[Sandu]: Der Bettler, der um Krümel bittet, erhält mehr als der, der um Brote bittet

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Sandu
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[Sandu]: Der Bettler, der um Krümel bittet, erhält mehr als der, der um Brote bittet

Beitragvon Sandu » 16.10.2016, 10:06

In seinem Glendaler Büro lauschte Alexander Young dem Klingeln am anderen Ende der Leitung, ehe er fluchend den Hörer auf die Gabel warf. Er war Geschäftsmann und hatte viel zuviel zu tun, um seine Zeit mit einer unhöflichen, launischen Angestellten zu vergeuden, die ihm ständig versicherte, ihr Chef sei zurzeit nicht im Hause.

Er hatte tausend Geschäfte zu erledigen, Telefongespräche zu führen, Bestellungen zu bearbeiten und Berechnungen anzustellen. Solange die Nacht noch jung war, sollte er auf den Hof hinunter gehen und kontrollieren, ob die LKWs beladen waren und zur Abfahrt bereit standen.

Und was machte er? Er dachte nur noch an diese verdammte Firma in New York, die in Phoenix einen vergammelten Freizeitpark gekauft hatte. Die Zeitungen hatten sogar in Glendale darüber berichtet. Am Tage erreichte man unter der Rufnummer des Geschäftsführers nur ein stures Weibsbild und in der Nacht gingen Anrufe – so wie jetzt – ins Leere.

Er wollte diesen Auftrag, exklusiv für die Phantastic Visions Inc. die Fahrgeschäfte herzustellen, unbedingt. Und wie immer, wenn Alexander einen seiner Meinung nach durchaus vernünftigen Wunsch verspürte, würde er nicht eher Ruhe geben, als bis dieser in Erfüllung ging.

Er war dazu geschaffen, erfolgreich zu sein und verstand es auf clevere Art Pennies in Pfund zu verwandeln. Er hatte diese Firma gegründet und sie zu voller Blüte gebracht – unter anderem, weil er ein Nein als Antwort niemals gelten ließ. Bisher hatte er noch jedes Ziel durch den Einsatz von Schweiß, Charme, Hartnäckigkeit oder anderer seiner Meinung nach angemessener Mittel erreicht, und seine bisher vergeblichen Bemühungen, irgend jemanden in New York zu erreichen, der wichtig genug war um einen Auftrag zu erteilen, frustrierten ihn.

Wütend auf dieses unprofessionelle Verhalten der New Yorker Firma stand er von seinem Platz hinter dem antiken Eichenschreibtisch auf, trat ans Fenster und sah hinaus. Unter ihm erstreckte sich die Stadt mit ihren breiten Straßen und ihren grünen Plätzen.
Die Rastlosigkeit, die er im Augenblick empfand, war er nicht gewohnt. Sein Schreibtisch war mit Papieren übersät, und sein Kalender wies zahlreiche Termine auf, doch immer noch stand er reglos da.

Seit dem Zeitungsartikel vor etwas über zwei Monaten hatte er immer wieder Kontakt zu dieser New Yorker Firma gesucht, und zweimal hatte er telefonisch eine Miss oder Mrs Logan erreicht, doch sie hatte auf seine Anrufe geradezu unhöflich reagiert. Ihr Chef suche sich, so hatte sie ihm in ihrem melodiösen Singsang erklärt, seine Fahrgeschäfte, seine Firmen und seine Auftragnehmer lieber selber aus.
Diesen Chef allerdings hatte er gar nicht erst ans Telefon bekommen. Er hielte sich nicht in New York auf und sei derzeit auch für seine Mitarbeiter nicht zu erreichen, hieß es.

"Überhebliche kleine Ziege", schoss es ihm durch den Kopf, und abermals verspürte er einen ihm bisher unbekannten Groll.

Er sollte dieses New Yorker Unternehmen tatsächlich sich selbst überlassen, dachte er. Sollte es sich selbst überlassen, damit es, wie sein Vorgänger, den Bach runter ging.
Eins war gewiss – weder er noch die Young Corporation brauchten diesen Auftrag.

Aber, verdammt, er WOLLTE ihn.

Aus einem ihm selbst unerklärlichen Impuls heraus griff er nach dem Telefon und wählte seine Sekretärin an. „Doreen, sagen Sie meine Termine für die nächsten Tage ab. Ich muss dringend verreisen.“

tbc: folgt

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