[Venedic|N]: Cassidy Parker Boothe

Hier findest Du alle menschlichen Charaktere, die nicht von Vampiren wissen. Erklärung der Abkürzungen: K = Konsortium | S = Syndikat | O = Syndikatsopfer | N = neutral | ? = der Charakter gehört der Gruppe nicht an, hält sich dort aber größtenteils auf.
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Boothe
Mensch
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Registriert: 21.09.2016, 18:14
Posts: 1-2x/Monat
Charname: Cassidy Parker Boothe
Pseudonym: Michael-James Kaufman (aktuell)
Alter: 42
Augen: Blassgrün, leuchtend
Haare: Dunkelblond, kurz
Größe: 1,82 Meter
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Taxifahrer
Fähigkeiten: Willensstark
Gut mit Schusswaffen
Schauspieltalent
Kennt Venedic blind (auch den Untergrund, Geheimes)
Gut mit Kindern
Sonstiges: Im Moment ist Boothe untergetaucht und lebt unter einem Alias, da die sizilianische Mafia Venedics eine Vendetta gegen ihn führt
Hauptchar: Lazarus
Charblatt: viewtopic.php?f=52&p=1286#p1284
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[Venedic|N]: Cassidy Parker Boothe

Beitragvon Boothe » 21.09.2016, 18:44

Charakter von Lazarus

Steckbrief

» Name, Alter, Rasse
» Einstellung
» Herkunft, Beruf/Finanzen
» Aussehen
» Eigenarten
» Bevorzugte Opfer
» Fähigkeiten/Stärken
» Schwächen
» Waffen
» Vorlieben
» Abneigungen
» Charakter
» Ziele
» Sonstiges
» Leben in Phoenix/Venedic


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Name
Bürgerlicher Name: Cassidy Parker Boothe
Rufname: Meistens einfach "Boothe" (das E ist stumm!), familienintern auch "Casey"
Pseudonyme & Decknamen: Michael-James Kaufman; Christopher Church

Menschliches Alter
42 Jahre (geboren am 13. April)

Rassenbedingtes Alter
42

Art/Rasse
Mensch

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Einstellung
Speziell:
Misstrauischer Eigenbrötler mit oft unterdrückter, geselliger Ader

Menschen:
Auch wenn er seit einem tragischen Schicksalsschlag eher misstrauisch und einzelgängerisch geworden ist, oftmals sogar mürrisch, so ist er doch nach wie vor für Smalltalk oder einen Flirt zu haben. Er verfügt über ein gewisses Charisma und einen Charme, der nicht zwanghaft ausschließlich auf Frauen wirkt, die auf seinen Typ Mann stehen. Sein Humor ist recht schwarz oder anderweitig anstößig, doch der ein oder andere könnte ihn durchaus als amüsant empfinden.

Vampire:
Von Vampiren weiß er nicht und er glaubt auch nicht an sie.


Herkunft
Bevor er sich bereitwillig von der U.S.-Armee rekrutieren und im Irak stationieren ließ, wuchs Boothe in einem 500-Seelen-Dörfchen namens Circleville im Bundesstaat Utah auf. Nach dem Krieg zog er im Alter von 23 Jahren gemeinsam mit seiner Freundin Natalie nach Venedic, ihre Heimat, da sie ein Kind von ihm erwartete und sie dieses nicht in einem "Kuhkaff" großziehen wollten.

Beruf/Finanzen
Nachdem die Mafia seine gesamten Ersparnisse geplündert hat, verdingt er sich derzeit als Taxifahrer im größten Unternehmen Venedics.
Er hat allerdings die Aussichten, nach voller Genesung wieder zum V.P.D. zurückzukehren.


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Aussehen - Übersicht
  • Augen:
    Blassgrün; hell aber kräftig; stechend; schmal
  • Haare:
    Dunkelblond; zwischen fünf und acht Zentimeter lang; kräftig und voll; leichte Geheimratsecken
  • Frisur:
    Das dicke, widerspenstige Haar stellt sich am Ansatz dauerhaft auf, indem er sich einfach morgens mit der Hand hindurch fährt.
  • Größe:
    1,82 Meter
  • Figur:
    Durchtrainiert; massiv; imposant; männlich
  • Gesicht:
    Gerade, etwas breitere Nase; durchweg männliche Züge; kantig-markantes Kinn mit leichtem Grübchen; recht volle Lippen, wobei die obere dominiert und ihm eine sehr individuelle Mundpartie verleiht; lange, leicht einfurchende Wangengrübchen; meist unrasiert, mit übellaunigem Ausdruck und misstrauischem Blick
  • Stimme:
    Rau; tief; dunkel; sehr maskulin; dezenter Südstaaten-Akzent
  • Kleidung:
    Jeans; T-Shirts; (Kurzarm-, Polo-)Hemden; Cowboystiefel oder Turnschuhe; breiter Gürtel; ganz selten mal einen Cowboyhut
  • Schmuck:
    Schmucklose Armbanduhr mit schwarzem Lederriehmen, linke Hand; Hundemarken aus dem Irak-Krieg
  • Piercings:
    Keine.
  • Tattoos:
    Logo und Motto der U.S.-Marines auf der rechten Schulter; Pin-Up-Girl auf der linken Schulter
  • Narben:
    Gewehr-Schusswunde am linken Oberschenkel; Revolver-Schusswunde an der Schläfe, vom Haaransatz verdeckt
  • Besonderheiten:
    Wenn er lächelt, wirkt Boothes Gesicht wie ausgewechselt; Seine Wangengrübchen erscheinen einem plötzlich unfassbar freundlich und sympathisch und etliche Lachfältchen bilden sich um seine grünen Augen, die beinahe zu leuchten beginnen.
    Seine breite Brust ist stattlich behaart. Allerdings wirkt dies recht zurückhaltend, da das Brusthaar relativ hell und nicht krauß, sondern eher glatt gewachsen ist.

Aussehen - Beschreibung
Der ehemalige U.S.-Marine ist ein imposantes Kraftpaket. Er ist breit gebaut und durchtrainiert, ohne dabei "aufgepumpt" zu wirken. Eher so, als verlangten die äußeren Umstände von ihm, einen genau solchen Körper zu besitzen. Als wäre er ein steinzeitlicher Jäger, der als einziger seiner Sippschaft in der Lage wäre, sich vor einem Säbelzahntiger-Angriff zu schützen. Durch seine eher unspektakuläre Körpergröße von nur knapp mehr als 1,80 Meter und dem natürlichen Muskelaufbau strahlt er in der Regel noch nicht einmal etwas Bedrohliches aus. Vor allem in seinem ungezwungenen Casual-Look und mit seiner ruhigen Aura.

Ganz gleich, welchen Teil seines Gesichts man auch betrachtet, es ist durch und durch maskulin. Als einzige Ausnahme könnte man seine sehr individuell geformten, ziemlich vollen, nach oben tendierenden Lippen nehmen, doch selbst diese sind alles andere als eindeutig weiblich. Ein ganz sachtes Kinngrübchen prägt den kantig-männlichen Kiefer, im Gegensatz zu den misslaunigen Furchen, die neben seinen Mundwinkeln leicht in seine Wangen einschneiden.

Unter vergleichsweise schmalen Brauen, die sich in ihrer Farbe dem dunkelblonden Haupthaar angleichen, liegen schmale, nicht jedoch kleine, Augen. Die darin befindlichen Iriden sind von verwaschenem Teegrün in einer blassen Farbe. Sein Blick kann unangenehm stechend und einschüchternd intelligent, gleichwohl aber auch attraktiv und geheimnisvoll wirken. Zwischen den kurzen Wimpernkämmen wirken seine Augen immer ein wenig so, als wäre er stets gezwungen ins direkte Sonnenlicht zu sehen. Es verleiht ihm einen Hauch Clint Eastwood, der keinesfalls stört, der ihm eher steht und seinen Typ betont.

Cassidys Haarschopf ist voll, griffig und von Natur aus trocken-strähnig. Er frisiert sich die durchschnittlich etwa sechs oder sieben Zentimeter langen Haare nicht wirklich, sondern fährt sich einfach mit gespreizten Fingern durch das fast schon drahtige Geflecht, sodass es danach noch Stunden lang rebellisch nach oben steht. Dabei hat sein Haar genau die richtige Länge, um weder den Eindruck von Ahnungslosigkeit über die eigene Frisur noch den eines Aufsässigen zu machen. Und selbst, wenn er in einem schicken Restaurant essen müsste, ließe sich seine Frisur prinzipiell problemlos mit einem Anzug und Krawatte kombinieren, ohne gänzlich aus dem Rahmen zu fallen.

Er ist eindeutig ein Blue-Jeans-und-T-Shirt-Typ, was er in der Regel auch vertritt. Seine Jeans sind allesamt oft getragen und ausgewaschen, auf seinen Shirts meistens halb abgeblätterte Schriftzüge, Symbole oder Bilder. Über diese Shirts streift er auch gerne mal ein offenes Kurzarmhemd. Er trägt dazu entweder seine alten Cowboystiefel oder ausgelatschte Turnschuhe und seine dunkelbraune Fliegerjacke aus robustem Leder und mit Schafsfellkragen, wenn es kühler wird. Wenn er gut genug aufgelegt ist für ein bisschen Selbstironie, setzt er sich um der alten Army-Zeiten Willen einen klassischen Cowboyhut auf, der ihm dann aber auch steht und nicht etwa lächerlich macht. Allerdings ist Cassidy nicht sehr oft gut aufgelegt.

An seinem linken Handgelenk trägt er eine einfache Armbanduhr mit rundem, weißen Ziffernblatt ohne Zahlenanzeige und rostfreiem Stahlrand, zusammengehalten durch ein schmales, schwarzes Lederband.
Um seinen Hals hängen seine beiden Erkennungs- oder auch "Hundemarken" aus dem Krieg, in welchem er gekämpft hat. Strukturiert ist die Prägung auf der Marke nach: Name, Vorname und Zweitvornamen-Initial (Boothe, Cassidy P.), Blutgruppe (A2B Positiv), Sozialversicherungsnummer, Abteilung in der U.S.-Armee und religiöse Zugehörigkeit (römisch-katholisch).
Außerdem tendiert Boothe zu breiten, protzigen Gürtelschnallen mit aufwendigen Motiven. Ledergürtel an sich trägt er eigentlich immer.

Von seiner rechten Schulter bis über den Oberarm prangt ein großes Schwarz-Weiß-Tattoo des EGA (Eagle, Globe & Anchor). Das EGA ist das Logo des United States Marine Corps, der Teilstreitkraft und Eliteeinheit der U.S.-Armee, welcher Boothe im Irak-Krieg angehörte. Wie der Name schon sagt, zeigt besagtes Wappen einen Adler, der auf einem Globus sitzt, hinter welchem sich ein Anker in eine 45°-Diagonale neigt. Über dem Kopf des Adlers befindet sich ein Spruchband, welches das Motto der U.S.-Marines, "Semper Fidelis" (lat.: "immer treu") zeigt. Unter dem EGA befindet sich in fetten Großbuchstaben der Schriftzug "U.S.M.C."

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Boothes linker Oberarm wird von einem circa fünfzehn Zentimeter hohen Pin-Up-Tattoo bedeckt. Dieses ist allerdings farbig gestaltet und zeigt Sally Jupiter/Silk Spectre aus dem Watchmen-Franchise in verführerischer Pose. Cassidy ließ es sich seiner Tochter zuliebe stechen, die ein großer Fan des Comics und des verbundenen Franchises ist.

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Eigenarten
Seine Haltung wirkt immer ein wenig, als posierte er als neuer Marlboro-Mann; Steht er still, ist seine linke Schulter immer leicht angezogen, während seine rechte lässig etwas unterhalb hängt. Ein Eindruck der Gelassenheit, der durch seine offene, typisch männliche Beinhaltung und seine leichte Schräglage des Kopfes in Richtung der hängenden Schulter untermalt wird.

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Bevorzugte Opfer
Allen voran die Drahtzieher hinter dem feigen Mord an seiner Frau und seiner ungeborenen Tochter. Aber natürlich auch "das kleine blonde Miststück", die Auftragskillerin, die das blutige Verbrechen durchgeführt und ihn selbst beinahe ins Grab gebracht hat.

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Spezialisierte Begabungen & weitere Stärken
  • Cassidy Boothe ist ein ruhiger, gelassener Typ und nur sehr schwer aus der Ruhe zu bringen. Ihn aus der Reserve zu locken ist kein leichtes Unterfangen und mancheiner hat sich an seiner diamantenen Geduld bereits die Zähne ausgebissen.
  • Er kann mit so ziemlich jeder Waffe umgehen und ist ein kräftig gebauter Mann, versiert im unbewaffneten Nahkampf und mit Hieb- und Stichwaffen aller Art. Außerdem ist er ein sehr guter Fahrer und "könnte" sogar einen Hubschrauber fliegen, wenn es sein müsste.
  • Entgegen jeder Annahme ist der Südstaatler auffallend geschickt im Umgang mit Kindern. Es gelingt ihm dann schnell, ihr Vertrauen zu gewinnen und er spricht sie mit einer höheren, viel weniger bedrohlichen Stimme an.
  • Boothe hat sein starkes Talent zur Schauspielerei entdeckt, seit er damals auf der Highschool in mehreren Theateraufführungen mitgespielt und Freunde, Lehrer und Kritiker begeistert hat. Beruflich kam das jedoch für ihn nie in Frage, schon allein, weil sein Vater es ihm ohnehin verboten hätte. Heute profitiert er davon, dass er seine Pseudonyme überzeugend spielt und nahezu perfekt lügen kann. Es ist ihm ein leichtes, sich als jemand anderer auszugeben und andere mit seinem Geschick mit Worten sohingehend zu manipulieren, dass sie ihm oftmals bereitwillig helfen (z.B. Türen aufsperren lassen, von denen er behauptet, den Schlüssel verloren zu haben. Oder etwa unter dem Vorwand, ein Polizist zu sein, an Informationen heranzukommen, etc.).
  • Durch seine langjährige Polizeiarbeit beim V.P.D., hat er sehr viele Kontakte zu nahezu allen Bereichen und kennt fast jeden, der in und um Venedic irgendetwas zu melden hat. Auch in der "Unterwelt" der Großstadt ist er kein unbeschriebenes Blatt, teils gefürchtet, teils gehasst. Jedenfalls stehen ihm allerlei Türen und mannigfaltige Alternativen offen, in seinem persönlichen Rachefeldzug durch die Straßen der Metropole. Doch sein Bekanntheitsgrad ist auch ab und an ein zweischneidiges Schwert. Viele Ganoven haben noch eine Rechnung mit dem Ex-Cop offen und das größte Problem ist, dass er sich seit seinem folgenschweren Koma nicht an alle erinnern kann.

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Schwächen
  • Vieles hat er durch den Hirnschaden vergessen und manchmal kann er sich Dinge auch nicht gut merken. Obwohl er alles andere als naiv ist, könnte man ihm, stellt man es geschickt an, ziemlich große Lügen im Bezug auf seine Vergangenheit auftischen und ihn damit zumindest verwirren, falls er einem schon nicht glaubt. Vor allem, weil er sich nicht mehr an alle Personen aus seinem bisherigen Leben erinnert, könnte man hier gezielt zuschlagen und ihn vielleicht mit einer gut durchdachten Geschichte glauben machen, man hätte früher einmal mit ihm zu tun gehabt.
  • Wie so ziemlich alle Männer hat Boothe eine Schwäche für schöne Frauen. Auch er ist gegen die Waffen einer Frau nicht gewappnet und würde anhand eines geschickten Verführungsversuchs durchaus in Erwägung ziehen, auf diesen einzugehen.
  • Sollte man vom Tod seiner Frau oder seinem kaputten Verhältnis zu der eigenen Tochter erfahren, könnte man ihn damit sehr leicht aus der Reserve locken, obwohl er ansonsten Nerven wie Drahtseile hat.
  • Was Soziales angeht, hat Boothe oftmals allgemein recht große Anpassungsschwierigkeiten. Im Krieg hat er viel erlebt und seit dem Tod seiner geliebten Frau ist er noch weiter verroht. Meistens fällt es ihm schwer, sich anderen zu öffnen oder sich beim Smalltalk nicht irgendwann anmerken zu lassen, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt.
  • Zu guter Letzt wäre da noch seine Rechtschreibschwäche zu nennen. Er ist nicht einmal schlecht darin, mit Worten umzugehen, drückt sicht meist einigermaßen intelligent und gebildet aus. Doch sobald es an das Schreiben von Berichten, Steuererklärungen oder auch einfachen Notizen geht, bekommt er Probleme. Darüber hinaus hat er eine solche 'Sauklaue', dass man denken könnte, er habe seinen Beruf verfehlt und eigentlich lieber Arzt werden sollen.

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Waffen
Davon einmal abgesehen, dass Boothe ein hochrangiger Marine war und eigentlich mit beinahe jedweder, in der Moderne verwendeter Waffengattung umzugehen weiß (darunter jegliche Art von Handfeuerwaffe sowie allerhand Sprengstoffe, Messer und Faustkampf), sind die Waffen seiner Wahl in erster Linie Pistolen, Revolver, Schrotflinten und Messer. Allen voran befinden sich in seinem Besitz ein Klappmesser und zwei Faustfeuerwaffen, welche er annähernd jederzeit mit sich führt:

Das Messer ist eine einfache Springklinge aus rostfreiem Stahl und löst sich bei Knopfdruck aus dem Griff. Dieses Hieb- und Stichwerkzeug passt unausgeklappt hervorragend in jede herkömmliche Gesäßtasche und ist somit gewissermaßen ständiger Nachbar von Cassidys Brieftasche.

Sein treuer Double-Action-Revolver aus dem Jahre 1955 wurde ihm von seinem Vater zum Abschied geschenkt, als er sich bei der Armee eintrug und schon sein Großvater vor ihm verwendete die Waffe als Polizist in Chicago. Der Smith-&-Wesson-Revolver Modell 29 ist im sehr durchschlagskräftigen Kaliber 44er Magnum gekammert. Die Griffschalen aus edlem Nussholz umfassen einen mehr als einen Kilogramm schweren Stahlrahmen in mattschwarzem Finish.
In der Regel trägt er den S&W Modell 29 in einem dunkelbraunen Lederhalfter an seinem breiten Gürtel auf rechter Seite.

Seine Zweitwaffe oder diejenige, die bei Schüssen auf eine längere Distanz zum Einsatz kommt, ist eine Ceská Zbrojovka der allerersten Generation, von 1975. Die tschechische CZ 75 besteht nahezu ganzheitlich aus kalt geschmiedetem Stahl, was die Halbautomatikpistole zwar sehr kostspielig, dafür aber extremst langlebig, zuverlässig und präzise macht.
Die tschechische Pistole trägt er entweder in einem ledernen Schulterhalfter oder steckt sie sich hinten in den Gürtelbund.

Unter dem klapprigen Kofferraumdeckel seines Autos schlummert außerdem eine Pumpaction-Schrotflinte, für den Fall der Fälle.


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Vorlieben

  • Musik:
    Jazz (vor allem in Richtung Swing und Big Band), aber auch gerne mal typischen 90er-Jahre-Hard-Rock und ältere Rockklassiker sowie Uramerikanisches à la Bruce Springsteen oder Bob Dylan und auch Johnny Cash. Er liebt vor allem Frank Sinatra.
  • Farbe:
    Boothe bevorzugt unaufdringliche Farben, vor allem Erdtöne. Einmal abgesehen von den Blue-Jeans trägt er gerne Oliv, Ocker, Grau- und Brauntöne, dunkles Rot und Blau und sowohl Schwarz als auch Weiß.
  • Ambiente:
    In Bars fühlt er sich ebenso wohl, wie bei einem guten Eishockeyspiel, auch wenn ihn die Menschenmassen bei letzterem stören können. Nichtsdestoweniger fühlt er sich an Orten wohl, die beschäftigt wirken, wie in einem Polizeirevier, beispielsweise.
  • Eigenschaften:
    Intelligenz; Direktheit; Ausgeglichenheit; Gelassenheit; Zielstrebigkeit; dezente Verruchtheit (bei Frauen); Kreativität; Musikalisches Talent
  • Aussehen:
    Cassidy ist 42 Jahre alt und das ist ihm auch sehr wohl bewusst. Ihm gefallen Frauen, die auch wirklich Frauen sind. Mit jemandem weit unter dreißig könnte er kaum etwas anfangen, da er schon von vornherein einfach nicht den Nerv hätte, sich irgendwelcher jugendlicher Probleme anzunehmen. Aber auch was die Attraktivität angeht, ziehen ihn etwa gleichaltrige Frauen viel eher an. Er steht vor allem auf echte Ladies, die sich mit Stil in Schale werfen und einen Hauch von Verruchtheit mit einem leichten, zwanglosen Bardamen-Charme verbinden. Selbstbewusst sollte sie auch sein und weder zu dick noch zu dünn, mit den Rundungen an den richtigen Stellen eben.
  • Geschlecht:
    Hetero
  • Hobbies:
    Bars unsicher machen; Eishockey spielen und ansehen; Hinterkammer-Pokern (vor allem die Texas-Hold-'em-Variante)
  • Allgemeines:
    Selbstgedrehte Zigaretten; Alkohol; üppig belegte Sandwiches; T-Bone-Steaks und fettige "Holzfällergerichte" im Allgemeinen; Kinder

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Abneigungen
  • Musik:
    Elektronisches; Popmusik; Metal; düstere Musik; Hip-Hop; Raggae; Klassik; Operetten & Arien
  • Farbe:
    Grelles, Beißendes und Neonfarben; Eintönigkeit
  • Ambiente:
    Discos und ähnliches; Kaufhäuser; Krankenhäuser
  • Eigenschaften:
    Aufgedrehtheit; Ungeduld & Hektik; übertriebenes Mitteilungsbedürfnis; Nervenschwäche; Laute & quirlige Art; aufgesetzte, gute Laune
  • Geschlecht:
    -
  • Aussehen:
    So lange Boothe sich mit den Leuten, deren Aussehen ihm nicht so ganz in den Kram passen will (vor allem Extreme wie Punks, Hip-Hopper, Tussis, Hippies oder Grufties) nicht beschäftigen muss, stört er sich dank seiner Gelassenheit auch nicht an ihnen.
  • Aktionen:
    Kunstausstellungen & Modeschauen; große Festivals (wobei er einzelne Konzerte mag); Telephongespräche; Berichte schreiben (bei der Polizei)
  • Allgemeines:
    Moderne, windschnittige Autos mit runden, aerodynamischen Formen; Talkshows, Seifenopern & Teleshopping

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Charakter

Kurzbeschreibung:
Intelligent; scharfsinnig; selbstbewusst; gelassen; kontrolliert; einzelgängerisch; um Gerechtigkeit "bemüht"; misstrauisch; trocken im Humor; unkompliziert; jähzornig; ehrlich; flirtet gern und manchmal sehr offensiv; beobachtend

Ausführliche Beschreibung:
Boothe war immer ein sehr offener, geselliger Typ. Irgendwo steckt diese Seite auch noch in ihm, kommt ab und an zum Vorschein, wenn er einfach mal Smalltalk beginnt oder einen lockeren Witz von der Stange bricht. Doch sein Humor ist recht schwarz und so waren auch seine letzten Tage. Seit der Ermordung seiner Frau Natalie ist er ein misstrauischer Eigenbrötler.

Er ist zum Großteil von Rachsucht getrieben und die Aussicht auf Vergeltung scheint oftmals sein einziger Motivator. Dennoch versucht er auch allgemein wieder, sein Leben auf die Reihe zu kriegen und bemüht sich nicht selten, netter und zugänglicher zu werden, vor allem, weil er das Vertrauen und die Zuneigung seiner Tochter Cassandra zurückgewinnen möchte. Dies unterscheidet ihn von jemandem, der nichts zu verlieren hat und sich deshalb keine Gedanken machen müsste, was andere von ihm halten oder ob er jemanden verletzt.

Nichtsdestotrotz ist Boothe durchaus gewaltbereit, wenn es ihn weiterbringt. Er ist ein raubeiniger, kerniger Typ, der spätestens seit seiner College-Eishockey-Zeit durch ein Übermaß an Aggression negativ auffiel. Allerdings bedeutet das nicht zwangsweise, dass er schnell handgreiflich wird. In Wahrheit ist es sogar verdammt schwer, ihn aus der Ruhe zu bringen. Darüber hinaus hat er einen gewissen Gerechtigkeitssinn. Manchmal ausgeprägter als normal, manchmal weniger. Dennoch zaudert er trotz allem nicht, seine Fäuste sprechen zu lassen, wenn er anders nicht weiterkommt, oder gerade, wenn er dadurch Ungerechtigkeit, die einem anderen zu Teil wird, "ausgleichen" kann. Sicher, eine etwas verdrehte Logik und moralisch nicht ganz unbedenklich, doch es ist nun einmal Teil seiner Art.

In der Regel ist er nicht ganz uncharmant und tritt auch kaum in Fettnäpfchen, kann sogar überraschend sensibel und einfühlsam sein. Wenn er allerdings doch zu sehr gereizt wird und man es schafft, dass er außer Fassung gerät, kann er zu einem richtig gemeinen Arschloch werden. Nicht selten ist sein Benehmen auch gefühlsgesteuert, ohne dass es ihm wirklich bewusst ist. Wenn sein Tag schlecht läuft, ist auch seine Stimmung übel, worunter dann wiederum seiner Mitmenschen leiden, wenn sie nicht aufpassen. Ist er hingegen guter Dinge, ist er zum Lachen und Scherzen aufgelegt und gibt einem auch bereitwillig mal einen aus.

Hat man sein Vertrauen gewonnen, ist er überaus loyal und verlässlich. Eine ausgezeichnete Teamfähigkeit entwickelte er vor allem zu Schulzeiten beim Hockeyspielen, in der U.S.-Armee sowie später, bei der Polizei. Obwohl er mittlerweile eher ein einsamer Wolf ist, muss man sich um Rückenwind seinerseits keinerlei Sorgen machen, sollte man aus irgendeinem Grund mit ihm kollaborieren. Unter dem Strich kann man Boothe getrost als einen 'netten Menschen' bezeichnen. Nur wenn man das Pech hat, ihm im Weg zu stehen, wird es richtig ungemütlich.

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Ziele
Sein vorrangigstes Ziel ist es nach wie vor, die Killerin ausfindig zu machen und für das, was sie ihm genommen hat, mit ihrem Blut bezahlen zu lassen. Die junge, eiskalte Blondine hat nämlich nicht nur seine Frau umgebracht, sondern ihm auch selbst in den Kopf geschossen, was er nur knapp und mit Erinnerungsstörungen überlebt hat. Presse und Polizei haben es so hingestellt, dass Boothe am Mord sein Frau schuldig war und ihn so von seiner Tochter Cassandra entzweit. Sein zweites Ziel ist es also, seine Unschuld zu beweisen, um seine Tochter endlich wieder in die Arme schließen zu können.
Unterrangig ist sein Streben nach einem geordneten Leben. Wieder im V.P.D. aufgenommen zu werden oder sich als Privatdetektiv selbstständig zu machen.
Ein neueres Ziel seinerseits ist es, seine neue Bekanntschaft, Zoe, zu schützen, die offensichtlich Hilfe bedarf - nicht nur, um ihren Bruder zu finden.

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Sonstiges
Privat fährt er (zur einen Hälfte aus Nostalgie, zur anderen aus Geldmangel) ein altes uramerikanisches Musclecar des Typs 68er GTO Firebird. Den Wagen hat er zum High-School-Abschluss von seinem Vater überlassen bekommen. Vom einstigen Glanz ist dem Firebird nichts geblieben: Zwar ist er sehr robust und läuft bis auf einige Macken - z.B. nicht funktionierende Klimaanlage und Anlassschwierigkeiten - noch recht glatt, doch rein äußerlich ist das 70er-Jahre-Auto ein Schandfleck für jede noch so schäbige Nachbarschaft. Ein Umstand, welchem das Musclecar es zu verdanken hat, von seinem Besitzer schlichtweg "Bastard" genannt zu werden. Vor allem dann, wenn es nicht gleich starten will.

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Leben in Venedic
Achtung: Links führen ins alte Noctivagus-Forum! (Sind also nur für jene Spieler einsichtbar, die einen früheren Account der genannten Foren haben und sich dort noch anmelden können.)
Eine kürzere Zusammenfassung von Boothes bisherigen Erlebnissen findet ihr unterhalb der Links.

Ankunft: Der Amerikanische Traum und das bittere Erwachen
Venedic: Karma's a bitch!
Sam ... wer?
Wenn Mut nicht alles ist
Eine Freifahrt auf dem Freeway
Zitrusfrische im Abflussrohr
Sway with me
Fünf vor zwölf
Schwindler, Diebe, Botengänge
Abwarten und Whiskey trinken
Aktuellster Thread, unfertig: Rauch und Rosen

Cassidy Parker Boothe lebt bereits seit seinem 23. Lebensjahr in Venedic. Seine Geschichte beginnt hier aber erst mit seinem Erwachen aus dem Koma und Erinnerungsfetzen. Der letzte von jenen lässt ihn mit der Gewissheit erwachen, dass seine Frau von einer Killerin getötet wurde, die ihn selbst ins Koma geschossen hatte. Er weiß genau, wie die Mörderin seiner Frau aussieht, aber kann sie nicht einordnen und auch nicht finden. Dass es sich um die junge Auftragskillerin Saga-Linnéa Midnattsson handelt, weiß er zu diesem Zeitpunkt nicht.

Sein ehemaliger Partner und Mentor beim Venedic Police Department, ein älterer, rauer und unsensibler Kerl namens Bob Waingrowe, erklärt Boothe, was alles geschehen ist, seit er durch den Kopfschuss der Killerin für so lange seine Besinnung verloren hatte. Die Polizei und Öffentlichkeit hielt Boothe für den Mörder seiner Frau, denkt, er habe die Waffe danach gegen sich selbst gerichtet. Seine Tochter, Cassandra, hält dies aufenscheinlich ebenfalls für die Wahrheit. Sie ist mittlerweile 19 Jahre alt und arbeitet im nobelsten Club der Stadt, dem Elysium - zu seiner Beruhigung jedoch nicht als Edelprostituierte, sondern als Hostess und Bardame.

Einen Tag später erfährt er, dass sein altes Apartment, in welchem er mit Tochter Cassandra und seiner Frau Natalie gewohnt hatte, einer Brandstiftung zum Opfer gefallen ist. Aber sein Ex-Partner Waingrowe konfrontiert mit noch sehr viel unschöneren Wahrheiten: Schon vor seinem Tod hatte Boothe mit seiner Frau und seiner Tochter ein komplett zerrüttetes Verhältnis. Cassandra hatte er vor Jahren bereits zum Auszug aus der Wohnung getrieben, spätestens dann, als er handgreiflich geworden war, sie geschlagen hatte. Seine Frau, Natalie, hatte zwar noch mit ihm zusammen gelebt, sich aber vor ihm gefürchtet und gewusst, dass er sie oftmals mit anderen Frauen betrogen hatte. Er war ein furchtbarer Ehemann und ein Rabenvater gewesen.

Boothes Freundschaft zu Bob Waingrowe ist beinahe ebenso wackelig und holprig wie seine Ehe mit Natalie vor ihrer Ermordung. Und doch muss der Ex-Cop sich eingestehen, dass sein alter Partner die einzige Person ist, die ihm zu helfen gewillt ist, seine Unschuld zu beweisen.

Bald schleicht Boothe sich aus dem Krankenhaus, ehe die Polizei ihn in eine Zelle steckt - eine Verzögerung, die er gewiss nur Waingrowe zu verdanken hat. Beim Versuch, am Automaten Geld abzuheben, stellt er schockiert fest, dass sein Konto scheinbar geplündert wurde.

Er möchte nun unbedingt seine Tochter Cassandra treffen, ihr alles erklären, sich mit ihr versöhnen und aussprechen. Im Club Elysium gerät er an Rebecca Burnstean, die rechte Hand des Inhabers. Er gibt der rothaarigen Schönheit eine Kinderzeichnung mit, welche er von Cassandra aufbewahrt hat, in der Hoffnung, seiner Tochter so zu zeigen, dass sie ihm nach wie vor die Welt bedeutet. Als Rebecca allerdings aus dem Angestelltenbereich und von seiner Tochter wiederkehrt, schmeißt sie ihn hochkant aus dem Club - nicht, ohne ihm vorher eine heftige Ohrfeige zu verpassen. Seine Tochter wird ihm nicht verzeihen, und auch nicht glauben, noch lange nicht!

Lange später arbeitet Boothe unter dem Decknamen Christopher Church beim größten Taxiunternehmen der Stadt und nächtigt im schäbigen Hotel "Downtown". Er fährt einen sonderbaren Mann bis nach Phoenix, wo er eine verloren wirkende junge Frau vorfindet und ihr eine kostenlose Rückfahrt nach Venedic anbietet. Sie stellt sich ihm als Janka vor und auf der langen Fahrt in seine Heimat unterhalten sie sich eine kleine Ewigkeit. Boothe erfährt, dass Janka ihren Bruder, Nikolai Jakov-Mostovoi, sucht. Am Ende der Nacht verspricht er, ihr dabei zu helfen. Zoe, so heißt das Mädchen in Wirklichkeit und auch Boothe traut sich, ihr seinen echten Namen zu nennen, wenn auch nicht verstehend, warum sie zunächst einen falschen genannt hat.

In Venedic angekommen, zahlt Boothe Zoe die Miete für ein Zimmer neben seinem im Hotel "Downtown", muss dem Mädchen aber versprechen, dass sie ihm alles zurückzahlen darf. Zum Dank räumt Zoe ein bisschen für Boothe auf und macht sauber. Er schenkt ihr ein Handy, damit sie ihn immer erreichen kann. Sie vertrauen einander jetzt bereits sehr und Boothe findet in Zoe eine Art Tochterersatz, wo seine eigene ihn nicht sehen will.

Zwei Tage später fährt er eine atemberaubende Dame, Ende dreißig, die genau nach seinem Geschmack ist, im Taxi herum. Dass dies kein Zufall ist, merkt er zu spät, obwohl ihr Italienisch ihn bereits hätte warnen können: Lucia, ihrerseits "trauernde" Gattin von Vincenzo Abruzzi, einem kürzlich ermordeten Mitglied der Venedic'schen sizilianischen Minetti-Mafia, lockt ihn in die Falle! Hier erfährt er von Killern der Mafia, dass er zu seinen Polizeizeiten den Sohn des Don, Alessandro, getötet hat und darüber hinaus noch ein Teil des Geldes des geplatzten Drogendeals hat verschwinden lassen.

Bob Waingrowe hilft ihm aus der Patsche, der Boothe mittels eines Peilsenders an dessen Taxi verfolgt hat, nachdem ihm Informanten berichtet haben, dass die Minetti-Mafia an diesem Tag einen öffentlichen Mord auszuführen vorhat. Dabei werden zwei der Mafiosi getötet und ein weiterer festgenommen. Vor seiner vereitelten Hinrichtung hat Boothe von dem Anführer der Killer, einem Albino, bestätigt bekommen, dass eine Auftragskillerin auf ihn angesetzt worden war - die junge Frau mit den Geisteraugen, die seine Frau getötet hatte!

Boothe bleibt nichts übrig, als erneut unterzutauchen, seinen Namen ein weiteres Mal zu ändern. Er nennt sich nun Michael-James Kaufman. Das Schlimmste ist für ihn allerdings, dass er sein Zimmer neben Zoes aufgeben muss und sich verstecken muss, um nicht auch die, ihm so wichtig gewordene, junge Frau zu gefährden. Zumindest noch mit ihr telephonieren könnend, bittet er Zoe, einige Dinge aus seinem Zimmer zu bergen, ehe die Mafia seine schäbige Bleibe komplett auf den Kopf stellt. Zu diesem Zweck engagiert er eine freche, fünfzehnjährige Kleinkriminelle namens Joss [Link folgt]. Und abermals verschwindet er von der Bildfläche.

"Look at the damage,
The fortunes came for the richer men.
While we're left with gallows,
Waiting for us liars to come down and hang."

The Gaslight Anthem - American Slang


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Boothe
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Charname: Cassidy Parker Boothe
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Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Taxifahrer
Fähigkeiten: Willensstark
Gut mit Schusswaffen
Schauspieltalent
Kennt Venedic blind (auch den Untergrund, Geheimes)
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Sonstiges: Im Moment ist Boothe untergetaucht und lebt unter einem Alias, da die sizilianische Mafia Venedics eine Vendetta gegen ihn führt
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Re: [Ankunft|Venedic|N]: Cassidy Parker Boothe

Beitragvon Boothe » 21.09.2016, 18:49

Lebenslauf:

"Mein Name ist Cassidy Parker Boothe und ich träume gerade den längsten Traum den ich jemals hatte...

Ich erinnere mich an den schönsten Tag meines Lebens. An die Frau meines Lebens. Wie alt war ich? Dreiundzwanzig? Sie war so schön... sie beide waren so wunderschön... Gott, wir waren so jung und so naiv..."



"Mister Boothe?"
"Ja!" Cassidy sprang auf. Seine blassgrünen Augen waren trüb und milchig, tiefe Augenringe hingen unter ihnen, sein Haar wirkte, als sei er gerade erst aufgewacht. Der 23-jährige hatte während der stundenlangen Geburt kein Auge zugetan. "Wie geht es ihm?", wollte er wissen. "Ist er gesund? Und wie geht es Natalie?" Die brünette Ärztin hob abwehrend ihre Arme und lächelte sanft, viele Lachfältchen umspielten die schmalen Lippen und die Ränder der leichten, rahmenlosen Brille.

"Machen Sie sich keine Sorgen, beide sind wohlauf. Ihre Frau und ihre Tochter ebenso." Sie zwinkerte ihm zu. "Eine Tochter?", er strahlte noch mehr, völlig übermüdet. "Ich habe eine kleine Tochter? Ein kleines Babymädchen?"
"Ganz recht!"
"Darf ich-? Ich meine, kann ich sie sehen?"
"Natalie ist sehr erschöpft, aber sie können natürlich nach ihrer kleinen Familie sehen. Folgen Sie mir." Er eilte der hochgewachsenen Frau mittleren Alters nach, obwohl sein Gang schon schlurfend war und seine Augen ihm tatsächlich seit Stunden immer wieder zugefallen waren, wie einem Fernfahrer, der die letzte Raststätte vor Beendigung seiner Route verpasst hatte.

"Boothe!", rief seine Frau, mit schwacher, kratziger Stimme, als er das Zimmer betrat. Ja, selbst sie nannte ihn oft beim Nachnamen, wie so ziemlich jeder es tat. Er eilte an ihr Bett, wo sie mit blasser, wächsern wirkender Haut und Schweiß im Gesicht lag. Sie hielt ein kleines Bündel aus eierschalenfarbenen Deckchen in ihren Armen. Eingewickelt, behütet in der Umarmung ihrer Mutter, da lag ein kleines Menschlein. "Ihre Finger sind so winzig", lachte er mit heiserer, belegter Stimme und sofort schossen ihm Tränen in die Augen, als er die warme, zarte Haut der Hand seiner kleinen Tochter berührte. "Hey", flüsterte Natalie, "hier kommt Dein Daddy, Cassandra. Das ist Dein Daddy!"

Boothes Blick glitt verliebt in die rehbraunen Augen seiner Frau. "Cassandra?", fragte er verdutzt. Damit hatte er nichts zu tun, war er doch bis vor zwei Minuten noch felsenfest davon überzeugt gewesen, einen Sohn zu bekommen. "Ja, Cassandra. Keine Widerrede. Sie hat ihren Namen gehört und sofort zu schreien aufgehört."
"Cassandra. Cas-san-dra. Unsere kleine Cassie." Er ließ sich den Namen durch die, sich überschlagenden Gedanken geistern und erstrahlte förmlich. "Ein wunderschöner Name für unsere wunderschöne kleine Prinzessin." Er küsste die Stirn seines Sprosses. "Ich liebe Dich, Kleines. Und ich liebe Dich!" Seine Lippen pressten sich auf die seiner Gattin. "Sie ist so wunderschön, Casey", weinte sie ihm lächelnd und schwer atmend entgegen. "Sie hat Deine Augen!"


◦●◊●◦



"Deine Augen! Was ist mit Deinen Augen los?! Boothe? BOOTHE?!"
"Urgh, ver-... dammt!" Seine Lungen brannten. Er drehte sich auf den Rücken und hustete Staub und Sand, ehe er zur Seite hin ausspuckte. Er konnte nichts sehen. Schwindelig drückte er sich in eine Hocke hoch und rieb sich mit dem Handrücken über die schmerzenden Lider, gegen die von innen wie wild sein Herz pochte. Eine milchige, verschwommene Sicht kehrte zu ihm zurück, ebenso wie ein dumpfer Schmerz irgendwo über seinem Haaransatz. Er streifte sich den Handschuh ab - neben ihm ertönte wie von weither ein gedämpftes, hohles Knattern, dann ein farbloser, eintöniger Knall - und fuhr sich mit Zeige- und Mittelfinger über den tiefen Einschnitt über seiner Stirn.

Mit einem kräftigen Ruck zog er sich den fingernagelgroßen Metallsplitter unter dem dunkelblonden Haar hervor. Eine kleine Menge frischen Blutes quoll hervor, drohte abermals in seine unverletzten Augen zu laufen. Er sah wieder alles um sich herum, doch ein hoher Pfeifton beeinträchtigte sein Gehör. Die Stimme neben sich hatte er auch kaum gehört. Erst jetzt, als sein Gegenüber ihn an den Schultern packte und heftig schüttelte, nahm er wieder alles wahr. "Ich bin okay", nuschelte er noch etwas benommen, zog seinen Helm aus dem heißen Sand hervor und stülpte ihn sich, nach schnellem Ausschütteln wieder über den Kopf. "Nur'n Kratzer."


"Natalie sagte mir später, dass ich genau diesen Ton, den ich als penetrant hohes Pfeifen im Ohr hatte, so in dieser Frequenz nie wieder würde hören können, weil die nahe Explosion mir das Trommelfell beschädigt hat. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Jedenfalls hab ich das Geräusch bisher niemals vermisst!"


Wieder ertönte eine Maschinengewehrsalve zu seiner Rechten. "Mann, Du hast mir 'nen ganz schönen Schrecken eingejagt, Cowboy! Dachte, die Splitter der Mörsergranate hätten Deine Augen erwischt!", schrie Ramirez gegen die anhaltenden Schüsse und die rar gesäten Explosionen an, wobei er Boothe schief angrinste. "Los, wir müssen weiter! Los, los, los! Wir sind hier nicht mehr sicher!", brüllte First Sergeant Hudson die beiden jungen Soldaten an, sprintete aus der Deckung hinter den rostigen Autowracks hervor und strebte im Laufschritt das äußerste Haus des nahe gelegenen Städtchens an. Ihm dicht auf den Fersen, selbst im Eilschritt noch den ein oder anderen Feuerstoß aus seinem schweren Maschinengewehr abgebend, war Brian 'Butch' Janowitz, dann folgten Ramirez und Boothe selbst, während der Sanitäter Kim-Phuong Choi und die Scharfschützin 'Babyface' McKenna das Schlusslicht bildeten.

Von irgendwelchen zu weit entfernten Dächern oder Fenstern ertönten Schüsse, blitzten Mündungsfeuer auf. Ein Schuss streifte Boothes Schulter, doch nur der Stoff bekam etwas ab. Die sechsköpfige Einheit erreichte weitestgehend unverletzt eine großes, dreistöckiges Haus mit massivem Mauerwerk, welches ihnen einigermaßen Schutz bot. Auf ein Handzeichens ihres Truppenführers Hudson hin, gingen die jungen Soldaten neben einem Treppenaufgang, der sich nicht auf der brandgefährlichen Straßen-, sondern auf der Rückseite des Gebäudes befand, in die Hocke. "Butch, Cowboy: Ihr sichert das Stockwerk über uns!", wies er laut an, während er sein Sturmgewehr nachlud. "Babyface, Ramirez: Behaltet die Straße im Auge! Choi, Du kommst mit mir, wir sichern die Seitengasse!"

Boothe nickte und eilte neben dem MG-Schützen die breite, sandsteinfarbene Treppe hinauf. Jeder stellte sich auf einer Seite der Tür am Treppenkopf auf. Mit einem Eselstritt brach Boothe das Schloss, und die klapprige Tür sprang aus dem Rahmen. Sofort pfiffen etliche Geschosse an den beiden Marines vorbei ins Leere. Butch Janowitz ging in die Hocke, hielt seine Waffe blindlings am Türrahmen vorbei in den besetzten Raum und hielt den Abzug gedrückt. "WOOOHOOO! NEHMT DAS, IHR KLEINEN WICHSER!" Unzählbare Male blitzte der Raum zwischen den Soldaten hell auf, Schreie drangen aus ihm hervor, während Butchs stämmigen Arme von den Salven seiner mächtigen Waffe erzitterten. Dutzende von Patronenhülsen klimperten die Stufen hinab, ehe das ohrenbetäubende Dauerfeuer verstummte.

Seine Schrotflinte im Anschlag drehte Boothe sich vom Türrahmen aus geschickt in den Raum, erfasste sofort die Lage und schoss den einzigen, der Butchs Schüsse überlebt hatte mit einem gezielten Brusttreffer nieder. "Raum gesichert!", rief er laut. Da drangen Schüsse von unter ihnen an sein Ohr. Etwa aus der Seitengasse, in welcher ihr First Sergeant Hudson und Choi der Sanitäter sich befanden. Cassidy Boothe lehnte sich halb aus einem der scheibenlosen, grob in den Sandstein gehauenen Fenster und spähte hinab.

Sperrfeuer abgebend eilte einer der irakischen Kämpfer rückwärts aus der Gasse und rannte dann die Straße entlang. "Kauf ihn Dir, Cowboy!", schrie Butch, der damit beschäftigt war, seine Waffe nachzuladen. Cassidy schulterte seine Flinte, zog seinen Revolver aus dem Halfter und legte an. "Den kriegst Du noch, Boothe, na los!" Vor Kimme und Korn über seinem Vier-Zoll-Lauf erschien der Rücken des Fliehenden. "Na los doch! Schnapp ihn Dir, Boothe!"


"Ich konnte es nicht. Ich konnte einem Wehrlosen doch nicht einfach in den Rücken schießen! Ich erfuhr erst später, dass der Mann, den ich hatte entkommen lassen, unseren First Sergeant in dieser Seitengasse erschossen hatte... 'Schnapp ihn Dir, Cowboy!', ich hab Butchs helle Stimme noch genau im Kopf. Aber ich konnte einfach nicht. Nicht so! ... 'Schnapp ihn Dir, Boothe'..."


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"Na los doch! Schnapp ihn Dir, Boothe!"
"Hab ihn gleich", rief er mit einem beunruhigendem Glitzern in den Augen zurück. "Hau ihn um, sonst vermasselt er Dixon das Tor!"
"Hab ihn gleich...", wiederholte der junge Hitzkopf, diesmal jedoch eher zu sich selbst gemurmelt. Seine scharfen Kufen schlugen gnadenlos tiefe Kerben in das harte Eis. Er war schneller, als sein Gegenspieler. Deutlich schneller! Oh, nein, der würde das Tor ihres Punktemachers nicht verhindern.

Boothe war beinahe gleichauf. Fast schon erschrocken blickte sich der Widersacher zu ihm um, doch da war es zu spät; Der Tackle des viel stämmigeren, viel durchtrainierteren Dunkelblonden schleuderte den sonst so wendigen Jäger mit brutalem Donnern gegen die Bande, ließ ihn den Hockeyschläger aus den Händen verlieren und ihn über das halbe Spielfeld schlittern. Währenddessen hatte Dixon, der Torjäger aus Boothes Team, den Puck sicher in einen Punkt für seine Mannschaft verwandelt. "Guter Block!", rief der Schütze zurück, kam angefahren und klopfte Boothe brüderlich auf die Schulter.

"Das war ein Foul, verdammte Scheiße!", beschwerte der Gegenspieler sich, auf dessen Trikot man den Namen 'Franco' über der Zahl 21 lesen konnte. "Sei nich' so 'ne Tussi", lachte Boothe hämisch und wandte sich ab, trieb seine Kufen in eher gemütlichem Tempo über das Eis in seine eigene Spielfeldhälfte zurück.

Plötzlich traf ihn ein Stoß zwischen den Schulterblättern, ließ ihn straucheln und letztendlich stürzen. "Was zur Hölle soll der Mist, 21? Hast Du 'nen Todeswunsch?" Er stand auf, warf zuerst seinen Schläger, dann auch Handschuhe und Helm zur Seite, stellte sich schließlich in provokanter Pose vor dem gegnerischen Spieler namens Franco auf. Es wirkte auf diesen wohl nicht ganz so bedrohlich, da er fast zehn Zentimeter größer als Boothe war.


"Ich glaub er war sich sicher, mich mit seiner Größe einschüchtern zu können, aber im Endeffekt war der Typ nur ein nudelärmiger Waschlappen, der mal richtig in die Mangel genommen werden musste! Ich war sechzehn, aber ich würde es heute noch ganz genauso handhaben."


Franco entledigte sich seinerseits den gleichen Ausrüstungsteilen wie sein Gegenüber. Dann schubste er ihn noch einmal, diesmal gegen die Brust. Aber diesmal war Boothe ja darauf vorbereitet und wankte noch nichteinmal unter dem Stoß. Er schnaubte verächtlich aus - "Dacht' ich mir doch, dass Du 'ne kleine Schwester bist!" - und schlug ihm die Faust mitten ins Gesicht. Franco fiel hart getroffen zu Boden. Boothe beugte sich über ihn und hämmerte ihm die Rechte noch zwei weitere Male gegen die Mund- und Nasenpartie, ehe er ihn am Kragen seines blau-weißen Trikots packte und ankeifte: "Greif mich NIE WIEDER so hinterfotzig an, kapiert?!"
"BOOTHE! Verdammt, Boothe! Fünf Minuten auf die Bank!"


"Der Schiedsrichter meiner Highschool hasste mich! Irgendein kleiner, fetter Italiener, der wahrscheinlich noch nie in seinem Leben ein Rohr verlegt hat. Zu viel Anspannung. Zu viel überschüssige Energie."


"Was?! Das ist nicht fair, der Drecksack hat angefangen!"
"Fünf Minuten!"
"Sie können mich mal! Sie haben doch genau gesehen, dass mich die Ratte von hinten getackelt hat!"
"Fünf Minuten und Disziplinarstrafe für Cassidy Boothe, für Nummer 47!" Wortlos, mit zusammengepressten Lippen, glitt er an dem 'Unparteiischen' vorüber und warf ihm vernichtende Blicke zu. Er war jetzt schon für den Rest des Spiels gesperrt, mehr wollte er sich nicht aufhalsen. "So eine Scheiße...", flüsterte er.


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"So eine Scheiße!"
"Hey!", mahnte er laut, den Zeigefinger erhoben. "Pass auf Deinen Tonfall auf, Fräulein!"
"Ja, tut mir leid - Aber dann wirf mir halt nicht so einen Mist vor! Oh, Mann, echt... sag doch auch mal was, Mom!" Cassandra klang ehrlich verzweifelt. Natalie trat seitlich an ihren Ehemann heran, küsste ihn auf die Wange und sprach, fast schon amüsiert klingend: "Lass sie, sie findet nun einmal allmählich ihren eigenen Stil."
"Stil?!", beinahe hätte er gelacht. "Was hat das mit Stil zu tun? Wieso muss man denn mit fünfzehn aussehen, wie eine Nutte auf einer Beerdigung!?"


"Das war vor etwa vier Jahren... glaub ich. Ich hab diesen Gothic-Stil nie verstanden und werde es wohl auch nie verstehen. Aber viel schlimmer fand ich, dass sie anfangs nicht nur wie ein schwarzer Schminktopf, sondern auch mit einem Riesen-Ausschnitt und kaum handbreiten Miniröckchen 'rumgelaufen ist. Ich meine, sie sah aus, als hätte sogar die Addams-Family sie zur Adoption freigegeben!"


"Wa-?! MOOOM, sag doch was!"
"Halt einfach die Klappe, Boothe!", tat sie ihrer Tochter den Gefallen. "Aber in einem Punkt hat Dein Vater recht: Du musst nicht zwangsweise weniger tragen, nur weil Du anderes trägst. Na komm schon, zieh wenigstens eine Jacke drüber oder sowas, damit Deine Eltern beruhigt schlafen können." Natalie zog den Ausschnitt des Tops ihrer Tochter etwas nach oben. "Wenn ich alles verstecke, was ich hab, dann interessiert sich doch kein Kerl mehr für mich!"

Ihr Vater grinste breit. "Und diese Vorstellung gefällt mir ganz gut. Du bist fünfzehn, Cassie, komm schon, in zwei, drei Jahren hast Du noch genügend Zeit, die Männerwelt um einige schmutzige Phantasien zu bereichern und Dich ausnutzen zu lassen."
"Ach, ihr seid bescheuert, alle beide!" Rief sie und knallte die Tür zu ihrem Zimmer zu. "Wenigstens hat sie diesmal nicht behauptet, dass sie uns hasst", zuckte er gleichgültig mit den Achseln. "Casey... bemüh' dich doch wenigstens auch ihren Standpunkt zu verstehen. Sie würde Dir auch wieder mehr Respekt und Vertrauen entgegenbringen, wenn Du zumindest versuchen würdest, ihren neuen Stil zu tolerieren. Frag sie doch einfach mal, warum sie sich neuerdings unbedingt in Schwarz kleiden will. Warum sie nicht mehr unsere kleine Eiskunstläuferin sein möchte und warum ihr die Charts mittlerweile egal sind."
"Ach, ich versteh' sie einfach nicht."


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"Ich versteh' Sie einfach nicht, Boothe. Was geht in Ihrem Kopf eigentlich vor? Versuchen Sie irgendeinen Rekord zu brechen?", fragte Assistant Chief Joanne Lee Smith hinter ihrem schweren, altmodischen Schreibtisch. "Ich hab's doch versucht, zu erklären, Ma'am", sprach er müde. "Mir ist verdammt nochmal egal, was sie versuchen. Fakt ist, dass sie letzten Monat drei Mal Gebrauch von der Dienstwaffe gemacht und die Verdächtigen in allen Fällen erschossen haben! Getötet! War das wirklich notwendig? Und ihre Polizei-Berichte sind eine Katastrophe! Wie immer." Kopfschüttelnd schloss sie die Heftmappe, die er ihr zuvor hingelegt hatte, und schob sie bei Seite, ehe sie einen Schluck ihres heißen Kaffees nahm.

"Die Abteilung für innere Angelegenheiten hat mich aber auch in allen Fällen entlastet", erinnerte Boothe seine Vorgesetzte. "Es war Notwehr... meine Partnerin hat das auch bestätigt! Jedes - verdammte - Mal", er tippte bei den drei letzten Worten hart mit dem Zeigefinger auf den Tisch. "Oh, ja, ihre Partnerin! Für wie dumm halten Sie mich denn?", verschluckte Smith sich beinahe an ihrem heißen Kaffee und verzog die Miene. "Jeder hier im Departement merkt doch, dass Mitchell sie förmlich anhimmelt. Sie würde jederzeit die Hand für Sie ins Feuer legen, Boothe, auch wenn sie lügen müsste!"

"Jetzt machen Sie aber mal halblang, Ma'am! Charlie" - das stand für Charlize - "ist eine verdammt gute Polizistin. Sie sollten es eigentlich besser wissen, als ihr so einen Bullshit vorzuwerfen!" Die Chefin des V.P.D. stand hinter ihrem Pult auf, stemmte die Hände auf die Tischoberfläche und nickte ihm mit verbissener Miene zu. "Wissen Sie was, Boothe? Das wird Sie jetzt überraschen; aber Sie haben recht! Charlie Mitchell ist eine verdammt gute Rekrutin und Sie sind mit Sicherheit nicht der richtige Einfluss für eine so junge, vielversprechende Polizistin. Ich werde ihr einen anderen Partner zuweisen. Jemanden, von dem sie etwas lernen kann."

"Das können Sie nicht machen, Smith!", erhob sich nun auch Cassidy, verzog seine markanten Züge zu einer wütenden Maske. "Von mir kann Charlie eine Menge lernen. Wir sind ein Team, verdammt!"
"Nein, Sie beide sind intim, das ist etwas anderes. Von Ihnen kann sie höchsten lernen, wie man seine Dienstwaffe als Ablassventil für die eigene, angestaute Wut missbraucht und wie man Sex auf der Rückbank eines Streifenwagens hat!"
"Okay, das reicht, so eine Scheiße muss ich mir ja wohl nicht bieten lassen", maulte er. "Was wollen Sie überhaupt von mir? Wollen Sie mir ein schlechtes Gewissen einreden?"


"Ich soll meine Frau betrogen haben? Ich kann den Namen Charlize Mitchell noch nicht einmal einordnen. Soll ich das glauben? War ich meiner Natalie mit einer Polizeikollegin untreu? Könnte ich mich doch nur erinnern..."


"Ich hoffe wirklich, das schlechte Gewissen haben Sie längst!", sprach die Halbasiatin bitter, aber nicht mehr laut oder wütend. Folgendes sprach sie fast sanft: "Natalie ist Ihnen eine wundervolle Frau, Boothe, wie wäre es, wenn Sie sich mehr auf sie konzentrierten, als auf Ihre siebzehn Jahre jüngere Kollegin, hm?"
"Sind Sie mein Boss oder meine beschissene Eheberaterin? Was wollen Sie überhaupt?"
"Ich werde Mitchell jemand anderem zuteilen und Ihnen...", wurde sie umgehend wieder hart. "Ach, ich weiß noch nicht, auf jeden Fall einen Mann!"

Sie lächelte dann doch noch ein wenig amüsiert, atmete gequält aus und sprach ernst: "Hören Sie, Boothe, Sie sind ein guter Cop. Ich wollte Sie nicht so schikanieren und ich denke, ich muss mich für mein Verhalten entschuldigen-"
"Verdammt richtig!" Ihr um Verzeihung bittendes Lächeln gefror, der Ausdruck ihrer maronenbraunen, asiatischen Augen kühlte ab. "Trotzdem: Mitchell ist frisch von der Akademie. Sie braucht einfach jemanden, der sie von Anfang an auf die richtige Bahn bringt. Und wir wissen beide, dass Sie dafür einfach nicht gemacht sind!" Jetzt schüttelte sie wieder den Kopf, doch es war nicht ganz so beleidigend gemeint gewesen, wie es geklungen hatte. "Sorry, Boothe..."

Er sagte nichts mehr, stand einfach auf und riss dir Tür laut hinter sich ins Schloss. Detective Robert Waingrowe stand mit seinen Händen in den Taschen seines Trenchcoats an dem Schreibtisch gegenüber von Smiths Büro gelehnt. Ein hässliches Grinsen stand in seinem faltigen Gesicht. "Neuer Partner, hm?"
"Belauschst Du mich, alter Mann?" Waingrowe lachte, rückte seinen Fedora-Filzhut zurecht und dückte sich vom Tisch ab, ging auf Boothe zu. "Ich werd' zuseh'n, dass Foster wieder mich zu Deinem Partner macht, okay?" Kurz starrte er Boothe in das überarbeitete Gesicht. "Ansonsten alles klar? Du siehst beschissen aus!"


"Pah! Joanne Lee Smith, Assistant Chief. Spielt sich aber auf, als sei sie die Präsidentin der Vereinigten Staaten! Mit Chief Foster kam ich immer gut klar, das weiß ich noch, aber diese verbohrte Über-Feministin... nein, danke! Immerhin hatte ich ja noch Waingrowe. Ein ziemliches Arschloch, aber ein verdammt guter Polizist und der Mann, der mir alles über den Job beigebracht hat, als ich frisch von der Akademie kam."


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"Du siehst beschissen aus, Vance!" Grinste Cassidy Parker Boothe seiner viel kleineren Freundin Vanessa entgegen, als sie, Helm und Schläger in der Hand, auf ihren glänzenden Kufen das Eis betrat. Ihr schwarzbraunes Haar war in ihrem Nacken zu einem langen Zopf geflochten, sodass kein Strähnchen in ihr hübsches Gesicht mit dem gesunden Südstaaten-Teint fiel. "Du kannst mich mal, Casey! Niemand sieht in einer Hockeyausrüstung gut aus." Dann zwinkerte sie ihm zu und korrigierte sich: "Zumindest keine Frau."

"Hey, Biggs!", rief Coach Richter und schlitterte auf die beiden zu. Vanessa wandte sich an den großen, schmalen Kerl mit der Halbglatze und den getönten Brillengläsern. "Coach?"
"Na ja, ich wollte nur nochmal nachfragen, ob es für Dich wirklich okay ist, bei uns mitzuspielen... Immerhin bist Du, nun ja..."
"Coach, wenn wir nun einmal in einem solchen Kaff leben, dass die Mädels keine eigene Hockey-Mannschaft haben, dann muss ich eben bei den Jungs mitspielen, ganz einfach." Der Mann nickte verstehend, hob abwehrend die Hände und verabschiedete sich von den beiden Teenagern mit den Worten: "Nichts für ungut, Biggs."

"Maaann, ich bin doch keine Porzellanpuppe", echauffierte sie sich leise und setzte ihren Helm auf. "Hey, netter Arsch, Nummer 33", rief einer der ersten Spieler, die außer Boothe und Vanessa das Eis betraten. Sie grinste, zeigte dem Kerl aber den Mittelfinger. "Mit dem polier' ich das Eis!", prophezeite Cassidy mit finsterem Blick. "Sei nicht eifersüchtig, Süßer. Wenn er mich unterschätzt kann es uns doch nur recht sein, und wenn er sich durch meinen Hintern ablenken lässt nur umso mehr."
"Da mach ich mir eher um meine eigene Aufmerksamkeit sorgen", feixte der 17-jährige mit einem anzüglichen Schmunzeln. Sie lächelte, schlug ihrer beider Visiere hoch und küsste ihn innig, der Helme wegen aber umständlich. "Habt ihr kein zu Hause? Bewegung, Boothe, auf zum Face-Off, bevor ihr da noch festfriert!"

Missmutig entließ er Vanessa aus seiner Umarmung, ließ ihre Lippen ihre eigenen sein und brummelte: "Schon unterwegs, Coach." Er glitt über das Eis, und begab sich auf dem Bully-Kreis ins Face-Off mit dem gegnerischen Team-Kapitän. Der Anpfiff ertönte, Boothe erkämpfte sich den Puck und passte ihn zurück zu Vanessa Biggs. Geschickt nahm sie die Hartgummischeibe an, drehte sich mit einer eleganten Pirouette um einen Angreifer herum und schlug den Puck aus der Drehung heraus ab. Im gleichen Moment, in welchem der Teller ins Netz flitzte, ging Vanessa zu Boden.

"VANCE!", rief Boothe, glitt weich und schnell über das Eis und half dem nur 1,62 Meter großen Mädchen auf. "Bist Du okay, Kleine?"
"Geht schon", raunte sie, ließ sich aufhelfen und warf ihrem Angreifer, der ihr den üblen Bodycheck verpasst hatte einen giftigen Blick zu. Cassidy folgte ihrem Augenmerk und erkannte Benjamin Partridge. Ein großer, rotblonder Typ, der ihm schon im Chemieunterricht mit seiner widerlich sexistischen Art auf die Nerven ging, wo er neben ihm sitzen musste.

"PARTRIDGE, DU STÜCK DRECK!" Der angesprochene war mittlerweile an die Bande gefahren, wo er sich anlehnte, um seinen Schlittschuh wieder zu binden, der sich geöffnet hatte. Er drehte sich zu Boothe um und hob nur eine Braue. "SIE HATTE DEN PUCK SCHON LÄNGST ABGESCHOSSEN, ALS DU SIE GETACKELT HAST! ENTSCHULDIGE DICH GEFÄLLIGST!"
"Ich habe keine unfaire Aktion gesehen, also gib Ruhe, 47, sonst erntest Du eine Verwarnung", mahnte der Schiedsrichter, den Cassidy so sehr hasste und deutete auf den Bully-Kreis in der Mitte des sechzig Meter langen Spielfeldes. "Na los, auf zum nächsten Face-Off. Tor für Team Schwarz."

"Wir haben das Tor", freute Vanessa Biggs sich und fasste ihn an der Schulter. "Lass gut sein, ja?" Er schnaubte aus, warf Partridge, der seine Freundin so unfair angegriffen hatte, einen vernichtenden Blick zu und nickte dann: "Okay, okay, aber wenn er nochmal so 'ne Aktion bringt, prügel ich ihm das dämliche Grinsen aus seiner hässlichen Visage."
"Oh, wirklich?" Der Rotblonde breitete die Arme aus. "Du und welche Armee, Baby-Boothe?" Er lachte dreckig, kehrte Cassidy den Rücken und erntete High-Fives von zwei seiner Teamkameraden. "Benji, pass auf!", rief sein Mitspieler, doch das "Was?" und das Umdrehen des offensiven Spielers kam zu spät: Boothe preschte, Eiskörner schlagend, nach vorn und rammte dem Rotblonden beide Hände so heftig vor die Brust, dass dieser kurzerhand rückwärts über die hüfthohe Bande stürzte, wo er mit dem Ellbogen auf dem Steinboden aufschlug und vor Schmerzen schrie. "NUMMER 47!", brüllte der Schiedsrichter. "SPIELSPERRE FÜR DREI MATCHES!!"
"Is' mir doch scheißegal", erwiderte Boothe ruhig, schleuderte aber seinen Schläger und den Helm auf das Spielfeld und kündigte an: "Ich hab sowieso keinen Bock mehr auf diese Farce. Ich geb's auf!"


"Und das war dann mein Ende als Hockeyspieler. Von da an waren es eh nur noch ein paar Wochen, bevor ich im Bootcamp landete. Und Vance... Vanessa Biggs... ich glaub, ich war richtig verliebt in sie. Ich kann mich so schlecht an sie erinnern, aber schön war sie auf jeden Fall. Und sie hatte ein sanftes Gemüt. Was wohl aus ihr geworden ist?"


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"Ich geb's auf!", seufzte Tamara Boothe, Cassidys Mutter, und ließ sich schwer auf ihren Stuhl zurückfallen. Ihr Sohn grinste nur, enthielt sich jedweden Kommentars und angelte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, von dem er einen kräftigen Schluck nahm. "Du sollst ihn auch nicht umstimmen, Tamara", ertönte Charles' kehlige, bassige Stimme. "Unser Sohn will unser Land beschützen und das sollte uns verdammt stolz machen!"
"Aber Cassidy... die Situation da drüben ist so gefährlich!" 'Da drüben' hieß im Irak und 'Situation' bedeutete Krieg. Seine Mutter hatte immer schon Probleme damit gehabt, die Dinge beim Namen zu nennen, war eine Frau vieler Worte, ohne viel zu sagen. "Willst Du nicht lieber aufs College?"

"Mit meinen Noten? Ich bin ein Viererschüler, Mom", er lachte. Seine Zensuren waren ihm schon seit Jahren relativ gleich. "Colleges mögen keine Viererschüler. Sieh's endlich ein."
"Aber Du bist doch nicht dumm, Liebling."
"Ja, ich weiß. Aber ich muss wegen meiner beschissenen Lernschwäche immer so hart kämpfen, um Zeug zu lernen, das ich im Leben eh nie wieder brauchen werde."

"Sag sowas nicht-"
"Und hör bitte auf mich 'Liebling' zu nennen, ja?"
"Lass ihn, Schätzchen. Unser Junge wird zu einem Mann und geht zur Army. Er hat seine Entscheidung getroffen und wir sollten ihn unterstützen!" Charles Boothe lächelte seinen Sohn an, und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter. Er tat dies ein wenig zu fest, ein wenig zu selten. "Ich bin stolz auf Dich!"


"Mein alter Herr war ein einfacher Mann. 'Republican to the bone', Waffenlobbyist, hatte von Weltpolitik keine Ahnung! Ich erinnere mich an diesen Moment als einen der wenigen, in denen mir der Kerl offen seine Zuneigung gezeigt hat. Er hatte immer gewollt, dass ich in die Army gehe, weil er es nie konnte... wegen seinem kaputten Bein, wenn ich mich recht entsinne. Ich glaub aber, dass sie damals einen solchen Säufer einfach nicht auf ihre Soldaten loslassen wollten!"


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"Ich bin so stolz auf Dich, Kleines!" Boothe standen beinahe die Tränen in den Augen, als er seine fünfzehnjährige Tochter aus der innigen Umarmung entließ und sie voller väterlicher Liebe ansah. Ihr athletischer, schlanker Leib war in ein glitzerndes, weißes Kostümchen mit hellblauen Mustern drapiert, das volle, schwarze Haar elegant hochgesteckt und in ihren zarten Händen hielt sie einen goldenen Pokal, der eine Miniatur-Eiskunstläuferin zeigte. Ihre Brust hob und senkte sich in rascher Folge, ihr Atem ging noch recht flach. Doch viel Zeit zum Luftholen blieb ihr nicht, da hatte auch ihre Mutter sie erreicht und in eine feste Umarmung verstrickt.

Es war ihr erstes Eislauf-Turnier gewesen. Cassidy und Natalie hatten viel Geld in den Traum der gemeinsamen Tochter investiert und sie hatte es ihnen mit dem ersten Rang in ihrem Einzellauf-Debut gedankt. "Okay, was jetzt?", fragte Natalie ins Blaue und sah dann ihrem Kind in das schöne Gesicht. "Wollen wir Essen gehen? Ganz schick vielleicht, bei diesem neuen italienischen Restaurant auf dem Buchanan Drive?"
"Das wär toll!", freute Cassandra sich. Ihr Vater stimmte in das Lächeln mit ein, doch dann ertönte sein Pager. Er streifte den FME von seinem breiten Ledergürtel und sein Lächeln erstarb jäh, als er sich den angezeigten Text durchlas.

"Ich muss los." Sagte er knapp. Seine Frau seufzte genervt. "Was? Warum?"
"Notfall auf dem Revier", erklärte er und schob sich eine selbstgedrehte Zigarette in den Mundwinkel, ehe er monoton wiederholte: "Ich muss los."
"Verdammt, Boothe, bei mir im Krankenhaus gibt es auch Notfälle und trotzdem hab ich meinen Pager heute zu Hause gelassen! Unserer Tochter zu Liebe." Er schluckte die spitze Antwort herunter, die ihm auf der Zunge lag und schüttelte den Kopf. "Sorry, meine Mädels! Ich mach's wieder gut."
"Das sagst Du jedes Mal!" Maulte Cassandra laut. Auch Natalie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn vorwurfsvoll an. "Was soll das, Casey?"


◦●◊●◦



"Was soll das, Soldat?" Spie First Sergeant Hudson ihm entgegen. Seine fast schwarze Haut glänzte ölig vom Schweiß, den ihm die annähernden vierzig Grad Celsius auf die Stirn trieben. Der Irak war heiß um diese Jahreszeit. Verdammt heiß. Boothe hielt dem Blick seines ersten Truppenführers stand, sah aber nichtsdestominder verunsichert aus. Wenn auch allein der Frage wegen. "... Sir?" Der große, breit gebaute Hudson zeigte ein sehr beunruhigendes Grinsen auf seinem kantigen Gesicht, wobei sich sein überwuchert wirkendes, bärtiges Kinn nach vorne schob. "Sehen Sie sich den Halfter des Soldaten zu Ihrer Linken an!", keifte er.

Cassidy gehorchte. Neben ihm stand ein knapp 1,70 Meter kleiner Mann von offensichtlich fernöstlicher Herkunft. K. P. Choi konnte man auf dem Aufnäher über seiner Brust lesen. "Und? Was sehen Sie für eine Waffe?"
"Eine M9A1, Kaliber Neun Millimeter Parabellum, Sir!"
"Ganz recht, Soldat. Und welche Waffe steckt im Halter des Soldaten zu Ihrer Rechten?" Boothe blickte zu der jungen Frau, die sich neben ihm eingereiht hatte. Sie war ihm natürlich sofort aufgefallen. Sie hatte ein hübsches, uramerikanisches Cheerleader-Gesichtchen. P. McKenna konnte man über ihrer ausgeprägten Brust lesen. Wenn man sich von dieser nicht zu sehr ablenken ließ.

"Eine M9A1, Kaliber Neun Millimeter Parabellum, Sir!", wiederholte Cassidy in exakt dem gleichen Wortlaut wie zuvor. "Korrekte Antwort, Soldat. Und jetzt sehen Sie an sich selbst herunter." Der 23-jährige gehorchte. "Sie sollen nicht auf Ihren tapferen kleinen Soldaten starren, Utah-Boy, sondern auf Ihren Halfter! Was sehen Sie?"
"Einen Smith-&-Wesson-Revolver, Modell 29, Kaliber 44er Magnum, Sir!"
"So so. 44er Magnum, hm? Ein echter... Männer-Revolver, was?" Bellte der First Sergeant weiter und ging vor seiner fünfköpfigen Einheit auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. "Ich... denke schon, Sir."

"Sie sollen aber nicht denken!" Rief Hudson und reckte sein Gesicht bis auf unter zehn Zentimeter dem Boothes entgegen. Dieser blieb vollkommen gelassen und ruhig, blinzelte noch nicht einmal. "Und warum zur Hölle tragen Sie als einziger nicht die Ihnen vorgegebene Sekundärwaffe, Soldat? Warum erwarten Sie hier eine Sonderbehandlung? Haben Sie dem Commander vielleicht einen geblasen, ehe er Sie meiner Einheit zugeteilt hat?"
"Nein, Sir!"
"Sind Sie sicher, Soldat?" Hudson trat wieder zurück, nicht jedoch ohne zuvor Boothes Gesicht in Form seines Speichels während dem Schreien als sein Revier markiert zu haben. "Mir ist nämlich aufgefallen, dass Sie sehr schöne Lippen haben, Utah-Boy. Ich könnte mir vorstellen, dass es dem Commander gefallen hätte, wenn Sie mit Ihrem niedlichen Mündchen an seinem 'Befehlsstab' genuckelt hätten."

Neben dem, nach wie vor vollkommen gelassenen Boothe versuchte sich Choi ein Kichern zu verkneifen, was allerdings nicht gänzlich gelang. Sofort stand First Sergeant Hudson vor ihm und presste ihm seinen Zeigefinger auf die Brust. "Finden Sie das etwa witzig, Choi?"
"Äh... nein, Sir?"
"WARUM ZUM TEUFEL LACHEN SIE DANN? Kriecht Ihnen vielleicht irgendeine beschissene, irakische Eidechse in ihrem Leoparden-Tanga herum?"
"Sir, Nein, Sir!"
"Oder denken Sie vielleicht: 'Mann, mein Nigger-Boss ist verdammt witzig! Der sollte lieber Clown werden! Ja, das würde mir gefallen; ein verdammt witziger Nigger-Clown! Ein Clownigger!' Denken Sie, dass ich ein verdammt witziger Nigger bin, Choi?"

"Sir, Nein, Sir!"
"Nein was, Soldat?"
"Nein, Sir, ich denke nicht, dass Sie ein verdammt witziger Afroamerikaner sind, Sir!"
"Wieso sagen Sie das, Choi? Sind Sie immer politisch korrekt?"
"Sir, ich gebe mir größte Mühe, Sir!"
"Ihre Mama ist sicher stolz auf Sie, Choi." Schnaubte Hudson und ging noch ein, zwei Mal auf und ab, ehe er fragte: "So, wo war ich?"

"Bei mir, Sir!" Erinnerte Boothe laut. "Tatsächlich?", das dunkelhäutige Muskelpaket baute sich eindrucksvoll vor dem Blonden auf. "Ah, richtig. Sie wollten mir erzählen, warum Sie nicht ihre Ordonnanzpistole in ihrem Halfter stecken haben, Utah-Boy!"
"Ich verwende meinen Smith & Wesson, weil man mit dem 44er-Kaliber die gängigsten Schutzwesten durchschlagen kann, Sir!"
"Schutzwesten, hm? Wir kämpfen nicht gegen ein zivilisiertes Land mit einer gut ausgerüsteten Armee! Wir kämpfen gegen Ziegenhirten, die mit den Fingern essen und sich Handtücher um den Kopf wickeln! Die tragen keine Schutzwesten! Die können froh sein, wenn sie überhaupt Schuhe anhaben! Warum also sollte ich Ihnen den Revolver gestatten?"

Boothe verharrte eine Sekunde, ehe sich seine Haltung noch mehr straffte, er seine Brust hervordrückte und laut behauptete: "Weil ich gut mit dem Modell 29 umzugehen weiß, Sir!"
"Ist das so?", stieg die Stimme Hudsons langsam und lauernd, der eine Braue anhob. "Haben Sie alle Dirty-Harry-Filme als DVD-Sammlung, oder warum können Sie gut mit diesem Revolver umgehen, Utah-Boy?"
"Mein Vater hat es mir beigebracht, Sir!" Der First Sergeant nickte langsam. Sein kantiges, maskulines Gesicht mit dem dichten Kinnbart blieb unbewegt. Kurz sah er sich um, dann deutete er mit der Linken auf eine Konservendose, die etwa zwanzig Meter von der Truppe entfernt im heißen Sand lag und die Sonne blendend reflektierte. "Wenn Sie diese Büchse mit Ihrem Dirty-Harry-Revolver treffen, dürfen Sie ihn behalten. Wenn nicht benutzen Sie die M9A1, wie jeder hier und machen mir fünfzig Liegestütze, weil Sie nicht nur aus der Reihe getanzt sind, sondern auch noch meine kostbare Zeit verschwendet haben!"

Boothe sah mit zusammengekniffenen Augen zu der Dose hin. Das blanke, nur stellenweise rostige Metall funkelte blendend unter dem zerfledderten Etikett hervor. Einen Schuss auf diese Distanz würde das natürlich alles andere als erleichtern. Eiskaltes Kalkül seitens des Truppenanführers und eindeutige Schikane. "Sie haben einen Schuss, Soldat!" Grinste der First Sergeant höhnend. Cassidy atmete tief aus und trat einen Schritt hervor. Er ließ sich ein paar Sekunden Zeit, die Konservenbüchse zu fixieren, und um seine Augen an das grelle Leuchten zu gewöhnen.

Dann zog er ruckartig den Revolver, hob ihn einhändig an, ohne seine seitlich positionierte Stellung zu der Dose zu ändern und drückte ab. Bar jeden Widerhalls brüllte die Waffe laut auf, stieß einen kurzen, stechenden Ruck durch seinen durchtrainierten Unterarm und trat kräftig nach oben hin aus. Mit einem dumpfen Geräusch wurde die Dose ein paar Meter über den hellen Sand geworfen. Boothe drehte die Waffe zweimal um den Zeigefinger, schob sie wieder geschickt in den Halfter und trat in Reih und Glied zurück.

"Wollen Sie gerne Ihren Schutzhelm gegen einen Cowboy-Hut eintauschen?" Fragte Hudson laut, nachdem er eindeutig überrascht geschwiegen hatte und sich innerlich scheinbar erst einmal hatte umorganisieren müssen, was seine zuvor sicher bereits zurechtgelegte, beleidigende Antwort anbelangte. "Nein, Sir!", sprach Boothe und blickte etwas irritiert drein. "Als ich Sie gesehen habe, wie Sie sich für eine Schrotflinte entschieden haben, an Stelle eines Automatikkarabiners, da dachte ich, Sie könnten schlichtweg nicht zielen. So wie Ihr beschränkter, fischäugiger Kamerad Janowitz da drüben."

Er deutete auf den am weitesten links stehenden Uniformierten. Janowitz war ein bulliger Typ mit dem Gesicht eines Boxers, der sich nie um eine gute Verteidigung bemüht hatte. Boothe fiel auf, dass Janowitz ein schweres Maschinengewehr über der Schulter hängen hatte. In der Tat kaum ein Hinweis auf einen Soldat mit Adleraugen. "Aber jetzt weiß ich, dass Sie einfach nur ein Cowboy sind, Utah-Boy! Mir ist scheißegal, ob Sie auf der Ranch Ihres Daddys heiße Dessous-Parties mit den Schweinen und Kühen feiern oder was Sie sonst so mit Ihrem Lasso anstellen, solange Sie nur weiterhin so zielen, wie gerade eben!" Er zeigte nur den Anflug eines Lächelns und nickte Cassidy zu.

Dann stellte er sich mittig vor seinen Untergebenen auf und deutete in willkürlicher Reihenfolge auf die jungen Soldaten. "Utah-Boy: Sie heißen ab jetzt 'Cowboy'! McKenna - 'Babyface'. Alles andere wäre entweder viel zu charmant von mir, oder dermaßen sexistisch, dass Sie mich, sollten Sie das hier überleben, bei unserer Rückkehr in die Staaten wahrscheinlich bis auf mein letztes Hemd verklagen würden. Choi und Ramirez... zu Ihnen beiden fällt mir nur rassistische Scheiße ein, darum dürfen Sie sich nennen, wie Sie wollen. Frauennamen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Und Janowitz; Sie heißen ab jetzt 'Butch'. Haben Sie das alle verstanden, Soldaten?" Wie aus einem Mund kam die Antwort - "Sir, ja, Sir!"


"Ich glaube Janowitz hat immer gedacht, sein Spitzname wäre ein Kompliment. Wahrscheinlich wusste dieser Redneck einfach nicht, dass 'Butch' nicht nur für kernige Männer steht, sondern auch für die übermaskuline Rolle in einer lesbischen Beziehung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Janowitz die Beleidigung noch nicht einmal dann verstanden hätte, wenn Hudson ihn 'Dyke' getauft hätte. Er hätte sich wohl mit einem Damm verglichen gefühlt, der dem Kugelhagel trotzt, wie ein echter Damm dem Wasser trotzt. Ein dämlicher Hinterwäldler und ein verdammter Rassist!"

"Ja, Sir!" Antwortete Cassidy auf die Frage hin, ob er im Militär gewesen sei. Foster legte Boothes Personalakte bei Seite und nickte ihm anerkennend zu. "Waren Sie bei der Invasion dabei?"
"Erste U.S.-Marineinfanteriedivision, Sir!"
"Trotzdem ein unnötiger Scheißkrieg, nicht wahr?" Lauerte Foster. Es war offensichtlich, dass er vom damaligen Einfall der U.S.-Truppen in den Irak nichts hielt. Boothe musste noch nicht einmal ansatzweise flunkern, um Foster Recht zu geben. "Ich glaube Ihre Worte treffen meine Einstellung dazu ganz gut, Sir. Ich war jung, naiv. Dachte es wäre patriotisch, in den Krieg zu ziehen. Sie wissen schon; Ich war einfach zu... amerikanisch..."

"Ja, ich verstehe schon. Ich mach Ihnen keine Vorwürfe, Boothe. In Ihrem Alter hätte ich mich wahrscheinlich genauso entschieden. Ich bin nur froh, dass wir Bush bald los sind."
"Dito", lächelte Cassidy schmal und entspannte sich allmählich in seinem gemütlichen Sitzstuhl. Captain Foster war ihm auf Anhieb ziemlich sympathisch und er war froh, dass der Leiter des Reviers, Chief Donovan Starck, aushäusig und Assistant Chief Virgil Burnett viel zu beschäftigt war, sich seiner anzunehmen. So war dem dunkelhäutigen, drittwichtigsten Mann der Station die Verantwortung für Boothes Einstellungsgespräch übertragen worden.

Er nickte dem Polizei-Rekruten zu und überbrachte frohe Neuigkeiten: "Nun, Boothe, ich wüsste nicht, was ihrer Arbeit in unserem Revier jetzt noch im Wege stünde. Wenn Ihnen soweit alles klar ist, dann holen Sie sich Ihre Dienstwaffe und Ihre Uniform ab und sagen Sie Burnett, dass ich Sie schicke, dann bekommen Sie Ihre Marke. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?"
"Uh...", der junge Kriegsveteran überlegte kurz, ehe er sich vorbeugte: "Ach ja, eine Sache noch: Wer wird mein Partner sein?"
"Waingrowe." Cassidy gefiel der Unterton in Fosters Stimme überhaupt nicht. "Aber ich denke, Sie sind ihm einigermaßen gewachsen, Boothe, keine Sorge. Gehen Sie einfach da raus und fragen Sie nach Detective Waingrowe."


◦●◊●◦



"Detective Waingrowe", stellte sich der dienstalte Polizist rau vor und deutete dann mit seinem Daumen über seine Schulter hinweg auf den jüngeren Officer. "Das is' mein Partner Boothe." Dieser hob zum Gruß flüchtig die Hand. Die ältere, afroamerikanische Frau blickte zu den beiden Gesetzeshütern auf. "Was hat mein missratener Sohn jetzt schon wieder ausgefressen?" Waingrowe lachte herb und drehte sich grinsend zu Boothe um, ehe er antwortete: "Er dealt auf seinem Schulhof. Größtenteils Marihuana."

Plötzlich schepperte unweit vor den beiden Beamten eine Tür ins Schloss. Es musste die Hintertür des Hauses gewesen sein. "Boothe, ihm nach, ich schneid' ihm den Weg ab!", wies Waingrowe an und eilte zu ihrer beider Einsatzwagen zurück. Cassidy sprang über den niedrigen Gartenzaun hinweg, rannte über das dürre Gras und sprengte mit seinem Körpergewicht die Holztür zum Hintergarten auf. Er geriet ins Straucheln, fing sich aber und spurtete vom Grundstück des einfachen Häuschens und bog in die angrenzende Straße ein.

Gerade noch gewahrte er aus dem Augenwinkel, wie der Verdächtige in ein Seitengässchen rannte. Boothe eilte ihm nach, sah wie der Siebzehnjährige über einen improvisierten Pressspanzaun kletterte. Der Polizist aber bremste nicht ab, sondern beschleunigte sogar noch seine Verfolgung, biss die Zähne zusammen und rammte kurzerhand mit der Schulter durch den lautstark berstenden Zaun, Splitter und Latten umherfliegen lassend.

Der Junge, den er verfolgte, war gerade erst auf der anderen Seite der Absperrung heruntergeklettert und wurde somit von Boothes ganzer Wucht zu Boden geworfen. Während der Gesetzeshüter allerdings stürzte und sich etwas benommen aufrappelte, hatte sich der Farbige geschickt abgefangen und rannte auf das Ende der Gasse zu, die in einer der größten Straßen Venedics mündete. Zu dieser Uhrzeit, es war früher Nachmittag, würde es ihm ein Leichtes sein, unter all den Passanten unterzutauchen.

Boothe war wieder auf den Beinen, sprintete aufs Neue los. Doch am anderen Ende der Gasse fuhr bereits Waingrowe mit dem Einsatzwagen vor. Der Flüchtende schlug wie ein aufgescheuchtes Kaninchen einen Haken, wollte an dem Auto vorbeirennen, doch just in diesem Moment trat Waingrowe von innen die Fahrertür auf, die dem Jungen direkt vor den Unterleib prallte und ihn zu Fall brachte. "Aaaaah, ihr seid ja irre", schrie er, wälzte sich auf dem Boden und hielt sich das Knie, als Boothe schnell atmend bei den beiden angelangt war. "Das ist übertriebene Härte, Mann! Ich verklag euch Bullenschweine. Ich kenne meine Rechte. Das ist übertriebene Härte, Mann! Das ist Folter!"


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"Das ist Folter, Butch!", brüllte Boothe mit seiner tiefen, rauen Stimme und packte seinen Mitkämpfer am Kragen. Wimmernd und zitternd hockte der junge, irakische Freiheitskämpfer auf seinen Knien, die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Unter dem hohen Wangenknochen verunstaltete ein tiefer, heftig blutender Schnitt seine sonnengegerbte Haut des nicht unansehnlichen Gesichts mit den dunklen, wachen Augen. "Lass mich los, Cowboy!" Befreite sich Janowitz mit einem derben Stoß gegen Cassidys Rippen. "Dieser beschissene Abschaum wird uns Informationen geben, oder ich schlitze ihm bald viel mehr auf, als seine Wange!"

"Der Abschaum bist Du, Butch!" Bestärkte Babyface McKenna Boothes Position. "Hättest Du den Wichser erschossen, der unseren First Sergeant auf dem Gewissen hat, wär ich vielleicht nicht ganz so wütend! Dann müsste ich keine Befehle von Dir entgegennehmen!", ignorierte Butch die junge Frau und konzentrierte seine Wut weiterhin auf Cassidy, der nach Hudsons Tod rechtmäßig das Kommando übernommen hatte. Wütend rief dieser: "Tu doch nicht so, als würdest Du jemandem auch nur eine Träne nachweinen, der nicht die gleiche Hautfarbe hat wie Du! Ich hab Deine rassistischen Tiraden satt! Und jetzt schaff Deine White-Trash-Visage hier raus und entlade Dein sadistisches Potential woanders, Trailerpark-Boy!"

Brian 'Butch' Janowitz zitterte vor Wut. Er war ein Vulkan, kurz vor dem Ausbruch. Boothe hatte ihn von Anfang an als tickende Zeitbombe eingestuft. Vollkommen vorhersehbar schlug der bullige Typ zu. Cassidy duckte sich gekonnt unter dem langen Haken und knockte Butch mit einem einzigen Aufwärtshaken aus. Dieser fiel der Länge nach hin und blieb bewusstlos liegen.

"Ramirez, sei ein Schatz und schaff den Müll raus, ja?"
"Mit Vergnügen, Sarge!", grinste der Lateinamerikaner, der selbst nicht selten seiner ethnischen Herkunft wegen von Butch angepöbelt worden war. Er griff sich die Beine des Neunzig-Kilo-Mannes und zerrte ihn unsanft zur Tür hinaus. Er gluckste vergnügt, als der Hinterkopf des Ohnmächtigen polternd über die Schwelle schlitterte und ihm ein tierhaftes Grunzen entlockte. "Wenn er aufwacht", wies der Gunnery Sergeant weiterhin an, "dann sieh zu, dass er keinen Unsinn anstellt. Mit vorgehaltener Pistole, falls nötig!"

Sobald Boothe sich mit dem Sanitäter Kim-Phuong Choi, der Scharfschützin Patty 'Babyface' McKenna und dem gefangenen Iraker allein in der düsteren Bretterbude befand, lächelte die hübsche Soldatin ihm ein "Guter Schlag, Cowboy!" zu, sah ihm aber nur kurz in die Augen. "Danke, dass Du das Schwein umgehauen hast. Das war längst überfällig!"
"Finde ich auch", stimmte Choi zu. Auch er hatte es mit einem 'Kameraden' wie Butch nicht leicht gehabt, in den letzten Tagen. Vor allem, seit dieser nicht mehr bei jeder auch nur ansatzweise rassistischen Äußerung von ihrem kürzlich verendeten First Sergeant Hudson zusammengestaucht wurde. "Choi, kümmer Dich um seine Wunde", wies Boothe auf den Gefesselten. Er selbst ging neben dem Einheimischen in die Hocke und löste den engen Knebel von seinem Mund, den Janowitz so fest gebunden hatte, dass die Mundwinkel bluteten.

"So ein Schwein", flüsterte Babyface betroffen. In dem Moment, in welchem sein Knebel entfernt worden war, begann der Freiheitskämpfer zu sprechen. Aber keiner der Anwesenden verstand, was er sagte. "Sei endlich still", sprach Boothe lahm und legte sich den Finger über die Lippen, seinen Befehl verdeutlichend. Der Iraker begriff offensichtlich und ließ sich schweigend von Choi dem Sanitäter behandeln.

Noch bevor Boothe sich überlegen konnte, wie sie weiter vorgehen sollten, was sie mit dem Gefangenen und mit Butch anstellen sollten, da ertönten plötzlich von außerhalb der Kabine Maschinengewehrsalven. "Das ist Butchs M249!", erkannte Cassidy, riss die Augen auf, schnappte sich seine, an der Wand lehnende Schrotflinte und stürmte aus der schattigen Hütte hinaus ins Freie, unter die erbarmungslos sengende Sonne, hinein in die irakische Mittagsglut.

Sowohl Butch, als auch Ramirez hatten sich halb hinter einer dicken Mauer von etwa einem Meter Höhe verschanzt. Zumindest Ramirez hatte sich verschanzt. Butch stand halb hinter ihr, hatte sein Maschinengewehr auf ihr abgestützt und ließ die Kugeln nur so fliegen. Ein altmodischer Jeep ihrer Feinde bretterte durch die verschüttete Straße auf ihre Position zu. Sofort eilten auch Babyface und Choi zu ihnen und alle gemeinsam nutzten das Mauerwerk als Deckung.

"Wo zur Hölle kommen die her?!", rief Boothe und hielt seinen Helm fest, auf den es Steinsplitter der Mauer herunterregnete. Auch Butch duckte sich wieder unter den Kalashnikov-Salven der Iraker weg und fütterte seine Waffe mit einem weiteren 200-Patronen-Gurt. Kurz sah er zu Boothe auf, doch sein Blick hielt dem seines Gunnery Sergeants nicht stand, nachdem ihn dieser im Faustkampf so vorgeführt hatte.

Die Angreifer hatten den Geländewagen verlassen und sich ebenfalls auf dem großen Schrotthof vor der mittelgroßen Küstenstadt Faw versammelt, hinter Autowracks und Containern verschanzt. "Ich hasse diesen Krieg!", sagte Boothe grimmig, ehe er aus der Deckung hervorlugte, zwei schnelle Schüsse aus seiner Kampfschrotflinte abgab und sich wieder duckte. In den wenigen Sekunden hatte er analytisch die missliche Lage erfasst. Gerade wollte er Anweisungen geben, als Butch sich erneut erhob, einen spitzen Kampfschrei hervorstieß und abermals sein schweres MG für ihn sprechen ließ. Wild hin und her geschwenktes Sperrfeuer natürlich.

"JAAAH! ICH HAB EINEN ERWISCHT!! FRESST BLEI, IHR HÄSSLICHEN-" Jäh verstummten sowohl seine Stimme, als auch seine belgische Waffe, als der Kampflärm von einem ganz besonders lauten Schuss durchbrochen wurde und Janowitz einfach wie in sich zusammensackte und zur Seite umfiel. Ein Schuss hatte seinen Helm durchschlagen, als bestünde er aus Papier. "Scharfschütze!" Warnte Choi schreiend und kroch neben Boothe, bei dem Butch lag. Seine Augen standen offen. Blut quoll unter dem Helm hervor und lief ihm in die Augenhöhlen. Er war tot.

"Oh, shit! Wir sind verloren! Shit, shit, SHIT!"
"REG DICH AB, CHOI!!" Mahnte Cassidy und packte den Sanitäter unsanft an der Schulter. Sein Blick drang tief in die dunklen Augen des Koreaners. "Wir brauchen hier Deine Hilfe, sonst sind wir wirklich verloren!" Choi schluckte schwer, nickte dann eifrig und sprach ein leises "Okay!" Boothe hielt ihn noch immer am Ärmel. "Hast Du mich verstanden? Steh auf und schieß zurück, sonst überrennen die uns!"
"O-Okay!", wiederholte Choi und sein Blick klärte sich endlich. Sein Griff festigte sich um sein M4-Sturmgewehr, er linste über den Rand der Mauer und begann wieder das Feuer zu eröffnen.

Zu Boothes Linken lud Ramirez gerade sein Gewehr nach, schien aber abgeklärt und Herr der Lage, so gut es eben möglich war. "Babyface", sprach der junge Anführer des Trupps Patty McKenna an, sie dabei jedoch nicht ansehend, sondern über die Mauer spähend, wo er soeben den Heckenschützen ausgemacht hatte, auf dessen Konto Butchs Leben gegangen war. "Hol Dir den Scharfschützen! Das hellgelbe Hotel, zweites OG, drittes Fenster von rechts! Ich geb' Dir Deckung!" Er richtete sich auf, gab wieder zwei Schrotladungen ab und suchte abermals hinter der Mauer Schutz.

"Verdammt, Babyface, Du solltest doch schießen!", brüllte er, sah aber noch immer nicht zu der Blonden herüber, sondern schob weitere Patronen in das Röhrenmagazin des Pump-Action-Gewehrs und lud durch. "Babyface?" Die Frau mit dem unschuldigen, hübschen Gesicht starrte mit tellerrunden Augen auf die Leiche des Brian 'Butch' Janowitz. Die Knöchel ihrer schmalen Hände, die den Schaft ihres Remington-M24-Präzisionsgewehres umklammerten, traten weiß hervor. Ihr Atem ging flach. Dunkle Blutsprenkel waren über ihr Antlitz gespritzt, als die Kugel Butchs Kopf durchschlagen hatte.

"Babyface! HEY, PATTY!!" Sie reagierte fahrig und mit glasigem Blick. "Ich... ich kann nicht...", stammelte sie. Kurzerhand riss Boothe ihr das Scharfschützengewehr aus der Hand und befahl sowohl Ramirez als auch Choi ihm Deckung zu geben. Zu dritt gaben sie vollkommen synchron ihre Deckung auf und während seine beiden Soldaten unterdrückende Salven abgaben, nahm ihr Gunnery Sergeant das Fenster ins Visier, in welchem er zuvor den Heckenschützen entdeckt hatte.

Durch die starke Vergrößerung des Okulars musste Cassidy dem Feind direkt in die Augen schauen, als er abdrückte. Als letzter Reflex löste sich jedoch auch aus der Waffe des Heckenschützen ein Geschoss, schabte unaufhaltsam über die Mauer und durchschlug seinen Oberschenkel. Mit aufeinander gepressten Lippen und einem unterdrückten Schmerzenslaut ging er erneut in die Hocke. "Hab einen!", rief Ramirez. "Nur noch zwei von ihnen, Sarge!", meldete Choi unterdessen. "GRANATE!", brüllte da wieder der Lateinamerikaner, der sie selbst geworfen hatte, duckte sich und verschränkte die Arme über dem Helm, woraufhin ein peitschend klares Wummen ertönte.

"Einer noch!", lautete wiederum Chois Update, was die Anzahl ihrer Gegner betraf. "Ich seh ihn nicht mehr", murmelte Ramirez und spähte durch sein Reflexvisier auf das kleine Schlachtfeld hinaus. "Ich glaub er ist geflohen, Sarge!" Bei diesen Worten wandte er sich um und zuckte die Achseln. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drückte Boothe sich wieder auf die Beine und spähte seinerseits über die Mauer, seine Schrotflinte im Anschlag.

Plötzlich zog ihm jemand den Revolver aus dem Halfter. Erschrocken wandte der Truppenführer sich um, sah nur noch Babyface' verbissenes Profil und das gewaltige Mündungsfeuer seiner eigenen Handwaffe. Er folgte der Schussrichtung mit verwirrtem Blick. Der letzte der feindlichen Widersacher hatte sich unbemerkt von der Seite genähert und hätte sie um ein Haar allesamt mit seiner AK-47 über den Haufen geschossen. Ein zweiter Schuss löste sich aus seinem Revolver und benachbarte die erste Wunde auf der Brust des Irakers, der daraufhin endlich fiel.

Babyface McKenna schrie hell auf, ging aus der Hocke in den Stand und trat auf den am Boden liegenden zu, während sie noch zwei weitere Male auf ihn schoss. Boothe humpelte ihr hinterher, ergriff ihren Arm und zog ihr seinen Revolver mit sanfter Gewalt aus der Hand. "Er ist tot, Babyface. Er ist tot."
"Kugelsichere Weste", flüsterte sie mit gebrochener Stimme in die plötzliche Stille hinein. Boothe sah zu dem Leichnam hin. Sie hatte recht: Er trug in der Tat eine Schutzweste. Darum hatte sie seinen Revolver aus dem Halfter 'geliehen': Ihre Neun-Millimeter-Pistole hätte den Panzer niemals durchschlagen können. Babyface hatte ihnen vielleicht allen das Leben gerettet.

Boothe lächelte vollkommen unangebracht wirkend. Er dachte zurück an seinen ersten Tag im Irak, an dem sein First Sergeant Hudson auf seine Begründung hin, dass er den Revolver an Stelle der Ordonnanzpistole trug, weil er damit Rüstungen durchschießen konnte, gesagt hatte: "Wir kämpfen gegen Ziegenhirten, die mit den Fingern essen und sich Handtücher um den Kopf wickeln! Die tragen keine Rüstungen. Die können froh sein, wenn sie überhaupt Schuhe anhaben! Warum also sollte ich Ihnen den Revolver gestatten?" Cassidy lächelte noch immer, als er zu Babyface McKenna blickte, trotz der Schmerzen in seinem angeschossenen Bein. "Danke, Süße."


"Das war, soweit ich mich erinnern kann, das Ende meiner Laufbahn als Soldat. Wir wurden von einem Rettungshelikopter aus dem Einsatzgebiet geflogen und ich landete vorerst im Lazarett. Ich... hab dort irgendwen kennengelernt, wenn ich mich recht entsinne. Bin mir aber nicht mehr sicher ob's jemand wichtiges war..."


◦●◊●◦



"Danke, Süße."
"Bitteschön, Daddy", erwiderte das glockenklare Stimmchen der achtjährigen Cassandra Boothe, als ihr Vater ihr die Kaffeetasse abnahm. Das Aroma ließ Boothe seine Augen genüsslich schließen und einen vorsichtigen Schluck nehmen. "Schmeckt der Kaffee gut?"
"Hmmmmmmmm, oh ja!"
"Ich geh und sag's Mommy! Die freut sich bestimmt", rief das Kind vergnügt und eilte in die Küche. Er lächelte noch leicht amüsiert und stellte den Ton am Fernseher wieder lauter. "... sind die Todesfälle, die der 'Vampirischen Sekte' zugeordnet werden, rückblickend im Vergleich zu letztem Jahr wieder um erschreckende 6,7 Prozent gestiegen. Des weiteren-"

"Du sollst doch solche Horror-News nicht laufen lassen, solange Cassie im Haus ist", tadelte Natalie, die den Fernseher kurzerhand direkt am Gerät ausgeschaltet hatte. "Schalt das Scheißding wieder ein", maulte er. "Das war verdammt wichtig!"
"Und Du könntest auch weniger fluchen", überging sie ihn. "Okay, ich bin soweit, Mommy." Cassandra hatte ihre Schultasche geschultert und die kleinen Schühchen gebunden. "Ach, Kleines", machte ihre Mutter mit sorgenvoller Stimme, "bist Du sicher, dass Du heute alleine zur Schule gehen möchtest?"

"Jaah, Mommy!", verdrehte sie ihre hellbraunen Kulleraugen. Und allein an ihrem Tonfall vermochte man zu erkennen, dass sie dieses Gespräch mit ihrer Mutter wohl zum zigsten Mal führte. "Ich geh doch mit Josie zusammen. Und wir passen auch bei den Straßen auf. Und wir reden nicht mit Fremden. Und nach der Schule komm' ich sofort zurück nach Hause."
"Braves Mädchen", lächelte Natalie gerührt und drückte ihr Kind an sich. "Na, geh schon, bevor ich's Dir doch noch verbiete. Gib Daddy ein Küsschen!" Sie eilte auf die Couch zu und küsste Boothe auf die unrasierte Wange. "Du bist schon wieder ganz stachelig! Bye, Daddy!"
"Bye, Kleines!", lächelte er ihr nach, nachdem er seine Kaffeetasse geleert hatte.

Cassandra stiefelte munter aus der Wohnung und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Mit angehobener Braue beobachtete Boothe, wie seine Frau sich schwer an die Tür lehnte. "Mach Dir keine Sorgen. Unser 'Baby' ist nunmal kein Baby mehr!"
"Ja, ich weiß...", gab sie leise zu und lächelte mit fahrigen Gesichtszügen. "Sie wird einfach viel zu schnell erwachsen." Er lachte. "Jetzt übertreibst Du aber ein wenig, findest Du nicht?" Sie warf ihm einen annähernd vorwurfsvollen Blick zu. Dann setzte sie sich schwer neben ihn auf das Sofa und atmete geräuschvoll aus.

Er strich ihr langsam mit der Rechten über den Rücken. Ihr entfuhr ein langsamer, genießerischer Summlaut und sie reckte sich nach seiner Berührung, fasste seine Hand und küsste sie sanft. Seine grünen Augen begannen zu leuchten, er beugte sich über sie, drückte sie über die Sofa-Lehne, küsste sie. "Mmmmh... mh-mh", sie drückte ihn von sich. "Ich kann nicht... ich muss gleich los, ins Krankenhaus. Wir haben heute eine schwere Operation, ich muss hochkonzentriert an die Sache-" Da hatte seine große Hand sie unter dem Ohr an ihrem Kiefer gefasst und seine Lippen sich wieder auf die ihren gepresst. Kurz löste sie sich nochmals, schrie schrill auf, als seine Hand unter ihren Rock fuhr, kicherte dann jugendlich, ehe er sie wieder in ein elektrisierendes Zungenspiel verwickelte.

Ein letztes Mal drückten ihre Handflächen mit lächerlicher Bemühung gegen seine Brust - "Casey... ich hab' keine Zeit!" - doch schnell gab sie auf, erwiderte seine leidenschaftlichen Küsse. Hastig knöpfte er einhändig ihre Bluse auf, während sich seine Linke weiterhin unter ihrem Rock zu schaffen machte. Sie öffnete seinen Gürtel, dann den Reißverschluss. Er warf ihre weiße Bluse neben den Fernseher, zog fordernd ihren Slip über den Venushügel hinweg zur Seite und drang sofort hart in sie ein.


"War ich immer so unromantisch? Na ja, immerhin hatten wir beide sehr wenig Zeit, bis zum Beginn unserer Arbeit. Hah, ziemlich schwache Ausrede, oder? Ich fühle nichts, wenn ich an diese Situation zurückdenke... und das fühlt sich jetzt ganz schön beschissen an! Ich meine, ich fühle, dass ich diese Frau liebe, aber irgendwie wirkt das ganze so... überschattet..."


"Ich sagte doch, wir schaffen das", grinste er, flach atmend. Auch Natalies Atem ging schwer. Spärliche Schweißtropfen rannen über ihre vollen Brüste und sammelten sich zwischen ihnen, oberhalb des Vorderverschlusses ihres BHs. "Wenn Du Dich beeilen sollst, tust Du es nicht", feixte sie und drückte ihn endlich doch noch von sich. "Mein einziger Trost ist, dass Du auch zu spät zur Arbeit kommst. Gib mir mal meine Bluse."
"Zu Befehl, Frau Doktor."


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"Zu Befehl, Frau Doktor." Sanitäterin Natalie Lewis lächelte Cassidy verschmitzt entgegen, mahnte aber zumindest halben Ernstes: "Still halten jetzt, Gunnery Sergeant Boothe!" Ihre kundigen Hände erneuerten den Verband um seinen Oberschenkel, der vor wenigen Tagen von einem irakischen Heckenschützen durchlöchert worden war. "Ist der Druck so zu hoch, oder geht es?", fragte sie vorsichtig nach. "So eine Memme bin ich nun auch wieder nicht", schmunzelte er schief und sah ihr aufmerksam in das hübsche Gesicht.


"Wie hieß sie noch gleich? Maggie? Nein... Natalie! Natalie Lewis! Meine Natalie...? Durch meine Kriegsverletzung habe ich also meine Frau kennengelernt. Hatte sie also doch etwas Gutes."


Es war ein wenig rundlich geschnitten, aber mit edlen hohen Wangen, großen braunen Augen und einem wunderschönen Lächeln auf den vollen Lippen. Letzte, scharlachrote Sonnenstrahlen fielen durch das zurückgeschlagene Stück Plane, welches den Eingang zum riesigen Lazarett-Zelt darstellte, zeichneten ihr dunkles Haar in weichen Tönen. Etwas scheu wich Sie seinem Blick aus. Dann erhob sie leise die angenehm sanfte Stimme: "Ich weiß, Du bist erst seit einer Woche hier..." Sie wirkte etwas verloren. "Aber ich hatte mich gefragt, ob wir, wenn es Dir besser geht, nicht mal-"

"COWBOY!" Rief da eine Stimme laut, Natalie unterbrechend. Ramirez, Choi und Babyface McKenna betraten das Zelt. "Siehst gut aus, für 'nen Toten", fand Babyface und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Wange auf. Choi und Ramirez stellten sich neben das Bett und letzterer grinste unverhohlen, nachdem er sich verschwörerisch umsah und dann ein Sixpack Starkbier aus seinem Rucksack hervorklaubte und es stolz präsentierte. Cassidys Blick aber galt der hübschen Frau, die ihn die letzten Tage so intensiv umsorgt hatte. War sie gerade wirklich im Begriff gewesen, ihm eine Verabredung vorzuschlagen?

Sie verzog leicht die Mundwinkel, keinen Hehl daraus machend, wie ungünstig sie den Zeitpunkt des Erscheinens seiner Kameraden fand. "Ich lass euch mal allein'", entschuldigte sie sich und entfernte sich schnell. "Ach, verdammt!"
"Was ist los? Hast Du Schmerzen?", fragte Choi. "Quatsch! Ihr und euer beschissenes Timing habt mich nur gerade um ein Date gebracht!"
"Mit wem?", fragte Ramirez aufgeregt. "Mit dem Mädel, das ihr gerade verscheucht habt natürlich, Du Genie."
"Sie ist wirklich hübsch..." Sagte Babyface langsam, sah der Krankenschwester nach. Dann blickte sie Boothe in die blassgrünen Augen, zwinkerte ihm schmunzelnd zu. "Ich glaub', sie steht auf Dich!"

Er lächelte und ihr Cheerleader-Gesicht erwiderte dieses Lächeln. "Also, Sarge? Darfst Du nach Hause, oder kommst Du zurück zu uns?", wollte Ramirez wissen. "Ich darf nach Hause und ich will nach Hause. Ich hab einfach genug von diesem nutzlosen Scheiß-Krieg!"
"Kann ich gut verstehen", pflichtete McKenna bei. "Ja", reihte sich Choi ebenfalls ein und sogar Ramirez nickte. "Ich hab' wirklich genug gesehen."


◦●◊●◦



"Ich hab' wirklich genug gesehen", sagte Natalie laut, die neben ihm die Stufen zur gemeinsamen Wohnung erklomm. "Du tust immer so, als sei die Arbeit bei der Polizei viel erschütternder, als die im Krankenhaus!" Cassidy seufzte laut, während die Bäckereitüte in seiner Rechten bei jedem Schritt leise raschelte. "Im Krankenhaus musst Du Dich nicht mit all diesen Abgründen der menschlichen Psyche auseinandersetzen. Sei mal lieber froh, dass Du noch nie einen Serienkiller vernehmen musstest. Einen, der nichts bereut, der seine Opfer entstellt oder was weiß ich."

"Und wer, glaubst Du, näht die Entstellten wieder zusammen, wenn Du ihren Peiniger hinter Schloss und Riegel gebracht hast? Ja, wer glaubst Du, sagt der Familie, dass das Opfer einfach nicht mehr zu retten war - oder das, was von ihm übrig gelassen wurde. Weißt Du, wie es sich anfühlt, jemandem ins Gesicht lügen zu müssen, wenn Du ihm sagst, dass sein geliebter Bruder schnell und schmerzlos gestorben ist, wenn der geschundene Leichnam etwas anderes erzählt...?

Du solltest dafür dankbar sein, dass Du nicht dabei sein musst, wenn man jungen Eltern sagen muss, dass ihr Kind tot ist, weil es schlichtweg nicht stark genug war, eine dreißigstündige OP durchzustehen. Oder wenn Du einer liebenden Frau beichten musst, dass ihr Mann wohl niemals wieder aus dem Koma aufwachen wird. Oder wenn Du einem kleinen Mädchen ins Gesicht sagen musst, dass sie als einzige den Autounfall überlebt hat, bei dem ihre Mutter und ihr Vater und ihr großer Bruder umkamen."
Ihre Stimme war immer leiser geworden. Sie sprach aus Erfahrung, das merkte man. "Ich finde es einfach ungerecht von Dir, dass hier wieder fast alles an mir hängen bleibt!"

Beinahe wäre ihm der Schlüssel vor Wut aus der Hand gefallen, als er die Tür öffnete. "Ist mir doch scheißegal, wie Du das findest!" Wäre er nicht dermaßen aufgekratzt gewesen, hätte Cassidy wahrscheinlich bemerkt, dass die Tür nicht so weit aufschwang, wie normalerweise und er hätte gewusst, dass sich irgendetwas oder -jemand hinter der Tür befand. "Was soll der Mist? Wir bekommen bald eine Tochter und Du denkst wieder nur an Dich, Casey!" Sie hatten das Thema schon oft durchgekaut. Er hatte ihr unverblümt mitgeteilt, dass er sich kein weiteres Kind wünschte und sie konnte sich sehr wohl denken, dass er eine Abtreibung vorgezogen hätte.

So schritt sie energiegeladen an ihm vorüber und betrat die Küche. "Setzt Du wenigstens den Kaffee auf, wenn Du mir ansonsten nur auf die Eier gehen willst?", rief Boothe seiner Gattin mit verständnislos angehobenen Armen nach. "Nein!", gab sie ebenso laut zurück und begann scheppernd in der Küche mit dem Geschirr herumzufuhrwerken. Urplötzlich zog ihm jemand seinen Revolver aus seinem Halfter. "Wa-?!", entfuhr es ihm und blind griff er nach seiner Waffe, während er sich umwandte. Doch die Frau war schneller, trat vor ihm zurück und zielte ihm direkt auf die Stirn.

Eine Blondine, kaum 1,60 Meter groß, stand vor ihm. Üppige Rundungen in dunklen, engen Jeans, einem schwarzen Oberteil und einer Bikerjacke aus abgegriffenem Leder sowie Handschuhe, die wie eine zweite Haut wirkten. Ihr helles, blondes Haar war zu zwei hüftlangen Zöpfen geflochten und in ihrem kindlichen, konturlosen Gesicht glommen zwei riesige Augen in unheilvollem Graublau. Wie alt war das Mädchen? Siebzehn, Achtzehn? "Wer zum Teufel bist Du?!", wollte Boothe wissen.

"Halt's Maul!", keifte die Kleine, überraschte ihn mit einem rauen, bestimmten Ton in der weiblichen Stimme. "Wo ist Deine Tochter?"
"Cassie?" Er erschrak nur innerlich, sein Gesicht blieb eine eiserne Maske. Woher wusste dieser irre Kampfzwerg von ihr? irgendjemand musste die junge Dame geschickt haben, um eine Rechnung mit ihm zu begleichen, anders konnte er sich das hier nicht erklären. Darum versuchte er sie mit Finanziellem abzuspeisen: "Was willst Du? Geld?" Ihr Antlitz, das irgendwie auch etwas sehr Hübsches inne hatte regte sich nicht im Geringsten, als sie langsam und deutlich ihre Frage wiederholte.

"Bist Du'n Junkie? Ich hab keinen Stoff für Dich!", die Unsicherheit und die Angst um seine Tochter machten ihn wütend und unvorsichtig, färbten seine Stimme finster und kratzig. "Sieht das hier etwa wie eine beschissene Crackhöhle für Dich aus?" Diesmal hatte er laut genug gesprochen, sodass auch Natalie es durch das Klappern des Geschirrs vernommen hatte. "Casey? Mit wem sprichst-" Sie stand wie festgefroren im Türrahmen und starrte auf die kleine Blondine, die Boothe nach wie vor mit seinem eigenen Revolver in Schach hielt. In seinem Hosenbund, über seinem Steiß, da trug er noch seine tschechische Halbautomatik, aber würde er sie rechtzeitig ziehen können? Das Mädchen in der Lederjacke sah in ihren Bewegungen erschreckend souverän aus, ihr Blick war zu abgeklärt, als dass sie lediglich auf Beute aus war. Von Drogen garnicht erst zu sprechen. War sie eine Auftragskillerin?

"Oh, mein Gott!", rief Natalie. "Was wollen Sie von uns?"
"Zum letzten Mal", drohte das geisteräugige Miststück, zog den Hahn des Smith & Wesson Modell 29 geräuschvoll zurück. "Wo zur Hölle ist eure Tochter?"
"Cassandra? Sie wohnt hier seit zwei Jahren nicht mehr. Was ist hier eigentlich lo-" Doch weiter kam Boothes Ehefrau nicht, da drückte die Killerin ohne mit der Wimper zu zucken ab. Er wollte irgendetwas schreien, doch sein Mund brachte keinen Ton hervor. Hinter sich hörte er, wie Natalie zusammenbrach, im Fallen durch den Wohnzimmer-Glastisch krachte und polternd zu Boden ging.

Mit einer erdrückenden Gewissheit weiteten sich seine Pupillen, wurden groß und schwarz und schrieben ihm Schrecken und blanken Horror in die Iriden. Und er starrte der Blonden in die Augen. Diese riesengroßen, blassblauen Geisteraugen.. Bar jedweder Emotion, ohne Reue und ohne Skrupel. Schnell war sie neben ihm, drückte ihm den Lauf seiner Waffe gegen die Schläfe. Cassidy Boothe war unfähig zu handeln, wusste, seine Zeit war abgelaufen. Seine letzten Gedanken galten seiner Frau und seiner Tochter. Er wollte die Zeit zurückdrehen, als ihn all die zuvor von ihm begangenen Fehler mit der Wucht eines gewaltigen Fausthiebes einholten. Er wollte seine kleine Familie in den Armen wiegen, wollte ihnen sagen, wie sehr er sie liebte. Aber Cassie hatte ihn lange schon verlassen. Ihr Zimmer war vorher schon leer gewesen. Der Vater kannte seine Tochter seit Jahren nicht mehr. Und Natalie? Wie hatte er sie vernachlässigt, was hatte er ihr zugemutet. Und jetzt? Jetzt war sie... fort. Einfach so.

Das war die endgültige Erkenntnis, die ihn fallen ließ. Er hatte alles verloren. Vor einer Ewigkeit bereits, doch jetzt hatte man ihm auch noch die Chance genommen, alles zu bereinigen. Er stürzte auf die Knie und fiel und fiel und fiel... Dumpf, wie aus einer anderen Welt vernahm er den zweiten Schuss. Spürte, wie sich etwas kaltes durch seine Schläfe bohrte, irgendwo in seinem Kopf steckenblieb. Lahm fasste er sich seitlich an den Schädel. Warme Flüssigkeit rann zwischen seinen Fingern hervor.

Schwer presste er seinen Atem hervor. Einmal... zweimal... dann fiel er wieder. Und er fiel, fiel, fiel, stürzte hinab in das dunkelste Loch. Sein Kopf schlug hart auf dem Boden auf. Er sah hinauf in das Gesicht, das an allem die Schuld trug. All die Dinge, die Selbstverurteilung war vergessen, jetzt zählte nur noch dieses farblose, kindliche Gesicht. Die letzte Kraft, die letzte Fähigkeit zu denken, nutzte er, um sich dieses eine Gesicht einzuprägen. Diese Züge würde er niemals vergessen. Das Gesicht seiner eigenen Frau verblasste, so auch das seiner Tochter, während er sein Leben aushauchte. Erinnerungen an die schönsten Bilder in seinem Leben schwanden. Aber nicht das kindliche Gesicht mit den Geisteraugen. Nein, das würde er niemals vergessen. Niemals!


"Diese bleiche, makellose Haut. Die ewig langen, blonden Haare. Das unbewegte, kindliche Gesicht mit diesen schmalen Lippen und der kleinen Nase... und diese Augen. Die übergroßen, glasklaren Augen mit ihrem stechenden Blick. Oh, ja! Ich werde Dich finden, Dich die Du mir alles genommen hast. Und dann werde ich Dich töten, Du kleine Schlampe!"

"Look at the damage,
The fortunes came for the richer men.
While we're left with gallows,
Waiting for us liars to come down and hang."

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Re: [Ankunft|Venedic|N]: Cassidy Parker Boothe

Beitragvon Boothe » 21.09.2016, 18:52

In welcher Stadt wird Dein Charakter seinen Hauptsitz haben?
Venedic und New York City

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Re: [Ankunft|Venedic|N]: Cassidy Parker Boothe

Beitragvon Boothe » 21.09.2016, 20:42

Ich bin hier komplett fertig :)

"Look at the damage,
The fortunes came for the richer men.
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Re: [Ankunft|Venedic|N]: Cassidy Parker Boothe

Beitragvon aBraXaS » 21.09.2016, 23:06

HA, da steht auch was, fein, dann kümmere ich mich um den Rest :)
Freischaltung und so weiter :)

Info:
Charakter durchlief die Bewerberphase im alten Forum.

.:|*|:. User freigeschaltet .:|*|:.

Wir leben alle unter dem selben Himmel,
wir haben aber nicht alle denselben Horizont.
(Konrad Adenauer)



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