[Farmund]: Lazare, veni foras!

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Skender
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[Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 05:48

Die Luft schien zu vibrieren, schien dicht, als könne man sie mit einem Messer zerteilen. Keine Sterne. Kein Mondlicht. Tiefschwarzer Himmel. Es war eine Sommernacht. Eine wolkenverhangene, verzehrend heiße Sommernacht in einem völlig fremden Land.

Die weißen Striche auf der Fahrbahnmitte drohten zu einer Linie zu werden, während Skender seinen Blick starr in die Dunkelheit richtete. Er war müde. Müde von der langen Reise und den Kaufverhandlungen direkt im Anschluss.
Vor etwa zweieinhalb Stunden hatte er gleich drei Kaufverträge unterschrieben. Kaufverträge für eine Wildwasserbahn, eine Familienachterbahn und eine Anlage mit elektrischen Pferden, wie die, die in Utopia vor sich hin gammelte. Ob Carnegie sich darüber freuen würde?

Hungrig war der Manager inzwischen auch wieder, obwohl er sich vor Antritt der Reise ausgiebig gestärkt hatte. Aber bereits die vierzehneinhalb Stunden Flug hatten seine Kräfte fast aufgezehrt, zumal der Flug alles andere als luxuriös gewesen war.
Linienflüge waren nicht für Vampire gemacht, das konnte Skender nach dieser Tour wirklich jedem bestätigen. Die Einreise in dieses Land hätte ihn fast umgebracht - kaum vorstellbar.

Abgesehen davon, dass es nicht einen einzigen Flug nach Nürnberg gab, der in der Nacht landete, mussten im Sarg reisende Leichen einiges über sich ergehen lassen.
Der Manager verdrehte die Augen. Nicht genug damit, dass er sich aufgrund des Tageslichts als Gepäckstück verschicken lassen musste, bestand Deutschland auf ein so genanntes Beförderungspaket – Holzsarg mit Zinkeinsatz in Flugkiste. Als Lieferschein diente der Leichenpass.
Zwischenstopps in Minneapolis und Amsterdam hatten die Reise nicht erträglicher gemacht, zumal die Angestellten am Flughafen beim Verladen nicht zimperlich mit den Toten umgingen.

An seinem Reiseziel, dem Johannisfriedhof, hatte man ihn schließlich – entgegen seiner Reisepapiere – nicht auf dem neuen Friedhof, einem ehemaligen Schießplatzgelände, untergebracht sondern auf dem Pestfriedhof abgeladen. Der Vampir dankte sämtlichen Mächten dafür, dass der Bestattungshelfer seine vermisste Paketsendung aus Phoenix Arizona tatsächlich noch am selben Tag fand und in die Aussegnungshalle brachte.

Wenigstens den Mietwagen hatte Skender an dem verabredeten Platz vorgefunden und sich gleich auf den Weg zum Freizeitpark Schloss Thurn in Heroldsbach gemacht, in welchem er mit den Chefs der Herstellerfirmen verabredet war.
Die Gespräche verliefen kurz, bündig und zu aller Zufriedenheit. Einzig die Show, zu der man ihn unbedingt noch einladen musste – Der Drachenkönig, ein Ritterturnier bei Nacht – hätten sie sich sparen können. Die spektakulären Feuerstunts zu Pferde und Feuerkämpfe am Boden konnten ihn kaum davon ablenken, dass sich die junge Frau acht Reihen hinter ihm vor Aufregung auf die Lippen gebissen hatte und die Blutung während dem Rest der Show nicht zum Stillstand kam.
Als er endlich wieder hinter dem Steuer seines Mietwagens saß, war er ein nervliches Wrack und kurz davor sich in den Besucherstrom zu stürzen, der sich vom Schloss entfernte, um ein Blutbad anzurichten.

Inzwischen hatte er sich trotz des überwältigenden Hungers wieder halbwegs im Griff und befand sich auf der A73 zurück nach Nürnberg.
Auf dem Standstreifen nahm er in einiger Entfernung eine Person wahr. Weiblich, schlank und – zu Fuß. Als sie die Scheinwerfer des nahenden Fahrzeugs bemerkte, blieb sie stehen und hob den rechten Daumen zum Zeichen, dass sie eine Mitfahrgelegenheit suchte.

Sollte er tatsächlich so unbürokratisch an eine warme Mahlzeit gelangen?

Er nahm den Fuß vom Gaspedal und blieb einige Meter hinter ihr auf dem Standstreifen stehen. Wessen Fügung das auch immer war, der Vampir dankte im Stillen dafür.
Die Beifahrertür wurde aufgerissen und ein rothaariger Kopf mit lustigen Sommersprossen strahlte ihn an. „Vielen, vielen Dank“, sagte die junge Frau atemlos und ließ sich einfach auf den Sitz neben dem Vampir fallen.
Dieser zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Wofür?“
„Na, dass Sie mich mitnehmen“.
„Wohin?“
Ihr Blut rauschte in seinen Ohren.
„Egal“, behauptete sie energisch. „Hauptsache weit weg von hier“.

Ihr Herzschlag wisperte ihm zu und das Tier in seinem Innern bäumte sich auf. Der Vampir musste sich zwingen die Hände am Lenkrad zu lassen, seinen Blick auf die Straße zu lenken und wieder in den Verkehr einzufädeln. Die Autobahn war nicht der richtige Ort für das Nachtmahl. Er war nicht fähig den Worten des Mädchens zuzuhören oder gar zu antworten.

Nach wenigen Kilometern kam das Hinweisschild auf die nächste Ausfahrt, rechts und links gesäumt von dichtem Wald.
Kurzerhand fuhr Skender von der Autobahn ab. Den Protest seiner Beifahrerin ignorierte er. Fast kam er sich vor, wie jener, vor dem Mütter ihre Töchter immer warnten, aber er beabsichtigte nicht der jungen Frau zu schaden – er wollte nur ihr Blut. Das Blut, das ihn durch die sanfte Haut der Frau lockte, rief und verführte. Er konnte riechen, wie es durch ihre Adern pulsierte - heiß, lebendig.

Nach einigen Metern Landstraße bog er in einen holprigen Waldweg ab und bemühte sich, das Tempo nicht allzu langsam werden zu lassen um keine Möglichkeit zu bieten aus dem Fahrzeug zu springen. Irgendwann jedoch hörte der Weg einfach auf und um haaresbreite wäre der Vampir in das dichte Gebüsch direkt dahinter gerauscht.
Noch bevor die junge Frau ihre Hand am Türgriff hatte, war er um den Wagen herum gesprintet und nahm sie jetzt in Empfang.

Zärtlich umfing er sie mit seinen Armen und seinem Willen. Sein Blick versenkte sich tief in ihren hellblauen Augen, fing ihre Seele ein und schützte diese vor dem Tier in ihm. Willig lehnte sich die junge Frau an seinen Körper, bot ihm ihren Hals dar. Er beugte sich herab und strich mit der Zunge über die pochende Stelle unter ihrer zarten Haut. Tief atmete er durch, dann schlug er die Reißzähne in ihr Fleisch und trank. Als die Beine unter dem Mädchen nachgaben, fing er sie zärtlich auf und ließ sie langsam auf den weichen Waldboden unter sich gleiten.

Im gleichen Augenblick, als seine Knie den Boden berührten spürte er, dass etwas Bedrohliches in der Nähe war. Für einen Moment hob er den Kopf und untersuchte die Umgebung. Ein Rinnsal des kostbaren Lebenselixiers tropfte auf den mit Moos bedeckten Waldboden. Es dauerte einen Moment, bis der Vampir sich daran erinnerte, die Wunde des Mädchens zu schließen.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 05:49

Die alte knorrige Eiche stand mitten im Herzen des verwilderten Waldbereichs. Die in sich verwundenen Äste des Baums ragten in den Himmel empor wie die verkrampften Arme eines Sünders. Hoch oben im zerzausten Wipfel waren die Äste abgestorben, bleich im Mondlicht leuchtende skelettene Finger, die sich dem Himmel entgegenreckten und nach ihm griffen, um ihn zu sich herabzuziehen.

In die rissige, verwitterte Rinde des knorrigen Stamms schienen unzählige Gesichter und verzerrte Fratzen eingegraben, zwischen verkrümmten Rippen und Gräben im Moment eines unsäglichen Aufschreis im Holz erstarrt. Teils war der Stamm von Schatten und von schwarzem Laub verdeckt, eine Schattierung von Schwarz in Schwarz. Die Wurzeln der uralten Eiche zogen sich wie Seile voller Knoten und wie Reihen von Knochen über den Grund; waren verkrümmt und verkrüppelt.

Um die Eiche herum lag eine Lichtung. Abgestorbenes Laub bedeckte den Boden, feucht und verfallen. Geäst und Rinde überall, die Reste uralter modriger Stämme. Die Laubschicht war hier besonders dick. Tief federte der Fuß desjenigen, der darauf trat. Da und dort erhob sich ein Büschel von welkem Gras. Flechten pendelten wie weiß glänzendes Feenhaar von düsterem Geäst. Blumen fehlten.

Dieses Abschnitt des Waldes war stets von dem Griff der Forstverwaltung verschont geblieben. Niemals waren Männer mit Sägen hier aufgetaucht. Alle Pfade endeten an seinem Rand. Verflucht sei der Wald hier, hieß es. Hier hatten Menschen nichts zu suchen. Ganz besonders nicht an diesem Platz hier. Auf dieser Lichtung mit der Eiche. Diesen Ort sollte man nicht aufsuchen, so munkelten die Einheimischen seit Generationen. Hier war irgendetwas Dunkles. Irgendetwas war hier, das selbst die Mutigsten unbehaglich über die Schulter blicken ließ, irgendetwas, das das Herz angstvoll und trübe stimmte. Die Luft war schwer. Pendel schlugen aus. Hunde wurden unruhig. Ein drückende Leere hing zwischen den Ästen. Hier sangen keine Vögel. Selbst die allgegenwärtigen Grillen schwiegen hier. Wildtiere mieden das Gebiet.

Selbst die untoten Kreaturen der Nacht flohen diesen Ort. Die Bluttrinker, die in der nahen Stadt wohnten, hatten ihren eigenen Mythos zu dieser beklemmenden Stelle im Wald. Hier spuke es, hieß es. Vor 300 Jahren sei hier ein schreckliches Verbrechen geschehen, eines, das selbst unter den blutgierigen Jägern der Nacht abscheulich war. Wenn man zwischen den verwundenen Wurzeln in die Tiefe graben würde, so hieß es in der Legende, würde man auf eine Steinplatte stoßen; und auf der Steinplatte stünde in breiten Lettern geschrieben:
HIC IACET CERBERUS
Hier liegt der Höllenhund begraben.

Niemals, niemals dürfe diese Steinplatte jemals gelockert oder entfernt werden. Ein Fluch würde über die Welt entfesselt werden, denn dadurch würden die Kräfte der Hölle befreit.

Das Laub der Bäume raschelte in einer leichten Brise, als wären sie das Echo der Stimmen der Hexen und Gespensterfratzen, die in der Rinde des uralten Baumes gefangen waren. Still und reglos aber war das Laub des alten Baums selbst.

Lautlos fielen einige Blätter herab, wie Tränen des Himmels. Oder der Hölle.

Dann geschah etwas Unerhörtes. Die Stille wurde durchbrochen.

Ein Herzschlag. Ein Rascheln.

Und da war eine Aufmerksamkeit. Nicht ortbar, nicht fixierbar. Einfach nur … da. Nicht an einem Ort, sondern wie in jedem Stamme, in jedem Blatt, hinter jedem Busch, unter jeder Wurzel und in jedem Erdkrümmel. Nicht fokussiert. Vielleicht nicht einmal wach oder bewusst. Irgendetwas war da, das die Gegenwart des Fremden zu erkennen schien, das die Atemzüge wahrnahm, die die durch Jahrhunderte gekochte Stille durchbrachen. Und den Herzschlag, der Leben an einen Ort brachte, der jedes Leben schluckte. Da war etwas, das angesichts der Geräusche und der Erschütterung des Untergrunds auf irgendeine Art und Weise schärfer zu werden schien.

Und das das Blut fühlte.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 05:50

Skender ließ die junge Frau ins weiche Moos gleiten und blickte sich erneut um.
Zwischen den üblichen Schatten eines Waldes, den Geräuschen der Nacht und dem Geruch des bald endenden Sommers war noch etwas anderes vorhanden.
Der leichte Wind im Geäst weckte die Illusion von leisem Stöhnen oder Weinen. Die Klagen jener, die Unerledigtes zurückgelassen hatten, die Tränen derer, die andere verraten hatten.

Irgendetwas, morbide Faszination, ein innerer Zwang, dem der Vampir sich nicht entziehen konnte, lenkte seine Füße fort vom Mietwagen und der jungen Frau tiefer in den Wald hinein.
Es war beinahe, als raunte eine leise, kaum hörbare Stimme ihm etwas zu und er war einfach nur nicht in der Lage ihre Sprache zu verstehen.

Ein warnendes Knurren entrang sich seiner Kehle, während er mit all seinen Sinnen die Gegend absuchte. Und obwohl man ihm nachsagte, dass er Gedanken an feinsten Signalen des Körpers erkennen, Menschen manipulieren und ihnen seine Gedanken aufzwingen konnte, ohne dass sie es merkten, konnte er nichts entdecken.
Und plötzlich wurde ihm etwas bewusst. Hier gab es tatsächlich nichts zu entdecken. Es gab keine Tiere in diesem Bereich des Waldes. Nicht eine einzige Fährte konnte er wahrnehmen, kein Geräusch hören und auch kein Lebenszeichen auffangen.

Der Vampir betrachtete auf eine seltsame Art fasziniert das Bild, das sich ihm bot.
Unberührte Natur, wie sie in Europa in der heutigen Zeit nirgendwo sonst zu finden war. Die Wolken am Himmel lichteten sich und Mondschein bahnte sich einen Weg durch das dichte Geäst. Es war lange her, dass er beobachten konnte, wie sich der Mond durch die Zweige eines uralten Baumes schob, sehr lange her. Es roch nach Wildblumen, Sträuchern und taufeuchtem Rasen.

Skenders Schritte wurden von samtweichem Moos abgefedert das jedes Geräusch verschluckte. Schatten und Finsternis umhüllten ihn, als die Wolken sich erneut vor den Mond schoben. Der Wind strich durch sein Haar und plötzlich spürte er es. Die Harmonie der Nacht wurde von einer Macht, die nicht ins Umfeld passte gestört.

Er blieb auf der Lichtung neben der Eiche stehen, verhielt sich völlig still, und auch sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Seine Augen schimmerten dunkel, und ihrem Blick entging kein noch so kleines Detail. Langsam machte er noch einige Schritte in die Richtung des alten Stamms, bis er dessen Wurzeln unter seinen Sohlen fühlen konnte.
Hier spürte er eigenartige Schwingungen, die das Echo von Gewalt zu sein schienen.

"Was ist hier geschehen?"

Er ließ sich auf die Knie sinken und strich fast zärtlich über den mit Laub bedeckten Waldboden.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 05:53

Ein Geräusch. Eine Erschütterung der Welt.

Die Blätter flüsterten im Chor, der Pulsschlag der Natur eine Symphonie. Doch es gab keine Worte, denn die hier anwesende Entität verstand die Worte nicht.

Aber es verstand, dass es so etwas wie Worte gab.

Ein Bewusstsein, viele Jahrhunderte alt, das aber gar nicht mehr wusste, wohin es gehörte, dass es nicht Teil war der Bäume, nicht nur durch deren Saft den Blättern auf den Wipfeln entgegenfloss, nicht nur in den Trieben der Sträucher steckte, nicht nur in den Fäden der Pilze im Boden. Ein Geist, der auf seine gesamte Umgebung ausgriff und doch nichts Bestimmtes fassen konnte, der um sich selbst kreiste, ohne sich zu kennen.

Ein Aufflackern von Erinnerung wie eine Kerzenflamme in der Finsternis.

Inmitten dieses Selbst war nun etwas Fremdes.

Da waren keine Worte. Nur Empfindungen, gerichtet und doch wieder nicht. Das Bewusstsein konnte nicht zwischen innen und außen unterscheiden, nicht zwischen ihm selbst und dem anderen.

Das Aufflackern der Empfindung, dass der Schmerz Hunger war.

Schmerz.

Eine Empfindung, die wiedergekehrt war und zugleich immer vorhanden gewesen war.

Und das Bewusstsein nahm wahr, dass es da einen Fokus gab, etwas, das es an diesem Ort festhielt. Da war ein Anker; der Grund, warum es überhaupt hier war. Etwas, das es daran hinderte, fortzugehen. Es zog sich nun zusammen, blickte nach innen, strebte dem gemeinsamen Zentrum der zerfaserten Wolke seines Selbst zu. Es erinnerte sich.

Zähne.

Aufflackern der Farbe Rot, dem Sinneseindruck von Fließen und Pochen.

Da war der Fokus. Der Anker. Etwas Massives. Ein Wind schien aufzukommen auf der Lichtung, zum ersten Mal seit Jahrhunderten. Und zugleich war es völlig windstill. Es war ein Wind des Geistes. Ein Brausen auf einer anderen Ebene als der materiellen.

Es erinnerte sich.

Vampir.

Blut.

Aber mit der Verdichtung und dem Zusammenstreben wurde auch wieder der ewige Schmerz stärker. Ein Schmerz, der nun schon so alt war, dass er zu einem Teil seiner Selbst geworden war.

Schmerz.

Der unermessliche Schmerz, der Grund, weswegen das Bewusstsein sich so weit auf andere Ebenen zurückgezogen hatte. Ein Rückzug, der zugleich ein Vergessen war von Grenzen und Zeit.

Schmerz.

Hunger.

Erkenntnis setzte sich zusammen wie ein Dunst im Morgengrauen. Empfindungen. Wünsche. Gefühle. Einzelne Fragmente des Geists strebten einander zu, näherten sich der gemeinsamen Mitte wie Monde, die einen Planeten umkreisten. Hunger, der die Klauen in jede einzelne Ader schlug. Gefühl der Gegenwart von feuchter, alles umfangender Finsternis. Gefühl von Schwere, die die Knie gen Boden sinken ließ. Empfinden von Kribbeln in den Fingern. Und von dem Impuls, die Hände in die dunkle Krume zu tauchen. Alles kulminierend in dem großen, umfassenden, gemeinsamen Wunsch, dass der Fremdling anfangen möge zu GRABEN.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 05:55

Da war es wieder, dieses Wispern, das ihn lockte, dessen Worte er aber nicht verstand.

Warum ihn, wenn es nicht einmal Tiere anzulocken vermochte?

Seine Hand auf dem Boden ballte sich zur Faust und umschloss dabei das Erdreich, auf dem sie gelegen hatte.
Was tat er hier eigentlich?
Er stand auf und blickte sich um. Hier gab es nichts, vor dem er sich fürchten musste. Hier gab es nahezu überhaupt nichts. Noch immer hielt er den Waldboden in seiner Hand.

Urplötzlich durchfuhr ihn ein nahezu unerträglicher Schmerz. Skender rang nach Atem. Er hatte nicht gewusst, dass es Schmerzen dieses Ausmaßes auf der Welt gab.
Mit geschlossenen Augen biss er die Zähne zusammen und sank in die Knie.
Es fühlte sich an, als wollte ihm jemand das Herz aus dem Leib reißen. Der Eindruck war so real, dass er sich an die Brust griff, auf seine Hände hinabblickte und erwartete, Blut zu sehen.
Doch da war nichts.
So unerwartet, wie der Schmerz aufgetreten war, verschwand er wieder.

Hunger

Die Stimme klang so faszinierend und anziehend, dass sich der Vampir nicht ihrem Ruf entziehen konnte. Gekrümmt, eine Hand auf seine Brust gepresst, erhob er sich und wankte zurück zur alten Eiche.
Er schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an ihren Stamm. Was sollte er tun?

Graben

Und er gehorchte. Mit bloßen Fingern begann er den Erdboden aufzureißen, der seltsamerweise locker und weich war. Dennoch kam er nur langsam voran, da ihm ständig die dicken Wurzeln der alten Eiche im Weg waren. Sie hatten sich, wie kräftige Arme mit langen Fingern, um irgendetwas im Erdreich geschlungen und beabsichtigten nicht, dieses Etwas fremden Blicken Preis zu geben.
Es kostete den Vampir einige Kraft, jene von der Natur gebildeten Fesseln zu zerreißen und eine Steinplatte freizulegen, die sich etwa eine Elle tief im Waldboden befand.

"Himmel, Alter, wenn dich jetzt hier jemand sieht, holt man dir einen Arzt".

Mit wunden Fingern strich er die letzte Schicht Erde von der freigelegten Fläche und las in lateinischen Lettern das Wort „Höllenhund“.
Zwischen „Cerbe“ und „rus“ zog sich ein tiefer Riss durch das Gestein und teilte die Platte in zwei Stücke.
Skender wühlte weiter im Dreck, zerteilte Wurzeln, wuchtete Erde aus dem Loch und befreite so die gesamte Platte, welche die Größe einer Eingangstür besaß.
„Hier liegt der Höllenhund begraben“, las der Vampir die Inschrift. Der von der Wurzel zerstörte Drudenfuss unterhalb der Inschrift hatte die Ausmaße einer Autofelge. Ein Zeichen dafür, dass jemand eine unglaubliche Angst vor dem Geschöpf besaß, welches er unter dieser Platte begraben hatte.

Zur Sicherheit waren die Ecken des Steins, nein, der Grabplatte, mit jeweils einem Pentagramm versehen worden. Diese wiederum wurden durch eingemeißelte Runen miteinander verbunden.

Am oberen Rand standen die Worte: „Ich binde ihm Hände, Füße, den gesamten Körper“. Auf der linken Seite konnte der Vampir entziffern: „Er soll nicht reden, nicht widerstreben, nicht widersprechen“.
„Ich binde sein Denken, seinen Geist, seine Handlungen“ war auf der rechten Seite eingemeißelt worden. Es endete mit der unteren Zeile: „auf dass er unfähig sei gegen jedermann“.

Skender schüttelte den Kopf. Das war so typisch für die armselige Menschheit. So unglaublich typisch. Schließlich glaubten sie auch daran, dass sie bei einer Sternschnuppe einen Wunsch frei hatten.
Erinnerungen bahnten sich einen Weg in seine Gedanken.
Um seinen Käfig herum hatten die armseligen Menschen zu Zirkuszeiten ebenfalls diverse Bannsprüche und Bindeformeln angebracht, in der Hoffnung ihn damit „zahm“ zu bekommen. Vollkommener Blödsinn, denn einzig das Tierblut hatte dafür gesorgt, dass er nie zu Kräften gekommen war. Und natürlich die silbernen Fußfesseln, räumte er ein.

Was auch immer sich unter der Steinplatte befunden hatte, würde sich nicht mehr an seinem Platz befinden, da war der Vampir sich ausgesprochen sicher. Entweder war es dem Verwesungsprozess zum Opfer gefallen oder aber vor Jahrhunderten bereits abgewandert. Aber wessen Gedanken hatte er aufgefangen, wessen Schmerz gespürt?
Beobachtete ihn irgendein Scherzbold, wie er im Waldboden wühlte, ähnlich einem Wildschwein, das nach Trüffeln grub?

Dass der Ort seltsam war, daran bestand kein Zweifel aber trotz intensiver Suche mit all seinen Sinnen, konnte er weder ein Wesen seiner Art noch überhaupt irgendein Wesen endtecken.
Er hätte zu gern gewusst, was hier vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten passiert war, zumal er das Gefühl nicht los wurde, dass es etwas gab, was ihm suggerieren wollte von diesem Ort fern zu bleiben. Es schreckte ihn jedoch nicht ab, sondern machte ihn eher neugierig.
Diese Neugierde sorgte dafür, dass er die Ränder ringsherum von Erde befreite und die eine Hälfte der zerbrochenen Steinplatte anhob.
„Scheiße“, entfuhr es ihm und um haaresbreite hätte er die Platte wieder fallen lassen.

Das Gebilde, welches dem Vampir aus dem Loch entgegen blickte, erinnerte den Vampir an eine Moorleiche. Die Haut glich dunklem gegerbten Leder, und spannte sich über dem ausgemergelten Körper, wie altes Pergamentpapier.

„Leck mich am Arsch“, murmelte er leise und ging in die Hocke um sich seinen Fund genauer anzusehen.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 05:56

Die lederne Haut war dunkel, teilweise fast schwarz, vielleicht von den Huminstoffen im Boden angefärbt. Die Arme lagen neben dem Körper angeordnet. Die ausgedörrten Finger waren wie Klauen gekrümmt. Trotz der zusammengefallenen, über die Glieder geschrumpften Haut war die Leiche nicht so dürr wie eine Mumie. Begraben in der feuchten Erde war sie noch von vollständigerer Gestalt.

Die mächtigen Wurzeln der riesigen alten Eiche waren um den Körper herum gewachsen, ohne ihn jedoch zu durchdringen. Eine starke Wurzel, die jedoch inzwischen abgestorben war, hatte sich unter die abdeckende Steinplatte gedrängt und sie gesprengt, so als hätte sie den Begrabenen befreien wollen und hätte sich selbst bei diesem Unterfangen zu Tode überanstrengt.

Die Leiche besaß männliche Umrisse. Dunkle Reste von Leder und Stoff hingen am Körper, modrig und größtenteils zerfallen. Teilweise erschienen sie auch verkohlt, als ob sie verbrannt wären. Da und dort leuchtete eine Haarsträhne blond auf. Das wirre, von Erde verschmutzte Haar war näher an seiner ursprünglichen Farbe geblieben. Die eingefallenen, fest verschlossenen Augenlider wirkten wie miteinander verschmolzen.

Der Mund der Leiche war zu einem ewigen, lautlosen Schrei aufgesperrt. Die ausgetrockneten Lippen verdeckten die Zahnreihen nicht. Das unversehrte weiße Zahnbein leuchtete im fahlen Licht des Mondes, bildete einen auffallenden Kontrast zu der Düsternis des Grabs.

Die Eckzähne von Menschen waren knapp über einen Zentimeter lang.

Diese Eckzähne hier maßen gut einen Zoll.



Ein Sturmwind toste durch die dunklen Hallen des inneren Selbst. Ein Brausen fegte durch trockengefallene alte Kavernen. Erschütterung jagte durch den dunklen Schoß, der die Entität umfangen hielt. Töne. Krachen. Bersten.

Noch mehr Erschütterung. Krachen. Reißen. Rauschen.

Wilde Empfindungen ohne Zuordnung, ohne Verständnis. Ein Gewitter aus Sinneseindrücken. Es gab kein: Wo bin ich? Denn es gab ein Bewusstsein, aber noch kein Ich. Die Splitter des Selbst kreisten um das gemeinsame Zentrum wie Meteore und Sternenstaub um die Erde.

Doch die Geschwindigkeit erhöhte sich.

Das große Brausen setzte sich über die Lichtung hinweg fort. Blätter lösten sich, Triebe wurden geknickt, Wurzeln ausgerissen. Die Äste der Eiche beugten sich hin und her. Und das alles passierte nur im Geiste, denn in der Realität war es noch immer völlig windstill.

Ein Malstrom aus Hören und aus Fühlen, aus Erinnerungen und aus Traum.

Es war sehr lange her, dass das letzte Mal eine Stimme erklungen war, dass solche Erschütterungen das dunkle, feuchte Universum bewegt hatten. Und damals hatte es wieder aufgehört. Doch diesmal blieb es. Und die Wesenheit nahm wahr, wie etwas in einer Grube dunkel und dürr darniederlag, sah den fremden Neuankömmling, der all den Lärm machte, als schwebe es über der Szenerie. Vielleicht sah sie durch die fremden Augen. Vielleicht sah sie eine Szenerie aus der Vergangenheit vor 300 Jahren.

Die Fragmente des Selbst stürzten aufeinander zu wie Meteoriten auf die Erde. Jeder Einschlag ließ die Grundfesten des Selbst erzittern, brachte neue Erinnerungen, neues Wissen, neues Gefühl.

Zum ersten Mal seit Ewigkeiten war da ein Luftzug! Luft zog über uralte Haut. Zum ersten Mal seit langem merkte das alte Bewusstsein, dass es eine Haut hatte. Uralte Ohren lauschten dem Rauschen von Blut. Empfindungen von Raum und Zeit fielen an ihren Platz.

Einer Stimme. Es verstand die Worte nicht, doch es verstand die Emotion, die Überraschung, die Bestürzung.

Uralte Muskelfasern, die sich zu bewegen suchten. Doch sie konnten sich nicht rühren. Lider, die sich öffnen wollten, doch sie blieben fest verschlossen.

Schmerz

Dann erzitterten die Grundfesten des Universums. Ein Donnerschlag hallte es durch die weiten, dunklen Hallen des Selbst. Es passierte etwas, das nur in unendlichen langsamen Abständen passierte, gerade genug für die Ewigkeit.

Ein Herzschlag.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 05:58

Skender warf die halbe Steinplatte einen Meter entfernt auf den Waldboden und kniete sich dann neben die Öffnung. Sein Blick glitt – gleichzeitig abgestoßen und doch fasziniert – über die lederne Haut, den aufgerissenen Mund und die für einen Menschen viel zu langen Eckzähne.

"Was ist das?"

Ein Mensch, dem die Natur mit diesen Zähnen einen bösen Streich gespielt hatte? War er deshalb hier verscharrt worden, weil man ihn für einen Angehörigen seiner Art gehalten hatte?

Dass er einen Vampir vor sich hatte, schloss Skender aus. Ein toter Vampir zerfiel zu Staub, auch im Erdreich. Einen lebenden Vampir hätte er gespürt und als solchen erkannt. Und in diesem Ding hier – Verzeihung, in dieser Leiche hier – befand sich kein Leben mehr. Selbst der letzte Tropfen Feuchtigkeit in Haut und Gewebe war vertrocknet und ausgedörrt.

Er traute sich nicht einmal zu atmen, aus Angst, dass der Luftzug die Überreste des Wesens in sich zusammenfallen lassen würde. Sehr langsam erhob er sich und hob vorsichtig die zweite Hälfte der Steinplatte an. Fahles Mondlicht fiel nun auf den ausgemergelten, toten Körper.
Der Vampir hielt kurz in der Bewegung inne. Der Ausdruck im Gesicht des Toten zeugte von der immensen Angst, die dieser in den letzten Stunden vor seinem Tod ausgestanden hatte, von der Qual und dem Leid, das ihm in dieser Grube widerfahren war.

Menschen waren grausam, das bestätigte sich immer wieder. Wie lange mochte dieser Mann in seinem dunklen Gefängnis noch gelebt haben? Wie verzweifelt mochte er gewesen sein, als er erkannte, dass es kein Entrinnen gab? Hatte er in Panik versucht sich zu befreien? Zu wem hatte er gebetet und wen angefleht ihn zu erlösen?

Die Platte rutschte dem Vampir aus den Händen und er griff blitzschnell zu, damit sie nicht auf den Leichnam zurück krachte. Den kurzen Schmerz in seiner rechten Hand beachtete er nicht weiter, sondern warf auch dieses Stück Stein in einige Entfernung auf den Waldboden. Er seufzte, als er sich erneut neben der Grube in die Hocke nieder ließ.
Was sollte er jetzt mit seinem Fund anfangen? Der Vampir hatte keine Ahnung von menschlichen Zeremonien, mit denen man jemandem angemessen die letzte Ruhe erwies.

Er hob eine Hand, fast so als wolle er dem Toten eine Haarsträhne aus der Stirn streichen oder ihm die Absolution erteilen, sozusagen als Vergebung für das, was man ihm angetan hatte. Tak. Tak., erklang es laut in dieser unheimlichen Stille des schweigenden Waldes. Etwas war auf das Gesicht des Leichnams gefallen und verfärbte dessen aufgerissenen Mundwinkel noch dunkler. Regen?
Tak, machte es erneut.

Skender blickte auf seine Hand und zog sie erschrocken zurück. Er hatte sich an der zerbrochenen Steinplatte verletzt und nun tropfte sein Blut auf die lederne Haut des Geächteten und beschmutzte sie. "Es tut mir leid", entschuldigte er sich, obwohl er keinesfalls daran glaubte, dass der Tote davon Notiz nehmen würde.

Dann erstarrte er. Das Geräusch, welches nun, wie ein Donnerhall in seinen Ohren erklang, erkannte er als einen Herzschlag. Das „Ding“ lebte.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:01

Ein Erdbeben ging durch das dunkle Universum. Weitere Erschütterungen erfolgten durch Schritte, durch einen Arm, der die Luft in Bewegung verdrängte. Das Bewusstsein war Spielball dieser Eindrücke wie ein losgerissenes Blatt im Sturm.

Tak. Tak.

Tak.

Noch immer diese Stimme, erschrocken, traurig.

Die Special Effects der Natur ließen Dunst oder kleine Rauchfahnen aufsteigen wie von Räucherstäbchen. Die dunklen Flecken auf der trockenen, ledrigen Haut verschwanden, als ob sie verdunstet wären oder in die Haut hineingesogen werden würden.

Doch sie waren nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Der Geist des Vampirs vibrierte in jeder Faser des Körpers, in jedem Molekül. Der rasende, primitive Instinkt, der das Blut wahrnahm, fraß, sein Rauschen hörte und begehrte. Blut. Da. Blut. Blut! MEHR! Im Grab fingen die Schatten an zu tanzen. Flackernde Schattierungen von Schwarz in Schwarz, beleuchtet von unsichtbarem Licht. Die Augenlider schienen sich zu bewegen. Doch sie öffneten sich nicht.

Hunger!

In jeder Faser, in jeder leeren Ader schrie die Gier nach Blut.

Der Wald trat in den Hintergrund. Die Lichtung verwandelte sich in einen Tunnel, und durch den Tunnel peitschte alle Luft. Ein alles umfassender Sog brach an und die Öffnung an Ende des Tunnels war der gähnende Rachen des Grabs. Ein mentaler Sog aus einem massiv gewordenen, unermesslichen, alles verschlingenden Wunsch.

Rotes Rauschen, fließen.

Es gab kein: „Ich fühle Hunger“. Diese Selbstreflexion existierte nicht. Es gab keinen Unterschied zwischen drinnen und draußen, zwischen sich und dem anderen. Es gab nur den Hunger an sich. Unauslotbare, unermessliche Gier; eine Gier, die das Wollen über alle Maßen und Grenzen hinaus überstieg, triebhaft, tierisch und basal.

HUNGER

Alles war eins. Und alles war Hunger.

Und dies war gefährlich. Es brachte den empfindlichen Gleichgewichtszustand aus dem Takt, in dessen Dämmerschlaf sich über Jahrhunderte ein letzter Lebensfunke erhalten hatte, mit Herzschlägen in Abständen von Zyklen des Monds.

Der nächste Herzschlag kam zu früh.

Blut oder Asche.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 06:03

Skender blickte irritiert auf den Körper in der Grube, der zwar leblos schien, aber nicht leblos war. Die Situation ergab für den Vampir keinen Sinn. Das Wesen, das man in diesem Wald verscharrt hatte, ergab keinen Sinn.

Es war kein Mensch, denn ein Mensch war in diesem Zustand definitiv tot. Ein Vampir schien es aber ebenfalls nicht zu sein, denn es besaß keine vampirische Aura - um genau zu sein, es besaß rein gar keine Aura.
Und dennoch gab es Leben in diesem Haufen Knochen mit Haut.

Skender konnte sehen, wie sich die Augäpfel unter den geschlossenen Lidern hin und her bewegten, so als versuchten sie krampfhaft das zu sehen, was sich hinter der Dunkelheit verbarg.

Das Wispern wurde lauter, doch noch immer verstand der Vampir die Worte nicht. Zuerst war es bittend, dann drängend und schließlich wurde es zu einer Forderung, der Skender nicht nachkommen konnte, weil er sie nicht begriff.
Ob er versuchen sollte, die Gestalt aus ihrem Gefängnis zu befreien? Was aber, wenn er durch eine unbedachte Bewegung – etwas zu viel seiner Kraft – den Körper zerstörte? Sollte er es wagen?

Vorsichtig stieg er in die Grube hinab. Sie war nicht besonders tief. Der Rand reichte ihm noch nicht einmal bis zum Knie. Er bewegte sich langsam, setzte seine Füße vorsichtig zu beiden Seiten der ledernen Oberschenkel ab und atmete tief durch, als er dabei nichts beschädigte.

"Wie geht’s weiter?"

Er beugte sich vor und schob seine Hände unter die Achseln des vermeintlichen Leichnams.
Womit er nicht rechnete, war der alles verzehrende Hunger, der sich in ihm ausbreitete, als seine Haut die lederne berührte. Unvorstellbar. Überwältigend. Gnadenlos.
Vor Schreck zog er seine Hände ruckartig zurück und atmete erleichtert auf, als zum einen die Gier nach Nahrung verschwand und zum zweiten seine unbedachte Bewegung keine Gliedmaßen abgerissen hatte.

War das der Grund für das Wispern in Skenders Gedanken?
Versuchte dieses Wesen ihm zu übermitteln, dass es Nahrung brauchte?
"Was isst so etwas?"
Er hatte keinen Schimmer.
"Hoffentlich keine Vampire".
Er schüttelte den Kopf.
"Du benimmst dich lächerlich, Alter. Nichts und niemand isst Vampire. Sieh zu, dass du dieses Teil hier raus holst und dann nichts wie weg".

Wieder beugte er sich hinunter und schob seine Hände vorsichtig unter die Achseln des Wesens. Dabei war er ihm so nah, dass ihm der seltsame Geruch in die Nase stieg, den der Körper verströmte. Skender musste sich zusammenreißen um nicht zu würgen.

"Komm schon, Alter, du packst das".

Er drehte leicht den Kopf, atmete noch einmal tief die frische Nachtluft ein und hielt dann den Atem an. Sehr vorsichtig, nahezu sanft, hob er den Oberkörper an. Das Gesicht der Leiche – falsch, des Wesens – lag dabei in seiner Halsbeuge.
Die Gestalt wog fast nichts, war leicht wie ein Bündel Stroh, nur nicht ganz so handlich. Breitbeinig, den Körper nah an seinem, die Beine unter sich herschleifend, stieg der Vampir aus der Grube.

Er hörte, nein er fühlte sogar, einen weiteren Herzschlag.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:06

Die vagen Empfindungen wichen ganz konkreten Sinneseindrücken. Berührung. Hören. Riechen. Das Bewusstsein wurde davon in seinen Leib hineingesogen. Zu stark, zu viel um es wahrzunehmen und es zu begreifen. Zu machtvoll, zu durchdringend und umfassend. Zu viel. Zu viel, zu viel. Es sollte aufhören. Aber es hörte nicht auf. Es gab keine Gnade. Es gab keine Pause.

Und da war der Schmerz. Da war er, dieser Schmerz, der die Ursache war, warum das Bewusstsein sich einst so weit entfernt hatte, auf andere Ebenen zurückgezogen hatte. Dieser alles umfassende, schreckliche Schmerz, der in jeder Ader tobte, jede Faser beben ließ. Alles tat weh. Es gab weder hier und heute, noch jenseits, noch damals. Es gab nur diesen unermesslichen, zeitlosen Schmerz. Es pochte, es brannte, es jagte und biss durch jede Ader, plagte und quälte jede Faser, reichte in den Geist und folterte jede seiner Regungen selbst. Es gab kein Entrinnen.

Das Wesen krümmte sich hilflos in seinen Schmerzen, zappelte und kämpfte im Gefängnis seines Leibs. Es konnte nicht einmal schreien.

Es war ein Schmerz aus Hunger, doch das wusste das Wesen nicht.

Und dann das Wunder, eine Sinnesempfindung, die den Schmerz dämpfte wie zugleich verstärkte, ihn zielgerichtet machte und verwandelte.

Dem Wesen stieg ein überaus köstlicher Geruch in die Nase. Riechen, schmecken auf einer anderen Ebene als der physischen, in einem feinstofflichen Bereich, wo sich die Sinnesempfindung der Aura mit Wärme und Gehör, Geruch und Geschmack zu einem großen Ganzen überlagerte. Es war ein synästhetisches Empfinden besonderer Art. Und es diente nur dem Zweck des Auffindens von einem, der schlagenden Ader.

Es gab nur das Rauschen, das Fiebern und den Schmerz. Und abermals war Gier der uneingeschränkte Herrscher.

Blut, Blut!

Das Wesen tobte in seinem bewegungslosen Gefängnis.

HUNGER

Es konnte das Rauschen nicht erreichen.

Da.

BLUT

Doch das Rauschen kam zurück, kam zurück zu ihm.

Das Wesen verschmolz mit seinem Hunger, wurde eins mit seinem Schmerz. Und beides zusammen war Gier.

Die Arme brauchten das Opfer nicht zu umfangen, das Blut war bereits nah. Der Mund brauchte sich nicht zu öffnen, denn er stand bereits offen. Die Fangzähne brauchten sich nicht erst zu wachsen, sie waren schon lang und scharf. Das einzige, was nötig war, war die Zähne zu senken, durch die zarte Haut hinab zum warmen Fluss.

Es war eine Kraft, geboren aus einer letzten versunkenen, zurückgezogenen Reserve. Ein Funke, der ein Feuer brennen machen wollte. Verdorrte Nervenstränge versuchten zu arbeiten, Hundert Muskelfasern schrien gequält.

Und die Kiefer klappten zusammen.

Die Welt explodierte.

Blut schlug gegen die Kehle wie der Hammer des Hephaistos. Flüssiges Feuer, das den Hals hinunter schoß. Und das Brennen breitete sich aus. Es war, als erreiche es niemals den Magen, als würde es schon vorher in der Brust aufgesogen. Aufgesogen wie Atemluft in die Lungen. Und die Lungen waren es auch, die brannten. Alles brannte.

Die zu Klauen verkrümmten Finger schlossen sich schraubstockartig um die Quelle dieses köstlichen, so lebensnotwendigen Safts und ließen nicht mehr los.

Es war das Ende der Welt. Und die Wiedergeburt.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 06:10

Der Schmerz, der urplötzlich durch seinen Körper raste, zwang ihn in die Knie. Er begann an seinem Hals und breitete sich in Sekundenschnelle im gesamten Leib aus. Das „Ding“ schien scharfe Kanten zu haben. Womöglich war es sogar mit irgendwelchen Bakterien behaftet, die sogar einem Vampir etwas anhaben konnten. Seine Kehle brannte wie Feuer.

Er ließ sofort den ledernen Leichnam los und wollte zur Seite springen, doch das „Ding“ hing an ihm fest.
„Was, zum Teufel … ?“ Er griff der Leiche mit beiden Händen an den Kopf, und versuchte diesen von seinem Hals wegzuzerren. Das „Ding“ musste sich irgendwo in der Jacke verhakt haben … Dann stutzte er und seine Augen weiteten sich. Es hing an IHM fest und nicht an seiner Kleidung. Es BISS ihn.

Noch während Skender fassungslos auf das „Ding“ starrte, dessen Körper mit jeder Sekunde schwerer wurde, griff eine knochige Hand nach ihm und bohrte sich schmerzhaft in seine Schulter.

Erst jetzt fiel die Starre von dem Vampir ab. Er begann sich zu wehren, schob den Parasiten von sich, krallte seinerseits die Hände in dessen Hals. Der Rumäne spürte, wie seine Kraft nachließ. Das, was er für einen menschlichen Leichnam gehalten hatte, nährte sich an ihm, trank sein Blut. Er konnte inzwischen sogar spüren, wie „es“ schluckte. Und der ausgedörrte Körper wurde mit jedem Schluck schwerer. Das vertrocknete Gewebe nahm das Vampirblut auf wie ein Schwamm das Wasser.

Er geriet in Panik, als ihm bewusst wurde, dass dieses Wesen keine Rücksicht nehmen würde, keine Gnade kannte. Es würde an ihm hängen, bis von ihm nichts mehr übrig war. In seiner Angst bog er die knochigen Finger zurück, bis es knackte und der Griff sich löste. Mit dem Ellenbogen hieb er mit all seiner Kraft unter den Kieferknochen der Kreatur. Immer und immer wieder. Gleichzeitig hob er das Bein und trat zu.

Er ging in die Knie, stürzte auf den Boden, als das Gewicht endlich von ihm abfiel.
"Renn, Alter, renn!"
Sein Kopf befahl, doch der geschwächte Körper gehorchte nicht. Die zitternden Beine gaben immer wieder unter ihm nach. Keuchend zog er sich mit den Armen von der Gefahr weg, die wieder in die Grube gerutscht war.

Plötzlich fühlte er die Aura eines zweiten Vampirs. Älter und mächtiger, als alles, was dem Rumänen bisher begegnet war.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:23

Feuer. Alles umfassendes Feuer. Feuer überall.

Die Sterne lösten sich vom Himmel. Sie fielen auf die Erde herab. Ihr Licht, es überstrahlte alles. Fragmente von alter Musik waren in der Luft. Zahllose Stimmen flüsterten. Gedanken wurden herbeigetragen aus allen Ecken der Welt, oder aus allen Jahrhunderten der Vergangenheit. Ein Orchester von unbegreiflicher Komplexität. Die Stämme der Bäume wuchsen hinauf bis ins Himmelszelt, verschwanden im Nichts. Rot, Orange und Gelb glühte das Firmament.

Die Sinneseindrücke gerieten durcheinander. Die Empfindungen von der Körperlichkeit des eigenen Leibs, die Erinnerungen, die Gefühle. Alles zerfiel. Riechen wurde Hören, Hören wurde Sehen, Schmecken wurde Tasten. Das erste Zwischenergebnis war völliges Chaos. Gier, Zorn und die Verzweiflung, von der Nahrungsquelle weggestoßen worden zu sein: alles vergessen. Schmerz und Brennen verschmolzen zu einer einzigen großen Feuersbrunst.

Feuer. Alles umfassendes Feuer. Feuer überall.

Das Inferno setzte den gesamten Erdenkreis in Flammen. Alles glühte. Flüssiges Gestein floss durch die Flussbetten. Feuersturm verwüstete das Land. Das Meer kochte. Armageddon war hereingebrochen. Wie die Flüsse, so die Adern. Wie die Gebirge, so die Knochen. Wie die Meere, so das Blut. Der Leib, so groß wie die gesamte Erde. Die Erde so klein wie der Leib. Der Makrokosmos und der Mikrokosmos waren eins.

Es gab kein Gefühl für Zeit. Die Flammen schlugen hoch.

Die Welt erschuf sich aus Feuer neu.

Und zugleich waren Licht und Dunkel, Feuer und Feuchte, Hitze und Kälte. Unvereinbare Gegensätze wetteiferten um die Macht über die Realität. Bildfragmente, Sinnesempfindungen einer anderen Dimension brachen aus Rissen im roten Himmel, prasselten auf das Selbst ein, das die Welt war und zugleich nichts.

Flutwellen tosten auf dem von Orkanen aufgepeitschten, dampfenden Meer. Ein Erdbeben ließ die flammenden Landschaften erzittern. Aus den dunklen Tiefen des Meeres stiegen alte Erinnerungen wie Luftblasen empor. Ein Schwarm aus Bruchstücken, isoliert von einander und ungeordnet, jedoch mit gemeinsamer Quelle und gemeinsamen Ziel. Uralte Instinkte arbeiteten, befehligten uralte Reflexe. Eine tiefe Furcht erhob sich aus den schwarzen, tiefen Wassern, grub sich ein bis in den Grundstock der Gebirge, beherrschte alles.

Es wollte nicht in die dunkle, feuchte Welt hinab! Es wollte nicht, dass sie es einhüllte! Kein schwarzes, undurchdringliches hartes Dunkel sollte ihm den Blick zu den Sternen verwehren! Das schwarze, krümelige Etwas durfte sich nicht über es ergießen! Das Licht der Sterne durfte nicht verschwinden!

Finger krümmten sich reflexartig und öffneten sich wieder. Das Selbst merkte, es konnte sich bewegen. Diesmal konnte es sich bewegen.

Diesmal konnte ER sich bewegen.

Die Glieder gehorchten dem in jeder Ader pulsierenden Entsetzen.

RAUS!

In den Tartaros war er hinabgeworfen worden.

RAUS!

Und wie einst die Zyklopen und die Hunderthändigen, durch Zeus befreit, entstieg auch er dem schwarzen, feurigen Schlund.

Wie eine vielgliedrige Spinne krallte sich die Gestalt aus der Grube, braune Klauen hakten sich an alte Wurzeln, zogen sich daran entlang. Fort, fort, fort! Hinaus aus dem schwarzen, feuchten Grund!

Noch immer braun war die Haut im Gesicht, doch heller als zuvor. Der Leib war voller geworden. Nicht alle, aber zahlreiche Falten waren verschwunden. Die Augen lagen tief in schwarzen Höhlen. Das Weiß der Augen war dunkel verfärbt. Doch die Iris, die Iris leuchtete klar und intensiv in Blau und Grau, glänzte vampirisch im Licht des Monds. Der Oberkörper pendelte zittrig hin und her. Die Adern traten weit hervor, pulsierten unter der ledrigen Haut, als die Gestalt weiterkroch, sich durch das Laub wand wie ein Ungeziefer. Dann niederfiel, mit dem Gesicht Richtung Boden. Einige Pulsschläge lang sich nicht rührte. Dann zitterten Gliedmaßen, suchten Halt, krallten sich in der Erde fest und schoben den Körper weiter vorwärts. Wieder fiel das Wesen nieder. Abermals regten sich die Glieder, bekamen Gestrüpp und Wurzelwerk zu fassen, und es kroch weiter. Und noch während es sich fortbewegte, wurden seine Bewegungen flüssiger, das Ausgreifen und Zufassen der braunen Finger mit den schwarzen Nägeln koordinierter. Wie es sich hochstemmte, die Nase in Luft reckte, schnupperte, Witterung aufnahm.

Die Augen, die sahen, ohne wirklich zu sehen, richteten ihren Blick auf ein Objekt, von dem ein gar köstlicher Geruch verströmte, von dem ein Pochen ausging, das es anlockte, ein unwiderstehliches Rauschen. Faltige braune Lippen, die wieder voll genug geworden waren, um die Zähne zu verdecken, zogen sich von den Fängen zurück wie Lefzen eines Hundes.

DURST

Ein Schaudern ging durch den ganzen braunen Körper wie in Erwartung, in Erregung. Ein Richtungswechsel fand statt. Und die Gestalt kroch weiter, dem Ursprung des Rauschens entgegen. Die Haut glättete sich von Atemzug zu Atemzug. Wieder eine Falte in der Armbeuge weniger. Die Gestalt fiel auch nicht mehr nieder. Der Mund öffnete sich, gab den Blick frei zu langen Hauern und zu einem schwarzen Schlund.

Und die Gestalt kroch vorbei. Zog sich am Stamm der alten Eiche hoch. Und biss in die Rinde.

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Beitragvon Skender » 11.10.2016, 06:25

Skender fühlte sich, als hätte ihn ein Reisebus überfahren.
Jede Faser seines Körpers schmerzte, er fühlte sich kraft- und hilflos.
„Es hat dich gebissen, Alter. Das Ding hat dich gebissen“.
Der Vampir war zutiefst verwirrt. Noch immer strömte Blut aus seiner Halswunde. Er bemerkte es nicht.

Seine Erfahrungen im Umgang mit anderen Vampiren waren gleich Null, abgesehen von denen, die er in Phoenix kennen gelernt hatte, aber er hatte noch nie davon gehört, dass ein Vampir einen anderen biss. Gut, er hatte von vielen Dingen noch nichts gehört, was seine eigene Rasse anging, aber gegenseitig beißen?
Das war einfach nur … widerlich.

Wozu sollte es außerdem gut sein? Um zu Kräften zu kommen benötigte man bzw. Vampir Menschenblut. Heißes, wohlschmeckendes und nahrhaftes Menschenblut. Kein Schweine- oder Rinderblut, kein Hunde- oder Katzenblut und auch kein Dinosaurier- oder Vampirblut.

Dass dieses Ding, das jetzt wieder in der Grube lag, ein Vampir war, daran hatte er inzwischen keinen Zweifel mehr. Die Aura, die es umgab, war die eines Wesens seiner Art. Und sie war verdammt mächtig.
Wobei er sich einen Altvampir definitiv anders vorgestellt hatte. Irgendwie … hm … ansehnlicher und nicht so … hm … alt.

Er warf einen Blick in die Grube. Blaugraue Augen blickten ihm aus einem runzeligen Gesicht entgegen. Klauenartige Finger gruben sich ins Erdreich und versuchten den ausgemergelten Körper aus dem Loch zu ziehen.
Skender war irritiert. Irgendetwas musste sein Blut bewirkt haben, denn der Vampir sah weniger nach einer Mumie aus, als noch vor wenigen Minuten. Er wirkte kräftiger und zielstrebiger.

„Oh, oh“.
Der Vampir kroch auf allen Vieren hinter die alte Eiche, wobei er den Altvampir nicht aus den Augen ließ. Dieser war tatsächlich kräftig genug geworden um dem Erdloch zu entsteigen. Nicht besonders elegant, aber wirkungsvoll. Sein Blick folgte Skender mit einem gierigen Ausdruck und gefletschten Zähnen.

Fasziniert und gleichzeitig abgestoßen beobachtete der Vampir den Regenerierungsprozess, der sich vor seinen Augen abspielte, bis der Körper des Altvampirs soweit hergestellt war, dass er tatsächlich die Verfolgung seines Opfers aufnehmen konnte.

„Alter, ich glaube, es ist an der Zeit, sich aus dem Staub zu machen.“
Er wich im gleichen Tempo zurück, wie der Altvampir auf ihn zu gekrochen kam.
Dieser erhob sich nun, gestützt am Stamm der Eiche, riss den Mund auf, so dass Skender die gefährlichen Fänge aufblitzen sehen konnte, und … „was, zum Teufel, treibt er da?“ … biss in den Baum.

„Autsch“.
Der ziehende Schmerz im Körper des Vampirs war inzwischen einer bleiernen Müdigkeit und einem grausamen Hunger gewichen. Die Halswunde begann sich zu schließen. Er zog sich nun ebenfalls an einem Baum auf die Beine – unsicher und wankend.
„Alter, du solltest jetzt wirklich das Weite suchen. Wenn er feststeckt ist das ganz allein sein Problem, nicht deins“.
Trotzdem machte er ein paar Schritte auf die alte Eiche zu, immer bereit zurück zu springen und die Flucht anzutreten.

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Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:26

Da stand er, der alte Vampir, und grub die Zähne in sein vermeintliches Opfer. Es wirkte fast, als wolle er den Baum anbeten. Oder die darin gefangenen Seelen trösten, deren Gesichter sich auf der knotigen Rinde abzuzeichnen schienen. Oder, wenn man näher hinsah, als wolle er ihnen ein neues schreckliches Schicksal bescheren und sie aus dem Baum heraus und in sich einsaugen. Ein Dämon, der einen verfluchten Ort plünderte.

Er folgte dem Gewitter seiner Sinneswahrnehmungen, während von innen heraus ein weiterer Sturm in seinen Geweben tobte. Seine zu neuem Leben erwachenden Sinne narrten ihn. Die Richtung stimmte, aber die Entfernung nicht. Viel zu grob, viel zu unkoordiniert noch waren ihre Stimmen.

Noch immer stand er da. Wo war das Blut, dass er wahrnahm? Wo war das Blut? Das herrliche Blut, das er so dringend begehrte. Hier floss kein Blut, wo war es? Der Geruch war doch so köstlich! Es musste doch hier irgendwo sein. Ein Kopfschütteln, um die Wunde weiter aufzureißen, wie bei einem rasenden Wolf. Dann erneutes Zubeißen. Die Sehnenstränge am Hals spannten sich an, als sich der Druck verstärkte.

Dieses Opfer hatte aber einen breiten Hals.

Die Zähne bohrten sich in die Borke. Doch der erwartete Lohn blieb aus. Es dauerte eine ganze Weile, bis die ausgehungerte und benommene Kreatur dumpf begriff: Das, was hier sie in Armen hielt, war nicht zu durchbeißen. Hier würde kein Blut kommen. Aber wo kam dann der Geruch her? Wo war all das köstliche Blut? Er konnte es doch riechen, er konnte es doch hören, ja richtig schmecken. Weit konnte es nicht sein. Es war ganz nah.

Endlich nahm der Fresstrieb den hartnäckigen Druck von den Kiefern und hielt nach weiteren Hinweisen Ausschau. Nun schien das Rauschen doch woanders her zu kommen.

War dort das Blut?

Der Kopf schwenkte herum wie ein Kranwagen. Die Lider schlossen sich und öffneten sich wieder, offenbarten seelenlose Pupillen, in denen nur der Instinkt regierte. Ein Wittern. Mal kehrte der Blick wieder zurück zum Stamm, dann wieder daran vorbei. Der Kopf nickte leicht auf und ab wie bei einer Eule, als er die Quelle anvisierte. Blut, fließendes Blut hier in der Nähe, teilten die Sinne mit und erhoben sich zu einem gemeinsamen Konzert der Gier.

Dann endlich ein Begreifen, ein Entschluss: Hiervon kam der Geruch! Die Arme lösten sich. Die Beine wollten vorwärts schreiten, als das Wesen trachtete, zu dem sich bewegenden Objekt dort vorne zu gelangen, um es bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. Doch die Beine scheiterten bereits im Ansatz. Halt suchend schnellten braune Hände zum Baumstamm zurück, denn frei gehen konnte der Wiedererstandene nicht. Dazu reichte die Kraft nicht. Der Beissreflex löste aus, als die Arme abermals den Stamm umfingen. Der Kopf schnellte herum und testete, ob sich der Baum in der Zwischenzeit in etwas Trinkbares verwandelt hatte.

Inzwischen hatte sich die Regenerationsgeschwindigkeit verlangsamt. Der Klimax war bereits überschritten. Die Adern traten nun weniger stark hervor. Das lag nicht nur daran, dass das Fleisch voller geworden war. Nein, das Blut wurde tatsächlich auch weniger.

Noch viel Blut würde nötig sein, um die Kreatur hier völlig wiederherzustellen.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Skender » 11.10.2016, 06:31

Aus vermeintlich sicherer Entfernung beobachtete Skender das Geschehen.
Der Altvampir schien begriffen zu haben, dass der Baum ihm keine Nahrung spenden würde und suchte nun nach dem Opfer, das ihn zuvor abgeschüttelt hatte. Vermutlich waren seine Sinne noch ziemlich eingerostet, denn er blickte zwar in die Richtung des Managers, konnte seinen genauen Standpunkt aber scheinbar nicht ausmachen.

"Umso besser".

Als die Mumie, Skender konnte sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es sich hier um ein Wesen seiner Rasse handelte, einen Schritt in seine Richtung machte, wich er um genau diese Entfernung zurück. Der Altvampir strauchelte und musste sich erneut an der alten Eiche festhalten. Wieder riss er den Mund auf und schlug seine Zähne in die Rinde.
Iliescu schüttelte den Kopf. Fast hatte er Mitleid mit der Kreatur, die dort an Holz herumkaute, in der Hoffnung seinen ausgetrockneten Körper mit Feuchtigkeit zu füllen.

"Es hat dich gebissen, Alter. Mitleid ist hier absolut unangebracht".

Die Wirkung des nicht sonderlich nahrhaften Vampirbluts begann nachzulassen. Skender konnte keine weiteren positiven Veränderungen an der Kreatur feststellen.

"War ja abzusehen".

Der Altvampir benötigte frisches Blut. Menschenblut. Aber konnte der Manager das Risiko eingehen, ihm welches zu besorgen? Eher nicht. Das Wesen, das in diesem Augenblick der Rinde des Baums, an dem es lehnte, verdammt ähnlich sah, würde jedes Opfer bis zum letzten Atemzug leeren. Es würde töten, weil ihm das Bewusstsein fehlte, wann aus genug zu viel wurde.
Vielleicht sollte er es einfach hier sich selbst überlassen, dem Zufall sozusagen – oder der natürlichen Auswahl. Wenn der Altvampir es schaffte sich selbst Nahrung zu verschaffen, dann würde er überleben. Wenn nicht – dann nicht.

"Genau das wirst du jetzt tun, Alter. Beweg deinen Hintern zum Auto und verschwinde!"

Skender drehte sich langsam um und ging mit noch immer unsicheren Schritten über die Lichtung. Immer wieder blickte er zurück zu dem Altvampir um sicher zu gehen, dass dieser ihm nicht folgte. Nach wenigen Metern wurde das Unterholz jedoch dichter und seine Schritte schneller. Kurz darauf hatte er den Mietwagen erreicht und sein Blick fiel auf die Anhalterin, die noch immer friedlich auf ihrem Bett aus Moos schlief.

"Oh Mann, dich hätte ich fast vergessen".

Er beugte sich zu ihr hinab und hielt zwei Finger an ihren Hals. Das gleichmäßige Pochen verriet ihm, dass es dem Mädchen gut ging. Es war gefährlich sie jetzt in sein Auto zu laden und mitzunehmen. Sein Hunger, war verdammt groß und sie hatte bereits zu viel Blut verloren um ihm noch einmal als Nahrung zu dienen.
Ließ er sie aber jetzt hier liegen, war die Gefahr noch größer, dass ihr Geruch den Altvampir anlocken würde, der sie dann ganz sicher tötete.

Skender seufzte und hob das Mädchen hoch. Sanft setzte er sie auf den Beifahrersitz des Mietwagens und gurtete sie an.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:33

07:12
Mund und Augen waren weit aufgerissen. Die weißen Augen nach innen gedreht. Der Blick schaute leer gen Himmel. Der Kopf war im Vergleich zum Rest des Körpers verdreht. Das Fell war blutdurchtränkt. Der Körper war auf dem Gras zusammengebrochen, und noch mehr Gras war zertrampelt worden durch die Versuche, wieder aufzustehen. Langgezogene klaffende Wunden zogen sich den Hals entlang. Sie hatten die Schlagadern durchtrennt, aus denen das Blut in inzwischen getrockneten Strömen auf die Erde gesprudelt war.
Veronika hielt sich die Hand vor den Mund. Doch obwohl sie sich übergeben wollte, konnte sie den Blick nicht abwenden.

Heute Morgen, als sie sich aus dem Bett erhoben hatte, hatte sie gespürt, dass irgendetwas anders war. Sie hatte nicht sofort gewusst, was es war. Irgendetwas, das ansonsten immer da war, war anders gewesen. Irgendetwas hatte sich verändert. Nachdem sie ihr grünes Kleid ausgewählt hatte und als sie die silberne, filigrane Kette umgelegt hatte, die sie zu ihrer Weihe empfangen hatte, hatte sie plötzlich begriffen, was es war.

Das Dunkel im Wald fehlte.

Ihr kleiner Heimatort lag mitten im Nürnberger Reichswald. Mit der gefährlichen, verfluchten Stelle im Wald waren sie alle vertraut. Es war der Ort der Beklommenheit und der Stille. Der Ort, wo der Hund knurrte und sich weigerte, weiter zu gehen. Dort, wo das Pferd den Reiter abwarf. Wo kein Vogel sang und die Luft stickig und schwer war, als wolle sie einen erdrücken. Manche hätten dort den Verstand geworden, hieß es. Nicht alle Flecken der Welt waren dem Menschen bestimmt. Es gab Orte, wo die dunkle Seite der Schöpfung besonders stark war. Man lernte damit zu leben. Auch wenn die moderne Wissenschaft behauptete, das gäbe es nicht. Auch wenn die Behörden, die Polizei und besonders die Forstverwaltung beteuerten, das sei alles nur alter Aberglauben. Es gab mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sie sich erträumen ließen. Und dazu gehörte auch das Dunkel im Wald.

Veronika war nicht unerfahren. Sie hatte Praxis bei der Neutralisierung von Flüchen und mit dem Bannen von Geistern gesammelt, die durch ein furchtbares Verbrechen unerlöst an einen Ort spukten. Aber wie alle anderen ihrer Gemeinschaft hatte sie eine bestimmte Grenze im Wald nie übertreten. Das hatte sie niemals gewagt. Sie hatte nicht genau gewusst, was das dort war. Aber es war etwas, das ihre Kräfte überstieg. Und dabei hatte sie ES besonders gut gekannt, denn sie lebte hier. Und ihre Sinne waren für derlei Dinge mehr empfindlich als die der anderen Menschen im Dorf. Sie war eine Hexe, wie ihre Mutter es vor ihr gewesen war. Das Dunkel im Wald hatte sie durch ihre Kindheit begleitet. Und zur Zeit ihrer Großmutter war es auch schon da gewesen. Es war immer da gewesen.

Und nun war ES fort.

Sie hatte von niemanden gewusst, der es gewagt hätte, es mit ihm aufzunehmen. Niemand Fremder war gekommen, um das Dunkel zu exorzieren, wie es die Christen sagten, oder um es ins Licht zu führen, wie die Wicca sagten. Das hätte sich in der Gemeinschaft herumgesprochen. Niemand hatte dazu die Macht oder den Mut. Und so hatte sie ihre Schutzamulette umgehängt, war aus aus dem Dorf hinausgeeilt und leichtfüßig den Hang zur oberen Wiese hinaufgewandert. Die obere Wiese, uraltes Kulturland, dessen Kraft man unter den Füßen fühlen konnte. Diese Wiese wurde bereits seit Jahrhunderten bewirtschaftet; und von Anfang hatte es an den Nürnberger Wald gegrenzt. Diese Wiese war die Stelle der Zivilisation, die dem dämmrigen, gefährlichen Waldstück am nächsten war. Von dort aus hatte man es immer fühlen können; zu weit entfernt für normale Menschen, aber immer noch zu fühlen für Hexen.

Und dann das.

Die tote Kuh hier. Und da hinten noch eine. Und noch eine.

Eine halbe Stunde später war die Polizei da.

10:05
Gegen zehn Uhr morgens kamen die Journalisten der Lokalzeitung. Der Vorfall würde ihren Weg in die Abendausgabe finden.

14:00
Der Vorfall wurde im Radio erwähnt.

17:00
„Kuhherde von irrem Tierquäler gemeuchelt“ stand in der Abendausgabe der Zeitung zu lesen, in großen Lettern auf der Titelseite. Darunter ein Farbfoto einer zusammengebrochenen toten Kuh mit paarweisen langen Löchern am Hals.

„Eine grausige Entdeckung macht Gerhard Müller (38), als er heute morgen nach seinen Kühen sieht. Er findet sie im eigenen Blut liegend. Zahlreiche Wunden klaffen kreuz und quer an den Hälsen der Tiere, die einen punktförmig, die anderen langgezogen, oft paarweise. Blut tränkt ihr Fell und die Erde am Boden. Die Halsschlagadern sind durchtrennt, sie haben keinen Tropfen Blut mehr im Leib. Die Polizei ermittelt gegen den Tierquäler.“

„Es ist ein besonderer Schock für die Dorfbewohner, auch wegen der Brutalität, mit der vorgegangen wurde. Die Tiere wurden nicht einfach nur getötet, sondern zu Tode gequält. Die Polizei rätselt über die Art, mit der die grausame Tat gegangen wurde. Ein Fachmann hätte ein entsprechendes Schlachtermesser benutzt, doch hier wurde scheinbar nach ersten Untersuchungen ein kleineres Taschenmesser verwendet, mit dem nur schwierig durch Fell und Haut einer sich bewegenden Kuh zu kommen war. Das erklärt den Experten nach die Vielzahl und ungleiche Ausrichtung der Wunden.“

„Die Bauern fürchten um ihr Vieh. Und da ist die Angst, der Tierhasser könnte ungefasst bleiben und vielleicht gar Menschen attackieren. Doch nicht nur das. Viele Anrainer halten die Polizei in diesem Fall für machtlos, denn sie glauben übernatürliche Kräfte am Werk. Die lokale Überlieferung berichtet nämlich von einer Art bösen Geist an einer bestimmten, verfluchten Stelle im Nürnberger Wald. Nun sagen viele Dorfbewohner, dieses „Dunkel“ sei hervorgekommen - oder sei hervorgerufen worden. Andere sprechen von einem Vampir, da die Wunden großteils paarweise angeordnet wirken und die Tiere ausgeblutet wurden. Die Menschen erneuern alte Schutzformeln auf den Türstöcken, um böse Geister fernzuhalten, und hängen umgekehrte Hufeisen über die Ställe. Heute Abend wird eine Sondermesse gelesen und diesmal ist es nicht mehr nur Tradition. Die Menschen lassen ihre Kinder nicht mehr aus dem Haus.“


Mehr Fotos der toten Kühe folgen im Bericht, kurze Interviews mit alten Dorfbewohnern, dem Dorfpfarrer und mit einem Medium. Der Dorfpfarrer bestätigt die Überlieferung und dass er „eigentlich auch daran glaubt“ und dass die Polizei „gegen einen solchen Gegner machtlos“ sei. Das Medium behauptet, gefühlt zu haben, dass „das Dunkel“ den Wald verlassen habe. Mehrere Dorfbewohner sind sich sicher, dass es sich um einen Vampir handeln müsse. Daran anschließend sind die Stellungnahmen der Behörden und der Polizei abgedruckt, die eine übernatürlichen Ursache vehement verneinen.

Es waren sieben Tiere gewesen, nicht gleich die gesamte Herde, wie man recht weit unten aus dem Text erfuhr. Der Rest der Herde war verstört, aber unversehrt am anderen Ende der Weide aufgefunden worden.

18:00
Die toten Kühe waren spektakulär genug, um einen Platz in den Abendnachrichten diverser deutscher Privatsender zu bekommen. Auch Interviews wurden ausgestrahlt. Manche Bauern hatten früher selbst geschlachtet und waren sich sicher, das menschliche Kräfte für diese Verletzungen am Hals nicht ausreichten. Dann wurde noch das Dementi der Behörden erwähnt, die das – natürlich – für Unsinn hielten.

Viele junge Nürnberger wussten gar nichts mehr von der alten Überlieferung. Nach den Nachrichten am Abend wussten sie es aber alle. Auch weil viele ältere Mitglieder der Familien, die noch aus dem Umland stammten, nun alle sehr aufgeregt waren. Nürnberg war keine sehr große Stadt. Am Abend redete man davon auf der Straße.

Böser Vampirgeist? Ein körperloser Geist erschien vielen als etwas zu wenig physisch. Die einen meinten, es musste ja nicht gleich übernatürlich sein. Waren Satanisten am Werk? Von denen hörte man doch so viel. Hatten sie von der alten Legende gehört und wollte nun den bösen Geist im Wald beschwören? Andere schmiedeten Verschwörungstheorien und fantasierten, dass das eine das andere ja nicht ausschloss und der ruhende böse Geist nun von dunklen Handlangern einer Sekte geweckt werden solle, die Deutschland regieren wolle.

Die Behörden beeilten sich mit weiteren Kundgebung zu beruhigen. Sicher wäre die Nähe zum überlieferten, verfluchten Ort reiner Zufall. Das brachte dann die jüngere Generation der Stadtbewohner zu der Auffassung, es müsse doch etwas dahinter sein.

Unter den lokalen Empathen, Geisterjägern und selbsternannten Hexen ging um, das Dunkel sei geweckt worden. Das Etwas im Wald, das niemals wieder geweckt hätte werden dürfen. Sie konnten es alle spüren. Hier wurde nun in Cafes und Wohnungen heiß debattiert, was zu tun sei. Während das ein oder andere Medium an die Öffentlichkeit getreten war, hielten die meisten der Szene dieses Verhalten für unverantwortlich, da die gewöhnlichen Menschen dort draußen gar nicht alles wissen sollten.

20:00
Die Polizei war damit beschäftigt, die Wiese und den Waldrand abzuriegeln, wie man aus den Nachrichten erfuhr, und hatte bereits die ersten angetrunkenen Teenager mit Taschenlampen nach Hause geschickt, die lieber an einen Vampir glaubten als an einen verrückten Tierquäler.

21:15
Karrierehungrige Jungreporter von CNN waren vor Ort, die den internationalen Kulturtag in Nürnberg dokumentieren hatten sollen und ihr Glück kaum fassen konnten, weil sie nun etwas fanden, das kurz vor Anlaufen des nächsten Twilight-Films viel interessanter war. Sie interviewten und filmten alles. Was in Wahrheit dahinter steckte, war vollkommen egal, Hauptsache, es fiel möglichst oft der Name „Vampir“.

22:00
Die Polizei erwischte eine Arzttochter und ein paar Medizinstudentinnen, die vom Krankenhaus ein paar Blutkonserven entwendet hatten und mit diesen, in einer Kühltasche verstaut, in den Wald gelangen hatten wollen.
"Der arme Kerl muss doch so hungrig sein," sagten sie im Interview mit CNN. "Er hatte doch nur die paar Kühe." Gefährlich? Was, nein, so blöd wären sie doch nicht. Sie hatten die Konserven nur im Wald niederlegen wollen und wären dann rasch wieder hinaus geeilt. Wenn man eine der Konserven aufriß, hätte er sie bestimmt gefunden.

23:00
Ein Mann, der in einen dunklen Mantel gekleidet war, sprach gedämpft im Foyer eines Hotels mit der Rezeption. Er hatte zwei schwarze Koffer bei sich, die ein Hoteldiener und der Taxifahrer, der den Mann soeben vom Nürnberger Flughafen hierher gefahren hatte, bei ihm abstellten. Es handelte sich um einen Exorzisten aus dem Vatikan. Das war, weil der Kräuterpfarrer des betroffenen kleinen Orts, der den Wald gut kannte, mit dem Bischof gut befreundet war. Und der hatte wiederum mit Rom telefoniert. Um nicht aufzufallen und das Feuer nicht mehr zu schüren als notwendig, kam der Italiener mit den scharfen Gesichtszügen in Zivil und quartierte sich in einem gewöhnlichen Hotel ein.

Einen Tag später
Frustrierte Krankenhausangestellte stellten fest, dass trotz verstärkter Überwachung eine halbe Charge Blutkonserven fehlte. Noch ein paar Studenten waren mit Beute ausgebüchst. Diese Konserven jedoch blieben verschwunden, genauso wenig wie die Identität der Täter gelüftet wurde.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:34

Drei Nächte später

Gott sprach, es werde Licht. Und es ward Licht.

Es waren keine Fackeln. Es war keine Kerzen. Und doch war es so hell. Es strahlte, es blinkte, es leuchtete. Nicht nur hell, sondern auch in wilden Farben wie der tollkühnste Alchemist sie nicht aus seinen Flammen erschaffen konnte. Es war ein Licht, das aus sich heraus glühte und zugleich heller leuchtete als Phosphor. Nichts konnte solch ein Licht erzeugen. Es war so hell.

Er hatte zuerst gedacht, er wäre in einer anderen Welt gelandet. Sah so das Jenseits aus? In den Himmel wäre er sicher nicht gekommen. Aber sah so die Hölle aus? Doch er hatte noch immer diese bleichen Hände, noch immer diese harten, schimmernden Nägel. Noch immer konnte er den Boden unter seinen Füssen fühlen. Er würde nicht mit diesem untoten Körper ins Jenseits kommen, weder in den Himmel noch in die Hölle.

Doch wenn dies die Erde war, dann musste das hier Hexenwerk sein. Zuerst hatte er dieses Licht gemieden, war nächtelang nur im weiten Kreis herum die Häuser herum gestrichen. Doch nun war er hier. Mitten in der Stadt. Und noch war er nicht verbrannt worden, noch hielt nichts ihn auf. Hexenwerk überall. Die Welt war davon durchtrunken.

Es waren nicht mehr Menschen auf zwei Beinen, die durch die Straßen zogen, sondern Hybriden aus Fleisch, Metall und Rädern, die lärmend und stinkend durch die Gegend schossen, schneller, als je eine lebende Kreatur es tun sollte. Es gab keine Stille mehr. Ansonsten waren in der Nacht die Straßen finster und leer. Doch nun waren sie strahlend hell und überall gingen Menschen. Überall war es laut, immer herrschte Krach und die Sterblichen schienen überhaupt nicht mehr zu schlafen. Harter grauer Belag bedeckte die Straßen und der Himmel wurde durch Spinnennetze von schwarzen Schnüren durchschnitten. Die Sterne waren von unnatürlichen, grellen, blinkenden Lichtern überstrahlt, denn das Böse hatte triumphiert. Dem Satan war es gelungen, die Dunkelheit der Nacht zu vernichten, die zur Buße der Verdammten verfinstert worden war und sie hell zu erleuchten, damit niemand mehr die Sonne misste.

Wo war der Glaube, wo war Gott? Die ganze Welt musste dem Teufel gehören. Doch der Teufel konnte nicht gewinnen. Oder etwa doch?

Die Frauen, halb nackt und völlig unkeusch, mit Gewand, das als solche kaum bezeichnet werden konnte, denn man konnte ihre Beine sehen. Auf Schuhen mit hohem Absätzen staksten sie durch die Gegend, mit frivolen Gesten, als gäbe es außer Huren keine Weiblichkeit mehr auf der Welt.

Ziellos streifte er durch dunkle Seitengassen. Er bewegte sich durch die Schluchten zwischen den Häusern, ohne etwas von der Umgebung zu verstehen. Da und dort schlug die Kerzenflamme von der Existenz eines anderen Bluttrinkers hoch, doch er beachtete sie nicht. Sie waren für ihn nur Kleckse in der Landschaft. Die Welt, sie war so hell und laut, betäubte seine Sinne. Das Leben pulsierte, nie hatten so viele Herzen auf einem Fleck geschlagen.

Die Stadt war groß.

Die Menschen waren unnatürlich. Direkt übernatürlich waren sie. Sie hatten keine Pockennarben. Und sie hatten alle perfekte Zähne. Sie hatten noch alle Gliedmaßen. Und gingen gerade und humpelten nicht. Sie hatten alle Schuhe an den Füssen. Woher hatten sie die? Ihr Körper sang und trotzte vor Gesundheit. Der schleppende Atem der Schwindsucht fehlte, die Knochen schmerzten und ächzten nicht durch die Franzosenkrankheit, die Herzen schlug fest und kräftig, denn sie waren alle satt. Niemand konnte so gesund sein. Niemand konnte so perfekt sein.

Manche hatten knallrote oder gar giftgrüne Haare. Das konnte nur Hexenwerk sein.

Der Boden unter ihm war grau und hart wie Stein und gab nicht unter den Füßen nach. Und der Geruch. Es stank. Aber nicht nach Mist und nach Gosse. Es stank nach völlig neuen Dingen, die er überhaupt nicht einordnen konnte. Die Menschen hingegen – sie rochen nach nichts. So als ob sie gar nicht da wären. Manchmal rochen sie vage nach Parfüm. Oft schienen sie mehr Trugbild zu sein als reale Kreaturen.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:34

Vierte Nacht

Er irrte durch die Stadt und sein Hunger wuchs und wuchs. Doch die Menschen schienen zu wahrhaften Wesen der Nacht geworden zu sein. Sie machten ihm Angst.

Er bewegte sich durch eine dunkle, unbeleuchtete Nebengasse. Da waren wieder Bluttrinker, diesmal ganz nah. Um ihn herum waren sie und brüllten ihn an. Aber er nahm sie kaum wahr. Sie waren für ihn nicht wichtig. Er schritt weiter.

Dann spürte er etwas. Schmerz.

Der Geist, der sich in allen Dingen dieser Welt verlor, überwältigt war von der Vielzahl an Geräuschen und dem blinkenden Licht, der weit nach alle dem ausgriff und doch nichts Bestimmtes fassen konnte, der über die gesamte Umgebung hinweg strich, um Sinn darin zu finden und sich doch nur um sich selbst drehte: Er nahm nun etwas wahr, das ihn in Bann zog. Ein helles Gleisen forderte seine Aufmerksamkeit, ein arges Glühen der Qual. Und der Geist erzitterte und zog sich von Schmerz durchdrungen zusammen, und blickte mit einem Mal notgedrungen durch die physischen Augen seines materiellen, untoten Leibs. Der Kopf schwenkte herum.

Das tat weh.

Da war ein Loch in seinem Arm. Blut. Der Kopf hob sich. Neben ihm der Verursacher, die Waffe erhoben, noch immer keifend in einem unverständlichen langen Schall.

Er blickte um sich.

Er war von einer Straßenbande Bluttrinker umgeben. Mit angriffslustig funkelnden Augen hatten sie ihn umzingelt. Sie fühlten sich überlegen, denn sie hielten Schusswaffen in ihren Händen. Das Revier hier gehörte ihnen. Und der Dummkopf, der zudem noch so schmutzig aussah, war darin eingedrungen. Er war einfach hier reingelatscht, als sie ihre Opfer in den Müll warfen. Gleich würde sich seine Asche dazugesellen.

Der Schmerz nagte an seinem dämmrigen Zustand, halberwachten Zustand, zwang ihn in die Gegenwart hinein. Ihre Aggression glühte förmlich, die Hitze ihre Auren strahlte direkt in sein Gesicht. Sie hatten auf ihn geschossen.

Gefahr

Wie der Blitz war er an dem ersten Angreifer heran. Schon war dessen Genick gebrochen. Er entriss ihm das Gewehr und benutzte es als Keule, um den nächsten damit niederzuschlagen. Und dann noch einen, zu schnell, als die anderen zielen konnten. Dann hatte er herausgefunden, wo er abdrücken musste. Und er schoss den Rest nieder. Und dann war da der letzte, der davon lief. Er holte ihn nach wenigen Metern ein, hob ihn hoch und stemmte ihn gegen die Wand. Dies alles war innerhalb weniger Augenblicke geschehen. Und nun lagen die jungen Vampire sich krümmend und wimmernd am Boden und wussten nicht, wie das sein konnte. Wie nur konnte dieser in Lumpen und Fetzen gekleidete, jämmerliche Landstreicher sie überwältigt haben?

Aufgerissene Augen voll nackter Angst und Hass blickten ihm entgegen. Teufel wurde er genannt, Monster und Mistkerl. "Lass mich runter, du verdammtes Arschloch!" Der Tonfall war zeitlos und nicht misszuverstehen. Die Worte waren ihm gleich, er betrachtete den Untoten nur, der an seiner Hand hing, entschied schließlich, dass er genauso ein Bluttrinker war wie er selbst. Wie alle Bluttrinker, die er je gekannt hatte. Er fasste den Kiefer wie im Schraubstock und drehte den Kopf zur Seite – Widerstand war zwecklos, genauso hätte der der junge Vampir sich gegen einen Kran stemmen können. Unter der fahlen Haut am Hals pulsierte frisch getrunkenes Blut. Das gab den Ausschlag. Er beugte sich vor. Dann senkten die Zähne sich herab, drangen tief bis in die Schlagader. Und er presste die Lippen auf die bleiche Haut und trank. Er trank und trank, ignorierte das Zittern, das Zucken und das Zappeln, bis kein Blut mehr aus der Ader kam und der jüngere Bluttrinker besinnungslos zu Boden glitt.

Er wandte sich um.

Der Rest der Bande wand sich am Boden, unfähig zu fliehen mit ihren Wunden und gebrochenen Knochen. Er fasste einen von ihnen am Kragen und zog ihn hoch, um ihn ebenfalls an die Wand zu stemmen. Bald hatten er all sein Blut getrunken und er griff den nächsten. Und dann wieder den nächsten. Er soff einen nach dem anderen aus, bis schließlich der letzte, der dem ganzen Schauspiel hatte zusehen hatte müssen, vor Entsetzen keuchend vor ihm davon zu kriechen versuchte.

Da vorn war ein Gewehr. Doch dieses unfassbare Ungeheuer, das so kaltblütig und unaufhaltsam seinen Kameraden ihr Blut geraubt hatte, dass es selbst für einen Bluttrinker schrecklich war - es überholte ihn. Es hob das Gewehr vor ihm hoch und zerbrach es wie einen Zahnstocher! Der junge Vampir konnte nichts unternehmen und nur aufschreien, als die weiße Hand herabkam, kalte, steinerne Finger sein Hemd packten und ihn in die Höhe zogen. Er schrie und strampelte so heftig, wie er mit seinen Verletzungen nur konnte. Die Wand kam näher und näher. Dann wurde auch er herumgedreht und mit den Rücken dagegengestemmt. So wie zuvor seine Kameraden, die nun alle wie Mumien zusammmengeschrumpelt am Boden lagen. Er heulte, drohte, fluchte, flehte. Doch was er auch tat, er konnte nur hilflos zusehen, wie das Ungeheuer mit der Eleganz eines wahren Vampirs den Kopf zur Seite legte und ausholte. Im matten Mondlicht blitzen die längsten Fangzähne auf, die er je gesehen hatte. Allein dieser Anblick machte ihn Schaudern. Unerbittlich kamen die Hauer näher, bis er sie nicht mehr im Blickfeld hatte und er nur mehr die dunkelblonden Haarsträhnen sehen konnte. Und dann kam der Schmerz. Ein stechender, starker Schmerz, der alle seine Muskeln verhärtete. Die scharfen Spitzen durchschnitten Haut und Fleisch und immer tiefer und tiefer senkten sie sich. Schließlich erreichten sie den Blutstrom und der Schmerz fuhr scharf und ziehend durch jede Ader in seinem Leibs, als der Vampirinstinkt in ihm Alarm schlug angesichts dieser unermesslichen Bedrohung. Sein Herz flatterte zwischen seinen Rippen wie ein Vogel in einem Käfig. Er wollte schreien, doch kein Laut drang aus seiner Kehle. Seine aufgerissenen Augen blickten gen Himmel, doch sahen sie nichts mehr.

Nun kehrte sich alles nach innen. Der Zug an seinem Herzen setzte ein, gewalttätig und machtvoll, zwang das Herz in einen vorgegebenen Takt, forderte das letzte, was das pochende Organ in seiner Brust an Pumpkraft erbringen konnte. Und aus jedem Herzschlag, aus jedem Zug heraus erwuchs der Rausch, genau das, was er sonst seine eigenen Opfer erleben ließ. Der Schwindel kam, mit jedem keuchenden Atemzug mehr, wurde immer stärker, erfasste ihn in einen Strudel und zog ihn hinab. Tiefer und immer tiefer versank er darin. Er stöhnte und seine Augen flatterten. Er wehrte sich nun nicht mehr. Im Gegenteil, Gegenwehr war nicht mehr gewünscht. Hart drängte er sich gegen den Körper des Ungeheuers, das voll war mit dem Blut seiner Kameraden und sich soeben das seine einverleibte.

Beiße zu, trink mehr. Ja, mehr.

Der junge Bluttrinker schauderte am ganzen Leib. Der Kopf kippte weit zurück und innerhalb der Grimasse seines Gesichts waren die eigenen Eckzähne weit entblößt und reckten sich weiß und funkelnd den Sternen entgegen. Der Schmerz kulminierte zu reiner Lust, mit jedem Zug, den sein Mörder von ihm nahm, mehr; mit jeden Schluck, durch den er seinen Lebenssaft unwiderruflich und brutal aus seinen Adern raubte.

Und dann war es vorbei.

Noch waren die Körper nicht tot, auch wenn sie nicht mehr viel wahrnahmen.

Er blickte um sich, ahnungslos, was er jetzt tun sollte. Er musste seine Angreifer loswerden. Doch wie in dieser blinkenden Welt voll unverständlicher Farbkleckse? Er lief auf und ab, ziellos, ohne zur Besinnung oder zu einem Schluss zu gelangen, während sich sein Körper am Blut labte und regenerierte, das er soeben geraubt und das kurz zuvor anderen geraubt worden war. Er nahm es kaum wahr, schleifte die Körper stattdessen mal dahin, mal dorthin. Der Morgen rückte näher. Für sich fand er einen Keller. Aber was sollte er mit ihnen machen? Die Menschen durften sie nicht sehen. Die Zeit wurde knapp. Schließlich schnappte er sich drei der Körper, lud sie auf und kletterte mit ihnen die Hausfassade hoch, bis er aufs Dach kam. Dort legte er sie ab. Die Dämmerung kroch über den Horizont, als er auch die anderen aufs Dach brachte. Es wurde heller. Und schon schwellten die bewegungsunfähigen Körper. Es war zu hell für sie geworden. Mit einem Schlag fingen sie Feuer und brannten rasend, funkenstiebend und lichterloh. Die ersten Lichtstrahlen krochen fern über den Horizont. Wie der Teufel selbst jagte er jammernd und rauchend die Fassade herab und fuhr mit Brandwunden versehen in das Loch seines Kellers hinein.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:35

Fünfte Nacht

Schmerzen und Ziehen in der geröteten Haut. Er häutete sich wie eine Schlange. Und die Hautfetzen sammelten sich auf den Ziegeln des schmutzigen Kellerbodens und zerfielen innerhalb von Minuten zu Staub. Er saß in einem Haufen Asche. Nur einige Augenblicke lang hatte das Licht der Dämmerung ihn erwischt, ein Augenzwinkern nur. Es war auch kein direktes Sonnenlicht gewesen. Aber es reichte. Kein Schlaf, was für ein Tag.

Von irgendetwas mussten doch auch die Bluttrinker hier leben. Zumindest einige von den Menschen mussten also genießbar sein. Aber welche? Gab es in dieser Stadt keinen Orden? Warum hatte man ihn noch nicht aufgegriffen? Wo war der Meistervampir dieser Stadt?

Und abermals machte er sich auf den Weg. Der Hunger trieb ihn.

Die vernünftigen, schlauen Bluttrinker bemerkten ihn, erkannten ihn als einen Alten und flohen vor ihm. Die Dummen bemerkten ihn nicht, so lange, bis seine Aura sie umgab. Dann stürzten sie übereilt davon. Und dann gab es die ganz die Blinden, die schritten ahnungslos an ihm vorbei, weil sie ihn nicht als das erkannten was er war: Ein alter Bluttrinker, der selbst ihnen, den Jägern der Nacht, noch gefährlich werden konnte.

Das regenbogenfarbige Gespinst ihrer Auren, da und dort flüsterten die Stimmen von Wünschen und Gedanken. Hin und wieder rauschte eine Welle durch den bunten, feinen Äther, wenn ein Starker darin auftauchte, der ein paar Jahrzehnte alt war, und seine Präsenz Resonanzen in den Auren der anderen hervorrief. Er konnte noch immer nicht verstehen, warum nicht ein Meistervampir kam und ihn aufgriff. Alle Bluttrinker hier waren sehr jung. Und sie waren alle zersprengt.

Kein Orden.

Die Menschen, sie hatten keine Löcher in der Kleidung. Und der Stoff erschien so fein. Sie hatten alle Schuhe. Und offenbar genug zu essen, so kräftig war ihr Herzschlag, so sicher und weitausgreifend ihr Schritte. Woher hatten sie das Geld dafür her? Hatten sie denn alle einen Teufelspakt abgeschlossen? Was würde geschehen, wenn er sich an einem von ihnen vergriff?

Er hielt sich fern von den schrecklichen Monstern aus Metall und Fleisch, außer von denen, die tot und reglos und nicht von schwarzer Magie zum Leben erweckt stumm herumlagen. Und dann die brüllenden und fauchenden magischen Kisten, die er hier hinter Glas sah, von magischem Licht bestrahlt. Die sprachen wie Menschen und teilweise Gaukelbilder von ihnen zeigten. Waren es echte Menschen, die dort drin gefangen waren? Warum hatten die Leute keine Angst, ebenfalls in diese Kisten gesogen zu werden? Konnten Bluttrinker auch darin gefangen werden? Ihm wurde unheimlich. Nichts wie weg.

Er bog in eine dunkle Seitengasse ein. Hier lag am Boden eine Kreatur, die vertraut schien, die noch nach alten Zeiten roch. Ein Obdachloser, der hinter einem großem Metallcontainer mit Müll auf alten Zeitungen lag, halb im alkoholisierten Schlaf versunken. Und bald ein sehr toter Obdachloser.

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Re: [Farmund]: Lazare, veni foras!

Beitragvon Farmund » 11.10.2016, 06:37

Sechste Nacht

Hunger kollerte in seinem Bauch. Qualvoll verkrampften sich seine leeren Adern. Leider nirgendwo ein Landstreicher in Sicht. Hier hatte es doch irgendwo eine Menge von ihnen gegeben, von den Leuten, die auf der Straße schliefen. Wenn er sie nur wiederfinden könnte.

Er war erschöpft. Kopfweh und Gliederschmerzen plagten ihn. So sehr er sich jedoch auch ausruhen wollte, er konnte nicht. Er musste jagen. Der Hunger kehrte stets bald wieder. Noch immer war sein Körper dabei, sich zu regenerieren. Er verbrauchte viel Blut. Der alte Bluttrinker ging aufrecht, griff mit den Händen, er atmete. Er konnte sprechen. Aber noch waren da die Schmerzen in den Knochen, sobald er sich eine Nacht lang durch die Stadt bewegt hatte. Da waren die Schmerzen im Kopf, das Brennen in den Augen und das Rauschen in den Ohren.

Das Lärmen und Lichtgeflacker in der Stadt machten ihn taub und blind. Wie ein wildes Tier, vom Scheinwerfer geblendet und gelähmt, konnte er all die phosphoreszierenden Farben nicht fassen, nicht ordnen und nicht verarbeiten. Alles war zu laut. Viel zu laut für dieses empfindliche Wesen der Nacht. Er wollte fliehen, nach Süden laufen, in den Wald hinein und in das Mittelgebirge zurück. Irgendwo hin, wo es ruhig war. Doch er blieb. Er zog sich nicht in ablegende Gegenden zurück wie manche wilden Tiere, denen die Welt des 21ten Jahrhunderts zu laut geworden war. So sehr seine unkalibrierten Sinne auch litten, war ihm doch auch der Trieb eigen, sich menschlichen Ansiedlungen anzunähern - allein aus Nahrungsgründen schon. Er wurde schier zwischen diesen zwei Instinkten zerrissen.

So trieb ihn der Hunger, so warf ihn der Schwindel nieder, so verirrte er sich in den Straßen. Woher die Schmerzen kamen, wusste er nicht. Aber er machte sich keine Gedanken darüber. Er wusste nur, er hatte Hunger.

Doch sollte er wagen, diese anderen, so fremden und seltsamen Sterblichen zu beißen? Waren das denn überhaupt richtige Menschen? Oder waren das alles Hexen? Teufelskreaturen? Vielleicht waren sie alle ungenießbar. Oder verhext und er würde verflucht sein und bitter leiden, wenn er ihr Blut nahm.

Halt.

Der junge Mann da vorne zwischen den Bäumen erschien verwirrt genug, um alle Abwehrmittel gegen Vampire zu vernachlässigen. Da wankte er, stolperte fast über eine Wurzel, träumte von nackten Frauen und vom Fliegen. Der Schritt des Bluttrinkers veränderte sich. Seine ganze Art, sich zu bewegen, wurde anders. Wer wusste, worauf er achten musste, erkannte es genau: Jagdinstinkt war geweckt. Blut lockte. Der Mann war jünger und etwas besseren Zustand als der verlotterte Penner und allein war er auch. Aber er war offensichtlich nicht richtig bei Sinnen. Was hatte der eingenommen? Stechapfel? Tollkirsche? Bilsenkraut? Aber das war jetzt auch egal. In der Not frisst der Teufel Fliegen.

Tags darauf gab es einen Drogentoten mehr.

Eine Woche später

Er kletterte über die Fassaden und sprang über die Dächer. Diese Fähigkeiten hatte er. Sie funktionierten immer. Sie waren ihm vertraut. Er schnupperte. Er fühlte Wind. Ja, es war die Welt. Irgendwie war sie es schon. Dann fand er unter einem Baum Holz, setzte sich auf ein Dach und schnitzte sich eine Flöte. Wie bekam er einen Schreck, als ein brüllender, stinkender Drache aus Metall über ihn hinweg flog. Er fürchtete sich schrecklich und verbarg sich für den Rest der Nacht in einem Keller.

Die nächste Nacht, als er darüber nachdachte, fürchtete er sich dann nicht mehr so sehr. Er erinnerte sich, dass die anderen Bluttrinker des Viertels sich ja auch nicht gefürchtet hatten. Ihre Auren waren ganz ruhig geblieben und sie hatten den Drachen gar nicht beachtet. So begann er sich mehr für die anderen Bluttrinker zu interessieren. Er hatte noch immer nicht den Orden der Stadt gefunden. Alle Vampire, die hier lebten, schienen ordensungebunden zu sein. Sie waren alle zerstreut. Aber er wollte mit ihnen sprechen und suchte nach ihnen. Sie sollten ihm alles über den Drachen sagen. Und auch, welche Menschen er jagen konnte. Waren die Tagesquartiere, die er wählte, wirklich sicher? Wie schützte man sich vor der allgegenwärtigen Magie? So viele Dinge wollte er fragen.

Doch die anderen Bluttrinker kannten ihn inzwischen alle und liefen vor ihm davon.

Gab es tatsächlich keinen Orden hier? Offensichtlich nicht. Ansonsten hätte ihn schon der Meistervampir des Ordens angesprochen, was er hier mache. Nun, wenn es hier keinen Orden und keinen Meistervampir gab, dann musste er eben der Meistervampir sein. Und selbst die Vampire hier in einem Orden versammeln. Schließlich war es den Vampiren bestimmt, in einem Orden zu leben, um besser beten zu können.

Schließlich überraschte er eine jungen Vampirin, die gerade ihrer menschlichen Beute aufgelauert hatte.
„Lass mich los! Was fällt dir ein? Wie kannst du es wagen!“ Dann verstummte sie, als sie erkannte, wer sie hier gerade am Arm gepackt hatte. Und wie stark die Aura war.
„Kannst du nicht deutlicher sprechen?“ Die schnatterte aber verzerrt. Wie schwierig sie zu verstehen war. Waren das Zauberworte? War sie eine Hexe? Oder war das nur ein so fremdartiger Dialekt? Bisher hatte er nur wenig darauf geachtet, wie die Leute redeten.

Am Arm schleifte er die Vampirin mit sich. Mal hierhin, mal dorthin. So ging das ein paar Stunden lang. Die magischen Kisten da, konnte man in sie hineingesogen werden? Und die Hybriden aus Fleisch und Mensch da, woher kamen sie? Wie gefährlich waren die Metalldrachen am Himmel? Waren die grünhaarigen Menschen giftig? Und die anderen Vampire musste er ja auch noch kriegen. Für den Orden. Zum Beten.

In Tanja ging alles drunter und drüber. Was sollte sie nur tun. Der Kerl war alt und verrückt. Offensichtlich war er sehr gefährlich. Magische Kisten? Was für magische Kisten? Der war wirklich irre! Lieber Gott, bitte lass ihn mich nicht umbringen. … Und wie komisch der redete, wie im Theater. Der hielt sich wohl für Napoleon. - Nein, es waren doch alles Maschinen, wie Uhrwerke. Auch die Autos. Nichts davon war magisch. Nein, auch nicht die Dinger, mit denen die Menschen durch die Gegend fuhren und flogen. Alles harmlos. - Nach ein paar Stunden hatte sie sich etwas beruhigt, weil sie immer noch am Leben war. Der Kerl war offenbar hochgradig verwirrt. Aber bisher hatte er ihr bis auf Freiheitsberaubung keine Gewalt angetan. Zu entspannen wagte sich sich aber nicht. Der Kerl war so irre, er würde ihre Asche grüßen, wie's ihr denn ging.
Orden, häh, was?
Beten???!
Sie erzählte ihm, dass diese „Metalldrachen“ auch von Vampiren geritten werden konnten. Es gelang ihr, ihn zu überzeugen, mit ihr zum Hubschrauberlandeplatz am Krankenhaus zu gehen. Im Park davor zitterte der Verrückte im Gebüsch und traute sich nicht weiter. Er solle hier warten, sie würde den Hubschrauber bei den Zügeln packen und dann könnten sie beide mit ihm fliegen! - Und tatsächlich, er ließ sie los. Tanja lief los, quer über den Landeplatz, am parkenden Hubschrauber vorbei, wohin er ihr nicht zu folgen wagte, und verschwand in die Nacht hinaus. Entkommen!

Er brauchte eine Weile, bis er begriff, dass die junge Vampirin ihn nicht zu sich rufen würde. Wie gebannt betrachtete er den Hubschrauber, erwartete die ganze Zeit, er könne anfangen sich zu bewegen und zu lärmen. Da er Tanja nicht mehr ständig vor sich hatte, hatte er die Vampirin kurz darauf vergessen und erinnerte sich nicht daran, dass sie jemals da gewesen war. Nun war er stolz auf sich, weil er sich so nahe an die Metalldrachen herangewagt hatte und klopfte sich selbst auf die Schulter, weil er glaubte, er habe es auf eigene Faust getan.

Auch die Idee, einen Orden zu versammeln, war ihm wieder entfleucht.

Zehn Tage später

Was die Vampirin Tanja gesagt hatte, kehrte erst in sein noch mangelhaft arbeitendes Gedächtnis zurück, als er ein weiteres Mal eine der magischen Kisten durch ein Fenster flackern sah. Wie ein Uhrwerk. Er wusste nicht, woher er dies plötzlich wusste. Das verstörte ihn jedoch nicht. Man konnte nicht hineingesogen werden. Das Ding fesselte ihn, faszinierte ihn. Und der Metalldrache war auch harmlos gewesen. …

Das Fensterglas der heruntergewohnten Erdgeschoßwohnung splitterte. Der Dieb war blitzschnell und entkam unerkannt. Wertgegenstände wurden keine entwendet, nur der klapprige Fernseher.

Draußen am Stadtrand auf dem Dach eines Gartenschuppens, der ihm sympathisch und anziehend erschien, überwand er seine Scheu und öffnete die magische Kiste. Die Kiste der Pandora. Nun wusste er wieder von der Vampirin, ohne dass sie ihn weiter kümmerte - in der nächsten Nacht würde er sie abermals vergessen haben. Das Ding leistete nicht besonders viel Widerstand. Das undefinierbare schwarze, weder kalte noch warme Material brach rasch unter seinen bleichen Fingern. Er fand bunte Schnüre und Adern aus Metall darin. Ein Kegel aus Glas. Etwas brach und es zischte. Er erschrak und seine Reflexe katapultierten ihn rückwärts. Er fiel vom Dach, aber zum Glück war der Schuppen nicht hoch. Als über den Dachrand hinweg guckte, war aber nichts weiter passiert. Also machte er sich abermals über das Ding her. Bunte Dinger und farbige flache Platten wieder aus undefinierbaren Material. Ein magischer Stoff? Noch mehr Adern aus Metall. Er hatte keine Ahnung, wozu. Ihm fiel das Wort für die Metalladern ein: Draht. Wo waren die Räder, wenn das ein Uhrwerk war? Wenigstens marschierte keine Horde aus lauter kleinen Homunculi heraus. Als er den Apparat in seine Einzelteile zerlegt und sie zerstreut hatte, hatte er noch immer nicht mitgekriegt, wie das Ding funktionierte. Frustriert zog er ab.

Im Schuppen unter ihm zitterte eine Clique Vampire in ihrem Unterschlupf, die dem Wüten des Alten über ihren Köpfen lauschte. Seine Aura drang durch das Dachgebälk hindurch und ihnen durch Mark und Bein.

Elfter Tag

Er nahm im Park einen guten Trunk. Von dem dort, der das stinkende Kraut rauchte. Und von dem da drüben auf der Bank, der sich mit dem Wein zu Dreiviertel tot gesoffen hatte. Und von dem da hinten, der nach dem weißen Pulver darniederlag. Betrunkene Obdachlose und Drogensüchtige im Park. Er hatte nun Menschen gefunden, von denen er sich gefahrlos nähren konnte.

Ach, wie waren die Sterne am Himmel schön. Und die am Boden erst.

Was für schöne Klänge. Moment, Klänge? Musik war bisher unerreichbar und fern nur aus magischen Kisten ertönt. Diese Musik hier war jedoch körperlich und nah. Sie war von tatsächlichen, wahrhaftigen Menschen gespielt. Da spitzte er sein empfindliches Vampirgehör. Kurz darauf stand er nicht weit entfernt auf dem Dach eines niedrigen Anbaus und blickte durch ein Fenster. Vor ihm musizierten junge Männer in einer heruntergekommenen Halle, die einst ein Stall gewesen sein mochte.

Musik. Das bewegte etwas in ihm. Auch er hatte einst Musik gespielt. … Er erinnerte sich. Er, der Spielmann.
Er klebte mit Fingern und Nase an der Scheibe. Und auch deswegen, weil er gerade Schwierigkeiten hatte, gerade zu stehen.

Sie musizierten nicht nur. Sie testeten die Musikinstrumente auch. Und sie bauten sie auch neu und reparierten sie. Vieles erkannte er wieder. Da lagen Gitarren und Geigen. Da waren Pauken und Trommeln. Nur einige Instrumente, die waren wirklich ganz seltsam. Das Schlagzeug war ihm in seinem Aufbau ebenso fremd wie der Mixer, die Verstärker und die Lautsprecher. Da war ein Ding, das aussah wie eine Gitarre. Aber es war nicht hohl. Und es gab ganz seltsame Klänge von sich, die nur noch entfernt wie eine Gitarre klangen. Sie klangen … er wusste es nicht. Er konnte es nicht beschreiben. Nur die Kraft des Leibhaftigen konnte solche unirdischen Töne erzeugen, kein Zweifel. Die reinste Teufelsmusik war das! Doch Vampire, waren sie nicht Kinder des Satans? Waren sie nicht dazu bestimmt, sich auf ewig am Blut der Menschen zu laben und ihre Leben zu nehmen? Für seine Ohren war es herrlich. Er grinste.

Als die jungen Männer nach Hause gingen, schlich ein Schatten sich in ihre Werkstatt.

Er wusste, dass er es auch können musste. Er wusste nicht warum, aber es war ihm völlig klar. Er war ein wenig irre. Jahrhunderte lang hatte er die Nacht befahren, hatte bei wilden Sabbatfesten der Kinder der Nacht auf der Fiedel und auf der Flöte gespielt. Er war sicher, dass er diese Magie auch beherrschen konnte. Magische Teufelsmusik! Wenn diese Milchbübchen das konnten, dann konnte er das auch. Die waren vielleicht 20 Lenze alt. Immerhin war er – wie alt? Wusste er gerade nicht. Jedenfalls älter.

Als er jedoch die E-Gitarre ausprobierte, kam kein Ton heraus. Verdammt! Was musste man tun? Was hatte er vergessen? Welche Zaubersprüche hatten sie gesprochen? Herumprobieren folgte. Und ein Rumoren in der Halle und finstere Fluchworte, wie man sie seit Jahrhunderten nicht mehr vernommen hatte. Schließlich fand er einen schwarzen Knopf auf einer schwarzen Box am anderen Ende der Schnur, an der die E-Gitarre hing. Geil! Was für ein Ton.

Er spielte und sang laut und fröhlich.

Alle Vampire der weiteren Umgebung, die ihn hörten, flohen vor dem Verrückten.

Und was hatten die sterblichen Jungs denn da noch gemacht. Sie hatten Musikinstrumente gebaut und umgebaut. Jahrhunderte lang hatte auch er sich seine Instrumente selber gebaut. Einfache Geigen mit Hohlkörper lagen hier. Kannte er. Konnte er auch bauen. Von der Holzqualität war er aber bald enttäuscht. Das, was die hier taten, konnten ja doch wohl nur Experimente sein. Er schnitzte ein paar Flöten aus dem Holz. Er entwickelte enorme Geschwindigkeit dabei. Im Grunde sah er gar nicht nach, wie gut der Klang war. Bei dem minderwertigen Holz wäre das schlicht vergebliche Liebesmühe gewesen.

Auch die E-Gitarren – wobei er den Namen nicht wusste - hatten sie aufgeschraubt und in den metallenen Innereien gewühlt. Einige der jungen Männer waren damit beschäftigt gewesen, zu schrauben und zu löten. Sie hatten eine ganze Reihe E-Gitarren hier in ihrem Lager, alles billige Stücke. Daneben lag jeweils ein Metallteil bereit, dass sie einbauen wollten. Es war der Tonabnehmer, den sie austauschen wollten, um den Klang der Billiggeräte aufzuwerten.

Das wusste der untote Besucher natürlich nicht. Er wusste nur, dieses Ding da hatten sie ausgetauscht. Das wollte er nachmachen. Er brauchte schließlich nur zu kopieren, was er bei ihnen gesehen hatte. Und er hatte viel gesehen, als er stundenlang auf dem Vordach vor ihrem Fenster stand.

Gesagt, getan. Korpus aus Metall. Seiten aus Metall. Das Ding wurde von Schrauben zusammengehalten. Wieso störten die Schrauben nicht den Klang? Die Dinger aus Metall konnten ohnehin nur mit Magie funktionieren. Die die aus Holz aber würden sich verziehen. Wieso klangen sie trotzdem gut? Weg mit den Schrauben und nachsehen. Es war Musik. Magisch oder nicht, es gab kein Halten.

Trunken blickte er in das geöffnete Instrument. Festgelötet. Die Dinger waren festgelötet. Löten. Das war das, was die Kunstschmiede taten, um Metall auf Metall aufzubringen. Damit hatte er selbst einst die Knöpfe seiner eigenen Ausrüstung verziert und die Nieten an der Schwertscheide abgedichtet. Damals war es allerdings komplizierter gewesen. Heute, im Reich des Teufels und der Magie, drückte man einfach hier einen Knopf und die Lötspitze wurde heiß. Das hatte er bald entdeckt, er suchte jetzt immer nach Knöpfen. Der grüne Griff war wieder ganz aus eigenartigem, magischen Stoff, den die Menschen jetzt überall benutzten und der vermutlich magisch war. Aber das Lötgut schmolz wie früher - zumindest etwas, auf das man sich verlassen konnte.
Die Reihenfolge der Handgriffe hatte er sich mit dem Interesse eines begeisterten Musikers gemerkt, auch wenn es ihm ein Rätsel war, warum man dabei keine Zaubersprüche sagen musste. Verbinde Metall mit Metall. Unterbreche die metallenen Bahnen nicht. Bau alles wieder genau zusammen, wie es war, was immer das Zeug alles ist. Deckel drauf, Schrauben zu. Kleine Augen an der schwarzen Box leuchteten und zwinkerten. Es kam ein Ton, der nun anders klang. Triumph! Wenn das Magie war, dann eine beherrschbare.

Der Spielmann hatte die Musik wiedergefunden. Er fühlte sich schrankenlos.

Die zweite E-Gitarre funktionierte nach seiner „Behandlung“ allerdings nicht mehr. Aber machte nichts. Es waren ja genug andere da.

Er holte sich einen elektrischen Schlag. Die Magie hatte zugeschlagen. Er fluchte auf Lateinisch. Aber die geheimnisvolle Kraft, die ihn hier getroffen hatte, kümmerte ihn nicht. Nicht mehr.

Die nächsten Nächte kehrte er wieder. Ein E-Chello hatten sie auch - es brauchte gar nicht so viel Holz wie ein normales Chello, um es zum Klingen zu bringen. Das Ding sah aus wie ein Skelett. Er baute alle Teile ab, die er lösen konnte und dann wieder an. Das Instrument arbeitete noch immer. Was für ein wunderbares Teufelswerkzeug, ein normales Chello konnte man nicht zersägen. Ein Wunder, dass der Papst es nicht verboten hatte. Wobei, vielleicht hatte er das. Im 16ten Jahrhunderts hatte der Vatikan überlegt, Chellos und Violinen zu verbieten, weil sie zu himmlisch klangen und in Konkurrenz zur Musik der Engel treten mussten. Was mussten sie nun erst zu E-Gitarren und E-Chellos sagen, deren Klang direkt aus der Hölle zu kommen schien? Er wollte ihre Gesichter sehen.

Dann wurde er erst richtig unternehmungslustig. Er wollte einen E-Geige bauen! Eine E-Flöte. Und einen E-Dudelsack. Damit scheiterte er, es kam nirgendwo ein Ton heraus. Zum Schluss bastelte er noch eine E-Harfe. Er baute sie aus Holz und aus den Metallseiten einer E-Gitarre, die er ruiniert hatte. Den Rest nahm er von der E-Chello. Die funktionierte nun tatsächlich.

Aber sie klang nicht himmlisch.

Wie waren die Musiker überrascht, als sie eine Woche darauf wiederkamen und feststellten, dass in ihrer Werkstätte offenbar die Heinzelmännchen tätig gewesen waren.

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