[Pauli]: Von Gerüchten & Wahrheiten

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Pauli
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Charname: Pauli Corky Chase
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[Pauli]: Von Gerüchten & Wahrheiten

Beitragvon Pauli » 24.09.2016, 20:45

Als Pauli aus der Psychiatrie kam und sich nach einer Wohnung umsah, die sie sofort beziehen konnte, fand sie eine Annonce in der Phoenix Daily, in der eine große, wohl sehr hübsche Wohnung zu einem auffällig günstigen Preis beschrieben wurde. Es gab noch andere Wohnungen, deren Beschreibungen Pauli ebenso angesprochen hätten, doch es war ein Gefühl, dass sie nur diese mit ihrem Füllfederhalter umkreiste, zur nächsten Telefonzelle ging und die angegebene Nummer in das Tastenfeld eingab. Sie konnte derzeit zwar noch in der Klinik wohnen, bis sie eine Unterkunft gefunden hatte, doch sie wollte nach dieser langen Zeit so schnell wie möglich weg von dort, von der Beobachtung und der Kontrolle, die trotz ihrer Entlassungspapiere noch immer stattfinden würde.

Woods?, hatte die Stimme aus dem Hörer gefragt und Paula hätte gern ein Schild verteilt und "Ich hoffe es doch." gesagt, aber sie hielt sich zurück. Hallo, ich bin Paula Lip.. Chase und rufe aufgrund ihrer Anzeige in der "Phoenix Daily" an., antwortete sie der Frauenstimme am anderen Ende. Oh, ja, ja.. sie haben Interesse an der Wohnung? Du bekommst einen Wald voller Schilder., musste Paula herunterschlucken und bestätigte mit einem kurzen Ja, deswegen rufe ich an.

Oh, ja, ja.. das ist sehr schön, sehr schön..., diese Frau schien schon etwas älter, vielleicht etwas verwirrt, auch wenn ihre Stimme sich doch recht jung anhörte, war sie sicherlich nicht ganz bei Sinnen. Passt ja hervorragend.

Wollen Sie die Wohnung vorher sehen? Was war das denn für eine Frage? Langsam war Pauli sich doch nicht mehr ganz so sicher, ob diese Entscheidung wirklich die richtige war. Ja, sicher. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Sie gerne wissen würden, wer ich bin, bevor Sie mir eine Wohnung vermieten, doch ich freue mich zumindest sehr, dass sie noch frei zu sein scheint.

Oh ja, ja.. noch frei. Leider möchte die Wohnung niemand, sie ist sehr schön, wunderschön. Ich kann gar nicht verstehen, dass sie niemand haben möchte. Wenn Sie Zeit hätten, ja.. wie wäre es mit gleich? Sie liegt am.. sie liegt im Norden der Stadt, etwas außerhalb, aber dennoch recht zentral. Man braucht keine 10 Minuten zu Fuß in die Stadt. Glücklicherweise konnte Mrs. oder Miss Woods durch die Leitung nicht sehen, dass Pauli nun doch recht skeptisch dreinblickte. Ja, ich habe Zeit. Im Norden? Wo genau? Wenn es nur 10 Minuten Fußmarsch von der City aus ist, dürfte ich auch in guten 10 Minuten bei Ihnen sein können. Warum lege ich eigentlich nicht gleich auf? Da stimmt doch irgendwas nicht. Eine Wohnung, so schön beschrieben, so groß und doch so günstig und keiner will sie haben. Was stimmt hier nur nicht? Und warum frage ich nicht nach?

Phoenix Graveyard Square 7 und bitte, bitte legen sie jetzt nicht auf. Sehen Sie sich die Wohnung erst einmal an..., sprach die Frauenstimme dann sehr hastig und fast schon hysterisch schnell, als hätte kaum einer Interesse an einer Wohnung in der Phoenix Graveyard Squ... Graveyard? Die Wohnung lag direkt an einem Friedhof? Gut, das wäre eine Erklärung, aber eigentlich war es nicht ungewöhnlich neben einem Friedhof zu wohnen. War es ungewöhnlich in Phoenix neben einem Friedhof zu wohnen?

Ich.. keine Sorge, Miss, Madam, Miss, entschuldigen Sie, wie darf ich sie ansprechen?, Paula war auf einmal sehr aufgeregt und sie hoffte inständig, dass nicht doch eine Panikattacke bei Friedhöfen in ihr wohnte, allerdings fühlte sich diese Aufregung nicht wirklich schlecht an. Sie war eher.. sie war eher wie sich einem Ziel nähern und nun wusste sie auch, warum sie zu Anfang ein gutes Gefühl bei dieser Wohnung gehabt hatte. Carol, sagen Sie einfach Carol, bitte.

Gerne, Carol. Nun, machen Sie sich keine Gedanken. Ich habe kein Problem damit, in der Nähe eines Friedhofes zu wohnen, zumindest glaube und hoffe ich das., ein unsicheres Lächeln huschte ihr über die feinen Gesichtszüge, doch auch das konnte ihre Gesprächspartnerin Carol nicht sehen. Das freut mich zu hören. Ich sehe Sie also gleich? Es gibt nur eine Klingel am Haus, sie ist nicht beschriftet. Ich werde da sein., Paula hatte sich verabschiedet und war zu der Adresse gegangen, die ihr genannt wurde.

Der Zaun, welcher die Hausnummer 7 trug, war weit um das Gelände gespannt. Dieses lag wirklich kaum zu verfehlen direkt neben dem nördlichen Eingang des Friedhofes, einem alten - sehr alten, fast romantisch wirkenden Totenbett zwischen verknorpelten, alten Eichen, umzäunt mit schwarzen, eisernen Gittern, ebenso, wie sie es gerne hatte. Als sie die Vermieterin angerufen hatte, hatte die Dämmerung schon eingesetzt. Heute war kein Tag gewesen, an dem sie sich bei Sonnenlicht hinausgetraut hätte, doch jetzt, da die Sonne schon fast komplett versunken war und nur noch ein violettblauer Schimmer den Horizont bemalte, fühlte sie sich angenehm wohl, noch etwas mulmig, aber dennoch beruhigt.


Es war eine Mutprobe zu diesem Friedhof zu gehen und Paula war mehr als erleichtert, als sie feststellte, dass es keine Phobie bei Friedhöfen in ihrem Inneren gab, es gab auch keine Kirche oder Kapelle in der Nähe und scheinbar machten ihr auch die Grabkreuze nichts aus, bis auf ein etwas weiter entferntes, einem Kruzifix - einem Kreuz, an dem der "Heilige Sohn" hing - dies bescherte ihr für einen Augenblick denn doch etwas Unbehagen, doch sie atmete tief durch und nahm es als Herausforderung, die Angst zu bekämpfen. Sie war so froh über diese vier Jahre in der Therapie, denn sie hatte wahrlich sehr gut gelernt, mit einigen Ängsten fertig zu werden, ohne einen Zusammenbruch zu erleiden, wenngleich es nur ein Bruchteil aller war, so war es dennoch ein großer Fortschritt gewesen.

Paula konnte für einige Sekunden ihren Blick nicht von der recht weit entfernten Kruzifix-Statue nehmen, doch dann riss sie sich los und sah abermals zum Haus Nr. 7, das durch die hohen, efeuumwobenen Mauern und den Torzaun, welcher optisch zur Friedhofsumzäunung passte, kaum zu erkennen war. Das Tor stand einen Spalt offen und sie drückte es weiter auf, um auf das Gelände treten zu können. Es war ein recht hohes Tor, vielleicht zweieinhalb Meter gen Himmel, mit schwarzen Spitzen und verschiedenartigen, aber symmetrischen Schnörkeln.

Sie betrat eine Gartenanlage, die schöner fast nicht hätte sein können. Saftige, kurzgeschorene Wiesenabschnitte und hin und wieder ein knorriger, alter Baum, für diese Pippi Langstrumpf ihren Limonadenbaum sicherlich gern hergegeben hätte. Das Haus selbst war kein Haus, es glich einer Villa, fast einem Herrenhaus gleich, nur doch vielleicht ein Stückchen kleiner, als ein solches normalerweise gewesen wäre. Die Anlage war hell erleuchtet, es gab eine Baumbankschaukel und einen Pavillon.

Romantischer konnte man es sich kaum vorstellen. Das Haus war hell gestrichen und es schien, als sei die Farbe noch nicht sehr lange trocken. Desweiteren schien es allerdings für Paula auch, als wäre sie hier einfach nur falsch, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Wohnung in diesem Haus so günstig sein konnte und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass es in diesem Haus einzelne Wohnungen zu mieten gab, eher sah es aus wie ein riesiges Gebäude für eine einzige, reiche Familie, die Platz für ein ganzes Hotel bieten konnte, Cocktailparties veranstaltete und ein Dienstmädchen, samt Gärtner beschäftigte.

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Etwas unsicher, aber dennoch mehr als positiv aufgeregt war sie damals näher getreten und hatte kaum die Klingel berührt, als eine hübsche, gar nicht so alte Frau mit rotbraunem, hochgestecktem Haar und in ein kleines Kostüm gewickelt, die Türe öffnete und Pauli nervös, freudestrahlend und nicht minder aufgeregt, begrüsste. Kommen Sie doch rein. Entschuldigen Sie, wie war doch gleich Ihr Name? Ich habe ihn in der Aufregung gar nicht aufgeschrieben.., ihre nussbraunen Augen blicken entschuldigend drein und Paula konnte nicht anders, als herzlich zurücklächeln, etwas schüchterner, aber doch aufrichtig. Paula, nennen Sie mich doch einfach Paula.

Es freut mich, Paula. Verzeihen Sie meine Verwirrung am Telefon. Ich hatte schon nicht mehr darauf gehofft, dass irgendwer Interesse haben könnte. Die Anzeige ist jetzt zum 5. Mal in der Zeitung und kaum erwähne ich, dass das Haus am Friedhof liegt - oder eher, dass es dieses Haus am Friedhof ist - wird aufgelegt oder eine Ausrede gefunden. Wir sind so weit runter gegangen mit dem Preis, dass wir fast schon drauflegen müssen und wir haben die Anzeige sogar soweit geändert, dass wir das Haus eine Wohnung nannten, weil uns keiner abnehmen wollte, dass wir so günstig ein ganzes Haus vermieten wollen., erleichtert sah sie Paula an, doch diese blickte nun mehr als nur verwirrt zurück. Doch bevor sie etwas antworten oder fragen konnte, hatte Carol schon eine Antwort parat.

Ja, ja, es ist das ganze Haus, das wir vermieten, nicht nur eine Wohnung., lachte sie nun herzlich auf, doch es gab noch eine andere Frage, die Pauli auf den Lippen brannte. Sie begriff im ersten Augenblick nicht einmal, dass es sich um ein Haus und nicht um eine Wohnung handelte, da sie diese andere Frage doch eher interessierte. Sie sagten, dass es gar nicht daran läge, dass es ein Haus am Friedhof sei, sondern eher daran, dass es dieses Haus am Friedhof sei. Verzeihen Sie meine Unwissenheit, aber ich glaube, die anderen Interessenten haben mir einige Informationen voraus...

Oh.., das Strahlen aus Carols Augen schwand. Ich dachte, sie wüssten... und man konnte ihr ansehen, so deutlich ansehen, dass sie glaubte, das Haus abermals nicht vermieten zu können. Ich will ehrlich sein., entschloss sie sich dann, wirklich die Wahrheit zu sagen, denn es brachte nichts, etwas vorzulügen oder zu verharmlosen. Wollen wir uns vielleicht setzen? Ich habe eine Flasche Met mitgebracht, falls Sie kosten möchten.

Paula nickte nur und folgte Carol. Der Met interessierte sie nicht wirklich, aber sie wollte nicht unfreundlich sein. Etwas Furcht war in ihrem Inneren zu spüren, denn es ging hier um etwas, das sie nie getrunken hatte und die Angst, es könnte ihr nicht schmecken, wuchs in ihr. Die Angst, es könnte ihr schlecht davon werden, doch sie musste ja nicht trinken, wenn es eigenartig roch und zudem war die Ablenkung gegeben, dass es hier eine Frage zu klären gab, die sie brennend interessierte.

Carol wies ihr einen Platz auf einer Eckcouch zu, die vor dem Kamin im scheinbaren Wohnzimmer stand, und holte zwei Kristallgläser aus einer Vitrine und setzte sich dann seitlich auf einen Sessel, der passend zum Sofa ausgesucht worden war. Als eingeschenkt war und Paula an ihrem Glas roch, stieg ihr ein süßlicher, honiggleicher Geruch in die Nase, der fast alle Ängste von sich trieb und als sie an dem goldenen Nass nippte, wusste sie, dass sie nie etwas besseres getrunken hatte. Honigwein in der Auslese aus Deutschland., prostete Carol ihr zu und trank selbst einen Schluck, bevor sie das Glas auf ihrer Handfläche abstellte, es dabei allerdings am Stil hielt, damit es nicht wankte.

Sie sind nicht von hier, oder?, Paula musste einen Augenblick nach der richtigen Antwort suchen, da sie schon 4 Jahre in Phoenix war, aber doch, es stimmte, sie war weder von hier, noch kannte sie sich aus, fast so, als wäre sie heute das erste mal in diese Stadt gekommen. Nein, nein bin ich nicht., lächelte sie Carol dann entgegen, etwas unsicher, weil sie nicht wusste, warum diese Einleitung gebraucht wurde.

Dann wundert es mich nicht wirklich, dass Sie die Geschichte oder eher die Gerüchte zu diesem Haus nicht kennen. Es stand groß in den Zeitungen vor nicht einmal einem Monat. "Das Haus der Schatten" wurde es genannt, weil wir zwei sehr junge, hübsche Männer zur Miete hatten. Diese waren den Nachbarn suspekt. Man sah sie nur nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus gehen und seit sie hergezogen waren, wurden vermehrt junge Frauen blutleer auf dem Friedhof aufgefunden. Das Gerücht machte die Runde, dass diese Männer benannte Schatten wären. Paula wurde hellhörig - SEHR hellhörig, doch sie versuchte ihre Aufregung zu verbergen. Schatten?, fragte sie stattdessen nur getan dumm, damit nicht auffiel, sie könnte mehr darüber wissen.

Nun ja. Die Presse sagt, es seinen Vampirwesen, die sich des Nachts in Phoenix mit Morden die Zeit vertreiben., Carol hatte die Hoffnung schon lange aufgegeben, das Haus an Paula vermieten zu können, daher nahm sie kein Blatt mehr vor den Mund, um etwas zu verschönigen. Vampire sind Legenden., brachte Paula nur gespielt hervor. Ihr Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass sie nichts auf solche Ammenmärchen gab. Ja, so sehe ich es auch. Und die Presse schreibt auch, dass es sich wohl um eine Sekte oder eine Gruppe von Wahnsinnigen handeln müsse, die ihre Opfer auf sogenannte Vampirart umbrachten, in dem sie ihnen das Blut entziehen. Sicherlich hält sie den Aberglauben an diese Legende immer wieder aufrecht, denn der Umsatz muss schließlich Gewinne bringen und die Leute, nun ja, manche glauben wohl insgeheim daran, auch wenn sie es nie zugeben würden. Zumindest ist Fakt, dass es viele mysteriöse Morde in der Stadt gab und noch immer gibt, die alle auf mehr oder weniger ähnliche Art und Weise vollbracht werden.

Paula spürte abermals Panik in sich aufsteigen. Die Angst vor dem Tod, vor Verletzung. Ihre Hand zitterte, als sie das Glas auf dem Tisch abstellte und auch wenn sie es verbergen wollte, war Carol aufmerksam und blickte auf Paulas Hände. Ich habe Angst. Also besser gesagt, ich leide unter einer Art Phobie vor dem Tod, beachten Sie es bitte nicht weiter, Carol., versuchte Paula eine Antwort auf die ungestellte Frage zu geben und lächelte verlegen, innerlich herrschte der Kampf gegen die Angst und sie versuchte sie zu unterdrücken. Es geht gleich wieder., warf sie noch ein, als sie Carols besorgten Blick bemerkte. Soll ich vielleicht lieber nicht weitererzählen?

Doch, bitte, ich möchte es wissen., lächelte Paula tapfer und war eisern in ihrem Willen, diese Angst zu unterdrücken. Sie war hier in einem Goldtopf - mittendrin. Sie musste hier wohnen, sie wusste, dass sie es wollte, gleich was sie für Opfer bringen musste. Näher war sie nie gewesen, wie auch, wenn man in einer geschlossenen Anstalt verweilt hatte, und in ihren Gedanken war nur eines: Eine Spur. Ich habe wirklich eine Spur gefunden, so schnell.

Bitte sagen Sie, wenn es zuviel wird, Paula. Pi nickte. Das werde ich, machen Sie sich bitte keine Gedanken. Man sah Carol an, dass sie das junge Ding bemitleidete. Paula schien nicht älter als 21 zu sein. Jünger sicherlich nicht, auch wenn sie im ersten Augenblick jünger wirkte. So jung und das ganze Leben noch vor sich und dann eine Angst wie diese. Armes Ding., dachte Carol nur kurz, bevor sie dann wieder ansetzte, weiter zu erzählen. Ab nun versuchte sie ihre Worte mit Bedacht auszuwählen, weil sie Paula nicht zusätzlich verängstigen wollte, auch wenn diese wohl recht gut mit ihrer Panik umzugehen wusste.

Wo war ich?, fragte sie sich selbst und wusste gleich darauf auch wieder den roten Faden des Themas fortzuführen. Gut, zu den beiden Mietern. Sie waren sehr zuvorkommende und sehr attraktive Männer, vielleicht Mitte zwanzig. Wir hatten keine schlechten Ahnungen, als wir ihnen das Haus überließen, doch die... die Fälle wurden seit ihrem Einzug in dieser Gegend mehr.

Gerade hier auf dem Friedhof fand man so manch eine junge Frau, auch schon einmal junge Männer, die kein Blut mehr in sich trugen. Die Polizei befragte die Nachbarn und die Hinweise gegen unsere beiden Mieter häuften sich. Als die Beamten sich jedoch hier umsehen wollten, waren die beiden Herren nicht mehr anzutreffen. Sie hatten augenscheinlich und später bestätigt die Stadt verlassen und es war für alle der eindeutigste Beweis dafür, dass sie an diesen Taten beteiligt waren.
, Carol machte eine prüfende Pause, als sie jedoch merkte, dass Paula sich scheinbar wieder etwas beruhigt hatte, fuhr sie sogleich fort.

Die Presse machte eine große Story daraus. Das Haus war in einigen Artikeln immer wieder erwähnt und sogar abgelichtet worden. Es wurden viele Geschichten zusammengesponnen, Fantastereien, die weder Hand noch Fuß hatten. So viele Gerüchte wurden in die Welt gesetzt, die auf nichts als Vermutungen aufbauten, doch die Menschen glauben und sie glauben schnell. Ein Fluch würde auf dem Haus liegen, weil es vor nicht ganz 30 Jahren schon einmal in der Presse beschrieben worden war. Damals war es ein ähnlicher Fall gewesen und das Haus ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt, weil die Menschen so leichtgläubig waren und einer von ihnen Brandstiftung beging. Er wurde gefasst und behauptete, auf diesem Haus würde ein Fluch liegen.

Armer Irrer, aber die Leute glaubten ihm scheinbar, denn dieser Fall wurde aufgerollt, als es eben dieses Jahr wieder soweit war. Wir haben das Grundstück vererbt bekommen, kannten zwar die Geschichte, doch legten keinen Wert darauf und bauten dieses Schmuckstück darauf.

Kurz darauf zog eine junge Familie ein, deren Baby kurz darauf am Kindstod verstarb. Die Mutter verkraftete es nicht, weiter hier zu wohnen, also zogen sie aus und nach ihnen kamen die beiden jungen Männer, die sich als Brüder ausgaben und scheinbar recht vermögend schienen. Nun, den Rest kennen sie jetzt ja.
, endete sie dann ihre Erzählung und blickte Paula schweigend an.

Diese drückte sich etwas im Sofa zurück und ließ das Gesagte sacken. Sie spürte, wie sich jede Faser in ihr wehrte, dieses Haus zu mieten. Wie sich die Angst bemerkbar machte und ihr zuflüsterte, dass sie in keinem Haus wohnen konnte, welches verflucht war und seine Bewohner tötete, töten ließ oder dazu anstachelte zu töten. Doch Paula war ein rationaldenkender Mensch. Die beste Voraussetzung, sich gegen surreale Ängste zur Wehr zu setzen und sie wollte diese Phobien schließlich loswerden, sie wollte kein Sklave von ihnen sein und sich ihnen stellen, ihnen ins Gesicht sehen oder eher: ihnen ins Gesicht lachen.

Andererseits kam allerdings noch eine Kleinigkeit hinzu, die sie dazu antrieb, dieses Haus nicht zu mieten. Sie hielt nichts auf Besitztümer. Sie mochte keinen Luxus und brauchte ihn auch nicht. Für einen Augenblick dachte sie an ihre Familie zurück, die in einfachen Holzhäusern lebten, ohne fließend warmes Wasser und ohne Strom. In diesem Moment sehnte sie sich nach diesem einfachen Leben zurück, auch wenn sie nicht mehr so leben wollte, was allerdings nicht mit der Bescheidenheit zu tun hatte, sondern mit dem Glauben und der abgeschotteten Gemeinschaft und der Tradition, hinter der sie persönlich nie hatte stehen können. Dennoch hatte sie der Bescheidenheit und Einfachheit in ihrem Leben stets einen Vorzug geboten. Sie hatte weder die Ambitionen noch die Lust, luxuriös zu leben oder ein solch prunkvolles Haus ihr Eigen zu nennen.

Doch sie wollte dies nicht als Vorwand nehmen, um ihre Angst siegen zu lassen. Es durfte kein Grund sein, dieses groszügige Angebot abzulehnen. Jeder andere hätte sich wohl glücklich geschätzt, ein solches Haus - ein ganzes Haus für einen Preis zu bekommen, für den nicht einmal eine kleine Stadtwohnung zu finden war, mal ganz abgesehen davon, dass dieses Gebäude niemand wollte, weil es Gerüchte um es gab. Geht es Ihnen gut, Paula?, riss Carol sie nach einigen Minuten aus den Gedanken.

Was? Oh, ja,.. ja, mir geht es gut. Jetzt fange ich schon an zu reden wie sie zu Anfang. und Paula setzte sich wieder gerade hin und blickte Carol an. Ich möchte das Haus mieten., sagte sie dann knapp, noch bevor sie sich selbst anders entscheiden konnte. Sie wollen... Sie wollen das Haus tatsächlich mieten?, Carol schien ehrlich überrascht, hatte sie doch tatsächlich nicht mehr damit gerechnet, dass Paula - gerade Paula mit ihrer Angst - dieses Haus übernehmen wollte. Wird es das Angebot behalten, werde ich es gerne annehmen, denn mehr könnte ich mir derzeit nicht leisten., lächelte Paula ihr dann zuversichtlich entgegen. Wahrlich mehr zuversichtlich, als sie sich in Wahrheit fühlte, aber sie wusste, es war die beste Entscheidung.

Ihre Phobie glaubte an Flüche, sie selbst nicht. Sie brauchte keinen Luxus, doch sie wollte weg aus der Psychiatrie, lieber gestern als morgen und um diese Uhrzeit nun noch etwas anderes zu bekommen, war unwahrscheinlich. Wer wusste auch schon, ob sie überhaupt ein weiteres Angebot hätte finden können, bei einer Stadt, in der es so viele Zugereiste und auch Studenten gab. Die auch getötet werden, damit weitere Wohnungen frei werden., sprach das "Teufelchen" auf ihrer Schulter, doch sie wischte diesen Gedanken geistlich weg. Was konnte ihr besseres passieren?

Hier hatte sie Platz für alles, was sie brauchte und sie brauchte Bücher. Wenn sie nichts besitzen wollte, so waren es doch die gebundenen Papiere, die ihre Leidenschaft geweckte hatten, seit sie als junges Mädchen das ein oder andere heimlich bei Corry lesen gedurft hatte. Doch Bücher hatten ein Volumen, das in der Masse beachtlich war und dieses Haus würde sich mehr als nur eignen, eine kleine Privatbibliothek einzurichten. Es würde sicherlich einige Jahre dauern, bis auch nur annähernd eine Sammlung zustande kommen würde, doch Paula dachte voraus. Sie hatte nie in die Zukunft gedacht, zumindest nicht, bevor sie diesem Vampir begegnet war.

Doch die Zeiten änderten sich und so auch die Gesinnungen. Paula musste nun an die Zukunft denken. Sie musste daran denken, dass sie einen Vampir zu suchen hatte. Irgendeinen oder diesen einen, der ihr ihre Ängste wieder nahm und wenn es soweit war, dann wollte sie nicht mehr lange warten, ihre Freiheit endlich genießen zu können. Und der Vorteil dieses Hauses war ganz einfach auch der, dass sie sich einigen Ängsten selbst stellen konnte, um sie zumindest noch weiter eindämmen zu können. Es ist perfekt! und mit diesem Gedanken verpuffte das Teufelchen nun endgültig von ihrer Schulter und sie konnte Carol noch einmal nachdrücklich zunicken. Ja, ich will es wirklich., strahlte sie die noch immer verdutzte Frau ihr gegenüber an.

Na.. na dann., jetzt zeichnete sich langsam auch bei Carol ein Strahlen ab und ihre Wangen erhielten eine hübsche rötliche Färbung. Man sah ihr die Erleichterung und Freude an. Wollten Sie von mir vielleicht noch etwas wissen? Ich meine, außer die Personalien., kam Paula dann gut erzogen in den Sinn, denn es war eigentlich nicht wirklich üblich, einer vollkommen Fremden ein Haus zu vermieten, wenn man solche Erfahrungen hatte machen müssen. Wissen Sie, ich habe ein gutes Gefühl und das soll mir reichen. Ich bin einfach nur froh, dass in dieses Gebäude wieder Leben einkehrt. Wir hatten mit dem Gedanken gespielt, es zu verkaufen, wenn wir keinen Mieter gefunden hätten, aber es hängt mir am Herzen, weil mein Onkel es geliebt hatte, doch ist es für meinen Mann und mich zu weit von seiner Firma entfernt, so dass wir selbst in San Diego wohnen und nun nur hier sind, bis wir... ach ich rede zuviel. Vielleicht möchten Sie von sich aus etwas von sich erzählen, Paula, ich würde mich freuen. und sie hob das Glas, um es kurz darauf leicht gegen Paulis klingen zu lassen.

Es sollten nur oberflächliche Dinge sein, die Carol von Paula erfuhr, doch diese reichten aus, um sich freundschaftlich zu nähern und sich das Du anzubieten. Carol flog mit einem ruhigen, glücklichen Gefühl zurück nach Hause und glaubte, nun endlich eine langfristige Mieterin gefunden zu haben. Sie hoffte inständig, dass nichts mit ihr passierte. Sie selbst glaubte nicht an diesen Fluch, doch ein mulmiges Gefühl war dennoch vorhanden. Vor allem, weil sie diese junge Frau, die sich doch als älter herausstellte, als sie vermutet hatte, sehr gern mochte...


Mittlerweile hatte sich Pauli in diesem Haus eingelebt. Es störte sie nicht mehr so sehr, dass es so luxuriös war, auch wenn sie es gerne anders gehabt hätte und auch nicht unbedingt erwähnte, wo sie wohnte. Insgeheim hatte sie gehofft, dass die beiden Vormieter hier her zurückkehrten, denn sie war überzeugt davon, dass die Gerüchte um sie, den Tatsachen entsprachen und dass diese beiden womöglich wirklich Vampire gewesen waren. Nach einigen Wochen allerdings legte sich diese Hoffnung wieder, weil sie sich nicht erfüllte und Pauli sich mit anderen, aktuelleren Dingen beschäftigte.

Paula fand allerdings einen Brief, der wohl in der Nachttischschublade des einen Schlafzimmers im Obergeschoss übersehen worden war. Dieser Brief schien schon einige Jahrzehnte alt zu sein, denn das Blatt wies die üblichen Alterserscheinungen auf, war vergilbt und die alte Schrift nur noch blass darauf zu lesen. Die Kanten waren abgerieben, teils etwas eingerissen und ein Eselsohr hatte eine scharfe Kante im rechten unteren Eck hinterlassen. Leider konnte man die Jahreszahl nicht mehr erkennen, doch der Inhalt selbst reichte Pauli aus, um zu wissen, dass dieser Brief ganz sicher an einen Vampir geschrieben worden war. Vielleicht war sie auch fanatisch und bildete sich ein, etwas zwischen den Zeilen zu lesen, aber vielleicht entsprach es auch einfach den Tatsachen.

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19. Dezember 1...

Mein Liebster,

Du bist mein Herzblut,
ich habe es Dir so oft schon gesagt..
... und doch ist der Schmerz unsaeglich nun,
er durchflutet mein Herz, weil ich nicht diese
Unendlichkeit mit Dir teilen kann.

So gerne waere ich Deiner Einladung gefolgt,
doch Du weisst, es war mir nicht moeglich.
Zu viel haelt mich hier an diesem Ort,
in dieser Zeit, in diesem Leben...
Bitte hege keinen Groll gegen mich,

Fuer ewig Dein,
Felice

Pauli hatte aufgrund dieser Zeilen geglaubt, dass einer der Vampire wiederkehren würde, denn solch einen Brief, den man solange aufbewahrte, ließ man nicht einfach so zurück. Er würde fehlen und es würde ihm auffallen. Hin und wieder kam die Hoffnung zurück. Immer dann, wenn sie ihr Buch aufschlug, in dem sie all ihre Notizen und Gedanken über ihre Phobien und den Vampir oder auch die Rasse der Vampire allgemein, festhielt und ihr dieser Brief in die Hände fiel.

Es hatte sich nichts weiter ereignet. Paula versuchte immer wieder, ihre Ängste zu kontrollieren, zwang sich bei Spaziergängen auf dem dem Friedhof, sich der Kruzifixstatue zu stellen und beschäftigte sich mit den Artikeln über die Morde in der Stadt und auch über die der Morde oder Verdächtigungen bezüglich der Bewohner dieses Hauses. Es war nicht immer einfach, denn nicht jeder Tag war gut. Mal mehr, mal weniger waren die Ängste zugegen und manchmal zweifelte sie sogar daran, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, in dieses Haus zu ziehen, doch Dr. Brown, zu dem sie weiterhin einmal die Woche fuhr, gab ihr Halt und Mut, durchzuhalten. Er sagte ihr, dass sie auf einem guten Wege zur weiteren Besserung war, auch wenn er anfänglich gar nicht so begeistert zu sein schien, dass gerade sie in dieses Haus ziehen musste, von dem er natürlich ebenfalls gelesen hatte, doch sie konnte ihn überzeugen und sie war stolz darauf, dass er sie dann unterstützte und sie viele Fortschritte aufzeigen konnte, auch wenn sie ihm die wesentlichsten Dinge weiterhin verschwieg ...

OT: Was nachfolgte im alten Forum folgt, sobald ich Zaids Antwort kenne, wie es mit seinem Charakter weiterging.

TBC: folgt

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