[Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Hier findest Du die Ankunftstexte aktiver Charaktere aus Venedic.
Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

[Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:19

OT: Es ist nicht mehr ganz klar, ob Kazimir in dieser Szene schon von Lana (Ex-Userin) geschrieben wurde. Sie hat ihn kurzzeitig übernommen, wir haben aber nie in den Beiträgen festgehalten, ab wann. Wenn sie ihn geschrieben hat, unterliegen die Texte natürlich ihrem Copyright, auch wenn der Charakter von mir, aBraXaS, ist.

Sie hatten das Elysium nach der kleinen Verabschiedung von den Mitarbeiterinnen schnell verlassen. Er fragte sich einen Augenblick, ob Alicia sie besser kannte, doch ihre verabschiedenden Worte hatten deutlich gemacht, dass es nur eine flüchtige Bekanntschaft sein konnte. Kurz war Sorge in ihm aufgeflammt, dass sie schon längst mit Wesen seiner Art in Berührung gekommen war. Doch ihr Verhalten dem Vampir gegenüber, vor dem er sie gerettet hatte, sprach eine andere Sprache. Sie war ihm vollkommen hilflos ausgeliefert gewesen und genau das war der Grund, warum er hatte einschreiten müssen.

Auch wenn er es jetzt schon wieder bereute. Natürlich nicht die Tatsache, dass er Alicia vor ihm beschützt hatte, sondern viel mehr die, dass er sie nun nur noch mehr in Gefahr gebracht hatte. Kaz war vollkommen durcheinander. Seine Gefühle zerrten an ihm in verschiedene Richtungen. Einerseits war er überglücklich zu sehen, dass es Alicia gut ging. Sie war wirklich nach Amerika gekommen, wie er es ursprünglich geplant hatte. Andererseits hatten sich die Dinge in den letzten zwei Jahren geändert. Er hatte nicht gewollt, dass sie ihn findet. Es war ihm ohnehin ein Rätsel wie sie es bewerkstelligt hatte. Schließlich hatte er alles dafür getan seine Spur zu verwischen.

Auf sich selbst wütend biss Kaz sich auf die Zunge, um weiterhin zu schweigen. Er hatte vorhin im Elysium schon zuviel gesagt. Hätte er sich besser unter Kontrolle gehabt, dann hätte er sie auch von dem Kerl weglotsen können, nur weil sie sich schon vorher einmal begegnet waren. Warum hatte er nur nicht genug nachgedacht? Jetzt war seine Schwester in größerer Gefahr, als sie ahnte.

Schweigend hatte er sie vom Elysium weggeführt und war ihrem Blick ausgewichen. Er hatte nie gewollt, dass sie ihn so sah. Heute war er nicht mehr ihr Bruder. Nicht der Bruder, den sie glaubte in ihm zu sehen. Auch wenn es ihn schmerzte, wäre es vermutlich besser gewesen, wenn sie sich nie wieder gesehen hätten. Jetzt, wo Alicia so nah bei ihm war, fiel es ihm immer schwerer sie nicht erneut einfach in die Arme zu schließen und ihr alles zu erzählen. Aber er konnte nicht. Er konnte es einfach nicht tun.

Vollkommen hilflos und in seinen eigenen Zwiespalt vertieft hatte er Alicia aus der Stadt heraus geführt und war mit ihr zum See gekommen. Ab und an hatte er sich besorgt umgesehen, wie als vermute er, dass ihnen jemand folgen könne und in der Tat war er nicht ganz sicher, ob Alicia ein weiteres Treffen mit Charly so glimpflich überstehen würde. Kaz seufzte leise auf. Wie man es drehte und wendete, so schön es auch war seine Schwester zu sehen, es war zu gefährlich für sie und das Beste war, wenn ihre Wege sich sehr bald wieder trennten. Vielleicht konnte er ihr auch immer noch vormachen, dass er sie nicht kannte und vorhin in dem Club nur so getan hatte, um für den anderen Vampir überzeugend zu klingen. Es war ein äußerst verzweifelter Versuch und Kazimir stand nur mit halbem Herzen hinter dieser Idee, aber er musste es darauf ankommen lassen.

Noch immer hatte er nichts gesagt, schließlich war er so tief in seine Überlegungen verstrickt. Seine Schritte wurden etwas langsamer, als sie den See erreicht hatten. Es war eine malerische Landschaft, auch bei Nacht. Auf der schwarzen Wasseroberfläche spiegelte sich der klare Nachthimmel und Kazimir ertappte sich dabei, wie er sich vorstellte, wie schön dieser Ort bei Tageslicht sein musste. Er betrachtete Alicia von der Seite. Ob sie es ihm erzählen konnte? Dann wandte er den Blick jedoch schnell wieder ab, beinah ein wenig zu hastig. Er durfte sich nicht danach sehnen sie bei sich zu behalten. Es war unmöglich und das hatte er schon längst begriffen.

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:19

Seit sie dieses eigenwillige Bar verlassen hatten, hatte er sie nicht mehr angesehen. Alicia hob mehrmals den Blick, wollte etwas sagen, doch er schien absichtlich nicht zu ihr hinüber zu schauen. Die Herzlichkeit, die sie soeben noch hatte fühlen dürfen, war einer Kälte gewichen, etwas, das sie nicht begreifen konnte. Was war nur los mit ihm?

Sie hatte ihn tatsächlich wiedergefunden, sie hatte auf ihr Gefühl gehört und Recht behalten. Er war es, er war es wirklich und nun war alles anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Es war vom ersten Augenblick anders gewesen, als sie es sich ausgemalt hatte, und sie hatte sich viele Situationen ausgemalt. Nichts war vergleichbar mit der, die sie nun wirklich erlebte. Sie trübte die Stimmung der Wiedersehensfreude sichtlich.

Letztendlich ging sie dazu über mit ihm zu schweigen, denn offensichtlich hatte er ein Ziel und erst dort schien er wieder sprechen zu wollen, jedenfalls hoffte sie es. Sie gingen lange nebeneinander her, immer wieder sah sie zu ihm auf und sein bewusstes Wegschauen wandelte sich in Gedankenverlorenheit, wie sie es von ihm kannte. Etwas, das sich nicht verändert hatte, und sie lächelte in sich hinein, diese vertraute Mimik wiederzusehen, die sie so sehr vermisst hatte - so lange, vor allem, vermissen musste. Was ging in ihm vor? Was überlegte er? Was war nur passiert?

Alicia hatte gar nicht gemerkt, wie er sie aus der Stadt hinaus geführt hatte. Erst, als er seinen Schritt verlangsamte, nahm sie wahr, dass sie bei einem See angekommen waren. Der Anblick dieser Umgebung war atemberaubend. Hier war nichts vom Großstadtlärm zu hören oder zu riechen. Es duftete nach frischen Pflanzen und Wasser, zumindest bildete sie es sich ein. Ein einfacher Holzsteg führte einige Meter über die schwarze, kaum wogende Wasseroberfläche. War man in der Stadt, konnte man sich gar nicht vorstellen, dass so nah, so ein schönes Fleckchen Erde mitten in der Natur wartete.

Sie spürte Kazimirs Blick auf ihrem Profil, doch als sie sich zu ihm umwandte, sah er rasch wieder weg. Das erst erfreute, etwas scheue Lächeln schwand und sie sah mit zusammengepressten Lippen auf den Boden, dann wieder den Steg vor sich entlang. "Lass uns da vorn hinsitzen, ja?", sagte sie leise und ging auf die Holzlatten, die mit Hohllauten verlautbarten, dass unter ihnen kein fester Grund war. Ihre Schritte verhallten dumpf auf dem Holz und sie setzte sich am Ende des Steges auf den Boden und ließ die Beine hinabgleiten.

Wäre sie etwas hinuntergerutscht, hätte sie die Wasseroberfläche mit den Schuhspitzen berühren können, so aber blieb sie trocken und blickte sich über ihre Schulter zu ihrem Bruder um. Erwartungsvoll, in Hoffnung, nun zu erfahren, was passiert war, dass er sich hatte verstecken müssen. Aber hatte er sich wirklich auch vor ihr verstecken wollen? "Erzählst Du mir jetzt, was eigentlich passiert ist?" Sie wollte ihn nicht noch einmal aus den Augen verlieren ...

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:20

"Lass uns da vorn hinsitzen, ja?" Es war Alicia, die schließlich doch die Stille zwischen ihnen brach. Sie hatte leise gesprochen und war ohne eine Antwort von ihm abzuwarten den Steg entlang gegangen. Einen Augenblick blieb Kazimir stehen und betrachtete ihr Profil, wie sie sich setzte. Sein Blick wirkte schmerzlich. Er hatte sich so gehofft sie wieder zu sehen und das auch noch, nachdem er begonnen hatte, seine Spuren zu verwischen. Die leise Hoffnung, dass sie nicht aufgeben würde, war immer geblieben, auch wenn er wusste, dass er sich dergleichen nicht wünschen sollte.

Langsam und deutlich lautloser als seine Schwester, folgte er ihr den Steg hinauf. Im Gegensatz zu ihr setzte er sich jedoch nicht und blieb schräg hinter ihr stehen. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und starrte auf die schwarze Wasseroberfläche hinaus. Die Umgebung war erfüllt von den Geräuschen der Natur, die jetzt bei Nacht, wo niemand sonst bei ihnen war, deutlicher zu hören waren. Der Ort war die reinste Idylle und genehmigte es Kaz einen Augenblick die quälenden Gedanken von sich zu schieben.

Allerdings nur so lange, ehe Alicia wieder die Stimme erhob. "Erzählst Du mir jetzt, was eigentlich passiert ist?" Kazimir unterdrückte ein Seufzen und blieb stattdessen vollkommen stumm und ruhig stehen. Er sah nicht zu ihr und beinah konnte man den Eindruck gewinnen, er habe ihre Frage überhaupt nicht wahrgenommen. Erst nach einer kleinen Pause, senkte er den Blick und sah zu ihr. Man konnte unmöglich in seinen Augen lesen, was er dachte. Ebenso schien seine Mimik in Stein gemeißelt.

"Ich war zufällig in dem Club." Seine Stimme war fest und man merkte ihm keinen Zweifel an. Er hatte sich schließlich dafür entschieden, doch noch einmal zu versuchen, ihr das Ganze auszureden. Dabei war ihm vollkommen egal, dass er sich selbst damit verletzte. Er musste Alicia um jeden Preis schützen. "Typen wie der sind gefährlich. Du solltest dich wirklich nicht mit ihnen einlassen. Und du kamst mir so sympathisch vor, dass ich dich ihm wirklich nicht ans Messer liefern wollte."

Die Distanz in seinen Worten war kaum zu überhören. Vorhin im Elysium hatte er sich einen Augenblick seinen Gefühlen hingegeben. Jetzt merkte man davon gar nichts mehr. Es schien wirklich so, als wäre dieser Moment des Erkennens nie geschehen. Er sprach mit ihr so, als habe er sie vorher wirklich nie gesehen und genau das war seine letzte Hoffnung. Er musste ihr wieder einreden, dass sie ihn verwechselte und dass er nicht ihr Bruder war. Sonst hatte er keine Ahnung, wie er Alicia weiter beschützen sollte. Zu mal er noch immer das Funkeln in Charlys Augen nicht vergessen hatte.

"Was suchst du überhaupt in so einem Club?", fragte er nun völlig unvermittelt und ließ sich in einer eleganten Bewegung nun doch neben ihr nieder. Er sah sie nicht mehr an, sein Blick war zurück auf den See gewandert, wo er die Sterne beobachtete, die sich in der Wasseroberfläche spiegelten. Vermutlich würde Alicia ihm eh nicht glauben, obwohl er inzwischen gut darin geworden war, Leuten etwas vor zu machen. Sie war schließlich nicht irgendjemand. Sie war seine kleine Schwester und er hatte in ihrem Blick lesen können, dass sie nur seinetwegen überhaupt in Venedic war.

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:21

Er war stehen geblieben, blickte aufs Meer, sah irgendwie viel zu erwachsen aus. Er war immer älter als sie gewesen, nicht nur die zehn Jahre, die sie unterschieden, sondern auch in seinen Entscheidungen, auch wenn ihre Eltern es nicht so gesehen hatten. Er hatte vernünftige Antworten gehabt - immer, aber er war ihr nie so unterkühlt erwachsen vorgekommen, wie es in diesem Moment war und am Liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle mal wieder locker werden, doch die Situation war zu ernst, als dass dieser Spruch gepasst hätte. Sie stand auf zu dünnem Eis.

Für den Moment glaubte sie, er habe sie nicht gehört, doch dann sah er sie an, undurchschaubar, fremd, unterkühlt. Sie erkannte ihn nicht wieder, erkannte nicht den Bruder in ihm, der er einst war, der er noch vor nicht einer halben Stunde in diesem Club gewesen war - wieder - gewesen war. Als er ihr dann antwortete wandelte sich ihre Mimik in Unverständnis. Was faselte er nur da? Er wusste doch genau, um was es ihr ging, garantiert nicht um dieses eigenartige Treffen an der Bar des Clubs.

Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie begriff, dass er ihr weis machen wollte, dass er tatsächlich nicht ihr Bruder war - schon wieder. Und für einen Augenblick zweifelte sie tatsächlich an ihrer Wahrnehmung. Doch als wäre sie hinter ihr und flüsterte ihr ins Ohr, hörte die 18jährige die Stimme der alten Indianerin, wiederholend das sagend, was sie ihr erst vor einer Nacht schon einmal gesagt hatte: "Manchmal hat man einfach ein Gefühl, eine Intuition, die einem sagt, dass etwas richtig ist, auch wenn der Kopf sagt, dass man es nicht wissen kann oder sich vielleicht irrt. Man sollte immer auf sein Herzen hören, Mädchen, egal, was die moderne Welt einem vorgaukelt sein oder denken zu müssen."

Sie war sprachlos über das, was er hier versuchte und es wäre fast gelungen, er hätte es tatsächlich fast geschafft, aber sie ließ sich nicht noch einmal beirren. Sie war sicher, dass er es war und sie würde sich nicht mehr davon abbringen lassen. "Was suchst Du überhaupt in so einem Club?", durchbrach er ihre Gedanken und setzte sich in einer fließenden Bewegung neben sie, sah sie aber weiterhin nicht an. Sie hatte nicht vor, sich auf dieses Spiel einzulassen.

"Ich glaube, Du tickst nicht richtig, Kaz, Tim, Ben, wie auch immer. Du glaubst doch nicht tatsächlich, dass ich da einfach mal so mir nichts, Dir nichts drauf einsteige. Du solltest mich besser kennen! Ich hab ewig auf Dich gewartet, mein Lieber, ich hab' Dich gesucht, bin allein in dieses beschissene Phoenix gefahren, schlief im Park, bis mich da jemand auflas. Du warst nicht da, Du warst nirgends. Du wolltest mich da raus holen, ich hab' alles gemacht, was Du mir geraten hast, damit wir endlich wieder zusammen sein können. Alles! Und jetzt?", sie war nicht mehr zu halten, redete sich in Rage, sah ihn enttäuscht mit diesem temperamentvollen Funkeln in den Augen an, den sie schon als Kind in ihrem Blick gehabt hatte, wenn sie voller Elan bei einer Sache war. Sie schrie nicht, aber ihre Stimme war fest und laut genug, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

"Du glaubst doch nicht, dass ich diesen ganzen Scheiß auf mich genommen habe, um mir dann von Dir sagen zu lassen, dass Du nicht mein Bruder bist, obwohl Du es bist. Ich bin nicht den langen Weg hier her gekommen, und hab' mir nicht Tag und Nacht die Hacken für Dich abgelaufen, um dann angelogen zu werden. Was auch immer Dich reiten mag, mein Lieber, ich war es nicht. Ich hatte keinen Kontakt zu Dir, wenn Du Dich erinnerst, also bin ich garantiert auch nicht Schuld daran, in welchen Problemen Du auch immer stecken magst, aus denen Du mich raushalten willst.

Entweder hast Du eine Gehirnwäsche erhalten oder Du bist wahnsinnig geworden, das sind die einzigen Gründe, die ich gelten lasse, um Dir diese Lüge zu verzeihen. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, das noch nicht so viel verstehen kann und dem man manchmal etwas vorspielen muss, damit es auf den rechten Weg kommt. Ich kann sehr wohl allein entscheiden, was ich für richtig und für falsch halte, diese Entscheidung hast Du mir nicht abzunehmen! Also rück' mit der Wahrheit raus, wenn Du mich wirklich so liebst, wie Du es immer gesagt hast!"


Es war keine Frage, es war keine Bitte, es war schon fast keine Aufforderung mehr, sondern viel mehr ein Befehl. Genauso, wie sie es schon immer gehabt hatte. Sie hatte sich vielleicht äußerlich sehr verändert, sie war größer und erwachsener geworden, sie hatte sich besser zu artikulieren gelernt und sie hatte mehr Selbstbewusstsein gewonnen, auch wenn sie es schon als Kind gehabt hatte. Aber eines war immer noch das gleiche: Ihr Temperament, was die Liebe zu ihrem Bruder anbelangte. Ihre Willenskraft und den Ehrgeiz. Sie würde ihn nicht gehen lassen, jetzt da sie ihn wieder gefunden hatte und mit jedem Wort und jeder Sekunde mehr, die sie neben ihm saß, wurde sie sicherer und wollte sich in keinem Fall noch einmal blenden lassen.

"Nun? Erzählst Du mir vielleicht JETZT, was eigentlich passiert ist?", wiederholte sie ihre Frage noch einmal, ruhiger, aber mit aufgeregterem Atem als zuvor. Ihr Blick haftete sich an sein Profil, an sein Gesicht, fast so, als würde sie ihn so in Ketten legen können, und hätte andernfalls die Angst haben müssen, dass er aufstand und einfach verschwand ...

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:22

Es kam natürlich genau so, wie Kazimir befürchtet hatte. Alicia ließ sich nicht darauf ein. Beinah hätte er leicht geseufzt. Warum konnte sie es nicht einfach hinnehmen? Es war soviel schwerer standfest zu bleiben, wenn sie so hartnäckig nachbohrte. "Ich glaube, Du tickst nicht richtig, Kaz, Tim, Ben, wie auch immer. Du glaubst doch nicht tatsächlich, dass ich da einfach mal so mir nichts, Dir nichts drauf einsteige. Du solltest mich besser kennen! Ich hab ewig auf Dich gewartet, mein Lieber, ich hab' Dich gesucht, bin allein in dieses beschissene Phoenix gefahren, schlief im Park, bis mich da jemand auflas. Du warst nicht da, Du warst nirgends. Du wolltest mich da raus holen, ich hab' alles gemacht, was Du mir geraten hast, damit wir endlich wieder zusammen sein können. Alles! Und jetzt?"

Auch wenn er Alicia immer noch nicht ansah, hatte seine Miene deutlich einen melancholischen Zug bekommen. Noch vor zwei Jahren hätte er sich über diese Wendung der Dinge gefreut. Er hätte seine Schwester glücklich in die Arme geschlossen und alles wäre gut gewesen. Aber die Lage hatte sich geändert. Er war eine Gefahr geworden. Eine Gefahr für Alicia. Sie konnte nicht bei ihm bleiben und ja, sie hätte ihn niemals finden dürfen. Ein unangenehmes Gefühl der Hilflosigkeit überfiel ihn bei ihren Worten. Sie hatte soviel durchgemacht und das alles seinetwegen. Natürlich war es nicht gerade fair, sie jetzt vor den Kopf zu stoßen, aber…was sollte er schon tun?

Ihre Stimme war fest und er ahnte, wie der Ausdruck ihrer Augen sein würde, wenn er denn zu ihr gesehen hätte. Vermutlich wäre da sein letzter Widerstand in sich zusammen gebrochen. Er hatte sie doch auch vermisst in dieser ganzen Zeit und er hatte sich doch auch danach gesehnt zu wissen, ob es ihr gut ging. Die Schilderung ihrer Suche nach ihm, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Sie hatte so Recht. Er hätte sie da raus holen müssen. Aber alles war so furchtbar schief gelaufen.

Er seufzte nun schließlich doch leise, während Alicia scheinbar ohne Punkt und Komma weiter auf ihn einredete. "Ich hatte keinen Kontakt zu Dir, wenn Du Dich erinnerst, also bin ich garantiert auch nicht Schuld daran, in welchen Problemen Du auch immer stecken magst, aus denen Du mich raushalten willst." Schuld? Wer wollte ihr denn die Schuld geben? Kazimir schloss schmerzlich die Augen. Ja, er steckte da wohl in einem Problem, wenn sie es so nennen wollte und er wollte sie nicht nur da heraus halten, er würde es auch tun.

"Ich kann sehr wohl allein entscheiden, was ich für richtig und für falsch halte, diese Entscheidung hast Du mir nich abzunehmen! Also rück' mit der Wahrheit raus, wenn Du mich wirklich so liebst, wie Du es immer gesagt hast!" Ja, so hatte er sie in Erinnerung behalten. Genau aus diesem Grund hatte er sich vor dem Tag, an dem sie ihn doch finden würde, beinah gefürchtet. Sie wusste Worte geschickt einzusetzen, so dass er kaum noch schweigen konnte. Wenn er jetzt schwieg, würde das nicht heißen, dass er sie nicht liebte? "Nun? Erzählst Du mir vielleicht JETZT, was eigentlich passiert ist?"

Erstmal sagte er gar nichts. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und schwieg. Nach einer Weile seufzte er schwer. "Hör zu, …" Seine Stimme war fest und ruhig. Keine Emotion schwang darin mit, beinah so, als wäre er vollkommen abgestumpft. Er ließ die Hände sinken und sah Alicia aus blicklosen Augen an. "…es gibt Dinge, die ich selbst dir nicht sagen kann, Alicia." Mit diesen Worten hatte er aufgegeben so zu tun, als wäre er nicht ihr Bruder. Auch wenn er es nicht ausgesprochen hatte, war die Art, wie er ihren Namen ausgesprochen hatte, Eingeständnis genug.

Er hob abwehrend die Hand, als wolle er einen erneuten Ausbruch ihrerseits verhindern. "Nein!" Diesmal schien er deutlich hilflos zu klingen. "Gerade weil ich dich liebe, kann ich dich da nicht mit reinziehen." Seine Worte klangen endgültig und in seine Augen schlich sich langsam der Schmerz, der seinen gesamten Körper im Griff hatte. Er wollte Alicia nicht im Stich lassen, aber er konnte sie unmöglich bei sich behalten. "Verzeih mir…"

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:23

Sein Seufzen überhörte sie geflissentlich, auch wenn sie es nicht positiv aufnahm, es überhaupt von ihm mitzubekommen. Es war letztendlich doch ein Zeichen dafür, dass sie gegen eine Wand sprach und das war nie so gewesen. Es verletzte. Zumindest aber unterbrach er sie nicht. Aber dennoch hatte er sich verändert, zu einer Person verändert, die sie gar nicht kennenlernen wollte. Wäre er nicht so herzlich im Elysium gewesen, sie hätte in diesem Moment daran gezweifelt, ob er wirklich noch imstande war, Gefühl für andere zu zeigen, denn momentan kam er ihr einfach nur egozentrisch vor.

Als sie geendet und ihre Frage noch einmal gestellt hatte, vergrub er die Hände im Gesicht und sagte weiterhin nichts. Gerne hätte sie noch auf ihn eingeredet, aber da war die leise Hoffnung, dass es vielleicht gereicht hatte, was sie ihm sagte und angespannt saß sie neben ihm, ihre Hände umschlossen schmerzlich fest die Holzplatte des Stegs, auf dem sie saßen, und sie versuchte unhörbar zu atmen.

Es waren gefühlte Stunden und fast schon hätte sie ihn nochmals angesprochen, als er dann abermals seufzte, offensichtlich zu einer Entscheidung gelangt. Es war der Hoffnungsschimmer, der zurück in ihre Augen trat, als er damit begann, sie solle zuhören. Als ob sie das nicht ohnehin getan hätte, aber sie achtete gar nicht darauf, viel zu wichtig war diese Situation, als dass sie sich an diesen Kleinigkeiten hätte aufhängen wollen. Seine Stimme allerdings war weiterhin gefühllos, irgendwie leer, irgendwie tot - was die Angst bestätigte, dass er vielleicht nur noch Emotionslichtblicke hatte, doch das konnte nicht sein, sie hätte sich das gar nicht erklären können. Aber wo war der lebensfrohe Bruder hin, den sie einst hatte? Eine leichte Sorge schwoll in ihrem Unterbewusstsein an, und mehr denn je hätte sie gerne gewusst, was denn passiert war, dass alles so kam, wie es jetzt war.

"... es gibt Dinge, die ich selbst Dir nicht sagen kann, Alicia." Grundsätzlich hätte sie sich jetzt freuen müssen, und es fiel ihr auch ein Stein vom Herzen, dass er nicht mehr so zu tun gedachte, als sei er nicht, wer er war - er musste dazu nichts sagen, so wie er ihren Namen ausgesprochen hatte, reichte das alles aus und eine verhaltene Woge der Zärtlichkeit strich ihr als Gänsehaut über die Haut.

Es war ein Felsen, der ungehört abrutschte und sie so von einer Last befreite, die sich auf ihr Gemüt gelegt hatte. Der Felsen, der noch immer ein Zweifel in ihr gewesen war, dass sie sich vielleicht doch irrte. Doch sie irrte nicht, der Zweifel schwand und darüber war sie unendlich dankbar.

Doch freuen? So wie er mit ihr sprach? Das, was er sagte? Nein, freuen konnte sie sich darüber nicht. Doch er hatte ihr zugehört und sie würde ihm zuhören und ihn nicht unterbrechen, auch wenn sie ihm gerne gleich entgegengeschleudert hätte, dass es nichts geben würde, dass sie nicht würden besprechen können. Und wenn es die Tatsache war, dass er vielleicht einen Menschen umgebracht ... ihr Gedankenfluss endete abrupt bei diesen Worten ...

... mit einem Mal fiel ihr die Frau im Atlantis wieder ein. Die Frau, an dessen Hals er gehangen und die er bewusstlos ... "Bewusstlos?" auf den Boden gelegt hatte, als er mit ihr ... "fertig war? Kann man das so sagen?" Und noch einige Gedanken mehr prasselten auf die junge Frau ein, vor allem abermals die Stimme der Alten vom Trödelmarkt auf der Parkanlage gestern Nacht: "Manchmal sieht man nur, was man sehen möchte, und manchmal, mein Kind, sieht man mehr, als man sehen sollte." Sie wollte etwas fragen, etwas erwidern, doch er zeigte abermals, dass er sie sehr wohl kannte, und so hob er die Hand und gebot ihr Einhalt und sie schloss die Lippen wieder aufeinander, auch wenn es schwer fiel.

"Gerade, weil ich Dich liebe, kann ich Dich da nicht mit reinziehen." Es klang alles so vorbestimmt, so fest, sie konnte sich über seine Liebe nicht freuen, es klang einfach, als hätte er das jetzt entschieden, ohne sie überhaupt nach ihrer Meinung zu fragen. Und so war es letztendlich auch. Er hatte entschieden, einfach so, über ihren Kopf hinweg. Er macht es nicht besser als ... "Verzeih mir ...", doch ihr Blick hatte sich schon einen einzigen Vorwurf und in eine einzige Enttäuschung verwandelt.

"Du bist nicht besser als sie, keinen Deut besser, als sie!", schleuderte sie ihm, in diesem Moment einfach nicht bereit zur Einsicht, verständnislos entgegen, "Sie haben auch immer über unsere Köpfe hinweg entschieden, sie haben auch immer Dinge einfach bestimmt, ohne mit uns zu sprechen, weil sie glaubten, es sei nur zu unserem Besten!", die letzten drei Worte sprach sie fast nachäffend aus - eine wohlbekannte, wirklich ähnliche Imitation der Stimme ihrer Mutter. Danach wandelte sich ihre Stimme sofort wieder in ihre normale, nachdrückliche, wütende Stimme zurück.

"Da scheiß ich drauf, Ben! Das brauche ich nicht, ehrlich wahr ...", und das Ende ihres Satzes war leiser geworden und die Tränen waren ihr in die Augen getreten. Sie sah weg, aufs Wasser, abgewandt von ihm. Sie wollte jetzt keine Schwäche zeigen. Ihre Nägel gruben sich in das feuchte Holz links und rechts neben ihren Schenkeln. Sie suchte nach den richtigen Worten, wollte sich an den Gedanken erinnern, den sie zuvor hatte vorbeihuschen spüren, und es dauerte auch nur wenige Sekunden, bis sie ihn hatte und festhalten konnte, sich mit diesem wieder zu ihm umwandte.

"Es geht um die Frau im Atlantis, nicht wahr?" Jetzt war ihre Stimme ruhig, zittrig, aber ohne Vorwurf, und ihre Worte ließen für den Moment offen, ob sie seine Begleitung oder die "Ohnmächtige" meinte. "Du hast sie getötet ... sie ist tot ... das ist doch richtig, oder?" Eindringlich war ihr Blick, so eindringlich, dass sie selbst glaubte, jede Lüge sofort enttarnen zu können. Es lag aber auch kein Vorwurf und auch keine Angst in ihrer Stimme, nichts dergleichen. Nur die Hoffnung auf Erklärung, die Hoffnung auf seine offene Ehrlichkeit. "Manchmal sieht man nur, was man sehen möchte und manchmal, mein Kind, sieht man mehr, als man sehen sollte." Es fröstelte sie leicht bei dem Gedanken, aber Angst hatte sie nicht. Nicht vor ihm, vielmehr vor einer möglichen Lüge.

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:24

Es verwunderte Kazimir kaum, dass Alicia noch immer sehr heftig reagierte. Er ließ ihre Anschuldigungen auf sich einprasseln und ließ sie ausreden, auch wenn es ihm Seelenqualen bereitete. "Du bist nicht besser als sie, keinen Deut besser, als sie!"[/re Er schluckte schwer. Noch bevor sie weiter auf ihn einredete, musste er ihren Worten schon Recht geben. Von Alicias Seite her musste es wohl so aussehen, als würde er über ihren Kopf hinweg entscheiden wollen. "Sie haben auch immer über unsere Köpfe hinweg entschieden, sie haben auch immer Dinge einfach bestimmt, ohne mit uns zu sprechen, weil sie glaubten, es sei nur zu unserem Besten!" Und genau diese Gedanken hatte offensichtlich auch Alicia, was ihre Worte nur zu deutlich machten.

Wäre die Situation nicht so ernst und ausweglos gewesen, hätte er es wohl belächelt, wie wahrheitsgetreu sie die Stimme ihrer Mutter nachahmen konnte. Doch es war nicht der Augenblick des Lächelns. Es war ein Augenblick der bodenlosen Verzweiflung. Kaz beherrschte seine Emotion, während Alicia sich ihr vollkommen hingab. "Da scheiß ich drauf, Ben! Das brauche ich nicht, ehrlich wahr ..." Tränen traten in ihre Augen, während ihre Stimme immer leiser wurde. Er war versucht ihr einen Arm um den schutzlosen Körper zu legen, blieb jedoch untätig sitzen. Das wäre eine falsche Geste gewesen. Er konnte ihr keinen Schutz mehr bieten, wie er es früher getan hatte. Jetzt war er die Gefahr, vor der sie Schutz brauchte.

Alicia wandte den Blick ab. Sie versuchte krampfhaft vor ihm stark zu wirken, was ihn zutiefst rührte. Man musste kein Vampir sein, um ihre Emotionen zu durchschauen. Sie hatte ihn wieder "Ben" genannt. Es war seltsam diesen Namen wieder zu hören, schließlich hatte er sich so sehr an "Kaz" gewöhnt, dass er seine Wurzeln beinah vergessen hatte. Auch wenn er in Charly nie eine wirkliche Freundin gesehen hatte, war sie doch eine Gefährtin. Ohne es wirklich zu wissen, machte sie es ihm leicht, sich in sein neues Leben einzufühlen und vermutlich hätte sie es mit den Jahren geschafft, dass er auch Alicia langsam vergessen hätte. Der Gedanke jagte ihm einen plötzlichen Schrecken ein und er sah beinah beschämt zu Boden.

Er suchte noch nach den richtigen Worten. Schließlich wollte er sie nicht verletzen, nicht noch mehr verletzen. Es genügte doch, wenn er sich selbst das Herz brach, in dem er sie fortschickte. Doch schon hatte Alicia sich wieder zu ihm umgewandt und sah ihn fest an. Sie hatte keine Angst, obwohl das, was sie sagte, ihr wohl Angst machen sollte. "Es geht um die Frau im Atlantis, nicht wahr?" Einen Augenblick sah Kazimir sie verständnislos an. Meinte sie etwa Charly? Hatte Alicia etwa das Gefühl, dass er Charly ihr vorzog und deshalb nicht wollte, dass Alicia zurück in sein Leben kam? Aber das war doch Schwachsinn. Er wollte schon ein leichtes Lächeln ansetzen, kam jedoch nicht dazu.

"Du hast sie getötet ... sie ist tot ... das ist doch richtig, oder?" Es dauerte erneut einen kurzen Augenblick, ehe Kazimir die Überleitung verstanden hatte. Er senkte den Blick. Siehst du, Alicia, das ist aus mir geworden. Warum kannst du dich nicht einfach angewidert abwenden, anstatt mich so fest anzusehen? Seine Gedanken waren hilflos. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Wie sollte er ihr die Wahrheit erzählen ohne sie in unglaubliche Gefahr zu bringen?

"Ja." Seine Antwort fiel knapp, aber ehrlich aus. Doch Kaz war sicher, dass Alicia das ganze Ausmaß dieser Szenerie gar nicht begreifen würde, wie auch? Sie glaubte, dass diese eine Frau für ihn eine besondere Sache war, dabei…
Er seufzte leicht und sah Alicia bei seinen folgenden Worten fest an. Sein Blick war so intensiv, dass er einem Angst machen konnte. "Sie war eine…von vielen." Es klang beinah wie eine Beichte, wie ein Geständnis. Es waren Alicias vertraute Augen, die ihn dazu veranlasst hatten, es überhaupt zu sagen. Beinah hätte er hinzugefügt, dass es notwendig war, doch in letzter Sekunde konnte er sich diese Ausführung verkneifen. Vielleicht würde sie jetzt davon laufen und schließlich doch Angst vor dem haben, was aus ihm geworden war, auch wenn sie es nicht wirklich begreifen konnte. Vielleicht würde sie einfach Angst davor haben, dass ihr Bruder ein Mörder geworden war. Der Grund war egal. Sie musste gehen. Sie musste einfach gehen.

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:26

Sie traf mit ihrer Anschuldigung, denn er schluckte. Und wenn sie nicht getroffen hatte, dann konnte sie es sich jetzt zumindest einbilden und das gab ihr für den Bruchteil einer Sekunde die Befriedigung, sein Gefühl noch ansprechen zu können - und auch seine Erinnerungen. Und er verstand nicht gleich, wen sie meinte, weswegen sie noch einmal deutlicher wurde, wer gemeint war und er senkte kurz darauf seinen Blick. Sie hatte ins Schwarze getroffen, eigentlich brauchte er ihr keine Antwort mehr auf ihre Frage zu geben.

Warum sie selbst in diesem Moment nicht erschrocken über diese Tatsache war, sollte sich ihr erst dann erschließen, als er ihr sagte, dass es eine war - von vielen. Sein Blick war durchdringend, jede Faser ihres Seins durchbohrend, aber sie hielt ihm stand. Wollte er ihr Angst einjagen? Anstatt diese zu bekommen, überkam sie erneut eine Welle der Empörung. Empörung darüber, zu welchen Mitteln er griff, um sie von sich fern zu halten.

Warum, verdammt noch mal, tat er das nur? Nach Außen hin allerdings versuchte sie sich diesmal nichts anmerken zu lassen. "So nicht, Freundchen ...", dachte sie im ersten Moment, als sie sich seine Worte noch einmal ins Gedächtnis rief. Er hatte ihr einfach gesagt, dass er getötet hatte und dass es eine Person war, von vielen.

Alicia musterte sein blasses Gesicht. Er war kein Mörder. Er würde nicht töten - einfach so. Es musste eine andere Erklärung geben und genau das war die Erkenntnis, die schon tief in ihrem Innern dazu anhielt, sich keine ängstlichen Gefühle heraufzubeschwören. Sie war nicht einmal geschockt. Womöglich, weil sie schon zuvor sicher gewesen war, dass das Mädchen nicht mehr lebte. Den Schock hatte sie schon allein überwunden.

Immer und immer wieder kamen abwechselnd die Weisheiten der alten Frau im Park in ihren Kopf. Sie wusste, sie würde bald zu ihr zurückkehren müssen, um sich noch einmal zu bedanken, denn genau ihre Worte waren es, die ihr mehr und mehr Kraft gaben, diese Situation zu überstehen, ohne sich blenden zu lassen.

"Okay, Du tötest Menschen, Frauen genauer gesagt ...", stellte sie nüchtern fest und sah in die Ferne des Horizonts. Es war einem lauten Denken ähnlicher, als einem Gesprächsbeginn. Allerdings konnten sie jetzt - hoffentlich und endlich - dazu übergehen, dieses Gespräch wirklich zu beginnen, anstatt vorher unnötige und weitere Hürden zu überwinden.

"Schlicht und ergreifend meine Frage an Dich ...", sagte sie dann nach einer kurzen Weile und sah ihn wieder an, "... warum?" In diesem Moment kam die Reaktion seiner Begleiterin in ihre Erinnerungen zurück. Was auch immer oder warum auch immer er es getan hatte, es hatte auch mit dieser hübschen und doch so boshaften jungen Frau zu tun. Und ... hatte er nicht ... "... Du hast in meine Gedanken gesprochen ...", äußerte sie dann doch laut, bevor sie ihren Gedanken zuende gedacht hatte. Kurz verschleierte sich ihr Blick, wie es bei jemandem war, der eine Erkenntnis hatte und noch einmal zurückdenken musste, um zu prüfen, ob er nicht auch einem Trugbild unterlegen gewesen war, dann nickte sie und ihr Blick klärte sich wieder, als sie abermals seinen suchte.

"Ja, das hast Du ... Du hast in meine Gedanken gesprochen ... was bist Du?" Diese Frage kam so unvermittelt - auch unvermittelt für sie selbst - dass sie gar nicht darüber nachdenken konnte, was sie eigentlich gerade gesagt hatte. Aber alles andere ... es war einfach nicht möglich. Irgendwas passte hier ganz und gar nicht. Ben war nie ein Mensch mit Ansätzen zu übersinnlichen Fähigkeiten gewesen, er war führsorglich und liebevoll, aber nicht telepathisch. Es musste also etwas passiert sein, das sein Wesen veränderte und da das nicht einfach so antrainiert werden kann, musste es eine andere Erklärung geben.

Das, was in Alicias Unterbewusstsein brodelte, war ein reines Ausschlussverfahren und das, was dabei herauskam, musste schlussendlich die Wahrheit oder eine Tatsache sein, wenn sie wirklich alles bedacht hatte. "Oh man, Du hörst Dich echt bekloppt an ...", dachte sie dann bei sich und senkte den Blick aufs Wasser, um zu versuchen, wieder klar zu werden.

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:26

Es kostete Kazimir einiges an Mühe nicht zu Seufzen, als Alicias Miene durchdringend blieb. Sie schien der Angst nicht nachgeben zu wollen. Obwohl er deutlich spürte, dass sie die Tatsache, dass er gemordet hatte, beunruhigte. Aber diese leichte Beunruhigung schien ihr nicht ausreichend, um aufzugeben. Er hätte gern ihren Kämpfergeist bewundert, doch die Situation war zu verzwickt, als dass dies der richtige Augenblick wäre, um ihr ein brüderliches Lächeln zu schenken. Stattdessen blieb er in einer bedrohlichen Anspannung sitzen und sah sie aus seinen inzwischen unnatürlich wirkenden Augen an. Die Unsterblichkeit hatte sein Äußeres verändert. Er war anziehender geworden und geheimnisvoller, doch darüber war er sich selbst nicht wirklich bewusst.

"Okay, Du tötest Menschen, Frauen genauer gesagt ..." Alicias Feststellung klang so nüchtern, dass Kaz seinen Ohren nicht trauen wollte. Verarbeitete sie all das wirklich so gut? Vermutlich hatte sie sich schon eher damit abgefunden, dass er eine Frau getötet hatte. Nur, dass der Fakt, dass es viele gewesen waren, sie gar nicht aus der Ruhe brachte, irritierte ihn dann doch ein wenig. Kurz sah man seinen feinen Zügen an, dass er unsicher wurde, doch Alicias Blick war auf den Horizont gerichtet und so entging ihr dieses kleine Eingeständnis von Schwäche.

Alicias Worte hatten keine Bestätigung verlangt und Kaz sah sich auch nicht genötigt irgendetwas zu sagen. Er nickte nicht einmal, sondern ließ seiner kleinen Schwester Zeit ihr Gedankenkonstrukt auszubauen. Es war ohnehin zu spät ihr noch etwas anderes einreden zu wollen. Vermutlich hatte er über die Jahre vergessen, wie hartnäckig sie sein konnte und vorallem hatte er ihre Liebe zu ihm unterschätzt. Wäre er in ihrer Situation, hätte er schließlich auch alles getan um bei ihr zu sein und nichts auf der Welt hätte ihn davon abhalten können. Nichts….außer Charly. Nicht weil er sie liebte, sondern weil er das, was sie aus ihm gemacht hatte, fürchtete.

"Schlicht und ergreifend meine Frage an Dich ...warum?" Kazimir legte überlegend den Kopf zur Seite und machte dabei den Eindruck sich um das ernste Thema kaum Gedanken gemacht zu haben. Natürlich hatte er alles daran gesetzt, damit Alicia ihn nicht finden würde, weil er wusste, was aus ihm geworden war. Er brachte Menschen um. Er war so etwas wie ihr natürlicher Feind. Aber hatte er je an die Leben der vielen Menschen gedacht, die er dabei ausgesaugt hatte? Kazimir ertappte sich nun nach so langer Zeit dabei, dass er kalt geworden war. So kalt wie Charly war. Er war wie sie geworden. Ihm lag ein lockeres "Es müssen nicht immer Frauen sein." auf der Zunge und für einen Moment war Kaz über sich selbst erschrocken. Sie hatte es wirklich geschafft.

In seine eigenen Gedanken vertieft, verpasste er seinen Einsatz, so dass Alicia schon weiter sprach, ehe er ihr antworten konnte. "... Du hast in meine Gedanken gesprochen ..." Ja, das war ein Fehler gewesen. Aber was hätte er tun sollen? Trotz allem wollte er Alicia doch nur beschützen. In dem Augenblick hatte er alle Vorsicht über Bord geworfen und nicht weiter nachgedacht, auf welche Schlüsse seine Schwester dadurch kommen konnte. Ein kleiner Moment des Unachtsamseins und schon saß sie hier vor ihm und er konnte ihre Gedanken förmlich arbeiten hören.

Ihr Blick war vollkommen verklärt, erst als sie langsam nickte und scheinbar zu einem plausiblen Schluss gekommen war, wurde er wieder klarer. "Ja, das hast Du ... Du hast in meine Gedanken gesprochen ... was bist Du?" Ihre angeschlossene Frage überraschte Kazimir ein wenig, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Sie kombinierte unfassbar schnell. Wie hatte er nur glauben können, dass er ihr irgendetwas verschweigen konnte? Er schwieg zunächst und nahm ihren Gedanken so deutlich wahr, dass er nur mit Mühe ein Schmunzeln unterdrücken konnte. Auch wenn es die Situation wirklich nicht zulassen wollte, übermannten ihn mehr und mehr liebevolle Gefühle.

"Ich bin eine Gefahr.", sagte er schließlich. Seine Stimme hatte einen sehr nüchternen Tonfall. Er wollte sie mit seinen Worten nicht mehr verschrecken. Wenn irgendetwas in seinen Worten mitgeklungen hatte, dann höchstens Resignation. "Selbst wenn ich wollte, dürfte ich dir nicht mehr sagen. Deshalb wollte ich nicht, dass du mich findest. Alicia, die Dinge haben sich verändert. Die Welt ist für mich eine andere geworden." Kazimir klang ernst, nur der sanfte Tonfall mochte nicht ganz zu dem Inhalt seiner Worte passen. "Und du kannst in dieser anderen Welt nicht bei mir sein. Nicht einmal in meiner Nähe." Er machte eine kurze Pause, ehe er leiser und vorallem verletzlicher anfügte: "Auch wenn es mir das Herz bricht."

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:27

Was es war, konnte sie nicht sagen, aber sie fühlte, dass seine kalte Schale zu bröckeln begann und fühlte sich mit jedem Stück mehr befreiter. Sie wollte nicht näher darüber nachdenken, dass er Menschen umbrachte. Sie hatte eine Nacht damit zugebracht, diese Gedanken zu sortieren, die Bilder aus ihrem Kopf zu bekommen.

Jetzt konnte sie die Worte einfach nehmen, wie sie waren, solange sie sich keine Phantasien dazu machte. Hätte sie näher darüber nachgedacht, hätte sie auf andere Gedanken kommen können, doch die Suche nach ihrem Bruder hatte so lange gedauert, sie hatte Jahre diesem Treffen entgegengefiebert, sie würde nichts - rein gar nichts - dazwischen kommen lassen, schon gar nicht ihre eigenen Gefühle.

Ben war nicht schlecht, er war nie schlecht gewesen oder hatte dunkle Geheimnisse oder Auffälligkeiten gehabt. Er war kein Serienmörder, dessen war sie sich sicher, doch woher sie dieses Wissen konkret nahm, konnte nicht sagen.

Er wirkte nachdenklich, doch sie sah es nicht, blickte wieder auf den dunklen Horizont, den das noch dunklere Wasser des Sees und die Baumkronen am anderen Ufer silhouettenhaft schnitt. Ihre Frage hatte sie selbst überrascht, aber je länger und genauer sie darüber nachdachte, desto weniger unwahrscheinlich klang es, auch wenn sie spürte, dass sie ihn damit überrascht hatte. Ein Seitenblick genügte, um festzustellen, dass sie in irgendeiner Form ins Schwarze getroffen hatte und als er zu Sprechen begann, sah sie ihn wieder an.

Er sei eine Gefahr - sie runzelte die Stirn. Was kam jetzt? Er klang nicht mehr abschreckend, wie er es wohl zuvor beabsichtigt hatte, viel mehr sachlich, klar, aber ohne Leidenschaft. Als hätte er etwas aufgegeben, woran er solange noch festhalten wollte. Er könne ihr nicht mehr sagen als das, selbst wenn er wollte. Das war der Grund, warum sie ihn nie hätte finden sollen. "Du kennst mich aber schlecht ...", dachte sie nicht ganz so ernst, wie es sich anhörte.

"Und du kannst in dieser anderen Welt nicht bei mir sein. Nicht einmal in meiner Nähe. - Auch wenn es mir das Herz bricht." Schweigend sah sie ihn an, musterte sein Sein und verglich es mit seinen Worten. Er meinte es durchaus so, wie er es sagte und sie fragte sich, welche Möglichkeiten es gab, die ihn zu solch ernsten Worten veranlassten. War er in eine Sekte geraten? Womöglich in diese vampirische Sekte, von der sie aus der Zeitung wusste? Rosie hatte alle Artikel aufgehoben, sie studierte täglich die "Venedic Post", immer und immer wieder war von dieser Sekte die Rede. Hatte sie gerade gefragt, was er war?

Wenn es diese Sekte gäbe, wäre das nicht der Grund, warum er keinen Kontakt mehr zu ihr haben konnte? Weil er begriffen hatte, dass diese Sekte gefährlich war, weil sie tötete, weil sie wie Vampire töteten, sie allesamt und er mitten drin war? Konnte er nicht heraus? Wenn es eine Sekte war, so war sie sicher, dass er aussteigen wollte, denn glücklich schien er mitnichten zu sein. Sie hatte gefragt, was er war ...

Ben würde niemals irgendwo bleiben, wenn es nur die geringste Chance gab, dass er gehen konnte und aus einer Sekte konnte man immer fliehen. Es gab Anlaufstellen, Sektenberatungen, die Polizei, es war möglich herauszukommen, wenn man es wirklich wollte. Er war jetzt in diesem Moment auch bei ihr, hier am See, ohne, dass irgendwer anders da war oder ihnen gefolgt wäre. Dafür ging alles viel zu schnell. Er bewegte sich frei in der Stadt, also konnte er auch frei woanders hingehen. Er sah sich nicht ängstlich um, hätte sie nicht hier her geführt, wenn er geglaubt hätte, dass irgendwer ihr schaden könnte. Nein, es war ihm möglich zu gehen, wo auch immer er hin wollte, wenn er in eine solche Glaubensgemeinschaft gerutscht wäre.

Alicia zog die Beine auf den Steg, setzte sich seitlich so zu ihm hin, dass sie direkt auf sein Profil sah und lehnte sich einem Holzpfosten an, der den Steg in der Höhe hielt. Sie legte die Arme um die Knie, hielt mit einer Hand das Handgelenk der anderen und atmete tief durch. "Gib mir einen Moment, okay?" Sie wollte nicht in Gefahr laufen, dass er ihren Gedankenfluss unterbrach. Sie sah abwechselnd auf ihn, in den Himmel, seitlich hinunter aufs Wasser, wanderte die sachten Wellen entlang bis zum Horizont und sah in dann wieder an.

Wenn es keine Sekte war ..., nun blickte sie auf ihre Hände, auf ihre Knie, knibbelte daran herum und hatte die Stirn in leichte Denkfalten gelegt. - Wenn es eine Sekte wäre, verbesserte sie sich in Gedanken, dann würde er gehen, ohne weiteres, aber er sieht keinen Ausweg. Er sieht nicht aus, er wirkt nicht, als würde unter einer Gehirnwäsche leiden und sie war überzeugt, er würde es ändern, wenn er es könnte, aber er konnte nicht. "Ja, und wenn von allem nichts anderes übrig bleibt, als eine Sache, auch wenn sie noch so unglaublich klingt, dann ist das die Wahrheit, insoweit Du an alles gedacht hast ...", aber hatte sie an alles gedacht? Ihr Sein sträubte sich weiterhin gegen das, was so offensichtlich vor ihr lag.

Wieder betrachtete sie ihn. Er wirkte so rein, so schön. Als sie ihn umarmt hatte, hatte sie seine kalte Haut auf ihrer gespürt, kalt wie vom Winter, aber es war weder Winter, noch war er draußen gewesen, als er auf sie zugekommen war. Nein, es war nicht möglich, das gab es nicht ... gab es ... nicht. "Kazimir, was ist, wenn wir uns in meiner Welt treffen? Jetzt geht es doch auch, oder? Ich meine, es ist möglich, das ist eindeutig. Du brauchst mich nicht in Deine Welt mitnehmen, ich habe jemanden gefunden, bei dem ich ein Zimmer habe und arbeiten kann - hier in der Stadt, wir sind gemeinsam hergezogen.

Ich muss nicht zu Dir kommen, um meinen Bruder wieder zu haben ... und das ist alles was ich will, egal was es ist, das Dich hindert, es anders zu halten, auch wenn ich es schade finde. Ich bin allerdings mittlerweile alt genug, um nicht von Dir beschützt werden zu müssen ..."
, jetzt lächelte sie ihn an. Sie ahnte, dass er das vielleicht nicht so sehen könnte, da er letztendlich eben doch ihr großer Bruder war, aber war das eine Möglichkeit, die auch er in Erwägung ziehen konnte?

Sie wollte ihn nicht ausquetschen, aber sie war fest entschlossen, herauszufinden, was mit ihm nicht stimmte. Wenn er aber auf die Idee kam, sich jetzt wieder aus dem Staub zu machen, wäre das schwieriger, als anders.

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:28

Auf seine Worte hin, hatte Alicia sich herum gedreht. Sie lehnte sich an einen der Holzpfeiler, die den Steg in gleichmäßigen Abständen säumten und zog die Knie an den Körper, ehe sie die Arme darum schlang. "Gib mir einen Moment, okay?" Kazimir deutete ein Nicken an und ließ seinen Blick wieder weg von ihrem Profil auf die Landschaft gleiten. Er hatte schon zuviel gesagt, soviel stand fest. Aber was hätte er anderes tun soll? Sie war doch nicht irgendein Mensch, der nichts von ihrer Existenz erfahren durfte. Sie war Alicia. Seine geliebte kleine Schwester. Er hatte nie darum gebeten einer von ihnen zu werden. Es war seine Schwäche gewesen, sein Fehler. Sollte Alicia jetzt dafür büßen müssen?

Seine Gedanken wanderten weiter zu Charly, während er Alicia immer noch einen Moment der Ruhe gab. Charly war so grundsätzlich anders als er. Aber hatte sie nicht auch ihre eigenen Regeln gebrochen, indem sie ihn zu einem von ihrer Art gemacht hatte? Wie sollte sie ihm jetzt verübeln, dass er seine kleine Schwester nicht belügen konnte und vorallem nicht belügen wollte. Kazimir fuhr sich durch sein Haar. Es gab nur einen einzigen Weg, damit Charly akzeptieren würde, was er hier gerade tat und zu diesem Schritt war er nicht bereit. Nicht jetzt und vermutlich würde er es nie sein. Das Dasein so zu fristen, wie er es jetzt tat, war nichts, was er sich für Alicia gewünscht hatte.

Alicia unterbrach seine Gedanken, indem sie sich wieder zu Wort meldete. "Kazimir, was ist, wenn wir uns in meiner Welt treffen? Jetzt geht es doch auch, oder?" Beinah hätte er schon aufbegehrt, denn was er jetzt tat, war schon zuviel und doch blieb er stumm und wandte ihr seinen Blick wieder zu. Er wollte sie aussprechen lassen und wenn es nur war, um ihr einen Moment der Hoffnung zu schenken. "Ich meine, es ist möglich, das ist eindeutig. Du brauchst mich nicht in Deine Welt mitnehmen, ich habe jemanden gefunden, bei dem ich ein Zimmer habe und arbeiten kann - hier in der Stadt, wir sind gemeinsam hergezogen." Sie lebte in Venedic? Verzweiflung umklammerte Kazimirs Seele. Venedic war kein sicherer Ort. Es wimmelte nur so von den seinen hier.

"Ich muss nicht zu Dir kommen, um meinen Bruder wieder zu haben ... und das ist alles was ich will, egal was es ist, das Dich hindert, es anders zu halten, auch wenn ich es schade finde. Ich bin allerdings mittlerweile alt genug, um nicht von Dir beschützt werden zu müssen ..." Kazimir seufzte schwer. "Nicht von mir. Vor mir." Die Worte purzelten einfach so aus ihm heraus, ohne dass er es wirklich gewollt hatte. Ihr Angebot klang so verlocken, dass er darauf eingehen wollte. Er wollte sie in seiner Nähe wissen, mehr als alles andere. Aber wenn sie in Venedic blieb und er mit ihr Kontakt hielt….wie sollte er das vor Charly verheimlichen? Er wusste, dass er vor ihr keine Geheimnisse haben konnte.

"Glaub mir, Alicia, ich möchte nichts mehr, als dich bei mir zu wissen." Die Worte kamen langsam nach und nach. "Erinnerst du dich an die Frau im Atlantis? Ich war mit ihr dort." Mehr und mehr wusste er, dass er einen Fehler begann, in dem er ihr davon erzählte. "Sie ist gefährlich und ich bin…" …es auch. Doch diesen Teil sprach er nicht laut aus. "…ich bin ihr verpflichtet. In gewisser Weise." Der Ausdruck seiner Augen wurde finster und seine Stimme hatte einen bitteren Klang angenommen. "Du musst mir versprechen, sie zu meiden." Sofort hatte alles an ihm sich verändert und er etwas wie Aufregung hatte sich in seine Worte gelegt. "Und nein. Ich kann nicht einfach fort von ihr." Kazimir schüttelte den Kopf und kam Alicias Frage zuvor. Wie sollte er ihr nur begreiflich machen, was er nicht in Worte fassen durfte? Alles an ihm wirkte von einem auf den anderen Moment schwach. "Es tut mir so leid, dass das alles so gekommen ist."

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:29

Auf ihre Worte hin hatte er vorerst nur ein Seufzen übrig. Sie hatte ihm, wie schon immer, angesehen, dass ihm etwas auf der Seele brannte, aber er ließ sie aussprechen, unterbrach sie nicht und das anschließende Seufzen hatte das Aufbegehren schon wieder unter Kontrolle, wie sie glaubte. Vor allem, als sie hörte, was er ihr zu sagen hatte. Er verbesserte sie und sie hob die Augenbrauen. Sicherlich war er keine Gefahr für sie, da konnte er ihr erzählen, was er wollte.

Suchte er schon wieder nach Ausreden, als er ihr beteuerte, er würde sie gerne bei ihm wissen. Seine Worte kamen bedacht und sie wünschte sich in diesem Moment, sie wären weniger überlegt gewesen, dann wäre sie der Wahrheit näher gekommen, aber im Augenblick schien es, überhaupt keinen wirklichen Zugang zu ihm finden. Ihre Lippen kräuselten sich leicht bockig, als sie dann aber doch nickte. Ihre Augen wurden etwas finsterer, weil sie sich nur zu gut an dieses Weibsbild erinnern konnte, vor dem er sie gewarnt hatte und nun wieder warnte. Das Weibsbild, das ihr offensichtlich etwas hatte antun oder sie hatte verschleppen wollen, weil sie etwas gesehen hatte, was sie lieber nicht hätte sehen sollen. Natürlich erinnerte sie sich an diese Frau.

Es war nichts neues, dass diese Miss gefährlich war. Fast schon hätte Alicia verächtlich geschnaubt. Glaubte er wirklich, sie war so töricht? Sie solle von ihr fernbleiben - nichts anderes hatte sie zu tun gedacht - und er sei ihr auf eine Art und Weise verpflichtet ... eine Aussage, die noch mehr Fragen aufwarf, die Alicia in diesem Moment nicht stellen durfte, wie sie in den letzten Minuten nur all zu schnell erkennen musste. Jedenfalls nicht, wollte sie hier weiter kommen. Fragen nach dem "Warum", Fragen nach dem "Wieso" ... sie schluckt sie allesamt hinunter, vertagte sie, weil sie heute keine Antworten bekommen würde. Sie würde diese Antworten selbst finden, dieser Entschluss war schon seit den letzten Minuten sicher, aber das brauchte er nicht wissen. Wenn er ihr nicht antworten wollte, dann würde sie eben selbst die Antworten finden.

"Glaubst Du ernsthaft, ich würde die Nähe dieser ... Person suchen? Sicherlich nicht ...", sagte sie zwischenrein, weil sie es einfach nicht unterdrücken konnte. "Da brauche ich Dir vor allem schon mal gar nichts versprechen, das habe ich mir schon lange selbst versprochen, keine Sorge ...", aber sie überhörte seine Aufregung nicht.

"Ich hätte auch gar nicht verlangt, dass Du von ihr fort solltest. Ich habe mich entschlossen, Dich Dein Leben einfach leben zu lassen. Wenn Du mir nichts sagen kannst oder willst, dann ist das so und das habe ich zu respektieren. Was ich aber nicht respektiere oder gar toleriere ist, dass ich Dich jetzt, nachdem ich Dich endlich gefunden habe, wieder gehen lassen soll. Glaub' mir, dass ich Dich wieder finden werde, ich werde Dich überall finden, da kannst Du Gift drauf nehmen. Du kannst noch so viele Namensänderungen vollziehen, Du kannst noch so weit weg reisen oder was auch immer tun, Du bist immer noch mein Bruder und wenn es Jahre dauert, es wird Dir nicht möglich sein, Dich vor mir zu versteckten." So hart hätte es gar nicht klingen sollen, es war fast eine Drohung, aber sie konnte einfach nicht anders.

"Es tut Dir leid ... auch das kannst Du Dir sparen, Ben, wenn es Dir wirklich leid täte, würdest Du jetzt und hier eine Möglichkeit finden, wie wir Dein und mein Leben vereinen könnten, ohne, dass es Schwierigkeiten gibt, in die Du Dich einfindest. Bin ich Dir denn überhaupt nicht wichtig? Oh nein, vergiss es ...", ihre Frage war fast zärtlich gestellt, fast so, als kämen ihr die Tränen, aber schon in dem Moment, als sie sie aussprach, kannte sie seine Antwort und das wischte die Zartheit abermals weg, "Du willst nur wieder sagen, gerade weil ich Dir wichtig wäre, würdest Du den Kontakt zu mir meiden müssen. Das kannst Du Dir in die Haare schmieren ...", und jetzt brannten doch Tränen in ihren Augen. Tränen der Enttäuschung darüber, wie überzeugt sie war, dass es genau das war, das er ihr sagen würde. Alicia drückte sich in den Stand, blickte noch einmal auf ihn herab und ging dann einige Schritte ohne weiteren Blick den Steg zurück entlang zum Ufer. Sie musste sich abreagieren, sich bewegen, in diesem Zustand konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.

Für einen Moment war verflogen, welchen Plan sie sich zurechtgelegt hatte. Für diesen Augenblick war es einfach nur Enttäuschung und Wut über seine Worte und sein Verhalten und sie wusste, sie würde diese Fragen stellen, die sie beantwortet haben wollte. Fragen, die ihn weiter von ihr wegtreiben würden, würde sie jetzt nicht etwas runterkommen. Abrupt blieb sie stehen und wandte sich zu ihm um.

"Nichts hat uns je auseinandergebracht, nichts und niemand, Ben. Hast Du das vergessen? Es gibt nichts auf dieser gottverdammten Welt, dass unser Band durchschneiden könnte und Du weißt das. Also lass es doch nicht zu ...", nun waren die Tränen der Wut in Verzweiflung gewichen und das, was sie so sehr bedrückte, ließ ihre Wangen feucht werden und ihre Stimme leicht zittern, liebend, sehnend - ganz klein, so verletzbar, wie jemand nur sein konnte, wenn er vor einem stand und sagte, was sie jetzt sagte: "Ich liebe Dich doch ..."

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:30

Alicia wäre nicht seine Schwester gewesen, wenn sie nicht augenblicklich protestiert hätte oder zumindest ihre Meinung zu dem eben Gesagten preis gegeben hätte. Geduldig hörte er ihr zu und unterbrach sie nicht. “Wenn Du mir nichts sagen kannst oder willst, dann ist das so und das habe ich zu respektieren. Was ich aber nicht respektiere oder gar toleriere ist, dass ich Dich jetzt, nachdem ich Dich endlich gefunden habe, wieder gehen lassen soll.“ Das verlangte er auch nicht. Nicht mehr. Schon zu sehr hatte er sich wieder an ihre Gesellschaft gewöhnt. Es waren nur diese wenige Zeit gewesen und doch war Kazimir sicher, dass es ihn unglaubliche Willenskraft kosten würde, sich noch einmal von ihr zu trennen.

“Glaub' mir, dass ich Dich wieder finden werde, ich werde Dich überall finden, da kannst Du Gift drauf nehmen. Du kannst noch so viele Namensänderungen vollziehen, Du kannst noch so weit weg reisen oder was auch immer tun, Du bist immer noch mein Bruder und wenn es Jahre dauert, es wird Dir nicht möglich sein, Dich vor mir zu versteckten." Ihre Worte klangen hart, beinah wie eine Drohung. Es versetzte Kazimir einen leichten Stich. Er wusste doch, dass er ihr Unrecht getan hatte, indem er sich ihr entzogen hatte. Aber sie wusste doch nicht, was ihn dazu bewegt hatte. Wie sollte sie es auch verstehen? Niemand glaubte an die Existenz von dem, was er nun schon seit gut zwei Jahren war. Doch Alicia hatte noch nicht geendet.

"Es tut Dir leid ... auch das kannst Du Dir sparen, Ben, wenn es Dir wirklich leid täte, würdest Du jetzt und hier eine Möglichkeit finden, wie wir Dein und mein Leben vereinen könnten, ohne, dass es Schwierigkeiten gibt, in die Du Dich einfindest. Bin ich Dir denn überhaupt nicht wichtig? Oh nein, vergiss es ..." Ihre Worte klangen plötzlich verletzlich und Kazimir wandte sich ihr zu. War schon versucht sie in den Arm zu nehmen, doch seine Schwester ließ ihm keine Möglichkeit dazu. "Du willst nur wieder sagen, gerade weil ich Dir wichtig wäre, würdest Du den Kontakt zu mir meiden müssen. Das kannst Du Dir in die Haare schmieren ..." Er sah die Tränen in ihren Augen und das schmerzte ihn.

Mit diesen Worten war Alicia aufgestanden und hatte sich einige Schritte von ihm entfernt. Das Holz knarzte leise unter ihren Schritten und Kazimir sah ihr nicht nach. Er seufzte leise und schloss kurz die Augen. Er hatte beinah vergessen, wie stur Alicia sein konnte. Sie gestand ihm kaum ein, dass er sich das alles anders gewünscht hatte. Aber hatte sie nicht irgendwo auch Recht? Es war falsch sie auf Abstand zu halten, nur weil er einen Fehler begangen hatte. Doch was würde es bedeuten, wenn er sie in seiner Nähe duldete? Was würde sie sagen, wenn er ihr sein wahres Wesen offenbaren würde?

Kazimir hatte sich nun ebenfalls erhoben und sah zu ihr herüber, als sie stehen blieb. "Nichts hat uns je auseinandergebracht, nichts und niemand, Ben. Hast Du das vergessen? Es gibt nichts auf dieser gottverdammten Welt, dass unser Band durchschneiden könnte und Du weißt das. Also lass es doch nicht zu ..." Hörbar atmete er aus. Ja, da war dieses innige Band der geschwisterlichen Liebe und nichts konnte sie trennen. Aber die Dinge hatten sich geändert. In eine Richtung geändert, die man nicht hatte absehen und noch weniger begreifen können. "Ich liebe Dich doch ...“

Diese Worte wischten alle Gedanken aus seinem Bewusstsein. Mit wenigen schnellen Schritten war er bei ihr und schloss sie wortlos in seine Arme. Er zog sie in eine feste Umarmung und schloss die Augen. Zärtlich küsste er ihr Haar und drückte sie näher an sich. “Ich dich doch auch...ich liebe dich auch.“ Seine Worte waren ein leises und von Tränen ersticktes Flüstern. Er hatte sie kaum noch zurück halten können. Und er ging noch weiter als das: „Ich werde nicht zulassen, dass uns irgendetwas trennt.“ Er konnte kaum anders, als seinen innigsten Wunsch in Worte zu fassen und ihn somit gültig zu machen. All seine Vorsicht und seine Vorsätze waren verschwunden. Wie so oft verleitete die Liebe einen dazu Unüberlegtes zu tun. Doch in diesem Moment gab es für Kazimir kein Denken an das, was kommen würde. Es gab nur ihn und seine kleine Schwester hier draußen am See, endlich wieder vereint.

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:30

Wieder hatte er sie nicht unterbrochen, sie hatte sich so sehr in Rage geredet, dass sie einfach nur noch wehr- und hilflos war. Sein Blick hatte sich verändert, doch das hatte sie schon nicht mehr mitbekommen.

Als sie nun da stand und er selbst ihr gegenüber, und als sie ihm sagte, dass sie ihn doch liebe, kam er ohne zu Zögern einfach auf sie zu und nahm sie in den Arm. Im ersten Moment konnte sie nicht, nur die Tränen nicht mehr zurückhalten und als er ihr sagte, dass er sie doch auch liebe und dass er nicht zulassen würde, dass sie irgendetwas trennen würden, ließ sie sich in ein bodenloses Loch fallen - einfach in seine Arme sinken und weinte.

Ihre Arme schlossen sich um den kühlen Körper ihres Bruders, doch die Kälte nahm sie gar nicht wahr. Sie drückte ihre Schläfe an sein Herz und ließ einfach nur zu, dass er sie hielt und dass er sie bedingungslos liebte, wie ihre Liebe sie durchdrang wie einen Schwamm, der alles in sich aufsog, was er an Zuneigung bekommen konnte.

So lange Zeit war vergangen, so vieles war vorgefallen, sie konnte nicht anders, als diesen ganzen Schmerz in ihre Tränen und ihre Umarmung zu legen und sie wollte, dass diese Nähe niemals wieder ging. In diesem Moment war sie die kleine Schwester, die miterleben musste, wie die Eltern ihren geliebten Bruder aus dem Haus gehen ließ, ihn geradezu herausgeekelt hatten und sie nicht hinterher laufen durfte. Dort hatte all das begonnen, es war schon so lange her.

Es waren gefühlte Stunden für Alicia, bis sie langsam ruhiger wurde und sie würde später nicht mehr sagen können, wer von beiden die Umarmung langsam löste. "Danke ...", flüsterte sie nur, als sie ihn wieder ansehen konnte - aus leicht kajalverschmierten Augen, aber wieder getrockneten, nur noch leicht feuchten Tränen auf den Wangen.

"Und ... wie geht es jetzt weiter?" Sie wollte diese Frage eigentlich überhaupt nicht stellen und genauso leise darauf hindeutend kam sie über ihre Lippen, aus Angst, er könnte seine Meinung doch wieder ändern. Dennoch - sie musste gestellt werden, das alles musste geklärt werden.

Benutzeravatar
Kazimir
Vampir
Beiträge: 9
Registriert: 22.09.2016, 19:58
Charname: Benjamin (Ben) of Greenwood
Pseudonym: Kazimir (Kaz) Foster
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 28 Jahre
Augen: grau-grün
Haare: schwarz
Stadt: Venedic
Rasse: Vampir
Fähigkeiten: noch unbekannt
Kleidung: einheitlich schwarz
Sonstiges: Dieser Charakter steht frei, falls ihn jemand spielen möchte.
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Kazimir » 24.09.2016, 18:31

Minutenlang hielten die beiden Geschwister sich einfach nur fest. Alicia hatte sich dankbar in seine Umarmung sinken lassen und hielt sich an ihm fest, als wäre er der letzte Halt in einer zerstörten Welt. Vermutlich war er genau das. Jetzt, da Kazimir alle Vorsicht hatte fallen lassen, drückte er seine kleine Schwester eng an sich und klammerte sich seinerseits an den warmen Hauch ihrer Existenz. Ihr Leben zog ihn nicht aus Blutdurst an. Es war eine andere Sehnsucht, die er die ganze Zeit über gespürt hatte. Doch in diesem Augenblick gestattete er sich nicht in Selbstmitleid zu versinken.

Nach einer scheinbaren Ewigkeit lösten sie sich von einander und Alicia hauchte ein leises "Danke", was Kazimir ein warmherziges Lächeln entlockte. Er war ganz der große Bruder, für den es sich gelohnt hatte, so lange auf der Suche zu sein. [color=808080] "Und ... wie geht es jetzt weiter?"[/color] Ihre Stimme klang nur leise und vorsichtig. Vermutlich fürchtete sie immer noch, dass er einfach wieder in das kühle Verhaltensmuster zurück fallen konnte, doch für Kaz gab es kein zurück mehr. Er seufzte leicht und nahezu lautlos. Ehe er antwortete strich er seiner Schwester die halb getrockneten Tränen, die von ihrem Gefühlsausbruch zeugten, von den Wangen und sah sie mit einem tiefen Schmerz in den Augen an.

Die Frage nach der Zukunft, wie es weiter gehen sollte, brachte das Dilemma zurück in Kazimirs Leben. Er wusste, dass es keine Möglichkeit mehr gab Alicia davon zu überzeugen, dass sie ihn gehen lassen musste. Er war zu weit gegangen, um sie erneut von sich fern zuhalten. "Ich weiß es nicht," gestand er schließlich und sah einen Augenblick über Alicia hinweg in die Ferne. Wie hatte er sich nur hinreißen lassen, ihr soviel Nähe zu geben. Nicht nur Alicia würde erneut verletzt werden, sondern auch er selbst, wenn sie nun doch herausfand, was aus ihm geworden war…und irgendwann würde sie es erfahren müssen.

"Versteh mich nicht falsch," fügte er leise hinzu und sah ihr wieder fest in die Augen. Und plötzlich überrollte ihn das Gefühl, dass es vollkommen unangebracht war so ernst und steif zu sein. Schließlich hatte er sich so sehr nach ihrer Nähe und Geborgenheit gesehnt, dass er sie doch jetzt nicht durch trübselige Gedanken und Blicke zerstören konnte. Ein herzliches Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Morgen um Mitternacht wieder hier?" Diebische Vorfreude stand in seinem Blick und er konnte sich nicht zurückhalten, als er Alicia in die Wange zwickte.

Er wusste nicht, ob es eine besonders kluge Idee war. Nicht nur, dass er Alicia an seinen Tages- und Nachtrhythmus unweigerlich anpasste, viel mehr schlichen sich langsam wieder Gedanken an Charly in seinen Hinterkopf. Er konnte wohl kaum auf Mitgefühl ihrerseits hoffen und es stellte sich die Frage, ob er vor ihr geheim halten konnte, wer Alicia war und dass er sie weiterhin sehen wollte. Ihr einziger Vorschlag würde ihm keineswegs gefallen. Alicia durfte keine von ihnen werden…niemals.

TBC: folgt

Benutzeravatar
Alicia
Mensch
Beiträge: 11
Registriert: 23.09.2016, 11:28
Charname: Alicia Cloe of Greenwood
Pseudonym: A.C.
Alter: 18 Jahre
Augen: grün-grau
Haare: schwarz-braun, lang, wellig
Größe: 170cm
Stadt: Venedic
Rasse: Mensch
Klasse: unwissend
Beruf: Verkauf "Sammelsurium"
Kleidung: dunkelolivfarbene (unifarben), weite BW-Hose, ein einfaches, schwarzes, enganliegendes, ärmelloses Shirt in schwarz, ihre Hundemarke und Stahlkappendocs
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
Kontaktdaten:

Re: [Kazimir]: (Don't) cry, little sister

Beitragvon Alicia » 24.09.2016, 18:32

Es war eine Umarmung, die die Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten, aufholen wollte, es schien, als wolle alle Sehnsucht sich auf einmal entladen und die letzten Augenblicke konnte Alicia sich tatsächlich auch fallen lassen. Fallen lassen in eine Umarmung, nach der sie sich so lange gesehnt hatte, auch wenn die Umstände eigenwillig waren, auch wenn es wie ein Kampf, wie ein Krieg war, den sie erst fechten musste, um diesen Sieg tatsächlich erringen zu können.

Erst als sie sich lösten, konnte sie die Augen wieder öffnen und die Unsicherheit kam zurück. Er wusste nicht, wie es weitergehen solle, aber sie solle ihn nicht falsch verstehen. Da war es wieder, dieses Fremde, das sie nicht an ihm kannte, das, was sie vorsichtig sein ließ, weil sie fürchtete, ihn in der nächsten Sekunde wieder zu verlieren. Doch er lenkte ein.

"Wunderbar ... Morgen um Mitternacht klingt wunderbar und hier ist wirklich ein schöner Ort ...", sie hätte auch die Hölle in Kauf genommen, hätte er das vorgeschlagen, alles war ihr Recht, Hauptsache, sie konnte ihn wieder sehen und er verschwand nicht einfach wieder im Niergendwo. Alles andere musste die Zeit bringen. Alicia hätte gerne alles auf einmal gehabt, doch sie wusste, dass sie ihn dadurch verlieren konnte - wieder verlieren, und dann vielleicht auf ewig. Die Kraft, ihn noch einmal so viele Jahre zu suchen, war in dem Moment verschwunden, als sie seine Umarmung gespürt hatte. Sie konnte nicht noch einmal ein halbes Leben dafür aufbringen, aber sie wusste auch, dass sie es tun würde.

In ihrem Inneren war die Hoffnung, dass sich alles wieder normalisierte, und doch wusste sie, dass sich ganz grundlegende Dinge unveränderbar verändert hatten und dass sie lernen musste, von ihren Vorstellungen Abschied zu nehmen und aus dem, was da war, das Beste zu machen. Es fühlte sich schwer an und Wehmut schwang einen leichten Unterton in der Melodie ihres Gefühls.

"Ich denke, ich sollte dann wirklich nach Hause gehen und mich ausschlafen, damit ich fit bin, auch wenn ich Dich gar nicht gehen lassen mag ..." "... weil ich Angst habe, Du könntest die Zeit nutzen, zu verschwinden und morgen einfach nicht hier sein." Diesen Rest des Satzes sprach sie allerdings nicht aus, sie wollte ihn nicht auf falsche Gedanken bringen, sollten diese bei ihm nicht schon geboren sein. Am Liebsten hätte sie ihn mitgenommen. Alicia versuchte sicher und selbstbewusst vor ihm zu stehen, doch er würde wohl merken, dass sie Angst hatte, ihn gehen zu lassen.

"Begleitest Du mich noch ein Stück?" Sie war niemand, die viel Angst in der Dunkelheit und in einer großen Stadt hatte, aber sicher war nun einmal sicher. Und sie wollte jede Sekunde auskosten, die sie mit ihm haben konnte. Es gab noch so viel zu besprechen.

"Ich bin bei einer sehr lieben Frau untergekommen. Sie ist wie die Mutter für mich, die wir nie hatten, aber gleichzeitig eine Freundin. Ihr Laden ist im Freizeitzentrum und heißt "Sammelsurium". Dort ist auch mein Zuhause, mit einem eigenem Zimmer ...", fast schon bereute sie, es angeschnitten zu haben. Er könnte glauben, dass sie es so gut hatte, dass sie ihn nicht brauchte und Alicia aufgefangen würde, wenn sie fiel. Aber sie wollte auch nicht alles verschweigen, nur weil sie die Angst auffraß, dass die Gefahr größer wurde, wenn er ging.

Kazimir hatte sie noch ein Stück begleitet, zumindest soweit er dann sicher sein konnte, dass ihr nichts mehr geschehen würde. Sie verabschiedeten sich mit einer langen Umarmung und Alicia war einfach nur noch erleichtert, in ihren Arm schließen zu können. Mit roten Wangen und voller Aufregung war sie nach Hause gegangen, aber immer auch in der Angst, Kazimir nicht wieder zu treffen. Daran, dass er offensichtlich Frauen tötete, dachte sie nicht - sie verschloss sich dieser Erkenntnis, gewusst wieso.

An schlafen war in dieser Nacht schlichtweg nicht zu denken und da sie unruhig von einer Ecke in ihrem Zimmer in die nächste tänzelte, mal zum Tagebuchschreiben mit dem Stuhl quietschte, oder ihr ein Buch vor lauter Hibbeligkeit aus den Fingern fiel, kam Rosie irgendwann leise klopfend herein. Alicia hätten gerne noch gewartet, bis sie überhaupt jemandem etwas erzählte, doch sie konnte nicht. Sie musste es loswerden, nicht nur weil sie dachte, es Rosie schuldig zu sein und ihr vertrauen zu können, sondern einfach, um sich selbst zu erleichtern.

Sie erzählte und erzählte, während Rosie in die Küche begleitet und ihr einen Kakao gemacht hatte. Gemeinsam saßen sie an dem warm beleuchteten alten Holztisch und sprachen über das, was Alicia erlebt hatte. Das Mädchen hatte allerdings ausgeblendet zu erwähnen, dass er eine Frau getötet haben sollte ... eine von vielen ... Sie konnte es nicht sagen, wie hätte sie es auch erklären sollen, das wäre nie möglich gewesen. Sie selbst hatte ein Problem damit, das alles wirklich zu glauben. Allein diese Tatsache ließ sie immer weniger daran glauben, dass sie wirklich erlebt hatte, was sie erlebt hatte. Vielleicht war alles nur ein Traum?

Sie wusste, dass es keiner war, aber es war schlichtweg auch die Angst, sie könnte dieses Treffen morgen früh für einen halten, dass sie deswegen gar nicht schlafen wollte. Der Morgen kam und beide Frauen waren überaus müde - sie musste schlafen, wenn sie heute Abend fit sein sollte und auch Rosie tat es ihr gleich. Sie ließen den Laden für den heutigen Tag geschlossen und Alicia schlief tatsächlich, wenngleich sehr unruhig, wieder ein.

Stunden später saß sie schon am See, es war erst halb elf, aber sie hatte es nicht ausgehalten. Vielleicht war es ihm ähnlich ergangen. Doch als sie auf den Steg schritt, an die Stelle, an der sie vor nicht so langer Zeit noch gesessen hatten, ahnte sie, dass das, was da lag, der Abschied war. Alicia weinte still, noch bevor sie sich bücken konnte, um das Stück Papier aufzuheben, das dort zwischen die Ritzen geklemmt war. Mit ihm in der Hand ließ sie sich auf den Hosenboden fallen und zitterte, als sie das Papier entfaltete.
  • "Liebes, liebe Alicia, meine liebe Alicia,

    es tut mir so unendlich leid ... ich weiß, ich enttäusche Dich jetzt über alle Maßen. Ich weiß, Du wirst dagegen Argumente finden, stur sein, wie Du es schon immer warst ... Aber vielleicht ist es gut, wenn Du mich zu hassen beginnst dafür, dass ich Dich hier allein zurücklasse. Hasse mich dafür, denn dann weiß ich Dich in Sicherheit.

    Ich kann Dir nicht sagen, was in meiner Welt ist. Ich kann Dich nur bitten, mir zu vertrauen und mir zu glauben, dass ich Dich nicht vor der Gefahr, die von mir oder meiner Welt ausgeht, in Deiner Welt schützen kann - und Du Dich selbst noch viel weniger. Das hat nicht damit zu tun, dass ich glaube, Du seist zu jung oder zu naiv - mitnichten. Es geht einfach nicht.

    Ich liebe Dich, Alicia, und wenn Du klug bist, dann suchst Du nicht nach mir - und ich weiß, Du bist klug!
    Ich werde aus der Stadt verschwinden - jetzt, da Du das liest, bin ich schon längst weg. Du wirst mich nicht finden, egal, wie sehr Du es wünschst. Ich weiß jetzt, auf was ich acht geben muss.

    Werde glücklich, meine geliebte kleine Schwester, viel glücklicher, als Du es je mit mir hättest werden können!

    In Liebe,
    Kaz"
Alicias Blick war überschwemmt, sie konnte nur mit Mühe zu Ende lesen, was da stand und begriff die letzten Worte schon nicht mehr. Sie spürte nur den Schmerz, der ihr alle Kraft nahm und der sie zusammensacken ließ. Sie spürte nichts mehr, nahm nichts mehr wahr und wusste nichts mehr um sich herumzusehen. Nur Leere in ihr. Die Sonne war längst untergegangen. Sie war nur ein Schatten ihrerselbst. Ein Schatten, der weinte, bis der Magen schmerzte und der Atem brannte wie Feuer.

Sie sah nur flüchtig auf und erkannte sehr schnell, dass sie jetzt gar nichts mehr machen musste, als Rosie sie in den Arm nahm und ihr aufhalf, um sie dann mit sanften Worten ins Auto zu setzen, um sie nach Hause zu fahren. Sie war einfach hergekommen. Alicia würde erst viel später erfahren, dass ihre Wahlmutti und Freundin gespürt hatte, dass irgendetwas nicht stimmte, noch bevor der Anruf kam von einem Unbekannten, der ihr sagte, dass sie sie abholen musste. Rosie war schnell gefahren, so schnell sie nur konnte und brachte Alicia nach Hause, brachte sie ins Bett und streichelte das heulende Bündel bis es eingeschlafen war - und kühlte nachts ihre Stirn. Tagelang blieb das Fieber zu Besuch und immer banger wurde ihr ums Herz, um das Mädchen, das sie so sehr wie ihr eigenes Kind lieben gelernt hatte ...


Zurück zu „Noctivagus - Venedic, Arizona, USA“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste