[LaCroix]: Endstation

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LaCroix
Altvampir
Beiträge: 39
Registriert: 20.09.2016, 18:34
Posts: 1-2x/Monat
Charname: Victor Dufraisne
Pseudonym: LaCroix
Alter: Mitte/Ende dreißig
Vampiralter: 876 Jahre
Augen: Schwarzbraun, gelb
Haare: Schwarzbraun, wild
Größe: 1,72 Meter
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Kodex: Syndikat
Beruf: "Liquidator" des Syndikats
Fähigkeiten: 1. Ausgereiftes Gedankenlesen
2. Der Blutkessel
3. Der Wahnsinn
4. Das Momentum (Familienfähigkeit)

Überragende Gewandtheit
Virtuoser Umgang mit Messern
Schwer zu täuschen
Kaum provozierbar
Höchst schmerzresistent
Aktuell: Zieht das linke Bein merkbar hinkend nach.
Noch etwas angeraute Schürfwunden an der linken Gesichtshälfte und überall winzige, allmählich heilende Schnitte im Gesicht.
Kleidung: Immer: Anzugschuhe und breiter Messingschnallen-Gürtel; alles aus altem, dunkelbraunem Leder; schwarze, dünne Lederhandschuhe

Seinen alten, braunen Ledermantel, mit umgeschlagenen Ärmeln; graue Chinos; schwarzes, Polohemd mit langen Ärmeln, ungezwungen aufgeknöpft
Sonstiges: Wilde Aura, niemals unterdrückt
Liest nahezu immer aktiv in Gedanken anderer
Schöpfer: Geborener Vampir
Hauptchar: Lazarus
Charblatt: viewtopic.php?f=59&t=735#p1258
Notizen: viewforum.php?f=521
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[LaCroix]: Endstation

Beitragvon LaCroix » 21.09.2016, 15:12

In sanften, hellen Rauchwölkchen legte sich der zarte Vanilleduft, den LaCroix' Zigarillo ausatmete wie ein Leichentuch über den schweren, eisernen Blutgeruch. Lautstark den Vanillierauch durch halb geschlossene Lippen pustend stieg der alte Vampir umständlich über die Leichen, die sporadisch den schmalen Gang des Zugabteils pflasterten.

Nachdenklich trat er an eines der breiten Fenster. Schmale, rote Fäden trieften aus einem gleichfarbigen Handabdruck am kühlen, dicken Glas hinunter. Das angenehm warme Licht, das aus altmodischen Wandleuchten das Abteil erhellte, machte die Scheibe nahezu undurchsichtig, zeigte Victor lediglich sein eigenes Spiegelbild und eine nur schwer zu bestimmende, obskure Schwärze, die hinter seinem Konterfei auf ihn wartete.

Seine Linke erhob sich über seinen Brauen zu einem Baldachin, als er sein Gesicht näher zum Fenster hin reckte. Draußen war nicht etwa eine Haltestelle zu erkennen und doch stand der Zug bereits seit beinahe einer Viertelstunde still. Die ländlichen Gleise lagen in einer Dunkelheit, die beinahe vollkommen war. Venedic war noch nicht zu sehen. Es war aber nicht mehr weit, würde auf ihn warten. Immerhin brauchte er noch eine kleine Weile, das passende Willkommensgeschenk für die neue Heimatstadt herauszusuchen.

Rechts von ihm wurde eine der Schiebetüren zwischen zwei Waggons aufgezogen. Der hünenhafte Vanguard betrat das Abteil. Seine prankenhafte Linke umfasste das lederne Halsband des schwarzen Mackenziewolfes, den LaCroix "Barghest" getauft hatte. Das Maul der Bestie war blutverschmiert. Er hatte sich offensichtlich sattgefressen. Der Vanguard, Ella und er selbst hatten dem Tier ja auch reichlich aufgetischt.

Jeder, der sich im Zug von New Orleans nach Venedic befunden hatte war tot. Nur LaCroix und sein Rudel nicht. Es war eine kleine Fahrt gewesen, nur wenige Waggons. Nicht viele Menschen wussten von der Stadt, in deren Hauptbahnhof dieser Schnellzug eigentlich hätte münden sollen. Nur knapp drei Dutzend Männer und Frauen hatten sich an diesem Abend ihr letztes Ticket gekauft. Ja, und nun war keiner von ihnen mehr am Leben.

Auch die junge Frau nicht, welche der Vanguard über der Schulter zu seinem Anführer trug und den Leichnam achtlos vor sich fallen ließ. "Du bringst Besuch mit, Curtis?", schmunzelte LaCroix leise, ließ den Zigarillostummel fallen und trat ihn unter seinem alten Schuh aus. Der Vanguard nickte angespannt, ließ den Wolf alleine im Abteil herumstreunern und hob das bleiche Gesicht der Toten an.

"Ich glaube, sie wäre recht passend."
"Mal sehen", zweifelte LaCroix mit träger Stimme, ging in die Knie und klaubte ein Photo unter seinem braunen Ledermantel hervor, hielt es neben das Gesicht der Toten. "Bist Du meine Tamara Skye?", fragte er den Leichnam. Victor schürzte die Lippen unentschlossen, drehte ihr den Kopf zur Seite, sah dann am Körper der jungen Frau entlang.

"Ich bin mir unschlüssig", erhob sich der bretonische Blutsauger, bettete das Haupt der Leiche sanft auf dem Oberschenkel einer anderen Toten. "Lass uns abwarten und sehen, was Ella uns Hübsches mitbringt, meinst Du nicht auch?" Der Afroamerikaner nickte einsilbig. Wartend verschränkte er die Arme, stellte sich vors Fenster, wie LaCroix es vor ihm getan hatte und blickte mit tiefen Brauen und brütendem Blick hindurch. Barghest gesellte sich zu seinem Herrchen und ließ sich von dem Mann, der seinen Blick von der Außenwelt nicht fortzog, hinter den Ohren kraulen.

LaCroix blickte unterdessen nach links, von wo er heiteres Summen und leisen Singsang vernahm. Mit einem heftigen Ruck öffnete sich also auch die andere Schiebetür zu diesem Waggon. Barghest zuckte kampfbereit zusammen und blickte knurrend zum Durchgang. "Ruuuhig, Junge", brummte des Vanguards baritone Stimme besänfitgend. "Es ist nur die Verrückte."

Sein Blick war ein wenig abschätzend, als er zu Ella herübersah, die auf LaCroix und ihn zutanzte und dabei weiterhin Carlos Gardels Por una cabeza trällerte. Den Tango vollführte die weißblonde Südstaatenschönheit jedoch nicht allein: In ihren weidenhaften Armen hielt sie eine junge Frau, die selbst in ihrem Tode noch ganz bezaubernd und hübsch war.

Leblos fiel der Kopf der Leiche hin und her, wie bei einer Marionette, das brünette Haar umwirbelte ihre fahlen, leeren Züge, wann immer Ella sich mit ihr im Kreis wand, die langen Beine des Leichnams hinter sich her zog. "Ich denke wir haben eine Gewinnerin", lachte Ella. Ihre zarte Stimme klang sichtlich angestrengt. Nicht vom Tanzen an sich, aber offensichtlich vom toten Gewicht.

"Meine neue Freundin ist wirklich hübsch", keuchte sie grinsend und ihre Platinlocken umwirbelten beim ungehemmten Tango ihr strahlendes Antlitz, "aber sie ist eine lausige Tänzerin. Ach, ich bin es einfach nicht gewohnt, einen Tanz zu führen."
"Und doch gelingt es Dir, zu bezaubern, meine Teuerste", lächelte LaCroix. Dankbar fasste Ella mit spitzen Fingern den Saum ihres sündhaft roten Kleides, machte einen Knicks, verlor dabei aber ihre Tanzpartnerin, die unsanft zu Boden fiel und dumpf aufkam.

"Und? Wie findest Du sie?", drängte die Jüngste des Rudels - vom einzig echten Wolf einmal abgesehen. Victor blickte auf die neue Tote hinab. Das Gesicht war tatsächlich verblüffend ähnlich, hatte auch die charakteristische, etwas längere Nase und die weichen Lippen. Selbst die Haarfarbe stimmte, nur musste der Schopf ein wenig gekürzt werden. Kontaktlinsen waren auch von Nöten. Und, das beste von allem, weil man hier nicht viel ändern konnte: Der Körper passte sehr, sehr gut zu dem, der auf dem Detektivphoto von Tamara Skye abgebildet war.

Alles in Allem: "Perfekt!"
"Dann lasst uns endlich abhauen", schlug der Vanguard vor und warf sich die falsche Tamara mühelos mit der einen Hand über die Schulter, während er auf das Handgelenk seiner Rechten sah. "Der nächste Zug kommt in sieben Minuten."
"Ja, Du hast recht. Bis dahin sollten wir weit fort von hier sein."

Victor Dufraisne übernahm als Anführer die Spitze, als er und sein Rudel gemeinsam das Abteil verließen. Mittels des Notfallhebels öffnete er die mechanische Tür. Kühle aber trockene Nachtluft strömte ihm entgegen. "Ihr beide fahrt die Wagen vor, ich komme gleich nach."
"Lass Dir nicht zu lange Zeit, Boss, wir haben einen straffen Zeitplan."
"Nur eine Minute", schlichtete Victor mit sanftem Lächeln. Es war gut, dass der Vanguard immer aussprach, was er dachte. Das machte ihn noch wertvoller, als er ohnehin bereits war, und seine Meinung wichtig. Ella hingegen stimmte ihm in der Regel einfach nur bei allem zu und folgte ihm blind. Das hatte natürlich auch seine Vorteile.

Ella, Vanguard und Barghest ließen ihren Alphawolf zurück und mehr als dreißig tote Augenpaare blickten ihnen anklagend nach. Die beiden Vampire trugen jeweils eine Reisetasche, Curtis zusätzlich die falsche Tamara. Ella kramte eine Karte der umliegenden Landschaft hervor und versuchte herauszufinden, wo die Handlanger des Syndikats ihre angeforderten Vehikel verborgen hatten. Das Versteck lag irgendwo entlang der Bahnstrecke, aber das Rudel hatte den Passagierzug eher nach Gefühl notgebremst und alle Insassen umgebracht. Weit weg konnten die Autos jedoch nicht geparkt sein. Venedic war nahe, das hatten sie über die vorerst letzte Durchsage dieses Zuges erfahren.

"War es wirklich nötig, jeden in diesem Zug zu töten?", missbilligte Victors kleine Schwester Maïwenn mehr, als dass sie fragte. "Nötig nicht, nein, aber wenn ich für mich solch spannende, neue Gefilde betrete, möchte ich mich zumindest gebührend ankündigen. Sin selbst hat sich vor kurzem hier niedergelassen und ich brenne darauf, sie endlich kennenzulernen, denn immerhin hat sie meine Hilfe persönlich angefordert, was ich doch als höchste aller Ehren auffassen muss und möchte."

"Selbst die kleinen Zwillingsbrüderchen? War es unbedingt notwendig, sie zu töten?"
"Besser sie sterben mit ihren Eltern, als dass sie mit der Erinnerung an deren Ermordungen weiterleben", drang des Cellisten hohe, kalte Stimme aus den Schatten hinter den Geschwistern Dufraisne, dicht gefolgt von einem hohen, schwarzen Schemen. Eine weiße Hand kroch unter einem Mantelärmel hervor, schob die Melone, die das kalkige Gesicht des Engländers verborgen hatte gerade auf dem Haupt zurecht, ehe der dünne Mann in Schwarz neben seinem Protégé LaCroix stehen blieb und die klare Nachtluft jeweils einmal tief ein- und ausatmete.

"Da hast Du Deine Antwort", schmunzelte Victor leicht und nickte dem Cellisten bewundernd zu. "Ich habe aber Dich gefragt und nicht ihn!", erinnerte das Vampirmädchen im blütenweißen Sommerkleidchen kindisch. "Immerhin bist Du es, der die Kinder erstochen hat und nicht unser feiner Mr. Hyde. Der stand nur daneben, wie immer, mit seinem bösen Flüstern und seinem grausamen Lächeln."

"Das genügt, Maï-Maï!", beschloss er scharf, woraufhin der Cellist selbstzufrieden aber hässlich schmunzelte. Das Mädchen verschränkte trotzig die Arme, schwieg aber still. "Hörst Du das, Victor? Sie kommen zurück."
"Das war schnell", wunderte der Bretone sich, griff nach seiner Reisetasche und verließ den Zug über die klappernd nachgebenden, metallenen Stufen. Die Motorengeräusche kamen näher. Die Fahrer der beiden Autos ließen die Scheinwerfer kurz aufblinken, um zu signalisieren, dass sie seine Vertrauten waren. Beruhigend, sicher, aber das grelle Licht blendete schmerzhaft in LaCroix empfindlichen Iriden.

"Bereit zur Abfahrt?", fragte Ella, die nur halb aus dem teuren Jaguar stieg. Der Angesprochene wandte sich um, doch Maïwenn hatte sich, scheu wie sie war, ganz klein gemacht und der Cellist war abermals eins mit den Schatten geworden. Unsichtbar und mucksmäuschenstill. Aber lauernd, immer irgendwo in der Dunkelheit, niemals ganz fort.

"Ja. Ich nehme den Jaguar, Du fährst bei Curtis mit. Ihr wisst ja, wohin wir müssen." Die Jungvampiress war offensichtlich enttäuscht, beschwerte sich aber nicht, sondern stieg zu ihrem gemeinsamen Freund in den schwarzen SUV. Langsam fuhren sie voraus. Victor reichte seiner Schwester beim Aussteigen aus dem Zug die Hand, da die Stufen doch sehr hoch für eine äußerlich gerademal Sechsjährige waren.

Nach ihr trat Mr. Hyde aus dem Zug. In seiner Linken der Cellokasten. Für einen Moment war LaCroix als griff einer der toten Passagiere nach dem Knöchel des Cellisten. LaCroix und die beiden engsten seiner wenigen Vertrauten stiegen in den dunklen Jaguar, dessen magischer, tannengrüner Schimmer Victors farbenblinden Augen für immer verwehrt bleiben würde.

Das edle Gefährt setzte sich langsam in Bewegung, rollte knirschend im groben Kies neben dem stehenden Zug einher. Von außen betrachtet sahen die festlich und warm beleuchteten Waggons besinnlich und einladend aus. Das Innere jedoch war das reinste Blutbad. Leichen lagen in unnatürlichen Haltungen zwischen den Sitzen und in den Gängen. Die Gliedmaßen von der Flucht weit von sich gestreckt oder vom missglückten Versuch, sich vor dem Rudel zu verstecken zusammengekauert und klein.

Die Polizei würde Erschossene finden, Erstochene und Aufgeschlitzte, Totgeprügelte und solche, denen das Genick gebrochen worden war, von Barghest wie Wild Gerissene oder von LaCroix und seinen Gefährten Totgebissene mit roten, tierartig geöffneten Hälsen. Und manche würde man finden, denen mit einem scharfen Messer und chirurgischer Präzision ein Kreuz quer übers Gesicht gekerbt worden war. Aber nur die wenigsten würden begreifen, was in diesem Zug tatsächlich von Statten gegangen war und was für ein Unheil da wirklich auf dem Weg nach Venedic war.


OT: LaCroix war bereits im alten Forum, Noctivagus, aktiv.
TBC: Die mentale Augenhöhe

"Yesterday upon the stair
I met a man who wasn’t there
He wasn’t there again today
Oh, how I wish he’d go away."


~ "Antigonish" (William Hughes Mearns (1899) ~

"Show his eyes and grieve his heart;
Come like shadows, so depart."


~ The Weïrd Sisters, "The Tragedy of Macbeth" (William Shakespeare) ~


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