[Graf Cogta Vusin]: Die Einladung

Hier findest Du die Ankunftstexte aktiver Charaktere aus Venedic.
Benutzeravatar
Graf Cogta Vusin
Altvampir
Beiträge: 5
Registriert: 22.09.2016, 19:16
Posts: 1-2x/Woche
Charname: Graf Cogta Vusin
Pseudonym: genügende
Alter: 40-45 Jahre
Vampiralter: Altvampir
Augen: graublau, graugrün
Haare: schwarz, silbergraue Strähnen, lang
Größe: 182cm
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Kodex: Konsortium
Beruf: Stadtgründer
Fähigkeiten: Alt-Vampir, daher mehrere Fähigkeiten
Kleidung: recht elegant in einer dunkelviolett-schwarz gestreiften Weste auf weißem Hemd, Taschenuhr aus dem kleinen Uhrenfach, schwarze Hose, ebensolcher Umhang mit violettem Seidenfutter und weiß-schwarze Schuhe aus den Dick-Tracy-Filmen
Sonstiges: Spitze des Konsortiums
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

[Graf Cogta Vusin]: Die Einladung

Beitragvon Graf Cogta Vusin » 24.09.2016, 11:20

OT: Der Ankunftext wurde mit Nolwenn geschrieben. Sie ist leider im neuen Forum nicht mehr aktiv und da ich keine gültige Mail-Adresse von ihr habe, ist es mir nicht möglich, zu fragen, ob ich ihren Text hier her übertragen kann. Daher habe ich ausschließlich Cogtas Antworten hier reingepostet, in der Hoffnung, dass aufgrund dessen, wie ich auf Nolwenns Beiträge reagiert habe, zu erkennen ist, wie die Szene ablief. Im letzten Abschnitt (alle Abschnitte sind durch Linien gekenntzeichnet) findet sich dann die Zusammenfassung dessen, was bis heute geschehen ist).

"Als die Türglocke, eine alte wohlgemerkt, keine elektronische, in einem tiefen Ton erklingen wollte, öffnete sich schon die schwere, mit Beschlägen verzierte Eichenholztüre, die Sturm und Wind draußen und die Wärme innen hielt, auch wenn es jetzt weder stürmte, noch windete und die Hitze des Tages sicherlich auch gerne nach draußen hätte dringen dürfen. Dafür aber waren die kühlen Mauern genau das richtige. Heizen konnte man in diesen nicht, aber um die Geschichte schöner zu schreiben, darf das natürlich angeführt werden...

Die Türe öffnete sich fast gespenstisch mit einem Knarzen und der Klöppel, der sich viel unromantischer und weniger gespenstisch schreibt, als er wirklich anzusehen war, fiel wie in Zeitlupe an die andere Innenseite der Glocke, um ihre Stimme abzurunden. Es fehlte noch der Nebel, aber bei der Hitze der Tage war an diesen weniger zu denken. Ein böses Lachen durchschreckte die Nacht, von einem Husten unterbrochen..."


Als die Glocke an der Tür ertönte, wurde Cogta etwas unsanft aus seinem Buch gerissen, dennoch schmunzelte er. Er mochte diesen Autor, der so alles vermeintlich Böse ins Lächerliche zog. Er nahm die Lesebrille von der Nase, die er so überhaupt nicht benötigte, aber es sehr ansehnlich fand, ein Buch mit solch einer gescheit aussehenden Brille zu lesen, und klappte den Schmöker mit dem Namen "Nebelschwaden durchzogen die süßen, kleinen Grashälmchen" zu, nachdem er das kleine, rote Lesezeichenband zwischen die Seiten gelegt hatte.

Erst das Buch, dann die Brille fanden einen Platz übereinander auf einem kleinen Beistelltisch inzwischen zweier Sessel vor dem Kamin. Es war zu warm, den Kamin zu entzünden, daher hatte Cogta angewiesen, das elektronische Lichtfeuer einzuschalten, das kaum von einem echten prasselnden Feuer zu unterscheiden war, mit dem Unterschied, dass dieses "falsche" Kaminfeuer nicht wärmte. Allerdings knisterte es, wie ein echtes und es war eine Errungenschaft aus Japan, die sich dort wieder einmal mit der Technik übertroffen hatten.

Der alte Vampir drückte sich elegant aus dem bequemen, roten Ohrensessel nach oben und hörte, wie die Türe von seinem Diener, den er eher als linke Hand sehen wollte, als einen Bediensteten, geöffnet wurde. Das leise Sprechen der linken Hand war kaum zu verstehen, er war immer sehr leise und Cogta hörte nicht weiter darauf. Er hätte sich natürlich darauf konzentrieren können, um jedes einzelne Wort zu verstehen, aber er lebte dann doch nach dem Motto: "Der Lauscher an der Wand, hört seine eigene Schand". Somit stellte er sich etwa mittig in den Raum, um den erhofften Gast zu begrüßen. Ein freundliches Lächeln legte sich nach Verklingen des anfänglichen Schmunzelns auf seine Lippen. Suertes würde der Dame anbieten, die Jacke, falls vorhanden, abzunehmen, würde sie hier her führen und sie dann allein lassen. Das Prozedere war bekannt und hier auch nicht viel anders, als in anderen höheren Häusern.

Ganz nach Vampirmanier hatte Cogta schwarze Kleidung für den heutigen Abend bevorzugt. Er wollte sich nicht lustig machen, aber einen kurzen Gedanken lang hatte er ernsthaft mit dem Entschluss gespielt, seinen weiten, bodenlangen Umgang umzuhängen, um vielleicht doch etwas clichééhafter zu wirken. Er entschloss sich dann allerdings dagegen. Die Jägerin hätte ihn nicht für voll genommen oder eher schlimmerenfalls, sie hätte geglaubt, dass er sie nicht für voll nehmen könnte, was in keinem Fall irgendeinen Gegenstandswert in seiner Gefühlswelt hatte. Im Gegenteil. Er nahm diese Dame, wenn sie denn so bezeichnet werden konnte, sehr ernst. Hatte sie es doch geschafft, seine mitunter wertvollsten Besitze zu rauben, ohne entdeckt zu werden - nun ja - fast. Zumindest aber wusste Cogta Vusin noch immer nicht, wo die als hübsch beschriebene Lady wohnte. Er hätte die Einladung natürlich gerne persönlich zustellen lassen, was unter gegebenen Umständen dann aber leider nicht mehr möglich war.

Seine dunkle Kleidung spiegelte schlichte Eleganz wider. Er hatte eine schwarze Hose und ein seidenschwarzes Hemd in einem wieder-modernen Stil gewählt, ein Jackett, welches er nicht unbedingt gerne trug - hier kam ihm der Umhang wieder in den Sinn, den er tatsächlich doch sehr gerne hatte und allen anderen Umhängen und Jacken vorzog - rundete die Abendkleidung für heute ab. Sein Haar war lang, schon graumeliert-gesträhnt und fiel ihm dicht bis zur männlich nicht vorhandenen Taille über Schultern und Rücken. Es glänzte, wirkte gesund und dick. Jugendliche Schönheit weißte sein Gesicht und seine Augen blitzte bläulich-freundlich noch immer zum Eingang der Bibliothekstür.

Es war nur eine kleine Bibliothek. Eher eine Vorzeigebibliothek mit einem kleinen Regel, dem Kamin mit den beiden Sesseln und etwas weiter hinten in dem rechteckigen Raum war rechts ein Durchgang zum Esszimmer. Dorthin würde er seinen Gast geleiten, wenn sie nicht schon von Beginn an vorhatte, ihm den Kopf abzutrennen. Allerdings schätzte er sie weitaus klüger ein, als es dieser Gedanke wert gewesen wäre, ihn überhaupt anzustrengen. Das Esszimmer war eher ein halber Saal. Ein großer, eckig-langer Tisch aus dunklem, alten Holz, an den an einer Seite 7 Leute Platz nehmen konnten, war der Mittelpunkt des Zimmers. Große, ebenso alte Fensterschreiben, die sich in einer Rundung zusammenfügten hätten den Raum bei Tage in wunderschönen Farben erstrahlen lassen, doch als Vampir.. nun ja, das auszuführen, wäre überflüssig.

Cogta war gespannt auf das Gespräch, war gespannt auf das, was die noch Namenlose ihm zu sagen hatte. Er hatte sie eingeladen, aber sie sollte den Abend leiten. Es war ihm ein Bedürfnis, ihr den Abend so angenehm wie möglich zu gestalten, auch wenn er ironischerweise wusste, dass das Beste in ihren Augen - der krönende Abschluss sozusagen - nicht eintreten würde. Somit gab er sich einfach damit zufrieden, zumindest entgegenkommend zu wirken, auch wenn die Hinrichtung nicht stattfand. Sie war nun einmal eine Jägerin - ein Hunter, wie man heute sagte - eine Frau, die womöglich eine Familiengeschichte der Vampirjäger vorweisen konnte. Er verübelte ihr nicht, dass alle Vampire aus ihrer Sicht von einem Schlag waren. "Besser so, als anders", dachte er bei sich, denn ein Hunter sollte lieber umsichtiger als nachlässiger denken.

Suertes führte den Gast zu ihm in den Raum und er wartete bis die linke Hand die Türe hinter sich schloss und davonging. Er würde sich in der Küche um die Einzelheiten mit der alten Köchin kümmern, die ihr Bestes tun würde, eine wirkliche Delikatesse zuzubereiten.

Die Jägerin blickte erst auf das Feuer, das Cogta als Spielerei auch sehr annehmlich fand und trat erst dann näher an ihn heran. Sie war skeptisch, vorsichtig, man konnte es ihr an den Augen ablesen, aber es war nichts, was Cogta in irgendeiner Weise verwundert hätte. "So soll es sein." Dachte er noch einmal wiederholend bei sich und eröffnete den Abend mit freundlicher Mimik, allerdings vermied er, der Dame die Hand zu reichen, er wollte sie nicht zwingen, den nötigen Abstand nicht einhalten zu können.

"Herzlich Willkommen in meinem Schloss. Es freut mich, dass Ihr meine Einladung annehmen konntet." Begrüßte er Nolwenn freundlich, als wäre sie nie in seine Gemächer eingedrungen, als wäre sie ein Gast wie jeder andere auch, als wäre er ein Gastgeber wie überall. "Wir hatten leider noch nicht das persönliche Vergnügen, Cogta Vusin," und er deutete eine Verneigung an, "ein hübsches Collier, es kommt mir sehr bekannt vor. Darf ich nach Eurem Namen fragen?" Er schmunzelte leicht, denn das Collier war ihm wohl bekannt, es war bekannt aus einer recht wohlhabenden Vampirfamilie, die allerdings nicht zu Vusins Favoriten zählte. Schätzungweise würden ihn aus dieser Familie keine Einladungen mehr zu langweiligen Zusammenkünften erreichen.

Cogta hatte allerdings nicht nur das Collier in Augenschein nehmen können, er erfasste die ganze, etwas magere Statur der Jägerin, die sich elegant in schwarz gekleidet hatte und das Haar offen trug. Eine gewisse Ähnlichkeit zu seiner Rasse war nicht abzustreiten, doch auch wenn ihm ein Kompliment auf den Lippen lag, wollte er lieber vermeiden, die Lady noch mehr zu verärgern. Sie war schon angespannt genug, was sie für einen Menschen jedoch überaus sorgfältig zu verstecken wusste. Cogta ahnte es nur, aber das reichte ihm aus. Sie war sehr hübsch, aber auch dieses Kompliment unterließ er wohlwissendlich - zumindest für den Augenblick.

Er drehte sich leicht seitlich mit einer stummen, aber richtungsweisenden Geste in Richtung Eßsaal, um sie verbal nicht zu unterbrechen, doch den Ort so bald als möglich zu wechseln, da er wusste, wie aufbrausend seine Köchin werden konnte, wenn er ihr die Möglichkeit nahm, das Essen warm aufzutischen.

Die Jägerin ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, ging auch nicht auf das Collier ein, was sie aber auch nicht musste, da Vusin sehr wohl Bescheid wusste, was es mit diesem Schmuckstück auf sich hatte. Viel mehr interessierte ihn, ob sie ihm ihren wahren Namen verraten würde. Er war sich dessen nicht ganz sicher, würde es auch nicht prüfen können - nicht sofort - doch vielleicht, wenn sie aus einer bekannten Familie stammte, würde er heraushören können, ob ihre Antwort der Wahrheit entsprach oder nicht.

Die Lady folgte Cogtas Geste ins Eßzimmer und ließ ihren Blick über den Raum gleiten. Er folgte ihr in angemessenem Abstand. "Mein Name ist Nolwenn Lagardère." Sie hielt seinen Blick für einen Augenblick fest. In seinem war keine Veränderung zu beobachten. Weiterhin ein freundliches Lächeln auf den Lippen und zwei sympathische Fältchen um die Augen, die dieses unterstrichen. Einzig seine heute blaue Augenfarbe schimmerte für einen Augenblick grün auf, aber so unwirklich, dass es auch eine Halluzination hätte sein können.

"Legardére," antwortete er kaum einen Sekundenbruchteil auf ihre Antwort, teils kurz nachdenklich, teils erfreut, weil er diesen Namen schon mehr als einmal gehört hatte und auch in etwa wusste, wo er ihn zuordnen sollte. Er brauchte nur einen Augenblick, um die Daten in seiner Erinnerung zu ordnen und brauchte auch nicht darüber zu sinnen, ob der Name der Wahrheit entsprach. "Angenehm." Schloss er dann noch kurz seinen Satz. "Die Bretagne, es muss Jahrzehnte her sein, als ich das letzte Mal in dieser hübschen Gegend war. Wie ich hörte, ist Eure Familie nicht mehr dort ansässig, schade eigentlich. Der Hafen hatte ein ganz eigenes Flair. Eine wirklich schöne Gegend."

Cogta trat daraufhin zum Tisch und wies der Französin einen altmodischen, antiken Stuhl an der Stirnseite des Tisches zu und wartete, damit er ihr den Stuhl zurechtrücken konnte. Vor diesem auf dem Tisch war edles Geschirr aufgereiht. Mehrere Gabeln, mehrere Messer, ein kleiner Löffel oberhalb des silbernen Tellertabletts, auf dem eine hübsch gefaltete, bordeauxfarbene Stoffserviette stand. Ein Wasser- und zwei Weingläser, eines für roten, das andere für Weißwein, rundeten das Gedeck ab.

Gegenüber an der Kopfseite des Tisches sah man selbiges Gedeck. Rein zur optischen Gestaltung. Nutzen würde er es nicht. "Ich hoffe, Ihr habt Appetit mitgebracht, Mademoiselle", sagte er freundlich und rückte den Stuhl etwas mehr zurecht, weiterhin in ihrer Richtung lächelnd. Er lehnte sich mit seiner Anrede natürlich etwas aus dem Fenster. Es gab mindestens zwei Legardére-Töchter, von denen Nolwenn die älteste sein musste, da die zweite noch recht jung war. Vielleicht aber war sie auch eine nähere Verwandte und keine Tochter des großen Vampirjägermeisters und Clanoberhauptes, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass es anders war und sollte sie zwischenzeitlich doch geheiratet haben, stand es ihr frei, ihn zu verbessern.

"Ihr habt eine sehr beeindruckende Einrichtung." Sie schien ihr Urteil gefällt zu haben. "Vielen Dank. Die Jahrhunderte haben das ein oder andere Möbel sehr schön werden lassen, hier kann ich Euch nur zustimmen." Und auch wenn es eine Floskel war, so freute er sich doch darüber. Sie hätte schließlich auch nichts zur Einrichtung sagen brauchen.

Cogta war vielleicht etwas überrascht, dass die Jägerin ihm tatsächlich den Rücken zudrehte, aber wenn es so war, ließ er es sich nicht anmerken, sondern schon nur zuvorkommend den Stuhl etwas vor, damit sie es sich am gedeckten Tisch bequem machen konnte.

Bequem... fast hätte der Vampir aufgelacht. Sie würde sich sicherlich nicht "bequem" fühlen in seiner Gegenwart. Dafür war sie zu sehr Hunter, wenn sie wirklich nach ihrer Familie kam, was er unbestritten glaubte. Sie schwieg in den ersten Augenblicken, bis er sich an seinen eigenen Platz begeben und sich gesetzt hatte.

"Danke, ja, aber Appetit ist nicht das Einzige, was ich mitbebracht habe..." - Cogta hatte es schon auf der Zunge, aber er unterbrach seine eigenen Gedanken. Gerne hätte er gefragt, ob es vielleicht die beiden wertvollen Gegenstände seines Besitzes waren, die er doch sehr vermisste. Waren es doch zwei der wirklich schönsten seiner Sammlung.

Nach ihrem weiteren Kommentar musste Cogta tatsächlich herzlich auflachen und für einen Augenblick strahlten sie zwei warme, funkelnde Augen an. Zuvor waren sie eher erfreut freundlich gewesen, jetzt waren sie für diesen Moment tatsächlich herzlich und er konnte sich nicht verwehren, diese Lady, so sehr sie ihm auch den Tod wünschte, überaus gerne in seiner Gesellschaft zu haben.

"Eine Dame mit Humor. Das gefällt. Und ja, ich habe Euch selbstverständlich nur aus diesem Grunde eingeladen", sein Tonfall war schelmisch, fast freundschaftlich und sein Lachen schien den Diener angezogen zu haben, denn dieser betrat nun durch die rechtslastige Flügeltüre mit einem Servierwagen den Raum. Er schob den Wagen mit dem silbernen Wärmeglocken bis zu Nolwenn und begann damit, aufzutischen.

Cogta währendessen ergriff weiterhin das Wort: "Ich hoffe Euch schmecken diese Köstlichkeiten. Ich wusste nicht - woher auch - was Ihr gerne esst, so findet Ihr nun von allem etwas auf den Platten. Ob nun neumodisch vegetarisch, Fisch oder Wild. Und der Wein passend für Ihr Befinden." Der Diener hatte soeben einen roten und einen weißen, sehr edlen, französischen Wein in zwei verschiedene Gläser gegossen. Nur zwei Schlucke. Er schien zu warten, dass der Gast probierte und ihm sagte, welchen sie bevorzugte. "Es gäbe auch andere zur Auswahl, falls Ihr einen bestimmten bevorzugt." fügte der Vampir noch an, der Diener wirkte stumm.

"Ich beneide Euch um Eure Geschmacksnerven." Gab er dann noch zu und man sah ihm an, dass er liebend gern mit einem eigenen Glas Wein angestossen hätte. Aber diese Zeiten hatte es nie gegeben und würde es nie geben.

Die so bekannte Fremde hatte wahrlich den Anstand ihrer Familie anerzogen bekommen und nahm die ungefragte Einladung zum abendlichen Diner an. Cogta zog es vor zu schweigen und sie anzuschauen, ohne aufdringlich wirklich zu wollen. Und hätte sie nun nicht von sich auch gesprochen, hätte er selbst den Faden wieder aufgenommen, damit die gesprächliche Pause zwischen ihnen nicht unangenehm geworden wäre. Er war gespannt, als sie die Lippen öffnete und zu sprechen begann. War doch die erste Augenblickszeit der Floskel nahezu vorrüber.

"Nun, was verschafft mir eigentlich die Ehre, auch einmal ganz offiziell durch die Tür gekommen zu sein..." Cogta lachte, sie hatte tatsächlich einen herrlichen Humor und kam direkt auf den Punkt, weswegen er sie hergebeten hatte, wobei es plump gewesen wäre - zumindest aus seiner Sicht - einfach direkt zu sagen, dass er seine beiden Schätze wieder haben wollte. Herzlich, aber doch recht bestimmt und ausklingend lachend wählte er seine Worte genau.

"Euren Humor.. ich sprach ihn schon an, er gefällt mir sehr und ich bedaure, dass wir nicht öfter zu Abend essen. Aber so möchte ich Euch natürlich nicht länger im Dunkeln tappen lassen und Euch sagen, dass ich die Kunstliebhaberin nun einfach einmal persönlich kennenlernen wollte, in der Hoffnung, sie würde Ihr Kunstwissen mit mir teilen und sich mit mir austauschen. Es war mir ein Bedürfnis Euch kennenzulernen. Die Meisterin ihres Fachs, das sich über verschiedene Fertigkeiten erstreckt."

Er sah sie durchdringend an und lächelte weiterhin. Er hatte nicht die Hoffnung, sie würde ihm auf irgendeine Weise sagen, wo seine Schätze zu finden wären, aber vielleicht, warum sie sie entwendet hatte. Trophäen ohne Staubhaufen... das war nicht die Art eines guten Hunters, der sie ohne Zweifel war.

"Welche Gründe bewegen Euch zu Euren Taten, Miss Legardére? Das würde mich zu allem ebenfalls interessieren. Ihr scheint eine sehr intelligente Lady zu sein und Ihr habt einen Beruf gewählt, der sicherlich gefährlich," - er ließ dahin gestellt, für wen - "aber auch sehr nützlich ist." Stellte er noch nachträglich in den Raum. Nützlich in ihrem Sinne, sicherlich, aber auch in seinem, solange er sich konzentrierte, was er augenblicklich nicht wirklich tat, allerdings war dieses Essen vielleicht ein guter Anfang? Er wagte es nicht zu hoffen.

Die Jägerin schien nicht nur, sie war auch - wohl von Natur oder berufswegen - überaus skeptisch. Cogta glaubte dies in ihrer Aura oder auch in ihren Zügen zu erkennen, wobei sie eine Meisterin der Beherrschung zu sein schien und er sich - und das wahrlich nicht oft - nicht sicher war, ob seine Einschätzung stimmte, doch würde sie ins Gesamtbild dieser doch recht angenehmen, wenngleich auch etwas steifen Person passen.

Aber was wollte er erwarten. Er verlangte nicht, dass sie überaus locker, wie ein Freund oder ein freundlicher Nachbar hier saß und ein Pläuschen hielt, dennoch hätte sein Gefühl dies gerne zugelassen.

Nolwenn war ihm einfach sympathisch. Sie war durch und durch Hunter, nur wusste sie noch nicht, dass es auch Abstufungen gab und nur zu gerne hätte er sie auf seiner Seite gewusst, aber auch zu sehr wusste er, dass es ein Spiel mit dem Feuer war, ein Spiel, das er womöglich wirklich nur verlieren konnte. Aber soweit wollte er gar nicht vorgreifen, nachdenken, überlegen oder planen. Sie war hier und das war schon mehr, als er erwartet hatte.

"Natürlich birgt eine Stadt wie diese viele Möglichkeiten für Eure Klasse, aber vieles will durchleuchtet und gut überlegt sein. Denn nur Hühner fressen auch die Staubkörner, die wirken wie Getreide." Danach sprach sie ihre Traditionen an und er nickte nur verstehend. Er kannte ihre Familie schon einige Jahrzehnte - oder waren es Jahrhunderte? Und kennen... was hieß kennen... man kannte nun einmal, was einen so verbissen jagt.

"Oh, ich dachte Ihr versteht etwas von der Kunst, die in Euren Besitz gelangte. Und welche Spuren auch immer sich auf manchen Relikten versammelt haben wollen, so wäre es natürlich eine Möglichkeit, diese von den Unikaten zu trennen und die Unikate dann wieder dorthin zu bringen, wo sie der Nachwelt erhalten blieben, was denkt Ihr?" Eigentlich hatte er nicht wirklich vor gehabt, so deutlich zu sagen, was er wollte, aber er plante nicht, wie schon erwähnt, und es war ein Schritt dem Feuer entgegen. Was tat man nicht alles für seine Schätze.. innerlich seufzte Cogta leicht auf, lächelte aber weiterhin nach außen. Er vermisste, was ihm fehlte.. was der Vampirwelt fehlte. Stücke der einmaligen Sammlung, einer Sammlung für die Nachwelt, seiner gegenwärtigen Nachwelt.

Nolwenn war sehr direkt, fast ebenso direkt wie er, doch es gab eine Sache, die er nicht nachvollziehen konnte. Vielleicht ein Irrglauben? Doch er kam nicht dazu, ihr die Frage zu stellen, warum diese Relikte so ungemein gefährlich sein sollten. Es waren nur Relikte, gleich von wem sie stammten. So gute Antworten hätte er für sie gehabt, so gut hätte sich das Gespräch entwickeln können, vielleicht - aber nur vielleicht - wären sie dem grünen Zweig näher gekommen, den er gerne irgendwie erreicht hätte, doch das, was dann passierte, entschloss sich all seiner Vorstellungskraft und er saß für einige Augenblicke überaus verwundert, überaus nicht-verstehend auf seinem Stuhl und sah ein Schauspiel, das er sich nicht zu träumen gewagt hätte.

Zehn Vampire stürmten sein Anwesen und griffen seinen Gast an, der sich überaus behände und geschickt aus der Situation wandt. Was geht hier vor...?!" Er stand rasch nach seiner inneren Lähmung auf und hielt drei Vampire mit nur einem Gedankenschlag zurück. Sie wimmerten und verkrochen sich kauernd in die dunkel Ecke hinter ihm zurück, doch die weiteren sieben kämpften weiter auf Nolwenn ein. Er hätte sie töten können, wie sie einen von ihnen tötete, aber er durfte sie nicht töten. Sie folgten nur ihrer Angst, nicht mal ihrer Natur, nur ihren Rachegedanken, doch die Vergeltung war nicht, dass sie dann von einem ihresgleichen getötet werden durften.

Alles ging viel zu schnell und nur der Butler kam erschrockener Miene dazugelaufen, als Nolwenn sich schon in den Nebenraum flüchtet. "Schnell, fangt sie ab, bringt sie in den Geheimgang am Eingang und macht ihr klar, dass sie nicht gehen sollte, dass sie nur für diesen Augenblick Vertrauen haben sollte." Und der Butler ging so rasch ihn seine flinken Beine tragen konnten durch die Türe, aus der er gekommen war.

Einen Vampir konnte Cogta mit einem weiteren Gedankenschlag zurückhalten, doch zu mehr war er nicht mehr fähig. Es drehte sich in seinem Kopf, hatte er doch wieder mal einige Tage nichts getrunken. Er konnte nun nur noch hoffen, dass die Vampire Nolwenn nicht töteten und sie entkommen konnte, bestenfalls in den Geheimgang.

"Geht mir aus den Augen." Blitzte Cogta Vusin böse in die Ecke und es war nur noch ein Wimmern zu hören. "Ich werde davon berichten, seid Euch gewiss!" Und die Vampire schienen zu verstehen, um was und wen es sich handelte, aber trauten sich nicht, dagegen zu sprechen oder um Gnade zu flehen. "Und pfeift die anderen zurück. Ihr habt etwas gestört, was in keinem Fall irgendwie zu entschuldigen ist. Eine Bande zwischen den Besten und möglicherweise sind jetzt Relikte, die auch Euren Kindern der Nacht zugute gekommen wären, zerstört - für immer." Die vier Vampire verschwanden und Cogta konnte nur hoffen, dass sie die anderen mitnahmen.

Er kannte die Bande, sie war in der Vampirgesellschaft bekannt als hirnlos und von ihrem eigenen Gram selbstzerfressen. Auch den konservativsten Vampiren waren sie ein Dorn im Auge. Sie waren Rumstreuner, immer auf der Suche nach Ärger und immer auf der Suche nach dem falschen Weg, in der Gesellschaft doch noch anerkennt zu werden. Womöglich hatten sie geglaubt, sie würden Cogta Vusin einen Gefallen tun und somit im Ansehen steigen, aber das Gegenteil hatten sie jetzt erreicht. Cogta war aufgebracht, aber innerlich auch viel zu schwach, noch mehr zu sagen oder gar zu tun.

Er hörte noch, wie die Türe schnell aufgerissen wurde und der Butler rief: "Nein, Lady, bleibt. Es ist nicht, wie Ihr denkt, kommt hier her, hier seid Ihr sicher..." Aber Cogta hatte nicht das Gefühl, dass die Jägerin es glaubte, wenn sie nun doch schon draussen war, so setzte er sich und schloss die Augen. "Es hätte so gut laufen können." Murmelte er nur...


OT-Zusammenfassung der weiteren Geschichte
Zwischenzeitlich hatte sich viel getan - seit diesem ersten Besuch. Vusin hatte immer wieder versucht, Nolwenn für sich zu gewinnen - sie war gut, zu gut. Aber einfach war es nicht und irgendwann war sie nicht mehr da. Vielleicht untergetaucht - er hoffte es zumindest, hoffte, dass nichts anderes passiert war.

Mittlerweile hatte sich aber auch sehr viel getan. Er hatte seine langjährige Gegnerin "Giulia" durch ein Kronleuchterattentat "verloren", dachte erst, dass jetzt Ruhe einkehren würde. Doch es zeigte sich, dass hinter Giulia eine ganze Organisation steckte, die sich das Syndikat nannte, und Giulia wohl nur ein, wenngleich wichtiges, Rädchen im Getriebe gewesen war. Es ging um sehr viel mehr und Vusin, der gegen die Radikalen auf kleinem Boden gekämpft hatte - so wie es ihm möglich war - war gezwungen, die Anhänger und Unterstützer zusammen zu rufen und seine Gruppierungen und Einzelkämpfer selbst zu organisieren.
Die Gruppe erfuhr, dass sie vom Syndikat das Konsortium genannt wurden - und so bezeichneten sie sich also weiter. Wieso den Namen ändern, wenn man allein durch Annahme der Bezeichnung aussagen konnte, dass es Spitzel in den eigenen Reihen des Syndikats geben musste.

Sie organisierten sich sehr schnell - nicht zuletzt durch die Kontakte, die die "Gründer" in alle Richtungen verstreut hatten, auch Vusin, der durch sein langes Leben viele bedeutende Vampire kannte. Es wurde ein schon bestehendes Netzwerk weiter ausgebaut und zentrale Stellen an strategisch wichtige Orte rekrutiert: Venedic selbst, Phoenix und New York City. Weitere sollten folgen, aber dies stand ohnehin außer Frage.

Die Machenschaften des Syndikats offenbarten sich immer weiter und immer mehr, sodass sie beinahe erschlagen wurden von den immer neu gefundenen Erkenntnissen, die immer weiter in den Abgrund zu reichen schienen. Aber ihr eigenes Netzwerk funktionierte und sie würden alles aufdecken und das Syndikat bis in die Grundmauern erschüttern - so die Hoffnung.

Mittlerweile hatten sie - nebst Giulias Kronleuchterung - einen weiteren großen Sieg errungen: Sie konnten in Phoenix eines der Laboratorien des Syndikats ausheben und übernehmen. Seither laufen die Nachforschungen, was das Syndikat dort getan hatte und welche Ziele es verfolgte. Sehr bald wurde klar, dass dort Menschen wie Vampire unter extremen Bedingungen unfreiwillig an Experimenten teilnehmen mussten, die sowohl physisch als auch psychisch an Folter glichen.

Lazarus rettete dort sein "Kind" Jaana und stand dafür ein, dass eine Zentrale errichtet werden musste, die Syndikatsopfern eine Hilfe sein sollte. Die hiesige Psychiatrie schien geeignet und so übernahm Cogta Vusin eben diese und ordnete dort die fähigsten Leute an, sich um die Opfer auf einer speziellen Station zu kümmern, damit es ihnen hoffentlich irgendwann wieder besser ging. Er tat alles in seiner Macht stehende und sie waren sich alle sicher, sie würden noch viele Opfer finden - und sehr viele Erkenntnisse aus dem Ex-Syndikatslabor, das bis heute noch viele Dateien beherbergt, die es auszulotsen gilt.

TBC: folgt


Zurück zu „Noctivagus - Venedic, Arizona, USA“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast