[Sally-Anne]: Übrig blieb nur Rauch und Asche

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Sally-Anne
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[Sally-Anne]: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:04

Sally saß schweigend in dem kleinen, kahlen Krankenzimmer. Die Wände waren weiß gestrichen, an dem einzigen Fenster war ein Riegel. Die Tür war aus dunklem Holz und stach irgendwie bedrohlich auf der hellen Wand hervor. Im Zimmer gab es noch einen kleinen Tisch, ein Bett und einen Kleiderschrank. Man hatte sie direkt nach dem Unglück hierher gebracht, immer wieder versichernd, dass alles gut werden würde. Sally hatte die Worte gehört, aber sie konnte ihnen keinen Sinn abgewinnen. Wie konnten diese Leute behaupten, dass alles gut werden würde? Reglos hing Sally ihren Gedanken nach und auch als die Tür aufging und eine junge Schwester den Raum betrat, rührte sie sich nicht.

„Mrs. Fraser, sie müssen etwas essen. Sie haben ja nicht einmal das Frühstück angerührt.“ Die Stimme der Schwester klang wirklich besorgt. Sally wandte ihr den Kopf zu und die Antwort war in ihren Augen abzulesen, noch ehe sie den Kopf schüttelte und dann wieder starr vor sich hinblickte. Frühstück, Mittagessen, Abendbrot - das hatte keine Bedeutung für Sally. Der Morgen dämmerte, der Tag begann. Die Sonne nahm ihren Lauf und es wurde Abend. Jeden Tag, als wäre es das normalste der Welt. Wahrscheinlich war es das auch, aber Sally konnte sich nicht vorstellen, dass jemals wieder etwas normal sein konnte.

Ihre Gedanken gingen zurück zu der Unglücksnacht und augenblicklich zog sich etwas in ihrer Brust schmerzhaft zusammen. Sally ließ es zu, dass der Schmerz für einen Moment die Oberhand gewann, dann zwang sie sich, in ihrem Kopf die schrecklichen Bilder wieder herauf zu beschwören. Inzwischen rannen Tränen über ihre Wangen und sie zitterte. Trotzdem wollte sie sich erinnern. Sie musste.

Nachdem sie im Krankenwagen wieder zu sich gekommen war, waren alle sehr um sie besorgt gewesen. Mitleidig hatte man sie angesehen und eine Ärztin hatte ihr ein Mittel gespritzt, damit sie sich beruhigen, damit sie schlafen konnte. Sally wollte nicht schlafen; sie wollte zu ihrer Familie. Niemand war bereit, ihr Auskunft zu geben und so setzte sie sich das Schreckliche in ihrem Kopf selbst zusammen. Wenn es Jasper und Robert gut gehen würde, dann hätte man sie zu ihr gelassen. Dann hätte man ihr von ihnen erzählt. Doch alle hüllten sich in Schweigen, die Blicke gesenkt und kaum in der Lage, ihr in die Augen zu sehen.
Noch ehe schließlich einer der Polizisten – gefolgt von einem Psychologen – zu ihr gekommen war, hatte sie die furchtbare Wahrheit gewußt. Darum nahm sie die Nachricht wie in Trance wahr, aber sie konnte nicht reagieren. Vermutlich hatte das starke Beruhigungsmittel sein Übriges getan und ein Pfleger sagte leise: „Schock.“

Der Psychologe schließlich hatte angeordnet, dass man sie hierher brachte. Sally versuchte sich zu erinnern, wie lange sie nun schon hier war, aber der Gedanke entglitt ihr immer wieder. Sie wischte mit dem Handrücken ihre Tränen fort und blickte sich um. Vor ihr standen Frühstück und Mittagessen. Bald würde man noch das Abendbrot dazustellen und zumindest die anderen beiden Tabletts abräumen. Sally würde wieder nichts anrühren und irgendwann in einen unruhigen Schlaf fallen, ihren Alpträumen erlauben, sie zu überwältigen.

Sie würde aufwachen und hoffen, dass alles ungeschehen wäre, dass Jasper neben ihr im Bett liegen und seine kleinen Augen sie aufmerksam ansehen würden. Robert würde sie in den Arm nehmen und ihr zärtlich ins Ohr flüstern, wie sehr er seine Familie liebte.
Würde … wäre … wenn … Worte, mit denen Sally jeden Satz beginnen konnte. Worte, die ihr das Schicksal mit aller Grausamkeit aufzeigten.

„Sally, Liebling!“, die Stimme war brüchig und leise. Sally musste sich nicht umwenden, um zu wissen, dass sie zu ihrer Mutter gehörte. Die letzte, die sie jetzt sehen wollte. Ihre Eltern waren oft hier gewesen. Wahrscheinlich sogar jeden Tag, aber Sally hatte schweigend an ihnen vorbei gesehen, bis sie nach einer Weile traurig und still wieder gegangen waren. Ihre Mutter trat näher und streckte zögernd die Hand aus, berührte sie leicht am Arm, ließ dann aber von ihr ab, als sie merkte, dass Sally sich versteifte. Sie wollte kein Mitleid. Sie wollte nicht getröstet werden, wie ein Kind, dem der Lutscher in den Sand gefallen war. Sie wollte nicht in die traurigen Augen ihrer Eltern blicken. Sie wollte …

„Lasst mich in Ruhe.“ Presste sie schließlich hervor. Der harte Tonfall klang in ihren Ohren nach und der Blick ihrer Mutter versteinerte. Sofort überfiel Sally eine Hilflosigkeit, die sie in den letzten Tagen immer wieder gespürt hatte. Scheinbar lag es nicht an ihr, jemandem Glück zu bringen. Nicht Robert, nicht Jasper und auch nicht ihren Eltern.

„Mom, Dad … lasst mich in Ruhe. Geht. Bitte. Ich will kein Mitleid, ich will allein sein.“ Die Eltern tauschten einen verzweifelten Blick und ihr Vater war es, der schließlich sprach: „Sally, nicht nur Du hast jemanden verloren. Wir haben Jasper geliebt! Wir haben Robert geliebt! Du bist nicht die einzige, die hier trauert. Glaubst Du, wir wüssten nicht, was in Dir vorgeht? Dass Du Dich vor Kummer zerfrisst? Dass Du seit 4 Tagen nichts mehr isst?“ Sally zuckte zusammen. "Vier Tage." Ihr Vater indes hatte sich in einen Rausch geredet: „Sally, Kind, übermorgen ist die Beerdigung. Das wird für uns alle ein schlimmer Tag …“

Sally erwachte aus ihrer Starre: „Ein SCHLIMMER Tag? Weißt Du, was Du da sagst? Ein SCHLIMMER Tag, so als wenn bei Wal-Mart die Cornflakes aus sind? Hört Ihr Euch eigentlich zu? Ich habe mein Kind verloren, meinen Mann – mein LEBEN. Ich will Euer Mitleid nicht. Ich will überhaupt kein Mitleid. Ich will mein Leben zurück, ich will …“ Sally sackte zusammen; Streit mit ihren Eltern hatte sie noch nie gut verkraftet. Jetzt aber saugte es die letzte Energie aus ihr heraus. "Übermorgen ist die Beerdigung," hallte es in ihrem Kopf. Sally presste die Hände auf die Ohren und warf sich weinend auf das Krankenbett, aber die grausame Wahrheit konnte sie nicht aussperren.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 12:15

OT: geschrieben von Skender. Erlaubnis zum Kopieren vorhanden
Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre


Ben war genervt und bockig.
Vor einer Viertelstunde war sein Bettnachbar entlassen worden. Mal wieder. Alle wurden ständig entlassen. Manche nach einer Woche, andere nach einem Monat, aber alle wurden irgendwann entlassen. Nur Ben, der eigentlich Benjamin Andrew Chandler-Ewing hieß, entließ man nie.

Er war nicht traurig darüber, auf gar keinen Fall. Er doch nicht. Trauer war etwas für Mädchen. Männer mussten stark sein hatte sein Vater ihm immer gepredigt, und schließlich war er bald ein Mann - hoffte er. Nein, er war nicht traurig. Er war einfach nur genervt weil er sich ständig neue Namen und Gesichter merken musste. Das war lästig. Verdammt lästig.

Lästig war auch die neue Bewohnerin des Nachbarzimmers. Verdammt lästig. Genau so verdammt lästig, wie sich immer wieder neue Namen und Gesichter merken zu müssen. Vielleicht sogar noch lästiger als das.
Wenn die Frau nicht gerade heulte, dann schrie sie ihre Besucher an.
Ben wusste, dass sie viel heulte, weil er schon mehrfach durch den Türspalt des Nachbarzimmers gelinst hatte, wenn er aus Langeweile über den Flur geschlichen war. Immer hatte sie geheult, bei jedem Blick, den er hinein geworfen hatte. Na ja, fast immer. Manchmal hatte sie auch einfach nur an die Wand gestarrt, als sei sie nicht ganz richtig im Kopf.

"Weiber", sagte er verächtlich und war froh, dass sein Vater ihn nicht hören konnte. Dad achtete immer sehr auf eine anständige Wortwahl. Flüche oder Kraftausdrücke waren zuhause tabu. Hier konnte Dad ihn allerdings nicht hören und auch nicht dafür bestrafen. Ben fluchte hier gern und ausgiebig. Niemand störte sich daran.
Er hatte bereits einige neue Kraftausdrücke von seinen stets wechselnden Bettnachbarn hinzugelernt, die er auch fleißig nutzte.
So ziemlich der einzige Vorteil, den das Krankenhaus mit sich brachte.

Die Frau im Nachbarzimmer war in der Phase des Anschreiens angelangt. „Ich will mein Leben zurück“, äffte er sie nach. „Ich will, ich will, ich will …“
Ben verdrehte die Augen. Sie hatte ihr Leben doch noch. Wenn sie tot wäre, könnte sie nicht einen solchen Lärm veranstalten, oder?

Er warf einen Blick auf seinen Zeichenblock. Heute fehlte im die Lust darauf herum zu kritzeln. Außerdem hatte er bereits alles hier im Raum schon ungefähr zehn Mal in allen möglichen und unmöglichen Variationen gezeichnet. Und wenn er aus dem Fenster schaute, sah er nichts, was es wert gewesen wäre zu zeichnen. Kranke nahm man zwar zur Kenntnis, aber man zeichnete sie nicht.

Neben dem Block lag der Tennisball, den ihm der letzte Bettnachbar zum Abschied geschenkt hatte. Ben griff danach, warf ihn einige Male gerade hoch in die Luft und schmetterte ihn dann gegen die Zimmerwand, um ihn daraufhin lässig wieder aufzufangen.

Werfen. Fangen. Werfen. Fangen.

Sollte die Heulsuse nebenan ruhig wissen, dass es noch andere Patienten im Haus gab.

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Sally-Anne
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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:16

Das Schluchzen war langsam verebbt und einer verzweifelten Resignation gewichen, dass die Eltern den Raum leise verlassen hatten, war ihr nicht einmal aufgefallen. Sally wünschte sich nur noch zu schlafen. Einschlafen und am liebsten nie mehr aufwachen. Aber so gnädig war das Schicksal nicht. Ihre Augen brannten, die Wangen fühlten sich kalt und trocken an, jetzt wo die Tränen ihre Spuren hinterlassen hatten. Zum Glück war es schon dämmrig, das Licht hätte in ihren Augen ziemlich gebrannt, so geschwollen, wie sie waren.

Ein dumpfes Geräusch riss Sally aus ihren trüben Gedanken. Etwas musste umgefallen sein im Nachbarzimmer. Dieses Haus hier war überhaupt voller Geräusche. Das meiste nahm Sally nur unterbewußt wahr, sie war zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Da war das Geräusch wieder. Und wieder. Rhythmisch. Sally verfolgte das dumpfe Aufprallen und die kurzen Pausen dazwischen eine Weile. “Eins, … , zwei, … , drei …“ Sally versuchte das Pochen auszublenden, aber eindringlich kam es ihr immer wieder in ihren Kopf zurück.

Ihre Nerven lagen blank. Sie war übermüdet und der Kummer zerfraß sie. Warum konnte nicht wenigstens dieses Klopfen aufhören? Sally richtete sich in ihrem Bett auf und starrte auf die Wand, hinter der das Klopfen sich unablässig fortsetzte. In ihrer Vorstellung formten sich Worte. “Du … warst … zu … spät …. Du … warst … zu … spät …“ Sally presste die Hände auf die Ohren. Ihr Gehirn nahm den Rhythmus auf und all die verborgenen Schuldgefühle schwangen in darin mit.

“Ich hätte nichts ändern können!“ es war nur ein Flüstern. Es gelang ihr nicht, die Stimmen in ihrem Kopf abzuschalten, die dem immer noch anhaltenden Klopfen folgten. Sally stand langsam auf. Sie schwankte ein wenig. Ihr Kreislauf spielte in den letzten Tagen verrückt, was wohl zum einen an den starken Medikamenten und zum anderen an ihrer Verfassung liegen musste. Unsicher setzte sie einen Fuß vor den anderen, stützte sich am Fußende ihres Bettes ab, als sie schließlich die Wand erreichte. Poch. Poch. Poch … Sally trat noch ein Stück näher und legte die Stirn an die weiße Tapete. Es fühlte sich angenehm kühl an, dann begann die helle Farbe vor ihren Augen zu tanzen. Schnell schloss sie die Augen, aber so konnte sie sich noch besser auf das Pochen konzentrieren.

Sally blieb einige Minuten so stehen. Krampfhaft bemüht, die Gedanken auszublenden, die Geräusche auszuschalten, ihr Zittern unter Kontrolle zu bringen. Nichts davon gelang ihr. Sie musste das beenden. Sie musste zur Ruhe kommen. Sie würde noch wahnsinnig – vielleicht war sie das auch schon.
Überstürzt rannte sie zur Tür und riss sie auf. Der Gang war leer, aber das registrierte sie nur am Rande. Sally strich sich eine lose Haarsträhne zurück und brüllte los: “AUFHÖREN! VERDAMMT, HÖR DOCH … endlich auf.“ Ihre Stimme erstarb und sie sackte in der Tür zusammen. “Hör doch bitte auf.“

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 12:22

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre


Werfen. Fangen. Werfen. Fangen.

Das gleichmäßige Rumms an der Wand entwickelt sich ungewollt zu einer Melodie in seinem Kopf.
„Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt!“ Ben hasste dieses Kinderlied, das ihm jeden Abend durch den Kopf spukte, seit es ihm so schlecht ging. Warum sollte Gott nicht wollen, dass ein Kind am nächsten Morgen wieder aufwachte? Bescheuertes Lied.

Für ihn begann morgen der nächste Chemoblock. Sein vierter. Das hieß, dass er bereits über die Hälfte der Therapie geschafft hatte. Und das sogar fast ohne Nebenwirkungen. Okay, die Haare waren ausgefallen aber mehr nicht. Dumm war nur, dass seine Leukos sich immer derart langsam wieder vermehrten, dass er zwischen den Chemoblöcken nicht nach Hause durfte.

Das mit den Leukos war sowieso eine ziemlich abgefahrene Kiste. Die Anzahl musste hoch genug sein, damit man sie mit der nächsten Chemo wieder zerstören konnte. Voll Panne, fand Ben. Und so richtig saublöd waren die Untersuchungen nach jedem Block, weil die Ärzte wissen wollten, ob die Therapie anschlug, ob alle seine inneren Organe noch richtig funktionierten und natürlich, wie die Blutwerte waren.

Werfen. Fangen. Werfen. Fangen.

Nebenan war es jetzt still. Wie langweilig.
Ben fand es ausgesprochen blöd, wenn er sich anstrengte jemanden zur Weißglut zu treiben, und dieser Jemand einfach nicht reagierte. So wie jetzt.
Noch blöder allerdings würde Ben es finden, wenn er wieder eine verzogene kleine Kröte aufs Zimmer bekäme. So wie den vorletzten Jungen, den man ihm verpasst hatte. Das war auch so eine Heulsuse gewesen, wie die Frau im Nachbarzimmer.

Aahh. In das Zimmer nebenan kam Bewegung. Es polterte.

Werfen. Fangen. Werfen. Fangen.

Der Arm tat schon verdammt weh. Aber Samuel, der große Junge von vor drei Wochen, hatte behauptet, dass man richtig dicke Muckis bekam, wenn man trotz Schmerz immer weiter trainierte. Und Muckis fanden Mädchen cool. Ben wollte Muckis. Richtige Männer hatten alle Muckis. Und bald war er ein richtiger Mann.

Nebenan wurde die Zimmertür aufgerissen.
Er hatte sich schon gefragt, ob die Heulsuse überhaupt auf ihren Beinen stehen konnte. Sie bewegte sich so leise, dass er nicht einmal mitbekam, ob sie überhaupt pinkeln ging. Ob sie nun kam um ihn anzumotzen?
“AUFHÖREN! VERDAMMT, HÖR DOCH … endlich auf.“

Stille.

Das war alles?

Nun, sie hatte verdammt gesagt, stellte er zufrieden fest. Das war zwar nicht ganz das, was er sich vorgestellt hatte, aber es war immer noch besser als nichts. Nicht viel, aber mehr als nichts. Er wartete.
Auf dem Flur entstand Tumult. Füße rannten über das Linoleum. Rufe erklangen.
Fast so, als hätte er Zuhause verdammt gesagt. Dann kamen auch immer alle angerannt um ihm groß und breit zu erklären, dass man nicht flucht. Oder um ihm Stubenarrest zu verpassen, oder Fernsehverbot.

Ob die Heulsuse jetzt auch Fernsehverbot bekam?

Ben legte den Ball weg und griff nach der Fernbedienung um seinen Fernseher anzuschalten. Er machte ihn ein wenig lauter, damit er die Standpauken der Schwestern nicht mit anhören musste. Ob die Heulsuse ihn verpetzen würde? Ballspiele waren schließlich in der Klinik verboten. Vorsorglich steckte er den Tennisball unter seine Matratze und blickte ganz unschuldig auf den Bildschirm, der an der gegenüberliegenden Wand angebracht war.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:23

Sally-Anne presste die Hände auf die Ohren, aber die Stimmen wurden wieder lauter, ließen sich nicht abstellen. Tränen liefen über ihre Wangen und sie zitterte wieder. Sie hasste sich. Sie hasste ihr Leben. Und sie hasste diese Klinik. Warum hatte man sie nicht einfach ins Haus laufen lassen?

"Hör doch bitte auf ... Hör doch bitte auf ... " Sally kämpfte gegen Übelkeit und vor ihren Augen drehte sich alles. Es dauerte einen Augenblick, bis sie begriff, dass die verzweifelte Stimme zu ihr gehörte. Sie hatte gar nicht wahrgenommen, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sally fuhr mit gespreizten Fingern durch ihre langen Haare, die nun wirr um ihren Kopf standen.

Fußgetrappel näherte sich und Sally musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass es Schwestern und Ärzte waren, die ihr helfen wollten. Niemand konnte ihr helfen, aber das wollten sie nicht wahr haben. Sally blickte nicht auf, als jemand nach ihrem Arm griff. Allerdings gab sie sich auch keine Mühe mitzuhelfen. Warum sollte sie es ihnen leicht machen? Gleich würde man sie wieder ins Bett legen. Ein kurzer Schmerz an ihrem Arm und dann war alles wie in Watte. Ihre Gedanken ausgelöscht, schläfrig, unfähig zu denken und handeln.

Insgeheim sehnte sie das Gefühl herbei, aber etwas in ihr wollte dagegen ankämpfen. Sally stieß die helfende Hand fort: "Nein. Lasst mich in Ruhe. Lasst mich einfach hier sitzen." Eine männliche Stimme versuchte sie zu beruhigen: "Mrs. Fraser. Wir wollen Ihnen helfen. Bitte kommen Sie mit. Wir können Ihnen ... " Sally ließ ihn gar nicht erst aussprechen. Ihr Schrei durchschnitt das Wort des Pflegers "NEIN!"

Überrascht von dieser Heftigkeit ließen sie tatsächlich einen kurzen Augenblick von ihr ab. Sally hatte keine Zeit, diesen kleinen Sieg zu genießen. Zwei Hände fassten sie und zerrten sie hoch, wobei offensichtlich wenig Wert darauf gelegt wurde, ihr nicht weh zu tun. Sollten sie. Sally war es egal. Sie hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren. Dieser kurze Ausbruch hatte ihre letzten Reserven gekostet. Hilfesuchend wandte sie sich an eine junge Schwester, die etwas abseits stand und ihr einen mitleidigen Blick zuwarf. Die junge Frau hatte ihr öfter das Essen gebracht und immer einen Moment inne gehalten, als warte sie darauf, dass Sally etwas sagte. Sally suchte nun ihren Blick und formte lautlos mit den Lippen "Bitte ... "

Betreten wandte die Schwester sich ab. Sallys Hoffnung schwand, dass man sie in Ruhe lassen würde. Ihr wurde schwarz vor Augen.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf ihrem Bett, aber das Gefühl von Watte blieb aus. Der Schmerz traf sie mit voller Wucht. Sally versuchte sich aufzurichten.

"Bitte bleiben Sie liegen. Ich habe gesagt, ich würde auf sie aufpassen." Überrascht erkannte Sally die junge Schwester, an deren Namen sie sich nicht einmal erinnern konnte. Scheinbar hatte sie den stummen Hilferuf verstanden. "Danke." Ihr Mund war trocken und das Sprechen fiel ihr schwer. Suchend blickte sie sich nach ihrem Wasser um und griff danach. Nach zwei Schlucken atmete sie auf und begann zu sprechen: "Dieses Klopfen, diese Stimmen. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Es kam von drüben ... immer wieder."

Wenn die Schwester überrascht war, ließ sie es sich nicht anmerken. Vielmehr nickte sie verständnisvoll und deutete auf den Becher. "Wenn Sie möchten, kann ich einmal nachsehen gehen und bringe dann etwas Neues zu trinken mit?" Sally nickte und ließ sich wieder zurück sinken. Nachdenklich verfolgte sie, wie die Schwester den alten Becher mitnahm und dann langsam das Zimmer verließ. Angestrengt lauschte sie in die Leere ihres Zimmers und versuchte auszumachen, wo die Schwester nun wohl hinging.

Sally schloss die Augen, diesmal jedoch fiel sie nicht in unruhigen Schlaf. Sie blieb aufmerksam.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 12:34

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre


Die Tür seines Zimmers wurde aufgerissen und die Schwester stand wie ein Racheengel im Rahmen. Ihre Hände hatte sie in die Hüften gestemmt und eine Augenbraue war ärgerlich in die Höhe gezogen.

„Petze!“

Er hatte es gewusst. Ganz genau gewusst hatte er es. Heulsusen waren immer Petzen. Das war schon in seiner kurzen Vorschulzeit so gewesen, bevor er so dollen Husten bekommen hatte und keiner mehr mit ihm spielen wollte. Wer nach einem Mini-Schubser anfing zu heulen, verpetzte ihn auch immer. Fast immer. Nun ja, meistens.

„Mr. Chandler-Ewing“. Die Schwester betonte jede Silbe während sie sprach und der Junge konnte genau den Vorwurf aus ihrer Stimme heraus hören. Er ging etwas in Deckung und setzte sein „IchbindasliebsteKindunterderSonne-Gesicht“ auf. „Ich hab nix gemacht“, versicherte er und blickte die ausgesprochen Respekt einflößende Erscheinung im Türrahmen unschuldig an.
“Im Nachbarzimmer liegt eine Heulsuse UND Petze. Notiert“.

Die Schwester seufzte, ließ ihre Arme sinken und trat langsam an das Bett des Jungen. Es fiel ihr ausgesprochen schwer ärgerlich zu bleiben, wenn Benjamin sie aus seinen großen Augen anschaute, als könne er kein Wässerchen trüben. Sie wusste genau, dass der Knirps es faustdick hinter den Ohren hatte und dennoch konnte sie ihm nie lange böse sein. Wer wusste schließlich, wie lange das Kind noch leben würde?

Es war schon schlimm genug, dass es diese Krankheit überhaupt gab, aber dass sie bereits Kinder heimsuchte, das war einfach ungerecht. Sie hatten ihr ganzes Leben doch noch vor sich und wenn sie hier landeten, dann hatten sie schon viel Leid hinter sich gebracht aber ihnen stand das Schlimmste noch bevor.
„Benny“, begann sie, gleichzeitig liebevoll und streng. „Die junge Frau nebenan hat vor ein paar Tagen ihre ganze Familie verloren und ist nun sehr traurig“.
Ben verzog das Gesicht. Er hasste es, wenn man „Benniii“ zu ihm sagte. „Benniii“ hießen nur Babys. Er aber war kein Baby mehr. Er war Ben und fast schon ein Mann.

Dass die Frau sehr traurig war, wusste er doch schon längst. Man heulte schließlich nicht den ganzen Tag aus Langeweile. „Aber …“, er grübelte. „… hatte sie nicht gesagt, sie habe ihr Leben verloren?“ Verwundert blickte er die Schwester an. „Warum heult sie dann hier rum?“ Er schüttelte irritiert den Kopf. „Also ich würde sie lieber suchen gehen“.

„Nein, Benny“ , sagte die Schwester leise. „So habe ich das nicht gemeint. Mit verloren wollte ich sagen, dass ihre Familie gestorben ist. Verstehst du das?“
Ben wollte sich gerade über die Verniedlichung seines Namens beklagen, brachte dann aber nur ein „Oh“ heraus. Er nickte langsam.
Ob seine Eltern auch zu Heulsusen wurden, wenn er starb? Bei seiner Mutter konnte er es sich schon vorstellen, aber sein Vater? Männer weinen nicht, pflegte sein Vater immer zu sagen. Nee. Der würde nicht heulen. Keinesfalls. Er war ja ein richtiger Mann.

Bei Müttern war das was anderes. Mütter waren anders. Mütter waren kuschelig und weich und weinten auch schon mal vor dem Fernsehen. Zum Beispiel wenn Lassie nach Hause fand. Mütter durften weinen.
Die Frau nebenan war auch eine Mutter. Zumindest glaubte Ben das. Familie bedeutete, dass man Kinder hatte. Na ja, meistens. Man konnte auch einen Bruder und eine Schwester oder eine Oma und einen Opa haben. Das war auch Familie.
Ben hatte keinen Bruder und keine Schwester. Er war Einzelkind. Alleinherrscher nannte es seine Mutter immer. Er hatte auch keine Oma und keinen Opa. Die waren schon tot, bevor er geboren wurde. Das hatte seine Mom ihm mal erzählt während sie in alten vergilbten Fotoalben blätterte.

Ben seufzte.
Er verstand ja, dass man traurig war, wenn jemand starb, den man sehr lieb hatte. Er war auch sehr traurig gewesen, als die Maus, die er heimlich in einem Schuhkarton unter seinem Bett versteckt hatte, sich durch den Karton knabberte und von Thelma, der Haushälterin, mit dem Besen erschlagen worden war.
Geheult hatte er zwar nicht, denn er wollte ja schnell ein richtiger Mann werden, aber geschluckt hatte er schon um den Kloß im Hals los zu werden.

„Ich soll also leiser sein?“, fragte er etwas kleinlaut.
Die Schwester nickte. „Das wäre sehr rücksichtsvoll von dir“.
Wollte er rücksichtsvoll sein? Ben war sich nicht sicher. Er wusste nämlich nicht genau, was rücksichtsvoll bedeutete. Das Wort klang ein wenig brav. Brav sein war nicht unbedingt das, was Ben gerne war. Brav sein war langweilig.
Gut, wenn die Schwester das wollte, war er jetzt erst einmal langweilig. Aber nur kurz.

Er seufzte wieder.
„Ookaay“, murmelte er gedehnt.
Dafür erntete er ein erleichtertes und freundliches Lächeln. Sie war also nicht mehr sauer auf ihn. Das war toll. Weil sie ihm immer den Nachtisch vorbei brachte, der auf anderen Zimmern nicht gegessen wurde.
„Ich gehe jetzt ins Schwesternzimmer und koche Tee. Soll ich dir vielleicht einen Kakao bringen?“
Bens Augen leuchteten auf. Oh ja, ein Kakao wäre jetzt echt nicht schlecht. Er nickte heftig.
„Darf ich den auch draußen bei der Sitzgruppe trinken?“ , fragte er vorsichtig.
„Darfst du. Ausnahmsweise“. Die Schwester lächelte, stand auf und wuschelte dem Jungen kurz zärtlich durch das wirre Haar. „Du kannst ruhig schon einmal vorgehen. Ich bringe dir dein Getränk dann dorthin“.

Ben wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte und fuhr sich dann mit den Fingern durch die Haare. Jetzt hatte sie ihm beinahe seine voll coole Frisur zerstört. Im gleichen Augenblick war die Frisur auch schon vergessen, denn er durfte das Zimmer verlassen und sich auf den Flur setzen. Mit dem Fuß angelte er nach seinen Pantoffeln und marschierte aus dem Zimmer.


Handlungen des NPCs (Schwester) mit Sally-Anne abgesprochen.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:40

Es musste eine Weile gedauert haben, aber das Zeitgefühl war Sally irgendwie abhanden gekommen. Sie griff nach der Packung Taschentücher und putzte sich die Nase. Das Atmen fiel ihr dennoch nicht leichter. Vermutlich waren die Schleimhäute durch das dauernde Weinen trocken und gereizt. Sie versuchte es noch einmal, aber es ging nicht. Die Augen brannten auch, aber dieses Gefühl nahm sie schon kaum mehr wahr.

Die Tür ging auf und Sally blickte zu der jungen Schwester, die mit einem Becher in den Raum trat. “Danke.“ Die Schwester trat lächelnd näher und schüttelte den Kopf: “Das ist mein Job. Hier, ich habe frischen Tee gekocht.“ Sally lächelte dankbar und nahm einen Schluck Tee. Sie schmeckte nicht viel, es war Tee. Tee schmeckte immer gleich, aber sie sagte es nicht. Außerdem tat es gut, Hals und Lippen zu befeuchten.. Vermutlich hatte sie in den letzten Tagen sehr viel Flüssigkeit verloren.
Die Schwester blieb noch einen Moment stehen und sah Sally aufmerksam an: “Kann ich Sie alleine lassen? Ich habe mit dem Jungen nebenan gesprochen, er wird jetzt leiser sein.“ Sally erstarrte in der Bewegung, mit der sie gerade den Becher wieder zum Mund führen wollte. Langsam ließ sie die Hand sinken und stellte das Getränk auf den Nachttisch. “Ein Kind?“ Natürlich hätte sie darauf kommen können. Auch Kinder wurden krank. Auch für Kinder schlug das Schicksal oft grausam zu. Zu gern hätte sie gewußt, wie alt der Junge war, was er hatte. Für einen winzigen Moment war ihr eigener Schmerz in den Hintergrund gerückt. Aber sie schwieg. Die Schwester hätte ihr keine Auskunft geben dürfen, das wußte sie.

Nachdenklich ließ Sally-Anne sich in die Kissen zurück sinken. Sie war nun ganz ruhig und das war wohl der Grund, dass die Schwester sich mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete. Nicht, ohne noch einmal darauf hinzuweisen, dass Sally sich jederzeit melden könnte, wenn etwas wäre.
Ihre Gedanken kreisten nun. Aber nicht wie sonst um ihre Familie, ihr Schicksal. Diesmal musste sie auch an den Jungen nebenan denken, von dem sie nicht einmal wußte, wie alt er war. So wie die Schwester von ihm geredet hatte, war er wohl noch kleiner. Aber wenn er allein hier auf der Station lag. Mitleid durchflutete Sally. Sie hätte ihren kleinen Jasper niemals allein gelassen. Eine Träne rollte ihre Wange hinab.

Sie wischte sich die Augen und stand langsam auf. Ihre Beine zitterten etwas, als sie sich zum Waschbecken stellte und kaltes Wasser über die Hände laufen ließ. Danach hielt sie ihre Hände wie eine Schale und ließ Wasser hineinlaufen, welches sie dann in ihr Gesicht schüttete. Das Gefühl war so wohltuend, dass Sally den Vorgang noch ein paar Mal wiederholte.
Schließlich griff sie nach dem weichen Handtuch und trocknete ihr Gesicht. Mit der Bürste fuhr sie sich durch die Haare und bändigte die Haare zu einem losen Zopf.

Unsicher öffnete Sally die Tür und trat auf den Flur. Niemand war zu sehen. Sally holte tief Luft und wurde wieder einmal an die erschwerte Atmung erinnert. Sie seufzte. Also lenkte sie ihre Schritte zum Schwesternzimmer. Vielleicht konnte man ihr ein Nasenspray geben.
Sally wollte gerade anklopfen, als sie das Schild an der Tür entdeckte: "Bitte nicht stören." wiederholte sie.
Nun, sie würde warten. Zeit war etwas, wovon sie hier wohl genug hatte. Genug Zeit zum Weinen, zum Nachdenken ...
Sally machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Zimmer.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 12:45

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre


„Mmmhhh“, machte Ben genießerisch, als der letzte Schluck des warmen Kakaos seine Kehle hinab rann. Den Milchbart wischte er sich kurzerhand mit dem Ärmel ab. „Einfach nur köstlich“, befand er mit einem sehnsüchtigen Blick in die leere Tasse. Ob die Schwester ihm vielleicht ausnahmsweise eine zweite Portion genehmigen würde? Einen Versuch wäre es wert.
Schließlich hatte er zugestimmt brav und langweilig zu sein, auch wenn er bereits jetzt schon nicht mehr wusste, wie lange er das noch durchhalten konnte.

Wenn es hier doch wenigstens jemanden gäbe, mit dem er spielen konnte …
Aber es war niemand hier. Nicht mal die Omas mit ihrem Strickzeug, die sonst die Sitzgruppe bevölkerten, waren zu sehen.
Eigentlich gut, dass sie nicht da waren. Omas waren ätzend und rochen komisch.
Ungefähr so, wie die komischen Kugeln im alten Kleiderschrank auf dem Dachboden. Pfui Teufel, hatten seine Hände gestunken, als er mit diesen Dingern gespielt hatte. Woher hätte er auch wissen sollen, dass diese kleinen Murmeln giftig sind?
Ob er den Omas sagen sollte, dass sie giftig riechen? Besser nicht. Sonst gab es ganz sicher keinen Nachtisch mehr von der Schwester.

Auch die Opas, die man immer anschreien musste, wenn man mit ihnen reden wollte, schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Opas waren auch ätzend. Ben hasste es, wenn man ihm in die Wange kniff. Und er hasste es, wenn man seine Frisur durcheinander brachte. Beides waren Dinge, die Opas ständig taten.
„Wenn ich alt bin, kneife ich in keine Wange“, nahm er sich fest vor. „Und ich werde nie so müffeln, wie Omas oder Opas!“
Aber gegen eine der vielen spannenden Geschichten, die Opas zu erzählen hatten, hätte Ben nichts einzuwenden gehabt.

Sein Blick fiel auf die leere Tasse in seinen Händen. „Bist du ein Feigling oder bist du mutig?“, fragte er sich selbst. „Na, mutig natürlich“. „Dann traust du dich doch bestimmt, ins Schwesternzimmer zu gehen und noch einen Kakao zu schnorren“. „Klar doch“.„Wirklich?“ Er straffte seine Schultern und erhob sich. Schon ganz schön schwer so richtig mutig zu sein.

Auf dem Weg zum Schwesternzimmer kam ihm eine Frau entgegen.

„Verdammt!“ Wäre er doch bloß feige gewesen und noch ein paar Minuten sitzen geblieben. Das war die Heulsuse aus dem Nachbarzimmer. Ganz sicher. Schließlich hatte er oft genug durch den Türspalt gelinst. „Mist, verdammter“. In Gedanken fluchen konnte ihm schließlich niemand verbieten.

Vielleicht würde sie ihn ja auch einfach übersehen, wenn er sich ganz klein machte. Vielleicht war sie auch so sehr in Gedanken, dass sie ihn nicht bemerken würde. Vielleicht …

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:47

Vor ihr stand ein kleiner Junge, der scheinbar sehr darauf bedacht war, nicht gesehen zu werden. Sally musste an das Gespräch mit der Schwester denken. Ob dies der Knabe war, der sie so geärgert hatte? Das Kind sah aber recht nett aus, beschloss sie. Sally musste an ihren kleinen Sohn denken, den sie niemals so sehen konnte. Vielleicht hätte er auch solche Streiche gespielt? In ihren Augen brannte es verdächtig und sie versuchte, sich unauffällig die Tränen fortzuwischen.

Der Junge schwieg und Sally blieb stehen, sie überlegte noch, ob sie es wagen konnte, mit dem Kind ein Gespräch zu beginnen. Der Schmerz saß so tief und sie war sich nicht sicher, ob sie einfach so mit dem Jungen sprechen konnte.

"Hallo." mit einer leichten Bewegung hob sie grüßend die Hand und versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen. Sie war eigentlich jemand, dem es schnell gelang Kontakte zu knüpfen, das war allein schon für ihren Beruf so wichtig, aber da war auch alles noch anders gewesen.
Allerdings wollte sie diesem Kind keine Angst machen, es durch ihre Art vielleicht erschrecken, also riss sie sich zusammen. "Du hast sicher das Zimmer neben meinem? Ich bin ... Sally."
Abwartend blickte sie den Jungen an. Schwer vorzustellen, dass er so krank war, dass er allein hier liegen musste. In der Hand trug er eine leere Tasse, vielleicht war er auch gerade auf den Weg zu den Schwestern? "Das Schwesternzimmer ist geschlossen." erklärte sie und deutete auf die Tür. Ihr war eine Idee gekommen. "Soll ich Dir in der Teeküche etwas zu trinken machen?"

Erstaunt stellte Sally fest, dass es ihr gut tat, mit dem Jungen zu reden - auch wenn sie ihm bisher keine Zeit zum Antworten gelassen hatte. Das Gefühl, sich um jemanden kümmern zu können, half ihr. Niemand würde ihr ihren kleinen Sohn wieder geben können, aber vielleicht konnte sie hier ein wenig gutmachen, bei dem kleinen Jungen, der so allein auf dieser Station war.
Wenn sie ehrlich war, wußte sie das alles gar nicht, aber in ihrem Kopf hatte sich ein recht festes Bild von dem Kind geformt.

Aufmunternd nickte sie dem Jungen zu und sah ihn freundlich an.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 12:51

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre



Au Backe, sie blieb stehen und blickte ihm direkt ins Gesicht.
Ben spürte, wie sich seine Gesichtsfarbe vom Hals aufwärts bis hinauf in die Haarwurzeln veränderte. DAS war auch etwas, was richtigen Männern NIE passierte. Daran musste er auf jeden Fall noch arbeiten.

Fing sie jetzt etwa wieder an zu heulen? Ihre Lippen zitterten schon und in ihren Augen stand Pipi. Er hatte sich also nicht getäuscht. Es war die Heulsuse von nebenan. Ihr drohender Weinkrampf half ihm aber wenigstens seine Gesichtsfarbe wieder zu normalisieren. Puh.

„Hallo“, kam jetzt aus ihrem Mund, der plötzlich gar nicht mehr zitterte. Ben schrak heftig zusammen. Hoffentlich ahnte sie nicht auch noch, dass er den Lärm im Nachbarzimmer gemacht hatte. „Du hast sicher das Zimmer neben meinem“. „Oh, Shit“. Langsam kroch die hässliche Gesichtsfarbe wieder seinen Hals hoch. Und dieses Mal fingen seine Lippen an zu zittern. Doch bevor in seinen Augen auch noch Pipi erschien sprach sie weiter. „Ich bin Sally“.

Ungläubiges Staunen breitete sich in Bens Gesicht aus. Warum schimpfte sie nicht mit ihm? Warum war sie so freundlich? Sie hatte ihm sogar ihren Namen genannt.
„Äh …“, kam hilflos aus seinem Mund. Dann fielen ihm die Ermahnungen seines Vaters ein. Einer Frau begegnet man immer mit Höflichkeit und Respekt, wenn man ein richtiger Mann sein will.

„Guten Tag“, begann er mit noch recht unsicherer Stimme. Nervös drückte er an der leeren Tasse in seinen Händen herum. „Mein Name ist Benjamin“, stellte er sich vor.
Sollte er wirklich zugeben, dass er das Zimmer neben ihr bewohnte? Dann durfte er sicher nie wieder etwas Lärm machen. Aber, fiel ihm ein, das durfte er ja sowieso nicht. Schließlich hatte er der Schwester versprochen langweilig zu sein. Rücksichtsvoll hatte sie es genannt.
Schwere Entscheidung.

"Das Schwesternzimmer ist geschlossen."

„Nee, oder?“ Kein Kakao mehr? Lohnte es sich dann überhaupt weiter brav zu sein?

"Soll ich Dir in der Teeküche etwas zu trinken machen?"

Wieder weiteten sich Bens Augen erstaunt. SIE wollte IHM etwas zu trinken machen? IHM, der sich soo schlecht benommen hatte?
Ein bisschen erinnerte sie ihn an seine Mutter. Die war auch nie lange böse auf ihn, egal was er anstellte.
„Kannst du Kakao machen?“, fragte er vorsichtig.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:52

"Natürlich." Sally öffnete die Tür zur Teeküche. Sie war erst einmal hier drinnen gewesen. Dennoch fand sie den Raum recht gemütlich. Eine Eckbank mit Tisch und Stühlen in der einen Ecke, unter dem Fenster einige Küchenschränke. Auf den Türen klebten Zettel, die erklärten, was sich im Inneren befand. 'Vasen, Tassen, Kannen ...' Sally öffnete den Kühlschrank und stellte erleichtert fest, dass tatsächlich noch Milch vorhanden war. Vorsichtig roch sie an der Tüte. "Ist noch gut." bemerkte sie.

Während sie nach Kakaopulver suchte und dann in die Milch rührte, musterte sie den Jungen unauffällig. Krank wirkte er jetzt nicht gerade. Vielleicht ein wenig zu erwachsen. Sie schätzte ihn auf ungefähr 6 Jahre, aber darin konnte sie sich täuschen. Bisher hatte sie wenig mit größeren Kindern zu tun gehabt.
Sally versuchte sich vorzustellen, wie Jasper wohl aussehen würde. Ausgesehen hätte. Das würde sie nicht mehr erfahren.

Schließlich wandte sie sich an den Jungen: "Bist Du schon lange hier, Benjamin?" Irgendwie musste sie das Gespräch in Gang bringen. Sally griff nach seiner Tasse und hielt die Kanne mit Kakao hoch "Das reicht wohl für uns beide, nicht?" Sally öffnete eine der Türen auf denen Tassen geschrieben stand und stellte Kakao und Tasse auf den Tisch. Sie setzte sich auf die Eckbank und wartete, ob Benjamin sich zu ihr setzen würde.

Schweigend goss sie etwas von dem Kakao in ihre Tasse und trank einen kleinen Schluck. Sie hörte die Schwestern auf dem Gang. Offenbar war die Besprechung zu Ende.
Sally fuhr sich durch die Haare und sah aus dem Fenster. Ihre Gedanken machten sich selbständig und für einen Augenblick vergaß sie den kleinen Jungen.

"Übermorgen." Übermorgen war die Beerdigung. So lange wollte man sie noch hierbehalten. Vielleicht konnte sie dann nach Hause. "Wenn ich ein Zuhause hätte." Niemand hatte ihr sagen können, wo sie hin sollte. Zu ihren Eltern konnte sie nicht gehen. Das konnte sie nicht ertragen. Geblieben war ihr nichts mehr. Sally fühlte wieder Tränen aufsteigen und zwang sich, die Gedanken fortzuschieben.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 12:57

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre

Soso, sie konnte also Kakao machen. Hoffentlich auch so gut wie die Schwester oder seine Mum.
Vorsichtig betrat er nach ihr die kleine Küche, blieb aber an der Tür stehen und beobachtete die Frau.
Sally, hieß sie, hatte sie gesagt.
Der Name war ganz nett. Und sie sah auch ganz nett aus, wie sie an der Milch roch, die sie im Kühlschrank fand. Dabei war sie ganz vorsichtig, so als befürchtete sie, dass ihr irgendwelche Käfer aus der Milchtüte entgegen krabbeln könnten.

Mit sicheren Bewegungen durchsuchte sie die Schränke nach Kakao und einer Kanne.
Sie sah auch ganz nett aus, befand Ben. Und sie hatte ihn weder in die Wange gekniffen noch roch sie unangenehm. Im Gegenteil. Sie roch eigentlich ganz gut.
Schöne Haare hatte sie. Ben mochte rote Haare. Eine der wenigen Freundinnen im Kindergarten, vor seiner Krankheit, hatte rote Haare und Sommersprossen. Sie war ein echt heißer Feger gewesen, konnte auf Bäume klettern und voll coole Streiche aushecken.

Ein bisschen dürr war diese Sally. Er konnte die Knochen unterhalb ihres Halses sehen. Ob sie auch so krank war wie er? Aber nein, erinnerte er sich. Sie hatte ja ihre Familie verloren und konnte sie nicht suchen, weil sie gestorben war, die Familie.
Während er sie betrachtete begegneten sich ihre Augen und Ben blickte schnell auf seine Pantoffel. „Man starrt keine Menschen an, als wären sie Tiere in einem Zoo“, hörte er die mahnenden Worte seines Vaters in Gedanken.

„Bist du schon lange hier, Benjamin?“
Man, die Frau war echt nicht übel. Sie hatte nicht Benniiii gesagt, wie es alle anderen ständig taten. Sie hatte ihn echt Benjamin genannt. Wieder ein Pluspunkt. Das machte jetzt schon zwei. Einen für die roten Haare und einen dafür, dass sie Ben nicht wie ein Baby behandelte.
„Zu lange“, murmelte er leise. „Aber manchmal darf ich auch für ein paar Tage nach Hause“.

Der Kakao war wohl fertig, denn sie nahm noch zwei Tassen aus dem Schrank, merkte an, dass es wohl für sie beide reichen würde, stellte alles auf den kleinen Tisch und setzte sich gemütlich auf die Eckbank.
Ben zögerte einen Augenblick, bevor er dann doch zur Bank ging und sich neben sie setzte. Schließlich musste er wissen, ob sie einen dritten Punkt bekam. Nämlich einen für leckeren Kakao.

Vorsichtig nippte er an dem Getränk. Dann grinste er.
Drei Punkte für die rote Sally!!!
Er beobachtete, wie sie sich durch die Haare fuhr und aus dem Fenster blickte. „Denkst du an sie?“

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 12:58

Mitleid durchflutete sie, als Benjamin so selbstverständlich von seinem Aufenthalt hier sprach. "Zu lange" Natürlich. Für ein Kind war jeder Tag fern von den Eltern und dem Zuhause zu lang. Vor allem in einem Krankenhaus. Aber auch für die Eltern war es sicher schwer. Sally kannte die Familie nicht, konnte sich aber nicht vorstellen, dass es die Eltern kalt ließ, das Kind krank hier auf der Station zu wissen.
Wahrscheinlich hatten sie Gründe, ihn nicht besuchen zu können. Benjamin tat ihr leid.

Der Junge schien ganz froh über Gesellschaft und setzte sich schließlich zu ihr an den Tisch.
Sally wurde in ihren Gedanken unterbrochen "Denkst du an sie?" Überrascht blickte sie den Jungen an und hatte schon eine Ausrede auf den Lippen, dann aber besann sie sich anders.

"Jederzeit." entgegnete sie schlicht. Und das war die einzig wahre Antwort, die man auf diese Frage geben konnte. Benjamin zumindest schien zu wissen, was passiert war. Oder er hatte etwas aufgeschnappt.
Sally griff nach ihrer Tasse und nahm noch einen Schluck, ehe sie zu Benjamin hinüber blickte. "Weißt Du, ich bin sehr traurig und wenn ich an sie denke, dann ... " Ja, was eigentlich? Ging es ihr besser? Fand sie Trost? Es gab nichts, womit man diesen Satz beenden konnte, um auch nur annähernd ihre Gefühle zu beschreiben.
Traurig stellte sie die Tasse ab und begann von vorn: "Wenn ich an sie denke, dann sind sie bei mir."

In ihr regte sich das schlechte Gewissen, ihren Kummer bei einem kleinen Jungen abzuladen. Aber seine Art, wie er nachgefragt hatte, hatte ihr Mut gemacht, darüber zu reden.
Sally sah ihn ernst an: "Möchtest Du mir Deine Geschichte erzählen?" Sie konnte selbst nicht genau sagen, warum sie danach fragte. Vielleicht, weil sie in dem kleinen Jungen eine Art Leidensgenossen gefunden hatte. "Nur wenn Du möchtest."

Sally scharrte unruhig mit dem Fuß. Unsicher war sie früher nie gewesen. Jetzt war alles anders. Die Gedanken an Robert und Jasper hatten sie im Griff. Und hier saß ein kleiner Junge, dessen Schicksal sie noch nicht einmal ahnen konnte und hörte ihr zu. Sally ließ ihren Blick auf dem Fenster, aber sie achtete nicht auf das, was sie sah.
Vielleicht hätte sie Benjamin nicht fragen sollen. Geduldig blickte sie ihn an.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 13:00

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre


„So wie das, was nicht gesehen wird und immer da ist?“, fragte Ben neugierig.
Einmal, als er noch nicht so krank gewesen war, hatte er einen Grafen unter den Gästen seines Vaters getroffen. Der hatte ihn auf der Treppe im Haus erwischt, als er neugierig das Geschehen der Erwachsenenweihnachtsfeier beäugte. Der Graf sah anders aus als die anderen Gäste. Wunderschön und geheimnisvoll. Ben mochte ihn auf Anhieb.
Er hatte sogar kurz mit ihm gesprochen und ihn nicht einfach übersehen, wie alle anderen. Ben hielt ihn für einen Engel. Für seinen persönlichen Beschützer, den er zwar nicht immer sehen konnte, der aber immer da war.

Er tat Gutes, das wusste Ben. Bestimmt zündete er an Weihnachten überall dort ein Licht an, wo es vermeintlich dunkel war, füllte Weihnachtsteller, wo keine Plätzchen waren und legte dort Spielzeug hin, wo Trauer in den Herzen von Kindern war.
Und der Graf hielt ganz bestimmt immer dort die Hand, wo eine Hand nach einer anderen ausgestreckt wurde. Und das nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über.

Vielleicht sollte Ben der Sally von dem Grafen erzählen?

"Möchtest Du mir Deine Geschichte erzählen?"

Welche Geschichte meinte sie? Die von dem Grafen? Er kannte Sally doch noch gar nicht lange. Was sollte sie von ihm denken, wenn er jetzt von seinem Schutzengel erzählte?
Oder wollte sie etwas ganz anderes von ihm hören? Wer er war? Wer seine Eltern waren? Welche Krankheit er hatte? Bestimmt meinte sie die Krankheit. Danach fragten alle Erwachsenen.

Ben dachte zurück an den Moment als der Oberarzt ihm und seinem Vater die Diagnose mitgeteilt hatte. MH – Lymphdrüsenkrebs. Damals hatte er das Wort nicht mal aussprechen können, aber inzwischen hatte er es so oft wiederholt, dass er es sogar buchstabieren konnte.

Zum Zeitpunkt der Diagnose ging es ihm so schlecht, dass er froh war noch zu leben und mit der Therapie beginnen zu können. Dass es endlich den Metastasen an den Kragen ging. Richtig gefreut hatte er sich darauf. Gleichzeitig hatte er auch Angst gehabt. Nicht vor der Chemo, aber vor neuen Schmerzen.

Was eine Chemo war wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der Arzt hatte es ihm aber bereitwillig erklärt. Es sei ein Cocktail aus aggressiven Giftstoffen, der extra auf seinen Krebs abgestimmt worden war. Dieser Cocktail bombardierte die kranken Zellen in seinem Körper, zerstörte und vernichtete sie. Und als es endlich losging fühlte Ben sich stark und kämpferisch.

In seinem Nachttisch hatte er eine Liste. Seine persönlichen Kotz-Charts. Darin hatte er fein säuberlich aufgelistet, welches Essen leicht und unkompliziert hochkam und welches grässlich schmeckte, nachdem es mal im Magen war.

„Ich habe Krebs“. Mehr sagte Ben nicht.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 13:01

Sally nickte leicht. "Genau so. Sie sind immer da." und in dem Moment, wo sie es aussprach, war sie sich sogar sicher, dass es stimmte. Auch wenn sie ihr Baby nicht im Arm halten und nicht aufwachsen sehen konnte, sie wußte, dass Jasper sie nicht allein gelassen hatte. Robert würde auf ihn aufpassen - wo auch immer sie jetzt waren. Sally war nicht besonders gläubig, Robert hatte das sogar als Humbug abgetan, aber der Gedanke, dass die beiden jetzt zusammen in einer besseren und ruhigeren Welt waren, half ihr.

Sally wandte sich Benjamin wieder zu, der auch einen Augenblick nachzudenken schien, ehe er ihr antwortete. Was er dann sagte, berührte sie zutiefst. Sally hatte mit vielen Antworten gerechnet, aber wie ruhig und ernsthaft er diese Diagnose aussprach, erschreckte sie.
"Ich habe Krebs." Drei Worte, die ein ganzes Schicksal ausmachten. Drei Worte, die über Leben und Tod entschieden. Unsicher blickte sie das Kind an, das diese schweren Wort so einfach aussprach und dabei vor einer Tasse Kakao saß.

'Was soll man darauf erwidern? Es tut mir leid? Wie lange bleibt Dir noch? Solche Fragen kann man einem Kind nicht stellen.' Sally versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Benjamin machte einen ruhigen Eindruck, aber Sally mochte sich täuschen, sie kannte ihn ja gerade erst. Die Streiche, die er ihr gespielt hatte, ließen sie jedoch vermuten, dass es ihm zur Zeit etwas besser ging.
Behutsam sah sie den Jungen an: "Aber im Moment geht es Dir ganz gut." Es war eine Feststellung mit einem leicht fragenden Unterton. Sie hoffte, dass es ihm gut ging. Kinder sollten nicht an schweren, unheilbaren Krankheiten leiden. Kinder sollten überhaupt nicht leiden - oder sterben.

Sally wollte sich nicht vorstellen, dass dieser aufgeweckte Junge ... Nein. Sie verbot sich diesen Gedanken. Er sah nicht besonders krank aus, wie er hier saß und Kakao trank. Die Medizin hatte solche Fortschritte gemacht. Sally kannte sich mit diesen Erkrankungen zu wenig aus. Krebs. Es gab viele Formen, darunter auch sehr aggressive, dann wieder welche, die schon fast harmlos waren. Auch wenn dieser Ausdruck nicht wirklich zu der Erkrankung passte.

"Darfst Du bald wieder heim?"

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 13:03

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre



Ben nickte.
Ja, es ging ihm gut. Besser als am Anfang der Therapie. Er hustete nicht mehr so doll. Nur noch manchmal. Ganz selten eben.
Zur großen Überraschung sämtlicher Ärzte hatte er noch immer keine Nebenwirkungen. Okay, ein paar Haare waren ausgefallen, aber seine Schleimhäute hatten sich nicht entzündet, wie bei den meisten anderen Kindern, er hatte sich keine Pilzinfektionen im Mund eingefangen und ihm wurde auch nicht durch den, seit der dritten Chemo veränderten, Giftcocktail in der Spritze übel.

Ja, es ging ihm gut. Für die Ärzte war er ein medizinisches Wunder, weil es Ben so gut ging, trotz Endstadium und großen Tumoren in der Lunge. Aber nach Hause durfte er trotzdem nicht. Jedenfalls nicht so bald.
Nach der vierten Chemo folgte wieder eine Großuntersuchung. Dann musste er von Kopf bis Fuß durchgecheckt werden, weil die Ärzte wissen mussten, ob die Therapie anschlug, ob alle inneren Organe noch richtig funktionierten und natürlich, wie die Blutwerte waren.

Ben hasste es in die Höllenröhre zu müssen, in der man ewig stillliegen musste. Und er hasste das lange Warten vorher, bis sich das Kontrastmittel im ganzen Körper verteilt hatte. Vor allem aber hasste er es, dass der Untersuchungsraum einem Kühlschrank glich.

„Nee“, sagte er und nahm einen kräftigen Schluck aus der Tasse. „Nach Hause darf ich noch nicht“.
Und dabei wäre er so gern mal wieder Zuhause. Dort konnte er dann tun und lassen was er wollte. Naja, nicht ganz, denn die Angestellten seines Vaters passten seit der Krankheit immer höllisch auf ihn auf.

Vielleicht würde er dort den Grafen noch einmal treffen und konnte ihm dafür danken, dass er als Schutzengel immer auf seiner Bettkante saß. Vielleicht sollte er das auch lieber lassen, denn dann würden ihn die Erwachsenen bestimmt für verrückt erklären.

„Vielleicht sind sie jetzt deine Schutzengel“, murmelte Ben und wischte sich den Kakao-Schnäuzer ab. „Bestimmt sogar“. Er nickte bekräftigend.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 13:04

Ihre Frage schien ihn zum Nachdenken zu bringen. Er nickte zwar, doch es dauerte einen Moment, ehe er antwortete. „Nach Hause darf ich noch nicht“. Aufmerksam betrachtete sie den Jungen. Versuchte aus den Worten zu hören, ob es ihm leid tat, was er wirklich dachte. Es musste schwer für ein Kind sein, nicht nach Hause zu dürfen. Die meiste Zeit seines Lebens hier zu verbringen - auch wenn bestimmt alle Schwestern und Ärzte nett und besorgt waren.
Sally versuchte sich vorzustellen, wie es der Mutter von Benjamin wohl mit der Situation gehen mochte.

Benjamin nahm einen großen Schluck Kakao und Sally griff ebenfalls nach ihrer Tasse.

„Vielleicht sind sie jetzt deine Schutzengel“ Sally hob den Kopf und blickte Benjamin in die Augen. Es klang so ernsthaft, wie er das sagte, dass Sally es nur zu gern glauben wollte. Schutzengel. Es fiel ihr nicht schwer, sich ihren kleinen Sohn als Engel vorzustellen. Tränen stiegen in ihr hoch, aber diesmal nicht aus purer Verzweiflung. Sally war gerührt von der besonnenen Art, die ihr kleiner Gesprächspartner zeigte.

Wenn es stimmte - und das konnte sie jetzt einfach hoffen - dann wären Jasper und Robert immer bei ihr. Wie Schutzengel eben und würden ihre Schritte begleiten. Sally schluckte und stellte mit zitternden Händen die Tasse weg. Das grausame Schicksal wurde erträglicher, wenn man etwas hatte, was man sich einreden konnte. Vielleicht hatte Benjamin darin sehr viel Übung. „Bestimmt sogar“ bekräftigte er jetzt.

Sally hätte ihn für diese Art gern einfach in die Arme geschlossen. So wie sie es mit ihrem Sohn einfach getan hätte. Aber Benjamin war größer, ernsthafter. Und sie kannte ihn - oder besser er kannte sie - ja kaum. Wahrscheinlich würde es ihn eher erschrecken. Und doch war sie ihm unendlich dankbar für seine Worte. Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte ihn nur kurz am Arm. "Danke." Sie schaffte es, dass ihre Stimme nicht zitterte, auch wenn sie wieder das verdächtige Brennen in den Augen spürte, das Kribbeln in der Nase.

"Übermorgen ist die Beerdigung." sprach sie schließlich ihre Gedanken aus. Sally konnte selbst nicht sagen, warum sie den kleinen tapferen Jungen damit konfrontierte. Vielleicht wollte er das gar nicht hören. Beerdigungen waren etwas, das sie als Kind immer sehr erschreckt hatten. Alle Leute standen rum und weinten. Manche sahen selber aus wie Gespenster.
Sally versuchte sich zu erinnern, wann sie die letzte Beerdigung besucht hatte. Privat. Beruflich hatte sie an einigen Trauerfeiern teilgenommen, aber das konnte man nicht vergleichen. Dieses Mal würde sie teilnehmen müssen und allein der Gedanke drehte ihr den Magen um.

"Ich will Dir keine Angst machen." fügte sie schließlich hinzu.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 13:08

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre

„Danke“, sagte sie und tätschelte ihm den Arm.
Ben runzelte die Stirn. Warum bedankte sie sich? Er hatte doch gar nichts gemacht. Irritiert blickte er sie von der Seite an. Vielleicht war sie doch ein wenig plemplem.
Und dann plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Anders konnte es gar nicht sein. Er hatte vergessen, sich für den Kakao zu bedanken. Mensch, so was passierte doch einem Chandler-Ewing nicht. Zumal dieser Kakao einfach himmlisch schmeckte.

„Tschuldigung“, murmelte er und wurde hochrot im Gesicht. „Der Kakao schmeckt wirklich klasse. Vielen Dank!“ Wild rührte er in dem restlichen Getränk herum um seine Scham zu überspielen. Das war aber auch peinlich. Gut, dass sein Vater diese Unhöflichkeit nicht mitbekommen hatte. Der hätte ihm jetzt wieder eine lange Predigt gehalten. Hoffentlich hielt die Frau ihm jetzt nicht auch so eine Standpauke über gutes Benehmen.

„Übermorgen ist die Beerdigung“, sagte sie jedoch nur.
Irritiert blickte er zu ihr rüber. Keine Standpauke? Kein Tadel? Nix?
Ben betrachtete ihren Gesichtsausdruck. Er war sich nicht sicher, ob sie überhaupt mit ihm redete, oder nur laut ihre Gedanken ausgesprochen hatte.
Was sollte er jetzt darauf erwidern? Sollte er überhaupt etwas sagen? Seine Mutter hatte oft gesagt: Wenn du nichts Gescheites zu sagen hast, dann halte lieber den Mund.
Vielleicht war es in dieser Situation besser den Mund zu halten.

Beerdigung.
Ben hatte schon davon gehört, dass es eine Beerdigung gab, wenn jemand gestorben war. Dann wurden die gestorbenen Menschen in eine Kiste gepackt und die Kiste wurde in der Erde verbuddelt.
Er selbst war noch nie auf einer Beerdigung gewesen.
Seine Maus hatte keine Beerdigung bekommen. Thelma hatte ein Papiertuch genommen, den toten Körper darin eingewickelt und den kleinen Körper mit einem angewiderten Gesichtsausdruck und Gummihandschuhen im Hausmüll entsorgt.

"Ich will Dir keine Angst machen", sagte sie nun, als er nicht antwortete.
Ben schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Angst“, sagte er ruhig und nippte an seinem Kakao. „Wenn ich sterbe, dann möchte ich in einer Schatzkiste verbud…, ähm …, beerdigt werden“.

Benn lächelte leicht. Immer dann, wenn es ihm so schlecht ging, dass er lieber sterben wollte, dann hatte er sich vorgestellt, wie seine Schatzkiste aussehen sollte. Er traute sich natürlich nicht, seiner Mutter davon zu erzählen, weil sie sonst fürchterlich traurig werden würde. Und sie war oft traurig, seit er so krank war. Da wollte er sie nicht noch trauriger machen.

Er hatte auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn er sich wünschte, dass der liebe Gott ihn zu sich holen soll, nur um dem Husten, der Übelkeit und den Schmerzen zu entgehen. Ein schlechtes Gewissen gegenüber seiner Familie, die ihn dann sicher genau so vermissen würde, wie diese Sally ihre Familie vermisste.

Und dann hatte er wieder den gütigen Blick des Grafen vor Augen, wie er ihn anlächelte, ihm übers verschwitzte Gesicht strich und ihm sagte, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei und er wieder gesund würde. Und dann ließ die Übelkeit meistens nach, der Husten wurde erträglicher und Ben verschwendete keinen Gedanken an die Schatzkiste mehr. Bis zum nächsten Mal.

Was bedeutete eigentlich „die Zeit ist noch nicht gekommen“?
Gab es bestimmte Zeiten für jeden?
Wer bestimmte diese Zeiten und warum?

„Vielleicht hat deine Familie Platz gemacht für etwas und du weißt nur noch nicht für was“. Er hatte sehr leise gesprochen, weil er sich nicht sicher war, ob die Frau hören wollte, was er dachte. „Vielleicht hat der liebe Gott deine Familie auch einfach mehr gebraucht als du“.

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Sally-Anne
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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon Sally-Anne » 11.09.2016, 13:10

Sally hob langsam den Kopf und musterte den kleinen Jungen vor sich eindringlich. Sie hatte nicht erwartet, dass er auf ihre Worte eingehen würde. Beerdigungen waren etwas, das für Kinder oft noch so weit weg war, dass sie keinen Gedanken daran verschwendeten. Umso härter traf sie dann oft die Realität. Ironie des Schicksals. Sally-Anne ging es gerade ähnlich. Nie hatte sie sich vorstellen können, dass sie einmal am Grab ihres kleinen Jungen stehen würde. Ob Benjamins Mutter sich das vorstellen konnte? Sich das ausgemalt hatte, als sie den kleinen Jungen noch in ihren Armen gewiegt hatte? Wahrscheinlich - ziemlich sicher - nicht.
Es überraschte sie jedoch, mit welcher Ernsthaftigkeit das Kind über dieses Thema sprach. Sally konnte die Schwere seiner Krankheit nur ahnen, Benjamin hatte so ruhig darüber gesprochen, dass er wohl alles verstanden hatte - so gut ein kleiner Junge das konnte.
Und selbst Kinder wußten wohl inzwischen, dass Krebs eine oft unheilbar, tödlich verlaufende Erkrankung war, die heimtückisch auch jene erwischte, die ihr Leben eigentlich noch vor sich hatten.

So wie Jasper und Robert. Ihre Gedanken kehrten zurück zu ihrer eigenen kleinen Familie. Sie fragte sich, was besser war. Obwohl man das so auch nicht sagen konnte. Hätte sie lieber eine Chance gehabt, sich zu verabschieden und dann die beiden bewußt gehen zu lassen? So wie Benjamins Familie über ihn Bescheid wußte? Oder war es vom Schicksal gnädiger, ihnen die schöne unbeschwerte Zeit zu lassen? Sally konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Vermutlich hätte das Wissen immer wie ein dunkler Schatten über ihrer Familie gehangen. Sie musste an den Ausflug denken, den sie vor einiger Zeit unternommen hatten. Jasper hatte so lieb in seinem Kinderwagen geschlafen. Robert und sie hatten sich abgewechselt, den Wagen zu schieben. Es war kein besonders warmer Tag gewesen, aber es war trocken und nachdem sie eine gute Stunde gelaufen waren, hatten sie eine kleine Pause gemacht. Jasper war wach geworden und sie hatten ihn auf eine Decke zwischen sich gelegt. Robert hatte ihr erzählt, wie er mit seinen Eltern lange Ausflüge gemacht hatte, jeden Spielplatz in der Umgebung unsicher gemacht hatte.
Sally hatte versucht sich vorzustellen, wie sie hinter Jasper auf die Rutsche kletterte ...

„Wenn ich sterbe, dann möchte ich in einer Schatzkiste verbud…, ähm …, beerdigt werden“. Benjamins Worte holten sie abrupt in die Wirklichkeit zurück.
"Sag so etwas nicht, bitte." Sally mochte sich nicht vorstellen, dass dieser kleine Junge sterben und verbuddelt werden sollte. Aber war es nicht falsch, solche Gedanken zu unterdrücken? Der Tod gehörte dazu. Dieses Kind hier hatte es viel mehr verstanden, als viele Erwachsene. Ihre Eltern hatten so viele Menschen schon sterben sehen und dennoch hatten sie noch keine Art gefunden, damit umzugehen. Und je mehr Sally sich darauf einließ, umso bewußter wurde ihr, wie sehr sie damit Recht hatte.
Ihre Eltern waren genauso hilflos wie sie.
"Ich hoffe, es wird noch sehr lang dauern, bis Du Dir darum Gedanken machen musst", fügte sie hinzu.

Schweigend betrachtete sie ihre Tasse und fürchtete schon, das Gespräch wäre eingeschlafen. Es tat ihr gut, mit diesem Kind zu reden, das so viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen bewies.
„Vielleicht hat deine Familie Platz gemacht für etwas und du weißt nur noch nicht für was. Vielleicht hat der liebe Gott deine Familie auch einfach mehr gebraucht als du“. Er hatte leise gesprochen und dennoch brannte sich jedes Wort in Sallys Kopf.
Alles hat einen Sinn. So etwas ähnliches hatte der Seelsorger, den sie direkt nach dem Unglück zu ihr gelassen hatten, zu ihr gesagt. Sie konnte keinen Sinn darin finden, ihre Familie verloren zu haben. Etwas Sinnloseres gab es gar nicht. Und doch sagte dieser kleine Junge jetzt etwas ähnliches. Und in Sally rührte sich ein Gedanke. "Vielleicht hast Du Recht. Ich bin nur so traurig, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, was diesen leeren Platz nun ausfüllen soll. Aber niemand weiß schließlich, was noch kommen mag. Und ich habe Angst..."

Ihre Überlegungen hasteten weiter. Die Worte des Jungen hatten etwas in ihr zum Laufen gebracht. Was, wenn dieses Schicksal, so grausam es auch war, die beiden vor etwas weit Schlimmeren bewahrt hatte? Sally fand den Gedanken beinahe tröstlich. Etwas, woran sie sich halten konnte.
"Benjamin, glaubst Du, dass der liebe Gott sich Menschen aussucht, die er gern bei sich haben würde?" Ihre Stimme zitterte leicht. Sally hatte schon lang nicht mehr über Gott nachgedacht. Vielleicht war es an der Zeit, das zu tun.

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Re: Übrig blieb nur Rauch und Asche

Beitragvon NPC » 11.09.2016, 13:12

Benjamin Andrew Chandler-Ewing, 7 Jahre

„Ich denke schon lange darüber nach“ , sagte Ben ruhig. „Seit alle, die mich besuchen kamen anfingen zu weinen“.
Er erinnerte sich an die Zeit und auch heute empfand er sie noch als sehr unangenehm. Kaum hatten sie ihn begrüßt, brachen sie in Tränen aus.
Ben selbst hatte die Diagnose nicht als schlimm empfunden. Eher als Erleichterung. Endlich musste er seinen Husten nicht mehr verstecken. Endlich gab es jemandem, dem er sein Leid klagen konnte, der sich um ihn kümmerte, wenn er so stark hustete, dass ihm das Essen wieder hoch kam, der seine Kleidung wechselte, wenn er vollkommen durchgeschwitzt war.

Aber seine Verwandten hatten ihm ein schlechtes Gewissen gemacht mit der Heulerei. Er fühlte sich wie ein Verräter. Wie konnte er ihnen das antun, dass er so krank geworden war. So, als trug er an seinem Zustand die Schuld.
Wie konnte er seine Eltern allein lassen, wenn er starb?
Dabei hätte er es damals als Erleichterung empfunden, wenn er sich einfach hätte fallen lassen können. Einschlafen und nicht mehr aufwachen. Kein Husten mehr, keine Schmerzen, nicht mehr diese fürchterliche Schwäche und Müdigkeit.

„Angst?“, fragte Ben und runzelte die Stirn. „Wovor?“
Sie würde doch nicht sterben. Sie würde weiter leben. Und irgendwann würde sie die beiden sicher wieder sehen, dort wo sie nun waren.
„Sie sind jetzt nicht mehr bei dir aber du behältst doch das, was dich mit ihnen verbindet“. Er blickte die Frau neben sich offen an. „Weißt du, Sally, Khalil Gibran hat einmal gesagt: Möglicherweise ist ein Begräbnis unter Menschen, ein Hochzeitsfest unter Engeln“. Er lächelte und legte seine Hand auf ihre. „Ich glaube an Engel, denn ich habe einen“ . Er nickte bekräftigend.

„Oder hast du Angst vor der Beerdigung?“ Ben grinste jetzt verschmitzt. „Das musst du nicht“. Er blickte Sally nun nicht mehr an sondern sah aus dem Fenster. „Ich werde bei meiner Beerdigung der Wind sein, der durch das Laub fegt, dem Pater die Mütze vom Kopf reißt und damit Fangen spielt. Ich werde die Sonne sein, die durch die Wolken lugt und meine Mom wärmt. Ich werde der sanfte Regen sein, der ihr die Tränen von der Wange wäscht“. Er nickte strahlend.
„Geh hin und schau dich um. Du wirst sehen, auch sie werden dort sein“.

Auf die Frage nach Gott zuckte er nur mit den Schultern.

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