[Walt] Das Leben muss weitergehn

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Walt
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Charname: Walt Jack Andrew Custer
Pseudonym: WJAC
Alter: 28
Augen: blau
Haare: braun
Größe: ca. 180 cm
Stadt: Phoenix
Rasse: Mensch
Klasse: wissend
Beruf: Piratensender WJAC und einige andere
Aktuell: unrasiert, generell sieht Walt verhärmt und hohlwangig aus
Kleidung: schwarzes Shirt mit einem keltischen Kreuz als Rückenmotiv,
ehemals schwarzes, jetzt eher graues Hemd als offene 'Jacke' drüber,
ausgefranste, verwaschene Jeans
alte No-Name-Turnschuhe.
Hauptchar: Walt
Charblatt: viewtopic.php?f=52&t=1075
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[Walt] Das Leben muss weitergehn

Beitragvon Walt » 13.11.2016, 15:34

Drei Monate, vier Tage, neun Stunden und zweiundzwanzig Minuten, so lange schon war Walts Leben ziemlich aus den Fugen. So lange schon lag Yazhi Tallmann, seine Verlobte, nach einem Autounfall im Wachkoma.

Natürlich war die ganze jüngere Vergangenheit nicht immer das reinste Vergnügen gewesen!
Walt hatte nicht nur herausgefunden, dass es Vampire wirklich gab, er hatte auch festgestellt, dass einige seiner Bekannten welche waren. Denen er tatsächlich Blutkonserven organisiert hatte, mit denen er auf die Suche nach einem anderen Vampir gegangen war - und er selbst war zu so etwas wie einem inoffiziellen Vermittler zwischen den Rassen geworden. Zumindest in den Augen der Pima-Indianer, zu denen seine Verlobte gehörte, genau wie ihr Großvater Tecumseh, der Schamane des Stammes, der im selben Wagen wie Yazhi gesessen hatte - und in der selben Klinik lag.

Auch hatte Walt immer noch nicht endlich 'den richtigen Job', von dem seine Eltern schon ewig hofften, dass er ihn finden würde. Warum auch, er mochte seine ganzen anderen Jobs viel zu sehr - bei Mr. Rhansheed im Lebensmittelladen helfen, in der Bücherei als Aushilfe arbeiten, und vieles mehr - und auch der Hausbau im Reservat beziehungsweise die Kosten hatten ihn nicht dazu gebracht auch nur ansatzweise über besser bezahlte Anstellungen nachzudenken. Und jetzt? Dachte er noch viel weniger als sonst daran!

Es hatte aber auch wundervolle Zeiten gegeben.
Als er sich, eigentlich schon bei der ersten, gemeinsamen Ausfahrt, Hals über Kopf in Yazhi verliebt hatte. Deren altersschwacher Pickup, mehr oder weniger direkt vor seiner Nase, den Geist aufgegeben hatte. Den er notdürftig repariert hatte und dann eben mit der schönen Indianerin ein paar Tage später losgefahren war, um zu gucken, ob die alte Kiste auch längere Strecken durchhielt.
Die Schöne und er hatten sich gut verstanden - auch wenn sie ihn zwischendurch kurz mitten in der Nacht in der Wüste ausgesetzt hatte -, sie hatten sich öfter getroffen.
Auch mit ihrer gesamten Familie, den vier Brüdern und Mary, seiner Schwippschwägerin, kam er bestens aus, schon seit diesem einen Frühstück im Haus der Tallmanns.
Und dann war er zusammen mit Yazhi und ihren Brüdern, und einigen anderen Gästen, zu einem von den Tallmanns geführten Angelausflug. Der mit einem angeschossenen Kojoten, einer Verhaftung und Walts kurzem Intermezzo als (doch nicht) werdender Vater geendet hatte. Aber auch damit, dass Yazhi und er ein Stück Land des Reservats für ihren geplanten Hausbau bekommen hatten.

Das WJAC- Festival, das er mithilfe Iliescus auf die Beine gestellt hatte, das war auch super gewesen, zumindest Großteils.

Vor fünf Monaten war Walt vom Häuptling und seinen Ratsmitgliedern in den Stamm aufgenommen worden - nicht nur weil Yazhi und er heiraten wollten, sondern auch wegen der Drei-Krähen-Geschichte. Übrigens war das seitdem auch, zumindest im Stamm, sein halb offizieller Name. Der als drei Krähen fliegt. Oder, wie Walt das in düsterer Stimmung gern übersetzte - der Idiot, der diese scheiß Vampirgeschichte am Hals hat. Aber hey, wenigstens keine Werwölfe!

Kurz darauf hatten sie, mithilfe einiger Freiwilliger, mit dem Hausbau begonnen und waren, wenn man bedachte, wie viel sie selbst machten, schon richtig weit gekommen. Walt hatte sogar seinen Keller durchgesetzt, die Außenwände standen… Rohbau war tatsächlich fast fertig, es fehlte nur noch der Dachstuhl.
Doch dann, vor drei Monaten, vier Tagen, neun Stunden und zweiundzwanzig Minuten, war alles zum Erliegen gekommen.
Walt war seither jede freie Sekunde im Krankenhaus, oft genug schlief er dort auch. In einem Stuhl an der Seite von Yazhis Bett, während er ihre Hand hielt.

Natürlich musste er weiterhin arbeiten, von nichts kommt schließlich auch nichts, aber vieles andere war auf der Strecke geblieben.
WJAC zum Beispiel, für seinen Piratensender hatte er einfach nicht die Energie aufgebracht - und er hätte auch nichts zu sagen gewusst.
Seine sozialen Kontakte beschränkten sich auf die Arbeit, Yazhis und seine Familie und hin und wieder ein Besuch im Reservat…

… aber als er jetzt, mit völlig verkrampfter Muskulatur vom unsagbar unbequemen Besucherstuhl aus dem Schlaf hochschreckte, und wie so oft als Erstes in Yazhis Gesicht nach irgendeiner Regung suchte, die doch nicht da war, wurde ihm klar, dass er so nicht weitermachen konnte.

Nicht mit den Selbstvorwürfen und der Frage was gewesen wäre, wenn er an diesem einen Donnerstag nicht zu seinen Eltern, sondern zu Yazhi gefahren wäre.
Nicht damit, darauf zu warten, dass sie endlich wach wurde, und ihm sagte, wie es nun weitergehen sollte.
Und auch nicht damit, einfach… nichts zu tun.
Wahrscheinlich würde sein Mädchen ihm die Leviten lesen, wenn sie wüsste, dass er sich - und damit auch eigentlich sie - derart hängen ließ.

Das Haus musste fertig werden, damit sie nach Hause konnte, sobald sie aufwachte!
Es gab Leute, denen gegenüber er Zusagen gemacht hatte, auch die musste er einhalten.
Und nicht zuletzt würde er verrückt werden, wenn er weiterhin so mit dem Schicksal haderte!

Die schlafende Schönheit bekam noch einen Kuss, ein ins Ohr geflüstertes "Bis später, Schatz, ich lieb Dich…", dann ging Walt nach Hause. Nicht ins Reservat, sondern in sein eigenes, kleines Haus in Phoenix.

Gott ist ein Komödiant der vor einem Publikum spielt, das sich nicht zu lachen traut


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