[Kitty]: Mahlstrom

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Kitty
Vampir
Beiträge: 6
Registriert: 21.09.2016, 16:55
Posts: 1-2x/Monat
Charname: Annabelle "Kitty" Boudreaux
Pseudonym: Kitty Paw (Sängerin)
Alter: Anfang zwanzig
Vampiralter: 44
Augen: Viridian
Haare: Weißblond (natur), sehr lang, offen
Größe: 1,64 Meter
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Kodex: Konsortium
Beruf: Hostess und Bardame (Elysium/Six Feet Under)
Fähigkeiten: 1. Das Vergessen
2. Die Leidenschaft
3. Heilung
4. Sonderfähigkeit: Katzenauge

Höchst empathisch
Schnell & beweglich
Computertechnisch versiert
Koryphäe im Umgang mit handlichen Schusswaffen
Schöpfer: Alistair Crucious (†)
Hauptchar: Lazarus
Charblatt: viewtopic.php?f=52&p=1280#p1278
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[Kitty]: Mahlstrom

Beitragvon Kitty » 21.09.2016, 17:42

"Venedic! Endlich!", atmete Kitty schwer unter dem Vollvisier ihres Motorradhelms. Mit beinahe dreihundert Kilomtern die Stunde raste sie über den Freeway hinweg und auf die Vampirmetropole zu. Ihre Lider waren schwer, sie war schon bald zweiundsiebzig Stunden am Stück wach. Die drei Kugeln, die sich bei ihrer Flucht aus New Orleans und vor Victor "LaCroix" Dufraisne, in ihren Leib gebohrt hatten, hatte sie unterwegs bei einem zwanzigminütigen Halt in einem Truckstop unter Schmerz und Wimmern mit bloßen Fingern aus den frischen Wunden gepult.

Zum Glück waren es keine Silbergeschosse gewesen. Doch die Wunden am unteren Rücken, der linken Schulter und dem rechten Oberarm bluteten noch immer nach, da Kitty sich keine Erholung gönnte. Klebrig und warm verrieb ihr Blut unter der hautengen, ledernen Motorradkluft. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie konnte sich ihre eigene Schwester, die sie vor zwei Tagen erst gefunden und kennengelernt hatte, nur mit einem solchen Monster wie LaCroix einlassen? Oder überhaupt mit dem Syndikat?

Sie musste unbedingt herausfinden, wer dieser alte, bretonische Vampir war, der ihre Schwester Ella so sehr unter seiner Fuchtel hatte. Doch wer könnte ihr helfen? "Dante! Er wird wissen, was zu tun ist." In diesem Zustand würde sie aber noch nicht einmal so weit kommen. Sie hatte kaum noch die Kraft, sich auf ihrem Motorrad zu halten.

Erst als sie die Stadtgrenzen passierte, drosselte sie die Geschwindigkeit. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war von der Polizei angehalten zu werden. Also parkte sie ihre Honda vor dem Six Feet Under. Hier fühlte sie sich sicher, dieser Club gehörte schließlich ihrem alten Freund Wesley, dem sie absolut vertraute.

Mit weichen Knien nahm sie wenigen Stufen hinab zur schweren Metalltür, die in das Verlies führte. Doch die massive Tür bewegte sich keinen Zentimeter, als sie an dem Eisenring zog. Sie klopfte heftig an die Tür, hörte, wie die dumpfen Schläge im Innern widerhallten. Als sich nach einer Minute noch nichts regte, wollte sie versuchen, Wesley auf dem Handy anzurufen. Wie sie ihr Mobiltelephon jedoch hervorzog, musste sie feststellen, dass es bei ihrem Sturz während ihrer Flucht zerschmettert worden sein musste. "Hoffentlich ist die SIM-Karte nicht im Eimer."

Also klopfte sie noch ein weiteres Mal. Wieder dauerte es eine geschlagene Minute, die Jungvampiress brach beinahe zusammen, doch diesmal öffnete sich die Tür, nachdem sie innen klimpernde Schlüssel vernommen hatte. "Sorry, wir ham noch geschlossen", grummelte Wes schlaftrunken. Sein Gürtel hing offen aus den Schlaufen und er trug sein Shirt falsch herum, was wohl bedeutete, dass er hastig aufgestanden war.

"Wes ...", sagte sie erleichtert aufatmend und liebevoll, ihre Stimme war kreidig und brach sofort. Sie vernahm ihre eigene Stimme aber nur dumpf, wodurch sie sich erst wieder ins Bewusstsein rief, dass sie nach wie vor den Motorradhelm aufhatte. Mit einem befreienden Keuchen nahm sie den Kopfschutz ab und versuchte sich gequält an einem Lächeln. Ihre großen, grünen Augen waren trüb und müde, tiefe, dunkle Sicheln zeichneten sich unter ihnen ab, ihr volles, weißblondes Haar war zerzaust und hing ihr ins Gesicht.

"Kitty?", erschrak Wes beinahe, nahm sie aber sofort in die starken Arme, drückte sie an seine Bärenbrust. Die Vampiress stand einfach nur da, die Arme hängen lassend. Der Motorradhelm, den sie am Kinnriemen hielt, baumelte sachte hin und her, während sie sich von ihrem alten Freund im Arm halten ließ. Müde legte sie ihre Stirn unter sein Kinn. Sie wollte einfach nur zusammenbrechen und weinen. Aber sie tat es nicht.

Stattdessen löste sie sich mit sanfter Gewalt von ihm, legte ihm eine ihrer zarten, kleinen Hände an die Wange und fuhr ihm schwerelos mit den Fingern durch den dichten Wangenbart. Ihre Augen schwommen in dankbaren Tränen, doch sie war nicht mehr stark genug, dankbar zu lächeln. "Du ... wars lang weg, Süße."

"Ich bin zurückgekehrt", stellte sie knapp fest und schritt mit wackeligen Beinen durch die Clubfläche auf den Mitarbeiterbereich zu. "Das ist alles, was zählt." Der Barkeeper blickte ihr ratlos nach, folgte ihr nach kurzem Zögern. "Soll ich Laz anrufn?"
"Nein", sagte sie schnell und drehte sich nach ihm um, blickte ihm dennoch nicht direkt in die Augen, weil sie sich nicht erklären wollte. "Bitte nicht. Noch nicht."

Wesley hob die Brauen, brummelte aber nur ein "Wie Du wills" unter dem mächtigen Bart hervor. "Darf ich mich bei Dir ein bisschen ausruhen?", erbat sie mit schwacher, zittriger Stimme. "Was is überhaupt mit Dir passiert? Du siehs schrecklich aus! Na ja, für Deine Verhältnisse."
"Darf ich oder nicht?", überging sie ihn und öffnete die Tür zu den Hinterzimmern. "Natürlich darfste das." Er klang nach wie vor freundlich, doch sein Lächeln war erkaltet. "Jederzeit. Musst gar nich ers fragen, is doch klar."

"Danke, Wes", sieh sah ihn noch nicht einmal an, warf sich nur noch eine Verstärkung ihrer Aussage über die Schulter: "Für alles." Sie betrat das Gästezimmer und war schon dabei, die Tür hinter sich zu schließen, als ihr Schuldgefühl ihre Müdigkeit sogar noch übertrumpfte. Er war ein so treuer und gutmütiger Freund und sie hatte ihn dermaßen undankbar behandelt, dass es sofort tief an ihr nagte. "Wes?", rief sie ihn leise durch den breiten Türspalt, durch den sie hinaus in den hellen Flur blickte.

"Yo?"
"Tut mir wirklich leid, okay? Morgen erzähl' ich Dir alles, was Du wissen möchtest. Versprochen." Da lächelte der bald Fünfzigjährige wieder. Sein Gesicht war in diesem Moment ungewohnt sanft. "Heeey, kein Ding, Kleine! Dir muss nix leid tun. Ruh Dich ersma schön aus."
"Danke", nickte sie mit gerührt glänzenden Augen. "Bis morgen."

Sie schloss die Tür hinter sich, ließ den Helm polternd zu Boden fallen und lehnte sich am Türblatt zurück, legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Mit aller Kraft versuchte sie, die Tränen zurückzuahlten, all ihre Verzweiflung und Ratlosigkeit herunterzuschlucken, doch es gelang ihr nicht. Sobald Wesleys Schritte sich entfernt hatten, rutschte sie mit dem Rücken an der Tür hinab auf den Boden, wo sie die Beine an den zitternden Leib zog und fest mit ihren Armen umklammerte, die Stirn auf die Knie legend.

In ihr brachen alle Dämme, doch sie schluchzte nur leise auf, wollte nicht, dass Wesley es hörte. Tränen liefen aus ihren großen Katzenaugen, bluteten dunkle Lidschattenspuren über ihre Wangen. Sie fühlte sich elend, ihr gesamter Leib erbebte unter ihrem hart umkämpften, noch gehemmten Weinen. Es war einfach alles so unfassbar beschissen im Moment! Sie hielt das einfach nicht länger aus.

Der Riesenstreit mit Lazarus, nach dem sie die Stadt verlassen hatte. Nach Detroit gefahren war, um ihrer Mutter hilflos beim Sterben zuzusehen. Um zu erfahren, dass sie adoptiert war, irgendwo in Louisiana Familie hatte. Und dort war für einen Tag lang alles so schön gewesen. Zum ersten Mal seit langer Zeit. Ihre leiblichen Eltern waren ebenso lieb und wundervoll, wie ihre Adoptiveltern. Ihre Schwester war eine tolle Frau, mit der sie sich unheimlich gut verstanden hatte.

Bis sie hatte feststellen müssen, in welchen Kreisen Ella sich aufhielt: Syndikat! Und LaCroix - einer der schlimmsten, boshaftesten Vampire, der Kitty jemals untergekommen war. Wie konnte Ella nur? Und könnte sie ihre Schwester retten? Würde sie es überhaupt als Rettung ansehen? Liebte sie LaCroix nicht und die soziopathischen Ideale, für welche er einstand? Das war doch Irrsinn! Völliger Irrsinn!

Nein, Ella würde sich nicht helfen lassen. Kitty war sich ganz sicher, und das machte sie wahnsinnig. Sie hasste es so verdammt hilflos zu sein. Und Lazarus? Sie hatte keine Ahnung, wie er auf sie reagieren würde. Sie war viele Monate lang weg gewesen. Hatte sich nie bei ihm gemeldet und doch jeden Tag an ihn gedacht. War es ihm ebenso ergangen? Oder hatte er vielleicht einfach eine neue Frau gefunden? Eine die nicht so viel von ihm verlangte, wie sie? Nein, es war nicht ihre Schuld!

Es machte sie einfach nur so unendlich müde, nach Hause zu kommen und niemanden zu haben. Sich so unsagbar fremd und verloren zu fühlen. Vielleicht sollte sie einfach wieder umdrehen und zurück nach Detroit, zu ihrem Vater fahren? Nein, er hatte den Tod seiner Frau, Kittys Adoptivmutter zu verarbeiten. Er brauchte jetzt Zeit für sich. Er konnte sich nicht auch noch um ihre Sorgen kümmern.

Die Tränen der Vampiress ebbten ab. Sie wischte sie sich aus dem Gesicht und und atmete tief durch. Beinahe wäre sie in dieser Pose über ihren brütenden Gedanken eingeschlafen. Solange sie aber noch die Kraft hatte, aufzustehen, schlurfte sie müde zum kleinen Kühlschrank im Zimmereck hinüber.

Sie hatte Glück: Einige Blutkonserven waren hier untergebracht. Sie leerte Liter um Liter, hatte viel nachzuholen. Es war ein berauschendes Gefühl, die neue Energie ihren geschundenen Leib durchströmen zu fühlen. Sie fühlte sich wieder ein Stück weit lebendiger, gesünder, doch ihrer Müdigkeit hatte die längst überfällige Nahrungsaufnahme keinen Abbruch getan: Nach wie vor war sie seit drei Tagen schlaflos.

Sie schälte sich aus dem innerlich verschwitzten und blutverschmierten Motorradanzug, ließ ihren doppelten Pistolenhalfter, sowie ihre beiden Revolver auf den Klamottenhaufen fallen und zog sich letztendlich das helle Tanktop aus, welches auf dem gleichen Stapel landete. Bis auf ihr Höschen somit entblößt hatte ihre Haut endlich einmal wieder die Gelegenheit zu atmen.

Obwohl Kitty vor Erschöpfung sofort einschlief, erholte sie sich nur schlecht. Und erst, nachdem sie zwei, drei Stunden geschlafen hatte - kurz bevor sie bereits wieder erwachen würde - hatten sich ihre Schusswunden endlich weitestgehend geschlossen. Die Sorge trieb sie in finstere Albträume. Albträume von LaCroix. Sie hoffte so sehr, dass er Ella nichts antun würde, dafür, dass sie ihn davon abgehalten hatte, sie, Kitty, zu töten.



OT: Kitty war bereits im alten Forum, Noctivagus, aktiv.
TBC: -

◦●◊●◦ Per Aspera ad Astra ◦●◊●◦
~ Durch das Raue zu den Sternen ~


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