[Phoenix|N]: "Charly/Ella" Fitzgerald

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Ella
Mensch
Beiträge: 13
Registriert: 22.09.2016, 22:21
Charname: Cecili Amela Fitzgerald
Pseudonym: Charly, Ella
Alter: 21 Jahre
Augen: klares moosgrün
Haare: schwarz, rückenlang
Größe: 167cm
Stadt: Phoenix
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Burlesquetänzerin
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

[Phoenix|N]: "Charly/Ella" Fitzgerald

Beitragvon Ella » 29.09.2016, 00:02

Nebencharakter von aBraXaS

Steckbrief

» Name, Alter, Rasse
» Einstellung
» Herkunft, Beruf/Finanzen
» Aussehen
» Eigenarten
» Bevorzugte Opfer
» Fähigkeiten/Stärken
» Schwächen
» Waffen
» Vorlieben
» Abneigungen
» Charakter
» Ziele
» Sonstiges
» Leben in Phoenix/Venedic



Name
Taufname: Cecili Amela Fitzgerald
gerufen: Charly oder Ella


Menschliches Alter
21 Jahre alt, wirkt manchmal zwei, drei Jahre jünger


Rassenbedingtes Alter
-


Art/Rasse
Mensch

up

Einstellung
Speziell/Kodex:
Ella ist unwissend, sie ist generell offen und freundlich zu jedem, der ihr begegnet.


Menschen:
Charly ist offen und freundlich gegenüber Fremden und herzlich zu ihren Bekannten und Freunden. Sie hatte nie Grund, jemandem wirklich zu misstrauen und vertraut sich daher auch recht schnell an, wenn sie das Gefühl hat, dass es "passt". Sobald jemand freundlich zu ihr ist, könnte diese Situation schon geschaffen sein. Bösartige Hintergründe und Intrigen sind ihr von jeher fremd gewesen, weil sie mit derartigem bisher nicht in Kontakt gekommen ist.


Vampire:
Ella ist unwissend, sie hat keine Ahnung von der realen Existenz der Vampire, kennt sie von Erzählungen, aus Büchern und Filmen, hat sich bisher aber nicht großartig dafür interessiert. Es ist nicht abzusehen, wie sie auf die Erkenntnis reagieren würde, wenn sie erführe, dass es diese für sie ja zu den Fabelwesen zählenden Geschöpfe wirklich gibt.


Glaube/Religion/Symbolik:
Sie ist aufgewachsen in evangelisch-lutherischem Glauben. Es war üblich, dort, wo sie herkommt, an Gott zu glauben und sie hat sich bisher keine Gedanken darum gemacht, dass es Leute geben könnte, die seine Existenz anzweifeln - zumindest ernsthaft. Sie ist nun einmal ein echtes Landei und muss noch viel lernen. Es ist unklar, wie sie auf Glaubensauseinandersetzungen reagieren würde, weil sie bisher nie einen Grund hatte, darüber nachzudenken, ob ihr Glaube richtig ist oder nicht, wahr ist oder falsch.

In die Kirche geht sie allerdings nicht, außer zu Feiertagen und das auch nur, weil ihre Familie es von ihr verlangt. Sie war als Teenager eben wie alle Teenager: Einfach nicht recht daran interessiert, eine Stunde Lieder zu singen und zu beten und dergleichen. Ein bisschen ist sie auch davon genervt, aber auch nicht mehr oder weniger stark wie bei anderen in ihrem Alter, die auf dem Land wohnen.


Sonstiges:
Nichts weiter bisher ... vielleicht ändert sich das noch, wenn sie jetzt in der Großstadt ist, wer weiß.

up

Herkunft
Walnut Grove, Redwood County, Minnesota, im mittleren Westen der U.S.A.
Ein etwa 600-Seelen-Dorf, das durch die Fernsehserie "Little House on the Prairie/Unsere kleine Farm" bekannt wurde. Mitten in der Einöde, gegründet 1870 am nahen Plum Creek.


Beruf/Finanzen
Nach der High School und ein paar Schülernebenjobs vor einigen Jahren, begann Ella in einer Pension als Mädchen für alles auszuhelfen, arbeitete nebenher beim hiesigen Arzt, der für Vieh und Mensch gleichermaßen zuständig war, als Bürokraft und sortierte bei der ansässigen Postfiliale die Briefe und Päckchen.
So richtig wissen, was sie dort lernen oder fest arbeiten sollte, wusste sie nicht. Sie hätte gerne in der Kneipe gearbeitet, aber ihre Eltern hätten es untersagt und auch sonst kam sie sich immer vor, wie fehl am Platz.

Sie wollte singen, tanzen, wollte sich hübsch anziehen und animieren - ein Wunschtraum. Ihr Vater hatte nicht nur einmal die hübschen Poster und Postkarten, die sie sich von einer Brieffreundin aus Phoenix hatte schicken lassen, von der Wand gerissen, weil er sie für anrüchig hielt. Auf ihnen waren Burlesque-Damen abgebildet, allen voran Dita von Teese, die Ella sehr bewundert.

Deswegen ist sie nun auch in Phoenix. Sie will selbst Burlesque tanzen und in einer solchen Bar arbeiten. Es ist ihr großer Traum so bekannt wie Dita von Teese zu werden, auch wenn sie von Sexappael wahrscheinlich so viel Ahnung hat, wie ein Huhn vom Traktorfahren. Dass sie sich für solch einen Job auch ausziehen müsste, darüber hatte sie bisher nie nachgedacht. Striptease und Burlesque war für sie keine Verbindung, vielleicht auch, weil sie all das nur aus halbherzigen Filmen und eben von unbeweglichen Photographien kennt.


up

Aussehen - Übersicht
  • Augen:
    Ihre Augen sind moosgrün und leuchten vor allem im Sonnen- oder hellem Licht in genau dieser Farbe. Es ist wie der Blick in einen grünen, klaren Waldsee.
  • Haare:
    Schwarz gefärbt, was ihren Eltern überhaupt nicht gepasst hatte, aber sie hätten nicht wirklich mehr viel daran ändern können. Ihre Naturfarbe ist ein einfaches Haselnussbraun. Seit ihrer Kindheit lässt sie sie wachsen und pflegt sie. Sie hat leichte Wellen, aber je nach dem, wie sie sie föhnt, können sie auch glatt oder mehr lockig fallen.
  • Frisur:
    Sie trägt ihr Haar gerne offen, aber genauso kann man sie mit einer wilden Hochsteckfrisur sehen bzw. einem lockeren Pferdeschwanz oder Dutt, ganz wie es grade dazu passt, wo sie ist und wie sie sich fühlt, ob die Haare im Weg wären, hätte sie sie offen oder aber nicht. Wenn sie sich als Burlesquemädchen stylt, passt sie ihre Frisur ihrer Kleidung an. Das kann ein strenger Seitenscheitel sein und der Rest des rückenlanges Haars kunstvoll nach oben gesteckt oder streng in einen oder zwei Dutts gedreht.
  • Größe:
    167cm, sie findet sich etwas zu klein.
  • Figur:
    Ella darf sich an einer sehr frauliche Figur erfreuen. Manchmal ist sie sich darüber aber nicht bewusst, weil sie denkt, dass sie ein paar Kilos zu viel hat. Doch genau diese wenigen Kilos zu viel sind es dann, die ihre Hüften weiblich, ihren Bauch weich, ihre Brüste rund und ihre Schenkel stramm werden lassen und das in wohlproportionierten Formen. Von nichts zu viel oder zu wenig, nichts, woran man Anstoß nehmen müsste, wenn man nicht gerade auf Hungerhaken steht.
  • Gesicht:
    Die ovale, ins rundliche gehende Gesichtsform wirkt symmetrisch zu den filigranen Details in ihrem Gesicht. Sie hat große Augen, die hübsch betont sind, wenn Charly lacht. Ihre Lippen sind voll und ihre Nase gerade. Alles scheint am richtigen Platz. Was sie an sich vor allem mag, ist, dass sie das Grübchen-Gen ihrer Großmutter geerbt hat, das ihr Lachen noch strahlender werden lässt. Kleine Sommersprossen tanzen auf ihrer Nase, doch man sieht sie kaum; gar nicht, wenn sie burlesque blass geschminkt ist. Ansonsten ist sie mit rosigen Wangen gesegnet, die ihrem sonst eher blassen Teint ein gesundes Aussehen geben.
  • Stimme:
    Ella hat eine hübsche Singstimme, die melodisch bis kräftig rauchig wirken kann, je nach Stimmung und Titel. Da sie aber keine sängerische Stimmbildung genossen hat, ist sie unausgereift. Doch für ein paar Bewunderer hatte es bisher immer gereicht, auch wenn sie damit nicht in die Charts kommen würde. Das alles ist allerdings etwas, was sie gerne noch ausbilden lassen möchte. Ihre Sprechstimme ist klar und weich, aber sie nutzt sie nicht immer, weil sie etwas leiser und schüchterner oder vielmehr freundlicher spricht, als es für ihre Stimmlage anzuraten wäre.
  • Kleidung:
    Die junge Frau liebt burlesque Kleidung und würde am liebsten den ganzen Tag darin herum laufen. Sie ist sich aber durchaus bewusst, dass dies nicht einfach so geht. Und das liegt nicht nur daran, dass sie bisher kein Geld hatte, sich viele Einzelteile zu leisten. Zumal ihre Eltern ihr diese Kleidung in ihrem Heimatdorf niemals erlaubt hatten. Jegliche antastenden Versuche, die Erlaubnis zu bekommen, sich dergleichen zu bestellen, endeten in einem Disaster.

    Ansonsten trägt sie gerne Jeans und Hemden, Shirts, Tops und Chucks. Sie besitzt auch diverse Sommerkleider und für den Winter eine Pudelmütze, die sie hier in Phoenix allerdings wohl weniger benötigen würde. Dennoch hat sie sie mitgenommen, weil ihre Oma sie ihr gestrickt hatte.
  • Schmuck:
    Von ihrer Konfirmation besitzt sie eine silberne, schlichte Kette mit einem einfachen Kreuz. Sie trägt diese allerdings nicht immer. Dennoch ist sie ihr viel wert, weil sie sie von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hatte. Ella besitzt auch ein dezentes Armkettchen, das ihr ein bisschen zu groß ist und sie es daher gerne auch um den Fußknöchel bindet. An ihm hängen winzige Sterne, Herzen und Monde. Es ist ein Freundschaftsgeschenk ihres besten Freundes aus der Heimat, Samuil.
  • Piercings:
    Keine, jedenfalls noch. Sie ist fasziniert, aber hat auch ein bisschen Angst vor dem Schmerz und kann sich nicht ernsthaft dazu durchringen, sich näher damit zu beschäftigen. Dennoch hätte sie ein Bauchnabel- oder Labretpiercing interessiert.
  • Tattoos:
    Ebenso keine, aber auch hier scharwenzelt sie hin und wieder an den Auslagen der Tattoostudios herum (zumindest nach ihrer Ankunft in Phoenix).
  • Narben:
    Eine kleine Narbe von einer Blinddarmoperation am Bauch, aber sie ist kaum noch zu sehen, so lange ist die Operation als Kind schon her. Sie kann sich schon fast nicht mehr an den Krankenhausaufenthalt erinnern. Sie hat auch ihre Mandeln nicht mehr, aber dies wäre keine sichtbare Narbe, wenn es da überhaupt eine gäbe.
  • Besonderheiten:
    Ein kleiner Leberfleck auf der Innenseite ihrer linken Brust, den man allerdings in der Regel nicht einfach so sieht. Er wirkt wie ein winziger Schönheitsfleck.

Aussehen - Beschreibung
s.o.

up

Eigenarten
Ihre Vorliebe für Dita von Teese und auch ihre Faszination für den Burlesque und dabei doch so unschuldig denkend und sein, was schon mal allein im grundsätzlichen Widerspruch steht.

up

Bevorzugte Opfer
-

up

Spezialisierte Begabungen & weitere Stärken
Eine hübsche Singstimme, wobei diese wohl noch etwas besser ausgebildet werden sollte, damit sie auch konstant alle Töne trifft und ihr nicht die Luft wegbleibt, wenn sie einen Ton halten soll.

Sie ist auch eine ganz gute Schauspielerin. Zumindest hatte man ihr das gesagt, als sie auf ihrem Dorf in Schulaufführungen und Privatveranstaltungen Rollen gespielt hat. Der Vergleich ist selbstverständlich kaum gegeben und man darf bezweifeln, ob diese Meinung sehr objektiv ist. Sie ist sicherlich nicht sehr schlecht, aber auch kein potentieller Star. Dafür fehlt ihr schlichtweg die richtige Ausbildung.

Ella spielt ein bisschen Klavier und Klarinette. Sie hat sich auch schon an Geige versucht, doch bis auf wenige Stücke, will es ihr nicht so recht gelingen, dafür aber beherrscht sie den Kontrabass und das Chello ganz gut. Allerdings alles nicht bis zur Perfektion, da die besten Lehrer leider nicht auf dem Land leben. Möglicherweise wäre das Beherrschen des ein oder anderen Instruments noch ausbaufähig gewesen.

up

Schwächen
Alles, was sie ihrem Ziel näher bringt, berühmt zu werden. Das kann als Sängerin, Schauspielerin oder auch Burlesque-Tänzerin sein. Bestenfalls alles zusammen, auch wenn sie sich momentan noch recht schlichte Vorstellungen dazu macht und nicht ganz zu begreifen scheint, was diese Berufe mit sich bringen oder ihr überhaupt abverlangen. Das liegt allerdings nicht daran, dass sie nicht intelligent wäre, sondern viel mehr an ihrer Unwissenheit und dem fehlenden Zugang zu den richtigen Informationen in ihrer Heimat.

Definitiv ist auch ihre Naivität, ihr leichtes Vertrauen gegenüber einem einfach nur freundlichen Gegenüber eine große Schwäche. Sie stellt sich einfach nicht vor, dass es auch Leute mit unlauteren Hintergründen geben könnte. Ein bisschen blauäugig, weil sie viel zu behütet in Walnut Grove aufgewachsen ist. Sie ist kein gebranntes Kind und deswegen scheut sie auch das Feuer nicht.

Ella ist leicht ausnutzbar, weil sie niemandem etwas Böses oder Niederträchtiges zutraut. Auch wenn es noch so offensichtlich scheint, braucht es schon eindeutige Situationen, bis sie wirklich einsehen würde, dass es eben keine Erklärung und Ausrede mehr gibt, warum jemand möglicherweise boshaft wirkend agiert. Für sie sind das dann Launen, die vorbei gehen und wenn es keine überzeugende Situation gibt, findet sie für andere genügende Ausreden, warum sie einmal unfreundlich sind, oder ihr das geliehene Geld nicht zurückbringen (können) oder dergleichen andere Beispielsituationen.

up

Waffen
-

up

Vorlieben

  • Musik:
    1920er/30er Jahre, 50er/60er Jahre, ein paar Country-Songs findet sie auch ganz hübsch (vor allem von Paul Brandt), hält damit in der Stadt aber etwas hinterm Berg. Sie kennt sich in Musik eher in der Klassik aus, die sie auch gerne mag, weil sie diese durch die Instrumente, die sie teils gelernt hat, kennenlernte. Mit moderner Musik kam sie bisher nur wenig in Berührung und daher kann sie nicht bestimmen, was ihr davon gefallen würde und was nicht, wenn sie es noch gar nicht kennt.
    Da sie Dita-von-Teese-Fan ist, hat sie im Internet auch schon mal bei Marilyn Manson reingehört, der einmal mit dieser verheiratet gewesen war. Sie ist sich aber nicht sicher, ob sie diese Musik wirklich so prickelnd findet.
  • Farbe:
    satte Farben wie dunkles Rot oder Grün, Violett und kräftiges Orange, warmes Blau, ... gerne dunkle Töne und auch schwarz
  • Ambiente:
    Burlesquebars ... glaubt sie jedenfalls. Sie liebt alles, was aus dieser Zeit stammt. Ansonsten ist sie gerne draußen im Grünen, aber genauso faszinieren sie momentan sehr die Großstädte - endlich eine Großstadt, von der sie schon so lange träumt. Sie möchte auch unbedingt ein großes Theater besuchen oder Konzert-/Opernhaus.
  • Eigenschaften:
    Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Entgegenkommen, Offenheit, Geduld
  • Aussehen:
    Sie mag gepflegte Menschen, die auf ein sauberes Äußeres achten. Außerdem steht sie auf Burlesque, auf 20er/30er-Jahre-Klamotten und auch Petticoats.
  • Geschlecht:
    Hetero. Jedenfalls denkt sie das bisher. Sie hat nie darüber nachgedacht, mit einer Frau etwas zu haben. Vor allem deshalb nicht, weil sie auch mit einem Kerl noch nicht hat.
  • Hobbies:
    singen, tanzen, schauspielern, lesen, ein bisschen zeichnen, Briefe schreiben, alles über Dita von Teese und Burlesquebilder sammeln
  • Allgemeines:
    -

up

Abneigungen
  • Musik:
    Kann sie nicht so recht bestimmen. Sie mag nichts langweiliges.
  • Farbe:
    grelle Farben wie neon, rosé mag sie nich so gern, außer die Kombination passt
  • Ambiente:
    Gottesdienste in der Kirche, Beerdigungen, langweilige Veranstaltungen
  • Eigenschaften:
    Engstirnigkeit, Bevormundung, Unverständnis, Verbohrtheit
  • Aussehen:
    -
  • Geschlecht:
    ungepflegt, Hawaiihemden, rosa Hemden an Männern findet sie eigenartig
  • Aktionen:
    -
  • Allgemeines:
    -

up

Charakter

Kurzbeschreibung:
freundlich, höflich, gutgläubig/naiv, unwissend, offen, offenherzig/herzlich, fröhlich, unbedarft, unschuldig, talentiert, intelligent, aber ohne große Lebenserfahrung, ehrlich, ehrgeizig, zuvorkommend, hilfsbereit, pünktlich, verantwortungsbewusst, geduldig

Ausführliche Beschreibung:
Charly ist eine offene, ehrliche junge Frau, der noch nichts schlimmes im Leben passiert ist, bis auf den Tod ihrer Großmutter, der sie sehr schmerzt. Sie hat nichts erlebt, das sie skeptisch hätte werden müssen oder damit rechnen müsste, dass jemand freundliches schlechte Hintergedanken hätte. Trotz ihrer Intelligenz fehlt ihr einfach die Lebenserfahrung, die Erfahrungen überhaupt und das Wissen, um sich vor der großen - bösen - weiten Welt zu schützen. Ihre Gedanken sind noch etwas naiv und gutgläubig.

Ella glaubt, dass sie als Schauspielerin, Sängerin oder vor allem Tänzerin berühmt werden kann, besitzt in keinem davon aber eine richtige Ausbildung. Sie hat sich alles, was sie kann, mehr oder weniger selbst beigebracht. Es klappt auch ordentlich, aber eben nicht hervorragend.
Sie macht sich auch eine etwas verschönte Vorstellung vom Burlesque. Sie weiß mit ihrem Körper umzugehen, aber glaubt, dass alle dies als Kunst ansehen. Dass diese Tänzerinnen auch erotisch anregen sollen und es auch tun, damit hat sie sich nicht beschäftigt. Auch nicht damit, sich möglicherweise für einen Stripteas ala Burlesque auszuziehen.

Sie bewundert einfach nur die Schönheit, allen voran Dita van Teese. Doch nicht nur diese, denn ihre eigene Großmutter war Tänzerin in den 20er und 30er Jahren, bis sie ihren Mann kennenlernte und mit ihrer frisch gegründeten Kleinfamilie nach Walnut Grove, seiner Heimatstadt, zog. Ella hat durch sie die Neugier auf die große weite Welt kennengelernt und auch ihren Ehrgeiz geerbt.

Anderen Leuten gegenüber ist Charly zu jeder Zeit freundlich und höflich. Sie ist gut erzogen worden, ruft niemanden nach zwanzig Uhr zuhause an und schenkt erfragte Eier lieber her, als sie der Nachbarin zu leihen. Zuvorkommenheit und Hilfsbereitschaft waren von jeher die Eigenschaften, die ihr auch in ihrem Heimatdorf immer wieder positiv nachgesagt wurden. Sie geht sehr herzlich mit ihren Mitmenschen um, ist für sie da, setzt sich für sie ein, wirkt aufopferungsbereit.
Ein leichtes Ziel zum Ausnutzen, weil sie auch niemandem etwas Böses nachsagen möchte. Es bräuchte schon sehr eindeutige Situationen, bis sie begreift, dass dem anderen tatsächlich nichts an ihr liegt und er nur freundlich war, um einen Vorteil für sich aus der Situation zu ziehen. Gleichzeitig würde sie wohl auch nicht gleich verstehen, wenn jemand mit ihr flirtet, weil sie auch solche Hintergedanken nicht voraussetzt.

Sie selbst ist noch Jungfrau und hatte bisher auch nicht das Bedürfnis, das zu ändern. Erzogen wurde sie in dem Wissen, dass Sex erst nach der Hochzeit stattfindet. Sie hatte es einfach hingenommen. Womöglich würde sie sich nicht daran halten, wenn ihr danach ist, aber momentan ist sie der Meinung, dass es so nun einmal gehört. Auch wenn sie weiß, dass nicht jeder sich daran hält. Sie muss sich ja nicht in die Ausnahmen einreihen, wie sie findet, ohne sich bewusst zu sein, dass sie wohl mehr Ausnahme darstellt, als andere.

up

Ziele
Berühmt werden. Am liebsten als Burlesquetänzerin in einem Film, in dem sie neben dem Schauspielern auch mal singen darf. Endlich raus aus dem Dorf und rein in das wilde Großstadtleben, von dem ihr so viel erzählt wurde. Außerdem würde sie gerne einmal Dita von Teese treffen.


up

Sonstiges
-

up

Leben in Venedic/Phoenix/New York
folgt

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Re: [Phoenix|N]: "Charly/Ella" Fitzgerald

Beitragvon Ella » 29.09.2016, 00:03

Lebenslauf

Charly wurde in ein typisch amerikanisches Kaff hineingeboren und sollte ihre Kindheit und Jugend wohlbehütet in der christlichen, einfachen Gesellschaft verbringen, die einander half, die idyllische Landeinatur lebte und deren wirkliche Attraktionen sich auf ein Heuballenfest, Sommertanz- und Bingo- sowie Tombulaabende und kleine Schul- und freizeitliche Theateraufführungen beschränkte. Sonntags ging man in die Kirche, abends um sechs wurden die Bordsteine hochgeklappt und als ehrenwerter Bürger machte man einen Bogen um die Kneipe, in der man sich sonst zu Spiel und Weiberei, Alkohol und Gelage aufgefordert sah.
Einzige Besonderheit an Walnut Grove am Plum Creek war, dass es durch die Geschichte der Autorin Laura Ingalls Wilder (1867-1957) und der darauf in den 1980er Jahren gefolgten Serie "Little House on the Prairie/Unsere kleine Farm" weltweite Bekanntheit erreichte. Man war stolz auf sein Laura-Ingalls-Wilder-Museum und der wirtschaftliche Aufschwung der Klein- und Einöde war durch die vielen Besucher und Gäste begünstigt, die sich dazu entschlossen, auf den Pfaden Ende des 20. Jahrhunderts zu pilgern.

Vor allem das Museum und die kleinen Feste gaben Anlass zu ein bisschen schauspielerischer Leistung, um die Touristen zu unterhalten und so spielten vor allem fast alle Kinder der 600 Einwohner gerne die Hauptrollen. Ella war hier keine Ausnahme, wenngleich womöglich doch ein kleines Ausnahmetalent, das man wohl hätte viel früher fördern sollen, hätte man es professionell erkannt. Doch die einzige, die überhaupt erkannte, was dem Kind im Blut lag, war Ellas Großmutter. Selbst in einer Großstadt aufgewachsen und Tänzerin in den 1920er und 1930er Jahren, hatte sie ihrer Enkelin offensichtlich nicht nur die Grübchen weitervererbt, sondern auch den Hang des Glamour. Durch die große Liebe ihres Lebens war sie mit ihrem Mann in seine Heimat gezogen, doch das Herz der mittlerweile verwitweten Frau schlug noch immer für das Leben, das sie für ihn verlassen hatte.
Sie erfreute sich daran, dass eines ihrer Enkelkinder ihre Begeisterung teilte, sich die alten Photos und Bilder zeigen und aufregende Geschichten erzählen ließ. Es war absehbar, dass Ella auch im Weiteren die Faszination beibehielt und im pubertären Alter sogar eigenständig ausbaute. Sie suchte im Internet, wenn sie denn einmal an den Computer durfte, nach Bildern und stolperte über Dita von Teese und über Burlesque. Eine Bewunderung baute sich auf, die zu einem kleinen altarähnlichen Aufbau in ihrem Zimmer führte, in dem sie wenige ausgedruckte Bilder an die Wand hing, um sie immer wieder anzusehen. Dazwischen Photos von ihrer Großmutter aus deren eigener Zeit in der Stadt, als sie noch tanzte.

Ella war etwa fünfzehn Jahre alt, als sie ein Mädchen aus Phoenix kennenlernte, das als Tourist mit seinen Eltern nach Walnut Grove gekommen war. Sie verstanden sich auf Anhieb, Daniela und Ella. Und Ella nutzte die Chance, sie über die Großstadt auszufragen, sich wilde - wahrscheinlich aber auch teils erfundene - Geschichten erzählen zu lassen, wobei sie nicht auf die Idee kam, dass manches davon vielleicht auch übertrieben sein könnte. Ihr Feuer für die Großstadt war, wenn es zuvor schon durch die Großmutter geweckt worden war, nun gänzlich entfacht und brannte sich in den Kopf des jungen, hübschen Mädchens, das heimlich vor dem Spiegel tanzte, überall vor sich hin trällerte und sich um jede Rolle in jeglichen Theaterstücken bemühte. Daniela war es letztendlich auch, die Ella ihren zweiten Spitznamen gab: Charly. Er würde cooler klingen als Cecili und so freute sich Ella darüber und fühlte sich besonders.

Ellas bester Freund Samuil fand das alles gar nicht so toll. Er konnte aber auch nicht verstehen, warum sich Ella für die Großstadt interessierte. Diese affigen Geier, die nichts als Vergnügen, Drogen, Alkohol und Geld im Sinn hatten. Sie hatten ja alle keine Ahnung, diese oberflächlichen Städter. So sehr sie ihn mochte, in diesem Punkt ähnelte er der allgemeinen Meinung im Dorf, die alle - wie wohl überall auf dem Land - der Meinung waren, dass die Idylle der Kleinöde definitiv erstrebenswerter und wertvoller war, als jeglicher Glamour.
"Mach Dir nichts draus", hatte ihre Großmutter gesagt und Kaffee in ihren Becher gegossen, "was der Bauer nicht kennt, das frisst er eben nicht ...", sie mochte wohl recht haben, aber Ella fand es dennoch schade. "Ich finde, Charly ist ein sehr hübscher Spitzname, mein Mädchen, solange ich Dich weiterhin aber Ella nennen darf, weil eine alte Frau nun eben doch etwas alt wird und vergisst. Aber wieso nimmst Du diesen Namen nicht zum Anlass für ein bisschen neues Leben. Ich weiß, Deine Eltern würden mich jetzt wohl lynchen, aber, mein Schatz, Du gehörst nicht hier her, Du gehörst in die große weite Welt. Du musst erleben und lieben, musst überhaupt einmal das Leben anfangen", die Großmutter setzte sich zu ihrer Enkelin an den Küchentisch und sah sie aus dem alten Feuer einer Frau an, die wusste, wovon sie sprach.

"Ja, vielleicht hast Du Recht", entgegnete Ella und rührte Milch und Zucker durch ihre Tasse. "Samuil hat mir einen Heiratsantrag gemacht ... oder sowas in der Art." - "Sowas in der Art?" - "Na ja, da wir ja noch etwas jung sind, meinte er, er könnte ja schon mal vor-fragen und andeuten, dass er mich gerne zu meinem 18. Geburtstag heiraten möchte. Nicht, dass ihm da jemand zuvor kam von den Städtern ... als würde ich mit einem von ihnen mitgehen wollen ..."
"Würdest Du das denn nicht?" - "Nicht, wenn er mich heiraten wollte", lachte Ella auf die Frage ihrer Großmutter und diese lachte mit, erst als sie sich wieder beruhigt hatten, fragte diese: "Und? Was hast Du ihm gesagt?" - "Dass er ein Spinner ist", wieder lachten sie. "Nun gut, ich sehe Dich jedenfalls nicht als Farmersfrau oder eben in seinem Fall als Mechanikerfrau eines Tankwarts und Werkstattbesitzers, der er einmal sein wird, wenn sein Vater in den Ruhestand geht. Du solltest vorher leben und ... lieben. Ella, versprich mir, dass Du lieben wirst und niemals etwas tust, nur weil Du glaubst, es wäre Deine Tochter- oder gar Bürgerpflicht. Du musst Deine Träume leben, hörst Du?"

Ella hatte gehört und nun stand sie an ihrem Grab, wusste nicht, wie viel Schmerz sie noch aus sich herausweinen sollte und schwor sich, dass sie den letzten Wunsch ihrer Großmutter erfüllen würde. Nicht für sie, sondern für sich - aber wegen ihr. Unvermittelt war die geliebte Oma in der Nacht eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Eine Nacht nach ihrem Gespräch, wie es die Jahre davor viele gegeben hatte. Ella überwandt den Schmerz nie so richtig und über all die nächsten Jahre fühlte sie, wie ihr der Mensch im Leben fehlte, der sie immer verstanden hatte, unterstützt und sie so genommen hatte, wie sie war. Dem sie ihre Wünsche und Träume hatte erzählen können, ohne dafür verurteilt zu werden. Ihre eigene Mutter hatte bisher niemals einen so engen Bezug zu Ella aufbauen können, wie Ella zu ihrer Schwiegermutter. Und jetzt war sie tot.

Manchmal fragte sich der Teenager, ob sie wohl ein erfülltes Leben hatte. War sie glücklich gewesen nach Walnut Grove zu ziehen, wo ihr Herz doch in der Stadt, in New York, San Fransisco und L.A. geschlagen hatte? Ella konnte sich nicht daran erinnern, dass ihre geliebte Oma sich jemals beschwert hatte. Sie schien immer ausgeglichen und glücklich zu sein. Als wäre sie ihrem Weg des Herzens gefolgt, auch wenn sie sich hatte entscheiden müssen. Oft saß Ella vor dem Grab und sprach gedanklich mit ihr, wusste sonst nicht, mit wem sie über ihre Gedanken und Wünsche, ihre Ziele und Vorhaben hätte sprechen sollen. Es war ja keiner da, der sie verstand.

Ihr Vater brach regelmäßig eine wütende Auseinandersetzung vom Zaun, wenn sie auch nur das Wort "Großstadt" erwähnte. Als Daniela ihr einige Postkarten und Poster von Burlesque-Damen schickte und er diese an der Wand entdeckte, riss er sie tobend herunter und verteilte die Fetzen auf dem Boden. Er war kein bösartiger Mann, er hatte sie nie geschlagen oder die Familie terrorisiert. Sie liebte ihn sehr, aber in diesem Punkt verstand er keinen Spaß.
Anrüchig sei das alles, anrüchig und vom Teufel beseelt. Wer zog sich so schon an. "Hurenweiber", hatte sie ihn einmal zu seiner Mutter in der Küche schimpfen hören. Er hatte einfach keine Ahnung. Traurig, enttäuscht und unverstanden hatte sie die Fetzen wieder zusammengeklebt, so gut es ging. Hatte sie in ihrer Schublade versteckt, bis zum nächsten Versuch einige Monate später, weil der bockige Teenager nun einmal auch hormonell in einem sonst so hilfsbereiten, freundlichen Landei stecken konnte. Das Ergebnis war eins ums andere Mal dasselbe.

Aber auch Samuil - so gern sie ihn mochte und so viel Spaß, wie sie gemeinsam seit ihrer Kinderzeit hatten - konnte ihre Begeisterungen nicht teilen und so zog sie sich mit diesem Thema auch von ihm zurück. Sie hatte auch nie wirklich ernst genommen, wenn er mit ihr ausgehen wollte oder ihr solche Heiratsantragsabsichten mitteilte. Für sie war er ihr bester Freund, kein wirklich unansehnlicher und sie liebte ihn als solchen Freund sehr, aber es war nun einmal nicht mehr oder weniger als Freundschaft.
Als sie aber älter wurden und ihre gemeinsamen Ausgehabende und -tage - vor allem zu Sommerfesten oder sonntäglichen Kirchenfesten - mehr und mehr zweisam wurden, fragte sie sich, ob es so sein musste. Sie war nie derart verliebt gewesen, dass sie den Unterschied kannte, aber sie stellte es sich nicht vor, wie eine freundschaftliche Liebe, die sie für Samuil empfand. Und dennoch ließ sie zu, dass er sie küsste. Und sie küsste ihn auch gerne zurück, aber ein Kribbeln erlebte sie dabei nicht. Ein Kribbeln wie Daniela es in ihren Briefen beschrieb, wenn sie wieder einmal einen Freund hatte.

Für Samuil waren sie ab diesem Zeitpunkt fest zusammen - gingen miteinander, wie es so schön hieß. Und auch die Dorfbewohner schienen Gefallen an dem Pärchen zu finden, das für Ella kein solches war, doch sie ließ es laufen. Es gab keinen Unterschied zu zuvor und wenn er sie küssen wollte, küsste sie mit. Es war ja hübsch, machte Spaß. Erst später, in seinem ersten Auto, das er von seinem Vater zusammengebastelt bekommen hatte, wollte er ihr unter die Bluse und sie drückte ihn weg.
"Bitte ...", hatte sie gesagt und seine Hand zurückgeführt. "Warum nicht?", hatte er irritiert gefragt und sie wusste darauf keine wirkliche Antwort. "Weil ich es nicht möchte", war das, was sie sagte und das hatte er zu respektieren. "Ich kann ja verstehen, wenn Du bis zur Hochzeit warten willst mit ... mit Sex und dem ganzen, aber ...", hatte er da gerade "Sex" und "Hochzeit" gesagt? Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie ihn an und begriff, dass er viel mehr Ernsthaftigkeit in diese Angelegenheit steckte, als sie es jemals überhaupt nur in Betracht gezogen hatte. "Samuil, es tut mir ehrlich leid, aber ich glaube, Du verlangst mehr von mir, als ich von Dir", zweifelnd, ob sie die richtigen Worte wählte, sah sie ihn an. Sie wollte ihn nicht verärgern oder gar verletzen. "Mehr als Du von mir?", fragte er aufgebracht zurück und verstand wirklich nicht, was hier gerade passierte.

"Ella, wir sind zusammen. Hast Du das vergessen? Schon seit zwei Jahren gehen wir miteinander, haben uns geküsst, Du weißt, dass ich Dich heiraten möchte, wenn wir volljährig sind ... in einem Jahr." Ja, er hatte es gesagt, er hatte es immer und immer wieder gesagt, aber sie hatte es einfach nicht für ernst genommen. Sie hatte ihn geküsst, weil es sich gut anfühlte, war mit ihm ausgegangen, weil er ihr bester Freund war und sie gerne mit ihm ausging, hatte nie etwas gegen das Gerede gesagt, als es hieß, sie gingen miteinander.
Was hieß das schon, miteinander gehen? Sie gingen eben zusammen aus oder gingen an Plätze, an denen sie sich küssen konnten, gingen zusammen schwimmen ... sie gingen miteinander. Waren vielleicht zusammen. Einfach, weil es sonst niemanden gab, dem sie so sehr zugeneigt war, wie ihm. Aber heiraten? Kinder kriegen? Hier in diesem Kaff versauern und nichts von der Welt sehen, nichts erleben - nicht leben! Nein ... nein, das wollte sie nicht.

"Sam, es tut mir leid, aber ... aber ich habe nicht gewusst, dass Du das wirklich ernst meinst ... Du bist doch mein bester Freund", schob sie hinterher, wollte ihn besänftigen und machte es nur schlimmer. "Dein bester Freund? Natürlich war ich immer Dein bester Freund und jetzt bin ich Dein FREUND. Jetzt sind wir zusammen und lieben uns und ich werde die Werkstatt von meinem Vater übernehmen und wir werden Kinder kriegen, glücklich sein ... was ist mit all unseren Träumen? Hast Du sie vergessen?" - "Unseren Träumen? Ich habe nie davon geträumt, dass ...", sie brach ab, weil sie begriff, was sie gerade imstande war zu zerstören. "Sprich Dich ruhig aus ... was hast Du nicht geträumt?", er wollte es doch gar nicht wissen.
"Samuil, das sind alles Deine Träume, ich habe andere. Ich will was von der Welt sehen, ich will in die Großstadt gehen, ich will tanzen, singen ... will berühmt werden ..." - "Berüüüühmt werden! Ha!", er klang verbittert, als er sie unterbrach, "Du hast Spinnereien im Kopf und was soll das heißen, es wären nicht Deine Träume. Wir haben immer davon gesprochen ..." - "Nein, DU hast davon gesprochen, ich habe einfach geglaubt, Du spinnst Dir halt was zusammen ..." Jetzt war er wirklich verletzt.

Er begriff, dass all das, was er sich für seine Zukunft ausgemalt hatte, für was er jeden Penny zur Seite gelegt hatte, damit er ihnen ein Haus bauen konnte, dass all das nur seine Träume waren und nicht ihre. "Du hast Hirngespinnste ...", mehr konnte er nicht sagen, aber der Schmerz in seinem Herzen war groß, "Und Du hörst Dich an wie Dein eigener Vater!", sagte sie ihm und bereute sofort, dass sie so grob zu ihm war. "Na und? Mein Vater hat viel geschafft in seinem Leben, er hat viel erreicht!" Ja, das hatte er, wenn man es aus Landeisicht sah. Er hatte eine Werkstatt aus dem Boden gestampft, hatte eine Tankstelle dazu bauen können nach den ersten vier Jahren, es ging lukrativ, vor allem durch die Touristen. Er war im Gemeinderat und Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr. Ein angesehener Mann ... im Dorf. "Ja", sagte sie nur und verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass sie nach mehr strebte, als dem Hausfrauendasein. Sie hatte alles gesagt.

"Bitte lass unsere Freundschaft deswegen nicht kaputt gehen, Samuil, wir können doch weitermachen wie bisher, können doch glücklich sein, wie wir es früher auch immer waren ...", es war eine naive Vorstellung, die sie hegte, sie wollte doch nicht, dass sich zwischen ihnen etwas änderte. "Wie früher als wir noch Kinder waren? Wir sind aber keine Kinder mehr, Ella, wir sind bald erwachsen." Sie spürte, dass sie ihn schwer verletzt hatte und wenn sie die Worte ihrer Oma nicht im Hinterkopf gehabt hätte, hätte sie wohl nachgegeben. Zu all seinen Träumen einfach nachgegeben, Hauptsache, er war nicht mehr verletzt und sie konnte gut machen, was sie angerichtet hatte. "Es tut mir leid ...", sagte sie ehrlich und sie spürte trotz allem, dass es die richtige Entscheidung war.
<font color="#808080">"Ella, versprich mir, dass Du lieben wirst und niemals etwas tust, nur weil Du glaubst, es wäre Deine Tochter- oder gar Bürgerpflicht. Du musst Deine Träume leben, hörst Du?"</font>, hallte die warmherzige Stimme ihrer Großmutter in ihrem Kopf und sie sah auf ihre Hände, als er schweigend den Motor anließ und losfuhr. Er setzte sie wortlos vor ihrem Elternhaus ab und seither war nichts mehr zwischen ihnen, wie es vorher war.

Auch ihre Eltern konnten nicht verstehen, warum sie "Schluss" gemacht hatte. Aber sie mischten sich nicht weiter ein. Ein bisschen Sticheln hier und da, einen Kommentar wie "Hättest Du mal nicht" kam zwar zu passenden Situationen, aber im Großen und Ganzen war es aushaltbar. Die Leute - und es kannte ja so gut wie jeder jeden - schienen das mehr zu bedauern, als Ella. Aber sie litt dennoch. Litt unter dem Verlust ihres besten Freundes, litt darunter, dass sie ihn so sehr verletzt hatte.
Nur langsam ebbte das Gefühl hab und sie konnte damit umgehen, dass er ihr gänzlich aus dem Weg ging und ihr nur verletzte Blicke zuwarf, wenn sie aufeinander trafen. Nach einigen Wochen sah sie ihn mit einem blonden Mädel aus der Schule vom Kirchenfest verschwinden und es versetzte ihr einen kleinen Stich. Nicht, weil sie an ihrer Stelle sein wollte, sondern weil sie überhaupt nie mehr mit ihm irgendwelche - wenngleich freundschaftliche - Zweisamkeit genießen durfte.

Ein Jahr später heiratete er dieses Mädchen sogar. Ella wusste, dass er sie nicht liebte. Seine Mutter hatte es ihr verraten, als sie sich beim Einkaufen trafen. "Ich mag sie nicht so gerne, wie Dich, Cecili", hatte sie ihr gesagt und müde gelächelt. "Es ist so schade, dass ihr nicht mehr zusammen seid. Er liebt Dich doch so ...", sie schien ihr nicht die Schuld zu geben und das erleichterte Ella sehr.
"Ich weiß, er ist manchmal etwas auf den Mund gefallen, das weißt Du doch auch. Aber kannst Du denn nicht darüber hinwegsehen, Kind? Er hat doch ein so gutes Herz und ich hab' Dich immer wie meine Tochter angesehen ...", das hatte sie wirklich. Sie hatte nur Söhne geboren und sich immer eine Tochter gewünscht. Ella schien hier die Erfüllung ihrer Träume zu sein und es tat dem hübschen Mädchen leid, dass sie sie und ihre Erwartungen enttäuschen musste. "Es hat einfach nicht sollen sein", erklärte sie ihr, ohne den Umstand zu machen, ihr genau zu erzählen, dass sie niemals derart in ihn verliebt gewesen war. "Ich hab' ihm gesagt, er soll mit Dir reden, Dich wieder ausführen ... sich bei Dir entschuldigen", offensichtlich hatte er seiner Mutter nicht erzählt, dass Ella es war, die sich hätte entschuldigen müssen. Aber das hatte sie getan, dafür, dass sie ihn mit ihrer Ehrlichkeit so sehr verletzen musste.

"Bestimmt ist sie auch eine ganze Liebe", erklärte Ella statt dessen und Samuils Mutter seufzte. "Das hoffe ich. Wobei, sie ist ja wirklich nett, aber ich hab' sie eben nicht so lieb gewonnen, wie Dich. Sie lacht etwas laut und ihr Kirschkuchen ist eine Katastrophe. Aber das kann man ja alles lernen, nicht wahr?" Ella nickte. Ein bisschen fragte sie sich, ob das wirklich alles war. Wenn sie doch wusste, dass ihr Sohn dieses Mädchen nicht liebte, warum verhinderte sie dann nicht, dass er mit ihr zusammen blieb? Gut, es war gerade ein Versuch gewesen, dass sie darüber mit ihr sprach und sie zur Rückkehr bewegen wollte, aber Ella hatte nicht das Gefühl, dass sie es für ihren Sohn tat. Viel mehr wollte sie es wohl für sich selbst tun. "Ich kann Ihnen ja meinen Kirschkuchen mitbringen, dann trinken wir Kaffee, wie früher."
Da strahlte das Gesicht der Frau mit dem schon graugesträhnten Haar und Ella strahlte mit ihr. "Das wäre wunderbar. Wie wäre es gleich übermorgen. Samuil fährt mit seinem Vater in die Stadt, sie brauchen einige Ersatzteile und er wollte ihn mit seinen Lieferanten bekannt machen. Er wird ja bald das Geschäft mitführen und später übernehmen ..." Ella nickte und sie freute sich und so machte Ella es sich zur Aufgabe, zumindest bei Samuils Mutter alle zwei Wochen vorbei zu sehen, mit ihr ein Kaffeekränzchen zu halten und sie vielleicht ein bisschen für das zu entschädigen, was sie gerne in ihrer Freundschaft zu Samuil selbst gerne repariert hätte.
Auf die Hochzeit wurde sie eingeladen, doch sie wusste, dass diese Einladung nicht von Samuil kam und sagte ab. Seine Mutter hatte es wohl einfach versuchen wollen, doch sie verstand auch, dass Ella nicht dabei sein wollte - oder konnte. Dennoch verebbten danach die regelmäßigen Treffen langsam.

Ella konnte sich so aber auch mehr und mehr damit beschäftigen, Geld beiseite zu legen für ihre große Reise. Sie sprach mit niemandem darüber, tanzte weiterhin heimlich, tauschte sich mit Daniela im Briefkontakt aus und spielte ihre Rolle als gute Tochter des Dorfes angesehener Eltern und Kirchengänger. Während sie wohl sehr lange diese Rolle selbst war, wurde sie mehr und mehr nun aber wirklich zu einer Figur, die sie nicht mehr für sich vertreten wollte. Sie wollte mehr, sie wollte leben, sie wollte erleben und sie wollte das Versprechen an ihre Oma einhalten und darauf steuerte sie zu und niemand bekam es mit.
Der Briefwechsel zu Daniela dünnte allerdings langsam aus. Die Brieffreundin schrieb von mal zu mal weniger und die Abstände ihrer Briefe wurden immer größer. Einmal hatte sie geschrieben und gesagt, dass sie das Thema Burlesque schon nicht mehr hören könne, aber sie hatte es mit einem zwinkernden Smilie geschrieben und auch gleich wieder revidiert, sodass Ella es eher als kommentierenden Scherz aufgefasst hatte. Ihr fiel nicht auf, dass Daniela langsam die Schnauze voll vom Landei hatte, das sich nur in ihren Träumen aufhielt und keinen Plan vom Leben zu haben schien. Auch gingen ihre Interessen mehr und mehr auseinander.

Während Daniela fast nur noch von ihren Liebschaften erzählte, blieb bei Ella alles beim alten. Irgendwann versiegten die Briefe und Daniela antwortete nur noch mit Karten zu Feiertagen, auf die sie schrieb, dass es ihr leid täte, dass sie gerade nicht dazu käme, mehr zu schreiben, weil alles so aufregend sei und dass sie sich melden würde und alles erzählen wollte, wenn sie Luft dazu hätte. Wäre Ella bei ihr, sie würde mit ihr in Cafés gehen und alles mit ihr bequatschen, aber zum Schreiben käme sie leider nicht. "Schöne Feiertage und grüße Deine Familie von mir". Es war immer dasselbe und Charly brachte dafür großes Verständnis auf und dachte sich nichts weiter dabei. Sie konnte schon verstehen, dass es in der Großstadt, wie Phoenix eine war, sehr aufregend zuging, wenn man endlich volljährig war und tun und lassen konnte, was man wollte.

Doch auch als Ella 18 wurde und vielleicht nur zu einem gewissen Teil die Volljährigkeit erreichte, weil sie diese erst mit 21 haben würde, änderte sich dennoch nichts an ihrem Leben. Sie arbeitete, half, traf sich auf Festen, ging in die Kirche, weil es von ihr verlangt wurde, half im Haushalt, tanzte heimlich, lächelte freundlich ... nichts änderte sich. Sie hatte ihren Traum, wollte in die Stadt, aber sie tat es nicht. Es war, als käme sie gar nicht auf die Idee, dass es jetzt langsam soweit sein sollte. Einige junge Männer aus dem Dorf wollten mit ihr ausgehen, doch sie hatte noch genug vom letzten Mal.
Sie wollte nicht hier bleiben, sie wollte raus hier - aber warum tat sie es dann nicht einfach? Es war nicht so, dass sie sich nicht traute. Vielmehr war es für sie ein so gewohntes Gefühl einfach nur davon zu träumen und sich darauf zu freuen, was irgendwann sein würde, was noch in so weiter Ferne schien.
Es dauerte tatsächlich bis zu ihrem 21. Geburtstag bis sie begriff, dass dieser Moment überhaupt nicht mehr in der Ferne lag, sondern sie ihn schon fast überholt hatte. Dieser eine Punkt, an dem man gehen musste, weil man sonst geblieben wäre. Sie hätte ihn fast verpasst. Sie konnte nur dankbar sein über den Umstand, der sie aufweckte, ja nahezu wachrüttelte.

Und es war nicht "das Ereignis", das sie weckte, es war eine jener Zeiten, in denen alles zusammen kam, viele Kleinigkeiten sich zu einem großen Wecker zusammenrauften, und ihr klar machten, dass sie jetzt gehen musste, weil sie sonst nie gehen würde.
Es sollte an ihrem 21. Geburtstag sein. Dieser Tag, an dem alles zusammenkam. Daniela hatte ihr einen Umschlag geschickt mit einem Photo und ein paar wenigen Zeilen:
  • Es tut mir leid, dass ich nicht mehr schreiben kann. Aber Du weißt ja, es ist grade so viel zu tun und mein Leben krempelt sich gerade so dermaßen um, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen sollte zu erzählen.

    Aber ich habe was gefunden ... Du siehst es auf dem Bild. Ich bin dran vorbei gelaufen und hab' sofort an Dich denken müssen und ein Photo gemacht für Deine Sammlung.

    Happy Birthday, Charly, lass es Dir gut gehen und Dich feiern.
    Bis bald,
    Dani.
Ella zog das Photo hinter der Notiz hervor und schmunzelte. Es war das Bild einer Bar, einer Burlesquebar mit dem Namen "Dita van Teese". Es gab eine "Dita-van-Teese"-Bar in Phoenix. Das war ja wundervoll!

Doch Ella konnte nicht weiter darüber nachdenken, weil ihre Mutter sie nach unten rief. Entfernte Verwandte väterlicherseits waren aus New York zu Besuch. Ella kannte sie kaum. Sie hatte sie das letzte Mal vor etlichen Jahren gesehen und dann wieder vergessen. Die Verwandten wollten Urlaub in Walnut Grove machen und ihre Mutter hatte sie dann zu Ellas Geburtstag eingeladen, wie es sich gehörte. Ella sah noch einmal verträumt auf das Bild und legte es dann zu den anderen in ihre Schublade, bevor sie hinunter ging. Ihre Tante und ihr Onkel saßen schon mit ihrem Cousin zweiten Grades im Wohnzimmer am gedeckten Geburtstagstisch und begrüßten und beglückwünschten sie, als wäre es gestern gewesen, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Für Ella waren es Fremde, aber sie war freundlich und bedankte sich für die Geschenke, setzte sich an den Tisch und ließ sich von ihrer Mutter Kaffee einschenken.

Allesamt saßen sie um den Tisch herum und irgendwann fiel Ella zwischen zwei Gesprächen auf, dass ihre Mutter immer wieder in Richtung ihres Cousins zu sticheln schien. "Ihr könntet ja heute Abend ausgehen. Ich glaube im Gemeindehaus wird ein Film gezeigt." Ella sah lächelnd in die Richtung ihres Cousins. Es war ein hübscher Kerl mit den gleichen Grübchen, die auch Ella von der Großmutter geerbt hatte. Seine Augen waren braun, wie die seines Vaters und seine Gesichtszüge gleichmäßig. Er hatte eine kleine Narbe an der Stirn. Die junge Frau konnte sich noch erinnern, als er sie sich zuzog, weil er vom Birnenbaum gefallen war.
Sie waren noch Kinder gewesen. Es war eigenartig, dass man sich an solche Dinge erinnerte, wenn einem alles andere eher fremd vorkam. Aber das hätte Ella wohl nie vergessen, da die Aufregung darum viel größer war, als der Schaden. Sie waren Kinder gewesen und jetzt waren sie erwachsen, etwa im gleichen Alter, er vielleicht um ein Jahr älter. Ella wusste es nicht mehr genau. "Und morgen Abend ist das Sommerfest, ein Tanzabend, Eric, Du kannst doch tanzen, oder? Cecili ist eine begnadete Tänzerin ..." Ella runzelte leicht die Stirn, behielt zwar ihr Lächeln bei, doch der Blick, den sie von ihrer Mutter auffing, war eindeutig. Sie wollte sie mit ihm verkuppeln. Ella stand auf. "Ich hole noch Sahne", erklärte sie sich entschuldigend und griff nach der Keramikschale mit den letzten Sahneresten und ging in die Küche. Sie brauchte Abstand, eine kurze Verschnaufpause. So gerne sie ihre Familie mochte und auch das Zusammensein mit ihr ... es konnte unheimlich anstrengend sein. Vor allem, wenn ihre Mutter jetzt auf die Idee kam, sie mit ihrem Cousin zu verkuppeln.

Aus der Ruhe allerdings wurde nichts, denn sie kam ihr hinterher. "Cecili, ist er nicht ein Hübscher geworden? Und so freundlich und klug ...", Ella sah sie zweifelnd, aber immer noch lächelnd an. Sie konnte es ihr ja nicht böse nehmen. "Onkel Tide hat erwähnt, dass sie sich vielleicht hier ein Häuschen kaufen wollen. Aufs Land ziehen, weil er die Großstadt nicht mehr aushält. New York ... es ist ja alles so ein Trubel da. Dass sie überhaupt damals weggezogen waren ... aber er hat sich wohl besinnt. Und Eric, meine Güte, Cecili, er wäre der richtige Mann für Dich. Du bist jetzt 21 ... ich meine, es wird langsam Zeit. Ich freu' mich doch schon so auf Enkelkinder und Du bist nun einmal mein einziges Kind ... und schon so erwachsen", die Blicke ihrer Mutter waren zärtlich, wie nur eine Mutter ihre Tochter ansehen kann, ihre Worte waren voller Euphorie und Ella wollte sie nicht verletzen.

"Jetzt sag doch was, Kind", bat sie dann aber und Ella hielt inne, die vorgeschlagene Sahne aus dem Kühlschrank in die Schüssel zu füllen. "Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde", sagte sie vorsichtig und wusste in diesem Moment aber auch nicht, warum es nicht funktionieren sollte. Sie dachte an Phoenix, dachte an ihren Traum, an das Photo von dieser Bar. "Wieso denn nicht, gefällt er Dir etwa nicht?" Sie begriff gar nichts. Doch wie sollte sie auch. "Ich werde nicht hier bleiben", begann sie vorsichtig und füllte nun die Sahne weiter in die Schüssel, um sie nicht ansehen zu müssen.
"Wie, Du willst nicht hier bleiben ...?" Aber ihr kam wohl der richtige Gedanke. "Hängst Du immer noch Deinen Spinnereien nach, dass Du die große weite Welt erkunden willst?" Ella schwieg. "Kind, Cecili, bitte ... Das sind doch Kinderträume. Du musst endlich erwachsen werden. Spinn nicht rum, Mädchen, bring die Sahne und heute Abend gehst Du mit Eric zu diesem Film", es hatte keinen Sinn, das wusste sie. Ihre Mutter ignorierte die Ernsthaftigkeit dieser Situation und ging wieder hinaus. Doch in Ella wurde ihr Wunschtraum - ihr so lange Jahre gehüteter Wunschtraum - zu einer Realität in ihrem Kopf. Sie begriff, dass sie gehen musste. Jetzt, sonst wohl nie mehr. Doch sie konnte sich noch nicht durchringen, das sofort zu entscheiden. Sie wusste, sie würde gehen müssen, aber dass sie schon am nächsten Tag losfahren würde, hätte sie in diesem Moment nicht gedacht.

Somit kehrte sie mit der Sahne zurück an den Tisch und es war, als wäre nichts weiter in der Küche vorgefallen. Ihre Mutter ignorierte einfach, was gewesen war und knüpfte an, wo sie aufgehört hatte. Ella setzte sich und ließ es über sich ergehen. Erics Blicke übersah sie nicht, er schien Gefallen an der Vorstellung zu finden, mit Ella auszugehen. Aber ebenso wie Ellas Mutter dieses Gespräch ignorierte, erwiderte auch Ella selbst diese Blicke nicht. Sie lächelte nur weiter, wie sie es immer tat und hielt es einfach aus.
Dann kam die Zeit des Geschenkeauspackens. Eine winzige Tradition, dies nach dem Kaffee zu tun vor aller Augen, dass auch jeder wusste, wie sehr man sich über Socken und Blusen, Aussteuer, Geld und standardisierte Geburtstagswünsche auf Karten freute, die ja so besonders waren, dass sie niemals zuvor von jemand anderem an jemand anderen geschrieben worden zu sein schienen.

Dann aber zog ihre Mutter einen Brief unter ihrem Teller hervor, den sie dort wohl schon die ganze Zeit versteckt gehalten hatte. "Ich habe hier noch etwas sehr besonderes ...", sagte sie mit einem sanften, ja beinahe glückseligen Lächeln. "Es ist ein Brief von Großmutter. Sie hat ihn schon sehr früh geschrieben. Wir haben ihn bei ihren Sachen gefunden." Ella stockte der Atem und ihr Blick wurde ernst, als sie den Umschlag fast schon zögerlich entgegen nahm. "Für mein Mädchen Ella, wenn es 21 Jahre alt wird", stand in feinen Buchstaben darauf. Die Schrift hatte noch etwas Sütterlinhaftes, aber Ella konnte sie gut lesen. Erkannte sie als die Schrift ihrer Großmutter. Tränen stiegen ihr in die Augen. Vor Glück und vor Schmerz, vor Trauer, Vorfreude und ein bisschen Angst.
"Möchtest Du ihn nicht aufmachen?", fragte ihr Vater und Ella sah auf. Nein, das wollte sie nicht, sie konnte doch nicht hier ... sie wusste, dass alle neugierig waren, was darin wohl stehen mochte, aber es war ein versiegelter Brief für sie allein. Wie ein wertvoller Schatz. Ihre Mutter begriff das - wenn sie nichts begriff, aber das verstand sie gut. "Ich glaube, Cecili möchte den Brief gerne allein lesen." - "Och wie schade ...", bedauerte die Tante sofort, schien aber nicht böse zu sein nur ein bisschen enttäuscht, dass sie nicht mitbekommen sollte, was in ihm stand.

"Nicht wahr, Cecili?", holte ihre Mutter ihren Blick zurück zu sich, weil sie noch nicht geantwortet hatte. "Das wäre schön, wenn ich das dürfte, ja", sagte sie leise und unterdrückte die Tränen. "Vielen Dank!", schob sie dann noch hinterher, als sie sich erinnerte, dass sie sich gar nicht bedankt hatte. Und nun? Sie konnte doch schlecht jetzt aufstehen und vom Tisch gehen, um diesen Brief zu lesen. Sie wusste ja nicht einmal, wie es ihr danach gehen würde und ob sie sich in dieser Gesellschaft weiter aufhalten konnte. Sie wollte Zeit dafür, keinen Zeitdruck. Sie wollte danach allein sein, das wusste sie, weil sie das immer wollte, wenn sie an ihre Oma dachte, wenn sie sie vermisste. Sie wollte ... diesen Brief an ihrem Grab lesen, mit ihr gemeinsam, um mit ihr darüber zu sprechen, ihr zu danken. Ella sah abermals auf die gleichmäßig dünnen Buchstaben des Kuverts.
"Magst Du gleich gehen und dann wiederkommen?", fragte ihre Mutter fürsorglich. So viel sie dieses Gefühl verstand und so sehr Ella ihr dankbar war, dass sie sie aus dieser Situation gerettet hatte, so sehr bewies sie in diesem Moment, dass sie doch überhaupt nichts zu begreifen schien. Ella liebte ihre Mutter, aber diese Einfältigkeit strich ihr manchmal gegen den Kamm. Es war allerdings nicht mehr so schlimm, seit sie aus der Pubertät draußen war und wusste, wie sie darauf zu reagieren hatte, um keinen Eltern-Kind-Streit vom Zaun zu brechen. "Nein ... nein, ich denke, das hebe ich mir für später auf, damit ich Euch nicht allein lasse. Es ist schließlich mein Geburtstag. Wie sähe es denn aus, wenn das Geburtstagskind sich einfach mal verabschiedet ...", "... und nicht wiederkommt", fügte sie in Gedanken noch an, aber ihre Worte schienen Anklang zu finden.

"Das hast Du hübsch gesagt, Mädchen", erklärte ihre Tante und legte kurz ihre Hand auf Ellas, um sie zu tätscheln und dann auch schon wieder zurückzuziehen. "Du hast sie meisterlich gut erzogen, meine Liebe", wandte sie sich auch gleich an Ellas Mutter. "Das ist meine Erziehung", schaltete sich nun auch mal ihr Vater ein und wirkte stolz. Das Gespräch nahm seinen weiteren Verlauf, das eine folgte dem anderen und man unterhielt sich irgendwann über die heutige Jugend, über das Dorf, die Stadt, das Land, die Welt. Ella hörte schon nicht mehr zu. Nicht nur, weil sie das alles schon kannte und es sie nicht interessierte, weil sie schlichtweg anderer Meinung war, sondern vielmehr, weil sie nur daran denken konnte, was ihre Großmutter vor Jahren - es waren mindestens sechs - an sie geschrieben hatte.
Das Gefühl der Sehnsucht wurde von Minute zu Minute stärker und Ella war froh, dass nach zwei Stunden verkündet wurde, dass die Tante sich frisch machen wollte für den heutigen Abend und Eric Ella gegen sechs abholen sollte. Er bekäme auch den Wagen seines Vaters, auch wenn dieser eigentlich nicht nötig war, weil man in zehn Minuten zum Gemeindehaus hätte laufen können. Aber wenn es so sein sollte, dann bitte auch so. Es war vier, als sie endlich alle verabschiedet werden konnten. Natürlich würde Ella aus der Freundlichkeit heraus mit Eric diesen Abend verbringen, aber sie musste jetzt zum Friedhof.
Sie hatte keine Lust, zwei Stunden damit zuzubringen, sich zu richten, was sowieso nicht so lange gedauert hätte, und dann erst am nächsten Tag gehen können. Das hielt sie nicht aus. Ihre Eltern verstanden zwar nicht, warum sie noch einmal weg wollte, aber gaben sich zufrieden, als sie sagte, sie käme pünktlich zurück. Offensichtlich war der Brief für sie schon lange vergessen ... für Ella war er es nicht.

Sie schnappte sich ihr Rad und fuhr die fünfzehn Minuten über einige Wiesen und Felder, bis sie am etwas abgelegeneren Friedhof ankam. Es war eine umfriedete übersichtliche Anhöhe mit einigen Bäumen, ein paar Bänken, hübschen Gestecken und Kieswegen zwischen den Gräbern. Es wucherten wilde Rosen die Stämme und Mauern hinauf und die kleine Kapelle am Ende des Weges wachte still über die Toten. Ella hatte von einem Feld einigen Klatschmohn gepflückt und war dann weitergefahren. Ihre Großmutter hatte das satte Rot der Blüten so sehr geliebt und auch wenn ihre Mutter fand, dass dies keine Blumen für ein Grab waren, hatte sie sie ihr jeden Sommer frisch hier her gebracht. So auch heute.

Sie setzte sich vor das Grab auf den Boden, lehnte an einem Grabstein vom nachfolgenden Grab an, das sich dahinter erstreckte und sah auf den Stein, auf dem der Name ihrer Großmutter neben dem ihres Großvaters eingemeißelt und golden ausgemalt worden war. Sie begrüßte sie in ihren Gedanken, erzählte davon, dass sie ihren Brief erhalten hatte, den sie mit ihren Fingern fest umklammert hielt. Erst nach Minuten öffnete sie das Siegel und zog die drei beidseitig beschriebenen und zwei Mal breit gefalteten, gelblichbeigen Papierbögen heraus, die sich darin befanden. Eine Träne rann ihr über die Wange, als sie den Brief aufschlug und das Kuvert neben sich auf den Kies legte und zu lesen begann.
  • Liebste Ella, oder darf ich Charly sagen?
    Mein lieber Schatz, mein Engel, mein Kind,

    diese Zeilen schreibe ich Dir jetzt nach unserem letzten Gespräch. Ich fühle, dass ich sie jetzt schreiben muss, weil ich sie Dir wohl nicht mehr sonst schreiben können würde. Das mag Dir unheimlich vorkommen, aber alte Menschen wissen, wann es Zeit ist zu gehen, auch wenn ich noch viele Tage, Stunden und Minuten mit Dir verbringen möchte. Gottes Wege sind unergründlich und wenn er sagt, es ist Zeit, kann man nicht noch um mehr bitten. Er hat mir schon so viel davon auf seiner wunderbaren Erde geschenkt.

    Ich möchte, dass Du diesen Brief zu Deinem 21. Geburtstag erhältst, denn dann bist Du erwachsen. Ich weiß, das warst Du vorher schon, aber man muss sich ja an die Gesetze halten, die einem die Freiheit einzuschränken versuchen, nicht wahr?
    21, mein Mädchen, eine magische Zahl. Wo magst Du sein an Deinem 21. Geburtstag? Wie magst Du aussehen? Noch viel schöner, als Du es jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, bist, da bin ich sicher.

    Aber wirst Du es wirklich aus diesem Dorf heraus geschafft haben? Soll ich ehrlich sein? Du bist ein so gutes Kind, Ella, so fürsorglich und verantwortungsbewusst. Keiner Seele willst Du ein Leid zufügen, niemanden verletzen. Wenn Du glücklich bist, dann bin ich es auch. Aber solltest Du Samuil nun geheiratet haben, vielleicht vor drei Jahren schon, jetzt Dein zweites Kind erwarten und ein kleines Eigenheim besitzen - ich würde mich wundern. Doch wenn es das ist, was es sein soll, dann ist es das richtige. Bist Du glücklich damit?

    Und was, wenn Du es nicht bist? Hast Du noch alle Möglichkeiten? Bist Du noch ungebunden, um einfach Deine Sachen zu packen und loszufahren? Worauf wartest Du noch, mein Kind? Willst Du in diesem Dorf versauern bis Du alt und grau bist so wie ich?
    Ich habe es nie bereut mit Deinem Großvater hier her gezogen zu sein und Kinder zu bekommen. Ich habe gelebt, weißt Du. Ich habe all das erfahren und auch wenn mein Herz immer das einer Großstädterin blieb, so war ich glücklich hier auf dem Land. Es hat mich ausgefüllt. Meine Kinder haben mich ausgefüllt - Du hast mich ausgefüllt.
    Was aber ist mit Dir?

    Bist Du denn vielleicht schon auf dem Weg woanders hin? Ich kann nur weiter ehrlich sein, ich glaube es nicht. Du bist ein zu sanfter Mensch, als dass Du Dich gegen Deine Liebsten aufgelehnt hättest. Und Du hättest Dich auflehnen müssen, um zu gehen. So sehr ich Deinen Vater liebe, mein Herz, so sehr hat er meinen Dickschädel geerbt. Doch aber leider mit der Heimatliebe und Verbortheit seines Vaters. Die Menschen, die wir lieben, sie sind nicht perfekt.
    Sie müssen es auch nicht sein, weil wir es ebensowenig sind. Sie können gute Menschen sein, ohne dass wir sie immer verstehen müssen. Wir können sie lieben, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Vergiss das nicht, mein Kind ... meine junge Frau, muss ich doch jetzt sagen, nicht wahr?

    Ella, ich liebe Dich so sehr und es bricht mir das Herz zu wissen, dass ich keine weiteren Jahre mehr für Dich da sein kann. Ich werde immer bei Dir sein, in Deinem Herzen, egal wo Du bist. Denke nur immer daran, dann kannst Du es fühlen.

    Doch was ich sagen, oder viel mehr schreiben, oder auch einfach meinen möchte - was ich meine, was ich denke, um das Gerede einer alten Frau einmal auf den Punkt zu bringen. Ich hoffe - auch wenn ich weiß, dass es so ist - dass Du nicht vergessen hast, was ich Dir gesagt habe. Heute nachmittag noch, als Du wie sooft an meinem Küchentisch gesessen hast und in deinem Kaffee rührtest.
    Du hast mir ein Versprechen gegeben und das fordere ich heute, heute an Deinem Geburtstag fordere ich es ein. Ich kann das tun, weil ich Deine Großmutter bin. Und ich kann es tun, weil dieses Versprechen kein Geschenk für mich, sondern eines für Dich war und noch immer ist. Wenn Du es einlöst, dann wirst Du das schönste Geschenk Deines Lebens erhalten und deswegen schenke ich Dir an diesem Tag, an Deinem heutigen Tag der Volljährigkeit Deine eigene Freiheit.

    Wie habe ich es formuliert, pass auf, eine alte Frau versucht sich zu erinnern. Aber das bekomme ich zusammen. Hörst Du wie ich lache über das, was ich hier schreibe? Es tut so gut, Dir auch mein Lachen zu schenken, ich mag gar nicht daran denken, dass Du meine Stimme vergessen wirst. Es ist das erste, das man vergisst, wenn jemand stirbt, mein Kind. Sei darüber nicht verzagt, solange Du nur mein Lachen im Kopf behältst und meine Liebe im Herzen.

    Ella, versprich mir, dass Du lieben wirst und niemals etwas tust, nur weil Du glaubst, es wäre Deine Pflicht gegenüber irgendwem, egal wer es auch sein mag. Du musst Deine Träume leben, hörst Du?

    Und jetzt geh und erfülle Dein Versprechen, mein Kind. Erfülle es, damit Du mein Geschenk für Dein Leben für Dich fühlen darfst!

    Ich liebe Dich ... so sehr liebe ich Dich, die alte Frau die junge. Ich weiß, Du wirst Deinen Weg gehen und ich werde immer auf Dich Acht geben, vertraue darauf!

    Deine alte Großmama!
Ella wollte nicht, dass die Worte endeten, sie wollte nicht, dass sie endlich waren und aufhörten. Tränen rannen ihr übers Gesicht und sie las den Brief wieder und wieder und wieder ... bis sie begriff, dass sie ein Versprechen einzulösen hatte. Bis die Trauer und Freude, die bittersüße Erinnerung an ihre geliebte Großmutter abgelöst wurde, von der Nachricht, von dem Wunsch, dem Geschenk, das ihre Großmutter ihr hier mitteilte, ihr überreichte, was sie ihr doch schon einmal überreicht hatte. Sie hatte es gewusst ... Ella fühlte sich von ihren Worten so überwältigt und so verstanden, dass sie beinahe das Gefühl bekam, vergessen zu haben, wie es war, verstanden zu werden.
"Ich liebe Dich auch so sehr ...", flüsterte sie und wäre sie abergläubisch gewesen, sie hätte vielleicht eine liebende Hand auf ihrer Schulter gespürt, die sie mit sanften Druck dazu brachte, endlich aufzustehen und zu leben. "Ich danke Dir ...", sagte sie noch, hielt inne, dann faltete sie das Papier zusammen, steckte den Brief sorgfältig in ihre hintere Hosentasche und nahm das Rad, um zurückzufahren.

Eine Erkenntnis zu haben, ein Ziel und in die Realität hinein wachgeklingelt zu werden war allerdings die eine Sache. Solche Gedanken und Vorhaben von heute auf morgen umsetzen, eine andere. Ella kam etwas zu spät, aber es machte ihr nichts. Sie zog sich rasch um und war dann bereit für den Filmabend mit Eric, wie sie es versprochen hatte.
Er holte sie ab und sie fuhr mit ihm. In Gedanken woanders, ganz woanders, sie hörte kaum zu, was er erzählte von seinem Jobangebot in der Nachbarstadt und dass er sich freute, wieder hier her zu ziehen, wo er doch als Kind das letzte Mal hier gewohnt hatte, ob sie sich daran erinnerte, an den Birnenbaum und wie schön sie doch geworden war. Sie nickte und lächelte, gab einsilbige Antworten und bedankte sich. Da war sie aber nicht.

Sie ging auch mit ihm in diesen Film. Was es war, hätte sie nicht mehr sagen können, es interessierte sie nicht. Er war auch sicherlich schon etliche Mal gelaufen und sie hatte ihn wohl genauso oft gesehen, ohne sich danach daran zu erinnern. Als Eric dann aber seine Hand auf die ihre legte, kam sie zurück in seine Gegenwart - in diese - in ihre. Wenn sie nichts wusste, wusste sie doch, dass sie DAS nicht wollte. Sie stand auf. "Es tut mir leid, Eric, aber ich kann das nicht ...", ihr Entschluss stand fest und sie meinte nicht - nur - dass sie jetzt gehen würde. Sie meinte nicht - nur - dass sie sicherlich auf keine Kuppelversuche ihrer Mutter eingehen wollte. Sie meinte nicht - nur - dass sie es satt hatte in dieser Einöde, dass sie hier nicht bleiben wollte, dass sie gehen musste. Sie meinte vor allem, dass sie nicht irgendwann, sondern JETZT gehen musste. JETZT, sonst wäre der Zug abgefahren. Sie hatte es versprochen, ihrer Großmutter und ... sich selbst.

Ohne ein weiteres Wort verließ sie ihren Platz und ging. Die Augen, die ihr nichtverstehend folgten, beachtete sie nicht. Dass er ratlos zurückblieb, bevor er auch aufstand und ihr hinterher eilte, bemerkte sie nicht. Sie war schon viele Meter in Richtung zuhause gelaufen, als er mit dem Auto zu ihr aufschloss. "Cecili, bitte, hey, ich wollte Dich nicht überrumpeln. Es tut mir leid. Bleib doch stehen ...", sie blieb stehen und sah ihn an. Es tat ihr leid. Es tat ihr leid, dass sie nicht in diese Welt passte. Es tat ihr leid, dass sie ihre Eltern verletzen musste. Es tat ihr leid, dass sie sich nicht einfach fügen konnte - aber es tat ihr nur leid für all die anderen, die es von ihr erwarteten, nicht für sich selbst. "Du hast nichts falsch gemacht ...", sagte sie ihm besänftigend. "Es geht einfach nicht, okay ... bitte frag nicht weiter nach." Er verstand nicht, er wollte verstehen, aber er konnte es nicht und sie wusste, er würde es wohl auch nicht, auch wenn sie es ihm erklärte. "Erkläre es mir", forderte er sie auf und nickte auf den Beifahrersitz. Sie wusste nicht, was das noch bringen sollte und rührte sich nicht vom Fleck.

"Hör zu, Eric, ich habe einen Traum und es ist an der Zeit, dass ich ihn lebe. Ich möchte nicht hier versauern, ich möchte das Leben genießen ... kannst Du das verstehen?" Wenn es nur das war ... schien sein Blick zu sagen und er lächelte hoffnungsvoll. "Ich kann Dir die Stadt zeigen. Ich kann mit Dir nach New York fahren, es dauert doch sowieso noch, bis alles erledigt ist, bevor wir hier her ziehen. Ich kann Dir alles zeigen, was es da gibt, Du kannst das Leben in vollen Zügen genießen und dann könnten wir zurückkommen und ..." - "Ich will nicht zurückkommen", brach es aus ihr heraus, obwohl ihr dieser Wunsch selbst gar nicht wirklich bewusst gewesen war. Aber es stimmte ... sie wollte wirklich nicht zurückkommen. Sie wollte niemals wieder hier her kommen, wenn es sich nicht um einen Verwandtenbesuch handelte.
In diesem Moment konnte sie sich aber nicht einmal das vorstellen. "Dann ... dann bleiben wir einfach dort", versuchte er es Sekunden später auf andere Weise. Es war wohl nicht so, dass er sich darum riss, unbedingt in Walnut Grove leben zu müssen, es war überhaupt nicht so, dass er sich dafür großartig entscheiden musste. "Das ... das ist nicht, was ich will", brachte sie hervor. Was sollte sie sonst auch sagen? "Mensch, Eric, jetzt mach es mir doch nicht so schwer. Verstehst Du denn nicht, dass ich keine gemeinsame Zukunft mit Dir sehe? Wir haben uns als Kinder gekannt, vielleicht auch gut verstanden, wir verstehen uns jetzt, aber Du kennst mich nicht und ich kenne Dich nicht, was erwartest Du denn von mir?"

"Gar nichts, Cecili, ich erwarte gar nichts von Dir, außer", sie mochte es nicht, dass er sie Cecili nannte, mochte es schon nicht, dass alle möglichen Leute das taten, "außer eine Chance. Ich meine ... natürlich kennen wir uns nicht, aber Du gibst uns ja nicht einmal die Chance, uns kennenzulernen. Vielleicht magst Du mich ja ..."
"Ich mag Dich auch so, Eric, ich habe Dich schon immer gemocht, aber darum geht es mir nicht. Ich habe einfach andere Pläne, ich habe Pläne, in die Du nicht hineinpasst ...", sie erinnerte sich an Danis Zeilen, an die Zeilen, die sie seit Jahren zu Feiertagen schickte, "... ich habe dafür keine Zeit. Verstehst Du? Ich habe einfach keine Zeit dafür, mich um ein Kennenlernen zu kümmern. Nicht jetzt, vielleicht nie ..." Er sah sie unverstehend an. Sie sah es an seinem Blick, dass er einfach nicht begriff - dass keiner hier begriff, was sie meinte. Und jene, die es verstanden hatte, war nicht mehr da.

"Lass mich einfach gehen, okay?", bat sie dann leiser und hoffte, dass er sie dann endlich entließ. "Was soll ich dazu noch sagen?", fragte er resignierend und sie hätte ihm die Antwort - ihre, die sie gerade schon gegeben hatte - auch noch einmal wiederholen können. "Lass mich Dich wenigstens noch nach Hause fahren ...", bat er dann und sie zögerte. Dann gab sie sich einen Ruck. Sie brach sich keinen Zacken aus der Krone, wenn sie ihm diesen Wunsch erfüllte. Den einzigen, den sie ihm erfüllen konnte. Also stieg sie ein und wenige Minuten später schon wieder aus, als sie bei ihrem Elternhaus vorgefahren waren.
"Was auch immer Du vorhast, Cecili, ich wünsche Dir alles Gute dabei." Dankbar lächelte sie ihn an. Auch wenn er sie nicht verstand, er hatte genügend Abstand zu ihr, weil er sie nicht kannte, um nicht zu verletzt zu sein und sie das auch noch spüren zu lassen. "Danke", sagte sie ihm und ging dann hinein. Er wartete noch Minuten, sie war schon längst im Haus verschwunden, bevor er den Wagen startete und losfuhr.

"Wieso bist Du denn schon zurück? Ist der Film ausgefallen?", fragte ihre Mutter aus der Küche schauend und einen Teller abtrocknend. "Ich ... nein", sie musste ehrlich bleiben. Es war nicht ihre Art wegen solchen Dingen zu lügen. "Mum?" - "Hm? Alles in Ordnung mit Dir, Kind?" War alles in Ordnung? Sie wusste es nicht. Für sie war es das wohl, weil sie wusste, was sie wollte, aber wenn sie aussprach, was sie dachte, würde wohl nichts mehr in Ordnung sein. Langsam ging sie in die Küche, ihre Mutter zurück zum Abwasch, ihr Vater blickte von der Abendausgabe der kleinen Gemeindezeitung auf. "Ich werde nach Phoenix gehen." Der Teller, den ihre Mutter gerade in den Schrank räumen wollte, rutschte ihr aus der Hand und zerbrach laut auf dem Boden. Ella hörte das Rascheln der Zeitung, als ihr Vater sie ablegte. Sie sah ihn nicht an.
"Bitte?", fragte er und sie erkannte, dass ihre Mutter in diesem Moment den Ernst der Lage wirklich begriffen hatte. "Ich werde nach Phoenix ziehen ...", sagte sie noch einmal ruhig und sah ihn dann an. "Die Menschen, die wir lieben, sie sind nicht perfekt. Sie müssen es auch nicht sein, weil wir es ebensowenig sind. Sie können gute Menschen sein, ohne dass wir sie immer verstehen müssen. Wir können sie lieben, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Vergiss das nicht, mein Kind ...", die geschriebenen Worte ihrer Großmutter kamen ihr in den Sinn.

"Das wirst Du schön sein lassen ...", begann er, sie hörte den Ärger in seiner Stimme. "Diese Hirngespinnste immer, Cecili, wer hat Dir diese Flausen in den Kopf gesetzt? Du bist doch jetzt wahrlich alt genug, um zu wissen, dass das Leben so nicht funktioniert." - "Ja ...", erklärte sie ihm, aber sie bestätigte nicht, was er aussagen wollte, "Ja, so funktioniert das Leben für mich nicht. Ich muss hier raus, ich möchte was von der Welt sehen, vielleicht kann ich eine Karriere als Tänzerin oder Sängerin oder vielleicht sogar Schauspielerin machen - und wenn nicht, dann nicht, aber hier habe ich nicht einmal eine Chance, es auch nur zu versuchen ..." Sie hörte das leise Wimmern ihrer Mutter, die noch immer nicht zurück zu ihrer Sprache gefunden hatte. Ella vermied es, sie anzusehen.
"Du bist doch von Sinnen, Kind", erklärte er ihr und wollte sie mit einem strengen Blick zur Vernunft bringen. "Vielleicht, Dad, vielleicht bin ich das, aber eines bin ich nicht - ein Kind mehr!" - "Wenn Du Dich so verhältst, dann kann man ja nichts anderes von Dir behaupten!", er wurde lauter. Sie wollte nicht, dass es so ausartete, aber sie musste jetzt stark sein. Sie musste es ...

"Kind, Du kannst doch nicht einfach weggehen ...", meldete sich jetzt die Stimme ihrer Mutter zurück, tränenerstickt. "Ich muss, Mum, ich muss das einfach tun, versteht Ihr das denn nicht?" - "Verständnis haben wir noch nie für Hinrgespinnste gehabt! Geh doch nach Phoenix, geh ... bleib da zwei Wochen, schau Dir alles an und erkenne, dass Du mit dem ganzen Firlefanz nichts anzufangen weißt und wir Recht hatten. Aber komm dann nicht wieder und erkläre mir, ich hätte es Dir nicht gesagt!" Sie wusste, dass er nicht wollte, dass sie ging. Auch keine zwei Wochen. Aber das hätte er wohl wirklich zugelassen.
"Zugelassen ...", er hatte ihr mit der Volljährigkeit nichts mehr zuzulassen. "Ich werde dorthin ziehen, Dad, und nicht einfach dorthin in den Urlaub fahren ...", begann sie noch einmal. Jetzt musste sie da durch und er stand auf. "Wenn Du über diese Tür hinaus gehst, dann kommst Du über sie nicht mehr hier her zurück, das ist aber eines, was sicher ist. DANN brauchst Du nicht wiederkommen!", rief er fast schon aus, griff nach seiner Zeitung und verließ den Raum. Für ihn war die Sache vom Tisch. Er glaubte, dass er mit diesen Worten gezeigt hatte, wer das Sagen im Haus hatte und dass seine Tochter nicht gehen würde, weil sie sich nicht mit ihm zerstreiten wollte. Er hatte ... wie sooft und wie so viele ... einfach nichts verstanden. Rein gar nichts.

Ellas Blick wechselte wieder zu dem ihrer Mutter. "Du hast Deinen Vater gehört", sagte sie zitternd, "geh einfach jetzt auf Dein Zimmer und morgen ist alles wieder gut und vergessen." So war es immer gewesen. Diesmal würde es nicht so sein. "Morgen reise ich ab. Ich nehme den ersten Bus, Mum." Die Entscheidung fiel mit der Aussprache ihrer Worte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie es einfach sagte. Als sie all ihre Träume selbst in die Hand nahm und sich vom Wecker der Realität endlich wachklingeln ließ. Die Entscheidung stand fest. Jetzt war sie fest entschlossen und sie wusste, es gab kein Zurück. Sie wartete nicht mehr auf eine Reaktion ihrer Mutter, die sowieso nur versucht hätte, sie umzustimmen, sondern ging - tatsächlich - auf ihr Zimmer. Sie musste packen.

Es fiel ihr nicht ganz so einfach, aber niemand störte sie dabei. Sie hörte, wie ihre Eltern sich unten unterhielten, wie sie laut wurden, wieder leiser, wie ihre Mutter weinte, wie Türen geschlagen wurden und wieder geöffnet. Als sie ihre Tasche gepackt hatte und alles, was ihr lieb und teuer war, darin tatsächlich einen Platz gefunden hatte, klopfte es an ihrer Tür und sie erlaubte das Eintreten mit meinem "Ja". Privatsphäre war immer groß geschrieben worden in diesem Haus, auch wenn es nicht immer so wirkte. Man hatte trotz allem Respekt voreinander, auch vor dem eigenen Kind.
"Er meint seine Worte ernst ...", sagte ihre Mutter leise und betrat verweint das Zimmer. Sie wollte sie wohl dazu bewegen, es sich anders zu überlegen, wenn sie begriff, dass sie nicht mehr zurückkommen sollte, wenn sie wirklich ging. "Ich auch", erklärte Ella und ihre Mutter tat ihr wirklich leid in diesem Moment. "Ella ...", sie hatte sie nie so genannt, es klang so bekannt und doch so fremd aus ihrem Mund. "Nicht, Mum, Du tust Dir nur selbst weh, wenn Du jetzt weitersprichst." Sie ging auf sie zu und nahm sie in ihre Arme und ihre Mutter drückte ihr Kind an sich, als wolle sie es nie wieder loslassen. "Ich schreibe Dir und ich rufe an und er wird sich dran gewöhnen, ganz bestimmt, es wird wieder alles in Ordnung kommen, wie es das immer wird, das weißt Du doch ...", versuchte sie sie zu beruhigen, als sie spürte, wie sie abermals zu weinen begann.

"Oh Kind, warum muss das nur so kommen ...", schluchzte sie leise und löste sich aus der Umarmung. "Weil es an der Zeit ist. Es ist doch nichts Schlechtes dabei, Mum. Ich passe gut auf mich auf und Daniela ist doch in Phoenix, ich bin dort also nicht allein." Beruhigte das eine Mutter, die sich von ihrem Kind lösen sollte? "Warum kannst Du dieses Leben hier denn nicht auch genießen?", fragte sie, nicht auf Ellas Worte eingehend. "Weil es nicht mein Leben ist."
Sie wusste, dass ihre Mum das nicht verstand, aber sie sah in ihrem Blick auch, dass sie es respektierte und auf ihre Weise akzeptierte. Sie litt sichtlich und sie würde wohl noch viele Stunden weinen, bis sie merkte, dass es in Ordnung war, wie es kommen würde. Zwar konnte auch Ella nicht sicher sagen, wie es kommen würde, aber sie wusste, es konnte nur gut werden, weil sie ihrem Herzen folgte. "Mach Dir bitte keinen Kopf um mich, Mum. Du hast nichts falsch gemacht. Ich muss das einfach tun, verstehst Du? Ich würde mich mein Leben lang fragen, es mir womöglich sogar vorwerfen, wenn ich es nicht tue. Verstehst Du?" Die Mutter nickte und lächelte.
"Auf irgendeine Weise verstehe ich das sogar, Kind", sagte sie und zog sie noch einmal an sich, strich über das lange Haar und drückte ihr Kind an sich. "Ich werde mit ihm reden", erklärte sie ihr und Ella winkte ab, als sie sich wieder ansahen. "Ich denke, das passiert von allein." - "Weißt Du, Schatz, er reagiert nur so, weil er Dich so sehr liebt." - "Ja, das weiß ich doch und ich liebe ihn doch auch ... Euch beide." - "Das ist mein Mädchen ...", sagte sie noch und ging dann aus dem Zimmer. Es würde schwer für sie werden in der nächsten Zeit, das wusste Ella. Aber sie war froh, dass sie nicht auch mit ihr im Streit auseinander gehen musste. Und fast schon konnte sie sich freuen auf das, was vor ihr lag.

Sie wandte sich um und suchte noch ein paar Kleinigkeiten für ihre Umhängetasche zusammen. Sie nahm auch ihren Schlüssel mit. 1.463 Dollar und 63 Cent hatte sie gespart, wenn sie den Inhalt ihres Geldbeutels mitzählte. Der Bus zum Bahnhof kostete vielleicht drei davon, vielleicht auch vier. Die Zugfahrt? Sie konnte es nicht bestimmen. Phoenix lag doch recht weit und nah der Westküste, eher links unten, sie schien in der obigen Mitte zu leben, gen Osten geneigt. 300 Dollar, vielleicht 400, wenn es schlecht lief.
1.000 Dollar waren nicht viel für einen Neuanfang, aber sie rechnete damit, dass sie bei Daniela unterkommen konnte für ein paar Tage, bis sie ein günstiges Zimmer zur Untermiete fand und einen Job. Hier in Walnut Grove fand jeder sofort einen Job, der ihn wollte, das konnte in der Stadt ja nicht anders sein - es gab schließlich viele Geschäfte und Möglichkeiten mehr. Und vielleicht konnte sie sogar gleich bei der Burlesquebar anfragen.

Mit diesem Gedanken wurde sie ganz aufgeregt und packte nun auch den Brief ihrer Großmutter in ihre Tasche, das Geld tat sie zu diesem Umschlag dazu, nur ein paar Dollar steckte sie in den Geldbeutel. Dann versuchte sie zu schlafen, doch das funktionierte mehr schlecht als recht. Viel zu wirr und aufgeregt waren ihre Gedanken und sie träumte wach davon, wie es wohl sein würde, was passieren würde, wo sie unterkam, wie Dani sich freute, sie wiederzusehen.
Wie ihre Wohnung wohl war? Ihre Freunde, ihr aktueller Freund? Wie die Stadt war ... die Geschäfte, die Lichter, das Flair ... sie wusste, dass sie nie schlief, so eine Stadt und sie wollte alles, aber wirklich auch alles in sich aufnehmen und genießen. Es war die richtige Entscheidung ... so klar und glücklich schien sie zuvor noch nie in ihrem Leben gewesen zu sein. Dann schlief sie tatsächlich die letzten Stunden ein, mit einem glücklichen Lächeln und schon gar nicht mehr daheim.

Am nächsten Morgen war ihr Vater schon zur Arbeit gegangen, obwohl er hätte später aus dem Haus müssen. Sie wusste, warum. Ihre Mum stand weinend an der Tür, als sie sich verabschiedeten. Sie hatte ihr eine geblümte Stofftasche in die Hände gedrückt, die sie, als Ella noch kleiner gewesen war, mit ihr im Kartoffeldruck selbst gestaltet hatte. Darin war Reiseproviant ala Hausmutterart, etwas zu trinken und ein Umschlag mit 500 Dollar. Das jedoch sah Ella erst, als sie die Tasche aufpackte. Außerdem ein Photo von ihrer Familie und ein paar liebe Zeilen, für die ihre Mum sicherlich einige Zeit gebraucht hatte. Sie war nicht die große Schreiberin. Aber auch dies würde Ella erst auf ihrer Reise entdecken. Sie drückte ihre Mutter zum Abschied fest an sich.

"Ich liebe Dich, vergiss das nicht, ja?", sagte sie ihr und ihre Mutter konnte die Tränen nicht zurückhalten. "Ich liebe Dich auch, wir lieben Dich auch, das darfst Du nicht vergessen. Und bitte, Mädchen, melde Dich und pass auf Dich auf. Vielleicht kaufst Du Dir so ein Mobiltelefon, dann schickst Du mir die Nummer, ja? Schreib mir und ruf an und sag mir, wenn Du gut angekommen bist und melde Dich, wenn was ist ... und ... komm zurück, Du kannst immer zurückkommen, egal was Dein Vater gestern gesagt hat."
"Das werde ich alles, natürlich passe ich auf mich auf und ja, ich weiß." Sie drückte sie noch einmal lächelnd, auch ihr standen jetzt einige Tränchen in den Augen.
Sie liebte ihr Kaff, sie war immer glücklich hier gewesen und hätte es sicherlich auch bis zum Ende ihrer Tage hier ausgehalten. Aber eben nur ausgehalten - mit diesem Gedanken wusste sie, es war der richtige Weg und so fand sie den ersten Schritt in ihrem neuen Leben in den großen, silbernen Bus, der hielt und zischend die Türe auftat, um sie einzulassen.

Sie hatte sich von niemandem sonst verabschiedet. Aber auch das würde ihre Mutter übernehmen, vielleicht würde sie dem ein oder anderen schreiben, um es nachzuholen, um sich dafür zu entschuldigen, dass die Zeit nicht mehr dafür ausgereicht hatte. Als der Bus losfuhr und sie ihrer Mutter noch zuwinkte und sie dann ihr Dorf, ihre Heimat, Walnut Grove verließ, war es fast wie das Gefühl in der Fernsehserie. In der letzten Folge, in der die Stadt von einem Geschäftsmann von der Eisenbahn übernommen werden sollte und die Bewohner alles in die Luft sprengten. Ihr Leben, ihre Geschichten, all das, was sich in ihren Häusern befand. Niemand sollte diese übernehmen, nur weil er das Land für sich vereinnahmte.
Auch Ella ließ in diesem Moment eine Vergangenheit zurück, in die sie nicht vorhatte zurückzukehren. Aber es fühlte sich gut an. Sie wusste, es war die richtige Entscheidung. Dass sie Tränen in den Augen spürte, war nur die Bestätigung dafür, dass sie wirklich dankbar sein konnte, in einer so herzlichen Gemeinde eine behütete Kindheit erlebt zu haben. Das bedeutete aber nicht, dass auch diese Idylle die Endstation des Lebens war. Ihre Endstation war Phoenix. Für den Moment, für die nächste Zeit, die nächsten Wochen, Monate, vielleicht Jahre. Ein neuer Beginn.


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