[Sunmi|inaktiv]: Tempus fugit

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Lazarus
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[Sunmi|inaktiv]: Tempus fugit

Beitragvon Lazarus » 05.10.2016, 12:14

PP: Ihr Geist im Nebel


Ein halbes Jahr war vergangen. Sehr, sehr ereignisreiche Monate. Lazarus konnte noch immer nicht glauben, dass er Jaana tatsächlich befreit hatte. Gefoltert vom Syndikat in Phoenix hatte er sie aus ihrer Zelle geholt. Das Konsortium hatte zeitgleich eine Großoffensive gegen das Labor gestartet und vielleicht hatte Lazarus nur so mit Jaana entkommen können. Kitty war dagewesen. Sie hatte gekämpft. Für das Konsortium, eine Maschinenpistole in den Händen, als sie sich in einem der vielen Flure plötzlich gegenübergestanden hatten. Er war in diesem Moment so stolz auf sie gewesen! Endlich stand sie mit allem, was sie besaß für das ein, woran sie glaubte. Als sie einander aber in die Augen gesehen hatten, waren da unfassbar viel Schmerz und unbeantwortete Fragen. Es war ein Moment wie in einem Traum gewesen. Lazarus, eine völlig verwirrte Jaana in den Armen haltend, musste Kitty schmerzlich daran erinnert haben, wie er, ohne sie einzuweihen und schwerst verwundet, klammheimlich nach Phoenix aufgebrochen war, um eine andere Frau zu retten. Kitty und er hatten sich in die Augen gesehen und er hatte gewusst, sie war ihm nicht böse. Das wäre zu einfach gewesen. Er hatte sie hintergangen, enttäuscht und verletzt, auch wenn nichts davon seine Absicht gewesen war. Schreie waren laut geworden und Schüsse, die neben Kitty in der Wand eingeschlagen waren. Die Weißblonde hatte mit ihrer Waffe angelegt und war, das Feuer erwidernd, in Richtung der Schüsse geschritten. Hinter ihr war zunächst Gunther, der Security-Chef des Elysium, bewaffnet mit einem Elefantentöter von einem Revolver, in Erscheinung getreten, dann weitere tapfere Kämpfer, die zum Konsortium gehören mussten.

Das war Lazarus Chance gewesen, die völlig wirr sprechende Jaana, die ihn wohl für Einbildung oder eine Vision gehalten hatte, und auch seinen eigenen, geschundenen Leib aus dem Laborkomplex zu retten. Er hatte seinen Schützling auf die Rückbank des Wagens gelegt, den er seinem alten Freund Wesley entwendet hatte, und sie in eine wärmende Decke gehüllt, bevor er zurück nach Venedic gefahren war.

Dort angekommen hatte er sich hilfesuchend an Dante Scirea wenden wollen. Allerdings hatte er weder ihn, noch seine rechte Hand, Rebecca Burnstean vorfinden können. Also hatte er Jaana bei sich, in seinem Anwesen, untergebracht. Hier hatte er über Wochen hinweg versucht, sie zu pflegen, mental zu ihr durchzudringen, doch es hatte nichts geholfen, was er ihr hatte bieten können. Sie gefangen in Psychosen, von denen er nichts verstanden hatte, sehen zu müssen, hatte ihm das Herz zerissen. Und er hatte sich eingestehen müssen, dass er – wie immer – seiner Tochter nicht würde helfen können. Professionelle Unterstützung war von Nöten gewesen!

Wie es Kitty ergangen war, hatte er zunächst nicht gewusst. Sie hatte seine Nummer gehabt und er ihre, beide hatten aber nicht gewagt, den ersten Schritt zu tun, oder waren zu stolz gewesen. Jedenfalls war sie nie zu seinem Anwesen zurückgekehrt, in welchem sie die bereits seit etwa zwei Jahren mit ihm zusammen gewohnt hatte. Dante, der nun endlich wieder telephonisch zu erreichen gewesen war, nach langen Verhandlungen in New York, war mehr als gewillt gewesen, sich um Jaana zu kümmern. Für alle Syndikatsopfer, welche das Konsortium aus dem Labor befreit hatte, hatte er ohnehin damit begonnen, eine Heilanstalt hervorzubringen. Von ihm hatte der Engländer auch erfahren, dass Kitty wohlauf war, im Elysium wohnte und dort auch arbeitete. Lazarus hatte eine Handvoll Dinge zusammengepackt und war im Begriff gewesen, Jaana zu Dante zu fahren, damit sie endlich die Hilfe würde bekommen können, die sie so dringend brauchte. Und natürlich auch, um Kitty zu treffen, sich mit ihr ein weiteres Mal auszusprechen.

Ein lautes Klirren hatte die Stille der Nacht zerrissen und von dem Fenster aus, direkt neben der Haustür, auf welche der Vampir zugesteuert hatte, waren ihm Glassplitter und etwas, von dem Lazarus einen Moment lang gedacht hatte, es sei eine Coca-Cola-Dose, entgegengeflogen. Gerade noch so hatte Lazarus realisiert, dass es eine Brandgranate gewesen war und sich der Länge nach hingeworfen, Jaana dabei schützend. Fauchend war der Sprengsatz explodiert und hatte seine Jacke in Brand gesteckt. Das Kleidungsstück war er losgeworden, hatte sich allerdings den linken Arm nicht unerheblich verbrannt. Unweit von ihnen war eine weitere Brandgranate explodiert und schnell hatte das Feuer damit begonnen, sich auszubreiten.

Von draußen hatte er eine furchtbare Stimme schreien hören. LaCroix! Der bretonische Altvampir hatte ihn gefunden! Er war gekommen, sich an ihm zu rächen. Er hatte Lazarus sogar ein Duell angeboten, und es hatte den Engländer Unmengen an Überwindung gekostet, das Angebot auszuschlagen. Nicht, dass er geglaubt hätte, eine Chance gegen den berüchtigten Syndikatskiller zu haben. Es wäre ihm einzig um die Ehre gegangen. Nichts von alle dem aber hatte in diesem Moment etwas bedeutet, nur Jaanas Wohlbefinden hatte für ihn gezählt!

Mittlerweile hatten die Flammen die gesamte Eingangshalle in loderndes Gelb, Orange und Rot gemalt und die Hitze war schier unerträglich geworden. Zwei weitere Brandsätze hatten Fenster zum Bersten gebracht und waren explodiert. Lazarus hatte Jaana an sich gedrückt und auf die Hintertür des Anwesens zugesteuert. Da war eine wahre Hölle losgebrochen: Nicht nur, dass die Flammen alles versengt, verbrannt, verzehrt hatten, was sich ihnen in den Weg gestellt hatte, nein, jetzt hatte es auch noch Kugeln gehagelt!

Lazarus war seitlich in die Wade getroffen worden und auf die Knie herabgefallen. Das Donnern des Maschinengewehrs, draußen vor seinem Haus, war ohrenbetäubend gewesen. Eine weitere Kugel hatte seine rechte Schulter durchschlagen, und der Vampir war seitlich zu Boden gerissen worden, Jaana dabei fest an sich drückend, ihr beruhigend über den Hinterkopf streichend. Zu keinem Zeitpunkt war ihm bewusst gewesen, wie viel von alle dem seine "Tochter" wirklich mitbekommen hatte. Er hatte versucht, beruhigend auf sie einzureden, während Holzsplitter und Funken auf sie herabgefallen waren, während hunderte von Schüssen über ihre Köpfe hinweggepfiffen waren. Die Luft war voller Qualm, Ascheflocken und Splitterstaub, fein wie Sägemehl gewesen. Lazarus hatte den Geschmack vom Rauch auf den Lippen gehabt, seine eigene Stimme überhaupt nicht mehr gehört.

Endlich eine kurze Verschnaufpause! Lazarus hatte geahnt – und sollte Recht behalten – dass das wummernde Maschinengewehr vor seinem Haus lediglich nachgeladen wurde. Ächzend hatte er sich in einen wackeligen Stand erhoben. Blut war in Strömen aus seinem Bein und seiner Schulter geflossen. Dennoch hatte er die Kraft gefunden, seine Aura komplett zu unterdrücken und sich in den Schattenmantel zu hüllen, um unbemerkt durch die Hintertür und über die dunklen Hügel der Ebony Barrows zu entkommen.

Obwohl er größte Sorge um Jaana gehabt hatte, war er einen Moment lang stehen geblieben, oben auf einem der Hügel, um herabzusehen. Ein Mantel aus Flammen hatte sein Gladsheim umhüllt. Das Anwesen hatte lichterloh gebrannt und war unmöglich zu retten gewesen. Reumütig hatte er an all das zurückgedacht, was er in dem Haus hatte zurücklassen müssen. All die antiken Schätze seines Vaters. Sie würden im Keller zwar sogar mit größter Wahrscheinlichkeit unversehrt bleiben, aber er war sich sicher gewesen, dass LaCroix alles an sich reißen würde, was die Flammen nicht gefressen hatten.

Lazarus würde niemals hierher zurückkehren können, nun da LaCroix diesen Ort gefunden hatte. Dort unten hatte er gestanden, seelenruhig zugesehen, wie das alte Anwesen damit begonnen hatte, in sich zusammenzufallen, während sein hünenhafter, schwarzer Begleiter mit seinem schweren MG das wenige, was vom Gladsheim übrig geblieben war, weiter durchlöcherte. Auch Kittys Schwester, Ella, hatte Lazarus von hier oben ausmachen können. Dies war ebenfalls noch immer ein ungeklärtes Thema, um welches er seine Liebe, Kitty, nicht beneidet hatte.

Er war am Ende seiner Kräfte gewesen, lange bevor er das Elysium erreicht hatte. Die Hälfte des langen Wegs hatte er mit bloßer Willenskraft bewältigt, seinen Körper kaum mehr wahrnehmend. Und dennoch mit der Energie, Jaana zu tragen, ihren Kopf sanft an seiner Brust zu betten und ihr seine freundschaftliche Liebe zu schenken, ihr Versprechen zuzuflüstern, dass alles gut werden würde.

Im Elysium hatte man sich umgehend um Jaana und ihn gekümmert. Seine Wunden waren gesäubert und behandelt worden, seine Wade und der verbrannte, linke Arm einbandagiert, die Schulter und der rechte Arm in einer Schlinge stabilisiert. Vor allem aber war er mit reichlich Blut zum Trinken versorgt worden, um wieder zu Kräften zu kommen. Er war unendlich erschöpft gewesen, doch die Sorge um Jaana hatte ihn wach gehalten.

Dante Scirea hatte Lazarus versichert, dass sich aufopferungsvoll um seine "Tochter" gekümmert werden würde, und ihn endlich beruhigt. Ausschweifend und detailliert hatte er dem Briten erklärt, wie er einen Teil des Sigismund-Freud-Hospitals, der örtlichen psychiatrischen Heilanstalt, speziell für die Syndikatsopfer des Labors hatte einrichten lassen. Die Vorbereitungen waren nahezu abgeschlossen gewesen und wenige Tage später würde Jaana dort endlich die Behandlung erfahren, die sie so dringend brauchte.

Kitty war momentan nicht anwesend und Lazarus war darum froh gewesen. Er hatte nicht gewollt, dass sie ihn so schwer verwundet sehen musste. Nicht schon wieder. Nicht schon wieder durch LaCroix' Hand, die auch sie, Kitty, verletzt hatte, und sich eisern um den Willen ihrer Schwester, Ella, geschlossen hatte. Allerdings hatte Lazarus darum gebeten, dass Kitty ausgerichtet wurde, wie froh er darum war, dass es ihr gut ging.

Einige Tage lang hatte Lazarus sich in den Gästeräumen des Elysium erholt und in dieser Zeit einige Gespräche mit Dante und auch Rebecca geführt. Es hatte ihn mit Stolz erfüllt, wirklich zum engsten Kreis der Konsortiumsspitze in Venedic gezählt zu werden, in alle möglichen Geheimnisse eingeweiht zu werden, auch wenn er niemals vergaß, dass er nicht viel mehr, als ein glorifizierter Fußsoldat war.

Die Schätze, welche sein Vater über Jahrhunderte hinweg angesammelt hatte, waren Lazarus an LaCroix verloren gegangen. Nicht so allerdings das viele, viele Erbgeld, das auf seinem Konto lange nahezu unberührt geschlummert hatte. Er hatte es alles gespendet, ans Konsortium als Ganzes, vor allem aber in die Einrichtung, in welcher Jaana behandelt werden würde. Nur ein paar Hunderttausend Dollar hatte er liquide gemacht, um sich eine kleine Existenz im Verborgenen aufbauen zu können, mit einem kleinen Ladengeschäft und einer geräumigen Eigentumswohnung.

Um nicht wieder so leicht von LaCroix und seinen Schergen gefunden zu werden, hatte er seinen Namen vorrübergehend zu Grayson Kincaid geändert und begonnen, sich als Amerikaner aus der Bostonarea auszugeben. Den Akzent hatte er sehr schnell perfekt raus, wobei ihm sein tadelloses Irisch eine starke Hilfe gewesen war. Seine Wohnung, im ersten und zweiten Stock über seinem Geschäft, lag am Rand des verwinkelten Rotlichtmileus, nahezu unsichtbar, wenn man nicht wusste, wonach man zu suchen hatte. Es lag im Gewirr der Innenstadt, war klein und unauffällig, viel schwerer zu finden, für seine Häscher, als das Anwesen in den 'Barrows, in welchem er zuvor gelebt hatte.

Lazarus, der das Uhrmacherhandwerk im ausgehenden, neunzehnten Jahrhundert von einem französischen Meister, Jean-Baptiste Gallemand, in dessen Pariser Horlogerie erlernt hatte, hatte in einer mehrwöchigen Schaffensperiode gut drei Dutzend Taschen- und Armbanduhren angefertigt, unzählige weitere angekauft, um sie in seinem neuen Laden an den Kunden zu bringen.

Direkt oberhalb des Ladenlokals hatte er zwei Stockwerke bezogen und diese gemütlich aber hochwertig eingerichtet, was man dem Haus von außen kaum zugetraut hätte. Er hatte auf der Frontalseite Fenster, die ihm das geschäftigste Treiben Venedics zeigten. Hier war er am Puls der Stadt, nahe der Innenstadt und des niemals schlafenden Rotlichtmileus. Auf der Rückseite hatte er Sicht auf den Kanal und die dahinter liegenden Wohngebiete. Die unheilvollen Ebony Barrows konnte man von hier aus nicht sehen und darum war er froh. Er besaß auf der Rückseite des Hauses auch einen Balkon, auf welchem man sich von den kühlen Brisen und dem Plätschern des Kanals verwöhnen lassen konnte.


◦●◊●◦



Jetzt, ein halbes Jahr nachdem er Jaana aus den erbarmungslosen Klauen des Syndikats befreit hatte, war er beinahe so weit, seinen Uhrenladen zu eröffnen. Er hatte ein Inserat in der Venedic Post drucken lassen, dass Bewerber um den freien VerkäuferInnenposten jederzeit vorbeikommen durften, und nur zu klingeln brauchten, um von ihm in Empfang genommen zu werden. Er hatte in der Anzeige behauptet, dass er erst nach offiziellem Ladenschluss Bewerber begrüßen würde - also nach 20:00 Uhr. Irgendwie musste er ja rechtfertigen, warum man ihn erst nach Sonnenuntergang zu Gesicht bekam.

Es war recht früh am Abend, die kürzlich Untergegangene Sonne hatte einen Grauschleier mit Pastellrosé auf dem dunklen Wasser des Kanals hinterlassen. Er saß an der Rückseite des Gebäudes auf seinem Balkon im ersten Obergeschoss und ließ sich die leichte Brise des rauschenden Gewässers um die Nase streichen. Durch das schwarzmetallene, gusseiserne Geländer mit den schönen Floralmusterungen sah er eine der altmodischen Gondeln auf dem Kanal treiben. Zwei junge Verliebte tauschten auf dem Wasser geflüsterte Versprechen und kleine Küsschen aus.

Lazarus trug eine dichte, schwarze Stoffhose, dunkelbraune, lederne Anzugschuhe und einen dazu passenden Gürtel. Die Messingschnalle lugte unter seinem schwarzen Longsleeve hervor, das sich eng an ihn schmiegte und seine trainierten Arme und den unlängst kräftiger gewordenen Brustkorb betonte. Die Ärmel hatte er bis unter die Ellbogen hochgekrempelt. Seine dunklen Haare waren am Hinterkopf zusammengefasst und hingen ihm, zur Hälfte offen, zur Hälfte im Zopf, bis zwischen die Schulterblätter. Er saß zurückgelehnt in einem harten Stuhl aus dunklem Holz und Eisen, ein Fachbuch zum Thema Uhren in der linken Hand und ein langstieliges Glas mit kühlem Blut gefüllt in der Rechten.

Gestern hatte er eine Weile lang Angst gehabt, dass er die Klingel neben seiner Ladentür hier draußen nicht würde hören können, dass es vielleicht daran gelegen hatte, dass er keine Bewerberin oder einen Bewerber hatte begrüßen dürfen. Dann aber war eine Lieferung eingetroffen. Eine Kiste voller Kleinteile, Zahnräder, rohe, unbearbeitete Gehäuse, Ziffernblätter und so weiter, und so fort.

Es mochte an der Lage liegen – obwohl diese überaus hübsch anzuschauen war – so nahe am Rotlichtbezirk. Die Bezahlung war extrem gut; während der Durchschnitt für den Verkauf am Tresen bei etwa neun Dollar lag, bot Lazarus mit 17 Dollar beinahe das Doppelte. Vielleicht hatte er einfach Pech gehabt. Es war ja heute auch erst der zweite Tag, seit er die Anzeige aufgegeben hatte. Geduld konnte auch eine seiner Tugenden werden, schätzte er.

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Sunmi
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Re: [Sunmi]: Tempus fugit

Beitragvon Sunmi » 07.10.2016, 13:51

Die Sonne ging gerade unter, die letzten wärmenden Strahlen verschwanden mit ihr. Sunmi hatte die Anzeige der Venedic Post, welche ihr am Nachmittag des gleichen Tages zufällig in die Finger geraten war, ungefähr ein dutzend Mal durchgelesen. Ihr war aufgefallen, dass es die Zeitung vom Vortag war. Somit rechnete sich die junge Studentin keine allzu großen Chancen aus die Stelle zu bekommen. Ihre Augen flogen immer wieder über die gedruckten Worte, auf der Suche nach einem Haken. Denn der angegebene Stundenlohn schien ihr sehr utopisch zu sein. Der Bezirk, in dessen Nähe das Geschäft lag, war nicht unbedingt der Beste und genau dort vermutete Sunmi besagten Haken. Am hellen Tag würde es ihr nicht viel ausmachen, doch nach Sonnenuntergang hielt sich die Asiatin lieber in anderen Teilen der Stadt auf.

Nichts desto trotz nahm sich Sunmi vor, eine kleine Tour auf ihrem Rad dorthin zu machen. Vielleicht hatte sie ja wahnsinniges Glück und die Stelle in dem Uhrenladen war noch zu haben. Zwar kannte sie sich nicht im Geringsten mit Uhren aus, aber möglicherweise war dies gar nicht relevant. Gleich nach dem Abendessen machte sich Sunmi auf den Weg. Ihre langen Haare flatterten im Fahrtwind und das Damenrad schien fast ein wenig zu groß für ihre kleine Statur zu sein. Sunmi genoss das Farbspiel der letzten Sonnenstrahlen am Horizont während sie in die Pedalen trat. Das Licht spiegelte sich im Wasser, das durch die Kanäle floss. Wäre der Job nicht so dringend für Sunmi, hätte sie nun am liebsten Halt gemacht, sich ein schönes Plätzchen zum Niederlassen gesucht und zu zeichnen angefangen. Es lag eine gewisse Melancholie in der Luft, was die junge Asiatin mochte, auch wenn sie ein eher fröhliches Gemüt besaß.

Die Zeit war längst voran geschritten, weit nach zwanzig Uhr, als Sunmi die angegebene Adresse erreichte. Tatsächlich befand sich das besagte Geschäft in dem Gebäude, welches im Dunkeln lag. Kurz zögerte Sunmi. Sollte sie doch falsch gelesen haben, was die Uhrzeit betraf? Vorsichtig lehnte sie das Rad an die Mauer, spähte durch die Fensterfront ins Innere und rüttelte leicht an der verschlossenen Eingangstür. Leise seufzend wollte sie schon wieder den Rückweg antreten, zog aber dann doch noch einmal das zerknitterte Zeitungsstück aus der Hosentasche und las. “Okay ...", murmelnd suchte sie neben der Tür nach einem Klingelknopf, welcher sich rasch finden ließ. “Okay ...", wiederholte sie noch einmal etwas lauter und presste dann ihren Finger auf den kühlen Knopf. Maximal eine Sekunde hielt ihr rechter Zeigefinger die Klingel gedrückt, da sich Sunmi nun wieder etwas unsicher war. Es konnte schließlich gut möglich sein, dass der Job längst vergeben war und nun störte sie möglicherweise die Person, welche das Inserat aufgegeben hatte, beim Abendessen. “Hmmm.". Unsicher lehnte sie an der Tür, strich sich das lange Haar hinters Ohr, zupfte kurz an ihrer hellblauen Bluse, welche vorn am Bauch verknotet war und stopfte das Zeitungspapier wieder zurück in ihre Gesäßtasche der engen Jeans. Sunmi war gespannt wer ihr öffnen würde. Würde überhaupt jemand öffnen? Sicherlich handelte es sich um einen älteren Herrn. Ja, in ihrer Vorstellung musste ein netter, alter Opa der Besitzer des Ladens sein.

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Re: [Sunmi]: Tempus fugit

Beitragvon Lazarus » 07.10.2016, 17:53

Es hatte tatsächlich geläutet! Ein altmodisches, volltönendes Ding-Dong hatte seine Wohnung erfüllt und war gut hörbar bis auf den Balkon gewandert. Schnell erhob Lazarus sich. Er merkte sich die Seitenzahl und klemmte sich das Buch unter den Arm, mit welchem er das Rotweinglas hielt. Ein tiefes, nasales Einatmen schenkte ihm eine Brise, die beinahe Seeluft war. Er betrat das zweite Obergeschoss durch den Balkon, schloss die Glastüre hinter sich und eilte die Wendeltreppe hinab ins Erdgeschoss. Im Ladengeschäft angekommen knipste er den elektrischen Kronleuchter an, der sofort eine wohligwarme Atmosphäre schuf, die gelb und golden schien.

Die alten Dielen knarzten ein klein wenig unter seinem Gewicht. Er war schwerer geworden, merkte der Londoner in diesem Moment, wusste aber, dass es Muskelmasse war, die er durch rigoroses Training hinzugewonnen hatte. Er war nach wie vor schlank im Aussehen, nicht bullig, nicht aufgepumpt. Aber definitiv kraftvoll und sportlich. Seine lockere, legere Gangart störte das durchtrainierte Abbild ein ganz klein wenig; auch wenn er sich sehr pantherhaft bewegen konnte, setzte er meist ein Bein wiegend vor das andere, sich selten um Eile bemühend.

Im Moment zeigte er zumindest einen höflichen Ansatz der Eile, wie er auf die blassrote, teils gläserne Tür zuschritt, vor der sich eine ansprechend weibliche Silhouette eingefunden hatte. Wie er den Verkaufstresen passierte, stellte er das Glas Blut und das Buch sachte auf dem schön polierten, rötlichen Mahagoni ab. Drei weitere Schritte, sein Becken schwang sich beinahe tänzelnd vorbei an einer der vielen Vitrinen, und er stand an der Tür. Mit einem raschen Blick, der keine Sekunde hielt, blickte er der jungen, asiatisch aussehnden Frau in ihr hübsches Gesicht und lächelte ganz leicht. Er drückte die Klinke herunter und - die Tür war abgeschlossen!

Mit zusammengezogenen Brauen klopfte er seine Hosentaschen ab, sah aber sogleich wieder mit entschuldigendem Blick auf. Die Dame nicht durch das Glasfenster der Tür hinweg mit lauter Stimme ansprechen wollend, hob er entschuldigend die Hand und versuchte ihr mit einer wirren Geste zu bedeuten, sie solle sich einen Moment gedulden. Seine Rechte machte in der Luft eine aufschließende Geste und deutete daraufhin irgendwo hinter die Theke, welche die junge Frau von dort, wo sie stand, nicht würde sehen können.

Diesmal beeilte er sich tatsächlich, diesen peinlichen Fauxpas so schnell wie möglich hinter sich und, vor allem, seinen Gast zu bringen. Im Eilschritt verschwand er aus ihrem Sichtfeld und war nach keinen zehn Sekunden wieder vor ihr, ein Schlüsselbund in der Hand und ihr zunickend. Immerhin sofort nach dem passenden Schließwerkzeug greifend, öffnete er nun endlich die Tür. "Ich bitte vielmals um Verzeihung!", zeigte er wieder ein entschuldigendes Lächeln. "Bitte, kommen Sie doch herein", winkte er sie zu sich hin, trat ihr aber aus dem Weg und hielt ihr die Türe auf. War sie an ihm vorübergegangen, würde er die Tür hinter ihr sanft ins Schloss drücken, aber gewiss nicht hinter ihr abschließen. Sie sollte immerhin nicht das Gefühl bekommen, in eine Falle getappt zu sein.

"Ich gehe recht in der Annahme, dass Sie heute Abend wegen des Verkaufsjobs hierhergefunden haben?", fragte er mit seiner tiefen, eindringlichen Stimme, die im Moment seine Herkunft verschleierte, indem er mit einem absolut authentisch wirkenden Bostoner Akzent sprach, mit einer Prise Irisch, als wäre er erster Generation in die USA gezogen. Letzteres entsprach sogar der Wahrheit. Bloß war England seine Heimat, nicht Irland. Es war Tarnung, denn er wusste, dass es noch lange nicht an der Zeit war, seinen echten Namen zu verwenden. Nicht so lange er - LaCroix, das Monstrum - dort draußen herumspukte und auf Rache sinnte. Darum trug Lazarus im Moment auch den Decknamen Grayson Kincaid.

Nichts an der schlanken Frau, die vor ihm stand, roch nach Syndikat. Dennoch wusste sein Körper zu jedem Zeitpunkt eine Kampfhaltung einzunehmen, falls notwendig. Er war gänzlich unbewaffnet, aber sein Leib selbst war eine Waffe, wenn es nicht anders ging. Aber diese zierliche Asiatin? Sie würde das bestimmt niemals erfahren müssen. Ihr Gesicht war bezaubernd exotisch, umgeben von seidig-dunklen Wellen, mit tollen, ausdrucksstarken Augen. Ihr kleiner Körper, welchen er mit mehr als einem Kopf überragte, war schmal gerahmt, verfügte aber über hübsche, weibliche Rundungen, welche sein Blick - vielleicht gerade eben merklich - überflog, aber bestimmt nicht unhöflich wirkend festhielt. Die Frau wusste, was ihr stand, mit ihrer hellen, ungezwungen getragenen Bluse und den figurumschmeichelnden Jeanshosen. Ihr sanft spitz zulaufendes Gesicht empfand er als beinahe püppchenhaft, mit einem hellen Teint, der ihm gleich zusagte und hübschen, herzförmigen Lippen. Nein, sie war ein ganz sicher liebliches Wesen, keine Vampiress, die auf ihn angesetzt worden war! Sie würde ihm nicht gefährlich werden und er ihr ebenso wenig, davon war er überzeugt.

"Ich hoffe Sie haben gut hergefunden, Miss ...?", fragte er sie - nonchalant auch nach ihrem Namen - wobei seine Augen in sanftem, vollfarbenem Blau schwammen und nicht kalt waren. "Bitte, setzen Sie sich doch", bot er ihr an und verwies mit der Hand auf die Wartebank, die sonst für Kunden gedacht war. "Kann ich Ihnen irgendetwas Gutes tun?", überhäufte er die junge Dame mit weiteren Fragen. Er war ein klein wenig nervös, ohne es selbst zu merken und an seiner unverrückbar sonoren Stimme konnte man das bestimmt nicht festmachen. Er hatte sich sofort bei dem Gedanken erwischt, wie wohl sich Kunden im Angesicht einer so hübschen, jungen Thekenkraft fühlen würden. "Ein Kaffee vielleicht? Oder ein Espresso? Oder einen Tee, falls es Ihnen dafür zu spät ist. Wasser gibt es selbstverständlich auch." Seine vollen hellen Lippen fanden zwischen Schmunzeln und leisem Lächeln zueinander. Er lehnte sich mit dem Steiß und überschlagenen Beinen rücklings gegen den Mahagonitresen und ließ die Arme locker neben seinem Rumpf hängen, wartend, ob er ihr etwas bringen solle, ehe er sich ebenfalls setzen würde.

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Re: [Sunmi]: Tempus fugit

Beitragvon Sunmi » 10.10.2016, 16:39

Sunmi wartete geduldig ob sich im Innern des Geschäfts etwas regte. Da sie mit einem älteren Herrn rechnete, konnte es nämlich eine Weile dauern, bis man ihr öffnete. Dennoch schlug ihr Herz ein paar Takte schneller. Schließlich hatte sie sich bisher immer nur während der regulären Öffnungszeiten irgendwo vorgestellt. Sie war kurz davor wieder aufs Rad zu steigen, konnte dann aber knarzende Geräusche wahrnehmen. Aufmerksam versuchte die Asiatin einen Blick in den Laden zu erhaschen und erschrak dabei ein wenig, als eine große schattenhafte Gestalt auf sie zukam. Gleich darauf entspannten sich Sunmis Gesichtszüge aber wieder, denn nun lächelte man sie durch die Glasscheibe an und sicher würde sich jetzt auch die Tür öffnen. Doch nichts dergleichen geschah. Verwirrt sah sie den hünenhaften Mann mit ihren großen Augen an. Dieser schien seinen Schlüssel vergessen zu haben, zumindest versuchte Sunmi das aus seinen Gesten zu deuten. Peinlich berührt schmunzelte das junge Mädchen über den Besitzer des Ladens. Für diesen Moment hatte sie ihre Nervosität fast völlig abgelegt. Ihre Lippen formten stumm das Wort „Okay“, während sie weiterhin vor der Tür geduldig abwartete.

Noch einmal zupfte Sunmi ihre Bluse zurecht, als ihr im nächsten Augenblick geöffnet wurde. Wow, der Mann war alles andere als ein alter Opa. Er war riesig. Ihm gegenüber kam sich Sunmi vor wie ein Hobbit und er wirkte keineswegs alt, sondern eher wie ein jung gebliebener Erwachsener “Das macht doch nichts.“, es war ihr ein klein wenig unangenehm, dass der Mann sie nun auch noch um Verzeihung bat. Lächelnd folgte sie seiner Aufforderung, an ihm vorbei, in den Laden zu treten. Etwas mulmig war ihr zumute, was aber einfach nur an seiner Größe und an der kräftigen Erscheinung lag. Hier drinnen im Licht konnte Sunmi seine gesamte Gestalt betrachten. Sein Stil gefiel dem Mädchen. Er wirkte in seiner ganzen Art sehr männlich auf sie und irgendwie hätte Sunmi ihn rein optisch eher einem Waffengeschäft zugeordnet. Kampfwaffen, keine Schusswaffen. Fast unmerklich ließ sie deswegen kurz ihren Blick durchs Geschäft schweifen, sich vergewissernd, dass sie sich auch tatsächlich in einem Uhrenladen befanden.

Noch immer war die junge Asiatin mit seinem Äußeren beschäftigt, versuchte sich das aber nicht allzu deutlich anmerken zu lassen, als seine tiefe Stimme ihren Blick wieder zurück in sein Gesicht lenkte. “Ähm, ja ...“, ihr Mund verzog sich zu einem strahlenden Lächeln, welches ihre hübschen Zähne zum Vorschein brachte. Wenn er schon so fragte, war der Job sicher noch zu haben. Ihre Hand zerrte ein weiteres Mal den Zeitungsfetzen aus der Jeans hervor, um ihrer, eher spartanischen Antwort, Nachdruck zu verleihen. “Bitte, ich brauche ihn unbedingt.“, beinahe flehend blickte sie ihm ins Gesicht und wieder weiteten sich ihre Pupillen so sehr, dass man meinen konnte, ihre Augen seien pechschwarz. Sunmi hoffte, er würde ihr keine Fangfragen bezüglich ihrer Kenntnisse stellen. Mit Uhren hatte sie schließlich noch nie näher zu tun gehabt, außer sie am Handgelenk zu tragen und die Tageszeit damit zu bestimmen.

Ihre Sorge darüber warf sie sogleich wieder über Bord, als sein warmer Blick auf ihr ruhte. Man konnte es nicht anders sagen, Sunmi war geradezu fasziniert von der Farbe seiner Iriden, welche dem tiefen Ozean glich. “Kim-Sunmi … Sie können mich einfach Sunmi nennen, meine Freunde rufen mich Sun oder Mi ...“, antwortete sie, einfach drauf los plappernd. Dann forderte er sie auf, auf einer Bank Platz zu nehmen. Gehorsam huschte Sunmi an ihm vorbei und setzte sich aufrecht hin, sprang aber sogleich wieder auf, als er die nächste Frage stellte. Noch ehe sie überhaupt über eine Antwort nachdenken konnte, bot er ihr auch schon diverse Getränke an. Das Mädchen lachte belustigt auf. Es war ein helles, klares Lachen. Noch vor einigen Minuten war sie die Nervöse gewesen, doch jetzt wirkte der Mann mindestens genauso unsicher auf sie. “Tee. Also, wenn es nicht zu viel Mühe macht ...“, lächelnd nahm sie wieder auf der Bank Platz und ließ ihre Hände in den Schoß sinken. Sie schaute kurz rüber zum Tresen, wo ein Glas stand und fast hätte sie gesagt, dass sie das Gleiche wie er wollte, um ihm keine Umstände zu machen. Allerdings war ihr klar, dass das blutrote Getränk sicher etwas Alkoholisches war, weshalb sie dann doch lieber schwieg. “Sie kommen nicht von hier oder? Also, ihr Akzent …“, es war nicht ihre Absicht, unhöflich sein, vielleicht lebte er ja auch schon längere Zeit hier in Venedic. “Ich bin aus Korea.“, fügte Sunmi deshalb entschuldigend hinzu, strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht und wartete still ab.

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Re: [Sunmi]: Tempus fugit

Beitragvon Lazarus » 18.10.2016, 12:43

Die junge Asiatin bewies Geduld und ein sehr verzeihendes Wesen. "Das macht doch nichts", hatte sie gesagt. Und die Art, wie sie das gesagt hatte, hatte sogar von einem gewissen Unmut gezeugt. Das glaubte er zumindest heraus gehört zu haben. Sie schien niemand, bei dem man sich andauernd entschuldigen musste - vor allem nicht für ein wenig Schusseligkeit. Das gefiel dem betagten Engländer schon auf Anhieb sehr gut! Auch, dass sie seinen kleinen Uhrenladen mit einem Lächeln betrat, notierte er gedanklich als positiv. Es war für ihn extrem befremdlich, jemanden auf diese Art und Weise geistig zu beurteilen, aber er hatte seinen Kunden gegenüber nun einmal eine Verantwortung. Und ihm war sehr wichtig, dass diese sich zu jedem Zeitpunkt in seinem Geschäft würden wohlfühlen können.

Ihr Blick tastete ihn unauffällig und unaufdringlich ab, so wie er es ihr gleichgetan hatte. Man "beschnupperte" einander eben, wenn man sich zum ersten Mal traf, dachte Lazarus, das hatte man mit Tieren gemeinsam, mochte man auch noch so vermeintlich zivilisiert sein. Er hoffte nur, dass er der zarten, jungen Frau nicht unangenehm war. Seine eigene Wirkung auf andere einzuschätzen, darin war er nicht gerade der Beste. Das war er nie gewesen. In den letzten paar Jahren hatte er allerdings definitiv dazugelernt. Kitty und Jaana hatten ihm dabei passiv geholfen, obgleich Letztere das Schlimmste in ihm zu Tage gebracht hatte. Dennoch war es gut so gewesen. Sie hatte ihm den Spiegel vorgehalten und es hatte viele Momente gegeben, in welchen er sich in diesem kaum wiedererkannt hatte. Das hatte ihn zum Positiven verändert.

Die schmale Asiatin bejahte unterdessen, dass sie wegen des Jobs hier war. Sie zeigte ein strahlendes, unheimlich attraktives Lächeln. Lazarus empfand es als dermaßen mitreißend, dass er ebenfalls lächelte, wenn auch etwas schmaler, keine Zähne zeigend. Würde sie auch jeden Kunden mit einem solchen Gewinnerlächeln begrüßen? Das gab jedenfalls einen fetten Pluspunkt! Sie unterstrich ihre zögerliche Antwort, die er ohnehin bloß auf Nervosität geschoben hatte, damit, dass sie die ausgeschnittene Zeitungsannonce aus der Gesäßtasche hervorzog. "Bitte, ich brauche ihn unbedingt", war ihr wichtig, und das merkte er nicht zuletzt an ihren großen Augen, die noch größer wurden. Dunkel, fast schwarz, und doch von einer bezaubernden Sanftheit.

"Oh, das klingt aber dringend", fand er, entschärfte aber mit einem wohlwollenden Lächeln. "Sind Sie Studentin?" Ja, sicherlich studierte die Asiatin irgendetwas und wollte sich dringend ein wenig dazuverdienen. Vielleicht um aus dem Elternhaus auszuziehen. Über viele asiatische Familien wusste Lazarus, dass es Tradition war, in vielen Generationen zusammenzuwohnen, was er ganz wunderbar fand. Wie traditionell wohl die Familie seiner jungen Bewerberin war? Womöglich hatte sie viele Geschwister und das Lernen fiel ihr zu Hause schwer? Was sie wohl studieren mochte? "Bestimmt etwas Schöngeistiges!", grenzte er in Gedanken ein. "Vielleicht etwas mit Literatur? Kunst, Photographie? Oder doch Mode?" Immerhin hatte sie einen sehr stimmig wirkenden Stil. "Wir wollen sehen, ob wir übereinkommen, ja?", fuhr er fort. "Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken - Konkurrenz haben Sie bislang keine. Ich befürchte, vielen ist das alles hier schlicht zu altmodisch." Er zwinkerte ihr ungezwungen zu, was irgendwie nicht so wirklich zu ihm passen wollte. Immerhin konnte man leicht erkennen, dass es sich nicht um einen unbeholfenen Annäherungsversuch handelte.

"Kim-Sunmi", stellte die Asiatin sich vor, betonte aber, dass er sie gerne "Sunmi" nennen durfte und verwies weiterhin auf Kosenamen, die Freunde ihr gaben. Im Gleichzug wurde ihm bewusst, dass er es bislang versäumt hatte, seinen eigenen Namen zu nennen. "Sunmi, also, freut mich sehr!", blieb er ruhig. Gab aber zu: "Verzeihen Sie bitte, Sunmi, das ist das erste Mal, dass ich mich selbstständig mache - Sie meine erste Bewerberin überhaupt - ich habe völlig vergessen, mich vorzustellen!" Er lachte kurz entschuldigend auf. Seine eigene Wortwahl fiel ihm erst im Nachhinein als sonderbar auf. "Das erste Mal, dass ich mich selbstständig mache?", knirschte er mental die Zähne. Für die Asiatin, die ihn als jungen Mann sah und nicht als 173 Jahre alten Vampir, mochte diese Aussage recht befremdlich geklungen haben.

Locker reichte er ihr die Hand hin: "Grayson Kincaid, sehr angenehm. Sie dürfen mich auch Gray nennen, wenn Sie mögen. Keine anderen Kosenamen, von denen ich wüsste", fügte er schmunzelnd hinzu, um sie nicht das Gefühl haben zu lassen, zu viel gesagt zu haben. Wenn sie seine Hand schüttelte, würde sie einen nur leichten, aber bestimmten Händedruck spüren. Lazarus glaubte nicht daran, anderen beinahe die Hand zu zerquetschen, um sich aufzuspielen oder eine grobe Dominanz zu etablieren. Auch einen laschen Händedruck, der sich anfühlte, als streichelte man einen nassen Fisch empfand er als furchtbar. Er meinte, eine gute Mitte gefunden zu haben, wobei er bei Frauen doch ein wenig zarter war. So war ihm das eben beigebracht worden. Vor mehr als anderthalb Jahrhunderten. Als kühl würde seine Hand aber bestimmt auffallen. Er war schließlich Vampir. Das Geschäft selbst war aber stets angenehm temperiert; nicht zu kalt und nicht zu warm.

Auch in ihren Bewegungen war Sunmi noch ein wenig nervös, huschte wie ein Eichhörnchen an ihm vorüber und ließ sich auf der schönen Holzbank nieder, welche er ihr als Sitzgelegenheit angeboten hatte. Er hoffte, seine ruhige Art und die kleinen Fehler, die ihm selbst unterliefen, würden sie im weiteren Verlauf ihres Gesprächs entspannter machen. Das letzte, was er beabsichtigte, war ihr unangenehm zu sein. Das war schließlich auch keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit. Aber er glaubte fest daran, dass sie sich gut verstehen würden. Sunmi war bisher ein, von Grund auf angenehmes Wesen, fand er.

Die kleine Asiatin hatte sich kaum gesetzt, da stand sie schon wieder. Sie lachte ein schönes Lachen und ließ sich etwas anbieten: "Tee. Also, wenn es nicht zu viel Mühe macht ..."
"Ganz und gar nicht", lächelte er und löste sich vom Verkaufstresen, während Sunmi zurück auf ihren Platz fand. Lazarus zog unter der Theke ein Zedernholzkästchen hervor, durch dessen gläsernen Deckel man diverse Fächer sah, gefüllt mit den unterschiedlichsten Tees - offene und auch Beutel. Sunmi erkundigte sich nach seinem Akzent. "Da haben Sie Recht, ich bin hier nicht aufgewachsen", sprach er und trat an sie heran, das Teekästchen auf dem Beistelltisch ablegend. "Suchen Sie sich einen aus. Welchen Sie mögen. Es ist von so ziemlich allem etwas dabei: Schwarztees, Grüne, Kräuter, Früchte. Also, ja, wie gesagt, ich bin nicht von hier. Meine Familie stammt aus Irland, ich bin aber in Massachusetts geboren, in Boston."

Sunmi selbst stammte aus Korea, wie er anhand ihres Aussehens bereits vermutet und mit Nennung ihres Namens schließlich sicher erkannt hatte. Es war niedlich, wie sie sich eine Strähne aus dem hübschen Gesicht fegte, als wäre sie peinlich berührt. Dabei hatte sie ihn überhaupt nicht beleidigt oder vor den Kopf gestoßen. "Korea? Oh, da würde ich gerne einmal hin! Ich war bislang nur in Thailand, was Asien angeht. Aber das ist lange her." Das war 1884 gewesen. Dort hatte er damals jahrelang seinen Kampfstil, Muay Thai Boran, von einheimischen Meistern gelernt. Jetzt fühlte er sich ein wenig dümmlich, wie er von Thailand sprach, wo Sunmi doch einer gänzlich anderen Kultur entsprungen war. Er konnte sich schließlich auch nur schlecht einem Italiener anbiedern, bloß weil er aus England war und sie somit vom gleichen Kontinent stammten.

"Suchen Sie sich nur einen Tee aus", wiederholte er, da er ihr dafür kaum Zeit gelassen hatte, "Und sehen Sie sich ruhig ein wenig um, ich setze nur eben Ihr Teewasser auf, in Ordnung?" Mit einem abschließenden Lächeln entfernte er sich von der jungen Frau, begab sich noch einmal hinter den Tresen, um den Wasserbehälter des -kochers in die Hand zu nehmen und nahm mit der anderen sein Blutglas auf. Er ging in die kleine, angrenzende Küche. Dort füllte er den Wasserbehälter und trank anschließend mit großen Zügen sein Glas aus. Er spülte es kurz, damit keine verdächtigen Spuren hinterblieben, die auf seinen, für einen Menschen, doch sehr besorgniserregenden Durst schließen lassen würden.

Nach kaum zwei Minuten zurück im Ladenlokal stellte er den Wasserbehälter auf den -kocher und schaltete das teure, moderne Gerät ein. Er entdeckte sogar eine Temperatureinstellung und wandte sich mit fragendem Blick an Sunmi: "Haben Sie sich zufällig für einen Grüntee entschieden?" Munter plauderte er weiter: "Nicht, dass ich Ihnen Clichés andichten möchte - Ich benutze das Gerät zum ersten Mal und sehe gerade, dass sich hier die Temperatur regeln lässt. Dann würde ich das Wasser natürlich nur auf achtzig Grad erhitzen." Er blieb hinter der Theke stehen, da der Wasserkocher bereits zu dampfen begonnen hatte. "Ich möchte Sie nicht mit eintausend Fragen langweilen", setzte er mit sanfter Stimme an und stemmte sich mit den Händen auf das Holz, sich hinter dem Tresen leicht nach vorne neigend. "Warum erzählen Sie mir nicht einfach ein bisschen etwas über sich, Sunmi? Haben Sie Interesse an Uhren? Erfahrung? Oder möchten Sie hier bloß als Verkäuferin arbeiten? Oh, und falls Sie Fragen haben, dann bitte, nur zu!"

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Re: [Sunmi]: Tempus fugit

Beitragvon Sunmi » 02.11.2016, 12:29

Das junge Mädchen hatte sich den Besitzer des Geschäfts absolut anders vorgestellt. Der Mann war nicht annähernd so alt, wie sie gedacht hatte. Dafür war er umso größer, ja beinahe ein Riese, wenn sie ihn mit sich selbst verglich. Angst machte er ihr aber keine, eher im Gegenteil. Er wirkte sehr gutmütig und höflich, ja sogar ein wenig unsicher. Sunmi selbst war zwar auch noch immer leicht angespannt, jedoch kam dieses Gefühl einzig allein davon, dass sie diesen Job so sehr haben wollte. Unbedingt, das betonte sie und hoffte auf eine positive Reaktion seinerseits. Es war nicht so, dass ihr Leben davon abhing, aber es würde vieles viel einfacher machen. Und so war die Asiatin froh, als der Mann mit einem Lächeln reagierte, welches sie als ein gutes Zeichen auslegte. “Ja. Ich studiere Kunstgeschichte. Aber ich habe mein Studium für ein paar Monate unterbrochen, weil ich meine Großmutter in Korea besucht habe … deshalb habe ich meinen alten Job kündigen müssen und nun brauche ich ganz einfach einen neuen.“ Sunmi biss sich leicht auf die Unterlippe. Hatte sie zu viel geplappert? Manche Leute mochten es nicht, wenn man viel redete. Andererseits wollte sie sich einfach nur erklären und seltsamerweise fühlte sie sich in seiner Gegenwart sehr wohl …

Sunmi atmete erleichtert auf. Wenn sie tatsächlich die einzige war, die sich auf den Job beworben hatte, standen ihre Chancen wirklich gut. Für sie selbst war dieser Laden absolut nicht altmodisch. Er strahlte einen gewissen Charme aus. Außerdem konnte sich die Studentin gut vorstellen, hier nebenbei auch ihre Nase in ihre Bücher zu stecken. Natürlich nur, wenn keine Kundschaft vor Ort war. Auf sein Augenzwinkern reagierte Sun mit einem freundlichen Lächeln. Sie fand es ausgesprochen niedlich, dass er sich so sehr bemühte, ihr ein gutes Gefühl zu geben. Was ihm auch gelang und sie mal wieder viel zu viel von sich erzählte. Ihr einfacher Vorname hätte es auch getan, aber sie musste ihm ja gleich auch noch sämtliche Spitznamen von sich verraten. Es störte den Älteren nicht, zumindest ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen entschuldigte er sich dafür, dass er sich selbst noch nicht vorgestellt hatte. “Kein Problem ajeossi.“, in Gedanken hatte Sunmi ihn schon in ihrer Muttersprache angeredet. Ihre warme Hand verschwand in der seinen, die bedeutend kühler war, als ihre. Sie war etwas überrascht, denn im Geschäft war es eigentlich recht gut temperiert. Zum Glück gehörte er aber nicht zu den Männern, die herzhaft zudrückten, einfach nur um ihre eigene Kraft zu demonstrieren.

Sein Name hallte noch eine Weile in ihrem Kopf nach. Es war ein, zumindest für sie, ungewöhnlicher Name, der aber sehr hübsch klang. “Okay Mister … Gray.“, antwortete sie, noch etwas unschlüssig, wie sie ihn nennen wollte. Gerne nahm Sunmi sein Angebot an und entschied sich für einen Tee. Sie wollte ihm keine Umstände bereiten, doch schien er schon darauf vorbereitet zu sein. Jedenfalls zückte der Mann prompt eine Kiste mit verschiedenen Sorten Tee. Begeistert von der großen Auswahl an Sorten durchsuchte Sun das Kästchen, konnte sich aber nicht sofort entscheiden. Sie musste wieder lächeln, als er ihr Recht gab. Da waren sie also schon zu zweit mit ihrer fremden Herkunft. Auch wenn er nicht von ganz so weit her kam, wie sie selbst. “Korea ist wunderschön.“, ihre Augen begannen zu leuchten, als er erwähnte, er wolle dort einmal hin. Thailand, naja, die meisten Touristen flogen nach Thailand. Sunmi selbst war dort noch nie gewesen und würde wohl auch nie dort hin reisen. “Ich habe schon gehört, dass viele Menschen in Thailand Urlaub machen.“, erwiderte sie deshalb der Höflichkeit wegen.

Sunmi stützte sich mit den Armen auf der Holzbank ab und ließ ihre Beine ein wenig vor und zurück schwingen, während sie jeden Schritt und Handgriff des Ladeninhabers genau verfolgte. “Okay.“, sie hatte sich bereits für einen Tee entschieden, erhob sich deshalb von der Bank und begutachtete die Uhren in den Schaukästen. Alles sehr schöne Stücke und nicht zu vergleichen mit ihrer alten Armbanduhr, die ihre Oma ihr einmal gegeben hatte. Zwischendurch spähte Sunmi einmal um die Ecke, um zu sehen wo Gray abgeblieben war. Sie sah nur, dass er sein Glas ausspülte, was darauf schließen ließ, dass er ein sehr ordnungsliebender Mensch war. Kaum hatte sie ihr Interesse wieder den Zeitanzeigern zugewandt, stand er auch schon wieder hinter der Theke, wo er den Kocher einschaltete. “Tatsächlich habe ich einen Grüntee ausgesucht.“, Sunmi lachte und zeigte ihm dabei ihre hübschen, weißen Zähne. “Ach, ehrlich gesagt, kenn ich mich mit der richtigen Wassertemperatur gar nicht aus.“, gab sie offen zu, während sie in gebeugter Haltung vor der Theke stand und eine Uhr betrachtete. “Ich möchte Sie nicht mit eintausend Fragen langweilen. Warum erzählen Sie mir nicht einfach ein bisschen etwas über sich, Sunmi? Haben Sie Interesse an Uhren? Erfahrung? Oder möchten Sie hier bloß als Verkäuferin arbeiten? Oh, und falls Sie fragen haben, dann bitte, nur zu!“, kam es nun von oben, worauf Sunmi sich aufrichtete und beinahe mit ihrem Gesicht gegen seines stieß. “Ohh, Entschuldigung ajeossi.“, verlegen wich die Asiatin seinem Blick aus und schob den Tee, welchen sie noch immer in der Hand hielt, zögernd über die gläserne Theke. “Also, ich mag Uhren … aber Erfahrung, nein. Aber ich habe vor Kurzem in einem Bücherladen gearbeitet und ich lerne schnell. Also, wenn Sie mir das Wichtigste erklären, dann schaff ich das schon.“ Sie war sich etwas unsicher, was sie von sich erzählen sollte. “Werden Sie auch im Laden sein? Ich meine, wenn ich Fragen habe oder so ...“, zumindest wäre er sicher irgendwie erreichbar, beruhigte sich die Studentin selbst. “Wenn Sie möchten, kann ich gleich morgen anfangen. Wie viele Stunden am Tag brauchen Sie denn Hilfe? Mir macht es auch nichts aus, wenn ich länger bleiben soll … hmmm.“ Jetzt redete sie schon, als wäre es absolut klar, dass er ihr den Job geben würde. “Ich meine natürlich nur, wenn Sie sonst niemanden in Erwägung ziehen.“ Abermals blickte sie mit ihren großen, dunklen Augen geradewegs in seine Blauen. Vor Aufregung waren ihre Wangen leicht gerötet.

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Re: [Sunmi]: Tempus fugit

Beitragvon Lazarus » 07.11.2016, 19:49

Sunmi erzählte ihm bereitwillig, was sie studierte und warum sie dieses Studium unterbrochen hatte - nämlich um ihre Großmutter in der alten Heimat zu besuchen. War sie in ihren Antworten zu ausschweifend? Nein, fand Lazarus. Er hoffte für die hübsche Asiatin, dass sie sich im Laufe des Gesprächs noch weiter entspannen würde. SIe war ihm sehr angenehm, er mochte, dass sie viel von sich aus sagte, auf das er reagieren konnte, und er ihr nicht etwa jedes Wort aus der Nase würde ziehen müssen. Das war auch bestimmt nicht seine Stärke; nicht, wenn er sein Gegenüber noch nicht gut kannte.

Sunmi selbst schien der Meinung, zu viel gesagt zu haben. Jedenfalls biss sie sich auf die Unterlippe, nachdem sie von sich erzählt hatte. Lazarus versuchte, sie mit einem Lächeln zu bestärken, das ehrliches Interesse und Aufgeschlossenheit suggerieren wollte. Schwer fiel es ihm nicht, da es seinem Gefühl entsprach. Immerhin war er auch ein kunstliebender, ein musischer Mensch. MIt seinen Uhren Kunst und feines Handwerk zu kombinieren gefiel ihm sehr und er hatte, über die letzten Tage und Wochen gemerkt, wie sehr ihm dieser Ausgleich gefehlt hatte. "Wie lange haben Sie denn schon studiert, wenn ich fragen darf? Ich interessiere mich auch sehr für Kunst", erklärte er und fügte an: "Mein Vater hatte eine große Sammlung von Kunstwerken aus aller Welt und jeder erdenklichen Epoche." Nur war dieses Sammelsurium an Kuriositäten und Schätzen nicht länger im Besitz der Lornehearts - ohnehin war er der letzte. LaCroix hatte seine Klauen auf sein Erbe gelegt, hütete es nun sicher wie ein Drache seinen Hort!

Der Engländer war froh darum, dass er sich von seiner Bewerberin schnell akzeptiert fühlte. Er glaubte, ihr nicht unsympathisch zu sein. Ein Gefühl, welches er erwiderte. Sie lächelte viel, das gefiel ihm von Anfang an. Des Weiteren meinte er zu erkennen, dass es nicht bloße Höflichkeit ihrerseits war, oder der starke Wunsch, diesen Aushilfsjob zu ergattern. Nein, er war sich recht schnell sicher, dass hier eine gute Grundlage gelegt wurde, für eine Zusammenarbeit in der Zukunft. Obwohl er sie ja mehr für tagsüber einstellen wollte, wo er selbst nicht arbeiten konnte. Erwischte er sich hier gerade bei dem Gedanken, Sunmi innerlich schon als Mitarbeiterin angeworben zu haben?

"Kein Mister", lächelte er, auf ihre Anrede hin, ohne auch nur eine Prise Schärfe in der Stimme. "Einfach nur Gray oder Grayson. Ich fühle ich mich ansonsten so alt!" Er lachte leise mit geschlossenem Mund. Das zu erwähnen würde ihn vielleicht abermals älter erscheinen, als er, rein äußerlich, erschien. Während Sunmi sich noch nicht für eine bestimmte Teesorte entschieden hatte, schwärmte sie von ihrem Heimatland. Ein unheimlich hübsches, attraktives Leuchten trat dabei in ihre Augen. "Erzählen Sie mir später ein wenig von Korea? Ich würde mich freuen. Vielleicht gönne ich mir bald mal einen wohlverdienten Urlaub", murmelte er in leiser Erinnerung an seine beiden Nahtoderfahrungen, die keine sechs Monate auseinander lagen.

"Ich habe schon gehört, dass viele Menschen in Thailand Urlaub machen." Lazarus schmunzelte wissend. "Ich bin auch lieber an Orten, die wenig touristenüberlaufen sind. Aber man kann in jedem Eckchen der Erde tolle, unberührte Plätzchen finden, meiner Erfahrung nach. In Thailand war ich zwar nur geschäftlich, damals, aber immerhin mehrere Jahre. Ewig würde ich aber schon allein das Klima nicht aushalten." Er sah eine kleine Weile zum Fenster hinaus und sagte dann, obwohl es dunkel draußen war: "Hier ist es mir, genau genommen, auch viel zu heiß. Aber immerhin nicht so schwül. Oh, ich vermisse ... Boston!" Um ein Haar war im "London" herausgerutscht. Sein deutlich verträumter Blick fand aus unbestimmter Ferne zurück, als er sein Gesicht wieder der schönen jungen Frau zuwandte.

Während er in der Küche sein Weinglas ausgespült und den Wasserkocher für Sunmis Tee gefüllt hatte, hatte sie sich in seinem Laden ein wenig umgesehen. Bei seiner Rückkehr fand er sie in einen der vielen Schaukästen hineinguckend vor. Sie hatte sich in der Tat für einen Grüntee entschieden und lachte darüber, was Lazarus mit einem seiner seltenen Grinsen ehrte. "Ach, ehrlich gesagt, kenn ich mich mit der richtigen Wassertemperatur gar nicht aus."
"Grüntee ist nicht gleich Grüntee", leitete er mit einem Schmunzeln ein. "Bei einem Sencha erhitzt man das Wasser am besten auf sechzig bis achtzig Grad, den Gyokuro hingegen kann man ruhigen Gewissens bei fünfzig bis sechzig Grad aufgießen. Es hängt damit zusammen, wie bitter - oder wie wenig bitter - der Tee werden soll. Wenn Sie ihn lieber milder trinken, liegen Sie mit sechzig Grad bei den meisten hochwertigen grünen Teesorten ganz richtig und dann sollten Sie ihn auch nicht zu lange ziehen lassen. Vor allem dann nicht, wenn es ein Beutel ist. Ich fürchte nur, es würde schon arg kompliziert werden, wenn ich hier auch noch jeden Tee als offenen anbieten würde!"

Er hob leicht die Schultern und regulierte die Temperatur des Wasserkochers auf sechzig Grad. Er konnte ihn dann immer noch heißer Stellen, sobald Sunmi sich entschieden hatte. "Enethschuldigen Sie meine lange Ausführung; Meine Mutter war leidenschaftliche Teetrinkerin. Von ihr habe ich sehr früh gelernt." Leichte Melancholie trübte seine Augen ein wenig, machten sie für eine Sekunde lang glasig, wenn auch nicht feucht. Nachdem er sie gebeten hatte, ihm etwas von sich zu erzählen, hatte sie ruckartig von einem Schaukasten aufgesehen und ihm, der etwas nach vorn gebeugt stand, beinahe eine versehentliche Kopfnuss verpasst. Behende wich er einen Deut zurück; sein Reaktionsvermögen war absolut geschärft! Sie entschuldigte sich etwas verschüchtert bei ihm und nannte ihn einen ... Ja, was nun? "Was ist ... ajeossi?" Er verstand kein Wort koreanisch, aber er sprach es beinahe akzentfrei aus. Darin war er einfach gut, ihren Wortlauf aufzunehmen, das fremde Wort in seinem eigenen, tiefen Timbre widerzugeben.

Die junge Frau hatte sich entschieden, schob ihm den Beutel über die Theke zu. Lazarus nahm den Grüntee auf und beäugte ihn einen kurzen Moment lang, ehe er den Kocher auf die optimale Temperatur abstimmte. Das Wasser war fertig, während Sunmi erklärte, dass sie Uhren zwar mochte, wohl jedoch weder zusammen- noch auseinanderbauen konnte. Gleichzeitig klaubte der Vampir dem Schränkchen hinter dem Tresen, auf welchem auch der Wasserkocher stand, Tasse, Teelöffel und Untertasse hervor, suchte einen Moment lang raffinierten weißen und auch Kandiszucker heraus, außerdem Stevia und Süßmittel. "Falls Sie ihn süßen möchten", sagte er leise. Er war bedacht darauf, seinen Gast immer wieder ins Auge zu fassen, während er herumfuhrwerkte, um sie nicht ins Leere oder mit seinem Rücken sprechen zu lassen.

"Also, wenn Sie mir das Wichtigste erklären, dann schaff ich das schon.
"Ganz bestimmt!" Er legte lächelnd den Beutel in die Tasse, die aus feinem Porzellan war, eierschalenfarben und mit goldenen, altmodischen Formen verkünstelt, dann goss er das heiße Wasser ein. Mit dem Tee in der Hand umrundete er den Tresen und steuerte abermals die gemütliche Sitzecke an. "Kommen Sie, hier lässt's sich gemütlicher unterhalten. Ich nehme Ihren Tee, suchen Sie sich einen Zucker oder dergleichen aus." Die Asiatin fragte ihn, ob er sich während ihrer Arbeitszeit auch im Laden befinden würde. "Tagsüber selten", wich er ein wenig aus, ehe er sich auf der Holzbank niederließ. Nicht aber, ohne zuvor das Sitzkissen zu entfernen. Ihm persönlich war das zu weich. Den Tee stellte er beinahe lautlos auf dem Tisch ab.

"Ich arbeite auch noch als, mh, Freelancer, müssen Sie wissen." Wie sonst sollte er umschreiben, was er für das Konsortium tat? "Ich bin auch mehr eine Nachteule, wenn Sie so wollen. Da kann ich mich besser konzentrieren, bin kreativer und geduldiger. Falls etwas sehr Wichtiges sein sollte, bin ich aber auf dem Handy so gut wie immer zu erreichen. Warten Sie, ich schreibe Ihnen meine Nummer gleich auf", erhob er sich schon wieder und begab sich zurück zur Verkaufstheke. "Bleiben Sie ruhig sitzen! Ach, wo ich schon stehe: Falls Sie zum Süßen lieber Honig hätten, habe ich auch noch zwei, drei Sorten in der Küche ..." Aus einer Schublade zog er einen DIN-A6-Zettel aus dickem Papier und einen noblen Füllfederhalter. "Vielleicht sollte ich mir Visitenkarten drucken lassen", murmelte er vor sich hin, ehe er aufsah, nachdem Sunmi ihm anbot schon morgen bei ihm anzufangen.

"Sie sind aber spontan!", lachte er und hörte ihr weiter zu, bevor er seine Handynummer aufschrieb. Sie fragte, wie lange er sie denn bräuchte und zur Anwort gab er: "Nun, da Sie, Ihres Studiums wegen, nicht als Vollzeitkraft arbeiten können, muss ich mich ohnehin noch nach jemandem umgucken. Der Laden hat ja von zehn Uhr morgens bis mittags um eins und dann noch einmal von drei Uhr bis acht Uhr abends geöffnet. Falls er länger geöffnet hat, dann bin ich aber auch da."
"Ich meine natürlich nur, wenn Sie sonst niemanden in Erwägung ziehen." Sie errötete ein wenig, aber er entwarnte mit einem Lächeln auf den vollen Lippen und Wärme in den tiefblauen Augen. "Nur für die Tage oder Uhrzeiten, die Ihnen nicht passen, Sunmi! Keine Sorge, ich möchte Sie wirklich gerne einstellen. Ich finde, Sie passen gut hierher - vorausgesetzt Sie wissen mit Kunden so gut umgehen, wie mit mir", fügte er lachend hinzu. Er linste nach einer der nichttickenden Wanduhren und hob die Hand, mit der Fläche nach oben. "Wenn Sie ihn mild und mit etwas mehr Koffein mögen, sollten Sie den Teebeutel jetzt herausnehmen. Etwas schwächer wird er dann in etwa zwei Minuten." Er schmunzelte und faltete das Papier, wobei er nochmals kontrollierte, ob er auch wirklich "Grayson Kincaid" und nicht etwa "Lazarus L. Lorneheart" unter die Nummer geschrieben hatte. "Auf Ihre innere Uhr müssen Sie sich hier drinnen ja nicht verlassen!"

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