[Nowl]: Endlich raus

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Nowl
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[Nowl]: Endlich raus

Beitragvon Nowl » 06.10.2016, 19:46

Es war kurz nach Mitternacht, als Nowl im Flughafen von Minsk eincheckte. Mit einem gefälschten Dokument, in dem ihm erlaubt war alleine zu reisen, und der Kreditkarte des Hausmeisters des Internats holte er sich das Ticket, das ihn nun weg aus seiner Heimat und zu seinem Vater bringen sollte.
Nowl war angespannt. Bisher war es ihm nie gelungen das Grundstück des Hauses, das er so verabscheute, ohne die darauffolgende Wiederheimkehr zu vermeiden, geschweige denn das Land und den Kontinent.

Doch als der Junge am Schalter an die Reihe kam, ging alles ganz schnell. Die Dame war nett, immerhin bekam sie nicht einmal mit, dass sie Nowl einfach so durchließ.
Die Nachtschicht hier scheint abzustumpfen, dachte Nowl hämisch grinsend während er an den Sicherheitsleuten vorbeiging. Sein Gepäck, was nicht aus mehr wie einem Schulrucksack bestand, wurde durch die Scanner geschickt, es wurde noch schnell durchsucht und schon stand er mitten im Gateway. Die Welt lag ihm zu Füßen.

Doch er musste sich beeilen. Noch bevor der Fluchtversuch und die fehlende Kreditkarte bemerkt werden sollten, musste Nowl sich bereits im Flugzeug befinden.

Jetzt handelte er kurzschlußartig. Er steuerte auf das Outlet zu und zückte, mit einem Grinsen im Gesicht die Kreditkarte.
Nach geschätzten 15 Minuten kam er mit zwei vollen Tüten wieder aus dem Laden. Eine Weile würde es wohl noch dauern bis der Flieger endlich zum „Boarding“ bereit stand. Just in diesem Moment grummelte es in Nowls Bauch. Doch in der „Nahrungsbeschaffung“ in freier „Wildbahn“ war er eher ungeschickt.
Klar hatte er schon einige Menschen auf dem Gewissen, klar trank er von Lebenden um ihnen nachher eine Gehirnwäsche zu verpassen, doch das alles tat er nie alleine und immer hinter geschützten Mauern. Außerdem konnte ihm das gerade hier am Flughafen einen gewaltigen Brocken in seinen Plan werfen.
Nowl war unsicher. Sollte er es tatsächlich riskieren, wegen einem bisschen Bauchgrummeln, erwischt zu werden?

Er packte sein Zeug, das er auf dem Boden abgestellt hatte und wanderte Richtung Toiletten, wo er sich an die Wand lehnte und zu Boden rutschte. Von dort hatte er einen guten Blick auf die Tafel und die Uhr darüber. Etwa 40 Minuten noch, Nowl suchte sein Nintendo und stöpselte sich die Ohren zu. So vergingen die nächsten 30 Minuten, unauffällig.

Als er bemerkte wie eine ältere Dame sich ihm, oder der Toilettentür näherte, räumte er seine Sachen schnell weg, noch bevor diese ihn sehen konnte. Je näher sie kam, desto mehr fing Nowl zu weinen an.
Erst erschrak die Dame, als sie den aufgelösten Jungen sah, wollte aber sofort ihre Hilfe anbieten.
„Was ist denn los, Junge? Wo sind deine Eltern?“ fragte sie mit einem zauberhaften Lächeln um die Lippen. Nowl aber stammelte und stotterte vor Weinen bereits so sehr, dass die Frau ihn nicht verstehen konnte. Sie schüttelte den Kopf und legte ihre Hand auf Nowls Schulter. „So, jetzt kommst du mit, wäschst dir dein Gesicht und dann sagst du mir was passiert ist.“
Entschlossen führte sie das weinende Kind mit sich in die Damentoilette.
Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, drehte die Frau den Wasserhahn auf, deute Nowl zu sich und wollte gerade ihre nasse Hand über sein Gesicht streifen, als der Junge plötzlich zubiss. Ein dumpfer Schrei war zu hören, dann wurde es ganz still.

Als Nowl sich satt getrunken hatte, setzte er sich neben die Dame und sah sie interessiert an. Sie hatte die besten Jahre bereits hinter sich. Braune Flecken und tiefe Falten verrieten, dass sie mindestens 70 sein musste. Die Haare um ihre Warze am Kinn waren weiß, wirkten fast wie Schnurrhaare und zwischen ihren Zähnen klafften schwarze Löcher hervor. Sie roch leicht nach Apotheke und Kaffeeflecken an der Bluse sowie zwei gelbe Fingernägel an der rechten Hand deuteten auf ihre gesundheitsschädigenden Gewohnheiten hin. Ihre Haare waren frisch gelockt und rot gefärbt, vermutlich war der Frisörbesuch einmal die Woche, ihre einzige Sozialverbindung und der Ring am Finger bedeutete wahrscheinlich auch nur, dass sie bereits seit Jahren verwitwet war und der Finger bloß Dank Gicht und Diabetes zu geschwollen war, um ihn je wieder ab zu kriegen.

Nein, leid tat ihm die Frau nicht. Sie hatte immerhin einen Zweck erfüllt. Heute Nacht würde Nowl nicht hungern müssen.
Während er so dasaß und die Dame begutachtete und versuchte aus ihrem Dasein schlau zu werden, vergaß Nowl ganz die Zeit. Von draußen konnte man die Stimme schon durch den Lautsprecher dröhnen hören, sein Flug ging in wenigen Minuten.
Nowl sprang auf, wischte sich das Gesicht an der Kleidung der Frau sauber und lief nach draußen. Schnell fasste er seine Sachen und machte sich auf zum richtigen Gateway. Von den drohenden Komplikationen ahnte er jetzt noch nichts.

Nachdem er einige Minuten gebraucht hatte, um zum Gateway zu kommen, überraschte ihn die Menge an Menschen, die sich hier angesammelt hatte. Im Großen und Ganzen schien der Flughafen sonst eher leer. Es dauerte eine Weile bis er dran kam und als es endlich soweit war, wurde die Dame an Check-Inn auch noch misstrauisch.
„Tut mir leid, aber wie alt bist du denn? Ich weiß nicht ob ich dich durchlassen darf. Einen Moment bitte…“ Nowl hatte gar keine Möglichkeit zu antworten, hatte die vermeintliche Stewardess schon den Hörer in der Hand um ihren Vorgesetzten zu sprechen.

Nowl seufzte, es wäre auch alles viel zu einfach gewesen. Während die anderen Fluggäste nach und nach eingelassen wurden, musste Nowl nun zwangsläufig das Ergebnis des Telefonats abwarten, doch die Dame schien es nicht sonderlich eilig zu haben.
Gerade als Nowl es bemerkte schauten beide Frauen am Einlass gleichzeitig weg und der Junge nutzte den Moment um sich an einen Mantel zu hängen und sozusagen in der Menge unterzugehen. Ticket hatte er ja eines und der Mann, dessen Mantel es war, konnte ja genauso gut sein Vater sein. Und es klappte. Die Ladies im Flugzeug schöpften keinerlei Verdacht und begleiteten Nowl an seinen Platz. Und von der Dame eben fehlte jede Spur. Erneut musste er seufzen, diesmal aber aus Erleichterung.

Nach kurzer Zeit rollte der Flieger in seine Startposition, der Pilot hieß die Gäste willkommen und einen Augenblick später war der kleine Nowl auf dem Weg in die große weite Welt. Er konnte es kaum fassen, wirkte dennoch gelassen wie nie zuvor. Er wusste, dass diese Reise eine Lange werden würde, doch vorerst würde er sich auf seinem ersten Flug nicht langweilen.
Träumerisch verschrieb er sich dem Anblick außerhalb des Fensters. Die Wolken sahen aus wie dicke Wattehaufen, in die man sich nur zu gern hineinfallen lassen würde. Von unten leuchteten die vielen Lichter der Stadt, von oben die Sterne, die im zunehmend schwarzen Nachthimmel irgendwie zu verschwinden schienen. Es dauerte nicht lange und Nowl war eingeschlummert.

Nowl wurde von der sanften Stimme einer Flugbegleiterin geweckt. In Kürze würden sie wohl landen und als ihm bewusst wurde, dass es bereits dämmerte, wurde er leicht panisch. Wie sollte er nur vom Flugzeug heil raus kommen, ohne sich den schleichenden Sonnenstrahlen auszusetzen und dabei qualvoll zu verenden, noch dazu in aller Öffentlichkeit? So einen Abgang hatte er sich nicht vorgestellt. Doch dann kam ihm eine Idee.
Noch bevor der Captain die Durchsage machte, stand der Junge auf und ging, mit suchendem Auge in Richtung Toilette. Da war er, der Mantel der ihm schon einmal nützlich gewesen war. Ohne zu zögern griff er nach ihm im Vorbeigehen. Bei dem heutigen Glück, von dem Nowl zehrte, konnte das nur gut gehen, denn der Mann schlief seelenruhig auf der Schulter seiner Frau.
Nowl lachte sich eins. Auf die Toilette brauchte er gar nicht mehr, stattdessen ging er zurück zu seinem Platz und legte den Mantel auf den freien daneben, griffbereit. Jetzt kam es nur noch aufs Timing an.

Der Flieger kam endlich zum Stillstand. Nowl musste noch warten um aufstehen zu können, das Flugzeug war nicht gerade das was man leer nannte. Den Mann der mittlerweile fast schon verzweifelt nach seinem Mantel suchte und sich irgendwann nur mehr wunderte, beachtete er gar nicht mehr. Der Sicherheitsabstand war ausreichend, um ungesehen an ihm vorbeizukommen, vorerst.

Der Ausreißende wurde, zusammen mit den anderen Fluggästen, in einem Shuttlebus über die Flugbahnen, rüber zum Terminal gebracht. Noch immer war der ehemalige Mantelträger nicht auf den Vampir aufmerksam geworden, aber auch nur, weil dieser sich zwischen den Sitzen versteckt hielt, auch um jeglichen Kontakt mit möglichen Sonnenstrahlen zu vermeiden. Doch beim Aussteigen erkannte er sein gutes Stück dann doch.
„Hey, das ist doch mein… Mantel!?“ rief er verwundert und drängte sich an den wenigen Leuten vorbei die zwischen ihm und seinem Besitz standen, doch Nowl war schneller. Raus aus dem Bus, rein ins Gebäude, weg von sämtlichen Fenstern, lief er so schnell er konnte. Leider ging sein Schutz dabei verloren, da einer der Sicherheitsleute auf den Diebstahl durch das Rufen des Bestohlenen aufmerksam geworden war und dem Jungen den Mantel im Vorbeilaufen entreißen konnte. Der Vampir versuchte ihn noch festzuhalten, aber bevor man ihn erwischte ließ er lieber los und rannte weiter zum nächstbesten Versteck, die Toiletten.

Hier konnte er kurz durchatmen… Doch am Ziel, geschweige denn in Sicherheit war er noch lange nicht. Nowl hatte keinen Direktflug gewählt, da das, im Bezug auf die Tageszeit, zu gefährlich gewesen wäre. So befand er sich jetzt erst in Irland und die endgültige Flucht nach Phoenix würde, vorausgesetzt alles ginge gut, abends um 17Uhr weitergehen. Bis dahin, hieß es warten und unauffällig bleiben.
Doch Nowls Langeweile zog ihn nach und nach von seinen Vorsätzen.

Der Akku seines Nintendos war beinahe leer, das Lämpchen leuchtete rot. Also legte er ihn nach stundenlangem Spielen endlich weg. Da er sich immer noch in den Toiletten aufhielt, hinter verschlossenen Türen, beschloss er eine zu rauchen. Die Zigaretten hatte er in Minsk noch mitgehen lassen, denn verkauft hätten sie ihm die nicht.
Zwar hatte er bisher kaum Erfahrung mit solchen Dingen, aber die Flucht aus der Heimat machte ihn zum Rebellen. Die Welt sollte erfahren, dass er ein harter Brocken war. So öffnete er die Packung, steckte sich eine Zigarette an, und fing sogleich zu husten und zu würgen an. Mit der Zunge fuhr er sich immer wieder über die Zähne, der Geschmack war schrecklich, aber er rauchte das Ding bis zum Filter.

Interessanter Weise war ihm der Rauchmelder nicht aufgefallen, der sich fast genau über ihm befand. Als er beinah fertig war, fing dieser an Alarm zu schlagen. „Oh verdammt, so ein Mist!“ rief der Junge erschrocken und handelte sofort. In wenigen Augenblicken würde er wohl nicht mehr allein auf der Toilette sein und das konnte, mal wieder, ins Auge gehen und seinen Plan gefährden.

Langsamer, als ihm lieb war, hatte er endlich alles beisammen und stürmte zur Tür raus, geradewegs in die Atme eines dicken, uniformierten Mannes.

„Hops, na? Was ist denn hier los?“ rief der Überraschte und packte den Jungen reflexartig an den Schultern. „Wo wollen wir denn hin? Du kommst jetzt schön mit,“ beschloss er und ehe er sich versah, saß er samt seinem Hab und Gut im Wachzimmer mit Anstands-Wauwau. Jetzt saß er in der Klemme.

Es dauerte eine Weile bis man sich endlich um das „Problem“ kümmerte, in der Zwischenzeit wurde der Vampir immer nervöser. Bis zum Nachmittag musste das geklärt werden, denn sonst würde er seinen Flug auch noch verpassen und dann…? Nowl grübelte, er musste sich irgendwie in Sicherheit bringen. Wenn nur nicht überall diese Kameras wären. Gott sei Dank gab es hier so viele kleine und vor allem fensterlose Räume.

Von Draußen ertönte eine rauchige Stimme. „Ja schon gut, Jake. Ich erledige das hier nur schnell…“

„So. Na dann wollen wir mal… Wo sind denn deine Eltern, Bursche?“

Ein dicker, uniformierter Mann mit gräulichem Haar und einer Brille setzte sich, mit einer Tüte Chips in der Hand an den Schreibtisch, vor dem Nowl sitzen musste. Sein Blick galt keines Wegs dem Jungen, sondern wechselte zwischen der Zeitung, die aufgeklappt vor ihm auf dem Tisch lag und der Tüte Chips, die nun offen danebenlag.

„Ich weiß nicht…“ stammelte Nowl noch etwas zurückhaltend. Doch langsam dämmerte es ihm.

„Soso, du weißt nicht…“ antwortete der unsympathische Kerl mit den Schweißflecken unter den Achseln.

„Sie sind hier irgendwo, aber sie haben mich ja mitgenommen. Sie werden bestimmt schon nach mir suchen. Können sie mich nicht einfach gehen lassen, bevor sie ohne mir ins Flugzeug steigen? Biiiitte.“

Nowl setzte seinen Dackelblick ein. Doch den Typ schien dies nicht sonderlich zu beeindrucken.

„Na so leicht kommst du mir nicht davon. Du hast auf den Toiletten geraucht, den Alarm ausgelöst und… Wie alt bist du denn eigentlich? Ich schätze mal deine Eltern wissen nicht dass du rauchst.“
Jetzt erst schielte der Mann Nowl unter seiner Brille hervor an. Für Jungs seines Kalibers oder Kinder generell hatte er nichts übrig.
Nowl räusperte sich leise und dachte sich eine Antwort aus, die er nie aussprechen würde. Er konzentrierte sich, sah dem Mann direkt in die Augen. Dieser schien wie gefesselt. Und plötzlich hörte er eine ihm vertraute Stimme. „Ach was. Wir waren doch alle mal jung… „ Diese Situation schien ihm ein wenig seltsam, allerdings war es nicht so, dass er einen Schwerverbrecher vor sich sitzen hatte. „Nun gut.“ Meinte er schließlich. „Dann will ich mal nicht so sein. Hau schon ab…Aber wehe ich erwische dich noch mal beim verpesten meiner Kloluft!“

Nowl sprang vom Stuhl und verschwand, bevor der Mann es sich anders überlegte.
Den Rest der Wartezeit verbrachte er unauffällig. Er hatte bisher wirklich genug Turbolenzen auf seiner Reise, da konnte man sich nicht mehr viel leisten, auch wenn ihn wieder mal die altbekannte Langeweile plagte.


Stunden später…

Nowl war endlich angekommen. Und jetzt…?

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