Beitragvon aBraXaS » 01.10.2016, 17:56
Lebenslauf
3 Jahre alt
"Benimm Dich anständig und mach Dich nicht schmutzig." Die feste Stimme der brünetten, jungen Frau, die, sichtlich unter Zeitdruck, am Pullover des kleinen Jungen vor sich herumzog, schien ihren Empfänger kaum zu erreichen. Der unsichere Blick des Kindes heftete sich an eine Mutter, die strahlend und Hand-in-Hand mit ihrer Tochter auf die gläserne Türe eines Gebäudes zusteuerte. "Hörst Du mir zu?", ein leichter Ruck an der Schulter ließ den Kleinen direkt zu der Hübschen aufschauen. "Hörst Du mir zu, Zaid?", wiederholte die Stimme, doch Zaid schwieg und seine Augen sahen wieder zu den beiden fröhlichen Gestalten, welche die Türe hinter sich zurück ins Schloss fallen ließen und im vielfarbig angestrichenen Haus verschwanden.
Die 1,72m große Frau, die in einen beigen und gepflegt sitzenden Hosenanzug gehüllt und vor ihrem Sohn in die Hocke gegangen war, blickte auf die Uhr. Kurz vor halb 9. "Mist!", presste sie gehetzt hervor und umschloss das kleine Kinn des Jungen mit ihrer Hand, um seinen Blick wieder in ihre Augen zu führen. "Ich werde mich wegen Dir noch verspäten, also hör mir jetzt zu." Zaid sah seine Mutter gezwungenermaßen an, doch die Angst und Unsicherheit, die sich in seinen Augen widerspiegelten, schien sie nicht im geringsten zu erkennen. Sie musste zur Arbeit und nur das zählte. So lange Zeit, mittlerweile 3 Jahre und ein weiteres Kind ihr Eigen nennend, hatte sie gewartet. "Du musst in die Mondgruppe. Die Mondgruppe, vergiss das nicht und jetzt geh.", mit diesen Worten, legte sie ihre Hände auf seine Schultern, drehte ihn mit bestimmtem Druck um und drückte ihn in Richtung der großen Türe über der ein gigantisches Schild prangte.
Es war rechteckig und diagonal farblich getrennt. Die eine Seite zeigte einen dunkelblauen Hintergrund, auf dem kleine Sterne aufgemalt worden waren, ebenso ein voller Mond. Auf der anderen Seite hingegen, war der Hintergrund in hellem blau gehalten und mit einer strahlendgelben Sonne verziert. "Kindergarten Universum" war in großen, breiten Buchstaben darauf zu lesen.
Als Zaid sich zu seiner Mutter umdrehte, war diese schon auf dem Weg zurück zum Auto und anstatt sich noch einmal zu ihrem Sohn umzuwenden, warf sie einen weiteren Blick auf die Uhr, nur um dann fluchend einen Schritt schneller zu gehen. Man hörte, wie sich die Fahrertüre öffnete, wieder schloss und dann der Motor aufschrie. Zumindest hörte es sich für Zaid wie ein Schreien an, denn seine Mutter hatte das Gas durchgedrückt und war dann davon gebraust. Für einen Moment war es still und der keine Junge stand - mit seiner Tasche auf dem Rücken - vor dem riesigen Haus, das ab heute sein Kindergarten sein würde. Verloren wirkte er auf dem schmalen, steinernen Weg, der von einer grossen Rasenfläche - mit noch größeren Bäumen darauf - umsäumt war.
Kleine Tränen glitzerten in seinen Augen. "Weinen ist nur etwas für Mädchen." pflegte sein Vater zu sagen, wenn er denn mal zu Hause war und so blinzelte er tapfer und schluckte schwer. Er dachte an seine kleine Schwester Lisa. Sie hatte vor wenigen Wochen Geburtstag gehabt und war nun schon ein Jahr alt. Alt genug also, um bei den Großeltern zu sein, wenn Zaids Mutter in ihr Architekturbüro ging. Zu Oma und Opa würde er nach dem Kindergarten auch müssen - schließlich würde niemand zu Hause sein, wenn er wieder aus diesem Gebäude raus durfte. Zaid wünschte sich, er könnte jetzt schon bei seiner Schwester sein. Sie schickte ihn nie weg, nein, mit ihr konnte er immer kichern und glucksen, soviel er wollte, solange es nicht zu laut wurde, so dass er Mama beim Zeichnen störte. Da brauchte sie viel Ruhe. Jeden Tag saß sie im Büro zu Hause und arbeitete neue Pläne aus, da war nun wirklich kein Platz für laute Kinder, die sie aus ihrer Konzentration rissen.
Bei Lisa war es immer anderes. Wenn sie schrie, war das nicht so schlimm, aber sie war ja auch noch wirklich klein und so verstand Zaid das natürlich. Die Kleine war sein Engel - sein strahlender Engel. Der Gedanke an sie und daran, dass er später bei ihr sein würde, gab ihm Kraft und so konnte man ein kleines, stilles Lächeln auf seinen Lippen sehen, welches jedoch sofort erschrocken wieder verstarb. Er hatte nicht mitbekommen, wie ein Vater mit seiner Tochter zum Kindergarten gekommen war und die Türe geöffnet hatte. Lautes Geschrei, Gequietsche und Gekicher drang an sein Ohr. Ein Kind weinte sogar. Hastig drehte er sich um und lugte seitlich in den Gang hinein. Der Flur war gefüllt mit Kindern und Elternteilen. Die einen zogen sich die Hausschuhe an, die dort Pflicht waren, andere umarmten ihre Eltern oder aßen sogar schon ihr Frühstück.
Noch einmal blickte er in die Richtung, in die seine Mutter gefahren war. Abermals wollten die Tränen sich ihren Weg bahnen, doch er ließ es nicht zu. Stattdessen legte sich ein entschlossener und fast schon mutigwirkender Blick auf sein Gesicht und er drehte sich zur Türe. Es waren nur ein paar kleine Schritte, die er an sie herantreten musste und schon konnte er die Klinke greifen. Er zog sie zu sich herunter und wollte die Türe öffnen, doch sie rührte sich kaum. "Hnnng.", kam es aus dem Kleinen raus, als er feststellte, dass er noch nicht genug Kraft hatte, die Türe alleine zu öffnen. Die Entschlossenheit, die er mit Mühe erlangt hatte, zerplatzte wie ein roter Luftballon und er ließ verschüchtert seine Schultern hängen. Er sah dem munteren Treiben im inneren des Hauses zu.
Eine blonde Frau entdeckte ihn, sah fragend an ihm vorbei und sprach irgendetwas zu ihrer Tochter, bevor sie an die Türe ging, um diese zu öffnen. "Hallo. Wo ist denn Deine Mama?", fragte sie überrascht aber äußerst freundlich. "Mama muss arbeiten.", antwortete er leise und senkte seinen Blick zu Boden, als er an ihr vorbei ging. Dass sie ihren Kopf fassungslos schüttelte, sah er nicht. Er linste seitlich nach links und rechts und beobachtete hier und da kurz ein Kind bei seinen Aktivitäten. Das Gewusel auf dem Gang war wirr und Zaid wusste nicht recht, was er nun tun sollte, also blieb er mitten im Flur stehen und sah sich leicht hilflos um.
Ein Kind hängte gerade seine Tasche an den Haken, am Holzbrett, welches über der kleinen Bank hing und machte sich mit seinem Vater auf den Weg zu einer offenen Türe, über der eine Sonne hing.
"Du musst in die Mondgruppe.", erinnerte er sich an die Worte der Mutter und er suchte nach einer weiteren solchen Türe, jedoch konnte er keine weitere ausmachen. Der Flur jedoch bog am Ende des Ganges ab und so löste er sich aus seiner Starre und ging weiter. Einige Kinder rannten an ihm vorbei. Sie schienen überhaupt keine Angst zu haben, nicht wie Zaid. Sein Bauch kribbelte und das war ziemlich unangenehm.
Als er grade um die Ecke biegen wollte, prallte er frontal gegen etwas, dass ihn umwarf und mit einem doppelten "Uh!" landete er voller Wucht auf seinem Po. Er hatte aus Reflex seine Hände nach hinten gestreckt und die Augen fest geschlossen. Als er sie wieder öffnete, waren abermals Tränen darin zu erkennen und mit leicht verschwommenem Blick sah er in ein weiteres Augenpaar, welches ebenso erschrocken schien. Das zweite "Uh!" hatte dem Jungen vor ihm gehört. Gleichzeitig griffen sie sich beide an die Stirn, auf der sich bei beiden eine kleine Beule bildete und immer noch sahen sie sich einfach nur an, bevor sich bei seinem Gegenüber ein kleines Grinsen auf den Lippen bemerkbar machte. "Oops.", sagte der Dunkelhaarige, als auch Zaid von diesem Grinsen angesteckt wurde und nur wenige Sekunden später kicherten sie beide munter drauflos.
Die Angst und die Unsicherheit waren in diesem Moment wie verflogen. Es waren nur wenige Sekunden vergangen, aber der erste Schreck hatte alles weggeschoben, dass ihm zuvor schwer im Magen gelegen hatte, vielleicht entlud sich das alles auch noch etwas mehr im Kichern. "Entschuldigung.", sagte der Junge vor ihm ehrlich, aber immer noch lachend. Nur langsam beruhigten sich beide wieder, als Zaid ihm antwortete. "Nicht so schlimm. Du hast auch eine Beule." und er fasste sich abermals an die Stirn. Sein stürmisches Gegenüber tat es ihm gleich und erwiderte leise kichernd. "Ja. Wie heißt Du?"
"Zaid." gab er zurück und rappelte sich auf. "Ein cooler Name. Ich heiße Joseph, aber der Name ist doof.", Joseph stand ebenfalls auf und beugte sich leicht zu ihm vor, wobei er sich suchend umsah, dann flüsterte er. "Darfst aber Jo sagen, dass ist nämlich auch cool." Zaid grinste ihn an und nickte nur stumm. "In welcher Gruppe bist Du?", fragte Jo und Zaid sah um die Ecke. "Mondgruppe."
"Echt? Da bin ich auch! Cooool!", bemerkte Jo und zog Zaid am Arm hinter sich her. "Komm', ich zeig Dir, wo Du hinmusst und Du brauchst auch keine Angst zu haben oder so, das ist echt toll hier. Voll viel Spielzeug und so."
Angst? Zaid hatte doch keine Angst! Jetzt zumindest nicht mehr. Er ließ sich mitreißen und Jo zeigte ihm alles, was er schon entdeckt hatte. Den Rest erkundeten sie gemeinsam.
Wer hätte denn schon wissen können, dass dies der Beginn einer tiefen und langjährigen Freundschaft war?
Die nächsten 2 1/2 Jahre
Die nächsten Jahre waren ganz einfach vorprogrammiert gewesen. Seine Mutter stürzte sich vollends in ihren wiedererlangten Job, arbeitete unentwegt im Büro und nahm sich - wie ein Nimmersatt - auch Liegengebliebenes mit nach Hause. Zaid und seine Schwester waren den ganzen Tag über bei ihren Großeltern, die sich wirklich um das Wohlergehen der beiden bemühten, aber sie konnten einfach nicht Vater und Mutter ersetzen. Die beiden schweißten jeden Tag etwas mehr zu einer Einheit zusammen.
Und was hieß überhaupt Vater? Stephen McNeil war zwei Jahre, nachdem sein Sohn in den Kindergarten gekommen war, zum Chefarzt befördert worden und kam kaum noch nach Hause. Er schlief oft im hiesigen Krankenhaus, da man sowieso davon ausgehen konnte, dass er wenige Stunden später wieder wegen irgendetwas gerufen wurde. War er dann doch einmal im Hause McNeil, so verbarrikadierte er sich hinter seinem Schreibtisch, ging Unterlagen durch oder verschwand fast gänzlich hinter einem Berg von medizinischen Büchern.
Die Ehe, die einst so voller Liebe und Leidenschaft durchzogen war, verkam zu einer Gemeinschaft zweier Arbeitstiere, die auf Kinder gut hätten verzichten können. Zaid - Dads heimlicher Liebling - hatte es da noch richtig gut, denn Stephen war stolz darauf, einen Nachfolger bekommen zu haben, der einst ebenso Medizin studieren sollte und auch stolz darauf, dass der Stammbaum weiter wachsen würde. Lisa... ein Mädchen. Ein Mädchen, das weinte, das sensibel war und gerne mit Puppen spielte. Nein, das war nicht das, was er sich vorgestellt hatte.
An freien Tagen ging Zaids Vater gerne angeln und nahm seinen ganzen Stolz mit. Zaid verstand nicht wirklich, wie Angeln entspannen konnte, denn es war plump ausgedrückt - stinklangweilig. Dasitzen, still sein und... warten. Klasse! Wie oft wünschte er sich in diesem Moment seine Schwester an die Seite, die mittlerweile schon munter umherlaufen konnte und plapperte, was er ihr beigebracht hatte. Ihr erstes Wort war "Zaid" und der kleine Junge hatte so laut gequietscht, als sie es endlich - wenn auch wohl nur für ihn wirklich verständlich - ausgesprochen hatte.
Jo, der nur eine Straße weiter wohnte, als die McNeils und ebenfalls auch seine Großeltern, war oft zum Spielen bei seinem Freund. Zaids Großmutter hatte nichts dagegen, da Jo ein wirklich netter kleiner Kerl war. Joseph hatte sofort einen Narren an Lisa gefressen, denn er selbst war ein Einzelkind und fasziniert von der Kleinen, wie auch Zaid es war. So kümmerten sie sich beide um Lisa, spielten gemeinsam mit ihr und ließen Oma in Ruhe weiterstricken.
Die kleine Lisa hatte sich schnell für Zaid als alleinige Bezugsperson entschieden, denn wenn sie fiel und sich wehtat, waren es nicht die Arme der Großmutter, in die sie sich weinend stürzte. Es waren Zaids und er tröstete sie mit leisen Worten, streichelte ihr liebevoll über den Kopf und sagte ihr immer öfter, dass sie sein kleiner Engel war. Es dauerte nie lange, bis die Kleine wieder strahlte.
6 Jahre alt
Zaid wurde 6 Jahre alt und wie hätte es anders sein können. Er feierte bei seinen Großeltern - ohne Mum und Dad. Lisa, Jo, seine Oma und sein Opa waren die Einzigen, die ihn mit einer kleinen Feier in den Himmel hoben. Seine Schwester durfte die Kerzen auf seiner kleinen Torte ausblasen und war stolz wie Oskar, was deutlich ihre leuchtenden Augen verrieten.
Was niemand wusste, wenn seine Mutter wieder einmal anrief, um zu fragen, ob die beiden bei der Oma übernachten könnten, da sie zuviel zu tun hatte, war, dass er sich mit Jo, der des Öfteren ebenfalls bei Zaids Großeltern schlafen durfte, nachts heimlich ins Wohnzimmer schlichen und den Fernseher anmachten. Alle beide sahen sie sich mit Begeisterung die Karatefilme an, die zu später Stunde ausgestrahlt wurden und schon bald kristallisierte sich heraus, dass die beiden es mehr als nur anschauen wollten. Sie wollten das auch können. Immer wieder spielten sie Kampfszenen, ohne sich dabei zu verletzen, spielten nach, was sie gesehen hatten und kurz nach der Einschulung, als ein Klassenkamerad erzählte, er würde Taekwon-Do machen, stand es fest.
Das wollten sie auch. Also nur noch überzeugen. Es brauchte ein paar Wochen, bis sich Zaids Großmutter dazu überreden ließ, aber Zaid hatte nicht locker gelassen. Wollte nicht das angebotene Judo erlernen, sondern genau dieses Taekwon-Do, das mehr von Karate hatte, als dieses sinnlose Herumgewerfe beim Judo. Als es endlich durch war und auch Zaids Mutter eingewilligt hatte - ihr war es egal. Sie sagte sofort ja, hatte vermutlich nicht einmal wirklich zugehört, was die Großmutter sie fragte, aber es sollte Recht sein. Da Zaid durfte, konnten die Eltern von Jo kaum nein sagen und so lernten sie beide, was sie sich so sehr wünschten.
Lisa war in den Kindergarten gekommen, Zaid ging zur Schule und nun war es an der Großmutter, sich zu entspannen, obgleich die beiden Kleinen nie wirklich störend waren. Sie zogen sich zurück in das kleine Nebenzimmer mit dem Radio, das durchweg lief. Zaid konnte es ohne Musik kaum aushalten und so war das erste, dass er nach der Schule tat, in diesen Raum zu laufen, das Radio einzuschalten und seine Hausaufgaben am großen Tisch zu machen.
Elisabeth, seine Großmutter, verlangte öfters, dass er sie wenigstens bei den Hausaufgaben ausmachen sollte, doch er weigerte sich. Keine Musik, keine Hausaufgaben und so gab sie schnell auf, als sie merkte, dass die Hausaufgaben, trotz der laufenden Musik, fehlerlos waren. Stets beeilte er sich, damit Lisa zu ihm kommen konnte, wenn er fertig war. Das Band zwischen den beiden Geschwistern festigte sich von Tag zu Tag und nie stritten sie miteinander. Immerhin waren sie die Einzigen, die sich unaufgeforderte Aufmerksamkeit schenkten, wie sie es brauchten. Und auch wenn Jo bei ihnen war, gab es Harmonie pur. Eine kleine, eingeschweißte Gemeinschaft.
Was niemand zu träumen gewagt hätte - Stephen McNeil hatte eine Affäre mit einer Krankenschwester. Ein junges, unerfahrenes, aber durchaus attraktives Ding. Sicher, wenn es keine Zeit gab, um nach Hause zu fahren, woher den Sex nehmen? Da war es doch naheliegend, dass er es sich woanders holen musste.
9 Jahre alt
Zaid war mittlerweile 9 Jahre alt, der Großvater war gestorben und Elisabeth kam vorne und hinten nicht klar damit, versank in Depressionen und Heulkrämpfen und so bekam Zaid alsbald einen Hausschlüssel. Seine kleine Schwester besuchte ebenfalls seine Schule und so konnten sie des Öfteren gemeinsam nach Hause gehen.
Das so einsame Leben, dass weniger einsam war, da sie sich hatten, bekam noch einen unangenehmen Zusatz. Stephen verlor seine heiße Affäre wegen eines jüngeren Kerles. Es musste ihn hart getroffen haben, denn sein sonst so nüchternes und eher ruhiges Gemüt wandelte sich. An einem Samstagabend kam er unverhofft früher nach Hause, als gedacht oder überhaupt vermutet. Lisa war bei Amy im Büro, die wieder einmal angestrengt über einer Zeichnung lehnte. Zaid war in seinem Zimmer, machte noch Mathematikaufgaben und hörte nur im Hintergrund, wie die Haustüre ins Schloss fiel.
Er hörte, wie Lisa erfreut rief "Dad ist da! Dad ist da!", und wenn Zaid sich schon sehr früh damit abgefunden hatte, dass seine Eltern keine Zeit und wohl auch kein Interesse an ihm hatten, so war Lisa stets um Aufmerksamkeit bemüht, die sie im Endeffekt nur damit bekam, dass man ihr sagte, dass sie doch spielen gehen oder sich ruhig hinsetzen sollte. Ihr war es scheinbar Recht, auch wenn Zaid wusste, dass sie innerlich daran zerbrach. Ihre Seele wollte mehr ... wollte Liebe, Zuwendung und Geborgenheit, die Zaid ihr nicht so geben konnte, wie Amy oder Stephen es hätten tun können. Das bisschen Aufmerksamkeit, das er von seinem Vater bekam, war kaum das, was er wohl hätte bekommen müssen und doch mochte er seine Eltern, ja er liebte sie, sie hatten eben nur nicht soviel Zeit.
Stephen war anders an diesem Abend. Sein Blick, irgendetwas war da in seinem Blick, das Lisa verstummen ließ, als er die Türe zu Amys Büro öffnete und mitten im Rahmen stehen blieb. Amy, immer noch völlig vertieft, realisierte es nicht einmal richtig, hatte ihre Tochter überhört und sah erst auf, als Stephen vor dem Tisch stand und sie anstarrte. Lisa trat einen Schritt zurück, konnte nicht definieren und doch war da dieses Gefühl. Dieses unangenehme Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Amy blickte kurz auf und ihr konzentrierter Gesichtsausdruck wechselte zu einem überraschtem. "Oh, hey Schatz.", sagte sie mit einem mageren Lächeln und blickte wieder auf die Zeichnung, setzte den Bleistift wieder auf das Papier "Ich habe ein Riesenprojekt am Laufen und wenn alles gut geht, bekomme ich eine ganze Stange Geld." fuhr sie beiläufig fort und Stephens Blick verlor nun auch den letzten Funken, senkte ihn nur kurz auf das Papier, bevor er um den Tisch herumtrat und energisch ihr Handgelenk ergriff. In seinem Blick? Entschlossenheit. "Stephen? Was ist... hey, lass das, ich muss das fertig bekommen." und er drückte noch etwas fester zu. "Stephen, Du tust mir weh!", presste sie hervor, ein schmerzliches Aufstöhnen unterdrückend, ihre Augen erschrocken und nicht verstehend geweitet.
Lisa zog verstört die Luft ein und hielt sich die Hände vor den Mund. Stephen packte seine Frau an den Haaren und zog sie von ihrem Stuhl zu sich hoch, drehte sie mit dem Rücken an die Tischkante und stieß sie heftig darauf. Er hatte ein eindeutiges Ziel und davon wollte er sich nicht abbringen lassen. Amy versuchte sich zu wehren, versuchte ihn von sich zu stoßen und bat ihn abermals aufzuhören, als ihm die Zappelei zuviel wurde und er ihr hart ins Gesicht schlug. Ein quietschender Aufschrei von Lisa, Amy verstummte auf der Stelle, hielt sich die schmerzende Wange und blickte ihrem Mann vorwurfsvoll und verängstigt entgegen. Lisa rannte zu ihrem Dad und zog an seinem Pullover. "Dad, hör auf, bitte bitte, hör auf, Du tust Mama weh!"
Zaid hatte vor Schreck einen Strich quer über die Karos in seinem Matheheft gemalt und nur Sekundenbruchteile später hatte er seine Zimmertüre aufgerissen und war die Stufen hinunter gerannt. Stephen war wie besessen, riss an Amys Shirt, wollte es ihr über die Brüste hinauf wegschieben, doch sie hatte wieder begonnen sich zu wehren, wandt sich unter ihm, drückte sich mit aller Kraft gegen ihn und Lisa rüttelte immer noch am Pullover mit der Bitte endlich aufzuhören.
Zaid rannte ins Zimmer, stoppte abrupt im Türrahmen, um sich ein Bild zu machen von dem Auslöser des Schreies. "DAD! BITTE HÖR AUF!", schrie Lisa abermals und zog so kräftig an dem Pulli, dass Stephen mit bösem Blick herumfuhr. "LASS MICH IN RUHE!", brüllte er die Kleine an und holte aus. Zaids Augen weiteten sich noch ein Stück mehr und er rannte los, stellte sich gradewegs vor seine Schwester und sah seinem Vater direkt in die totwirkenden Augen. "Dad! NEIN! Tu's nicht!", sah er ihn bittend an, jeden Moment damit rechnend, sich eine schallende Ohrfeige einzufangen.
Stephens Atem ging schnell und er hatte wohl zusätzlich nicht bemerkt, dass er seine Frau am Hals gepackt hatte und sie so in Zaum hielt. Er keuchte, wie es auch Amy versuchte und er hielt inne, blickte seinen Sohn an und schien zu realisieren, was hier eigentlich von statten ging. Auch Zaids Atem ging nicht minder schwer, vom Rennen, vom Spurt zu seiner Schwester und vor Angst, dass sein Vater zuschlagen könnte. Nur langsam sank seine Hand, wie in Zeitlupe und auch der Griff am Hals von Amy lockerte sich, so dass sie diese wegstieß, sich seitlich vom Tisch rollte und auf die Knie sank und nach Luft rang.
Mit der Ruhe schien auch die Erkenntnis zu kommen, denn sein Blick wurde weicher und kurz nur sah er zu seiner am Boden knienden Frau, die sich den Hals rieb und immer noch schwer atmete. Er fuhr sich durch die Haare und verließ - ohne ein Wort zu sagen - das Zimmer, ging die Treppe hinauf und verschloss sich in seinem Büro. Zaid hatte ihm hinterhergeblickt, ebenso wie Lisa, die mit tränenüberströmtem Gesicht noch immer hinter ihm stand und sich an ihm festhielt.
Sein Blick wanderte zu seiner Mutter, die sich langsam erhob, sich gebeutelt, verletzt und voller Scham abwandte und in das Gästebad zurückzog. "Mum?", hatte Zaid ihr leise hinterhergerufen, doch sie reagierte nicht und er verstand nicht. Verstand überhaupt nicht, was hier soeben geschehen war und es war, als würde er einen Film ansehen, indem seine Familie die Hauptdarsteller waren. Er drehte sich zu seiner Schwester um, die versuchte die Tränen zurückzuhalten und dabei leise schluchzte. Er öffnete seine Arme einladend und sie drückte sich schweigend an ihn. Zärtlich und beruhigend streichelte er ihr über den Kopf. "Es ist alles wieder gut.", hauchte er ihr zu und nur langsam kam sie zur Ruhe, auch wenn beide wussten, dass überhaupt nichts gut war. Er nahm sie mit auf sein Zimmer, schloss die Türe und legte Musik ein, die sie gerne hörte. Dann legte er sich neben sie in sein Bett, kuschelte sich von hinten beschützend an sie und streichelte ihre Hand.
Stephen MacNeil zog sich immer mehr in seine Arbeit zurück. Er arbeitete fast ununterbrochen, zumindest kam er kaum noch nach Hause. Wenn er jedoch Heim kam, dann wiederholte sich die Szenerie aus dem Büro der Mutter in grausamem Umfang. Was er dort einst nicht beenden konnte, holte er dann nach. Er forderte seine ehelichen Pflichten mit brutaler Art und Weise ein, dass Zaid und Lisa sich in dem Zimmer des Jungen versteckten, die Musik aufdrehten und sich unter der Bettdecke verkrochen. Der Junge hatte sehr schnell gemerkt, dass er seiner Mutter nicht helfen konnte. Entweder schloss Stephen die Türe hinter sich und Amy ab, oder er verjagte Zaid, mit Androhung einer Tracht Prügel, wie er sie nie erlebt hatte, sodass Zaid es nach den ersten drei Malen aufgab und versuchte seine Schwester zu schützen. Sie vor der Gewalt abzuschotten, doch war das unmöglich. Die hilflosen Schreie der Mutter waren oft auch noch trotz der Musik zu hören, ihr Flehen und Bitten, dass er aufhören sollte, ihr Weinen, wenn es vorbei war.
12 Jahre
Einmal saß Amy schluchzend in der Küche. Das blaugeschlagene Gesicht in den Händen vergraben, der Rücken zum Buckel gebeugt. Zaid hatte sich zur Küchentür geschlichen und sah traurig zu der Frau, die so viele Pflichten als Mutter vergeigt hatte und dennoch fühlte er großes Mitleid.
"Mum ...?" flüsterte Zaid so leise er konnte, aus Angst, sein Vater könne es sonst hören und aus seinem Büro herauskommen. Seine Mutter reagierte prompt, indem sie sich ruckartig von ihm wegdrehte, ihm die kalte Schulter zeigte und ihm zuzischte: "Verschwinde! Lass mich in Ruhe!" nach einem unterdrückten Schluchzen und somit kurzen Pause, fügte sie noch mit fiesem Unterton hinzu: "Du trägst die Gene eines Monsters in Dir!"
Ob sie sich missverständlich ausgedrückt hatte, würde niemals jemand sagen können, doch Zaid fasste es so auf, wie es für ihn rüberkam. Seine Mutter dachte, er würde genauso werden wie er. Die Lippen des 12-jährigen bebten und ein Kloß von ungeahnten Ausmaßen wuchs in seinem Hals heran. Er drückte ihm die Tränen in die Augen, und die kleinen Fäuste ballten sich hilflos verärgert. Er wollte rebellieren, wollte revidieren, wollte sie anschreien, dass er niemals so werden würde wie er, doch er schwieg. Er schwieg, die Worte bohrten sich tief in sein Innerstes und er ging zurück zu Lisa, die in seinem Zimmer auf seinem Stuhl saß und seine großen Kopfhörer auf ihren kleinen Ohren hatte.
Dass Amy ihren Mann nicht einfach verlassen hatte, mögen viele nicht nachvollziehen können. Sie war eine erfolgreiche Architektin, beliebt bei ihren Freunden, die sie mit der Zeit immer seltener sahen, bis sie sich fast gar nicht mehr mit anderen traf. Sie war klar strukturiert, direkt und doch konnte sie sich nicht trennen. In dieser gehobeneren Gesellschaftsschicht und vor allem als Frau von einem erfolg- und einflußreichen Arzt, trennte man sich nicht grundlos. Niemand hätte ihr je Glauben geschenkt, wenn sie von dem berichtet hätte, was Stephen ihr angetan hatte. Das Gerede der anderen hätte sie vollkommen vernichtet, sie hätte nicht verkraftet, wenn man sich von ihr abgewendet und zu ihm gehalten hätte. Somit schwieg sie und blieb bei ihm.
Jo erging es nicht viel besser. Sein Vater war Alkoholiker und schlug ebenso die Mutter, die sich weinend in ihr Zimmer zurückzog und zu ihrem Gott betete, dass dieser ihr Kraft schenken sollte. Jo konnte kaum aushalten, dass sie glaubte, dies alles sei nur eine Prüfung Gottes und sie sich nicht dazu durchrang sich von dem aggressiven Macker zu trennen. Als er dann auch noch begann Jo zu schlagen, blieb dieser nur noch die nötigste Zeit zu Hause. Meistens traf er sich mit Zaid und der kleinen Lisa bei deren Großmutter.
Diese nahm die drei gerne bei sich auf, fand sie doch im Hüten der Kleinen ihre neue Lebensaufgabe, nachdem ihr Mann verstorben war. Elisabeth freute sich stets, wenn das Trio bei ihr einlief, so konnte sie sicher sein, dass sie etwas Hausgemachtes zwischen die Zähne bekamen und nicht im Regen draußen spielen mussten. Somit wurde das kleine Haus am Stadtrand das zweite zu Hause der Freunde und nicht selten verkrochen sie sich in das abenteuerliche Baumhaus, welches im Garten etwas versteckt auf einem großen Baum nach Wünschen von Zaid und Lisa gebaut worden war. Hin und wieder diente dieses sogar hervorragend als Schlafplatz.
Sie machten gemeinsam Hausaufgaben und halfen sich gegenseitig, wo es ihnen möglich war. Mittlerweile ging auch Lisa mit den beiden Jungs zum Kampfsport und lernte sich dort mit anderen Mädchen zu verteidigen. Anfangs war Zaid überhaupt nicht begeistert davon, da er Angst hatte, dass Lisa sich verletzen konnte, doch überzeugte die Kleine ihn sehr schnell mit einem "schlagenden" Argument. "Mädchen müssen sich wehren können!" Und sie spielte damit genau auf die Situation zu Hause an. Lisa lernte schnell, was Zaid natürlich sehr stolz machte.
Der Gerechtigkeitssinn der beiden Jungen entwickelte sich und wurde zusehends stärker. Wann immer es wieder etwas Neues in ihren Familien gab, das so nicht hätte vorfallen dürfen.
14 Jahre alt
Als Zaid 14 und Lisa 12 Jahre alt war und sie eine Nacht zu Hause schliefen, kam unerwarteterweise ihr Vater nach Hause. Sie saßen gemütlich angekuschelt vor dem Fernseher und sahen sich einen Disney-Film an, wie sie es oft und gerne taten. Meist waren es immer die gleichen, die beide schon fast gänzlich auswendig kannten. Stephen McNeil war sehr laut, als er das Haus betrat und die Türe geräuschvoll hinter sich ins Schloss fallen ließ.
Zaid und Lisa zuckten gleichzeitig zusammen und starrten zur Türe, als sie die Schritte vernahmen die sehr zielstrebig und stapfend am geschlossenen Wohnzimmer vorbei gingen. Der Junge wollte gerade den Ton lauter stellen, als er seine Mutter schreien hörte. "NEIN! Oh bitte nicht, Stephen! Lass mich los, LASS MICH LOS!" Man hörte ein Klatschen, danach war es für einen Moment still. Weder Lisa noch Zaid regten sich, es war, als hätte jemand das Geschehen eingefroren, bevor man erneut einen verzweifelten Schrei hörte und eine Türe zugeknallt wurde. Lisa fing an zu weinen und Zaid reagierte prompt. Er knipste den Fernseher aus, nahm Lisas Gesicht in seine Hände und sah ihr tief in die Augen. Er versuchte sie zu beruhigen, doch die großen Tränen konnte man nicht stoppen. "Komm Engel, wir gehen schnell in mein Zimmer." Lisa weigerte sich zuerst, denn dazu mussten sie aus dem Wohnzimmer heraus und die Treppen hoch.
Zu riskant für den Moment in den Augen der Kleinen, denn womöglich wären sie mitten in ein Geschehen geplatzt, das beide nie wieder mit ansehen müssen wollten. Zaid jedoch wollte nicht auf der gleichen Etage wie sein Erzeuger sein, der seine Wut und seinen Frust nun wieder an seiner Mutter auslassen würde. Er wollte Lisa nach oben in sein Zimmer bringen. Dort konnte er ihr wieder den Kopfhörer aufsetzen, wie sie es mittlerweile in solchen Momenten immer gerne annahm und sich mit ihr im Bett verkrümeln und die Decke über die jungen Körper ziehen. Warten, bis es vorbei war.
Mit der Zeit war diesbezüglich eine sehr beängstigende und bedrückende Routine geworden. Zu oft schlug Stephen seine Ehefrau, wenn er völlig übermüdet und gereizt von der Arbeit im Krankenhaus nach Hause kam. "Halt endlich still, Du Schlampe, sonst zierst Du Dich doch auch nicht so." brüllte er Amy an und Lisas Körper bebte vor Angst. Sie schluchzte unterdrückt, versuchte die Tränen zu bekämpfen, doch gehorchte ihr Körper nicht. Zaid hatte abermals zur Türe gesehen, als er die laute Stimme seines Vaters vernommen hatte und er konnte nur ahnen, was bei den beiden vor sich ging. Ein großer Kloß drückte ihm fast die Luftzufuhr ab, als er sich wieder an seine Schwester wandte. Er musste gegen das Hilflosigkeitsgefühl in sich ankämpfen und einen Weg finden, wie er Lisa mit sich nach oben lotsen konnte.
Auch wenn es nichts Neues war, was im Hause McNeil gerade vor sich ging, so unschön das auch klingen mag, so lag eine ganz neue Prise Gewalt in der Luft. Etwas war anders heute und das merkte nicht nur Lisa, die sonst nicht so gegen die Tränen zu kämpfen hatte. Abermals zwei laute Klatscher und ein leises Wimmern, das durch die Wohnzimmertüre drang. "Hey Engel!" sagte Zaid und versuchte dabei möglichst geheimnisvoll zu klingen, indem er leise sprach und mit jedem Wort etwas leiser wurde. "Wer zuerst bei mir im Zimmer ist, bestimmt, was wir morgen machen! Und ich sage Dir, wenn ich gewinne ..." Lisa hörte ihm stumm zu, selbst die Tränen versiegten einen Moment lang, als sie die Festigkeit in Zaids Stimme vernahm, die ihr immer euphorischer erzählte. " ... dann rufe ich gleich morgen früh Jo an, der vorbeikommen soll! Dann gehen wir ein Rieseneis essen, so ein Eis hast Du noch nie in Deinem Leben gegessen und wir übernachten im Baumhaus! Also ...? Ich wette, ich bin vor Dir da!" Es wirkte. Es wirkte tatsächlich. Lisa griff nach Zaids Hand und zog sich zu ihm rauf und vom Sofa runter. Zaids Herz hatte einen Moment lang still gestanden in dem Moment, als er zu Ende gesprochen hatte und hoffte, dass er seine Schwester so mit sich nehmen konnte. Ihre Augen waren immer noch glasig von den Tränen, doch übermannten sie ihre Ängste nicht noch einmal. Lisa war es egal, ob sie gewann oder nicht, denn was Zaid tun würde, wenn er gewann, war genau das, was auch von ihr hätte stammen können. Der Junge kannte seinen Engel einfach zu gut und so war ihm gleich klar gewesen, dass er neben dem Wettbewerb des Treppehochrennens noch einen großen Anreiz bieten musste.
Er ließ keinen Moment länger sinnlos verstreichen, sondern zog die Kleine hinter sich her. Zaid öffnete leise die Wohnzimmertüre, warf einen gehetzten Blick durch den großen Eingangsbereich und war froh, niemanden zu sehen. Er hörte das Reißen von Stoff und er schloss kurz die Augen, bevor er die Lippen aufeinander presste und mit seiner Schwester im Schlepptau die Treppen hinauf in sein Zimmer lief. Einen Aufschrei der Mutter quittierte er mit dem - aus Versehen - lauten Zudrücken seiner Türe. Das brachte die Aufregung mit sich, dass er sie nicht hatte leise schließen können. Während seine Schwester unter die Bettdecke krabbelte, stand Zaid noch einen Augenblick lang mit gesenktem Kopf an der Türe. "Zaid?" Leise und vorsichtig, war diese Frage und der Junge riss sich aus der Starre, seiner Mutter nicht helfen zu können.
Er legte schnell eine Lieblings-CD von Lisa ein, schnappte sich die kabellosen Kopfhörer und kletterte neben seine Schwester. Er hob seine Hände, um ihr die Kopfhörer aufzusetzen. "Um Himmels Willen, Stephen! Was ... was hast Du vor?" Die hysterische Frage seiner Mutter ließ ihn innehalten. Sie klang nicht tränenerstickt, sondern voller Panik. Die Blicke der Kinder waren wieder auf die Türe gerichtet, beide schienen die Luft anzuhalten. Halbherzig versuchte Zaid noch immer die ablenkende Musik an Lisas Kopf zu bringen, doch diese drängte Zaids Hände weg, lauschte genauso wie er.
"Nein, oh Gott, tu das nicht." Lisa klammerte sich vor Anspannung an die Decke. "Stephen NEIN! Bitte Ste..." Ein lauter Knall, Lisa begann zu schreien, Zaid zog erschrocken die Luft ein. Geistesgegenwärtig drückte er seine Hand auf Lisas Lippen. "Pssscht! Pssscht!", bettelte er seinen kleinen Engel an, doch konnte er nun seine eigene aufkommende Panik nicht aus seiner Stimmlage raushalten. Lisa drückte sich die Decke vor den Mund, hatte die Augen weit aufgerissen und starrte unentwegt auf die Türe. Zaid folgte ihrem Blick. Eine Türe ging auf. Schritte.
"Scheiße!" Zaid sprang vom Bett, hechtete zur Türe, wollte sie abschließen, doch gerade als er nach dem Schlüssel griff, wurde sie rabiat aufgestoßen, sodass er - sich gerade noch schützend den Arm vor den Kopf haltend - nach hinten gestoßen wurde und unsanft auf dem Boden landete. Lisa hatte wieder zu Schreien begonnen und Zaid drehte sich schnell um, damit er seinen Vater sehen und die Lage und sein Vorhaben abschätzen konnte. Stephen McNeil stand im weißen Unterhemd und in dunkelblauer Jeanshose im Rahmen. Der Gürtel stand offen und nur der oberste Knopf der Jeans war geschlossen. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und sein Blick war so leer und starr, dass Zaids Hände vor Angst zu zittern begannen. In der rechten Hand des Vaters: eine Schrotflinte. Zaids Blick heftete sich an diese, er wagte sich nicht sich zu rühren, selbst seine Schwester war still, hatte das Schreien für den Moment aufgegeben.
Zaid drehte sich, so dass er sich rücklings auf seine Hände stützen konnte, die Beine angewinkelt. "Dad ...?" Versuchte er ihn mit ruhigem Ton zu erreichen, dort Stephens Blick drehte sich und er starrte in Lisas Richtung. "Da-ad?" Versuchte er es erneut, doch diesmal brach seine Stimme in der Angst und Stephen trat einen Schritt nach vorn. In Zaids Kopf hallte der Knall von vor wenigen Sekunden nach und nun war er derjenige, den die Panik packte. Er krabbelte rücklings Richtung Bett und drehte sich kurz vor diesem um, damit er aufstehen konnte, doch sein Vater war schneller. Er stieß ihn hart mit dem Griff der Flinte gegen die Seite. Zaid entwich ein unterdrückter Schmerzensschrei und fiel seitlich zurück auf den Boden. Stephen packte Lisa grob am Arm und zog sie vom Bett herunter, sie begann wieder zu schreien. Es ging alles so schnell. Der Lauf war auf den schlanken Oberkörper der Kleinen gerichtet. Ein Knall. Doppelt so laut wie der andere und Zaid hatte reflexartig seine Hände über die Ohren gedrückt und sich auf den Boden gedrückt. Ein Schrei. Sein eigener Schrei. Wo war seine Schwester? Sie war so ruhig. Er riss den Kopf nach oben. Überall war Blut. Lisa hing regungslos in der Hand des Vaters, dann ließ er sie zu Boden sinken und wandte sich an Zaid.
Zaid fixierte den Körper der Kleinen. Wieso bewegte sie sich nicht? Wieso war sie überall rot? "Verlieb' Dich bloß nie in Frauen, Du siehst, was draus wird!" Emotionslose Worte, die sich tief verankern würden. Ein Klacken - Nachladen. Die ruckartige Bewegung von Stephen ließ ihn seinen Blick kurz von Lisa nehmen und zu seinem Vater aufschauen. Er hatte die Flinte mit Schwung umgedreht und sich den Lauf in den Mund geschoben. Erneut ein Knall. Dann Stille.
Kurze Zeit später fand man Zaid Hand in Hand mit seiner toten Schwester am Boden. Die Polizei hatte nicht lange gebraucht, etwa 13 Minuten nach dem ersten Schuss, doch war es schon lange zu spät gewesen. Tränenlos hatte er neben ihr gesessen und über sie gewacht und als man ihn hinausbringen wollte zum Krankenwagen, war man nicht überrascht, welche Kraft der Kleine entwickelte und sich heftig dagegen wehrte. Er schrie man solle ihn loslassen, er müsse bei seinem Engel bleiben, doch packten ihn zwei Beamte und trugen den sich windenden Jungen nach draußen. Er wurde sogleich in eine psychiatrische Klinik gebracht. Das Sorgerecht erhielt die Oma, die nur durch den Jungen die Kraft hatte, nicht den Verstand zu verlieren oder an der Tatsache zugrunde zu gehen.
Zaid verschloss sich von Anfang an, doch merkte er bald, dass er eher in Ruhe gelassen wurde, wenn er den Therapeuten erzählte, was sie hören wollten. Innerlich starb er tausend Tode, und das Trauma verwand er nie. Nicht einmal Jo erzählte er Einzelheiten, doch das war auch nicht nötig. Sein bester Freund brauchte diese Details nicht, um die Grausamkeit zu begreifen. Sie verstanden sich ohne Worte und nach einiger Zeit durfte Zaid dann zu seiner Oma ziehen.
Er gab sich noch mehr der Musik hin, fand in den dunklen und teils harten Klängen Ruhe und auch sein Kleidungsstil zeichnete sich immer deutlicher werdend in eine Richtung ab. Schwarz. Der angenehme Nebeneffekt, den diese Kleidung als Abgrenzung mit sich brachte, kam ihm ganz gelegen. Mit der Zeit kehrte trotz allem ein gewisser Alltag ein, auch wenn man dies in solch einer Situation nicht wahrhaben wollte. Es dauerte zwar über ein Jahr, doch war dann auch endlich wieder ein ungezwungenes Lachen möglich. Ohne die nötige Portion Jo hätte dies wohl aber noch um einiges länger gedauert.
16 Jahre alt
Als die Jungs 16 Jahre alt und auf Klassenfahrt in Kanada waren, erlebten beide ihr erstes Mal. Mit der gleichen Frau. Und es war wirklich eine Frau.
Die Referendarin Sandra Wood, die seit einiger Zeit an ihrer Schule war und auch oft in ihrer Klasse den Unterricht übernahm, war etwa 25 Jahre alt und stets sehr aufreizend gekleidet. Die eindeutigen Blicke der Jungs waren ihr garantiert, die neidischen und teils abschätzigen der Mädchen ebenso.
Sie trug oft enge Blusen, die ihr Dekolletee sehr freizügig preisgaben und ihre prallen Brüste fest gegen den Stoff drückten. Lange und nicht selten auch mal sehr kurze Röcke umschmeichelten ihre Beine bei jedem Gang, wobei man natürlich doppelt so gerne noch einen Blick auf die schlanken, langen und nackten Beine warf. Ihre dunklen Haare trug sie meist offen oder zu einem Dutt gebunden. Für das typische Klischee fehlte eigentlich nur noch die Brille.
Miss Wood hatte ihr eigenes Zimmer in Kanada, da außer dem Klassenlehrer keine andere Frau mitgefahren war. Was auf der Schule hier und da begonnen hatte und nie wirklich von den Jungs einzuschätzen gewesen war, intensivierte sich in diesem viel privateren Rahmen um ein Vielfaches. Zweideutige Blicke, bei Unterhaltungen eine seltsame Suche nach Nähe, kleine, flüchtige Berührungen an Schultern und Armen. Ja, sie legte sogar in Abwesenheit des Lehrers ein typisch weibliches hinterhältiges Jagdverhalten an den Tag. Sie gab sich hilfloser als sie war, spielte mit ihrer Stimme und gab hier und da viele eindeutige Kommentare von sich.
"Ihr seht viel älter aus, als ihr seid."
"Ihr seid echt starke Burschen, alle Achtung, das imponiert."
"Ihr wirkt schon sehr reif."
"Ich kann nicht glauben, dass ihr erst 16 seid."
Das entgingen Jo und Zaid natürlich nicht und sie waren nicht die einzigen Jungs in ihrer Klasse, die von der Referendarin sehr angetan waren. In diesem Alter war das auch kein Wunder. So trug es sich zu, dass Sandra Wood sich kurz vor Aufbruch zu einer Nachtwanderung, angeblich den Knöchel verstaucht hatte. Sie humpelte gekonnt und legte eine wahrhafte geniale Art an den Tag, die den Beschützerinstinkt eines jeden männlichen Wesens aus Jos und Zaids Klasse weckte. Vorne weg die beiden selbst. Sie boten sich an, ihr zurück zu ihrem Haus zu helfen und sich dort um Eis zur Kühlung des Fußes zu bemühen. Die beiden wussten von vornherein, dass sie sich nicht wirklich verletzt hatte, doch wollten sie dieses Spiel beide mitzuspielen. Die zwei hatten Mühe ihr Grinsen und die Aufregung und das Unwissen bezüglich der nächsten Abendstunden zu verbergen. Der Lehrer wollte erst widersprechen, doch fiel sie ihm gleich ins Wort, bekräftigte, dass diese Idee wirklich gut sei und gab ebenfalls an nicht dafür verantwortlich sein zu wollen, wenn die Wanderung ihretwegen ausfallen würde.
Oft schon hatten sich die beiden über Sandra Wood unterhalten und für beide hatte festgestanden, dass sie zu gerne ihr erstes Mal mit einer erfahrenen Frau verbringen wollten. Und es hatte ebenso festgestanden, dass sie es auf der Klassenfahrt erleben wollten. Dass sie es einem jetzt so leicht machte, kam den beiden natürlich entgegen. Niemand würde je erfahren, dass Sandra genau wusste, dass nur diese beiden sich anbieten würden, denn alle anderen waren viel zu schüchtern und verklemmt, wie sie mit der Zeit herausgefunden hatte. Außerdem freuten sich diese noch viel zu pubertären Jungen auf die Wanderung im Dunkeln. Einige hatten sich Leinensäcke besorgt und würden nur auf einen geeigneten Zeitpunkt warten, um die Mädels in Angst und Schrecken zu versetzen. Zudem fand sie die beiden mehr als attraktiv und ansprechend. Jo hatte in Phoenix noch Kondome besorgt und somit stand nun nichts und niemand mehr im Wege. Zaid und Jo stützten sie links und rechts und brachten sie zurück zu ihrer Hütte.
Nachdem sie Eis besorgt und ihre nicht vorhandene Schwellung gekühlt hatten, spürte Zaid ihre Hand in seinem Nacken. Eine Berührung folgte der nächsten. Es gab kein ellenlanges Vorspiel, denn diese Frau war willig. Sehr willig. Die Jugendlichen hätten ein Hinauszögern wohl auch nicht willkommengeheißen, denn es war und blieb vorerst ihr erstes Mal. Die Aufregung wollte beseitigt werden. Jo war der erste, den sie sich nahm und es dauerte nicht einmal drei Minuten lang, bis er seinen Höhepunkt bekam und sich aus ihr zurückzog und seinem Freund den Weg frei machte mit einem eindeutigen Blick und einem breiten Grinsen im Gesicht. Richtig in Fahrt geraten, zog sie Zaid auf sich, öffnete geschickt seine Hose, ließ ihn das Kondom überstreifen und holte sich, was sie in diesem Moment einfach nur wollte. Zaid fand das Gefühl in sie einzudringen einfach unbeschreiblich. Es genoss jede Bewegung und trieb sich auf der Erregung nach oben. Nicht damit rechnend, dass der zweite länger aushalten würde, kam sie sehr schnell selbst zum Orgasmus, doch Zaid blieb dieses Hochgefühl verwehrt. Jo hatte ihre Brüste liebkost und sie immer wieder geküsst, als ihr Körper zu beben begann und er grinsend triumphierend zu seinem Freund aufblickte, doch dieser wandte seinen Blick etwas verlegen ab und stand auf. Er zog sich richtig an und verließ dann die Hütte.
Jo blickte ihm hinterher. Er hatte verstanden, hatte seinen Blick zu deuten gewusst und wollte ihm gerade hinterhergehen, als sie ihn nochmals zu sich runterzog und küsste. Sachte drückte er sie zurück und löste sich von ihren Lippen, ein Lächeln, dann ging auch er. Sie seufzte laut und befriedigt und schlief dann irgendwann ein. Sandra hatte von dem allen während ihrer Gefühlswellen nichts mitbekommen. Jo lief aus der Hütte und sah Zaid gerade noch am Ende des Weges um einen Baum laufen. Er rannte hinterher und fand ihn an eben diesem Baume auf dem Boden hocken. Dass es Zaid gefallen hatte, hatte er mitbekommen, doch dass er keinen Höhepunkt wie sein bester Freund haben konnte, nagte sehr an Zaid. "Hey, das ist vollkommen okay beim ersten Mal. Das geht sicher vielen so." Versuchte Jo sich aufmunternd, als er sich neben seinem Freund auf den Boden kniete. "Und außerdem. Wir haben es getan!"
Er blickte genauso schelmisch in Zaids Richtung, wie seine Stimme geklungen hatte und Zaid sah zurück, konnte nicht lange an sich halten und stieß seinem besten Freund scherzhaft in die Rippen. "Ja verdammt, wir haben es getan!" Und schon lachten sie beide.
Sandra Wood war nach der Klassenfahrt nur noch einmal in der Schule gewesen, danach war sie nie wieder erschienen. Zaid und Jo waren doch nicht die einzigen gewesen, die in Kanada in den Genuss dieses Weibsstücks gekommen waren, doch konnten zwei andere mit ihren Prahlereien nicht an sich halten und schnell flog auf, was nicht auffliegen hätte dürfen. Die beiden Jungs verneinten die Frage, ob Miss Wood sich ihnen in unangebrachter Weise genähert hatte.
Mit einem hatte Jo auf jeden Fall Recht gehabt. Es erging vielen Jungen beim ersten Mal so. Entweder ging es zu schnell, oder es ging vor Aufregung gar nicht. Aber dass es nicht an Zaids Aufregung gelegen hatte, würde er bald merken, denn es klappte bei keiner Frau. So geil er es auch fand, so schön sie auch war, so grandios das Gefühl mit einer Frau zu schlafen, es kam nie zum Höhepunkt. Wenn er sich alleine Abhilfe verschaffte, ging es mühelos. Zu dem allen kam nun auch noch der ständig steigende "Durst" nach mehr. Er wollte und konnte immer, war ständig beim Flirten und fand doch nie körperliche Ruhe.
Nachdem er mit seinem Freund darüber gesprochen und sie beide recherchiert hatten, wurde zusehends klarer, dass Zaid ein Satyr war. Zu Anfang noch nicht so krankhaft, wie es beschrieben stand, doch merkte Zaid, dass es von Tag zu Tag, von Mal zu Mal schlimmer wurde. Er versuchte es sich oft damit zu erklären, dass er voll und ganz auf die Frau einging, dass er seine Bedürfnisse komplett zurückstellte, doch sah er bald ein, dass es dies nicht sein konnte. So musste er lernen damit umzugehen und hatte doch recht schnell gemerkt, dass es ihn zumindest geistig befriedigte. Er genoss den Sex mit den weiblichen Wesen sehr. Die eine brachte ihn mehr Richtung Höhepunkt als die andere und bald hatte Zaid damit angefangen Jo anhand einer Skala von seinen Abenteuern zu erzählen. Eine 10 wäre der Höhepunkt, alles ab 0 aufwärts der Weg dorthin und wie heiß der Sex war. Von mehr als einer Sieben konnte Zaid aber leider nie berichten.
17 Jahre alt
Als es in Jos Vater seine Mutter immer schlimmer häufiger und schlimmer schlug, holten die beiden mit Hilfe der Großmutter Mrs. Dunbar aus der gewalttätigen Ehe. Sie wurde in eine Psychiatrie eingewiesen, der Vater angezeigt. Die Verhandlung brachte ihm einige Jahre im Knast ein. Jo zog zu seinem besten Freund Zaid.
College & Ausbildung
Nach der Schule gingen die beiden ein Jahr zum College, um danach in den höheren Dienst der Polizeiausbildung einsteigen zu können. Schon sehr früh, vor allem durch diverse Filme, hatte sich der Wunsch gebildet, dass sie beide irgendwann zum S.W.A.T. gingen und so war dies die ganze Zeit das primäre Ziel und von beiden wurde alles daran gesetzt, dieses Ziel zu erreichen.
Das langersehnte Auswahlverfahren, auf das sie hinfieberten, fand in L.A. statt, als endlich auch der langersehnte Einladungsbrief in ihrem Briefkasten lag. Das Auswahlverfahren ging mehrere Tage und hätte härter nicht sein können, doch die beiden bestanden mit Bravur und waren einmal mehr dankbar für die ganze Kraft und Zeit, die sie in ihr persönliches Training gesteckt hatten. Neben ihnen kamen noch vier andere von 28 weiter. Es war ein tolles Gefühl.
Schon einen Monat später begann die Ausbildung und die Jungs zogen nach L.A. Sie hatten sich von der Großmutter verabschiedet, die sie am liebsten gar nicht hätte gehen lassen und waren nun Teil von zwei 5er-Teams, die hart in einem Jahr ausgebildet wurden, bevor sie für den ersten nichtsimulierten Einsatz herangezogen wurden.
Danach wurde gefeiert, weil alles super gelaufen war. Geiselnehmer tot, Geiseln unverletzt und dennoch war es ein eigenartiges Gefühl, das erste Mal einen Menschen zu töten, auch wenn es nicht anders möglich war. Doch war es nicht genau das, was sie am S.W.A.T. gereizt hatte? Dass nicht lange gefackelt, keine Endlosverhandlungen mit uneinsichtigen Geiselnehmern geführt und die Verbrecher eliminiert wurden?
S.W.A.T. kam immer genau dann zum Einsatz, wenn Schaden nicht mehr verhindert werden konnte. Genau dann wurden sie gerufen, zur Schadensbegrenzung. Sie beide hatten genug von Menschen, die sich über andere hinwegsetzten und sie verletzten.
Beförderung und "Arbeitsalltag"
Mit der Zeit wuchsen sie in ihre Aufgabe rein, wurden befördert und für wirklich wichtige Einsätze abkommandiert. Ihr Team gehörte zu den Besten. Gerade durchs Zaids und Jos Teamfähigkeit, ihre vertrauensvolle Freundschaft wurden sie als Zweierteam in der gesamten Gruppe eingesetzt, so dass es durch den Funk immer nur "Dunbar und McNeil" hieß.
Mittlerweile war die Großmutter wegen Alzheimer ins Altersheim gekommen. Die Jungs besuchten sie fast jede Woche, bis sie begann die beiden herauszuwerfen, da sie sie nicht mehr erkannte. Die Besuche wurden seltener, begrenzten sich auf einmal im Vierteljahr. Dann kamen sie nur noch jedes halbe Jahr, bis es fast gänzlich aufhörte, auch wenn sie es sich anders wünschten. Ihre Entscheidung wurde vom Heimpersonal bekräftigt, da der Blutdruck der Oma jedes Mal ins Unermessliche stieg. Sie verkauften das Haus, der Nachlass ging an Zaid und mit seinem 21. Lebensjahr erhielt er auch das ansehnliche Erbe, das seine Eltern hinterlassen hatten, vom Vermögensberater seiner Mutter.
Mit den Jahren machte sich das 5er-Team mit Dunbar und McNeil einen Namen, der gerne gehört wurde, wenn man sagte, man würde S.W.A.T. einschalten. Das Team hatte mit Dunbar und McNeil, sowie Green und Smith gerade ihr Ausdauertraining begonnen, als ihr Teamleiter reingestürmt kam und zum Bereitmachen anhielt.
Innerhalb kürzester Zeit waren sie fertig und saßen im schwarzen Van, der sie zum Zielobjekt brachte. Eine große, beigefarbene Villa, mit noch größerem Vorgarten. Alle Fenster waren verbarrikadiert und der Auftrag lautete eine 4-Köpfige Familie aus den Händen von 3 Geiselnehmern zu befreien, die mittlerweile ein sehr dünnes Nervenkostüm hatten, da ihre Forderungen nicht auf Willkommensrufe stießen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie das erste Opfer vorzuweisen hatten, damit sie endlich ihre Wünsche erfüllt bekamen.
"Also gut. Blau, Rot.", die beiden Zweiergrüppchen, welche in diese beiden Farben aufgeteilt waren, drehten sich zu ihrem Teamchef Davis um, der draußen bleiben und seine Anweisungen vom Van aus geben würde. Anhand der kleinen Minikameras, war er immer in der Lage das Sichtfeld jedes einzelnen seiner Jungs zu sehen. Jetzt hieß es zack-zack und keine Zeit verlieren. "Team Blau geht über das rechte obere Fenster rein." Damit waren Jo und Zaid gemeint, die zuvor die guten 3 Meter Höhe überwinden mussten, indem sie die Balkone nutzten. Das man auf Zünder von Sprengsätzen beim Eindringen zu achten hatte, musste keinem der 4 Profis gesagt werden. Team Rot hatte Anweisung durch die Kellerluke einzudringen.
Dass man innen schon erwartet wurde, wusste niemand. Zaid und Jo hatten nahezu geräuschlos den obersten Stock betreten und Jo machte sogleich Meldung, nachdem sie den Raum als sicher befunden hatten. Es war dunkel, sodass sie die Lampen an ihren M4A1 über den am Griff angebrachten Schalter anknipsten, ohne die Hände von der Waffe nehmen zu müssen. "Alles sauber bei Blau." Erreichte es den Teamchef, der sie die Stellung halten ließ, bis er auch von Team Rot Bestätigung hatte.
Die Geiselnehmer und Geiseln wurden im Erdgeschoss vermutet, doch konnte man nie sicher sein. Die nächste Anweisung lautete, das Obergeschoss sowie den Keller zu sichern. Keines der beiden Teams traf auf Verdächtige. Zaid und Jo erreichten die Treppe und gingen ein Stockwerk tiefer. Auch hier war alles dunkel und sie erreichten den ersten Raum, der rechts neben den Stufen abging.
Jos Blutstaufe
Zaid betrat zuerst den Raum, dann ging alles sehr schnell. Jo wurde von hinten überrascht, obwohl sie beide geschworen hätten, dass dort niemand, aber auch rein gar niemand gewesen war! Er wurde auf Halshöhe mit einem Arm umgriffen und in einem stehenden Schwitzkasten gehalten. Eine andere Hand, riss ihm gekonnt brutal den schützenden Helm vom Kopf und dann versenkte jemand seine Zähne in Jos Hals. Er schrie auf und aus Reflex biss er den Angreifer in den Unterarm, der zu seinem Kinn hochgerutscht war.
Zaid fuhr herum, hatte die Waffe auf den Kopf des Angreifers gerichtet, doch ruckten beide zu sehr hin und her, als dass er einfach abdrücken konnte. In jeder anderen Sekunde hätte der Schuss präzise gesessen, aber jetzt, da es um das Leben seines Freundes ging, wollte er es nicht riskieren. Er fluchte leise vor sich hin, als er nun auch begriff, was dort vor sich ging. Ungläubig versuchte er sich einzureden, dass dieser Typ seinen besten Freund gerade nicht gebissen hatte. Als der Angreifer seinen Kopf in den Nacken schmiss, blitzten die langen Reißzähne im Licht der Taschenlampe auf. "Was zur ..." - Zaid dachte den Gedanken nicht zu Ende. Das war seine Chance, er hechtete zu Jo, dessen blutverschmierter Mund hinter dem Arm zum Vorschein kam, doch versuchte Zaid nicht darauf zu achten.
Der Vampir, der Jo immer noch im Griff hatte, stöhnte schmerzvoll auf, doch klang es gleichzeitig auch erregt. Es war egal, für den Moment war das alles egal, er musste seinen Freund befreien. Er holte aus, wollte den Moment der Unaufmerksamkeit des Kerls ausnutzen und ließ seine Faust in Richtung seines Gesichts sausen. Doch stieß er Jo von sich, wich blitzschnell aus und ließ Zaid ins Leere schlagen, jedoch nicht ohne einen so harten Schlag in seine Seite zu setzen, dass selbst die dicke Schutzweste den Aufprall seiner Faust nicht zu mindern vermochte. Zaid keuchte und stieß mit der Schulter derb gegen die Wand, der Kopf folgte weniger hart, doch reichte es, um auch seine Kamera untauglich zu machen und sein Gewehr zu verlieren. Der Vampir lachte auf. Jo wandte sich vor Schmerzen am Boden, unterdrückte Schmerzenslaute. Zaid blickte zu ihm herunter, konnte nicht verstehen, wollte nicht verstehen. Nun waren beide Kameras hinüber. Der Vampir hatte Jos nach dem Abziehen des Helms auf den Boden geworfen. Dort konnte man wohl nur die Wand sehen, auf die sie nun gerichtet war. Die Fragen des Teamleiters hörte Zaid nur nebensächlich, als er in sein Mikro rief: "Officer am Boden! Officer am Boden!"
Kampf mit einem Vampir
Davis, der froh war, dass sich überhaupt einer der beiden meldete, wies Team Rot an zu stürmen. Das Lachen verstummte und Zaid heftete seinen Blick wieder auf den Typen vor sich. "Noch so ein Schlag und ich bin Brei." Dachte er gerade noch, als der Kerl auch schon vor ihm stand und ihm einen Kinnhaken verpasste ohne auch nur die Chance einer Reaktion zu haben. Die Wucht schleuderte ihn gegen die Bretter des Fensters an der anderen Seite des Raumes. Der Verdächtige ging langsam auf Zaid zu, Jo würde ihm kein Hindernis sein, denn dieser starb gerade. Er blieb kurz bei Jo stehen, blickte mit schiefgelegtem Kopf auf ihn herunter, als er seinen Fuß über die Schulter des geschwächten Officers hob, dessen Atmung gerade drohte auszusetzen. Zaid schrie auf: "NEIN!", zog seine 45er Springfield, eine Standardzweitwaffe eines S.W.A.T.-Officers und feuerte, so oft es seine Waffe zuließ. Er traf ihn am Schlüsselbein und ein tiefes Knurren entwicht ihm. Die weiteren Schüsse verfehlten nur knapp, denn der Vampir war zur Seite gewichen, kaum dass Zaid geblinzelt hatte und kam auf ihn zu. Er schoss nur noch auf gut Glück, als er auch schon gepackt wurde.
Zaid schloss seine Augen, in Erwartung eines tödlichen Hiebs, doch blieb dieser aus. Er hatte in der Bewegung innegehalten und als Zaid seine Augen wieder öffnete, fiel ein Sonnenstrahl genau auf den Rücken des Vampirs. Entsetzt waren seine Augen geweitet, durchbohrte Zaid mit diesem fast, als innerhalb von wenigen Sekunden seine Kleidung und Haut in Flammen aufging und er zu Staub zerfiel. Zaid konnte sich nicht bewegen, starrte auf den Haufen Dreck vor seinen Füßen und dann zu dem Loch, welches er bei seiner wilden Schießerei in ein Brett am Fenster geschossen hatte. Jo begann zu schreien. "Scheiße! Jo!" Zaid kniete sich neben ihn, zog ihn auf seinen Schoß und versuchte ihn festzuhalten, heilfroh, dass seine Atmung doch nicht gestoppt hatte. Er zappelte, schlug wild um sich und schrie, wie Zaid ihn noch nie hatte schreien hören. Die Bisswunde an seinem Hals verschwand und Zaid musste zwei Mal hinschauen, um sich zu vergewissern. Er hielt Jos Arme fest, umklammerte seinen Unterkörper mit seinen Beinen, versuchte ihn zu beruhigen, doch verstummte Jo dann von ganz alleine.
Krankenhaus und viele Anzeichen
Team Rot hatte mittlerweile das Erdgeschoss gesäubert, die Geiselnehmer beim Stürmen erschossen und die Familie nach draußen gebracht. Wenig später standen sie bei Dunbar und McNeil und riefen Verstärkung. Jo kam ins Krankenhaus. Man konnte ihm nichts nachweisen, keine inneren Blutungen oder Verletzungen, keine Äußerlichen Blessuren. Dennoch stand er unter Schock. Zaid blieb die ganze Zeit über beim ihm, saß an seinem Bett und wartete darauf, dass er mit ihm sprechen konnte. Er versuchte das, was passiert war zu verarbeiten und einzuordnen, doch fiel es ihm sichtlich schwer. Wie er es drehte und wendete, er kam immer auf das gleiche Ergebnis. Vampir. Auch wenn beide sich immer wieder vorgestellt hatten, wie cool es wäre, wenn es Vampire gäbe, so unglaublich war es nun, dass dies Realität sein sollte. Was war da mit Jo passiert? Er erinnerte sich an das Blut, das er an Jos Lippen gesehen hatte, als er aus Reflex den Angreifer zurückgebissen hatte.
War Jo nun ein Vampir? Zaid schüttelte den Kopf. Es machte ihm keine Angst oder Unbehagen, er war von der Vorstellung an sich sogar sehr angetan, wenn die vielen positiven Aspekte der Legenden denn stimmten. Zaid würde jetzt einfach beobachten müssen.
Als Jo endlich erwachte, man hatte ihm eine Beruhigungsspritze gegeben, ob diese nun in seinem frischen vampirischen Blut gewirkt hatte oder nicht, war Jo zumindest so erschöpft gewesen, dass er eingeschlafen war, bedachte er seinen Freund nur mit einem fragenden Blick. Es war ein so eindeutiger Blick, dass er seine Frage auch laut hätte stellen können. Zaid zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, aber ich kann es auch nicht anders erklären."
Die Anzeichen, die Zaid und Jo als Beweise ansahen, kamen prompt. Jo übergab sich sogleich nachdem er einen Bissen seines Brotes genommen hatte. Vielsagende Blicke wurden ausgetauscht. Da es aber Taghell war und die Sonne schien, konnten sie zumindest hier keine Anzeichen dafür finden, dass es so wirkte wie bei dem Kerl in der Villa, wovon Zaid Jo natürlich berichtet hatte. Wäre aber auch ein ganz und gar nicht willkommener Beweis gewesen. Jo klagte lediglich über Empfindlichkeit über das grelle Licht. Gegenüber den Ärzten erwähnten sie nichts von Jos Erbrechen oder der Lichtempfindlichkeit und auch so waren beide entschieden, dass sie so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus raus mussten. Wenn es erst später so war, dass die Sonne einen Vampir tötete, konnten sie hier kein Risiko eingehen.
Konsequenzen aus Erkenntnis
Beide fühlten sich ein bisschen wie in einer anderen Welt, waren verunsichert. Zaid leitete eine Entlassung auf eigene Verantwortung ein, die Jo unterschrieb und sie machten sich auf den Weg in Zaids Wohnung. Sie durchforsteten das Internet, lasen in die Vampirromane rein, die sie besaßen und ließen nebenher nacheinander Videofilme zum Thema laufen. Eines war zu 95% immer gleich: Sonne tötet. Jo fühlte sich matt, war kraftlos und müde und gegen 5 Uhr morgens gingen die beiden schlafen. Am späten Nachmittag war Zaid als erster wach, Jo murmelte schlaftrunken noch vor sich hin, und zog unbedachterweise den schweren dunklen Vorhang zurück. Jo schrie auf, hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht, als könnte es helfen und Zaid zog hektisch den Vorhang wieder vor das Fenster. Jos Unterarme zeigten Verbrennungen und dies war für sie beide nun das eindeutige Zeichen, dass es war, wie sie vermuteten.
Jo war ein Vampir.
Es folgen wahre Gefühlsausbrüche von "Was sollen wir denn jetzt nur machen?" über "Scheiße, wie geil!" bis hin zu "Wie geht es jetzt weiter?". Sie brauchten Antworten und zwar eine ganze Menge. Wie sie mittlerweile zu wissen meinten, hatte Jo diese Schmerzen gehabt, weil sein unfreiwilliger "Schöpfer" gleich nach der Umwandlung gestorben war. Deswegen sind wohl auch die Male am Hals verschwunden, wenn das stimmte, was sie recherchiert hatten. Wo fand man denn nun bitte Vampire? Gab es überhaupt mehrere oder hatte Zaid das einzige noch "lebende" Exemplar vernichtet? Sie waren überzeugt davon, dass es da draußen noch mehr gab. Zu viele wunderschöne Frauen hatten sie gesehen.
Rückkehr nach Phoenix
Als erstes, das stand für beide fest, mussten sie ihren Dienst niederlegen. Zugegeben, es war nicht leicht, diese Entscheidung auszusprechen, doch würde die Zukunft nun ganz anderes für sie bereit halten und Zaid hatte nicht vor länger Mensch zu bleiben, als nötig war. Sie kündigten beide und auch wenn stark versucht wurde, die beiden umzustimmen, blieben sie standhaft. Wie sollte es auch anders gehen? Jo konnte ja nicht nur noch nachts Einsätze machen. Dennoch bekamen sie beide Sonderurlaub, von dem sie aber wie angekündigt, nicht wiederkamen. Sie gingen zurück nach Phoenix in die vertraute Umgebung, weg von den Bekannten in L.A., es war einfach zu gefährlich.
Sie mieteten sich ein Hotelzimmer und überlegten die nächsten Schritte. Zwei Tage war es nun her und Jo klagte über zunehmenden Durst. Und dieser Durst war kein normaler. Er wollte Blut. Die Vorstellung alleine erregte ihn und Zaid bot sich ihm an. Zumindest dieses eine Mal, bis sie besser Bescheid wussten. Es war eine sehr seltsame Situation, denn es erregte beide, was sie jeweils entsetzt vom anderen mitbekamen. "Du hast einen Steifen bekommen!" Warf Zaid Jo vor. "Du etwa nicht?!" Konterte Jo und beide sahen sich verbissen an, bevor sie in einen Lachanfall fielen. Zaid war zwar nun der geschwächtere von beiden, doch dazu reichte es fast immer. Jo fühlte sich gut, viel besser als zuvor und viel besser als überhaupt jemals. Er spürte die Kraft in sich, nahm nun zum ersten Mal seine Umgebung intensiver wahr. Die Geräusche, Gerüche, das Fühlen, er hatte sogar das Gefühl gehabt, dass Zaids Blut einen sehr intensiven Geschmack hatte. Ganz anders als er diesen Lebenssaft von etwaigen Verletzungen in Erinnerung hatte.
Auf der Suche nach Antworten
Beiden war klar, dass sie schnell Antworten finden mussten, denn dass Jo nicht jeden Tag von Zaid trinken konnte, war beiden klar, nachdem sich Zaid ausruhen musste und sie wussten, dass es seine Zeit brauchte, bis das fehlende Blut wieder produziert war.
Am späten Abend entschieden sie sich, dass sie sogleich richtig mit der Suche beginnen wollten. Jo außerhalb in der Stadt und/oder den Clubs und Zaid in der hiesigen Bibliothek. Es war klar, dass sie nicht zusammen loskonnten, denn wenn es stimmte, dass es einen Kodex gab, durften sie nicht riskieren zusammen erwischt zu werden. Mensch und Vampir. Dennoch war es auch so gefährlich genug.
Zaid stand am Fenster, als Jo sich auf seine Maschine setzte und losfuhr. Er hoffte, dass sein Freund jemanden finden würde, der ihnen helfen konnte. Zaid ruhte sich noch einen Moment lang aus, bevor auch er das Hotel verließ.
Es dauerte nur knapp zwei Stunden, als Zaid die SMS erhielt, dass Jo jemanden gefunden hatte, der ihnen beiden alle Fragen beantworten wollte. Er machte sich sogleich auf den Weg und staunte nicht schlecht, als er ein Atelier betrat, in dem sein Freund mit einem heißen Weib auf ihn wartete. Sein Körper meldete sich sogleich und einen Moment lang fragte er sich, ob Jo einen Scherz gemacht hatte. Wie sollte er sich bei dieser Frau denn bitte konzentrieren? Emma war wirklich genial. Sie erklärte den beiden, was auch immer sie wissen wollten und gab ihnen mit jeder Antwort mehr ihres Selbstbewusstseins zurück.
Emma hatte Jo in dieser Nacht zu seinem ersten Opferzug begleitet, um sich das restliche Blut zu holen, das er benötigte und er nicht von Zaid hatte trinken können.
Sterben, um zu leben
In den nächsten Tagen zeichnete sich immer häufiger ab, dass Zaid ebenfalls ein Vampir werden wollte, sogar musste, wie er sagte, da er im Training null Chance gegen seinen Freund hatte. Er schien alles vorauszusehen und mit einer Schnelligkeit abzuwehren, die Zaid schwindelig werden ließ. Jo überwältigte ihn immer spielendleicht, was Zaid scherzhaft sehr ärgerte. Als sich mit den Wochen immer mehr Routine und Gewohnheit bei Jo bemerkbar machte, befanden es beide für einen guten Zeitpunkt. Jo war nun schon seit viereinhalb Wochen ein Vampir und fühlte sich stark genug, Zaid zu verwandeln und mit ihm und Emma gemeinsam weiterzulernen.
Wir leben alle unter dem selben Himmel,
wir haben aber nicht alle denselben Horizont.
(Konrad Adenauer)