[Venedic|N]: Anastasia Lucia Bates

Hier finden sich alle Vampir-Charaktere, die dem alten Kodex treu sind oder auch dem Alten Rat angehören bzw. diesen und dessen Meinung vertreten. Abkürzungen: F = Engster Kreis des Alten Rats/Familie | A = Auftragnehmer | R = radikal gegen Untreue | N = neutral gegen Untreue.
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Anastasia
Vampir
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Charname: Anastasia Lucia Bates
Pseudonym: Anastasia/Asta
Alter: Anfang 20
Vampiralter: ca 104
Augen: hell blau, fast weiß
Haare: hellbraun, lang, dicht
Größe: 1,60
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: 1. Gedankliche Befehle
2. Vergessen
3. Erweiterung der Aurenveränderung
Kleidung: - baue Hose, grüne Bluse
Sonstiges: blind
Schöpfer: Alejandro
Hauptchar: Anastasia
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[Venedic|N]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon Anastasia » 11.09.2016, 20:23

Steckbrief

» Name, Alter, Rasse
» Einstellung
» Herkunft, Beruf/Finanzen
» Aussehen
» Eigenarten
» Bevorzugte Opfer
» Fähigkeiten/Stärken
» Schwächen
» Waffen
» Vorlieben
» Abneigungen
» Charakter
» Ziele
» Sonstiges
» Leben in Phoenix/Venedic




Name
Anastasia Lucia Bates


Menschliches Alter
24 Jahre


Rassenbedingtes Alter
Geboren Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, etwa 104 Jahre alt.


Art/Rasse
kein geborener Vampir


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 Einstellung
Speziell/Kodex:
Eine kodextreue Anhängerin, die ihr Heil doch lieber als Einzelgängerin sucht oder die Gesellschaft von Tieren vorzieht.


Menschen:
Neutral bis menschenfreundlich
Nur selten mischt Asta sich in die Belange der Menschen ein. Sie lebt neben ihnen her, beobachtet und bildet sich stumm ihr Urteil über die Rasse, welche sich für so vollkommen hält. Dennoch würde sie wohl an keinem vorbei gehen, der ihre Hilfe benötigt, es sei denn, jener Eine hat sich ihren Unmut zugezogen.


Vampire:
Sie kennt nicht viele ihrer Art. Ist man pedantisch veranlagt, würde man sagen: Außer jenem einen, der sie zu dem machte, was sie nun ist, kennt die Vampiress keinen. Trotzdem wäre sie auch gegenüber Vampiren wohl eher neutral, denn wirklich boshaft oder wohlwollend.


Glaube/Religion/Symbolik:
Asta glaubt nicht an irgendeine Gottheit.


Sonstiges:
Asta ist ausgesprochen tierlieb. Nur schwer erträgt sie es, an einem Tier, egal welcher Art es auch sei, vorbei zu gehen das schutz- und hilflos ist. Bedarf eines ihrer Hilfe, so zögert die Vampiress nicht, sich seiner anzunehmen und es zu pflegen, bis es wieder vollständig genesen ist. So kann es schon einmal passieren, dass sie in ihrer Wohnung, viele verschiedene Tiere zugleich beherbergt.


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 Herkunft
Geboren wurde Anastasia in der Stadt der Engel, Los Angeles, an jenen Tag erinnert sie sich freilich nicht mehr.


Beruf/Finanzen
Ihr Erbe bildet ein angenehmes Polster.

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 Aussehen - Übersicht
  • Augen:
    blässliches blau, fast weiß
  • Haare:
    hellbraun, leicht gelockt
  • Frisur:
    lang, etwa bis auf die Hüften
  • Größe:
    1,60 m
  • Figur:
    schlank, fast zierlich und zerbrechlich wirkend
  • Gesicht:
    schmal
  • Stimme:
    sanft, ruhig
  • Kleidung:
    der Mode entsprechend
  • Besonderheiten:
    blind, puppenhaftes Äußeres,

Aussehen - Beschreibung
Asta ist bei einer Größe von 1.60 m von eher kleinem Wuchs. Mit ihren feinen, schlanken Gliedern, der hellen Haut und dem wie einem Gemälde entsprungenen Gesicht wirkt die Vampiress wie eine Puppe aus Porzellan, welche unter der kleinsten Berührung zu zerbrechen droht. Erblickt man ihre Gestalt, so spürt ein Betrachter in sich den Wunsch, sie vor all dem Übel der Welt zu beschützen. Nie würde man die Kraft und das Raubtier vermuten, die in diesem zierlichen Persönchen schlummern.

Das leicht gelockte, hellbraune Haar glänzt im Licht des Mondes fast golden und fällt ihr schwer bis auf die Hüften, betont so die Konturen des zierlichen, doch gut proportionierten Körpers. Nur selten trägt Asta es zum Zopf gebunden, oder in einer anderen Form gebändigt. Manchmal fällt eine vorwitzige Locke in das wie von einem Bildhauer geschaffenes, ebenmäßiges Antlitz. Nicht eines ist es, was dem Betrachter an diesem schmalen Gesicht, mit der kleinen Stupsnase, den hohen Wangenknochen, vollen roten Lippen und diesen klaren Augen, die von solch einem blässlichen Blau sind, dass sie fast weiß wirken missfallen könnte. Mittendrin sind, wie Steine in einem See, dunkelblaue Sprenkel eingebettet, welche je nach Lichteinfall violette wirken.

Eine starre Leere, einem milchigen Schleier gleich, liegt in ihren Augen, die einem Sprichwort nach die Fenster zu der Seele ihres Trägers sind und einen zugleich nie direkt anzusehen vermögen, sondern immer einen Punkt neben ihren Gegenüber fixieren. Diese Starre setzt sich auf den Zügen Anastasias fort. Nur selten ziert ein Lächeln oder eine andere Regung das Gesicht Astas. Sodass es einem Betrachter scheinen mag, dass er in ein Gesicht aus Stein blickt, dem man allenfalls mal das Heben einer Augenbraue abgewinnen kann. Um sie zu mehr zu bewegen muss sich ihr Gegenüber schon sehr bemühen.

Die Vampiress kleidet sich der Mode entsprechend. Bequem soll ihre Kleidung sein und der Stoff muss an ihrer Haut und unter ihren Fingerspitzen dahin fließen wie Wasser. Am liebsten trägt sie Hosen mit einem ausgestellten Bein, schlichte Blusen, die einen starken Kontrast zu ihrem Haar bilden, sowie einen Mantel, sobald sie ihre Wohnung verlässt.

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 Eigenarten
Ein normales Lebewesen oder auch ein Vampir mag mit den Augen sehen, doch Asta ‚sieht’ mit den Fingern, da sie ohne Augenlicht als Sterbliche zur Welt gekommen ist.
Ihre sensiblen Fingerspitzen verraten in wenigen Herzschlägen all das, was sie wissen muss oder erkennen will, indem sie es einfach berührt. Eben jene Tastwerkzeuge werden zu einer Waffe im Kampf und fliegenden Anhängseln ihres schlanken Körpers mit dem sie gestikuliert, um fast sprichwörtlich mit Händen und Füßen zu erzählen. Dennoch würde es ihr nie einfallen, einfach so jemanden zu berühren. Sie verabscheut Nähe die über eine Armlänge hinausgeht, führt dies doch ihrer Meinung nach irgendwann unweigerlich zu Gefühlen und somit früher oder später zu dem ihr so verhassten Gefühl Mitleid.

Bei Tag, wenn die Sonne hoch am Firmament steht und sie keinen Schlaf findet, getrieben von den Dämonen ihrer Vergangenheit, sitzt sie an ihrem Flügel und spielt. Asta findet darin Ruhe und Entspannung, da es doch beinahe ihre einzige Beschäftigung ist, welche sie ausüben kann, ohne sich konzentrieren zu müssen. Wie von selbst gleiten ihre schlanken Finger über die Tasten des Instruments, erzeugen so Töne, die das Herz eines jeden zu rühren vermögen, der ihr zuhört. Und manchmal, dann wenn die Musik Geist und Seele geöffnet hat, die Gedanken zurück in die Vergangenheit schweifen und sie erfüllt ist, von dem Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit, dann, ja, dann sieht man das ebenmäßige Gesicht der Vampiress, wie ein Lächeln ihre Züge ziert.

In ihrem Kopf existiert eine Art Lageplan, um sich zurecht zu finden. So steht jedes Ding in einem bestimmten Abstand zum nächsten und hat seinen festen Platz. Um sich zu orientieren hilft ihr ein etwa 1.20 m langer und zweifingerbreiter, schwarzer Stock aus Robinie, einem mittelschweren, sehr zähen, haltbaren und elastisches Holz, an dessen Ende eine schwarze geschnitzte Rose als Knauf dient. Sie bekam den Stock einst von jenem Vampir geschenkt, der sie zu dem machte, was sie nun ist. Indem Asta ihn über den Boden gleiten lässt, erkennt die Vampiress am Echo das sie erhält, ob zum Beispiel Gegenstände den Weg kreuzen. Durch die besondere Beschaffenheit des Holzes und der Tatsache, dass die Hilfe aus einem Stück geschnitzt wurde eignet sie sich auch hervorragend als Waffe. Zwar würde Anastasia damit keinen großen Kampf bestreiten können, wäre sie doch zum Beispiel den Feuerwaffen vollkommen unterlegen, reicht er dennoch aus, um den Angreifer in Schach zu halten und sich zu verteidigen.

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 Bevorzugte Opfer
Anastasia beisst ihre Opfer nur, um zu überleben, dennoch geht sie vor allem nach dem Geruch des Menschen.

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 Spezialisierte Begabungen & weitere Stärken

 
  • Gedankliche Befehle
  • Vergessen
  • Erweiterung der Aurenveränderung
     
Als Vampir besitzt Anastasia die für diese Rasse typischen Fähigkeiten, die ihre empfindlichen und geschulten Sinne, welche sie schon von klein an trainierte, noch sensibler machen.

Die Auren von Mensch und Vampir, sowie ein scharfes Gehör verraten dem Vampir schon auf weite Entfernung bereits bei kleinsten Lauten, ob sich jemand nährt, wie das Knacken von Ästen, Klacken von Absätzen, der Atem oder das Reiben von Stoff. Schon der leiseste Windhauch, der Gerüche und Laute transportiert, reicht, um Richtungen von Bewegungen erkennen zu lassen und zu reagieren. Ihre Augen sind dabei die schlanken Finger, welche geschickt das Ertasten, was sie wissen muss. Das außergewöhnliche Gehör nutzt Anastasia auch bei ihrer Leidenschaft, der Musik. “Die Welt ist Musik und Musik ist in mir.“ sagte Asta einmal. Die Töne von Natur und Nacht fügen sich in ihren Ohren zu einer Melodie zusammen, dem Rhythmus des Lebens, der natürliche Puls des Seins, neben dem sie her lebt und der ihren Körper durchströmt, wie alle Lebewesen der rote Saft des Lebens.

Aus dieser Liebe zur Musik entsteht auch ihre besondere Begabung, die sich während des Klavierspiels entwickelt und eher unbewusst an die Oberfläche tritt. Anastasia ist nicht in der Lage sie in irgendeiner Art und Weise zu beeinflussen, es ist eine eher intuitive Gabe, denn immer dann, wenn ihre Finger über die Tasten eines Klaviers streichen, sie sich selbst, die Konzentration und ihre Umgebung vergisst, beginnen Gefühle, welche sie in diesem Augenblick bewegen, ein Eigenleben zu entwickeln und sich auf die Zuhörer über ihre Aura zu übertragen. Untermalt von den Tönen der Musik spüren Menschen wie Vampire Anastasias Gefühle verstärkt, sobald sie sich mit ihr in einem Raum befinden. Die Auswirkungen die dabei verspürt werden und deren Dauer sind abhängig vom Charakter, sowie der Willensstärke des Zuhörers, aber zugleich auch von der Stärke der Emotion die die Vampiress fühlt.

Während bei besonders willenstarken Personen keinerlei Regung zu beobachten ist, kann die Dauer bei Schwachen oft als sehr lange, bis dauerhaft bezeichnet werden, bei den Übrigen dauert sie ein paar Minuten oder hält zumindest solange an, wie sich die Zuhörer mit Anastasia im selben Raum befinden. So rührt Traurigkeit zum Beispiel zu Tränen, bei sehr empfindlichen und anfälligen Personen führt sie vielleicht zu Depressionen, die unter Umständen lange anhalten können. Freude hingegen kann unglaubliche Glücksgefühle verursachen oder zu andauernder Manie werden, während Wut in der Lage ist, Angst auszulösen oder ebenso Wut hervorzurufen.

Eine Fähigkeit und deren hervorgerufene Reaktionen, die der Vampiress oftmals peinlich sind, da Asta nur selten mit einem Fremden über ihre Gefühle redet oder sich ihm gar offenbart ist es für sie, als würde man in ihr lesen, wie in einem Buch. Sie fühlt sich danach bloßgestellt, ja fast nackt und so kommt es vor, dass sie verlegen wird oder wütend reagiert, spricht man sie unmittelbar nach ihrem Spiel auf dem Klavier an.

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  Schwächen
Neben für die Vampire typischen Schwächen ist ihr wohl größtes Problem Blindheit, mit der sie geboren wurde. Doch Asta lernte mit der ständigen Nacht zu leben, die sie umgab und sich ganz auf die anderen Sinne, Riechen, Schmecken, Fühlen, sowie vor allen Dingen ihr Gehör zu verlassen.
Dennoch ist die Erblindung, gerade im Umgang mit Gegenständen, Menschen und Vampiren ein Problem, denn Asta ist durch ihre feinen Sinne empfindsam gegenüber lauten Geräuschen, strengen Gerüchen und harschen Berührungen.

So kommt es schon einmal vor, dass sie bei einem lauten Gespräch, unsanften Berührungen und starken Gerüchen zusammenzuckt und bei quietschenden Autoreifen hastig das Weite sucht. Deshalb zieht sich der Vampir gerne in seinen Kokon zurück, den er immer bei sich trägt, um sich vor dem Lärm der Gegenwart zu schützen, dann wird es sinnlos mit vernünftigen Argumenten gegen den ausgesprochenen Dickkopf und die Ruhe anzugehen, die sie sich im Laufe der Zeit angeeignet hat und der sie davor bewahrt, in den tiefen Abgrund des Wahnsinns zu stürzen.

Mitleid- vielleicht, weil es für Asta ganz natürlich ist, in einer Welt zu leben in der vollkommene Dunkelheit herrscht, erträgt sie dieses Gefühl, das andere ihr schenken, nur schwer und es fällt der Vampiress nicht leicht, mit ihm umzugehen, ganz egal, ob man es gut mit ihr meint oder nur die Absicht hat, zu helfen. Sie will nicht auf Grund ihrer ‚Behinderung’ mit etwas überhäuft werden, was in ihren Augen falsch und verlogen ist. Die Vampiress sieht darin eine Verletzung, ja gar Kränkung ihres Charakters und Wesen. Es schränkt sie in ihrem Können ein und macht sie zu einem ‚Krüppel’, der sie nicht ist. Asta reagiert auf diese Warmherzigkeit mit Ablehnung und zuweilen auch kratzbürstiger, als man es vielleicht vermutet. Dieses Verhalten macht Anastasia zugleich auch blind für Gefühle, die sich hinter dem Wohlwollen verbergen mögen. So würde sie zum Beispiel nie die wahre und aufrechte Liebe hinter dem Mitleid erkennen, das ihr jener Vampir entgegen brachte, der sie zu dem machte, was sie nun ist. Und vielleicht nicht zuletzt deswegen, fällt es ihr schwer warme und herzliche Gefühle zu zeigen. Einer Auster gleich, schützt sie ihr Selbst vor der Außenwelt und öffnet sich nur selten, um jemanden in ihr Innerstes blicken zu lassen. Denn viel zu Groß ist ihre Angst, ein Wesen nahe genug an sich heran zu lassen, um am Ende zu erkennen, dass es nur aus Mitleid ihre Nähe gesucht hat.

Ihr ausgeprägter, zwanghafter Sinn für Ordnungsliebe, den Anastasia sich über die Jahre hinweg angeeignet hat, macht sie im gewissen Sinne starr und unflexibel für Veränderungen. Jeder Gegenstand in ihrer Wohnung muss einen festen Platz haben, damit sie ihn wieder findet und es nur eines gezielten Griffes bedarf. Veränderungen die ihr direktes Umfeld betreffen nimmt Asta mit einem widerwilligen Augenbrauenrunzeln hin. Sie weiß um die Welt des Fortschrittes und versucht sich der Zeit anzupassen, was ihr oft eher schlecht denn recht gelingen will.

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 Waffen
Asta verabscheut es zu kämpfen, doch um in einer Welt zurecht zu kommen, in der die Jäger der Nacht jagen, um nicht selber zur Beute zu werden und einfach zu überleben, hat sie sich die Kunst des Stockkampfes und Kenntnisse im Umgang mit Tessen angeeignet. Im Kampf helfen Asta die trainierten, sensiblen Sinne und Reflexe. Der Duft eines starken Parfüms oder üblen Geruchs, die Farben der Auren und die kleinsten Laute ihres Gegners können ihr als Hinweis dienen, durch den sie es vermag ihren Feind zu ‚orten’. Dazu ist es allerdings notwendig, dass sich Asta konzentriert, denn nur durch Konzentration ist sie dazu in der Lage, anzugreifen oder sich zu verteidigen.

Ihr Stock, den sie verwendet, sich in unbekannter Umgebung oder auf der Straße zu orientieren, dient ihr hierbei, als wirkungsvolle Waffe. Ebenso wie jener unauffällig wirkende blaue Fächer mit den weißen Zeichnungen eines japanischen Drachen und Jasminblüten, der sich in ihrer Tasche befindet. Auf den ersten Blick ist ein Betrachter geneigt ihn für ein altmodisches Schmuckstück zu halten, der aber ein tödliches Geheimnis in sich birgt, das man erst erkennt, wenn sich seine Schönheit offenbart.

Der Kampffächer, ursprünglich Tessen genannt, wurde auf Grund seines harmlosen Äußeren als versteckte Waffe genutzt und hat Stahlrippen, anstelle der filigranen Holzkonstruktion, die den Fächer stabil machen. Die Spitzen der Rippen sind entweder scharf oder spitz. Zusammengefaltet lässt er sich mit seiner Länge von 30 cm ähnlich wie bei einem kurzer Stock als Waffe gebrauchen und hat so als Schlag- und Stoßwaffe eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Tessen sind effektiv zum Blocken und Ableiten von Angriffen geeignet, sowie zum Stoßen, Schlagen oder dem schmerzvollen Niederhalten eines Gegners durch spezielle Griffe und Hebel. Auseinader geklappt können dem Angreifer mit den vorderen Krallen und Klingen leichte Schnitte ausgeteilt werden, doch dient der Fächer so vornehmlich als Abwehrinstrument gegen Klingenwaffen und wird im Nahkampf auch als Abwehrschild gegen den Aggressor genutzt.

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 Vorlieben

  • Musik:
    Anastasia liebt Musik, vor allen Dingen die Klaviermusik um Brahms, Beethoven, Bach, Wagner und Mozart. Sie kann stundenlang zuhören oder selber vor dem großen Flügel sitzen, die Gedanken schweifen lassen und so ihre Welt um sich herum vergessen.
  • Farbe:
    Sie hat keine Ahnung wie Farben aussehen. Für sie bestehen die Farben aus Gerüchen und dem was sie ertastet. Und doch sucht sie die blaue Blume.
  • Ambiente:
    Ordentlich und zweckmäßig.
  • Eigenschaften:
    Am liebsten wäre Ihr wohl ruhige, ordentliche Charaktere.
  • Aussehen:
    Das Aussehen ist für sie zweitrangig. Wichtiger sind ihr die anderen Sinneseindrücke, die sie bei ihrem Gegenüber wahr nimmt, wie zum Beispiel den Geruch, seine Stimme und wie er sich anfühlt, wenn ihre Finger über die Haut des Anderen streichen.
  • Geschlecht:
    keine Vorlieben oder Abneigungen.
  • Hobbies:
    Musik und Blumen.
  • Allgemeines:
    - Blumen: Asta liebt den Duft von Blumen, der ihre Sinne kitzelt und sie jedwede Sorgen vergessen lässt. Das sanfte, seidige Gefühl der Blütenblätter unter ihren Fingerspitzen ist für sie einzigartig und zugleich auch vergänglich, denn nie fühlt sich eine Blüte gleich an im Zyklus des Aufgehens und Verwelkens, doch für sie ist es eine der schönsten Empfindungen.

    - Spaziergänge: Eine Eigenart, die sie aus sterblichen, jungen Jahren bis heute übernommen hat. Obgleich Asta ihre ausgedehnten Streifzüge heute sicherlich eher aus angenehmer und lieb gewonnener Gewohnheit macht, denn aus Einsamkeit.

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 Abneigungen
  • Musik:
    laute Musik.
  • Ambiente:
    Unordentliche Räume.
  • Eigenschaften:
    Aufdringliche Wesen, die ungefragt ihre Meinung zu allem kundtun und die die dezenten Hinweise ignorieren, sich hinter dem Mantel der Dummheit verstecken oder sie mit ihrem Mitleid schier erdrücken.
  • Aktionen:
    Mitleid, ein übermäßiges Maß an Hilfsbereitschaft.
  • Allgemeines:
    - Lärm oder laute Geräusche,
    die von Kreaturen jedweder Art verursacht werden stören sie nicht nur in ihrer Konzentration, sie machen die Vampiress im ersten Atemzug regelrecht taub. es ist in etwa vergleichbar, als würde man einen Sehenden mit hellem Licht blenden.

    - Gefühle,
    gleich jedweder Art, sind etwas, mit dem Anastasia nicht umzugehen vermag, allen voran das Mitleid. Nur, wenn man sie wie ein Tier in die Enge treibt, neigt sie dazu, ihre Gefühle offen preiszugeben, oder, wenn sie am Klavier sitzt und spielt.

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 Charakter

Kurzbeschreibung:
ruhig, in sich gekehrt, ordnungsliebend, geduldig, treu, unnahbar, verschlossen, verschwiegen, musikalisch, stur, stolz, gradlinig, ehrlich, undankbar

Ausführliche Beschreibung:
Stolz wie eine Windbrise, welche sich von nichts und niemandem aufhalten lässt, stur ihren Weg geht und ruhig, wie das kalte Gewässer eines Sees, in dessen Tiefe sich gefährliche Strömungen verbergen, so könnte man ehesten das Wesen der Vampiress beschreiben.

Nur selten wird Anastasia laut, oder erhebt ihre liebliche Stimme, von der einmal jemand sagte, dass sie der eines kleinen Singvogels gleich käme, der mit seinem Gezwitscher seinen Zuhörer in den Bann zu schlagen vermag. Doch wie jeder Tropfen den Stein aushöhlt, ist auch die Geduld der Vampiress irgendwann einmal zu Ende und dann gnade jedem der ihr im Weg steht, der Gott, an den er glaubt, denn wie schon ein weiser Mann einst sagte: „Eine Frau hat Zähne und ihr Biss ist gefährlich.“.

Ein solcher Grund für einen unkontrollierten Wutausbruch ist das nur allzu menschliche Gefühl Mitleid. Es ist eine Empfindung, für das sie kein Verständnis hat und auf welches die Vanpiress mit Kälte, sowie Ablehnung reagiert, begegnet man ihr mit diesem warmherzigen Wohlwollen, denn Asta ist außerordentlich stolz. Eher würde Anastasia wie ein Baum dem Winde trotzen und durch einen Blitz fallen, als das sie zugeben würde, dass sie Hilfe Anderer bedarf. Mitleid zieht sich durch ihr Leben, wie ein roter Faden. Aus nichts anderem, als Mitgefühl nahm man sie in einer Familie auf, bewahrte sie so vor einem Leben im Waisenhaus und durch dieses elendige Gefühl von Barmherzigkeit wurde Anastasia zu einem Vampir. Nein, so etwas wie Dankbarkeit zu empfinden für das, was ihr wiederfahren ist, fällt schwer. Im Alltag begegnet es der Vampiress nun bei vollkommen Fremden, die ihr nur gut gemeinten Rat und tröstende oder besorgte Worte angedeihen lassen. Ja, man könnte sogar soweit gehen, dass sie dieses Gefühl genauso hasst, wie von anderen bevormundet zu werden.

Einem Fremden gegenüber wirkt sie beherrscht, ruhig und in sich gekehrt. Gradlinig und ehrlich sind ihre Worte, die die Vampiress einem Lebewesen entgegenbringt. Gefühle verbirgt Anastasia dabei hinter einer Mauer aus Kälte, Ablehnung, Stärke und Ignoranz, um das verletzliche Innere zu verstecken, denn es kommt nicht selten vor, dass sie mit der dunklen Schattengestalt des Wahnsinns tanzt, ein Tanz am Rande des Abgrunds. Nur ganz selten lässt sie jemanden hinter diesen Vorhang blicken.

Mag Asta ein Wesen nicht, wird sie dies nicht versuchen, durch etwaige Lügen zu beschönigen. Die Vampiress steht zu ihrem Wort, welches sie gibt und dem Gesagten, mit all ihren Konsequenzen. Das macht Anastasia, hat man erst einmal ihr Vertrauen erarbeitet, zu einem guten und loyalem Freund.

Und doch gleicht ihr Leben einem Tanz auf dem Drahtseil, bei dem ein Schritt zur falschen Zeit ausreicht und ihr Innerstes zerbricht wie eine seltene Porzellanvase. Was dann übrig bliebe wären Scherben eines ehemaligen Ganzen, Reste ihres Verstandes, der nichts übrig ließe als den Wahnsinn.

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 Ziele
Die blaue Blume finden.
In der Poesie steht sie für Sehnsucht, Liebe und für Streben nach dem Unendlichen. In ihr verbinden sich nicht nur Natur und Geist, sie symbolisiert auch das Streben nach der Erkenntnis der Natur und des Selbst.

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  Sonstiges

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 Leben in Venedic
folgt

"Ich suche die blaue Blume. Ich suche und finde sie nie.
Mir träumt, dass in der Blume Mein gutes Glück mir blüh."
„Die blaue Blume“ - Joseph von Eichendorff

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Anastasia
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Re: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon Anastasia » 11.09.2016, 20:41

Lebenslauf
- Tanz durch die Welt -
Man könnte durchaus behaupten, dass ihr Leben vielversprechend begann. Anastasia kam in einer Wohnung in Los Angeles als Sterbliche zur Welt. Doch ihre Mutter schien sich nicht mit der Tatsache abfinden zu können, dass dieses Mädchen, dem sie das Leben geschenkt hatte, blind sein sollte. Das Bündel war ja nicht einmal geplant, eher ein Unfall und dann strafte der Gott, an den sie seit ihrer Kindheit glaubte, sie mit solch einer Last. Nur wenige Wochen alt, wurde das Mädchen also vor die Tür eines Waisenhauses gelegt, in welchem sie von nun an aufwuchs und in einem zarten Alter von fünf Jahren einem kinderlosen Paar auffiel. Alle Versuche des Ehepaars eigenen Nachwuchs zu bekommen, waren bisher erfolglos verlaufen, endeten mehr als nur einmal in einer Fehlgeburt und da sich die Frau nichts sehnlicher wünschte, als ein eigenes Kind, kamen sie schnell zu der Entscheidung, eines zu adoptieren.

Und ihre Wahl fiel auf das junge Mädchen, welches einsam, blass und dürr mit einer Puppe in der Ecke spielte, weit ab von den anderen. Dabei sah es diesem Spielzeug so ähnlich, als wäre es ihm aus dem Gesicht geschnitten. Es war Liebe auf den ersten Blick bei ihrer zukünftigen Ziehmutter, wenn wohl auch eher nur einseitig, denn Anastasia war im ersten Moment viel zu verstört, um zu begreifen, dass nun ein neues Leben für sie beginnen sollte. Man riss das Mädchen aus ihrer gewohnten Umgebung, in der es beinahe jeden Stein kannte und pflanzte sie in eine Welt, die ihr fremd sein und zugleich so viel Neues zeigen sollte.

Anastasia lebte von nun an ein Leben, in dem es ihr an nichts fehlte. Sie bekam Spielzeug geschenkt, regelmäßige Malzeiten, man kleidete sie ein, behandelte das Mädchen wie eine kleine Prinzessin und ihre Blindheit verkam zur Nebensache. Mit großer Führsorge und viel Geduld baute man Stein für Stein ihr Selbstbewusstsein auf, zeigte ihr, dass das was man wollte durchaus nicht in weiter Ferne lag sondern oft ganz nah. Schon früh entdeckte man ihr Talent für die Musik. Sie bekam Klavierstunden und zum zehnten Geburtstag eine Katze geschenkt, die ihr von nun an nicht mehr von der Seite wich, wenn sich Anastasia im Haus aufhielt. Ja, die Zieheltern liebten das kleine Mädchen, gaben ihm ein Gefühl von Geborgenheit, Wärme und Zugehörigkeit. Und Asta liebte sie nicht minder, gab das, was man ihr gab, doppelt zurück. Aus dem kleinen, unscheinbaren Entlein begann ein selbstbewusster, junger Schwan zu werden, der zwar noch in seinem schwarzen Babygefieder steckte, sich aber dennoch langsam zu entwickeln begann. Das Mädchen bekam das Gefühl, es könne alles schaffen, blieben nur ihre Eltern an ihrer Seite. Doch alles war nicht mehr, als ein dünnes durchsichtiges Gespinst, welches eine Spinne wob und das durch die übermütige Hand eines Menschen zerstört werden konnte. Jenes begriff das Mädchen, als sich ihre Umwelt und das Verhalten der Zieheltern ihr gegenüber zu ändern begann. Es war nicht mehr, als eine Ahnung, die die empfindlichen Sinne ihr vorgaukelten und sie schob sie beiseite, hielt es für Einbildung. Doch schon bald spürte Asta, dass es mehr war, als bloße Hirngespinste.

Es begann damit, dass sich die Eltern flüsternd unterhielten, wenn sie glaubten, das Mädchen höre sie nicht. Sie lachten heimlich miteinander, unterbrachen ihr Gespräch, wenn es den Raum betrat und wechselten bald hastig das Thema. Umarmungen, einst herzlich und warm, wurden halbherzig und durch ein eher liebloses Streichen über Kopf oder Wange ersetzt. Auch das zu Bett geh Ritual änderte sich, brachten die Erwachsenen Asta einst gemeinsam ins Bett, sangen ihr ein Lied vor, gaben ihr einen Kuss und deckten sie führsorglich zu, so wurde sie bald nur noch mit einem flüchtigen Gutenachtkuss schlafen geschickt. Das Gefühl der Behaglichkeit und Wärme schwand von Tag zu Tag, wechselte über in die kalte und flüchtige Atmosphäre der Ablehnung, bis die Welt für sie nur noch aus einem kalten Gespinst zu bestehen schien.

Und irgendwann, es war ein Tag im Dezember, die Ziehmutter konnte es nicht mehr länger verheimlichen, erklärte sie, dass Anastasia bald ein kleines Geschwisterchen bekommen würde. Ihre Eltern hatten sicher sein wollen, keine falschen Hoffnungen zu wecken, nur um dann am Ende doch Enttäuschung zu erleben. Erleichterung durchströmte das junge Mädchen bei den Worten ihrer Pflegemutter, wenn es nur das war, so dachte Asta, wären sie bald eine große Familie, glücklich und zufrieden. Sie versprach sich selber, dass sie eine verantwortungsvolle Schwester sein würde, die auf ein kleines Geschwisterchen aufpasste, wenn ihre Eltern nicht da waren. Asta, die Große, würde diese Aufgabe gut machen, denn sie war zwar blind, aber nicht hilflos, das hatte sie gelernt.

****

- Wenn man anders ist, als die anderen Menschen, muss man einsam bleiben. -
Aus: Aldous Huxley »Schöne neue Welt«
Etwas fiel zu Boden, zerbarst in hunderte Einzelteile, störte die Stille des trägen Sommernachmittags und ließ das junge Mädchen, welches einsam auf dem Diwan saß, die Katze auf dem Schoß, zusammen zucken. “Noah Jones,“, hallte die hohe, eindeutig wütende Stimme einer Frau durch das große Haus, “wie oft muss ich dir noch sagen, du sollst hier drin nicht mit deinem Ball spielen!“ Leises Gelächter war zu hören und wenig später tauchte auch schon der Rotschopf des siebenjährigen Jungen auf, der sich vergnügt kichernd vor dem Mädchen auf den Boden fallen ließ.

Nur wenige Herzschläge später erschien in der Türzage, die schlanke Gestalt einer Frau. Sie sah dem Knaben zum verwechseln ähnlich, wie aus dem Gesicht geschnitten schien er ihr und mit mindestens ebenso flammenden, rotem Haar. So ganz anders, als es das Mädchen war. Dunkelblond war ihr Schopf und von blässlichem Glanz Haut und Augen, die von solch hellem blau waren, dass sie fast weiß schienen. Erschrocken schlug die Mutter Noahs ihre Hände vor dem Mund, beim Anblick der zerbrochenen, zweifelsohne teuren Vase. “Noah, du sollst-“, begann sie tadelnd. “Aber Mama, ich war es nicht! Asta ist gegen die Vase gekommen und hat sie umgestoßen.“, widersprach Noah und sah mit einer Miene, die dem eines Engels gleich kam, zwischen Anastasia und seiner Mutter hin und her.

Sie? Das Mädchen zuckte wie nach einem Schlag zusammen, öffnete den Mund, um etwas zu erwidern und schloss ihn wieder. “Ach Anastasia.“, seufzte die Frau mit einem traurigen Blick auf die Scherben des teuren Porzellans, das sie erst gestern erstanden hatte. “Verzeih, ich hätte dir von der Vase berichten sollen, die ich kaufte. Dann wäre das nicht passiert.“ Resigniert seufzte die Rothaarige. “Ich vergesse einfach dauernd, dass du blind bist.“ Wieder seufzte sie, eindeutig traurig. “Aber ich-“, setzte das Mädchen an und krallte ihre Hand in das Fell der Samtpfote. “Wascht euch die Hände, es gibt bald Essen.“ Damit schien das Thema beendet, vorerst zumindest. Ihre Zieheltern taten peinlich berührt, gaben sich selbst die Schuld daran, dass sie das blinde Mädchen nicht auf die Veränderung in ihrer Umgebung hingewiesen hatten, immerhin war es doch schon durch die Behinderung genug gestraft. Die Tatsache, dass ihr Sohn etwas Derartiges getan haben könnte, schien nicht einmal in den Sinn zu kommen. Warum sollte er? Nein, es war nicht das erste Mal, dass ihr Ziehbruder einen solchen Streich spielte. Immer, wenn Noah etwas zerbrach oder etwas Ungehorsames tat, gab der Junge seiner Adoptivschwester die Schuld, um seiner Strafe zu entgehen, denn sie war der Liebling, welchem man alles durch gehen ließ, schließlich war sie schon genug gestraft. So wurde Anastasia gehätschelt, in Watte gepackt und umsorgt, als sei sie eine zerbrechliche Puppe aus Porzellan, man war versucht dem Mädchen das Leben so einfach und sich selber so wenig Arbeit wie möglich zu machen, um sich ganz ihrem Sohne widmen zu können.


Auf den Sommer kam der Herbst, nach ihm hielt Väterchen Frost Einzug. Während er LA verschonte, beschloss die Familie in den Urlaub zu fahren. Der Winter hatte die Welt in seinem Griff und mit einer samtigen Schneedecke überzogen. Häuser, Bäume und Straßen wirkten wie der Fantasie eines Bäckermeisters entsprungen, der sein Meisterwerk mit einer dicken Schicht Zuckerguss überzogen hatte. Die helle Scheibe der Sonne stand am eisblauen Himmel, ließ das Weiß glitzern und blinken. Es war ein kalter, klarer Morgen. Die Kälte schnitt in nackte, ungeschützte Hautstellen, wie kleine Messer, weswegen man versucht war, so wenig wie möglich unverhüllt zu präsentieren. Schnee knirschte unter den Schritten und der Atem von Mensch und Tier war als weiße Wolke sichtbar, umgab Gesichter und wurde in Hände gehaucht, um sie zu erwärmen.

Langsam ging das junge Mädchen den sandigen, gefrorenen Weg entlang. Gelächter mischte sich unter die leisen Stimmen der Spaziergänger und die lauten, rauen Schreie der Raben. Es kannte die Stimmen, das Lachen war ihr vertraut. Noch einen Schritt, dann blieb sie stehen, hielt inne, lauschte. Die Sonne spiegelte sich golden auf ihrem Schopf, auf dem sie eine blaue Wollmütze trug. Ihre Hände steckten in passenden Handschuhen, der Mantel reichte ihr bis auf die Knie.

“Noch mal.“ Hörte sie die Stimme des kleinen Jungen, lachen. “Ok,“ Fröhliches Gelächter, das irgendwie atemlos und doch so glücklich klang, “aber nur noch einmal.“. “Machst du schon schlapp, Mama?“, neckte ein Mann. “Nein, aber eine Pause täte mir gut.“ erwiderte sie. Wieder war Gelächter zu hören. “Auf drei.“ sagte der Mann. “Eins…“, begannen die Drei zu zählen, “zwei… drei“. Wieder war das laute Lachen der Eltern und ihres Jungen zu hören, als er rechts und links am Arm gehalten, durch die Luft flog.

Asta folgte ihnen langsam, vorsichtig einen Fuß vor den Anderen setzend, damit sie nicht auf einer gefroren Stelle ausglitt. Ihr Stock tastete über den Boden. Äste knackten, der Schnee knirschte. Das Lachen schnitt in ihr Herz, wie das Messer durch Butter. Es tat weh, zu hören, wie sie lachten, herumalberten und die Zeit und vor allem sie dabei vollkommen vergaßen. Wie gerne würde sie auch lachen, mit ihnen herumtollen, so wie früher, doch so vieles war anders geworden, seit er da war, dies wurde mit verstreichender Zeit immer deutlicher. Still hatte sie gehofft, dass diese Kälte, die sich zwischen ihr und ihren Zieheltern aufgebaut hatte wie eine Wand, mit der Geburt des leiblichen Sohnes eingerissen werden würde, doch in ihrem kindlichen Stolz und ihrer Naivität wurde Asta eines besseren belehrt. Nein, sie war nicht eifersüchtig auf den Jüngeren. Noah Jones war jünger, das leibliche Kind ihrer Zieheltern und, ja, es war wohl der wichtigste Grund für das junge Mädchen, er war nicht blind. Da war es normal, dass sich ihre Eltern mehr um ihren Sohn kümmerten, als um ihre Adoptivtochter, oder nicht?

Eis knirschte unter ihrem Fuß und Asta spürte wie er ins Rutschen geriet. Instinktiv begann sie mit den Armen zu rudern, um das Gleichgewicht wieder zu finden und nicht auf dem Hintern zu landen. Nur mühsam stand das Mädchen auf seinen Beinen, schwer atmend und zitternd tastete es sich vorwärts. Es seufzte leise auf und versuchte das Gefühl der nagenden Einsamkeit zu ignorieren, die ihre Wurzeln um ihr Herz geschlungen hatte, während sie ihren Zieheltern und dem Jüngeren folgte, immer dem Lachen nach. Asta konnte es nicht verfehlen. Vielleicht war auch alles nur Einbildung? Wer wusste das schon. Trotzdem konnte das Mädchen den Gedanken nicht verdrängen, der sich ihr immer und immer wieder aufdrängte. Sie kam sich vor, wie eine Puppe, die von einem großen Kind zum spielen benutzt wurde und nun, seit es eine Schönere bekommen hatte, nutzlos und traurig in der Ecke lag. Das Spielzeug war nur solange von Nutzen gewesen, bis es dafür einen Ersatz gab.


Aus jedem Korn wurde irgendwann eine Blume die verlockend und betörend daher kommen mochte, um so manchen in ihren Bann zu ziehen. Doch aus jener Saat, die im Herzen des Mädchens gekeimt hatte und sich nun mit der Zeit langsam öffnete, um den jungen Zögling an das helle Tageslicht zu bringen, war nicht die Pflanze der Freude und der Entzückung gewachsen, sondern die hässliche Blume der Zwietracht, die den bitteren Duft von Wut und Hass verströmte.

Hass und Wut über den heranwachsenden Ziehbruder, der es verstand, mit zwei Gesichtern ihr Leben, welches sie sich schön zu reden versuchte, zu zerstören. Enttäuschung beim Gedanken an ihre Zieheltern zu, die mehr und mehr durchblicken ließen, dass sie sie nur noch solange bei sich behielten, bis sie alt genug war, um das Haus zu verlassen, denn immerhin war Anastasia im heiratsfähigen Alter. So schien es, als duldete man die sechszehnjährige Tochter nur noch wie einen alten Hund. Man gab ihm Futter, ging Gassi, aber es wurden jedwede Liebkosungen oder Arbeit mit ihm vermieden, denn irgendwann, so wusste man, gab es das Tier nicht mehr und so tat der Abschied weniger weh. Da war ja noch der kleine Welpe, welchem man seine ganze Liebe und Aufmerksamkeit schenken konnte. Und er passte so viel besser zu ihnen, als der alte Hund.

Doch die junge Frau nahm die Veränderungen schweigend hin, obgleich alles in ihr nach Beachtung und Liebe schrie. Was hätte sie auch tun sollen? Zu groß war die Angst, dass sie nicht verstanden, dass Geborgenheit und Liebe, die sie erfahren hatte, nur eine Fantasie ihres Geistes gewesen waren und in Wahrheit alles nur ihre Schuld war und sie alles, was sie noch besaß, verlieren würde.

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- Düfte sind die Gefühle der Blumen -
Heinrich Heine
Tage und Wochen vergingen für Anastasia langsam, wie eine Schnecke ihren Weg gehen mochte. Sie vertrieb sich die Einsamkeit, die immer mehr Formen annahm, damit indem sie auf dem Klavier spielte, ihr Spiel zu perfektionieren begann oder spazieren ging. Ihr Fehlen wurde ohnehin nicht bemerkt. Anastasia wurde mehr und mehr zu einem Gast im Haus, der seinen Gastgebern lästig zu werden begann, den man aber nicht wagte auszuladen. Vielleicht gerade deshalb, suchte sie Zerstreuung in langen Spaziergängen, welche die junge Frau oft den ganzen Tag durch die Stadt führten. Nein, eigentlich war es mehr und mehr ein Weglaufen vor der Welt, in die man sie nicht einlassen wollte. Sie stand vor der Tür, klopfte an und doch wurde ihr nicht geöffnet.

Stattdessen begnügte sich Asta damit, die Geräusche und Gerüche der Menschen in sich aufzunehmen, ihr Leben zu beobachten, oft stundenlang im Park auf immer derselben Bank zu sitzen, um die Vögel mit trockenem Brot zu füttern und den kleinen Kindern zu zuhören, wenn sie fröhlich herumtollten, oder ihre Eltern anbettelten, doch etwas Süßes zu bekommen. Sie konnte nicht umhin, den Gesprächen zu lauschen von denen jeder Teilnehmer dachte, dass kein anderes Thema so wichtig sein konnte wie seins. Die Damen, welche sich über den neusten Klatsch unterhielten. Männer, die über Politik und Wirtschaft redeten, als gäbe es nichts anderes auf dieser kleinen Welt, nicht zu vergessen, die Verliebten, die Händchen haltend durch die Gegend liefen.

Nein, langweilig wurde es ihr nie den Puls des Lebens auf ihre eigene Weise zu betrachten, wie er ruhig und stetig dahin und an der jungen Frau vorbei floss. Ab und zu überkam Anastasia Wehmut. Dann wünschte sie, so zu sein, wie die Anderen, ganz normal, ohne ihre Blindheit. Wie es wohl wäre, zu sehen? Die Welt in all ihrer Pracht und dem Leid in Farbe zu beobachten?

Manchmal wurde die junge Frau auf ihre Blindheit angesprochen. Es waren vorwiegend Kinder, die sich trauten und wissbegierig genug waren das ‚Unbekannte’ und ‚Fremde’ zu erforschen. Die Erwachsenen hingegen, pflegten hinter hervor gehaltener Hand zu tuscheln, neugierig und mitleidig. Oft tat gerade Neugier weh. Nicht, weil sich diese Eigenart hinter dem Schleier der Wahrheit versteckte, sondern sich mit dem Gefühl Mitleid vermischte, das unweigerlich darauf folgte und das brannte viel schlimmer, als jedes Feuer.
“Warum gehst du mit einem Stock spazieren?“-“Oh, du hast noch nie Ball gespielt? Und noch nie eine Blume gesehen?“- “Heißt das, du kannst nicht sehen?“- “Du tust mir leid.“- “Warten Sie, lassen Sie mich Ihnen über die Straße helfen und geben Sie Acht, dort vorne steht ein Baum.“

Asta nahm es mit einem leisen resignierenden Seufzen hin und lehnte jede erdenkliche Art von Hilfe ab, die man ihr anbot. Es fiel ihr mit der Zeit immer schwerer nicht gereizt auf diese Art von Hilfsbereitschaft zu reagieren, die die Menschheit so plötzlich zu entdecken schien. Vermutlich, so dachte Anastasia, versuchten sie ihre täglichen guten Taten abzuleisten.

Die junge Frau vergaß bei ihren Spaziergängen oft die Zeit und so geschah es nicht selten, dass sie erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause kam.
Sie wurde einfach nicht müde, Tag aus Tag ein, das pulsierende Leben, an dem man die junge Frau nicht teilhaben lassen wollte, auf ihre Art zu beobachten. Dabei war das leise Geräusch, welches ihr Stock auf dem Weg machte, das einzige, was sie begeleitete und das Murmeln und Lachen bildete eine ganz eigene Melodie.

Es war wieder einmal so ein Tag, an dem sie nicht bemerkt hatte, wie die Sonne über das Firmament gewandert war und nun sich langsam vor der Nacht verneigte. Erst, als die Grillen zu zirpen begannen, schreckte Anastasia auf und machte sich auf den Weg zurück, als sie einmal mehr angesprochen wurde. “Kann ich Ihnen helfen?“ Die tiefe Stimme des Mannes schien aus dem Nichts zu kommen, ließ Anastasia zusammen zucken. Sie hatte ihn nicht einmal kommen hören, viel zu sehr war sie abgelenkt gewesen mit ihren eigenen Gedanken. “Eine junge Dame wie Sie, sollte zu dieser Uhrzeit nicht mehr alleine im Park unterwegs sein.“, fügte er erklärend hinzu. Unwillkürlich versteifte sich Asta, ein nervöses Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie energisch den Kopf schüttelte. “Nein, danke, ich komme zurecht.“, antwortete die junge Frau. Mit jenen einfachen wie ablehnenden Worten war für sie das Thema beendet und Asta wandte sich ab, um weiter zu gehen. Mit einem raschen Schritt war der Fremde an ihrer Seite. Sie hörte das Knirschen der Schuhe auf dem Weg, spürte den leichten Windhauch, der bei seiner Bewegung entstand.

“Ich denke nicht, dass Sie mein Angebot ausschlagen sollten.“, fuhr er unbeirrt hartnäckig fort, scheinbar nicht gewillt, sie so schnell vom Haken zu lassen. Ein leiser Hauch einer Drohung schien seine Worte zu begleiten, der Anastasias ihren Stock fester umklammern ließen, sodass die Knöchel fast weiß hervortraten. “Es kann gefährlich sein. Die Nacht birgt Gefahren, die einer so jungen und attraktiven Frau gefährlich werden können.“ Die Finger des Fremden schlossen sich um ihren dürren Arm. Asta zuckte zusammen und versuchte sich aus dem Griff des Mannes zu befreien, der sich wie ein Schraubstock immer fester um sie schloss, je mehr die junge Frau versuchte, frei zu kommen.

“Was fällt ihnen ein? Lassen Sie mich los.“, verlangte Anastasia. Reflexartig versuchte sie mit ihrem Stock nach dem Fremden zu schlagen und verfehlte. Er lachte, das heisere Geräusch ließ der jungen Frau eine Gänsehaut den Rücken hinunter laufen, dann schlug der Mann mit einer raschen Bewegung nach ihrer Hand und hielt sie fest. Der Stock viel mit einem klappernden Geräusch zu Boden, blieb irgendwo zu ihren Füßen liegen, in diesem Moment unerreichbar für Asta. Ein rascher Griff und auch die andere Hand schloss sich nach ihrem Handgelenk, hielt es umklammert. Nackte Panik keimte in ihr auf, ließ ihr Herz schneller schlagen, den Hals eng werden und die Gedanken wie ein verrückt gewordener Kreisel drehen. Wie das Kaninchen vor der Schlange, unfähig sich zu rühren, ließ sie zu, dass der Mann sie noch enger an sich zog. “Lassen Sie mich los!“, wiederholte die junge Frau mit krächzender Stimme.

Voller Abscheu spürte Asta, wie er lachte und ihren Duft tief in sich ein sog. Sein Atem kitzelte auf der nackten Haut, die Nähe verursachte ihr Ekel. Der Geruch nach Kautabak und Alkohol ließ sie mühsam den bitteren Speichel schlucken, der sich unter ihrer Zunge gesammelt hatte. “Bitte.“, wisperte Anastasia, wollte laut um Hilfe schreien und schloss vor Ekel die Augen, als Hände langsam unter ihren Mantel zu wandern begannen, auf der Suche nach der Wärme des Körpers. Angst schwang in ihren Worten mit. Furcht, die dem Begehren des Fremden neue Nahrung, ihm ein Gefühl der Macht zu geben schien und Asta zutiefst verschreckte. Es war, als hätte die Schlange zugebissen. Ihr lähmendes Gift legte sich in die Glieder, hemmte Zunge, Sprache und Atmung, bis die so dringend benötigte Luft wegblieb und sie zu ersticken drohte. Die junge Frau wollte laut schreien, doch die Schreie hallten ungehört in ihrem Kopf nach. Zeit verlor jedwede Bedeutung, dehnte sich scheinbar ins unendliche. Noch nie, in ihrem ganzen, gar kurzen Leben hatte Anastasia etwas Derartiges gefühlt, hatte niemals zuvor diese kalte Hand ihr Herz zusammengepresst, jemals-

“Ich denke, die Worte der jungen Dame waren eindeutig genug, um selbst Ihnen begreiflich werden zu lassen, dass Sie die Nähe nicht wünscht.“ Eine Stimme, sanft wie Seide, zugleich auch tief und voll, wie das Rauschen eines Baches, strich über die Haut der jungen Frau und ließ sie ihre Augen wieder öffnen. Jede Silbe schien sorgfältig geformt und ging trotzdem fließend in die Nächste über, wie der stete Strom, der gen Meer strebte. “Wüsste nicht, was es dich angeht.“, erwiderte der Fremde grob. Seine Hände hielten in ihrer Wanderschaft inne, verharrten auf dem Körper, wie zwei schwere Decken. “Oh, ich denke, mich geht es eine Menge an.“ Nicht die leiseste Spur einer Drohung lag in der melodischen Stimme, während er diese Worte sprach. Allenfalls hätte man eine leise Belustigung heraushören können. Dennoch bewirkte etwas in der Art und Weise wie er die Worte aussprach oder was er tat, dass sich der Fremde versteifte und nach Luft schnappte. Sein Atem ging plötzlich stoßweise, wie in großer Aufregung. Nur langsam lösten sich seine Hände von ihr, er trat zurück und Asta atmete tief durch. Immer noch schlug ihr Herz gegen die Rippen, wie ein Gefangener Vogel im Käfig. “Wir sehen uns wieder.“, murmelte der Fremde drohend, doch seine Worte verfehlten ihre Wirkung, zu viel dunkle, abgrundtiefe Angst schwang in ihnen mit. Das Nächste waren knirschende Schritte, die sich eilig entfernten und der schwere Atem eines flüchtenden Wesens.

“Geht es Ihnen gut?“ Asta zuckte zusammen, als die Stimme direkt neben ihrem Ohr erklang. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und wäre dabei beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert. “Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Hastig schüttelte die junge Frau ihren Kopf. “Ja.“ Sie rang ein Lächeln auf ihre Lippen. “Mir geht es gut. Ich danke Ihnen für die Hilfe. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Sie mir nicht zu Hilfe geeilt wärt.“ Asta schwieg wenige Herzschläge lang verlegen. Schweigen breite sich zwischen ihnen aus, schwer und unangenehm, je länger es andauerte. “Vielleicht, ich meine.. haben Sie…“ Die junge Frau lief rot an. Anastasia wollte keinesfalls unhöflich sein, doch ohne ihren Stock fühlte sie sich hilflos und noch einsamer. Er war ihr einziger Halt in der Welt, auf den sie sich immer verlassen konnte und der sie nie im Stich ließ. “Ihren Stock?“, erkundigte sich der Fremde. Asta konnte förmlich das Lächeln sehen, das auf seinen Lippen liegen musste, was dafür sorgte, dass sich die Röte in ihrem Gesicht noch vertiefte. “Hier ist er.“ Behutsam ergriff der Fremde ihre Hand und legte den Stock in ihre Handfläche. Seine Finger waren kalt und verursachten ein angenehmes Kribbeln auf der Haut. Trotzdem konnte die junge Frau nicht verhindern, dass sie leicht zusammenzuckte.

“Danke.“, erwiderte Asta, verlegen lächelnd. “Sie scheinen heute zu so etwas wie meinem Schutzengel bestimmt worden zu sein.“ Sein warmes Lachen klang ihr wie helles Glockenläuten in den Ohren und ließ sie erneut schmunzeln. “Gestatten Sie Ihrem Schutzengel, dass er Sie ein Stück des Weges begleitet?“

Asta zögerte mit ihrer Antwort. Den Weg zurück wollte sie keinesfalls alleine gehen. Die Berührung des zudringlichen Fremden war immer noch lebhaft im Gedächtnis, verursachte ihr eine Gänsehaut vor Ekel. Der bloße Gedanke daran schnürte ihre Kehle zu und drückte das Herz zu einem schmerzhaften Klumpen zusammen. Ihr Retter war charmant und verströmte zugleich Vertrauen und Anastasia fühlte sich geborgen in seiner Nähe, trotzdem vergas sie nicht, wie der aufdringliche Mann plötzlich das Weite suchte, beinahe floh, nicht, dass es sie gestört hätte, trotzdem mahnte sie sich selbst vorsichtig zu sein, als sie langsam lächelnd nickte.


Aus der anfänglich doch recht skeptischen, gar etwas scheuen Haltung und der Dankbarkeit Anastasias gegenüber dem Fremden wurde mit vergehender Zeit eine zarte Zuneigung, die mit jedem Aufeinandertreffen der beiden stetig zu wachsen und tiefer zu werden schien. Obgleich diese Treffen anfangs nicht mehr waren, als zufällige Begegnungen bei Spaziergängen im Park, hoffte Asta bald jede Nacht, am selben Ort und zur selben Stunde, auf den jungen Mann zu treffen, von dem sie eigentlich nur wenig wusste, wenig mehr, als das sein Name Alejandro und seine Nähe ihr angenehm war. Die junge Frau fühlte sich sicher, beschützt und seine Stimme berührte etwas tief in ihrem Inneren, verursachte mit dem Klang und jeder betonten Silbe eine Gänsehaut. Oft verbrachte Asta die gemeinsame Zeit damit, zu zuhören, schweigend an seinen Lippen zu hängen, die Gedichte zitierten, ihr so von der Welt in ihrer Pracht erzählten und von einer Sehnsucht sprachen, die die junge Frau nicht kannte. Der Wunsch von der unendlichen Weite von Himmel und Erde auf der sie lebten, den Elementen und der Farbenvielfalt die die Welt ausmachte.

****

- Mummenschanz -
Anastasias Finger glitten gedankenverloren über die Tasten des Klaviers. Die Töne schwebten durch den Raum, erfüllten das Haus mit lieblichen Klängen und schienen das Herz eines jeden Zuhörers anzurühren. Ihre Gedanken waren bei Alejandro und seiner Einladung, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen legte. Sie freute sich auf den heutigen Abend, denn noch nie hatte sie einen Maskenball besuchen dürfen, oder auch nur einen Ball. Ihr Herz schlug vor Freude schneller bei der Erinnerung daran, wie sich der Stoff des Kostüms unter ihren Finger angefühlt hatte das heute Morgen mit einem Boten gebracht worden war.
Ein Kleid mit rundem Halsausschnitt das so seidig war, dass es wie Wasser unter ihrer Berührung dahin zu fließen schien. Der Stoff wurde zu den Füßen hin weiter und auf der Höhe ihrer Knie würden vier geschwungene Stoffbahnen von unterschiedlicher Breite und Länge zusammen mit dem Saum bis auf den Boden reichen. Ein paar herzförmige Flügel, die sich so zart anfühlten, als wären sie aus Glas gehörte ebenso dazu, wie eine filigrane Maske, die nur ihre Augen und Nase verdecken würde.

Die Zeit schien nicht verstreichen, das laute Schlagen der Standuhr einfach nicht erklingen zu wollen. Endlich klopfte es hörbar an der Tür und Anastasias Herz machte vor Freude einen Sprung, nur um dann deutlich schneller weiter zu schlagen, als sie die sanfte Stimme Alejandros hörte, der sich nach der jungen Frau erkundigte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie vorsichtig die Treppe aus dem ersten Stockwerk hinunterging. “Guten Nabend.“, wurde sie von ihren Begleiter begrüßt. Eine kalte, große Hand ergriff ihre, um einen Kuss auf ihren Handrücken zu hauchen. “Wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten, Sie sehen heute Abend fantastisch aus.“ Fast augenblicklich legte sich eine leichte Röte auf ihre sonst so blassen Wangen, während sie ein verlegendes Wort des Dankes murmelte. Anastasia hielt unbewusst inne, wartete auf Stimmen, lautes Rufen und neugieriges Fußgetrappel. Doch niemanden, außer der Haushälterin die die Eingangstür geöffnet hatte, schien sich dafür zu interessieren oder gar um ihr Wohl zu sorgen. Enttäuschung griff mit eisigen Fingern nach ihrem Herzen, drückte es fest zusammen und verdrängte die freudigen Gedanken auf den Abend. Würde ihr Fehlen überhaupt bemerkt werden? Was machte schon ein Esser weniger, der nicht am Tisch saß?

Alejandro schien ihr Zögern falsch gedeutet zu haben. “ Erlauben Sie mir, Sie für heute Abend zu entführen?“ erkundigte er sich. Seine weiche, leise Stimme erklang dicht neben ihrem Ohr, strich ihr wie Seide über den Rücken und riss sie aus dem trüben Gedanken. Die junge Frau genoss das Kribbeln in ihrem Bauch, das die wenigen Silben auslösten. Sie hatte sich so auf den Abend gefreut und er sollte durch nichts getrübt werden. Anastasia verdrängte die Enttäuschung über die Gleichgültigkeit ihrer Zieheltern mit einem leisen Seufzen und ergriff mit einem Lächeln auf den Lippen den ihr dargebotenen Arm.

Wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsabend konnte es die junge Frau gar nicht erwarten, bis sie endlich vor der Oper ankamen, wo der Maskenball stattfinden sollte. Und mindestens ebenso sehr quengelte sie, wollte alles genau beschrieben wissen, die Bilder sehen, die ihr Begleiter für sie in diesem Augenblick nur unzulänglich beschreiben konnte. Asta hörte die Stimmen um sich herum, das fröhliche Schnattern und Gelächter und die leisen Worte ihres Begleiters an ihrem Ohr. Noch nie hatte Anastasia sehnlicher gewünscht, sehen zu können, ein Teil der Menschen zu sein und nicht nur ein ungebetener Gast, dem man alles darreichen musste. Sie wollte die Oper mit ihrer Treppe betrachten, die in der Mitte des Foyers entsprang und in T Form zu den verschiedenen Etagen und Rängen der Oper führte und die hohe Decken, die in ihrem Prunk und der Malerei einwenig an ein Schloss erinnerte, ebenso den großen Lüster, der über allem thronte und das ganze Foyer beleuchtete.

Anastasia wünschte sich das helle Klingen der Gläser zu sehen, das entstand, wenn sie aneinander stießen und die Anwesenden, die sich mit ihren Fächern Luft zufächelten und leise hinter vorgehaltener Hand tuschelten, um so den neusten Klatsch auszutauschen oder über die Anderen herzuziehen, während sie in ihren bunten Kostümen durch das Foyer und auf der Treppe der Oper flanierten.
Offensichtlich wurde im Theatersaal getanzt, denn leise Musik erklang aus der Richtung. Ein leises Seufzen entschlüpfte Astas Lippen. Wie gerne würde sie sich in der Menge bewegen, mitten unter ihnen tanzen, unbeschwert und frei, einfach die Sorgen vergessen.

Es schien, als hätte Alejandro ihre Gedanken gelesen, denn im selben Augenblick, murmelte er dicht an ihrem Ohr: “Im Zuschauersaal wird getanzt. Möchten Sie gerne tanzen?“. Erschrocken zuckte die junge Frau zusammen. “J.. j.. ja.“, stotterte sie und ließ sich von ihm mitziehen, als er begann sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen. “Aber, ich.. ich kann nicht tanzen.“, flüsterte Anastasia leise. Die junge Frau spürte wie sich unter dem Blick des Mannes und scheinbar aller Anwesenden Hitze in ihr emporstieg und sich als tiefe Röte auf die Wangen legte. “Nun“, entgegnete Alejandro in derselben Lautstärke, “Tanz ist eine Art von Lyrik.“. Seine Stimme hatte den sanften und vollen Klang einer schlagenden Glocke und den süßen Beigeschmack von Milch mit Honig, ohne in irgendeiner Weise einschmeichelnd zu wirken. “Es ist die Poesie des Fußes und der beste Weg zu lernen ist, es zu machen. Kommen Sie, nur keine Scheu.“ Anastasia nickte leicht und folgte ihm, als er begann einen Weg durch die Menschen zu bahnen. Ihre blassen, schlanken Finger hielten Alejandros umklammert, um ihn nicht zu verlieren. Dabei schlug ihr das Herz wild bis zum Hals, so, als wolle es der jungen Frau aus ihrer Brust springen und mit jedem Schritt den sie tat stieg ihre Aufregung, wurde die Stimme der Freude lauter.

Nach scheinbar endlosen Minuten, in denen Asta Stöße und Tritte kaum spürte und unfreundliche Worte nicht hörte, die ihr nachwehten, wenn sie ungeschickt jemanden auf die Füße trat oder anrempelte, erreichten beide den Saal. Große zweiflügelige, hölzerne Türen, mit vergoldeten Zierwerk und Klinken luden dazu ein, die Zeit zu vergessen und eine andere Welt zu betreten, in welche die Klänge des kleinen Orchesters lockte, wie eine Sirene Seefahrer in ihr Verderben riss. Anastasia hielt inne, schloss für wenige Atemzüge die Augen und lauschte auf die Geräusche. Das aneinander Reiben der Stoffe, das leise Klacken der Absätze auf dem Parkett und die Klänge der Musik erfüllten sie mit innerer Unruhe und Anspannung. In diesem Augenblick endete das Lied. Dezenter Applaus zollte dem Orchester Respekt. Eine leichte Unruhe entstand, als die tanzenden Paare miteinander tuschelten, oder die Tanzfläche verließen und gedämpftes Rascheln zu hören war, als die Musiker in ihren Noten blätterten. “Darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte Alejandro leise, dicht neben ihrem Ohr, als die ersten Töne eines Walzers erklangen. Sein Atem kitzelte auf ihrer Haut und ließ die feinen Härchen im Nacken tanzen. Anastasias Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, nur, um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Sie öffnete die Augen, ein leises Lächeln lag auf ihren Lippen, als die junge Frau nervös Luft holte und leicht nickte. Asta traute sich nicht, etwas zu sagen, aus Furcht, dass ihre Stimme vor Aufregung zitterte oder sie gar anfing zu stottern.

Behutsam nahm Alejandro wieder ihre Hand in seine und legte die Andere auf seine Schulter. Sanft, einem Windhauch gleich ließ er seine Finger über den Arm der jungen Frau gleiten, die zierliche Schulter entlang, hinab zu ihrem Schulterblatt. Asta spürte seine kalten Hände auf ihrer warmen Haut und zugleich eine Gänsehaut den Rücken hinab laufen. “Schließen Sie die Augen.“, flüsterte der junge Mann in ihr Ohr und sie gehorchte schweigend, “Lassen Sie sich führen.“.

Langsam begann sich der junge Mann zu bewegen, gar vorsichtig machte er einen Seitwärtsschritt nach Rechts, anschließend nach Links und einen Schritt nach vorne. Mit diesen Bewegungen begann sich für Anastasia die Welt herum zu drehen, auch, wenn sie ihrem Tanzpartner mehr, als nur einmal auf die Zehen trat und sie sich gewiss auch alles andere, als geschickt anstellte, verlor die junge Frau bald das Gefühl für Raum und Zeit. Es gab nur noch sie beide. Asta hatte das Gefühl, als würde sie in den Armen ihrer Begleitung über die Tanzfläche schweben und sie empfand etwas, dessen Bedeutung sie schon beinahe vergessen hatte, ebenso wie es sich anfühlte und welche Empfindungen es in ihr auslösen konnte, das Glück. Anastasia genoss das Kribbeln und die Wärme in ihrem Bauch. Sie hätte ewig so weiter tanzen können. Doch wieder einmal zeigte sich, dass das Schicksal nur zu gerne mit geballter Faust auf das Glück einschlug und alles mit einem einzigen Schlag zerstören konnte.

Anastasia geriet ins stolpern, sie wusste nicht zu sagen, worüber oder ob sich ihre Beine ineinander verwickelten und sie ungeschickt über die eigenen Füße fiel. Sie stürzte vor aller Augen und klammerte sich an den Oberarmen ihres Begleiters fest, der, von seinem eigenen Schwung getragen, aus einem Reflex heraus, in die Knie ging, um sie aufzufangen und sich auf den Beinen zu halten. Wie nach einem Paukenschlag schienen alle Augenpaare auf dem Paar zu liegen, da war die junge Frau sicher, denn sie glaubte die Blicke, die sich in ihren Körper bohrten zu spüren. Vereinzelt wurde Gekicher laut, das sich langsam in hämisches Gelächter ausbreitete, als Asta vor Aufregung am Saum ihres Kleides hängen blieb und beinahe erneut gestürzt wäre hätte Alejandro sie nicht festgehalten. Anastasias Gesicht nahm augenblicklich die Farbe von reifen Tomaten an. Nun spürte sie nicht nur die Blicke, sondern auch die Finger, die auf sie zeigten, hörte schon förmlich das Getuschel hinter den Fächern und vorgehaltenen Händen. Zugleich schossen ihr hunderte Gedanken durch den Kopf.

Was war so schlimm an ihrem Wunsch, normal zu sein? Zu tanzen, wie jeder es hier tat. Sie wollte doch nur für ein paar Stunden vergessen, wer sie war, den Abend genießen. Jetzt wünschte sich die junge Frau ein kleines Loch, in dem sie sich verkriechen konnte, oder eine Spalte im Erdboden, die sie verschluckte. Das Lachen der Anderen tat weh, schien ihren Kopf zu füllen und in ihren Ohren nachzuhallen, wie das Echo in einer Bergschlucht. Wieder einmal lachte man ohne sie, diesmal gar über sie. Asta biss die Zähne so fest aufeinander, dass es knirschte, um nicht vor Wut laut zu schreien. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so geschämt, so klein und nichtig, ja, so nackt gefühlt. Widerstandslos ließ die junge Frau zu, dass ihr Begleiter sie bei der Hand nahm. Es war ihr egal wohin, sie wusste nicht, durch welche Gänge er sie führte, setzte mechanisch einen Fuß vor den Anderen, Anastasia wollte nur eins, fort aus dem Saal.

Das Nächste, wessen sie sich bewusst war, waren Alejandros Worte, mit denen er das Schweigen brach, das sich um sie gelegt hatte wie eine Decke. “Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert, Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele.“ sagte er leise, mit seiner sanften Stimme und doch drangen die Worte wie durch einen Nebel zu der jungen Frau. Der junge Mann schwieg wieder. Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Von weiter ferne nahm Anastasia Stimmen und Gelächter war, das Orchester spielte, die Töne schwangen sich zu ihnen empor, wo sie als leise Musik zu hören waren. “Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft.“ fuhr er fort.

Anastasia presste die Lippen zusammen und schluckte. Was hätte sie auch auf diese Worte, die ihr in jenem Augenblick vorkamen wie blanker Hohn, auch erwidern sollen? Vielleicht war der Abend, nein jedes einzelne Treffen zwischen ihnen, ein einziger, großer Fehler gewesen. Hätte sie- “Es tut mir leid-“ Er suchte nach Worten, fand keine und verstummte. Die junge Frau schüttelte kaum merklich den Kopf. “Nein“, murmelte sie, “das braucht es nicht! Es ist meine Schuld. Wäre ich nicht so ungeschickt gewesen- dieser ganze Abend war ein Fehler.“ Asta spürte wie Traurigkeit ihre Kehle zuschnürte, jedes weitere Wort zu ersticken schien und mit jedem Herzschlag wurde der Kloß in ihrem Hals größer. Die junge Frau schluckte ein paar Male, ihre Kehle war trocken. “So, wie mein ganzes Leben ein einzelner, peinlicher und nutzloser Atemzug ist. Ich bin jedem eine Last, stehe nur im Weg.“, wisperte sie mit rauer Stimme. Alles, was sie begann, endete auf dieselbe Weise, es zerbrach unter ihren Händen, ungeschickt wie sie war, schnitt sie sich an den Scherben ihres einstigen Glücks und eines Tages, das wusste sie, würde sie an den Wunden verbluten. Beschämt wandte die junge Frau den Kopf ab. Es war ihr peinlich, dass sie in einem Augenblick wie diesem nur über sich sprach, immerhin hatte sie ihren Begleiter bis aufs Blut lächerlich gemacht.

Ohne das sie es bemerkte löste sich eine einzelne Träne und rollte ihre Wange hinunter, hinterließ eine Spur aus nie ausgesprochenen Gefühlen, Gedanken und stummen Leid. Ehe sie Astas Hals erreichen konnte, stoppte ein warmer Finger ihren Weg. Eine Berührung, sanft und leicht wie ein Sommerwind, doch so unerwartet, dass die junge Frau zusammenzuckte und den Atem anhielt. “Nicht weinen.“, murmelte Alejandro dicht neben ihrem Ohr, sein warmer Atem streifte ihre Haut. “Bitte.“ Behutsam strich der junge Mann eine Strähne des hellbraunen Haares aus dem Gesicht. Eine Gänsehaut lief ihren Rücken hinunter. Asta schloss die Augen. Langsam stieß sie die Luft wieder aus. “Eine Träne, einsam geht sie ihren Weg, eine von vielen?“ murmelte der junge Mann, “Und doch zerstört sie das Bild und will so gar nicht zu dem passen, was ich sehe.“ Ein warmer Hauch streifte ihre Wange, die junge Frau erstarrte und öffnete ihre Augen wieder. “Das Bild ist nur eine Fassade.“, antwortete sie leise. “Und die Träne nur ein einziger Zeuge dessen, was ich fühle.“

Ihre Gedanken wanderten fort und begannen sich um das zu drehen, was gerade passiert war, wie glücklich sie für nur wenige Herzschläge lang gewesen war und was sie dafür geben würde, wenn dieser Augenblick wiederkehrte und diesmal länger andauerte. “Das was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern.“ Wieder schien es, als hätte Alejandro ihre Gedanken gelesen, doch nun konnte Anastasia ein Zusammenzucken und das Gefühl ertappt worden zu sein nicht länger unterdrücken. Standen ihre Gedanken so lesbar auf der Stirn geschrieben? “Es ist Vergangenheit, unveränderlich niedergeschrieben, doch wir haben die Möglichkeit die Zukunft zu verändern, sie nach unseren Wünschen zu formen.“ Asta spürte seinen forschenden Blick auf sich ruhen, nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen und wünschte sich, er würde seine Aufmerksamkeit etwas oder jemandem anderem widmen. “Ich kann dir Freiheit und Glück schenken.“ Seine Stimme hatte einen düsteren, verlockenden Klang, dem sich Asta einfach nicht entziehen konnte, das helle Plätschern des Baches hatte sich plötzlich in den dunklen Sog eins Strudels verwandelt, der sie in die Tiefe zog. Sein Atem strich über ihre empfindliche Gesichtshaut, bewegte die feinen Härchen auf der Wange und ließ eine Gänsehaut ihren Rücken hinunterlaufen. Die junge Frau schluckte nervös “Freiheit, wie du sie bisher nie erlebt hast und die Erfüllung deiner Sehnsüchte und Träume. Nie mehr musst du hilflos dein Dasein fristen, denn du wirst Kräfte besitzen, die über das normale Denken und Handeln eines Menschen hinausgehen, mit denen du ihnen überlegen sein wirst.“ Alejandros kalte Finger umschlossen ihre und führten sie zu seinen Lippen, um ihnen einen sanften Kuss zu geben. “Das Einzige,“ fuhr er fort. “was ich dir nicht zu geben vermag, ist das Augenlicht. Doch alle deine anderen Sinne werden dein Sehvermögen um ein vielfaches ersetzen, sodass du in der Lage sein wirst, deine Umgebung auf eine bisher nie gekannte Art und Weise zu entdecken. Du kannst alles haben, alles was ich dir geben kann und noch darüber hinaus, wenn es dir gefällt. Das Leben in die eigenen Hände nehmen und nach deinen Vorstellungen formen.“

Wie verlockend seine Worte waren!
Eine süße Verlockung, das Licht am Ende des Tunnels, die Tür in einem Irrarten aus Verzweifelung und Einsamkeit, in dem sie im Moment lebte. Sie sprachen von Kraft und einer ihr unbekannten Welt, einer Welt in der sie glücklich sein konnte und durfte. Glück, was war das schon, nicht mehr, als ein vergänglich Ding, doch mit seiner Hilfe würde Asta schaffe, was sie alleine nicht konnte. In seiner Nähe hatte die junge Frau stets das Gefühl fliegen zu können, dass alles möglich und nichts unmöglich schien. Sie fühlte sich so wohl, sicher und geborgen, wie bei niemandem sonst in ihrer kleinen Welt, die sich durch ihn schneller zu drehen schien. Und warum sollte Anastasia dieses Angebot nicht annehmen? Nicht nach dem Anker greifen, der sich ihr bot. Wer vermisste sie? Niemand, für alle würde es eine Erleichterung sein, wenn sie aus dem Leben verschwand, allen voran ihren Pflegeeltern, wenn sie sich von nun an ganz der Erziehung ihres Sohnes widmen konnten. Was hatte sie zu verlieren?

Alejandros Lachen, hell wie Glockengeläut, zu gleich aber auch voll und tief drang an ihr Ohr, durch ihre Gedanken, ließ sie wieder kaum merklich zusammenfahren, als er auf ihre unausgesprochene Frage antwortete. “Nein, verlieren wirst du nichts, nichts was dir lieb und teuer wäre.“ Ja, er hatte Recht. Ihr Leben, alles was ihr etwas bedeutete, konnte sie in eine Tasche packen und umhertragen. “Was verlangst du dafür?“ Wenn die junge Frau eins gelernt hatte, dann, dass jede Münze zwei Seiten hatte und wo Licht auch Schatten war. “Für mich ist Zukunft Vergangenheit und Gegenwart Fluch.“, antwortete der junge Mann leise, abwesend, als wäre er mit den Gedanken nicht im hier und jetzt. “Einsamkeit ist kein Fremdwort, wenn man so lebt wie ich, eher ein täglich Begleiter. Tag aus Tag ein, Monat für Monat und Jahr um Jahr, denn auch das ist Teil meines Geschenkes, ein langes Leben, indem es schwer ist, körperlichen Schmerz zu fühlen. Kleine Wunden heilen schnell, doch vor den seelischen Kummer bewahrt auch das nicht.“ Kaum spürbar strichen seine Finger über den blassen Handrücken. Asta spürte wie die Wärme in ihr hoch stieg und sich auf ihre Wangen legte. “Es wäre ein angenehmes Beiwerk.“, fuhr er fort, “Anastasia, es ist nichts, was ich als Bedingung nehme. Nein, du musst mir nichts geben.“. Seine Lippen berührten ihre Hand. “Ich will dich zu nichts zwingen. Du hast alle Zeit der Welt, um mir eine Antwort zu geben.“

Alejandro erhob sich, der Moment der Nähe verflog, war nun nicht mehr, als flüchtige Erinnerung. Nur seine Finger, die ihre festhielten, kündeten von dem was gewesen war. “Komm, ich bringe dich zurück nach Hause.“ bot der junge Mann an und es war wieder so, als wäre nichts gewesen, seine Stimme hatte erneut jenen Klang, der sie schon beim ersten Mal so fasziniert hatte, ruhig, wie das fließende Wasser und sanft wie ein Windhauch im Sommer.

Die Tür fiel hinter ihr zu. Alejandro war fort, hatte sich mit einem Handkuss verabschiedet. Sie war alleine. Der zwölfte Schlag der Turmuhr längst verhallt, Mitternacht vorüber, doch die Nacht war noch nicht zu Ende, irgendwo zwischen Wachen und Schlafen, Dämmerung und Sonnenaufgang. Der Abend war nun nicht mehr, als schöne Erinnerungen, Gedanken, Gefühle und Wortfetzen die übrig blieben und nachklangen wie eine angenehme Melodie. Doch mindestens ebenso eindringlich, unnachgiebig, fast lästig, schienen die Worte an ihren Gedanken zu kleben und sich mit ihnen zu verflechten, bis sie ein einziges Netz bildeten in denen sich die junge Frau verfing. Sätze hallten nach, wie das Echo in einer Bergschlucht oder wie ein Lied, das man nicht mehr aus dem Kopf bekam und das einem irgendwann den Schlaf raubte und auch Asta dabei schlaflos zurück ließ.

Und je länger Anastasia sich mit ihren Gedanken und Gefühlen beschäftigte, desto mehr kamen Vernunft und Zweifel durch. Es mochte sich verlockend anhören, ihr einen Weg aus dem zeigen, was sie im Moment lebte, doch zugleich war es so unwahrscheinlich, ja unglaubwürdig. Wer oder was besaß solche Kräfte? Machte er ihr nicht nur leere Versprechungen? Sie drehte sich im Bett von der einen auf die andere Seite und wieder zurück, versuchte die Wortfetzen und Alejandros Stimme aus ihren Kopf zu kriegen. Ein Einfall den sie nicht fassen konnte kehrte dabei immer wieder, hartnäckiger als alle anderen, nahm Form an und wandelte sich in ein einziges, sich immer wiederholendes Wort, das zu einer Frage wurde: Wieso? Wieso ausgerechnet sie?

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- Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen - doch es wachsen keine Blumen auf ihr. -
Vincent van Gogh
Der Tag verging, irgendwie. Langsam erklomm die Sonne das Firmament, nur um sich hinter Wolken zu verstecken. Bald schon begann es zu regnen, ehe es gegen Nachmittag aufhörte und der Tag mit einer Mischung aus Sonnenschein und Wolken zu Ende ging. Anastasia erinnerte sich nicht mehr, was sie getan hatte, war zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, als dass sie sich für Belange und das Leben der anderen Menschen interessierte. Die junge Frau ging ihrer Wege, so tief versunken in dem Gestern, seine Worte dabei hin und her drehend, dass sie erschrocken zusammen zuckte, als seine Stimme durch die Nacht ihr Worte zurief, welche sie im ersten Augenblick nicht verstand.

Verstört blieb Anastasia stehen, lauschte und erstarrte, als sie den Lärm vernahm der sie mit geballter Faust traf und aus allen Richtungen zugleich kam. Ein Mann schrie laut auf. Bewegung um sie herum. Pferde wieherten erschrocken, lautes Knirschen, Holz splitterte, noch mehr Geschrei von Mensch und Tier, das sich zu einem wirren Chaos mischte, ängstlich... nein... panisch, Metall klirrte und über allem schien Alejandros Stimme zu schweben, die ihr nahe und zugleich so fern war, doch sie verstand nicht was er sagte. Etwas traf Anastasia an der Schulter, riss die junge Frau mit einem Schrei der Überraschung zu Boden, auf dem sie hart aufschlug. Der Sturz und etwas Schweres, das halb auf ihr lag, pressten ihr die Luft aus den Lungen. Gleichzeitig hörte sie donnernde Geräusche, als würde eine Horde Elefanten vorbei laufen. Über ihrem heftigen Atem hinweg, spürte sie wie sich das, was auf ihr lag, bewegte, den Kopf hob, Haar kitzelte sie auf nackter Haut und mit dem Atem, der sie wie ein leiser Windhauch streifte, fiel die Starre von ihr ab und machte nackter Panik Platz. Die Rufe um sie herum vermischten sich mit Erinnerungen an den Abend im Park, den Fremden, der sie bedrängt hatte und seine Drohung ergriff ihr Herz, drückte es schmerzhaft zusammen, schnürte ihren Hals eng, erstickte Worte, da wo sie entstanden und gab ihr die Kraft, trotz des Gewichtes, das auf ihr lag, Arme und Beine zu bewegen. Instinktiv schlug die junge Frau um sich, kratzte, tastete nach dem Stock den sie irgendwo verloren hatte, versuchte zu treten, tat alles, um wieder Luft zu bekommen, zu schreien.

Durch das Rauschen des Blutes in ihren Ohren hörte sie wie ihr Name gerufen wurde, einmal mehr, doch Asta reagierte nicht, wehrte sich stattdessen weiterhin verbissen. Nur ein Gedanke beherrschte sie: Fort! Die junge Frau wollte rennen, egal wohin, nur weg. Erst, als Finger ihre Schultern packten, sie kräftig schüttelten und schließlich fest die Handgelenke umklammert hielten, drangen die Worte durch einen Nebel in ihr Bewusstsein. “Anastasia, beruhige dich!“ Alejandros sonst so ruhige, sanfte Stimme hatte etwas Unbeherrschtes, Eindringliches an sich. Sie glich in diesem Augenblick dem tiefen Grollen eines großen, hungrigen Tieres. Schwer atmend lag die junge Frau wie der sprichwörtliche Maikäfer auf dem Rücken, versuchte Atem zu schöpfen, sich zu beruhigen, was ihr erst nach einigen schweren Malen Luftholen gelingen wollte.

“Gut.“, murmelte der Mann an ihrem Ohr. Der Griff um ihre Handgelenke lockerte sich. “Lass mich dir aufhelfen.“ Vorsichtig zog er die junge Frau auf die Beine. “Fangt sie ein.“ - “Vorsicht, sie gehen durch! Hilfe, schnell!“ Stimmen trieben durcheinander. Ein Mann schrie gepeinigt. Hilferufe wurden laut, vermischten sich mit dem Schreien von Pferden, die nach sich riefen und der Menschheit klar machten, dass in Ruhe gelassen werden wollten. “Was ist passiert? Wieso-“ Anastasias Fingerspitzen berührten haltsuchend den Handrücken des Anderen, zuckten unbewusst zurück, als sie durch eine klebrige Nässe glitten, die sich über seine Hand verteilte und in den Stoff seiner Jacke sickerte. “Du blutest!“, rief sie aus und erschrak, als er ihr einen Finger auf die Lippen legte, ihr so bedeutete ruhig zu sein. “Nicht so laut.“ murmelte Alejandro, “Es ist nichts, nur ein Kratzer.“. Mit etwas mehr, als sanften Druck schob er die junge Frau ein Stück die Straße entlang. “Komm.“ Wie ein störrischer Esel schüttelte sie die Hände ab und griff nach seinen Fingern, tastete mit der ihr eigenen Vorsicht über die Haut. Ein Schnitt zog sich von seinem Handgelenk quer über den Rücken. “Warte, du bist verletzt und blutest. Ich habe dich gekratzt. Lass mich wenigstens deine Hand verbinden.“ Anastasia suchte in ihrer Tasche nach einem Tuch, um seine Wunde zu verbinden, während Alejandro sie weiter vor sich her schob und darauf bestand, dass es nur ein Kratzer sei, der schon bald wieder verheilt sein würde. Er schien es plötzlich eilig zu haben, von der Straße zu kommen, den lauter werdenden Stimmen und dummen Fragen zu entgehen, die man ihnen stellen würde, wen sie noch länger an Ort und Stelle stehen blieben.

Dementsprechend ungehalten schien seine Reaktion, als sie endlich umständlich ein Tuch aus ihrer Tasche genestelt hatte, um seine Wunde zu verbinden und feststellte, dass der tiefe Kratzer, aufgehört hatte, zu bluten, ja gar verheilt war. Die junge Frau zuckte merklich zusammen, ein leises Keuchen kam über ihre Lippen und ihre Fingerspitzen suchten etwas, was nicht mehr da war, scheinbar verschwunden, wie durch die Hand eines Zauberers. Widerstandslos ließ Asta es geschehen, dass seine Finger sich um ihre dünnen Oberarme schlossen, fest und bestimmend, er sie führte wie einen kleinen Schoßhund.

Zum ersten Mal, seit ihrer Begegnung im Park, war der jungen Frauen die Berührung Alejandros unangenehm. Der Wunsch, vor ihm zurück zuweichen, ihn zu fragen, wer oder viel mehr was er war, drängten sich auf, wurde fast übermächtig. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, ohne auch nur eine Silbe der Wörter die ihre Gedanken formten herauszubringen. Satzfetzen, welche ihr schon den Schlaf raubten, ja gar den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf gingen, waren wieder da. “Kleine Wunden heilen schnell...““Ein langes Leben...“ - “Kräfte die über dein Denken hinaus gehen...“ - „Auch das ist Teil meines Geschenkes...“ Widerwillig begannen seine Worte, die sie die ganze Zeit über nicht verstanden hatte, einen Sinn zu ergeben, doch ihr Verstand weigerte sich zu begreifen. Das Verstehen wurde im selben Augenblick von etwas anderem überspielt, etwas das seine Sätze in ihr auslösten und das man vermutlich am ehesten mit leiser Angst beschreiben konnte. Furcht vor dem, was sie nicht verstand, ihr fremd war, das aber zugleich auch nicht mehr war, als eine wispernde Stimme, welche zur Vorsicht mahnte. Worte, die das Feuer des Zweifels schürten, das sich langsam auszubreiten begann, um Neugierde und kaum spürbare Hoffnung in Brand zu stecken.

Immer mehr Menschen strömten herbei, angelockt von den Rufen, wie die Geier zum Aas. “Die Menschheit kann zuweilen so stur und lästig sein in ihrer Sensationslust.“ knurrte Alejandro, riss sie so aus ihren Gedanken, darum bemüht, einen möglichst unauffälligen Eindruck zu bieten. Seine Finger gruben sich in ihre Arme, als die junge Frau erneut langsamer wurde, zogen sie unermüdlich weiter. “Was ist passiert?“, flüsterte Asta, “Wie hast du das gemacht? Wer oder was bist du?“. “Wer ich bin, weißt du.“ erwiderte der Mann in derselben Lautstärke, bemüht seinen Worten eine Spur von Sarkasmus zu verleihen, gab jedoch auf, als seine Worte eher bitter klangen und seufzte stattdessen leise, als Anastasia ihren Arm aus seinen Griff befreite. Ihr stand nicht der Sinn nach seinem Humor. “Nicht hier.“ Wieder wollte er Anastasia berühren, sie zuckte zusammen, als sie seine Finger spürte. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: “Bitte, ich werde dir alles erklären, doch nicht hier.“ Die junge Frau antwortete auf seine Worte mit Schweigen, nickte nur, ließ zu, dass er sie unterharkte, wartete auf das, was kommen würde, dass er ihr Antworten auf die Fragen gab.

Immer leiser wurden Rufe, Geschrei und das nervöse Wiehern der Pferde, Geräusche, die ihr noch in den Ohren nachhallten, als sie den Ort des Geschehens schon lange hinter sich gelassen hatten und die Stimmen durch das Geräusch der Schritte ersetzt worden war, deren Echo von den Wänden der Häuser zurück geworfen wurde. Unhörbar für andere Ohren, wisperten Worte des Zweifels, ließen sie zögern in allem was sie tat. Irgendwo raschelte ein Tier und Anastasia schrak zusammen. Ein Vogel in einem Baum sang, durchbrach so die Stille der Nacht. Seine Stimme ging beinahe im Rauschen des Blutes in ihren Ohren unter. Die Uhr einer Kirche schlug die zweiundzwanzigste Stunde. Erst, als der letzte Schlag verhallt war, ergriff Alejandro das Wort.

“Wer ich bin, das weißt du.“, wiederholte er, “Würdest du mir glauben, wenn ich sagte, ich sei im buchstäblichen Sinne ein Kind der Nacht?“. Anastasia runzelte die Stirn. Ihr stand nicht der Sinn nach irgendwelchen Rätseln. “Ich glaube nicht an einen Gott, wenn du darauf hinaus willst.“, antwortete sie bissig. “Es ehrt mich, dass du mich mit einem Gott vergleichst.“ Alejandos Stimme war sanft wie der Hauch einer Feder, die über nackte Haut strich und doch schaffte er es, seinen Worten leise Belustigung abzutrotzen, ohne auch nur eine Oktave zu verändern. Der jungen Frau lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Ehe sie zu einem Protest ansetzen konnte fuhr er fort: “Ich bin ein Wesen der Nacht, ein Vampir.“. Anastasia konnte nicht umhin, leise zu schnauben. Vampire, was kam als nächstes? Elfen, Kobolde? Sie hatte noch nie an Fabelwesen geglaubt und würde damit auch jetzt nicht anfangen. Die junge Frau spürte wie mit jeder Minute die verrann wie ein Sandkorn im Stundenglas, Zweifel und vor allem Furcht in ihr wuchsen. “Mir steht nicht der Sinn nach irgendwelchen Scherzen.“ entgegnete Asta leise und blieb stehen. “Oder einer Lüge. Wenn das alles ist, was du mir zu sagen hast, sollte ich jetzt besser-“ Ihr Begleiter atmete langsam aus. “Wieso nur, wusste ich, wie du reagierst.“ Nicht eine Spur von Enttäuschung oder Vorwurf schwangen in seinen Worten mit, es war viel mehr eine Feststellung. “Du wirst mich jetzt vielleicht für einen Irren halten, der durch die Nacht läuft und unschuldige Frauen verführt oder umbringt.“

Alejandro schwieg, schien auf eine Reaktion zu warten. Die junge Frau spürte seinen forschenden Blick, wie das Brennen der Sonnenstrahlen bei Tag auf ihrer nackten Haut. Ihr Schweigen schien Antwort genug zu sein. “Erinnerst du dich, dass ich auf dem Ball von Kräften und Fähigkeiten sprach, die die eines Menschen bei weitem übersteigen und die ich dir zum Geschenk machen kann?“ Er verstummte und als sie nickte, fragte ihr Begleiter: “Vertraust du mir?“. Diesmal dauerte es länger, bis sie nickte und leise ihre Zustimmung murmelte. Es fiel ihr schwer, die immer lauter werdende Stimme des Zweifels zu ignorieren, die jedes Wort, was er sagte, auf eine Waage legte und ihr riet zu laufen, so schnell ihre Beine sie trugen. Anastasia zuckte zusammen und wich instinktiv zurück, als Alejandro behutsam mit dem Zeigefinger über ihre Wange strich. Erst jetzt spürte sie, wie klebrige Tropfen von Blut, ihr Gesicht hinunterliefen. Die junge Frau musste sich geschnitten haben, als sie hart auf den Boden aufgeschlagen war. Alejandro beugte sich zu ihr hinunter, sein warmer Atem kitzelte auf ihrer Haut. Und plötzlich schoss ein Gedanke, wie eine Pistolenkugel aus einer Waffe abgefeuert wurde, durch ihren Kopf. Legenden behaupteten, dass Vampire Blut tranken. Mit jener Erkenntnis erwachte Angst in ihr. Was, wenn es wahr war, was er ihr erzählt hatte. Was, wenn er der Fragen und Antworten überdrüssig geworden war. Würde er-

“Hab keine Angst.“, flüsterte der junge Mann. Seine Stimme klang heiser, mühsam beherrscht und wieder war es, als hätte er ihre Gedanken gelesen. “Bitte, vertrau mir.“ Alles in ihr schrie zu laufen, fort nur fort. Doch Asta zwang sich stehen zu bleiben. Sie zitterte, schloss die Augen und spürte im selben Atemzug seine Lippen auf ihrer Haut, wie sie vorsichtig die Wunde in ihrem Gesicht berührten, küssten, behutsam liebkosten. Wärme und ein leichtes Kribbeln breitete sich von Astas Wange aus, durchzogen ihr Gesicht, breitete sich in ihrem Körper aus. Die junge Frau wusste nicht zu sagen, wie lange beide so da standen. Als er sich von ihr löste, öffnete Anastasia die Augen. Noch immer spürte sie seinen Atem auf ihrem Gesicht. Behutsam tastete die junge Frau nach der Wunde auf der Wange, sie war vollkommen verheilt. “Wie hast du-“, setzte Asta an, schluckte und schüttelte den Kopf, als ihr seine Worte wieder in den Sinn kamen. “Wie ich schon sagte.“ entgegnete er leise neben ihrem Ohr. “Kleine, physische Wunden heilen schnell. Doch seelischer Schmerz braucht, wie bei den Menschen lange.. manchmal sehr lange.“ Anastasia schwieg. Ja, sie verstand nun, was er ihr sagen wollte. Die Angst, die sie noch bis vor wenigen Augenblicken gefühlt hatte, war Erstaunen und Verblüffung gewichen.

“Du kannst meine Gedanken lesen.“, wollte die junge Frau wissen. “Ja.“, gestand Alejandro, wirkte dabei irgendwie betroffen und leise belustigt zugleich. “Aber nur bei den Menschen. Unter meinesgleichen funktioniert es nicht immer.“ Anastasia zog eine Augenbraue hoch und schwieg einige Augenblicke, wog das ab, was sie im Moment besaß. Was blieb ihr, wenn sie nach Hause zurück kehrte? Nichts, niemand würde sie vermissen, wenn sie ohne ein Wort des Abschieds verschwand. “Ich komme mit dir“, setzte Asta an, während sie eine Hand hob, ihre Finger glitten suchend über sein Gesicht bis sie seine Lippen gefunden hatten. “aber ich will, dass du nie wieder, hörst du, nie wieder, in meinen Gedanken liest, wie in einem Buch!“

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- Düfte sind wie die Seele der Blumen, man kann sie fühlen, selbst im Reich der Schatten. -
Joseph Joubert
Ein leichter Schmerz durchzuckte den Körper der jungen Frau. Nicht mehr, als ein Stich an den Dornen einer Rose, der sie unwillkürlich zusammenfahren und leise aufseufzen ließ, als der Schmerz einer prickelnde Erregung platz machte, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete, einer wohligen Wärme gleich. Dieser Aufruhr der Gefühle und des Organismus ging einher mit einer kaum zu beschreibenden Schwäche, einer bleiernen Müdigkeit. Anastasia fand nicht einmal mehr die Kraft den Kopf zu heben, der ihr auf die Schulter gefallen war und sich mit einem mal anfühlte, als würde er mehrer Tonnen wiegen. Angst und Zweifel begannen in ihr hoch zu kriechen und ihren Hals eng zu schnüren. Als schien Alejandro dies zu spüren strich er ihr zärtlich und beruhigend über das Gesicht, durch die Haare. Sie wollte den Mund öffnen, ihn fragen, was das alles zu bedeuten hatte, die Worte jedoch blieben im Hals stecken, wurden von der Schwere verschluckt, die den ganzen Körper zu einem leblosen Sack Mehl machte und nicht zu letzt von dem Finger, den Alejandro auf ihre Lippen legte, um Schweigen zu bedeuten.

Asta spürte, wie seine Finger die Konturen ihres Gesichtes nachfuhren. Sein warmer Atem auf dem Gesicht, wie sich die feinen Härchen auf ihrer Haut bewegten und das Gefühl der Erregung noch verstärkte, eine Gänsehaut den Rücken hinunterlaufen und sie erneut leise aufseufzen ließ. Das plötzliche Fehlen der Berührung ließ ihr Herz stocken, nur um nach wenigen Atemzügen umso schneller weiter zu schlagen, als eine klebrige, süß schmeckende, warme Flüssigkeit das Gesicht benetzte und in ihren Mund rieselte. Die Nässe lief ihren Hals hinunter, weckte etwas, das tief in ihr geschlummert hatten.

Denn fast zur gleichen Zeit, wie das Blut die Kehle hinunter rann und ihr Innerstes erreichte, explodierte Schmerz in Anastasias Brust, der die jungen Frau die Augen aufreißen und überrascht nach Luft schnappen ließ, wie ein Fisch auf dem Trocknen. Es war, als würde jemand ihren Leib mit einem glühenden Messer durchbohren und ihr Herz dabei unbarmherzig verbrennen. Sie keuchte schmerzerfüllt auf. Nur unbewusst nahm Asta wahr, wie Arme sich um sie schlossen, sie festgehalten wurde, während sich der Körper vor Qual krümmte und bog, bis er nur noch ein einziger glühender Bogen Pein war. Ihre Hand krallte sich Halt suchend in den Arm des Anderen, dass die Knöchel der Finger weiß hervortraten. Alejandro sagte etwas. Anastasia spürte es an seinem Atem, der über ihre Haut strich und sie schnitt, wie ein scharfes Messer, dass durch das Fleisch des Körpers gezogen wurde und die junge Frau erneut vor Leid keuchen ließ, doch sie war nicht fähig seine Worte mit ihrem Verstand zu greifen. Die Silben entglitten ihr, wie Sand durch die Finger rann, ehe sie süße und erlösende Stille umfing, so plötzlich, wie ein Pfeil von der Sehne des Bogens schnellte.


Ein Laut trieb durch das Dunkel der Bewusstlosigkeit. Nur äußerst widerwillig drang ihr Geist hindurch, in die Welt des Jetzt. Sie lag auf etwas weichem und das Geräusch, das sich zu einem unnatürlich lautem Crescendo steigerte, sich aufsummierte und um ein Vielfaches zurückgeworfen wurde, war das Ticken einer Uhr im Raum. Der Kopf schmerzte erbärmlich. Jeder ihrer Nerven und Muskeln schien um ein vielfaches gespannt, wie die Saiten einer Gitarre, ließen sie die Eindrücke um das doppelte spüren und mit jedem Herzschlag Wellen des Schmerzes durch den Körper pulsieren.

Asta presste stöhnend die Hände auf die Ohren, als ein Knall wie ein Gewehrschuss durch das Zimmer hallte und in ihrem Kopf eine Lawine des Leids auslöste. Die Standuhr schlug die zweiundzwanzigste Stunde. Der jungen Frau entschlüpfte ein leises Wimmern, sie fürchtete ihr Kopf würde zerspringen, wie eine Porzellanvase, die man auf den Boden warf und was übrig bliebe, wären Scherben, Splitter ihres Verstandes und mit ihnen der Wahnsinn. Wie durch eine Decke, in der sie der Lärm hüllte, hörte sie dumpf, wie sich ein heiserer Schrei in das Schlagen der Standuhr mischte. Der Aufschrei eines Vogels?

Endlich, ach endlich, nach einer scheinbar endlosen Zeit verlosch das Schlagen der Uhr, was blieb war ein Echo und ein lautes Pochen. Etwas berührte sie. Vorsichtig, behutsam wurde ihr das Haar aus der Stirn gestrichen, eine Berührung die Anastasia wie ein Schlag in den Magen zusammen zucken ließ. Sie rollte sich zusammen, wünschte sich fort, in eine Welt der Stille. Über das Rauschen des Blutes und des Ticken Uhr hinweg, hörte Asta, wie die vertraute Stimme Alejandros etwas sagte, die Silben klangen dumpf, schienen von weiter Ferne zu kommen, doch sie verstand jedes Wort was er sagte, trotzdem fehlte die Kraft, um eine Antwort zu geben. So schloss sie ihre Augen und fiel vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf, in den sie die Worte des Vampirs begleiteten: “Ich wandre schon seit lange, hab lang gehofft, vertraut, doch ach, noch nirgends hab ich die blaue Blum geschaut.“


Irgendwann endete jeder Schlaf und mit ihm der Traum. Das Erwachen, was unweigerlich darauf folgte, konnte einen schier erschlagen oder sanft liebkosen, es lag in den Händen des Erwachenden, was er daraus formte. Anastasias Erwachen glich in den ersten Atemzügen eher einem Albtraum und ihr Gang dem eines Neugeboren, das an der Hand eines Erwachsenen seine Welt erst noch entdecken und erfahren musste.

Sie lernte, dass von nun an die Nacht ihr Tag war, den Umgang mit ihren neuen Fähigkeiten und der Welt die mit ihren Reizen auf sie einstürmte. Asta begann ihre Umwelt zu ertasten, musste das ‚Sehen’ neu erlernen, denn ihre Sinne waren noch feiner, sensibler geworden, was die Zeit nicht wirklich vereinfachte. Gerüche ließen die Vampiress taumeln, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Laute Geräusche oder Worte erzeugten ein schmerzhaftes Echo, gaben ihr das Gefühl, dass grelle Blitze vor ihren Augen explodierten, ließen sie erzittern und wie ein Reh im Licht der Scheinwerfer erstarren. Asta begann vor Berührungen zurückzuschrecken, sie waren Seide auf ihrer Haut oder Hiebe, die ihr in der Seele wehtaten. Doch am Seltsamsten war wohl der Geschmack des roten Safts des Lebens und seinem fremden, kupferne Bouquet, wenn es ihre Kehle hinunter rann, wie ein guter Wein und eine schwere Süße auf ihrer Zunge zurück ließ.

Es wollte ihr als Frischling nicht so recht gelingen, das Arrangement mit ihren neuen Fähigkeiten. Obgleich sie schnell lernte, glich ihr Dasein in dieser Zeit einem Tanz auf dem Seil, denn jeder Schmerz, den sie erlitt, war ein Tropfen, der den Stein aushöhlte und sie näher an den Rand des Abgrunds trieb, an dem sie entlang balancierte. Mehr als nur einmal geriet sie ins stolpern, strauchelte und fing sich. Ihre Versuche unter Alejandros Führung, sich lautlos fortzubewegen und einen Menschen zu beißen um an das zu kommen was sie von nun an benötigte, glichen eher einem Elefanten Porzellanlanden, als einem eleganten Langstreckenläufer. Eine leise Stimme war dort, tief in ihrem Inneren, nicht mehr, als ein schwaches Wispern, das den Vampir an ihrer Seite anklagend fragte, ob das die Welt sei, die viel besser sein sollte und von welcher Alejandro gesprochen, sie in so schillernden und bunten Farben geschildert hatte. Es war die Stimme der Enttäuschung, der Samen der Unzufriedenheit, der ein rechtes Fleckchen furchtbare Erde suchte, um zu keimen.

Zuflucht vor dem was Anastasia bedrängte bot ihr das Spiel auf dem Klavier, ließ sie ihre Gefühle vergessen und Gedanken nichtig werden, nicht denken, nicht fühlen. Alle Konzentration dahin schmelzen lassen, sich einfach in den Tönen des Flügels verlieren, die Welt vergessen. Zuhörer wurden nichtig in ihrem Spiel aus Noten und Klängen, die schon die sanftesten Berührungen der Tasten hervorlockten. Und manchmal da geschah etwas Merkwürdiges. Sie bemerkte es nicht. Erst, wenn der letzte Ton verklungen war und sie wieder in das Jetzt eintauchte, merkte sie, dass etwas mit ihren Zuhören geschehen war. Gefühle die sie in sich trug, ganz tief in ihrem Inneren und niemanden sonst zeigte, spiegelten sich auf ihnen wieder.

Das Zeugen bei ihrem Klavierspiel weinten war nichts Besonderes für die Blinde, spielte sie doch immerhin schon seit frühster Kindheit und das nicht mal schlecht. Das sie plötzlich wütend um sich schlugen oder verzweifelt in der Ecke saßen, vollkommen apathisch erschreckte Anastasia und sie nahm sich jedes Mal von neuem vor, nicht mehr vor Zuhören zu spielen. Ihr Spiel schien die Besucher regelrecht anzulocken, wie der Honig der Bienen.

Alejandro mühte sich redlich, ein guter und treuer Begleiter, Führer und Lehrmeister zu sein. Doch erkannte er bald, dass das Entlein, das er zu einem jungen Schwan gemacht hatte, erst noch lernen musste, wie es fliegen konnte und das wollte es scheinbar ohne seine Hilfe tun. So sah er schweren Herzens zu, wie sie sich zurückzog, die Nächte damit zu brachte, durch die Gegend zu streifen, Ruhe zu suchen, in einer Welt, die in ihrer Entwicklung einfach nicht stillstand, um einen blinden Vampir aufzunehmen und versuchte ihr so viele Freiheiten zu lassen, wie es möglich war. Doch konnte er nicht verhindern, dass Enttäuschung über die grobe Zurückweisung und Eifersucht an ihm zu nagen begannen.


Es war wieder so eine sternenklare Nacht, in der sie alleine durch die belebten Straßen der Stadt strich, wie eine herrenlose Katze, auf der Suche nach sich selbst, Ruhe und dem Schweigen der leisen Stimme, tief in ihrem Inneren. Angst hatte sie keine. Sie wusste um die Gefahr, die von den Jägern ausging, die Jagd auf Kinder der Nacht machten. Doch begriff Asta erst, wie schutzlos sie ohne Hilfe und unerfahren im Umgang mit ihren verbesserten Fähigkeiten und dem Puls des Lebens war, als sie sie am dringendsten benötigte.

“Hey, Baby.“ Eine Stimme kalt wie Glas, triefend vor Spott und Hohn, schnitt wie ein Messer in ihr Fleisch. Anastasia reagierte nicht, ging weiter. Was interessierte sie das Geschwätz eines Anderen, der nach seiner Freundin rief? Schritte, die ihr folgten. Nichts Ungewöhnliches auf einer offenen Straße, jedoch eher selten in einer leeren Gasse, wo zu beiden Seiten Häuser dicht an dicht standen. Und doch war da die leise Stimme, die zur Vorsicht mahnte, ihre Nerven wie Saiten eines Musikinstrumentes zum klingen brachte und der unbewusste Reflex, der ihren Griff um den Stock verstärkte, bis die Knöchel weiß hervortraten. Das schabende Geräusch mit dem Metall über Metall fuhr ließ sie zusammenzucken. Schritte nun auch von vorne, jemand kam ihr entgegen. Ihr Herz machte in ihrer Brust einen Sprung und schlug dann doppelt so schnell weiter. Sie musste sich nun zwingen, einen Fuß vor den Anderen zu setzen. So zu tun, als wäre nichts geschehen, ihren Stock weiter über den Asphalt gleiten zu lassen, obgleich alle Sinne alarmiert und die leise Stimme schon mittlerweile ein lauter Schrei war, der ihr bedeutete: Lauf, lauf so schnell dich deine Beine tragen!

“Weißt du, es gilt als unhöflich, wenn-“ Die Worte ließen sie zusammenfahren, wie nach einem Schlag. In Astas Ohren begann es zu rauschen, ein ganzer Gebirgsfluss schien sich in die Tiefen des Körpers zu ergießen, um sich in ihrem Bauch zu sammeln und ließ das Herz wie einen gefangenen Vogel gegen ihre Rippen schlagen. Panik begann sich in ihr auszubreiten, gegen die sie nun nicht mehr anzukämpfen vermochte. Sie wollte rennen und das tat sie nun auch. In der einen Hand ihren Stock, ein hektisches, schleifendes Geräusch von Holz, das über den Asphalt glitt, die Andere ausgestreckt, tastend nach irgendwelchen Hindernissen. Etwas strich um ihre Beine. Anastasia zuckte zusammen, geriet ins Stolpern und taumelte vorwärts, irgendwie. Prallte gegen etwas, das scheppernd zu Boden ging, doch sie rannte einfach weiter.

Die leere Gasse öffnete sich, wie ein Ungeheuer das seine Beute ausspuckte und entließ die junge Vampiress. Asta tastete sich vorwärts. Wohin sollte sie sich wenden? Woher war sie gekommen? Sie hatte die Orientierung verloren. Doch ihr blieb keine Zeit lange darüber nachzudenken, denn noch immer beherrschte sie nur ein Gedanke, Flucht. Es war der innerste Drang eines jeden Tieres, dem die Verängstigte folge leistete und so rannte sie weiter, obgleich das, vor dem sie davon rannte, schon längst in jener dunklen Straße hinter ihr zurück geblieben war. Trotz der fortgeschrittenen Stunde waren viele Menschen unterwegs, gingen eilig ihrem Ziel entgegen, lachten, redeten, scherzten, freuten sich auf einen schönen Abend, eine noch schönere Nacht. Anastasia schwamm gegen ihren Strom an, wie die Lachse auf ihrer Wanderung, spürte die Stöße und wüsten Beschimpfungen der Anderen kaum, wenn sie ihnen auf die Füße trat. Der Weg, wohin er auch immer führen mochte, schien immer länger zu werden, kein Ende zu nehmen. Asta suchte das, was ihr früher so verhasst war und das sie stets abgelehnt hatte. Irgendjemanden, der ihr beistand, sagte, dass es keinen Grund gab Angst zu haben und dass alles nicht so schlimm war, wie die Instinkte ihr glauben machen wollten. Sie fühlte sich wieder klein, alleine gelassen und hilflos.

Anastasia war viel zu beschäftigt mit sich selbst und ihrer Angst, als dass sie auf den Gehweg geachtet hätte, der just an dieser Stelle mit einer hohen Kante an der Straße und einen unsanften Sturz auf das Kopfsteinpflaster endete. Der nun einsetzende Lärm ließ sie erstarren, schnitt in Kopf und Seele wie ein Messer. Bremsen quietschten. Autos hupten. Rufe wurden laut. Sie solle verschwinden, dorthin, woher sie gekrochen war, ihren Rausch woanders ausschlafen. Aus einem Reflex heraus rollte sie sich zusammen, wie ein kleines Baby, legte schützend ihre Hände um den Kopf und auf die Ohren, die doch nur unzureichend Schutz boten, gegen eine Umwelt, die wie ein Monsun auf sie nieder zu gehen schien, unbarmherzig und unfreundlich.

Eine gefühlte Ewigkeit schien zu vergehen in der sie dort auf der Straße lag, orientierungslos, ein Ärgernis der Anderen, sich klein machend, ganz still, steif, nicht fähig sich zu bewegen. Eine Berührung an ihrer Schulter vorsichtig und zaghaft ließ sie zusammenzucken, wie nach einem Schlag und vor Überraschung leise wimmern. Die Berührung verschwand, zurück blieb ein Echo, tief in ihrem Inneren. “Wollen sie nicht endlich aufstehen?“ fragte eine vorsichtige, sanfte Stimme. Anastasia regte sich nicht. Plötzlich war da etwas weiches, dass sie anstupste, fordernd diesmal, verschwand nicht so schnell, blieb hartnäckig. “Sie werden noch ganz schmutzig und außerdem schläft es sich besser, wenn man das in einem Bett tut.“ Kurzes Schweigen und dann. “Sie haben doch ein Bett oder? Oh Odin, hör doch endlich auf!“ Das Stupsen brach ab, nur um dann wieder einzusetzen, noch fordernder auf der Suche nach etwas, dass es offensichtlich nicht fand. Sie atmete tief ein, nahm nun auch den Duft wahr, der von diesem neugierigen Etwas auszugehen schien, der recht penetrante Geruch nach Hund.

Nur langsam drehte sie den Kopf, auf die Stimme zu, dem neugierigen Stupsen entgegen und schloss gleichzeitig die Augen. “Entschuldigen sie, Odin ist schrecklich neugierig. Hey, hör auf!“ Doch Odin dachte nicht daran, im Gegenteil. Hoch erfreut über seinen Erfolg, dass sich das Etwas dort bewegt hatte, begann er ihr nun durchs Gesicht zu lecken, was seiner Besitzerin ein Geräusch entlockte, das irgendwo zwischen Resignation und Erstaunen lag. Widerstandslos ließ Asta es geschehen, das die lange, stinkende und nasse Zunge kreuz und quer durch ihr Gesicht fuhr. Ein leises Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, das jedoch so flüchtig wie Nebel am Morgen war, als das Lecken plötzlich aufhörte. “Komm, hör auf. Brauchen sie Hilfe beim aufstehen?“

Als Antwort stemmte sich Anastasia schweigend hoch, bis sie auf ihren Knien saß. Nein, sie brauchte keine Hilfe, nicht mehr. Suchend tasteten ihre schlanken Finger auf der Straße nach dem Stock, den sie doch irgendwo verloren haben musste. Nur wo? “Suchen sie etwas?“ Die Frau schien sich in Rage geredet zu haben, denn sie hörte gar nicht mehr auf zu plappern, wie ein nerviger Papagei. “Sie sollten endlich aufstehen, bevor sie sich noch erkälten, das kann doch nicht gesund sein. Außerdem liegen sie mitten im Weg. Was um Himmelswillen suchen sie eigentlich? Naja, wie auch immer, sie haben wirklich Glück gehabt, dass ich hier vorbei gekommen bin. Wer weiß wie lange sie hier noch gelegen hätten, bis man sich um sie gekümmert hätte. Sie können einem ja aber auch wirklich leid tun.“ Das Hupen der Autos rückte wieder in ihr Bewusstsein. Wo war bloß ihr Stock? “Hey, runter von der Straße! Verschiebt den Kaffeeklatsch und seht zu, dass ihr endlich den Weg frei macht.“ schrie jemand. “Ich habe keine Lust die ganze Nacht hierherum zustehen.“ - “Kommen sie.“ murmelte die Fremde, seufzte leise, schien zu beschließen ihren Worten Taten folgen zulassen und griff nach Anastasias Arm. Eine Berührung die die Blinde zusammenzucken ließ. Ohne darüber nachzudenken, aus einem Reflex heraus, griff sie nach dem Handgelenk der Frau.

Viel zu schnell, als dass die Fremde hätte ausweichen können, schlossen sich Anastasias Finger schmerzhaft um das schlanke Gelenk. Erschrocken keuchte diese unter dem plötzlichen Schmerz auf und versuchte ihre Hand zurückzuziehen. “Rühren sie mich nie wieder an.“ sagte Asta mit gesenkter, monotoner Stimme, verstärkte noch einmal den Druck, bis die Frau vor Schmerz leise wimmerte. Etwas in ihr wollte noch fester drücken, bis sie laut schrie, wollte es auskosten, wie ihr Opfer sich unter ihrem Griff wand, um Gnade bettelte und die Schreie in ihren Ohren nachhallten. Dieses Ding sehnte sich danach, die Zähne in die Frau zu schlagen um ihr Blut zu trinken. Das leise knirschen von Knochen ließ die Vampiress den Griff ihrer schlanken Finger lockern. Mit fast so etwas wie Genugtuung nahm sie wahr, wie sich hastige Schritte entfernten. Reue kam in ihr auf und löste die Befriedigung ab, doch sie würde sich nicht entschuldigen. Der Zerknirschung folgte Angst. Furcht vor dem, was sie getan hatte oder zu tun bereit gewesen war.

Ungeduldiges Hupen riss sie aus ihren Gedanken und holte sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Wo war bloß ihr verdammter Stock? “Verdammt holt sie endlich von der Straße!“ - “Was ist los mit dieser Kuh? Das kann doch nicht so schwer sein.“ Die feuchte Nase des Hundes stupste sie wieder an, etwas fiel klappernd zu Boden. Ihre Finger tasteten und fanden endlich was sie suchten, ihren Stock. Erleichtert griff Asta nach dem Stück Holz. “Wird das heute noch was?“ Das leise Winseln des Hundes lenkte ihre Aufmerksamkeit zu ihren Füßen. Behutsam begann sie das Tier zwischen den Ohren zu kraulen und murmelte: “Danke.“.

****

- Erfolg gibt Sicherheit, Sicherheit gibt Erfolg -
Ulrich Schamoni
“Das wäre alles nicht passiert, wenn du ein wenig mehr Zeit darauf verwenden würdest, dich mit deinen Fähigkeiten auseinanderzusetzen, sie zu trainieren, zu schulen und bereit wärst, zu lernen wie du dich verteidigst.“ Wie ein Peitschenhieb hallte die ruhige Stimme des Vampirs durch das Zimmer, während er auf und ab lief. Er war wütend, seine Schritte verrieten ihn. Bedächtig fuhr Anastasia fort, die Blumen in der Vase zu ordnen. Die Worte prallten an ihr ab wie Wasser an einem Stein und trafen auf ein schier endlos tiefes Meer.

Astas Gedanken kehrten zu dem vergangenen Abend zurück, an Hilflosigkeit die sie empfunden hatte, als sie durch die Straßen geirrt war und Freude, die sie verspürte, als sie der Frau Schmerzen zufügte. Erinnerungen an den Wunsch es vor Qual wimmern zu hören und die Gier nach dem Blut ihres Opfers kamen in ihr hoch. Mit ihnen das Gefühl, dass es so richtig war, diese Kreaturen, die sie mit ihrem Mitgefühl überschütteten, leiden zu lassen.

Gedankenverloren strichen ihre schlanken Finger über eine geschlossene Blüte, wanderten den schmalen Stiel entlang, betasteten die Blätter und zuckten kurz zurück, als sie sich an den spitzen Dornen stachen, nahmen aber gleich wieder ihre Wanderung auf, ungestört von dem Tropfen Blut, der ihren Zeigefinger hinunter lief. “Aber stattdessen streifst du durch die Straßen bei Nacht und setzt dich unnötigen Gefahren aus.“ Alejandros Atem strich über ihren Hals. Er war hinter ihr stehen geblieben, setzte seine Wanderung jedoch gleich wieder fort, ungleich unruhiger wie die Finger der Blinden nach der nächste Rose griffen, um sie in die Vase zu arrangieren, ruhig, in sich selbst versunken. “Mischst dich unter die Menschen und machst dich somit zum Freiwild für jeden der auf der Jagd ist, Vampir wie Mensch.“

Anastasia tastete nach dem nächsten Rosenstil. Aljeandros Hand schloss sich um ihre, gebot den rastlosen Fingern Einhalt und zwang sie so, nicht nur innezuhalten sondern auch ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen. “Anastasia, ich mache mir Sorgen um dich. Ich kann es nicht ertragen wie du leidest und dich dabei immer mehr vor mir zurückziehst.“ flüsterte er leise. Sein Griff verstärkte sich und die Dornen der Rose bohrten sich tief in ihre Handflächen. Anastasia zuckte zusammen, versuchte ihre Hand zu befreien und gleichzeitig vor der Nähe des Anderen zu fliehen. Da war es wieder dieses Mitleid. Hastig lockerte er seine Finger und trat einen Schritt zurück. “Ich weiß, du verabscheust es zu kämpfen, aber es wird Zeit.“ Wie Wasser perlte seine ruhige Stimme von den Wänden ab. Und doch war es der Ton, indem der Lehrer seinen Schüler maßregeln würde, als er fortfuhr in seiner unruhigen Wanderung. “Ich habe vor, dich mit einem alten Freund von mir bekannt zu machen. Er wird dich in der Kunst der Selbstverteidigung unterrichten und vielleicht kann er dir mehr beistehen, als ich es kann.“

Die letzten Worte hatte er beinahe nur geflüstert, doch Anastasia hatte ihn sehr wohl verstanden, auf eine Antwort verzichtete sie jedoch. Stattdessen nickte sie nur. Ja, vielleicht wurde es wirklich Zeit, sich mit ihren neuen Fähigkeiten und Kräften auseinanderzusetzen, weiter zu lernen und an dem was sie nun war, zu wachsen. So kam es, dass sie, nur kurz nachdem sie gestorben, wiedergeboren und gelernt hatte zu gehen, zu sehen, zu stehen nun mit etwas konfrontiert wurde, dass ihr beibrachte ihre Sinne auf eine andere Art und Weise einzusetzen und ihr erneut zeigte, dass sie nicht hilflos sein musste.


Ihr Meister lehrte sie die Bedeutung des Stocks als Schlag- und Stoßwaffe und den Umgang mit den Tessen, dem Kampffächer, mit ihm zuzustoßen, durch spezielle Griffe und Hebeltechniken den Feind zu bezwingen und Angriffe zu blocken. Mit Hilfe von Übungen verbesserte er den Gleichgewichtssinn, die Schnelligkeit, ihr Reaktionsvermögen und ihre Sinne und zeigte Anastasia den Raum in ihrem inneren. Viel mehr eine Blase, einem Kokon gleich, in welchen sie eintreten konnte, der sie wie Watte umschloss, sie vor ihrer Umgebung und seinen Einflüssen verbarg. Doch es war nicht so, dass Asta von nun an wie auf Drogen durch ihr Leben laufen sollte, es war viel mehr, dass sie ihre Umgebung betrachtete, wie ein Beobachter, der am Ufer eines großen Flusses stand, jederzeit dazu in der Lage, seine Hand zu heben und zu winken. Und doch war da die dumpfe Gewissheit, irgendwo tief in ihrem Inneren versteckt, dass sie ohne diesen Ort der Ruhe auf dem Ozean des Wahnsinns ertrinken würde, denn die Welt war laut, schnell und nicht bereit sich auf eine feinfühlige Blinde einzulassen. Er brachte ihr bei, anhand von kleinen Geräuschen, Bewegungen die einen Luftzug verursachten, durch Stimmen und Gerüchen den Standort ihres Gegners zu bestimmen und mit fließenden Bewegungen auszuweichen und im selben Zug anzugreifen.

Doch je mehr Anastasia lernte, je mehr sie an dem wuchs, was sie nun war und ihre Selbstständigkeit erforschte, umso mehr wurde ihr bewusst, dass sie Alejandros Nähe nicht mehr ertrug. Sein Mitleid das er ihr mit jeder Geste und jedem Wort entgegenbrachte, die Wandlung vom einstigen Vertrauten zum großen, beschützenden und eifersüchtigen Gefährten, der jähzornig wurde, wenn etwas nicht nach seinem Willen oder sie alleine auf ihre nächtlichen Spaziergänge ging. Alles was er tat schien darauf ausgelegt sie an ihn zu binden. Er behandelte sie wie eine Puppe aus Porzellan, zu zerbrechlich, um zu gehen, um zu atmen, vor allem zu kämpfen und gleichzeitig war sie sein Eigentum, das er nicht bereit war, mit jemanden zu teilen oder auch nur zu missen.


Es war ein Abend in einem Dezember. Anastasia saß auf dem Schemel vor dem Klavier und ließ die Hände sinken. Gedanken und Gefühle hingen zwischen dem letzten Ton und der Wirklichkeit, wie dünne Spinnweben. Der letzte Ton der Melodie schwebte im Raum wie ein Vogel und verklang langsam. Nur langsam tauchte sie wieder in das Hier und Jetzt, folgte dem Klang wie einem roten Faden. Sie hatte nicht bemerkt wie Alejandro hereingekommen und hinter ihr stehen geblieben war. Sein Atem ging schnell, so, als ob er eine längere Strecke gelaufen war. Sie spürte seine Luft, wie sie die Haare auf ihrem Rücken leicht hin und her bewegte.

Schweigend tastete Anastasia nach dem Stock, der neben ihr lag und erhob sich. Alejandros Hände drückten sie zurück, umschlossen ihre schmalen Schultern. Anastasia wollte protestieren, der Vampir kam ihr zuvor. “Wo warst du letzte Nacht? Den ganzen Tag über?“ Seine Stimme klang ruhig, doch lauerte etwas tief in ihr. Es war die Ruhe, wie sie vor einem Sturm aufkam, ehe er laut tosend losbrach. “Wo soll ich gewesen sein?“, erwiderte Anastasia leise. Sein Griff verstärkte sich. Schmerzhaft bohrten sich die Fingernägel in ihren Körper. Ihr war bewusst, dass es nicht viel mehr bedurfte, und Alejandro würde ihre Knochen brechen, so mühelos wie ein Nussknacker eine Nuss. “Ich weiß nicht, was es dich angeht, aber ich war trainieren und bin danach auf der Jagd gewesen.“ Die Blinde spürte wie Wut über seine Behandlung in ihr hoch kroch, jenes Gefühl, dass sie so erfolgreich vergessen hatte. “Du tust mir weh.“, fügte Asta hinzu. “Lass-“

“LÜG MICH NICHT AN!“, schrie der Vampir. Anastasia fand nicht einmal die Luft zum atmen, geschweige denn die Gelegenheit auszuweichen, so schnell wurde ihr schlanker Leib durch die Luft geschleudert, quer durch den Raum und landete mit einem dumpfen Laut an der Wand. Etwas zerbrach. Scherben regneten auf sie herab, schnitten in Kleidung und Haut. Benommenheit ergriff von ihr Besitz, die sich nur mühsam abschütteln lassen wollte. Ehe sie es schaffte wieder auf die Beine zu kommen war Alejandro bei ihr und riss sie wieder unsanft auf die Füße. “Ich habe alles für dich getan! Und was ist der Dank?“ spie der Vampir. “Du verleugnest alles, was ich dir beigebracht habe. Untreues Miststück, nie hätte ich dich zu dem machen sollen was du nun bist.“ Seine Worte riefen Wut in ihr hervor. Hatte sie ihn gebeten, sie zu dem zu machen?

Wieder flog sie durch den Raum, als wäre sie eine Puppe und landete mit dem Rücken auf dem Flügel. Doch diesmal war sie darauf vorbereitet gewesen, behände rollte sie von dem polierten Holz herunter und landete sicher auf den Füßen. “Hätte ich dich doch bloß deinem Verehrer im Park überlassen. Es hätte mir einiges an Mühen erspart.“ Alejandro kam auf sie zu gesprungen, versuchte erneut nach ihr zu greifen, doch sie wich aus, stolperte über den Rand des Teppichs und stützte sich auf dem Hocker ab. Die rechte Hand tastete erneut nach dem Stock. In der Eile berührten ihre Finger die Tasten des Klaviers und mit den Tönen die scharf in ihr Bewusstsein schnitten, wurde ihr bewusst, warum Alejandro so reagierte. Anastasias Klavierspiel musste ihre Wut auf ihn übertragen haben.

Seufzend erwiderte sie: “Die Mühen hast du dir gemacht, dass ist wohl wahr. Du hast mehr in mir gesehen und das bin ich einfach nicht.“. Ihre Hand taste über den Stoff des Hockers und fand schließlich was sie suchte. “Alejandro, hör zu. Meine Musik hat deine Gefühle-“ “Halte deinen Mund, elendes Weibstück, an der ich meine Zeit vergeudet habe, die mich zutiefst in dem verletzt, was ich ihr alles entgegenbrachte. Das Einzige was ich bereue ist, dass ich nicht gleich die Dirne und das undankbare Miststück in dir erkannt habe!“ Wütend versuchte der Vampir erneut nach ihr zu greifen. Anastasia wich aus und rollte über den Boden. Sie sprang auf die Füße, packte den Stock fest mit beiden Händen. “Meine Wut hat sich auf dich übertragen und..“ “Sei ruhig! Du bist nichts weiter als eine Dirne, verkaufst mich mit Deinem Körper für nichts.“ Alejandro lachte rau. “Sieh an, die blinde, unschuldige Anastasia hat doch Zähne. Miststück bleibt Miststück! Du hast mich getäuscht.“ Mit einem wütenden Knurren stürzte er auf sie zu. “Entschuldige.“, murmelte die Blinde während sie auswich und ihren Stock mit großer Kraft gegen den Kopf des Vampirs schlug, der fast augenblicklich bewusstlos zu Boden sank.


“Es tut mir leid.“, murmelte Alejandro zu späterer Stunde. “Ich meine.. war mir nicht bewusst, dass du..“ Anastasia schwieg. Sie hatte nicht vor, die Sache irgendwie zu erklären oder ihm zu helfen. Das Geschehen zeigte doch eindeutig, wie viel sich zwischen ihnen verändert hatte, ihre Wut konnte nur verstärken was schon da gewesen war. “Es wird Zeit.“, murmelte sie in das entstandene Schweigen hinein. “Zeit, dass sich unsere Wege trennen.“ Die Blinde schwieg, tastete nach ihrem Stock. Ihre Fingerspitzen glitten über das glatte Holz. “Das was geschehen ist, zeigt, dass zwischen uns nichts mehr ist. Nichts mehr außer Wut und schlechten Gefühlen. Lass mich gehen Alejandro, ehe unsere Wut sich andere Bahnen bricht.“ Alejandro seufzte leise. Er stand auf, ging einige Schritte. Das Ticken der Uhr war das einzige Geräusch. Die Zeit schien dehnbar, unendlich langsam zu kriechen, wie eine Schnecke. “Ja, vielleicht ist es das Beste.“ stimmte der Vampir zu. ”Ich habe etwas gesucht und nicht gefunden, hatte gehofft. Wo willst du hin? Was willst du-“ Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Die Fürsorge, die man vielleicht einer kleinen Schwester entgegen brachte, wenn sie dabei war das Haus zu verlassen. “Meine Familie, oder zumindest das was ich als Familie erachtete, kennt mich nicht mehr. Ich gehe fort aus der Stadt, irgendwo hin, wo ich von vorne beginnen kann. Frag nicht wohin, ich weiß es nicht. Aber sage mir noch eins, was ist der Preis, für ein Leben, so wie wir es führen?“, flüsterte sie leise. “Ein Leben fern der Sonne und der Schmerz der Unendlichkeit.“ Beim hinausgehen hörte die Vampiress wie er leise flüsterte:"Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut."



_________________
Quellen
„Eine Frau hat Zähne und ihr Biss ist gefährlich.“ – Jamaikanisches Sprichwort

„Die blaue Blume“ - Joseph von Eichendorff

„Ich lobe den Tanz..“ - Aurelius Augustinus (354-430), Bischof u. Kirchenlehrer

"Ich suche die blaue Blume. Ich suche und finde sie nie.
Mir träumt, dass in der Blume Mein gutes Glück mir blüh."
„Die blaue Blume“ - Joseph von Eichendorff

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Re: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon Anastasia » 11.09.2016, 20:44

In welcher Stadt wird Dein Charakter seinen Hauptsitz haben?
Venedic

Copyright Deines Avatars
© by Nyghtfalcon auf Deviantart

Wie hast Du hier her gefunden?
laaaange Geschichte. Es begann einmal mit Sheanda und einem Forenrollenspiel das da hieß: "Wenn Vampire weinen" und einem Schreiberling der sich erst später 'traute' sich in Noctivagus zu bewerben... ^^'

Sonstiges
Meine Ankunft poste ich noch- ^^ Erst noch ein paar Kleinigkeiten klären und wieder in meinen Chara reinkommen. Falls ihr euch wundert, wo der Wolf abgeblieben ist, den hab ich in den 6 Monaten den Ingame Tod sterben lassen...
Auf einen guten Neuanfang (:

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Re: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon aBraXaS » 11.09.2016, 23:49

Info
  • Anastasia hat schon im alten Forum "Noctivagus" die Bewerberphase durchlaufen, daher finden sich hier keine Korrekturen oder dergleichen Anmerkungen & Konversation zu den Bewerberphasen.
Info an Anastasia
  • Ich warte mit dem Verschieben des Charakterbogens bis die Ankunft steht, dann wissen wir, was noch fehlt :) Schön, dass Du wieder hier bist und an Sheanda und "Wenn Vampire weinen" kann ich mich irgendwie erinnern. :D

    Frage am Rande: Finde nur ich, dass die Farbe Deiner Signatur sehr augenkrebslastig ist? Vielleicht ein bisschen ein weniger leuchtendes Blau? Ich meine, es geht grade, wenn Du es lassen magst. Wollte das nur mal eben "am Rande" bemerkt haben :D

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Re: [Ankunft]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon Anastasia » 18.09.2016, 20:34

So, Ankunft erledigt ^^ Sry, dass es etwas bei mir gedauert hat..
Ich hab leider die Vorlage nicht mehr gefunden wie ich das mit den 6 Monaten formatieren soll- Wenn es so nicht passt, dann edierte ich natürlich noch einmal.

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Re: [Ankunft]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon aBraXaS » 18.09.2016, 21:50

Gibt keine eindeutige Vorlage :)
Dankefein :) Ich verschiebe Dich jetzt auch brav und macht gar nichts, wenn das mal bissle dauert, bin ja froh, dassu wieder da bist :)

Edith müsste noch wissen, ob die kodextreue Anhängern eine vom klassischen Kodex ist, weil ich das grade nicht mehr im Kopf habe (muss ich wegen des Verschiebens wissen, weil Du es hier im Profil nicht drinstehen hast). :)

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Re: [Ankunft]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon Anastasia » 18.09.2016, 22:10

das ist eine sehr gute Frage... oO; Ich hab sie bisher unter "kodextreu" geführt- klassisch ist sie nicht.... dann eher richtung "kodextreu/neutral"

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Re: [Ankunft]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon aBraXaS » 18.09.2016, 23:02

Dann verschiebe ich sie zu neutral :)
Aber hatten wir nicht auch liberal kodextreu? Ich kann nachher nachschauen und Dir erst Bescheid geben, bevor Du Dich entscheidest?

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Re: [Ankunft]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon aBraXaS » 18.09.2016, 23:13

Doppelpost, ich hätte noch folgendes anzubieten, grade nachgeschaut:
Bei den klassisch Kodextreuen (die nach dem alten Kodex leben), gibt es die Unterstufen:
"R = radikal gegen Untreue | N = neutral gegen Untreue"
Sprich: Entscheide, ob neutral, oder klassisch kodextreu, aber neutral gegen Untreue - also nicht so versessen darauf, Vergeltung zu üben. Das würde eher passen, oder? :)

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Re: [Venedic|N]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon Anastasia » 19.09.2016, 20:16

aye- Tut es- das täte sogar recht gut passen. (:
Danke für deine Bemühungen.

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Re: [Venedic|N]: Anastasia Lucia Bates

Beitragvon aBraXaS » 19.09.2016, 20:37

Immer wieder gerne, schöne Frau :)

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