma wich zurück und Cedrik bedachte Conny mit einem Blick, der niemals hätte in Worte gefasst hätte können, wie enttäuscht er von ihr war. Es war ein einziges großes "Warum? Warum hast Du das getan ...?"
Wortlos nahm er Thelma an der Hand und sie ließ sich ebenso still mit sich ziehen. Von da an lebte Thelma fest bei Cedrik. Sie besuchten Conny, aber nur, wenn Cedrik sicher war, dass sie nichts genommen hatte. Sie wollte zu den Beratungsstellen gehen, wieder in die Klinik, wollte, wollte, wollte ... nichts davon setzte sie um, auch wenn Cedrik ihr anbot, sie zu bringen. Es kam immer etwas dazwischen. Meist die Ausrede, sie müsse arbeiten. Doch den Job hatte sie längst wieder verloren. Ihren "alten" wieder angenommen, die Wohnung musste sie bald kündigen und fand dann etwas in einer Absteige, die noch viel schlimmer war, als die erste.

Irgendwann sah auch Cedrik ein, dass es keine Hoffnung mehr gab und dass man niemandem helfen konnte, der sich nicht helfen lassen wollte. Thelma verstand das Ganze diesmal erstaunlich schnell. Vielleicht war es der schleppende Prozess, der sie daran gewöhnt hatte, nicht mehr bei ihrer Mutter leben zu können. Vielleicht auch, weil sie merkte, dass es ihr besser ging - da, wo sie jetzt war.
Die Besuche bei Conny wurden seltener, aber auch, weil sie sie irgendwann von sich aus absagte. Lediglich zu Geburts- und Feiertagen sahen sie sich noch. Und vor Gericht, als Cedriks Eltern das Sorgerecht für Thelma zugesprochen bekamen. "Jetzt bist Du wirklich mein großer Bruder", hatte sie lächelnd gesagt und war ihm um den Hals gefallen.


Selbstverständlichkeit

Wenn man es genau nahm, wusste Thelma-Louise es schon von Beginn an. Sie wusste, dass etwas anders war, sie wusste, dass Cedrik nicht war, wie andere waren, die sie kannte. Sie hatte es gesehen. Sie war ein Kind und Kinder sahen gut. Sie sahen mehr als Erwachsene, weil sie ihre Unbedarftheit und ihre Unvoreingenommenheit in der Zeit ihrer Kindheit reinhalten konnten.
Das veränderte sich im Alter. Je mehr ein Kind bewusst dachte, desto mehr verflüchtigten sich diese Instinkte und Erkenntnisse, wandten sich den Geschichten und Legenden zu, die sie von Eltern, Freunden oder in der Schule kennenlernten. Das Fernsehen und Bücher spielten hier keine unbedeutende Rolle.

Bei Thelma war das etwas anders. Sie erkannte, sie wusste und sie blieb bei ihrer Überzeugung. Vielleicht lag es daran, dass sie niemals richtig erwachsen wurde, in ihrer kleinen Welt lebte, die Dinge mit anderen Augen sah. Vielleicht hätte man sich darum Gedanken machen können, doch sowohl Cedrik als auch dessen Eltern, die nun ja auch ihre Eltern waren, waren überzeugt, dass es gut war, solange es Thelma damit gut ging - so zu sein, wie sie war, nicht das Vampirthema betreffend.
Doch aus dem Verantwortungsgefühl heraus waren sie dennoch bei verschiedenen Ärzten, Psychologen, Psychiatern, Psychoanalytikern und Therapeuten gewesen. Alle aber erklärten etwas anderes. Der eine wollte sie unter Medikamente setzen, sie in einer Klinik beobachten, der nächste glaubte, es würde sich "verwachsen", einer von ihnen hatte kein Interesse, sah nicht einmal richtig hin, hörte auch nicht zu und ein weiterer erzählte davon, dass es ein Kindheitstrauma sei ... Natürlich war es das. Darum waren sie auch bei ihm. Er hob nur die Schultern und war nicht zuständig.

Eine Therapeutin überstand die strenge Prüfung und begann mit Thelma eine Gesprächstherapie und Traumanalyse. Letztendlich aber musste sie nach zwei Jahren festsetzen, dass das Kind - woher auch immer - schlichtweg war wie es war und keinen ernsthaften Schaden aus den traumatischen Erfahrungen gezogen hatte. Vielmehr bestätigte sie die Vermutung, dass schon in der Schwangerschaft chemische Mittel der Grund dafür sein könnten, dass sie nun einmal "anders" war.
Offensichtlich war sie schon mit einer eigenen Welt im Kopf zur Welt gekommen, was die Erfahrungen mit ihrer Mutter nur verstärkt hätte, nicht aber hervorgerufen. Sie konnte Thelma dazu bringen, sich mit der Vergangenheit realitätsnah auseinander zu setzen und die Kleine akzeptierte und respektierte - sowohl das Verfahren, als auch die Entscheidungen ihrer biologischen Mutter als persönliche Entscheidungen, die nichts mit ihr zu tun hatten.

Natürlich hätte sie böse oder enttäuscht sein können, doch das war sie nicht. Die Therapeutin sprach lange mit Cedriks Eltern und erklärte dann, dass man keine Wut heraufbeschwören sollte, wenn es da keine gab. Für manch einen mochte es erlösend sein, wütend zu werden, für Thelma war es keine Lösung.
Für sie war die Welt in Ordnung, wenn man akzeptierte, dass sie jedem auf seine Weise verzieh oder niemandem etwas nachtrug. Es schien überhaupt kein Nachtragen in ihrem Inneren zu geben - niemandem gegenüber. Ein Wesenszug, der möglicherweise schwierig sein könnte, aber natürlich auch ein Segen. Die Familie entschied sich für den Segen und nahm Thelma weiterhin einfach so an, wie sie war.

Und auch als Teenager änderte sich das nur bedingt. Thelma begriff ihre Umwelt, nahm sie wahr und konnte sie reflektieren. Allerdings verarbeitete sie sie einfach anders, als andere Personen es taten.
Sie verstand Problematiken, konnte sich damit realitätsnah auseinandersetzen und sie nachvollziehen. Nur ihre Lösungsansätze für ein Problem waren dann eher unkonventionell. Dennoch führten die meisten zum gleichen Ziel - mal auf längerem, mal auf kürzerem Weg, immer aber auf einem, der nicht gängig oder üblich gewesen wäre.

Manche Lehrer in der Schule rechneten ihr das hoch an, andere konnten nur den Kopf schütteln und nicht erkennen, dass es eine Leistung war, sich gegen den Strom zu stellen und dennoch zum gleichen Ziel zu gelangen. Am besten zu erklären war das in Mathematik, auch wenn Thelma nicht gerade zu den besten Matheschülern zählte: Während ein Lehrer aus der ersten Kategorie den Rechenweg nachvollzog, den der Schüler leistete und diesen honorierte, vor allem, wenn das Ergebnis korrekt war. So wollte ein Lehrer aus zweiter Kategorie genau den Rechenweg sehen, den er den Kindern beibrachte und auch wenn andere Wege zum richtigen Ergebnis führten, das nicht Zufall war, sondern tatsächlich erwiesen, gab er dennoch Punktabzug oder gleich gar kein Punkte.

Engstirnigkeit nannte man das und man konnte bald erkennen, dass das auf allen Ebenen das gleiche war: Sobald die Leute engstirnig waren, war Thelma für sie verrückt oder entrückt oder sogar auch geistig behindert und zurückgeblieben. Das jedoch hätte nicht ein Arzt jemals unterschrieben und auch nicht jene, die man zur ersten Kategorie Mensch hätte zählen können.
Thelmas IQ lag weit über dem Durchschnitt, ihre Wege waren vielleicht nicht immer die kürzesten, aber definitiv durch ihre Komplexität herausragend und sie führten in den meisten Fällen auch zum gleichen Ziel. Und hier ging es nicht einfach um Mathematik, sondern um jegliche Problemstellung, die sie interessierte. Vor allem aber um zwischenmenschliche Beziehungen, die im Wesen aller möglichen Problemfelder komplizierter gar nicht hätten sein können. Ihre soziale Kompetenz war hervorragend, auch ihr EQ.

Und doch war sie nicht beständig. Thelma rutschte immer wieder, manchmal Tagelang in ihre eigene Welt, sprach mit unsichtbaren Freunden oder ihrem Spielzeug, alles schien eine Seele zu haben in dieser Zeit. Sie begriff, was man sagte, aber konnte sich nicht auf ihre Pflichten konzentrieren wie beispielsweise das Hausaufgabenmachen.
Sie konnte und wollte sich einfach nur mit dem beschäftigen, das sie interessierte. Und gerade in diesen Phasen war gar kein Herankommen, um sie zurück auf den "normalen", "richtigen" Weg zu führen. Sie tat, was ihr in den Sinn kam und kümmerte sich nicht um das, was sie hätte möglicherweise tun sollen.

Das sollte sich auch nie ändern. Dem entsprechend prognostizierte ihre Therapeutin auch, dass sie wohl niemals für sich selbst sorgen können würde, weil sie die Arbeit, die sie vielleicht bekam, nicht konsequent, pünktlich und täglich würde ausüben können, wenn ihr ihre Phasen dazwischen kamen. Sie wäre nicht einmal in der Lage anzurufen und ihrem Chef Bescheid zu geben, weil sie daran einfach nicht dachte. Es war weder böswillig, noch mutwillig, es war schlicht und ergreifend einfach nur. Und das ist ein vollständiger Satz.
Für Thelma war die Welt von jeher selbstverständlich, egal wie sie sich zeigte.

Und genau das bezog sich auch auf das Thema des Vampirdaseins. Sie gab es einfach, sie waren da, sie waren selbstverständlich. Es gab kein Wort für sie, aber Thelma wusste, dass sie anders waren als andere.
Erst viel später erfuhr sie, dass man sie Vampire nannte und auch nach und nach, was das bedeutete. Sie nahm es hin. Es war einfach so.
Allerdings begriff sie auch, dass dieses Wissen nicht alle Menschen hatten und dass sie es wahren musste. Aber auch hier gab es keine Diskussion. Auch das war eine Regel, die sie annahm, respektierte, akzeptierte und einhielt. Somit auch hier: Es war einfach so.
Mal abgesehen von allen Schwierigkeiten war sie selbst nicht schwierig. Die Schwierigkeiten kamen von der Umwelt, nicht von ihr selbst.

Solange sie interessiert war, aufnahmefähig und aufgeweckt, brauchte sich niemand zu sorgen. Lediglich ein Gedanke blieb: wer für sie da war, wenn sie älter wurde und nicht für sich selbst zu sorgen in der Lage sein würde. Doch Cedriks Eltern waren wohlhabend. An finanziellen Mitteln würde es nie fehlen. Allein zu wohnen wäre ihr möglich gewesen und von daher mussten sie sich um diesen Punkt nicht lange ängstigen.



Zerstörung einer scheinbar heilen Welt

Die Jahre verstrichen. Thelma wuchs zu einer jungen Frau heran, die aufgrund ihrer Andersartigkeit nur eine kleine Auswahl an Freunden vorzuweisen hatten. Diese reduzierten sich allerdings noch einmal zusätzlich, weil man sie nicht tagsüber besuchen konnte oder es den Eltern dieser Freunde unheimlich war, dass die Rollläden des Hauses immer verschlossen oder die Eltern nicht da zu sein schienen, auch der große Bruder nicht.

Thelma störte es nicht, sie kannte die Hintergründe, wusste, warum sie es niemandem sagen konnte und Cedrik war ohnehin ihr brüderlicher bester Freund, mit dem sie gerne mehr Zeit verbrachte, als mit allen anderen Personen in ihrem Umfeld.
Lange schon erzählten sie sich gegenseitig, wie es wohl sein würde, wenn sie zusammen auf Reisen gingen und irgendwo in der Welt, wo es ihnen gefiel, eine Wohnung beziehen würden.
Wie sie sie einrichten und ihren Alltag gestalten würden - alle Möglichkeiten standen ihnen offen und für Cedrik war es selbstverständlich, dass er immer für Thelma da sein würde, solange sie ihn benötigte. Er konnte dennoch sein eigenes Leben führen, Freundinnen haben, mit Freunden ausgehen, seiner Musik nachgehen oder Zeit allein verbringen. Mal ganz abgesehen davon, dass er überaus gerne Zeit mit Thelma verbrachte. Sie war für ihn wie verzaubert. Ein Wesen, das so liebenswürdig war, dass er es nicht hätte beschreiben können. Einen Song hatte er für sie geschrieben und ihn "Enchanted Little Sister" genannt.

Thelma hatte gerade die Schule beendet und in Fächern mit intelligenten Lehrern sehr gut abgeschlossen, in Fächern mit engstirnigen eher weniger gut bis schlecht. So konnte sie auf einem hohen Level zwar nur einen durchschnittlichen Abschluss vorweisen, der aber niemand weiter interessierte. Sie alle wussten, dass sie besser war als das, was ihr bescheinigt wurde, und da sich bei ihr nie die Frage nach einem Vollzeitjob stellte, war es ohnehin gleichgültig.

Jetzt konnten sie das Leben auf eine andere Art und Weise zu genießen beginnen. Jetzt konnten sie bald auf Reisen gehen, konnten ihre Träumereien in die Tat umsetzen und waren freier und ungebunden. Die Eltern unterstützten die Wünsche "ihrer" Kinder, lediglich Conny schien betroffen, als sie davon erfuhr. Doch sie begriff sehr schnell, dass sie schlichtweg keine Wahl hatte und ihre nun erwachsene Tochter sicherlich nicht an sich ketten konnte. Ohnehin, weil sie sich kaum sahen und Briefe konnte man schließlich von überall her schicken.

Sie planten ihre Abreise durch die Staaten auf den Ende des Monats und beim letzten Besuch bei Conny, bei dem sie tatsächlich sogar nüchtern war und es ihr einigermaßen gut ging, schenkte sie ihrer Tochter ein Medaillon, das sie selbst einst von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hatte.
Es enthielt keine Photos oder geheime Botschaften, aber viel wichtiger war, dass sie es bis heute nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, es zu verkaufen, auch wenn die finanzielle Not an manchen Tagen in ihrem Leben überaus schlimm gewesen war. Sie hatte es nicht verkauft und das machte es noch viel wertvoller und gefüllter für Thelma. Dafür dankte sie ihr sehr.

Auf einem Flohmarkt fand sie dann alte Photographien von Leuten, die sie nicht kannte, aber ausschnitt und hinein tat. Denn es gehörten alte Photos in ein solches Medaillon, das so viel wert war. Cedrik und Thelma erfanden Geschichten zu diesen Personen und vergnügten sich mit ihrer Phantasie, füllten den Anhänger somit mit einem Leben, das für nichts auf der Welt hätte eingetauscht werden können. Thelma trug das Schmuckstück tags wie nachts.

Auch als sie von der Bibliothek zurückkamen. Der Mond stand hoch über den Häusern und Thelma blätterte in einem der Bücher, das Cedrik und sie über Europa aus dem Ausverkauf des Restbestands der Bücherei günstig erstanden hatten. Sie wollten sich noch einige Notizen über Reiseziele machen und waren nur noch eine Woche von ihrer Abreise entfernt. Sie lachten über lustige Erklärungen und redeten sich die Welt schön, merkten dabei gar nicht, dass sie schon längst zuhause angekommen waren, als Thema aufssah und das Lächeln von ihren Lippen verschwand.
"Cedrik", er lachte gerade noch über einen Witz und hatte auf ein Bild im Buch gedeutet, das sie weiterhin aufgeschlagen auf ihren Händen hielt. "Was?", strahlend sah er sie an. Doch als er ihre sorgenvolle Miene sah, erstarb auch seine Fröhlichkeit und er folgte ihrem Blick zur offenen Türe des Hauses.

Blut war an sie geschmiert, das Schloss war gewaltsam aufgebrochen worden, das Holz an der Kante gesplittert, eines der Fenster zerbrochen ...
"Du wartest hier ...", sagte er schnell und lief hinein. Doch Thelma wollte nicht warten. Wie konnten sie sicher sein, dass es hier draußen sicherer war? Doch vor allem wollte sie ihn nicht allein hineingehen lassen. Wollte wissen, was passiert war, auch wenn es schon fast eindeutig schien.
Sie hatte das Buch fallen gelassen und war hinter ihm her gerannt. Er ließ es geschehen, als sie hinter ihm auftauchte und er die Gürtelschnalle seines Vaters vom Teppich aufhob und weiter entfernt den Ehering seiner Mutter auf dem Boden liegen sah. Asche. Überall war Asche, es roch verbrannt, Blutspritzer waren an den Wänden verteilt. Tränen schossen ihm in die Augen und Thelma wollte nicht begreifen, was sie sah.

"Cedrik ...", flüsterte sie, kniete sich zu ihm und umgriff seinen Arm. "Das waren sie", seine Stimme war ein unheilvoll gepresstes Zischen. Seine Muskeln spannten sich an. "Wer ... was ...", Thelmas Unruhe wuchs und sie wusste, was sie da begreifen musste, wusste, um was es ging, was gemeint war, aber ihr Inneres suchte nach einer anderen Lösung. Suchte nach anderen Erklärungen, um das, was sie hier vorfanden, nicht als Tatsache begreifen zu müssen. Dennoch rannen ihr Tränen über die Wangen und sie ließ sich auf die Knie gleiten und starrte auf die Asche vor sich. Strich mit der Hand darüber ohne sie zu berühren.

"Die Radikalen meist Du, oder?", sagte sie tränenerstickt leise und sein Nicken war kaum sichtbar. Dann kam auf einmal wieder Leben in ihn. Der Schmerz, den er in sich fühlte, war so groß, dass es ihn komplett betäubte, er wankte, stieß an der Wand an, am Bücherregal. Einige Bücher fielen heraus, blieben achtlos liegen.
"Wir müssen hier weg ... wir müssen ... pack Deine Sachen, Thelma, wir müssen weg hier ...", er taumelte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf zu ihren Zimmern, packte alles zusammen, was ihm wichtig erschien, suchte die Kreditkarten seiner Eltern, die Dokumente, Ausweispapiere, Versicherungen für Thelma - alles was nötig war, um nie wieder in dieses Haus zurückzukehren. Er nahm kaum etwas mit, das sich nicht würde leicht ersetzen lassen.

Thelma hingegen konnte nicht aufstehen und seinem Befehl folgen. Als er aus seinem Zimmer kam und in ihres schaute, war sie noch nicht dort. Schnell ließ er die Tasche auf dem Boden zurück und stolperte die Treppe hinunter. Sie saß noch immer da und rührte sich nicht. Summte ein Lied. Das Lied, das er für sie geschrieben hatte. Sie starrte auf die Asche, immer wieder nur Millimeter mit ihrer Hand über dieser. Tränen überall auf ihrem Gesicht. Es brach ihm das Herz.

Wieder rannte er hoch, griff alles aus ihrem Zimmer, was wichtig schien, und packte es in die nächste Tasche, die er aus ihrem Schrank fischen konnte. Was IHR wichtig schien. Er versuchte es mit ihren Augen zu sehen, versuchte das Wichtige an sich und das Wichtige für sie zu finden und mitzunehmen.
Auch hier würde es etliche Dinge geben, die sie einfach ersetzen konnten, ersetzen mussten ... er packte rasch, legte nichts zusammen, griff wahllos in Schubladen, durchwühlte den Schrank, schaute unters Bett und die Matratze. Thelma hatte überall Heiligtümer versteckt. Überall war etwas von Wert und nichts in ihrem Zimmer war dort ohne Sinn.

Und er konnte sie noch so gut kennen, er war einfach nicht fähig, zu entscheiden, was für sie wichtig war. Verzweifelt setzte er sich auf ihr Bett, fuhr sich durchs Haar, suchte mit seinem Blick die Ecken ab, die Wände, wankte vor und zurück und die Tränen brachen aus ihm heraus, er schluchzte auf, ihm war nach Schreien ...
Da fühlte er ihre Hand an seiner Wange und sah auf. Sie sah ihn einfach nur an und lächelte mit eigenen Tränen im Gesicht. Er zog sie in seine Arme und gefühlte Stunden verharrten sie so und er weinte, während sie seinen Kopf streichelte und die Augen schloss, dieses Lied summte und über seinen Rücken strich.

Irgendwann beruhigte sich sein Beben, sanft wiegte sie vor und zurück, dann löste sie sich von ihm und begann die Tasche, die er nahezu wahllos gepackt hatte, umzusortieren. Dinge, die er als überaus wichtig erachtet hatte, räumte sie heraus. Andere, bei denen er unsicher gewesen war, räumte sie ein. Sie legte die Shirts zusammen, suchte eine Stofftasche und packte absolut alle Socken, die sie besaß, hinein. Etwas, das sie ersetzen konnten. Er begriff es einfach nicht.
"Wir können sie neu kaufen ...", sagte er langsam, nicht wissend, ob er überhaupt etwas sagen sollte, aber wieder realisierend, dass sie nicht ewig Zeit hatten. Was, wenn sie zurückkamen?

"Ich brauche sie. Ich brauche lustige Strümpfe, damit ich keine Angst habe ...", erklärte sie unbeeindruckt und packte weitere in die Tasche. Dann bückte sie sich auf den Boden, schob den Teppich zur Seite und löste ein Dielenbrett heraus. Kleine Schätze waren dort versteckt. Ein winziger Kreisel, den er ihr einmal geschenkt hatte, ihr Weisheitszahn, getrocknete Blüten und Blätter, eine Kastanie, die er als jene wiedererkannte, die er mit Streichhölzern zu einem Tier umgebastelt hatte und ihr geschenkt als sie neun oder zehn war. Das war vor über sieben Jahren gewesen und sie hatte es bis heute aufgehoben.

Mit einem Mal spürte er den Schmerz zurückkommen, den dieser Anblick in ihm auslöste. Alles hier in diesem Zimmer war wertvoll. Jede Kleinigkeit, jeder Stein, jede Muschel, jedes Sandkorn vom Strand, jeder aufgehobene Einkaufszettel, auf dem lustige Fehler standen, jedes Poster, das genau ausgewählt war, das Kaugummipapierchen, aus dem er ein Schiff gebastelt und ihr spaßeshalber geschenkt hatte. Er konnte es immer wieder tun, aber es war wichtig, dass es DAS war. Es war wichtig für sie, weil die Situation, in der sie es bekam, vergangen war und unwiederbringlich.

Tränen rannen ihm wieder über die Wangen, er konnte nichts sagen, erstickt war nur seine Stimme, als er es versuchte und wieder abbrach. Doch sie verstand ihn auch so. "Ich brauche nicht alles, Ced, ich nehme nur, was man niemals wieder bekommt. Okay?", sie hielt ihre warme Hand an seine nasse, kühle Wange und er küsste ihre Handinnenfläche und nickte.

Er wusste, sie fühlte nicht weniger Schmerz über den Verlust, den er erst noch begreifen musste, aber sie würde ihm helfen können, damit umzugehen. "Du musst überlegen, wohin wir gehen, Ced. Es wird in ein paar Stunden hell ...", gab sie ihm dann eine Aufgabe, einen Sinn und Zweck in seiner Warterei. Etwas, woran er nicht gedacht hatte. Irritiert nickte er wieder. "Ja ... ja, das mache ich ...", dankbar stand er auf und suchte im Arbeitszimmer nach Telefonbuch und Telefon.
Er wollte nicht hinunter gehen, wollte nicht an der Asche seiner Eltern vorbei, wollte nicht daran denken ... er buchte ein Zimmer für eine Nacht in einem günstigen Hotel am Flughafen und bestellte ein Taxi zwei Häuser weiter. Dann fiel ihm der Laptop seines Vaters ein. So viele Daten und Informationen waren darin gespeichert. Er musste den Safe öffnen, brauchte Dokumente, die wichtig waren. Dokumente, die sie wahrscheinlich umgebracht hatten.

Schnell rannte er die Stufen hinunter, achtete nicht aufs Wohnzimmer - wollte es nicht - ging in das Arbeitszimmer seines Vaters, das unter seinem im Erdgeschoss lag. Alles war durchwühlt und durchsucht worden, das Notebook war nicht mehr da. Den Safe aber hatten sie nicht gefunden, der sich hinter dem Schrank befand.
Er schob ihn beiseite, öffnete ihn.
Einige Dokumente, aber auch Disketten und mehrere USB-Sticks befanden sich darin. Die Backups des Rechners. Er räumte alles in die Aktentasche seines Vaters, die am Tischbein lehnte. Auch hier durchsuchte er die die Reste von dem, die noch nicht durchsucht waren, sammelte Photos auf und packte sie ein, nahm ein Adressbuch und den Terminkalender an sich, ...

"Ich habe ein Taxi vorbeifahren sehen. Ist das für uns?", fragte Thelma in sein Gewühle hinein. Etwas gehetzt sah er auf. "Ja ... kannst Du ...?", sie nickte und nahm alle Sachen, die sie tragen konnte, auch seine Gitarre, an die er überhaupt nicht gedacht hatte, und ging hinaus, um dem Taxifahrer entgegen zu gehen. Der erschrak leicht, weil er geglaubt hatte, dass seine Fahrgäste aus einem anderen Haus kommen würden, doch sie beruhigte ihn schnell mit ihrem unschuldigen Lächeln und erklärte, dass er bitte noch kurz warten solle, ihr Bruder käme gleich nach, er wolle sich bei den Nachbarn verabschieden.
Der Fahrer half ihr die Sachen in den Kofferraum zu laden. Von ihrer Sicht aus konnten sie die aufgebrochene Türe des eigenen Hauses nicht sehen und nur Minuten später hörte man, wie die Türe sich schloss und Cedrik schnellen Schrittes mit den restlichen Taschen und Utensilien auf das Taxi zulief.

Sie stiegen ein und fuhren los. Der Fahrer wunderte sich nicht über ihre verweinten Gesichter. Vielmehr erklärte er, dass Abschiede immer schwierig waren, aber dass Flüge, die früh morgens starteten, unvergleichlich waren, wenn man in den Sonnenaufgang flog. Cedrik und Thelma tauschten nur einen Blick, dann nickte Thelma dem Mann durch den Rückspiegel hinweg lächelnd zu.
Er setzte sie am Flughafen ab und fanden sich schnell im gebuchten Airporthotel ein. Für eine Nacht hatten diese immer ein Zimmer frei. Es gab viele, die spontan dort unterkamen, wenn Flüge ausfielen oder sich um Stunden verspäteten.

Schlafen konnten beide nicht. Wie sollten sie auch. Unterbrochen von Weinanfällen und gelähmtem vor sich hin Starren telefonierte Cedrik mit einigen Leuten, deren Nummern er aus dem Adressbuch seines Vaters hatte. Doch rief er nur an, den er im Zusammenhang und zumindest dem Namen nach kannte. Vor allem den Anwalt seiner Eltern, der über alles Bescheid wissen musste. Ein Vampir und Freund der Familie, der involviert war in den Kampf seiner Eltern als liberale Revolutionäre gegen die Radikalen. Es schien kein Zweifel zu bestehen, dass der Tod der Eltern auf deren Konto ging. Die letzten Wochen seien schon risikoreich gewesen, wie er von dem Anwalt erfuhr.
Man hatte sie gewarnt, aber sein Vater wollte für das Gute einstehen und hatte sich ungewollt enttarnt. Man hatte ihn als zentrale Leitstelle ausfindig gemacht und eliminiert. Es war nicht mehr sicher für Cedrik und Thelma in der Stadt. Sie sollten nach New York gehen und sich dort mit jemandem in Verbindung setzen. Da wurde die Verbindung gekappt. Einfach unterbrochen, als hätte man die Schnur durchgeschnitten, noch bevor der Anwalt ihm den Namen hätte verraten können.

Verzweiflung stieg in ihm hoch und Cedrik glaubte zu wissen, dass die Radikalen die Zugangscodes zum Rechner seines Vaters geknackt hatten und nun alle Stellen ausradierten, die sie dort verzeichnet fanden. Es waren also auch Menschen unter ihnen. Denn tagsüber hätte kein Vampir den Anwalt aufsuchen können, um ihn zu töten. Und Cedrik war sicher, dass sie ihn getötet hatten - oder es jetzt in diesem Augenblick taten.
Immer hatten seine Eltern ihn aus dem Kampf heraushalten wollen.
Sie hatten ihn aufgeklärt mit allem, was wichtig war, aber immer betont, dass er zwar auf der Hut sein sollte, sich aber nicht einmischen durfte. Nicht, solange er so jung war, sein Leben noch vor sich hatte. Er sollte es genießen und irgendwie hatte er es beiseite geschoben. Natürlich ernst genommen, doch andererseits war es wie bei anderen Familien auch: Was die Eltern sagten oder taten war gut zu wissen, aber nicht zentral fürs eigene Leben. Jetzt war er mitten drin und er hätte sich gewünscht, besser zugehört zu haben.

Im Weiteren versuchte er andere Freunde seiner Eltern zu erreichen. Nur wenige nahmen ab, bei anderen gab es ständige Besetzzeichen, was er für eindeutig genug hielt. Die wenigen, die er erreichen konnte, konnten sich vorbereiten. Vorbereiten auf einen Übergriff oder aber auch gleichzeitig für ihre eigene Flucht, sobald es Abend wurde. Er konnte nur hoffen, dass sie es schafften. Viele waren es nicht. Sie würden wohl ihrerseits weitere Leute anrufen und auch weitere Leute nicht erreichen ... er wollte nicht mehr darüber nachdenken.
Als der Abend endlich hereinbrach, checkten sie aus und gingen zum Flughafen. Thelma hatte am Mittag Last-Minutes-Tickets nach New York abgeholt, die Cedrik telefonisch bestellt hatte, und so konnten sie direkt nach der Gepäckabfertigung zum Gate und in den ersten abendlichen Flieger zum Big Apple steigen.

Fünfeinhalb Stunden waren sie unterwegs. Als sie in einem Hotel abstiegen war es Mitten in der Nacht. Sie waren auf der Flucht und das wurde nun beiden auf ihre eigene Art bewusst.
Die nächsten Tage und Nächte verbrachten sie damit, die Unterlagen zu sortieren und Namen in New York herauszufinden. In der Hoffnung, der Name, der ihnen weiterhelfen konnte, wäre dabei. Nebenbei versuchten sie eine Wohnung zu finden, denn es war zu gefährlich im Hotel zu bleiben, an einem so öffentlichen Ort, wo so viele Personen ein und aus gingen.

Zumindest die Wohnung stellte sich als weniger großes Problem heraus. Die finanziellen Mittel waren vorhanden, dass sie sie mehrere Monate im Voraus bezahlen und gleich einziehen konnten. Sie war hübsch. Nicht das, was sie sich früher ausgemalt hatten, aber definitiv hübsch, in einer eher sichereren Gegend in Manhatten. Ein Altbau mit hohen blaulackierten Fenstern, auch hinaus zu einem Hinterhof mit Dachterrasse und einigen Details, an denen sich vor allem Thelma erfreuen konnte.
Sie richteten sich notdürftig ein, sodass sie gerade mal das hatten, was sie wirklich benötigten. Für alles andere mussten sie später sorgen. Cedrik versuchte währenddessen den Anwalt in San Francisco wieder zu erreichen - aus der reinen Hoffnung heraus, sich getäuscht zu haben. Doch einige Tage später hörte man nur von Band, dass der Anschluss nicht vergeben sei.

Mit der Vollmacht seiner Eltern, die diese ihm zur Sicherheit schon vor Monaten, als die Gefahren zu beginnen schienen, ausgestellt hatten, hatte er volle Verfügungsgewalt über das Vermögen und konnte Thelma eine eigene Kreditkarte bestellen. Sie hätte schon viel eher eine haben können, doch sie hatte sie nie gebraucht und so wurde dieses Vorhaben immer wieder aufgeschoben.
Jetzt war es notwendig, denn Cedrik musste sicher gehen, dass sie auch allein zurecht kam, falls irgendetwas passierte - auch wenn er das ihr gegenüber nie so deutlich aussprach.

Auch wenn es schwer fiel, rief er dann irgendwann bei irgendeinem Anwalt in Frisco an, um das Haus zu verkaufen. Er hatte, bevor er es verlassen hatte, das Wichtigste in Ordnung gebracht, das Blut von der Türe gewischt und die Möbel wieder aufgestellt.
Natürlich würde der Notar sich wundern, warum die Türe zerborsten und das Haus nicht ausgeräumt war, aber darüber konnte er sich keine Gedanken machen. Er erfand irgendwelche Geschichten von Ehestreit und Auszug, von Rosenkrieg und Malediven, sodass dieser ihm all das abnahm. Cedrik aber tat es im Herzen weh, seine Eltern derart zu verleumden.
Er ließ sich noch einige Dinge, die er nicht hatte mitnehmen können, an eine Speditionsadresse in New York schicken, von wo er das alles abholen wollte. Seine Wohnadresse gab er nicht bekannt.

Es war wohl auch das "Glück" Thelmas, dass er das so einrichtete, denn als er bei der Spedition ankam, warteten sie schon auf ihn. Er kam nicht zurück und sie wartete ... wurde nervöser, wartete und wusste, dass etwas passiert war, als er nach der zweiten Nacht immer noch nicht zuhause war.
Er hatte vorgesorgt und fast kam es ihr vor, als hätte er es geplant - doch sie wusste es besser. Wenn er eines Nachts nicht mehr wieder käme, müsse sie den Umschlag öffnen, den er seit ihrem Einzug in einen der Küchenschränke gelegt hatte. Es war an der Zeit ...

In ihm befanden sich zwei Kreditkarten, die Vollmacht für alle Angelegenheiten, ihre Geburtsurkunde und ihr Pass sowie ein Brief, in dem er ihr schrieb, dass er möglicherweise entführt worden war - den Tod schloss er aus, was sie im ersten Moment nicht verstand, sie aber überaus erleichterte.
Cedrik hatte vorgesorgt, hatte vor allem viel Wortwahl seines Vaters in einem Brief kopiert, den dieser für seinen Sohn geschrieben hatte - für eben genau diesen Fall. Nur hatte Cedrik im Gegensatz zu Thelma seinen Brief unter allen anderen Unterlagen per Zufall gefunden.

In diesem Moment wurde ihr klar, wie wichtig es immer zwischen ihnen gewesen war, sich zu sagen, wie sehr man sich lieb hatte, bevor man aus dem Haus ging. Niemals im Streit trennen, niemals ohne ein Hab-Dich-Lieb in unterschiedliche Richtungen gehen. Für dieses Ritual war sie dankbar, denn die Vorstellung, sie hätten sich möglicherweise gestritten, was selten vorkam, aber sicherlich auch schon vorgekommen war, hätte sie innerlich zerfressen.

Doch was sollte sie jetzt tun?


Der Weg ist das Ziel

Thelma durchforstete nun selbst noch einmal alle Unterlagen, doch viele ergaben für sie keinen Sinn. Zwar hatte Cedrik ihr einiges erklären können, doch mit all dem aufgewachsen war sie nicht, so wie er. Sie hatte nicht die nötigen Hintergründe, all das zu verstehen und auch nicht das Wissen darum, was man organisatiorisch tun konnte oder auch nicht.

Aber eines fand sie. Den Brief seines Vaters an Cedrik, der ähnlich geschrieben war wie jener, den sie von Cedrik selbst "hinterlassen" bekommen hatte. Mit einem Unterschied.
In diesem Brief erklärte Cedriks Vater und gleichwohl auch ihr eigener Adoptivvater, nicht nur, dass er Acht auf Thelma geben sollte, soweit es ihm möglich war. Sondern noch etwas ganz anderes:
  • [...] Sie sind hinter Dir her, weil Deine Fähigkeiten etwas besonderes sind. Du weißt darum. Du weißt, dass sowohl Deine familiäre Fähigkeit wie auch jene, die zu den sogenannten Abarten zählt, nicht gängig sind.
    Wir haben herausgefunden, dass die Radikalen diese Fähigkeiten suchen. Dass sie gezielt Vampire in Gefangenschaft nehmen, um sich ihre Fähigkeiten auf die eine oder andere Weise aneignen zu können. Wir wissen nicht, wie sie das tun wollen. Vielleicht wollen sie Nachkommen zeugen, vielleicht Hybriden, vielleicht wollen sie diese Vampire manipulieren, dass sie für ihre Sache einstehen ... vielleicht sind es Dinge, auf die wir nicht kommen, weil sie uns unbekannt sind.

    Sicher ist nur, dass sie es tun. Ein Informant, der mittlerweile nicht mehr unter uns weilt, weil er aufflog, hat uns darüber berichtet. Doch er starb, bevor wir weitere Details von ihm erfahren konnten. Der Kampf ist ausgebrochen. Wir wurden entdeckt und wir werden gejagt. Wir wissen, dass sie von Dir wissen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Schon längst hätten wir wegziehen müssen, doch wir waren noch nicht so weit. Die Pläne standen fest und dann wollten Thelma und Du durch die Welt reisen. Für uns kam diese Gelegenheit überaus praktisch. Wir wollten Dich nicht belasten und Thelma sowieso nicht.

    Wenn Du das hier lesen solltest, dann wird es womöglich nie zu dieser Reise gekommen sein. Falls doch, findest Du noch ein weiteres Schreiben diesem angehörig.
    Achte Dich vor ihnen, fahre fort, gehe weg von Zuhause, bleib nicht dort, wo Du bist. Die Gefahr ist zu groß, dass sie Dich aufspüren würden. Sie werden versuchen auf ihre Weise Deine Fähigkeiten auszubeuten. Wir konnten eine Psychiatrie (The Abraham Brill House) in New York City ausmachen. Dort werden diese Vampire hingebracht. Dort und nach Moskau, wenn sie von woanders kommen. Die Moskauer Psychiatrie konnten wir noch nicht lokalisieren. Sie haben unsere Leute abgehängt und ... Schlimmeres.

    Achte darauf, dass Du, wo auch immer es Euch hinverschlägt, Deine Fähigkeiten keinem anderen Vampir Preis gibst. Bestenfalls auch nicht jenen, von denen Du Loyalität annimmst, solange Du nicht 100% sicher sein kannst, dass sie es auch sind.
    Wir wollten niemals, glaube uns das, wir wollten niemals, dass Du in diese Sache hineingezogen wirst und wir wollen auch jetzt nicht, dass sie Dich betrifft. Aber wenn Du dieses Schreiben liest, sind wir womöglich nicht mehr am Leben. Genau zu diesem Zeitpunkt steckst Du mittendrin und musst versuchen zu überleben.

    Doch egal was ist, vergiss eines niemals: Ich liebe Dich, mein Sohn. Wir beide lieben Dich. Ebensosehr, wie wir Thelma lieben, die Du uns ins Haus brachtest und sie uns mit ihrer ganzen Art verzauberte. Uns alle. Passt auf Euch auf!

    Dein Euch liebender Vater.
Thelma las diese Zeilen viele Male. Immer und immer wieder. Sie wusste um die Fähigkeiten Cedriks. Sie wusste, dass sie etwas besonderes waren. Auch hatte er ihr von den liebenden Worten des Vaters erzählt. Aber nicht, dass er nun wusste, dass er gejagt wurde. Dass diese schlechten Vampire von ihm wussten und ihn wollten, weil er etwas beherrschte, das sie nicht beherrschten.
Es waren wichtige Informationen. Es machte schlüssig, warum er überzeugt war, dass er nicht tot, sondern entführt worden war, wenn er nicht zurückkam. Aber sie glaubte auch zu wissen, warum Cedrik ihr nicht davon erzählt hatte. Er wollte sie nicht beunruhigen. Das hatte er noch nie gewollt. Er war nun einmal wie ein echter großer Bruder, der besorgt war um seine kleine Schwester. Thelma streichelte über die letzten Zeilen des Briefes hinweg und lächelte sanft.

Sie wusste aber auch, dass er ihr nicht alles von diesem Brief erzählt hatte, weil er geahnt hatte, dass sie ihn suchen würde. Dann konnte er nicht auf sie Acht geben, wie der Vater es wünschte. Wie sollte er auch? In Cedriks Brief stand nur, dass sie auf sich aufpassen sollte, dass er versuchen würde, zurückzukommen ... Er wollte es allein durchstehen.
Doch eines war sicher: Eine Familie war dafür da, dass man nichts allein durchstehen musste. Und sie würde garantiert nicht hier sitzen, nichts tun und warten bis er wieder da war. Wenn er denn je wieder kam. Jeder Augenblick war ein Augenblick zu viel. Wer wusste schon, was sie mit ihm anstellten? Sie hatte Filme gesehen ... in ihnen wurde deutlich gezeigt, zu was Menschen in der Lage waren. Warum sollten Vampire hier besser sein?

Sie musste ihn finden. Thelma war überzeugt davon, dass er sich in dieser Psychiatrie aufhielt, fand heraus, wo sich diese befand und las alles, was sie über sie an Information finden konnte. Aber eines war ganz sicher: Sie brauchte noch mehr Informationen. Sie brauchte einen Verbündeten oder einen Informanten, wie der Vater von seinem geschrieben hatte. Jemand, der besser recherchieren konnte als sie. Vielleicht auch jemand, der wusste, wo sie war, wenn sie sich in dieser Psychiatrie anmeldete.
Dass sie das tun würde, war für sie die einzige Möglichkeit, ihn zu finden. Sie brauchte aber jemanden "hier draußen", der sie raus holen konnte, wenn sie es allein nicht schaffte.

Viele Leute glaubten, sie sei verrückt, weil sie einfach unkonventionell war. Die Dinge anders sah, als andere. Auch das war ihr bewusst, wenngleich sie es auch nicht immer verstand.
Sie erinnerte sich auch an die Aussagen der Therapeuten von früher, die es nicht für nötig gehalten hatten, sie hinaus zu schicken, um mit den Eltern allein über ihre Situation zu sprechen. Auch ging es ja schließlich um sie und die Eltern dachten, es sei nur richtig, wenn man erfuhr, was andere von einem hielten. Dort waren einige mit Andeutungen gewesen, aber einer hatte ausgesprochen, dass man sie einweisen lassen sollte. Es war nur logisch, dass Thelma das als die einzig kluge Lösung empfand, die sie auch selbst umsetzen konnte.

Jetzt brauchte sie also nur noch eine Hilfe. Denn das war von Cedrik nicht gut gedacht gewesen. Wenn man dem anderen nicht sagte, um was es ging, konnte der auch nicht helfen und man verschwand, ohne, dass irgendwer auch nur eine Ahnung hatte, wohin.
Man musste jemanden haben, der Bescheid wusste, sonst gab es keine Lösung für das eigene Problem, außer den Zufall.
Doch an wen sollte sie sich wenden?

Der einzige Weg, den sie für sich sah, war, einen Detektiv zu finden, der für sie arbeitete. Es musste aber ein Detektiv sein, der von Vampiren wusste und ob sie diese Kombination je finden würde, war fraglich. Thelma aber hatte ihre eigene Logik und ihre eigenen Gedanken und Hoffnungen. Sie ließ sich nicht von einer Frage aufhalten, die sich damit beschäftigte, ob so jemanden überhaupt gab. Vielmehr beschäftigte sie sich damit, wie sie herausfinden konnte, welcher Detektiv Ahnung hatte und welcher nicht.
Bestenfalls kam sie mit Vampiren in Kontakt und informierte sich bei ihnen. Doch in New York kannte sie keine Vampire, sie kannte niemanden. Sie wusste auch, dass es gefährlich für Menschen wie sie sein konnte, einfach nach Vampiren zu suchen. Für sie waren alle gleich, aber sie wusste, dass das bei anderen nicht auch ebenso sein musste. Im Gegenteil.

So ging sie das Branchentelefonbuch durch und schrieb sich erst einmal alle Detektiv-Namen nach einem eigenen System heraus: Jeder Name musste ihr sympathisch sein, sie wollte einen Mann zum Detektiv, weil sie überzeugt war, dass ein Mann sich besser gegen einen Vampir wehren konnte als eine Frau. Sie traute den Frauen zwar ähnliche Qualitäten zu, wollte diese aber nicht in Gefahr bringen. Es gab aber auch nicht all zu viele Frauen im Branchenbuch zu finden.

Auch fielen alle heraus, die ihren Anfangsbuchstaben mit ihrem Initial abgekürzt hatten und all jene, die nicht allein arbeiteten. Zwei Personen waren immer aufmerksamer als eine. Wenn sie herausfinden wollte, ob die Detektive Vampire kannten, dann war es gefährlicher, Fragen zu stellen, wenn zwei Leute aufpassten, was sie sagte. Sie wollte auf keinen Fall die Schuld tragen, dass sie etwas erfuhren, was sie nicht erfahren durften.

Die Liste verringerte sich so zusehends. Sie strich auch alle Namen von fremdländisch klingenden Personen weg, weil sie keine Fremdsprachen beherrschte. Sie wusste, sie musste sich sehr genau ausdrücken, wenn sie ihre Nachforschungen anging. Alle Männer aus fremden Ländern konnten vielleicht nicht so gut Englisch und würden dann durch Zufall etwas falsch verstehen und darauf kommen, dass es Vampire gab.
Auch das musste verhindert werden. Ansonsten war ihr die ethnische Zugehörigkeit gleichgültig, sie wollte einfach nur sicher gehen, die Vampire nicht zu verraten, weil sie selbst sich nicht gut genug ausdrücken konnte. Alle Eventualitäten streichen, die die Wahrscheinlichkeit für Fehler erhöht hätten.

Nun blieb eine Liste von dreizehn Namen übrig. Eigentlich waren es vierzehn, aber Thelma assoziierte Zahlen und Buchstaben, Worte, Situationen und Personen, aber auch Melodien, mit Farben. Wenn die Farbe nicht angenehm war, die zu einer dieser Komponenten gehörte, musste die Komponente geändert werden. "14" war irgendwie violettrot, mehr rot als violett, aber auch irgendwie verwaschen mit einigen Blauschleiern. Eine eher melancholische Farbe, wie sie fand. Nicht unhübsch, aber dennoch kein positives Gefühl in ihrem Fall.
Die "15" war rot und knallig, manchmal vielleicht auch etwas dunkelrot, konnte aber auch blau sein. Unsicherheiten konnte sie nicht gebrauchen, also nahm sie die "13" - mal ganz abgesehen davon, dass Nr. 15 sowieso aus anderen Gründen durch das Raster gefallen war.
13 - grün und gelb, helle, satte Farben - Farben der Kreativität, inspirierende Farbtöne. Die "13" mochte sie schon immer sehr gerne. Sie hatte die gleiche Farbe wie das große "F" oder "I". Wobei das "F" an manchen Tagen auch hellblau war. Aber darum ging es ja nicht.

Also dreizehn Detektive auf ihrer Liste. Der nächste Schritt war die Aussortierung aller, die keine hübschen Ziffern in ihrer Telefonnummer hatten. Es fielen alle raus, in denen eine acht vorkam, aber auch die Vieren und sechsen. Wobei es eine Nummer gab, die mehrere Sechsen an verschiedenen Stellen hatte. Das ging. Aber ganz so attraktiv wie die Siebener, Dreier und Einser oder auch Fünfer war sie dennoch nicht. Jetzt musste nur noch die Kombination stimmen und die Nummer mit den Sechsen fiel nun endgültig. Zurück blieben fünf Detektive, die sie aufsuchen wollte.
Wobei ... sie bedachte ihre Liste noch einmal und strich zwei weitere weg, weil ihre Straßennamen mit "B" begannen.

Am Besten gefiel ihr der Zusatz "Hamilton Heights Historic District/Sugar Hill in Harlem, Manhattan". Sie mochte vor allem die Alliterationen und auch den "Sugar Hill". Manhattan war ohnehin ein perfektes Wort in seiner Buchstabenkombination - fühlte sich irgendwie nach mittelmattblau an - aber da "Sugar" mit "S" und der Straßenname "Saint Nicholas Avenue" ebenfalls mit "S" begann, Nicholas nicht mit K oder ohne H geschrieben wurde, konnte auch das hübsche Avenue nicht verhindern, dass sie diese Adresse erst als dritte aufsuchen würde.

Gewonnen hatte eine andere ohne "S", ohne "B" und ohne ein "H" an einer Stelle, an der es nicht passte. "S" übrigens konnte schon in Ordnung sein, aber dann musste der Rest und ihre Stimmung passen. Auch "H" war im Zusammehhang wunderbar, nur "B", das ging einfach gar nicht. "B" war irgendwie schweinchenrosa, manchmal gemischt mit Gelbtönen, die das Ensemble irgendwie speckig wirken ließen.
Aber sie hatte ja kein "B" und somit eine Liste, auf der Archibald Klok an dritter Stelle stand, wobei er den tollsten Namen hatte, obwohl in ihm ein "B" vorkam. Alles andere war auch irgendwie mittelmattblau, auch ein bisschen gelb dabei, aber besser als schweinchenrosa in der Kombination mit gelb.

Thelma rief die Nummer an und ließ sich beim ersten einen Termin geben.


Auf der Suche nach Hilfe

So schnell wie sie den Termin bei diesem ersten bekam, so schnell war sie auch mit ihm schon wieder fertig. Dass er offensichtlich keine Aufträge hatte und somit so schnell einen Termin erübrigen konnte, fiel ihr gar nicht mal auf. Viel mehr waren ihr seine Slipper aufgefallen. Schuhe, die sie schon mal gar nicht leiden konnte, aber noch viel schlimmer war, dass er in ihnen keine Socken trug. Nicht, dass sie auf Socken Wert gelegt hätte.
Sie liebte ihre eigenen Strümpfe, aber sie ging auch schon mal barfuß oder trug Schuhe ohne Strümpfe. Das war alles gar kein Problem. Aber keine Socken in Slippern zu tragen war genauso schlimm wie diese Halbsöckchen für sommerliche Turnschuhe. Weder das eine noch das andere war akzeptabel und so verabschiedete sie sich sehr schnell wieder mit den Worten, dass sie nur gekommen sei, um ihm zu sagen, dass sich der Fall erledigt habe.

Der zweite trug Strümpfe in Turnschuhen. Das war verheißungsvoll nach dem sockenlosen Slipperträger. Doch stellte sich alsbald schon heraus, dass dieser Mann offensichtlich keine Ahnung von Vampiren hatte. Thelma hatte sich die zwei Tage, die es dauerte, bis sie zu ihrem Termin in das Büro mit dem staubigen Licht, das durch die Aufhängrollos fiel, kommen konnte, genau überlegt, wie sie es herausfinden wollte.
Durch ihre eigenen Recherchen war sie darauf gestoßen, dass in die Psychiatrie Menschen eingeliefert wurden, die behaupteten, von Vampiren zu wissen. So nahm sie diese Tatsache zum Anlass, genau das anklingen zu lassen.

"Mein Fall liegt etwas kompliziert. Ich müsste etwas ausholen ...", hatte sie begonnen, um zu umgehen, ihm gleich alles erzählen zu müssen. "Vorab möchte ich Sie fragen, ob Sie Kontakt mit Menschen hatten, die behaupten, Vampire gesehen zu haben." Er hatte die Augenbrauen gehoben und sich vorgelehnt. Was das mit dem Fall zu tun hatte konnte er sich offensichtlich noch nicht erklären. Aber er wusste auch noch überhaupt nichts über diesen.
"Menschen, die behaupten, Vampire gesehen zu haben? Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Ist schon eine Weile her. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, werden sie in die Psychiatrie eingeliefert. Und da gehören sie ja auch hin, wenn Sie mich fragen", er lachte trocken, aber irgendein Anzeichen dafür, dass er das nur sagte, um nun seinerseits zu testen, ob sie von Vampiren wusste, gab er nicht. "Wahrscheinlich denken sie, dass sie selbst welche sind ...", jetzt lachte er noch lauter und sollte er wirklich von Vampiren wissen, was sie für unwahrscheinlich hielt, dann war seine Art und Weise mit der Problematik umzugehen, überhaupt nicht dem zuzuordnen, was sie unter einem professionellen Verhalten verstand.

Letztendlich wäre jedem anderen wohl unklar gewesen, ob dieser Mann nun Bescheid wusste oder nicht. Sie aber war von seiner Art abgeschreckt und entschied sich aus diesem Grund dafür, dass er nichts wusste. Egal, ob es nun so war oder nicht, für sie stand das fest, denn sie wollte ohnehin nicht mit ihm zusammenarbeiten.
Sie erhob sich und er hörte auf zu lachen. "Das ist alles, was ich wissen wollte. Vielen Dank. Sie haben meinen Auftrag schon erledigt", lächelte sie dem verduzten Mann entgegen, der überhaupt nichts verstand. "Was bin ich Ihnen schuldig?", hatte sie noch gefragt, doch verwirrt wie er war, hatte er abgewunken und war sich, als sie schon längst das Haus verlassen hatte, irgendwie verarscht vorgekommen.

Der dritte auf der Liste war nun Archibald Klok. Der Mann, der im Viertel der Alliterationen lebte und Geschmack bewies, was sein Haus und die Einrichtung anging. Zumindest empfand sie es so, als sie weitere zwei Tage später bei ihm vorsprechen konnte.
Die Frage an seinen Vorgänger stellte sie nun auch ihm. Archibald Kolk allerdings lachte nicht.
Er beugte sich auch nicht vor, sondern vielmehr in seinen Stuhl zurück und betrachtete Thelma für Sekunden nachdenklich und schweigsam.
"Ja, ich hatte Kontakt mit Personen, die Vampire ... gesehen haben", sagte er dann, "und wie ist es mit Ihnen? Hatten sie Kontakt mit Personen, die Vampire gesehen haben?", fragte er zurück und beugte sich dann doch wieder vor, ganz eindeutig sehr interessiert an ihrer Reaktion und Antwort.

"So ist es", erklärte Thelma. "Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?" - "Zum Thema der Personen, die welche sahen oder zum Thema Vampire?", fragte er direkt heraus und die junge Frau legte den Kopf schräg. "Glauben Sie an Vampire?", fragte sie dann offen zurück und er überlegte kurz. "Wenn ich daran glauben würde", begann er dann weiterhin sehr überlegt, "wäre es für mich zum Vorteil oder Nachteil?"
"Zum Vorteil", sie blieb knapp und fühlte sich wie in einem Schwarz-Weiß-Film, in dem der Detektiv in seinem verrauchten Büro saß, das mit Akten vollgestellt war, etwas düster, und dann diese Schritte einer Frau mit Absatzschuhen, die seine Hilfe benötigte ...
Nun ja, sie selbst hatte weder Absatzschuhe noch Kostüme dieser Ladys, aber dennoch war das Gefühl ein ähnliches, auch wenn es hier nicht sonderlich verraucht stank. Es fühlte sich professionell an. Humphrey Bogarthätte es in seinen Streifen von der Art "Film Noir" nicht besser machen können, ihr Gefühl zu beschreiben.

"Gut, dann sind wir uns einig", sagte er knapp und sie nickte. Dann lächelte sie und begann zu erzählen. Bis auf wenige Zwischenfragen an Stellen, die er besser nachvollziehen wollte, unterbrach er sie nicht und ihr Plan, den sie ihm am Ende ebenso offenlegte, hob seine Augenbrauen. "Sie wissen, wie gefährlich das ist?"
"Nicht gefährlicher als für Cedrik." Dem musste er zustimmen. Die Situation, in der sich ihr Adoptivbruder befand, war in der Tat sehr brisant. "Mir sind die Radikalen ein Begriff", sagte er dann und sie atmete erleichtert durch, "des Weiteren habe ich Kontakt zur liberalen Seite hier in New York."
"Sie haben Kontakt? Wir haben lange gesucht, aber wir wusste einfach nicht ...", Aufregung machte sich in ihr breit, wenn sie daran zurückdachte, wie sie über den Adressen im Notizbuch ihres Vaters grübelten, wem sie daraus vertrauen konnten und wem nicht. Letztendlich hatten sie keinen angerufen, weil sie schlichtweg Angst hatten, dass es die falschen Personen waren.

"In der Tat und ich kann nur von Glück sagen, dass Sie mich gefunden haben. Es wäre nicht auszudenken ...", aber er sprach den Gedanken nicht weiter. Die junge Frau erinnerte ihn an seine Enkelin Ree, die er aus tiefstem Herzen liebte. Sie waren sich überhaupt nicht ähnlich, was ihr Wesen anging, aber sie war ebenso eine junge, hübsche Frau, um die er sich stets sorgte und sich zudem fragte, wie gut es war, dass er sie diesen gefährlichen Job erledigen ließ. Doch ebenso wie Thelma war Ree mit einem ausgesprochenen Dickkopf ausgestattet, der es keinem Außenstehenden erlaubte, sie von ihren Vorhaben abzubringen.

"Ihre Geschichte, Miss Gustavson, erinnert mich an eine andere. Die Schwester des Vampirs, für den ich vornehmlich arbeite, ist ebenfalls verschwunden. Auch sie verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten und wir sind uns sicher, dass sie in die Hände der Radikalen gefallen ist. Psychiatrien sind uns ebenso ein Begriff, doch lokalisieren konnten wir sie bisher nicht. Vielleicht wäre er ein besserer und direkter Ansprechpartner in dieser Sache.
Grundsätzlich können Sie auf meine Unterstützung zählen, doch ich hieße es gut, würden sie sich mit ihm zuvor in Verbindung setzen. Sollte er sich darauf einlassen, was ich stark annehme, dann wird er mir die nötigen Instruktionen geben und Sie gleichzeitig mit mir unterstützen, so gut es geht ..."
Der Plan, sich einzuschleusen, war definitiv eine gefährliche Angelegenheit und wenn Thelma es nicht tat, würde es Ree sofort tun.
Doch seine Enkelin dieser Gefahr auszusetzen wäre er nicht von vornherein bereit gewesen. Mal ganz abgesehen davon, dass Miss Gustavson ihm gegenüber viel eher in dieses Metier zu passen schien, ohne sich großartig verstellen zu müssen.
Das allerdings stellte er nicht negativ fest, sondern mit einem väterlich liebevollen Blick. Sie war anders als andere Personen und womöglich auch selbst nicht gänzlich "normal", aber deswegen nicht weniger liebenswürdig. Im Gegenteil.

Letztendlich einigten sie sich genau auf diesen Vorschlag, denn Thelma wollte diesen Eli kennenlernen, der seine Schwester Eliza vermisste, wie Archibald danach noch erläuterte. Er gab ihr Elis Club-Adresse und Thelma fand auf direktem Weg zu ihm. Am gleichen Abend noch.
Thelma war froh, so schnell so weit gekommen zu sein. Doch die gefährlichste Aufgabe lag noch immer vor ihr. Und ob auch dort der Erfolg sich derart positiv und schnell einstellte, war gänzlich offen. Allerdings war Thelma ein Mensch, der Stück für Stück vorging und sich der Situation anpasste wie sie kam. Das große Ganze als solches zu betrachten lag nicht in ihrer Art.


Der Plan in seiner Ausreifung

Aufgrund der Hinweise von Archibald Klok war die Aussicht auf einen Verbündeten überaus groß und so fuhr sie mit der Subway direkt zu dieser "CasBar" und ließ sich anmelden. Er, dieser Caspar Eli Lear, empfing sie sogar sofort. Fast, als hätte Archibald schon vorab Bescheid gegeben. Sie brauchte nicht lange, um auf den Punkt zu kommen. Sie war sicher, sie konnte diesem lustigen Vampir vertrauen, der kurz davon erzählt hatte, dass auch er Filme liebte, weil sie einen Filmnamen zum Vornamen trug. Es brach sehr schnell das eigentlich überhaupt nicht vorhandene Eis.
Sie erzählte dem Vampir alles, was sie wusste, sparte eher unbewusst aus, was sie ohnehin für unwichtig hielt und erläuterte ihm ihren Plan, von dem sie auch nicht abzubringen war.

Folgender Abschnitt ist Teil aus Elis Lebenslauf, der auch Thelma betrifft.
Thelma und Eli verbrachten einige Nächte damit, Thelmas Plan auszufeilen. Er wurde so auch zu Elis Plan. Sie würde sich einschleusen lassen, Loucille würde sie als ihre Schwester ausgeben und sie einliefern lassen und sie einmal im Monat besuchen. Sie würde behaupten, dass sie ihre Schwester nicht leiden konnte, aber diese Anstandsbesuche sich nun einmal gehörten. So konnten sie Informationen austauschen und würden merken, wenn irgendwann etwas nicht mehr stimmte.

Eli selbst konnte dort nicht auftauchen, und er erklärte Thelma auch, dass es ihm nicht möglich war, weil die Wahrscheinlichkeit bei 99% lag, dass sein Bruder selbst dort involviert war. Ein Prozent wollte er ihn unschuldig sehen, diese kleine, winzig kleine Hoffnung wollte er niemals aufgeben.
Eli gab Thelma ein Bild von Bartholomew. Die Photographie eines Gemäldes, das in seinem Elternhaus hing. Meredith hatte es ihm zugeschickt und er hatte es vervielfältigt. Die Suche war so viel einfacher gewesen, als hätte er ihn nur beschreiben können. Szymon hatte von X ein Phantombild anfertigen lassen, da es von diesem kein Gemälde gab, das man hätte abphotographieren können. Auch dieses gab er Thelma, die sich beides einige Stunden anschauen wollte, um sich die Gesichter einzuprägen.

Eli gab nun noch falsche Papiere bei Archibald in Auftrag, die Thelma-Louise als Verwandte von Loucille ausgaben und fand, dass ihre Namen diese Verwandtschaft schon recht plausibel machten. Die Eltern schienen etwas eigenartig gewesen zu sein, wenn sie ein Mädchen Louise und das andere Loucille nannten, während sie selbst Lewis hießen. Verrücktheit war vererbbar, das wusste er besser als viele anderen (es sei nur beiläufig darauf hingewiesen, dass er Eli, seine Schwester Eliza, sein Vater Eliah und dann alle zusammen auch noch harmonisch Lear hießen). Und wenn Loucille auch ein paar Anwandlungen zeigte, seltsam zu sein, dann rundete das das Bild der irren Familie perfekt ab.

Und tatsächlich wurde sie wohlwollend im "Abraham Brill House", der Psychiatrie auf dem Todt Hill auf Staten Island aufgenommen. Man beruhigte Loucille, als sie sagte, sie käme sich ja so schlecht vor, dass sie ihre Schwester hier abliefern müsse, aber sie wisse nicht mehr weiter und wenn sie ehrlich sei, hätte sie Thelma nie richtig leiden können. Man erklärte sogar, dass es nicht schlimm sei, wenn sie sie nicht besuchen käme, aber Loucille bestand darauf, dass Anstand sich gehöre und sie ihre Pflicht einmal monatlich wahrnehmen würde. Wenn das der Aufnahmeleiterin nicht gespasst hatte, so hatte sie es nicht gezeigt. Ein waghalsiges Unternehmen, von dem bis heute nicht klar war, wie es ausgehen würde ... Thelma befindet sich nämlich noch immer dort. Der dritte Besuch stand kurz vor der Türe und bisher gab es keine Neuigkeiten in die richtige Richtung - aber auch keine in die falsche.


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