Beitragvon Flo » 03.10.2016, 16:44
An diesem Nachmittag wurde Flo von einem Kollegen ihres Vaters abgeholt. Das Auto fuhr ein Stück aus Phoenix heraus zu dessen Labor. Schon früher war sie dort oft gewesen und wartete darauf, das ihr Vater mit seiner Arbeit fertig wurde, um mit nach Hause zu kommen. Ihre Mutter war vor vielen Jahren bei einem Verkehrsunfall gestorben. Flo war somit das einzige, was ihn an seine Frau erinnerte.
Umso strenger war er mit ihrer Lebensplanung. Sie ging auf eine teure Privatschule, sie hasste es, dort zu sein. Nicht nur, dass sie dort eine wenig ansehnliche Uniform tragen musste, auch die anderen Schüler waren einfach furchtbar oberflächlich und langweilig.
Mit im Auto lagen noch einige Bücher, sie musste diese Woche noch ein umfangreiches Referat halten. Eigentlich sollte sie es schon letzte Woche vortragen, sie hatte es nicht gemacht. Der Lehrer informierte natürlich ihren Vater darüber, und nun sollte sie im Labor den Nachmittag verbringen und die Hausaufgaben nachholen. Unter den strengen Augen ihres Vaters.
Endlich hielt das Auto vor dem fast unscheinbaren Gebäude, mit wenig Lust stieg sie aus, nahm ihre restlichen Sachen auch noch heraus und ging hinein. Der Wächter kannte sie schon von klein auf. „Hallo Florentine“, Flo mochte nicht, das man sie Florentine nannte. Jeder in der Schule sprach sie so an. Aber es klang so wenig herzlich und freundlich. Sie lächelte ihn dennoch an, er konnte ja nichts für ihren Namen und außerdem wusste sie ja, das er sie so nennen musste, der Höflichkeit halber.
Ihr Vater, er war hier ein hohes Tier, war nirgends wo zu sehen, sie ging direkt in ein Zimmer, das als Besprechungsraum galt. In der Mitte stand ein großer Tisch, vereinzelt ein paar Stühle. Am Rand war ein kleinerer Tisch platziert, mit Wasser und Gläsern. „Miss Cutter“ ertönte eine Stimme hinter ihr, sie drehte sich etwas erschrocken um. „Ihr Vater lässt sich entschuldigen, er braucht noch einen Moment, aber sie können sich hier schon einrichten.“ Sie mochte diesen Typen nicht. Irgendwie konnte sie sich auch nie seinen Namen merken. Er war ihr zu glatt und sie ließ ihn jedes Mal merken, das sie ihn nicht mochte. Auch dieses Mal reagierte sie wenig interessiert auf das, was er sagte.
Mit einem Seufzer machte sie sich daran, ihre normalen Sachen aus der Tasche zu holen und suchte die Damentoilette. Sie war froh, diese ekelige Uniform auszuziehen. Nun trug sie kurze Jeans-Shorts und ein normales, hellblaues Shirt darüber. Ihre braunen langen Haare kämmte sie etwas forsch zu einem Zopf. Sie spülte sich noch etwas Wasser ins Gesicht, ehe sie mit den anderen Sachen in der Hand, zurück zum Besprechungsraum lief.
„Florentine, mein Liebes!“ ertönte es wieder hinterher. Diese Stimme kannte sie, es war die ihres Vaters, Brad Cutter, der Chef dieses ganzen Schuppens. Sie wusste nie wirklich was er hier eigentlich machte. Fakt war, er verdiente einen Haufen Kohle damit. Er umarmte sie freudig, doch das Lächeln sollte nicht lange auf seinem Gesicht bestehen. „Florentine, hast du alles was du brauchst? Ich will, das du dieses Referat bestmöglich hältst!“ Sie verdrehte die Augen. „Ja. Dad, ist schon klar.“ Cutter war ein sehr ehrgeiziger Mann, er mochte nicht, das seine einzige Tochter sich so uninteressiert mit ihrer Zukunft beschäftigte. Er umfasste ihre Schultern etwas eindringlicher, „Florentine, ich will, das du dir Mühe gibst, ich habe noch viel mit dir vor, du sollst auf eine der besten Universitäten gehen und später meinen Platz einnehmen.“ Flo verdreht die Augen, sie konnte das echt nicht mehr hören. „Ja klar, das verstehe ich schon. Ich gebe mir Mühe.“
Es dauerte nicht lange, bis einer seiner Assistenten hinein kam, und ihm zu einem wichtigen Gespräch rief. Er würde vermutlich für Stunden weg sein. Sie kannte diese wichtigen Gespräche zu genüge.
Flo setzte sich über ihre Bücher. Geschlagene 2 ½ Stunden arbeitete sie an ihr Referat, bis sie keine Lust mehr hatte und es draußen allmählich auch zu dämmern anfing. Sie entschied sich, einfach ein bisschen herum zu laufen. Viel war in den Gängen nicht mehr los. Umso besser, so konnte sie ungestört ein bisschen herum stöbern. Schließlich wollte doch ihr Vater, das sie eines Tages hier arbeitete. Da konnte das umschauen ja nicht schaden.
Dennoch bemühte sie sich, von den wenigen, die vorbei kamen, nicht gesehen zu werden. Dafür, das hier so wichtiges untersucht wurde, war es nicht schwer, sich die einzelnen Labore anzuschauen. Sie machte sich schon wieder auf den Weg zurück zum Raum, als sie eine Tür sah, die irgendwie anders wirkte, als die anderen. Es schien ihr, als würde sie in den Keller führen. Flo wusste, das sie höchstwahrscheinlich mächtig Ärger bekommen würde, wenn sie nicht bald zurück gehen würde. Aber wer wusste schon, ob ihr Vater das überhaupt bemerken würde? Er war doch mehr mit allem anderem beschäftigt, als mit ihr.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl machte sie die Tür auf und ging eine Treppe hinunter ins Untergeschoss. Hier sahen die Gänge ebenso aus, wie in der oberen Etage. An keiner der Türen stand etwas, was auf deren Inhalt deuten konnte. Einzig auf einer der hinteren stand etwas geschrieben. „Kasakow“
Ihr Herz schlug etwas vor Aufregung und sie hätte zurück gehen sollen. Aber ihre Neugier ließ sie nicht wieder gehen. Sie wollte wissen, was sich darin befand. Vorsichtig öffnete sie die Tür zu diesem Raum, der in Dunkelheit gehüllt war. Es war so dunkel, das sie glaubte, das es sich um eine Putzkammer handeln musste. „Komisch“ Etwas irritiert suchte sie nach einem Lichtschalter. „Ah!“ Es machte Klick, und die Lampen gingen nacheinander an. Flo's Mund stand etwas offen, als sie sah, das vor ihr, in mitten des Raumes ein Mann lag. Sie ging einige Schritte auf ihn zu, erst jetzt sah sie, das er eine lange Wunde hatte. Sie hielt sich die Hände vor dem Mund. Sie wusste nicht, warum man ihm das antat, er war doch ein Mensch. Wie konnte man jemanden so zurichten? Sie schaute sich um, sah einige Unterlagen. Der Leiter dieses Abteils war Cutter.
Sie war wütend, sie hätte nicht gedacht, das ihr Vater zu so einer Grausamkeit fähig war. Sie suchte nach ein paar sauberen Tüchern. Sie musste diesem Mann helfen und ihren Vater darauf ansprechen, was das sollte. So eine Arbeit wollte sie keinesfalls später machen. Sie hielt ein paar Tücher unter kaltes Wasser und ging auf den Fremden zu, er war überall gefesselt, konnte sich also nicht bewegen. „Keine Angst, ich helfe dir.“ Ihre Stimme klang leise und freundlich. Sie strich vorsichtig mit dem nassen Tuch über seine Stirn.