[Joyce]: Auftragsalltag

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Joyce
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Charname: Joyce Belvedere
Pseudonym: J.B., Jo
Alter: 27 Jahre
Augen: leuchtend grün
Haare: schwarzbraun, schulterlang
Größe: 173cm
Stadt: Phoenix
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Kodex: Konsortium
Beruf: Auftragskillerin für Esther
Fähigkeiten: zielsicher ... und verdammt verschwiegen (gedanklich ebenso)
Sonstiges: arbeitet fürs Konsortium und wird vom Syndikat gejagt - ohne von beidem oder von Vampiren überhaupt zu wissen
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
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[Joyce]: Auftragsalltag

Beitragvon Joyce » 24.09.2016, 23:37

Tiefgrüne Augen blickten bewegungslos durch das Objektiv der Sniper, die die hübsche Schwarzhaarige an der Schulter angelehnt und auf einer Mauerbrüstung abgelegt hatte. Zarte Hände hielten das formvollendete Gewehr in horizontaler Lage, und der Zeigefinger der rechten Hand, drückte nur unmerklich etwas fester gegen den Abzug.

Als der gezielte Schuss durch die taghelle Stadt brach, hörte kaum jemand darauf. Phoenix war eine laute Stadt, dennoch schrieen die Menschen auf, die in ihrer Nähe den dicken, kahlköpfigen Mann in einem maßgeschneiderten Anzug blutend zusammenbrechen sahen. Sie begriffen erst Momente später, was passiert war, doch da war die Täterin schon lange nicht mehr auf dem Dach anzufinden.

Ungerührt und unauffällig fuhr Joyce mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Ihr langer, schwarzer Ledermantel verhüllte das Gewehr, welches sich an ihrem Bein anlegte. Sie grüsste den Portier noch freundlich zum Abschied und verliess das Versicherungsgebäude, in dem sie zuvor noch eine Police abgeschlossen hatte. Das Alibi war sicherlich perfekt genug und im Inneren dieses Gebäudes hatte noch niemand den Aufruhr draussen auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse mitbekommen. Ich liebe Panzerglas und die wegfallende Geräuschkulisse
in einem Raum mit diesem.


Joy machte sich auf den Weg in ihre Wohnung, die unweit des Tatortes lag. Eine Begebenheit, die sie zwar nicht leiden konnte, aber die in diesem Falle auch nicht zu verhindern war. Der Boss dieses Machtunternehmens war nur heute und nur um diese Uhrzeit für einige Minuten ohne Bewachung gewesen, denn das Schmiergeld konnte nicht noch höher vom Auftraggeber an den Security gezahlt werden.

Als sie die Wohnungstür aufschloss und die Waffe in ihrem Koffer ablegte, war sie einmal mehr froh, dass es nicht viele Aufträge gab, die sie tagsüber zu erledigen hatte, schliesslich konnte sie nicht mit einem Waffenkoffer oder für eine Frau auffällig grosse Tasche durch die Gegend laufen.

Als die Waffe verstaut war, tätigte sie noch einen Anruf, um den Auftrag zu bestätigen, dann machte sie es sich auf der Couch ihrer Atelierwohnung gemütlich, um sich die neusten Nachrichten anzusehen, in denen das Attentat auf einen Grossunternehmer live von den Kameras erfasst wurde.
Als ob sie es wissen würden., kam Joyce in den Sinn, als sie sich abwandte, sich zurücklegte und die Decke anstarrte, um zu überlegen, was sie heute noch tun könnte. Sie hatte Lust zu feiern, kannte einen ganz angenehmen Laden, in dem gute Musik lief, und vielleicht traf sie dort jemanden, den sie mit nach Hause nehmen konnte.

Mit nach Hause nehmen. Sie nahm selten jemand mit nach Hause, meist erledigte sich das Nachhause-Nehmen bereits auf dem Weg dorthin, was ihr auch recht sein sollte. Es war anfangs nicht leicht gewesen, überhaupt so etwas wie ein Zuhause zu bekommen. Die Wunde damals, heilte schwer, da sie nicht einfach in eine Apotheke oder ein Krankenhaus spazieren konnte, um sich Verbandszeug und Desinfektionsmittel zu besorgen. Zumindest nicht, als sie ihr Gesicht auf einer dieser Milchtüten abgelichtet sah.

Joyce geriet auf der Strasse an eine Jugendbande, als sie einem von ihnen die Geldbörse stahl, aber von zwei anderen gesehen und geschnappt worden war, die für einen der grösseren Bosse der New Yorker Unterwelt arbeiteten. Sie waren nichts weiter als Handlanger, aber Joyce brauchte einen Anschluss und sie brauchte Geld, also wurde sie eine von ihnen. Es war nicht ganz einfach gewesen, in diese Bande zu kommen, schon gar nicht als Mädchen, denn man nahm sie nicht ernst, mal ganz abgesehen davon, dass sie sich durch ihre Unachtsamkeit von ihnen beim Stehlen hatte erwischen lassen. Doch Joyce war niemand, der ständig nachfragte oder erklärte, sie wollte Taten folgen lassen, doch das war nur möglich, wenn sie sich Aufmerksamkeit ergattern konnte.

Nichts einfacher als das., dachte sie sich und ihr Entschluss brauchte nicht lange bis zur Umsetzung. Der "Anführer" dieser Handlanger - Silver mit Namen - war nichts weiter, als auch nur ein Kerl, der auf hübsche Frauen abfuhr. Etwas, mit dem Joyce mehr als glänzen konnte. Sie trat an ihn heran und noch bevor er sie wieder lachend wegschicken konnte, da er glaubte, sie würde erneut wegen einer Aufnahme anfragen, winkte sie ab, zog ihn an sich heran und die nächsten Stunden dieser Nacht verbrachten sie in einem alten Abrisshaus, das sie sich als Unterkunft auserkoren hatte.

Joyce war nicht der Mensch, der sich Positionen erschlief, aber es war ihr hier auch nicht möglich, anders zu handeln, wenn sie Gehör finden wollte und Silver zu betören, war wirklich nicht schwer. Zwar nahm er sie noch immer nicht ernst, aber seine sexuelle Abhängigkeit, die schon nach diesem einen Mal greifbar war, brachte ihr zumindest seine Aufmerksamkeit ein. Ihre Chance, zu beweisen, was sie konnte, liess nicht lange auf sich warten, denn schon einen Tag später wurde einer der Bande bei dem Versuch geschnappt, einen Auftrag auszuführen, der allen ein höheres Ansehen hätte einbringen können. Silver war angespannt, sauer und in sich gekehrt. Joyce hatte das Streitgespräch von ihm und seinem Kleinstinformanten mitbekommen, wusste in etwa, um was es ging und vor allem, wo sie es finden konnte und ohne sein Wissen, machte sie sich auf den Weg.

Es war ein Collier aus Brillianten, das in einer Kassette der "Villa Bronsborow" aufbewahrt wurde. Der Juwelier Bronsborow war der erfolgreichste seines Metiers in der Stadt und die Gerüchte liessen vermuten, dass er dieses wertvolle Stück seiner Gemahlin zum Hochzeitstag schenken wollte, daher würde das Stück keinen Tag länger als diesen einen, in seiner Hauskassette lagern. Joyce interessierte das alles nicht, sie wusste auch nichts davon. Wichtig war, dass sie das Haus fand und das Collier entwenden konnte. Sie hoffte, dass es nicht in einem Safe gelagert wurde, denn von diesen hatte sie wahrlich keine Ahnung.. noch nicht, aber sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass der Gefasste einen Safe hätte knacken können. Es war ein Risiko, das wusste sie, aber es war die einzige Möglichkeit, die sie hatte.

Polizeiwagen standen in der Einfahrt und sie schlenderte wie eine Jugendliche von vielen, die man nicht zu beachten pflegte, am Haus vorbei, um sich über die Mauer hangeln zu können. Einen Alarm würde sie nicht auslösen und die Hunde waren an der Kette vor dem Haus, zumindest solange die Polizei die Daten aufnahm. Sie schienen gerade im Aufbruch zu sein und Joyce hoffte auf gut Glück, dass niemand mehr in dem Raum war, den sie nun suchen musste. Sie war lautlos und sie schlich auf Zehenspitzen schnell die Terrassentür hinein und graste vorsichtig die Räume ab, bis sie an ein Arbeitszimmer im oberen Stockwerk kam, dort sah sie das Schmuckstück auf einem Samttuch liegen. Es war wohl vor nicht all zu langer Zeit kontrolliert und noch nicht wieder in die Kassette getan worden, worauf es lag.

Joyce konnte nicht glauben, dass es so einfach sein sollte und als sie das Collier an sich nahm, wusste sie, dass es ganz sicher nicht einfach werden würde, denn aus einem anliegenden Zimmer, dessen Türe nur angelehnt war, hörte sie einen Polizisten fragen, ob er das Collier noch einmal sehen könnte. Verdammt., schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte die beiden Herrschaften nicht nach oben kommen hören und durch den Flur konnte sie nicht zurück, da sie nicht wusste, ob der zweite Eingang zum Nebenzimmer verschlossen war oder ob die Tür offen stand. Sie würde gesehen werden. Natürlich, kommen Sie. Es ist im Arbeitszimmer.. Die Schritte wurden lauter und nicht nur die, denn Joyce Herz raste förmlich in ihrer Brust und gehetzt sah sie sich um.

Fast lautlos und im gleichen Augenblick, als die Türe aufgeschoben wurde, war sie durch den Spalt der zugezogenen Vorhänge verschwunden und stellte mehr als erfreut fest, dass die Tür, auf den anliegenden Balkon, offen stand. Sie schlüpfte hinaus, blickte vorsichtig von der Brüstung und konnte niemanden sehen. Sie schluckt schwer, doch hatte sie nur Sekunden, denn schon hörte sie den Aufschrei des Juweliers im Büro, der das Collier nicht an seinem Platz vorfand. Mit einem inneren Schubs sprang sie die drei Meter auf den Rasen und landete unsanft, doch den pochenden Knöchel musste sie nun ignorieren. Sie rannte in die Büsche und kaum einige Momente später, hörte sie die Hunde und Polizisten in ihre Richtung kommen.

Sie schlug sich weiter in die Büsche bis zur Mauer und stolperte durch das Geäst an ihr entlang, bis sie hinter zwei dichten Bäumen an den Steinen hoch hangeln und über das Gemäuer verschwinden konnte. Es war knapp.. mehr als nur knapp und sie hatte keine Zeit, Luft zu holen, denn sie hörte die Hunde bellen und die Polizisten riefen sich zu, dass der Dieb noch nicht weit gekommen sein konnte.

Der angrenzende Park war ihre Sicherheit. Die Dämmerung hatte schon vor einer halben Stunde eingesetzt und die Schatten boten ihr eine Möglichkeit, nicht zu sehr aufzufallen. Schnell bewegte sie sich in ihnen durch das Gebüsch und nach gut einer halben Stunde fand sie den Weg zur Subway und in Richtung "Heimat", dem Treffpunkt der Bande.

"Sorry, aber können wir uns morgen sehen?", Silver war sichtlich hin und her gerissen. Er hatte jetzt grössere Probleme und musste sich um seinen Auftraggeber kümmern, aber man merkte ihm an, dass er Joyce nicht gerne wegschickte, wohl, weil er nicht sicher war, ob sie wiederkommen würde. Sie schmunzelte und holte das Collier aus der Hosentasche. Bist Du sicher?, war das einzige, das sie ihm grinsend entgegenwarf. Silver war sprachlos und er glaubte auch erst nach dem dritten Erzählen, dass sie es war, die das Collier an sich genommen hatte. Ihren Knöchel und die Knappheit ihrer Tat verschwieg sie ihm wissentlich und seinen Respekt hatte sie seither auf ihrer Seite.

Sie hielt sich Silver warm. Er war intelligent und gutaussehend, etwas älter als sie und er verstand sein Handwerk. Sie konnte viel von ihm lernen und solange er ihr von Vorteil war, gab sie ihm, was er von ihr begehrte. Das Leben war so einfacher und ihr sollte es an nichts mangeln. Vor allem, als er mitunter durch ihre Leistungen in der Unterwelt höheren Rängen eingeordnet wurde, war es auch zu ihrem Vorteil, bei ihm zu bleiben und sie musste sich ihre Befriedigung auch nicht ständig woanders suchen, was natürlich seine Risiken geborgen hätte.

Mit der Zeit arbeitete sie sich in risikoreichere Jobs ein und als sie erfuhr, wie leicht das Geld mit einem Mord zu verdienen war, war ihr auch hier kein Skrupel anzusehen. Nach und nach löste sie sich von Silver und seinen Genossen. Es war kein Problem, die Liasson mit ihm zu lösen, denn sie hielt sich weiterhin in der Organisation auf, für die er arbeitete, nur einige Schichten über ihm. Er versuchte sie öfter zurückzugewinnen, doch ohne Erfolg. Silver musste erkennen, dass er verloren hatte, doch noch bevor er irgendetwas dagegen oder ihr Striche durch die Rechnungen machen konnte, wurde er durch einen Bandenkrieg erschossen und das Problem erledigte sich für Joyce von selbst, auch wenn es weniger ein Problem, als eine Störung in ihrem Leben gewesen war.

Sie hielt nicht viel von den Menschen, nahm sich von ihnen, was sie brauchte und liess sie dann fallen, wie eine heisse Kartoffel. Der eine mehr oder weniger machte nichts aus, auch wenn sie für sich selbst zugeben musste, dass sie an ihrem ersten Mord, den sie beging, schwer zu arbeiten hatte. Sie überwandt allerdings die Vorstellung, ein Menschenleben ausgeschaltet zu haben, als sie das Geld sah, welches sie dafür erhalten sollte. Sie zog auch nach Phoenix, weil ihr hier mehr interessantere, wenngleich auch mysteriösere Aufträge erteilt werden konnten.


Heute wäre ein solcher Preis für sie nicht einmal einen einfachen Taschendiebstahl mehr wert, doch waren für eine so junge, mittellose Frau 1.000 Dollar wirklich ein guter Preis. Sie wuchs in ihre Aufgabe hinein und wurde in ihrem Job einfach eiskalt, liess nichts an sich heran und vertrieb so die anfänglichen Albträume, die ihr das Gewissen bescherte.

Nach jedem Auftrag brauchte sie Abwechslung und die nahm sie sich, in dem sie ihre körperlichen Bedürfnisse befriedigte, oftmals mehr als einmal die Nacht. Sie brauchte diese Ablenkung und fast wurde es zur Sucht, allerdings hatte sie im Laufe der letzten zwei Jahre gelernt, sich zu zügeln. Sie begann wieder das Zeichnen, das sie in ihren Heimzeiten noch so gerne getan hatte und kaufte sich von ihrem verdienten Geld eine Atelierwohnung, in der der nötige Platz vorhanden war und helles Licht durch grosse Fensterscheiben schien.

Als die Organisation vom FBI hochgenommen wurde, konnte sie sich nur mit wirklichem Glück aus der Affäre ziehen, ohne bei den Behörden aufzufallen. Joyce spielte in dieser Zeit mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen und ihr legales Hobby zum Beruf umzufunktionieren, doch ihr Selbstvertrauen in die wirklich guten Arbeiten, die sie als Zeichnerin und Malerin leistete, war nicht gegeben und so blieb es bei der Idee und dem Gedanken. Joy fand sich damit ab, nichts dergleichen je zu erreichen. Brotlose Kunst.

Einer Organisation wollte sie sich jedoch nicht mehr anschliessen. Es war einfach zu gefährlich, und Joyce war noch nie ein Fan von Gemeinschaften gewesen. Da sie sich in der Unterwelt denn doch einen recht guten, wenngleich auch manchmal zweifelhaften Namen machen konnte, fand sie Anschluss als "selbständige Auftragnehmerin" und seit gut einem Jahr verbrachte sie ihre Zeit damit, unregelmäßige Aufträge aller Art anzunehmen. Zumeist dann, wenn ihr Bargeld zu Neige ging, welches sie nie lange aufbewahrte.
Man lebt nur einmal.

Dieser Gedanke begleitete sie auch jetzt, als sie aufstand und im Bad verschwand, um sich für den Abend frisch zu machen. Es waren noch ein paar wenige Stunden bis zur Dunkelheit, doch die Zeit liess sich gut für ein moschusduftendes Schaumbad verwenden...

TBC: folgt

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