[Sinister]: Ein längst überfälliger Besuch

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Saga
Mensch-Vampirjäger
Beiträge: 18
Registriert: 21.09.2016, 21:19
Posts: 1-2x/Monat
Charname: Saga-Linnéa Midnattsson
Pseudonym: Sinister; Jack Spade (Killerin)
Alter: 23 Jahre
Augen: Geisterhaft graublau
Haare: Goldblond, lang, offen
Größe: 1,58 Meter
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Beruf: Vampirjägerin und Auftragsmörderin
Fähigkeiten: 1. Schleichen & Schnelligkeit
2. Reflexe & Reaktion
3. Willensstärke
4. Unheimliches Glück (Spezialfähigkeit)

Sehr beweglich, fingerfertig & ausdauernd
Scharfschützin
Hacke/Schlösser knacken
Ausgezeichnete Fahrerin
Schlüpft leicht in andere Rollen
Aktuell: Haare dunkelbraun getönt
Kleine Platzwunde über der linken Braue (Pflaster)
Oberlippe mittig angeschwollen
(Nicht sichtbare) Stichwunde im linken Oberschenkel, die zu einem leichten Humpeln führt
Kleidung: Hochgeknöpfte, ärmellose Bluse in einem Off-White
Schwarzer, knielanger High-Waist-Bleistiftrock mit sandfarbenen Nadelstreifen und rückseitigem, recht hohem Schlitz
Dunkle, transparente Strumpfhosen mit rückseitiger Naht
Schwarze Pumps
Sonstiges: Unordentliche Hochsteckfrisur
Lipgloss
Nägel in einem pudrigen Nudelook

Bis auf ein Kampfmesser unbewaffnet
Hauptchar: Lazarus
Charblatt: viewtopic.php?f=52&t=745&p=1317#p1315
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de

[Sinister]: Ein längst überfälliger Besuch

Beitragvon Saga » 21.09.2016, 22:43

In bläulichem Grau züngelte das schlanke Rauchwölkchen langsam tänzelnd aus dem Lauf der schallgedämpften Pistole hervor. Saga-Linnéa ließ ihren Atem nur langsam und beherrscht aus den Lungen entgleiten. Mit routinierter Bewegung schraubte sie den Schalldämpfer von ihrer Waffe, verbarg beides unter ihrer schwarzen Lederjacke. In der gleichen Bewegung noch, da zog sie eine einfache Spielkarte hervor.

Ihr Blick war beinahe genauso starr und ausdruckslos, wie der des toten Mannes, der zu ihren Füßen lag, als sie die Pik-Bube-Karte losließ. Weich und anmutig segelte diese herab, wie ein rotbraunes Laubblatt in sachtem Herbstwind. Landete mit dem Motiv nach oben auf dem Brustkorb der Leiche. Die Schwedin wandte sich ab; Auftrag ausgeführt. In Kürze würde ihr Konto um einen fünfstelligen Dollar-Betrag aufgestockt werden.

Lieblos trat sie das rechte Bein des Toten zur Seite, sodass sie leise die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen konnte. Gemächlich verließ sie den kurzen, schmutzigen Flur des zweiten Stockwerkes. Während sie klangvoll die vielen Stufen des engen Treppenhauses herabstieg und anschließend das ärmliche Wohnhaus verließ, zog sie sich die engen, schwarzen Lederhandschuhe von den schmalen Händen. Schwer fiel die massive, olivgrüne Holztür hinter ihr ins Schloss, als sie sich ihren Weg auf die abendlichen Straßen Venedics bahnte.

Ihr alter Chevrolet Camaro stand treu am Bordstein, blinkte piepend auf, als sie die Zentralverriegelung via Fernbedienung löste. Sie ließ die dünnen Handschuhe in ihren Jackentaschen verschwinden und stieg ein. Noch einmal atmete sie tief durch. Müde klappte sie den Blendschutz herunter, sah sich selbst in dem kleinen Spiegelchen an. Hastig zog sie die Bikerjacke aus, warf sie mitsamt ihrem Schulterhalfter auf den Beifahrersitz.

Dort, wo sie sich nun hinbegeben würde, da brauchte sie keine Waffen. Ihre dicken, blonden Zöpfe wurden aufgeknüpft, wichen ihrer langen, offenen Alltagsmähne. Dann brüllte der Motor des mitternachtschwarzen Musclecar lauthals auf. Saga schaltete das Licht ein, fuhr in unspektakulärem Tempo aus der Innenstadt heraus, folgte dem Highway einige wenige Minuten, bis zu ihrer Linken die kiesbestreute Einfahrt erschien.


◦●◊●◦



Langsam bog sie in die lange Birkenallee ein, parkte ihren Wagen auf dem vorgesehenen Platz und stieg aus. Wie immer blickte sie mit einem mulmigen Gefühl auf ihre Jacke und den Pistolenhalfter zurück, den sie auf dem Beifahrersitz hatte liegen lassen. Obwohl ihr noch ihre Notfallpistole - versteckt unter einem schmalen Lederriemen, zwischen ihren Oberschenkeln - und das silberne Stiefelstilett blieben, fühlte sie sich sonderbar schutzlos und nackt, ohne schwere Bewaffnung.

Seufzend zog sie den dunklen Koffer aus dem Fußraum hervor und schlug sie die Fahrertür zu. Mit dumpfem, metallenen Schlag fiel sie ins Schloss. "Es ist ein Waisenhaus, verdammt - und keine Schießbude!" Maßregelte sich die Blondine innerlich. Doch sie kam nicht drumherum; Zumindest die Astra CUB und der Dolch mussten mit - ohne diese ging Saga noch nicht einmal Lebensmittel einkaufen.

Unter dem charakteristischen, grünen Licht stehend, betätigte sie die Klingel des Juniper Meadow. Lara Birch, ihrerseits Tochter der Heimleiterin, öffnete sofort die Tür des alten Fachwerkhauses. "Oh, hey, Saga", lächelte die Brünette erfreut, "Du hast Dich ja lang nicht mehr blicken lassen. Ist alles okay bei Dir? Aber... komm doch erstmal 'rein. Wir sind gerade beim Abendessen - hungrig?"

"Nein", antwortete die Schwedin monoton und folgte ihrer vier Jahre älteren Freundin in das Innere des Waisenhauses, "sorry, dass ich so lang' nicht von mir hab' hören lassen, aber ich hatte echt 'ne Menge um die Ohren."
"Wie immer, hm?" Lara schmunzelte amüsiert, schloss die Tür hinter der Besucherin. "Tut mir leid, ich muss zurück zu den Kindern, wir sind heute total unterbesetzt - weißt ja wie das an Wochenenden so ist."

"Mhm, ich erinnere mich... wo ist Deine Mom?"
"Die ist oben, in unserem alten Zimmer. Kazi kann mal wieder nicht schlafen."
"Kazi?" Stutzte Saga und hielt an. "Ihr habt Zuwachs bekommen?"
"Du kennst sie noch nicht? Kazira ist bald schon ein halbes Jahr bei uns. Sonderbares Mädchen. Aber mach Dir selbst ein Bild aus ihr. Ich ruf' Dich nächste Woche mal an, okay?"

Die Schwedin nickte, verabschiedete sich von Lara und schritt den Flur entlang. Ein halbes Jahr? So lange war sie nicht mehr hier gewesen? Bitter war ihr Lächeln, als sie sich sich selbst am Strand vorstellte, mit einem kalten Long-Island-Icetea in der Hand. Eine Huntress im Urlaub? Nein! Dieser "Job" war zwar anstrengend, kräftezehrend und vollkommen vereinnehmend, aber irgendjemand musste ihn ja tun.

Gemütlich erklomm sie die hölzerne Wendeltreppe und lehnte sich letztendlich an den Türrahmen eines ihr nur allzu bekannten Zimmers. Dort, auf ihrem ehemaligen Bett, da saß Victoria Birch, ein kleiner Rotschopf auf ihrem Schoß. Das etwa sechs- oder siebenjährige Mädchen war schön, sehr schön sogar. Ein schmales, blasses Gesichtchen war gefasst in dunkelrote Korkenzieherlocken, wie ein wundervolles Ölgemälde in einen Rahmen aus Kirschholz.

Hellblau und stechend zuckte ihr Blick empor, als Saga auf sie zuging. Auch die Leiterin des Waisenhauses sah auf, zeigte ein überfreudiges Lächeln. "Es ist wirklich okay, sich zu fürchten, Kazira." Sprach Victoria mit ihrer tiefen, besänftigenden Stimme und deutete auf Saga, die sich auf dem Bett gegenüber niederließ und den forschenden Blick des kleinen Mädchens erwiderte.

"Siehst Du? Das ist Saga, sie hat früher einmal hier gewohnt. Sie sieht stark aus nicht wahr? Aber ich weiß, dass auch sie vor irgendetwas Angst hat - Jeder fürchtet sich mal." Mit diesen Worten wischte die reife Dame dem Kind die letzten Tränen unter den mandelförmigen, großen Augen weg. Abschließend fragte sie: "Bist Du okay? Willst Du nicht doch herunterkommen und mit den anderen zu Abend essen?"

Die Rothaarige blickte nach wie vor Saga an, zeigte mit ihrem leichten Kopfschütteln allerdings, dass sie Victoria zuhörte. Die Frau seufzte resignierend, legte das schöne Mädchen wieder in sein Bettchen und deckte es liebevoll zu. "Sie isst zu wenig", klagte Victoria an Saga gewandt, "von Anfang an bereits." Die Skandinavierin erwiderte darauf nichts. Etwas anderes hatte ihr Interesse geweckt;

Das liegende Kind zeigte mit dem Finger auf sie und winkte sie zu sich heran. "Ich glaube, sie will Dir etwas sagen", lächelte die Heimleiterin und trat einen Schritt zur Seite. "Warum tut sie es dann nicht einfach?" Wunderte Saga sich still. Verwundert legte sie den Koffer auf dem Bett ab, auf welchem sie saß und kniete sich vor jenes, auf welchem Kazira lag.

Diese drehte sich zur Seite, zog das kleine Schublädchen aus Sagas ehemaligem Nachttisch und nahme ein kleines Blatt Papier sowie einen Füllfederhalter heraus. "Darum sprichst Du kleines Dingchen nicht", verstand die Blondine endlich, "Du bist stumm." Hastig beschrieb der blasse Rotschopf unterdessen das DIN-A-6-Blättchen mit schwarzer Tinte. Als sie der jungen Frau den Zettel schließlich in die offene Rechte legte, wunderte sich Saga gleich doppelt;

Außergewöhnlich bereits war die wunderschöne, großzügige Handschrift mit den ausschweifenden, nach Freiheit schreienden Ober- und Unterlängen - Vor allem gemessen an der beachtlichen Geschwindigkeit, mit welcher das Kind geschrieben hatte. Richtig verstörend wirkte auf die kurz geratene Huntress aber erst der Inhalt des Geschriebenen:
"Du hast Angst vor Clowns! Das ist komisch. Willst Du wissen, was noch komischer ist? Ich habe Angst davor, einzuschlafen. Meine Träume sind nämlich böse! Aber manchmal, in meinen Träumen, da kommt der Vampir, der dunkle Engel und rettet mich. So wie er mich in echt gerettet hat."
"Was zur-?! Woher weiß sie von dem Harlequin?" Schreckte Saga innerlich auf, nicht wissend, wie viel von dem, was da geschrieben stand wirklich Sinn machte, beziehungsweise auf echten Erfahrungen basierte. Forschend blickte Saga der kleinen Kazira in das hübsche Gesichtchen. Die Augen allerdings, waren bereits geschlossen. Sie schlief noch nicht, doch die Jägerin war sich ziemlich sicher, dass sie sie jetzt nicht stören sollte.

Mit leichtem Stirnrunzeln faltete Saga-Linnéa den Zettel zweimalig und steckte diesen in das lächerlich kleine Brusttäschchen ihres leichten Minikleides. Endlich machte sich diese, ansonsten so überflüssige, Zierde mal nützlich. "Na komm", hauchte Victoria hinter ihr, nahezu flüsternd, "lassen wir das Kind einschlafen." Gemeinsam verließen die beiden Frauen das kleine Zimmer unter dem Dach und schlossen behutsam die Türe hinter sich.

Saga hatte den Koffer natürlich wieder an sich genommen, legte ihn auf Victorias Schreibtisch ab, nachdem sie in ihrem Büro angekommen waren und sprach: "Tut mir leid, dass ich so lange nicht hier gewesen bin. Ich habe ein wenig mehr mitgebracht, als üblich. 50.000 Dollar. Zusammen mit dem Geld der letzten Male kannst Du den Kindern davon den Pool bauen lassen, dann müsst ihr nicht immer in das überfüllte Schwimmbad fahren."

"Saga...", flüsterte die Frau ungläubig und schlug die Hände vor dem Mund zusammen, als die Blonde den Koffer kurz öffnete. Tränen sammelten sich in ihren rehbraunen Augen. "Ich weiß nicht, wie ich Dir jemals danken kann. So viel hast Du uns schon gegeben. Die Kinder haben es mittlerweile so gut. Ich kann Dir auch dieses Mal nur wieder nahe legen, auch einmal an Dich selbst zu denken. Spare das Geld auf, bevor Du das ganze Erbe verlierst."

"Und ich kann auch dieses Mal nur ablehnen", schmunzelte Saga, "Da, wo das hier herkommt, da gibt es noch viel mehr - keine Bange!" Das Erbe war längst aufgebracht. Sie spendete seit einigen Jahre bereits einen Teil ihres Ertrages von Auftragsmorden an das Juniper Meadow. Somit hatte sie nicht gelogen. Ihr selbst, ihrem Bruder und ihrem Mentor blieb genügend Geld.

Gerührt, wie jedes Mal, nahm Victoria ihren ehemaligen Schützling in den Arm, "Du bist ein wahrer Engel", flüsterte sie mit belegter Stimme. Saga lächelte halbherzig. Die elegante Dame wollte von ihr wissen, wie es ihr im letzten halben Jahr ergangen war. Wie es ihrem Bruder ginge und wann sie denn endlich den Mann fürs Leben fände. Saga aber blieb nicht lang. Sie war müde und kaum eine halbe Stunde später, da verließ sie das Waisenhaus wieder.

Zurück auf ihrem, höher gestellten, Fahrersitz zog Saga sich abermals den Waffengurt und die Jacke über. Sie holte die Notiz aus ihrem Brusttäschchen hervor, welche die kleine Kazira ihr geschrieben hatte. "Du hast Angst vor Clowns! Das ist komisch." Woher konnte sie davon wissen? War es heute noch im Juniper Meadow üblich, sich jene alte Schauergeschichte zu erzählen?

Diese eine Geschichte, in welcher die kleine Saga den Clown niedergestochen hatte und daraufhin von den anderen Kindern Sinister getauft worden war? Aber woher hätte das rothaarige Mädchen dann wissen können, dass Saga, die mittlerweile erwachsen war, das kleine Mädchen mit dem "bösen Blick" von damals gewesen war? "Aber manchmal, in meinen Träumen, da kommt der Vampir, der dunkle Engel und rettet mich. So wie er mich in echt gerettet hat."

Las die Schwedin weiter und schüttelte ungläubig den Kopf. Es war so schwierig, sich einen Reim auf diese Aussagen zu machen, wenn man sie nicht hörte. Lediglich geschrieben stand es da. Wirkte dadurch aber nur umso wirklicher und unbestreitbarer. Saga wollte zudrücken, das Zettelchen zerknüllen, doch sie zauderte. Stattdessen verschwand die Notiz wieder in der Brusttasche. Ein letzter Blick fiel auf die dunkle Tür des alten Fachwerkhauses, bevor die Huntress ihren Wagen startete. Sie würde bald wieder kommen.

Ihr Camaro brachte sie im Handumdrehen zurück in das Wohnviertel Venedics. Der Aufzug beförderte sie von der düsteren, verlassenen Lobby aus direkt in den 42. Stock. Das riesige Appartement war leer, als sie nach Hause kam. Umgehend stieg sie die flachen Stufen empor, begab sich in ihr Zimmer. Unordentlich warf sie sich die Kleider vom Leib, putzte sich die Zähne und legte sich ins Bett. Ihre alte Spieldose wiegte sie mit sanfter Melodie in den wohlverdienten Schlaf.



OT: Saga war bereits im alten Forum, Noctivagus, aktiv.
TBC: -

"Manche Leute drücken nur ein Auge zu, damit sie besser zielen können."

~ Billy Wilder ~


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