[Silver]: Ergo: Niemals der Erstbeste

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Geraldine
Vampir
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Charname: Geraldine Little geb. Hayward
Pseudonym: Gil
Alter: 26 Jahre
Vampiralter: 151 Jahre
Augen: grau, Grünschimmer
Haare: schwarz, lang
Größe: 173cm
Stadt: New York
Rasse: Vampir
Kodex: Konsortium
Beruf: Archäologin Vampirgeschichte
Fähigkeiten: 1. Entzücken
2. Aurenveränderung
3. Erinnerung
4. folgt ggf.
Kleidung: Eulenmedaillon um den Hals, schlichte Armbanduhr
Schöpfer: Dr. Benjamin Little
Hauptchar: aBraXaS
FAQ: http://faq.vampir-rollenspiel.de
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[Silver]: Ergo: Niemals der Erstbeste

Beitragvon Geraldine » 02.10.2016, 13:22

OT: Ich habe in meinen Beiträgen Geraldine und Silver gemeinsam geführt. Dies war Silvers erstes Auftauchen im alten Forum. Ich teile den Beitrag einmal in Geraldine und einmal in Silvers Posting auf, auch wenn es vor allem aus Geraldine stammt, was geschrieben wird. So wird aber klarer, dass er da mitspielt.

PP Geraldine: Ein Nichts auf Mikrofilm

Das Taxi hatte sie zügig ins Hotel gefahren. Bald würde sie auch eine Wohnung suchen müssen, da sie gar nicht daran denken wollte, wie viel hier ein Zimmer pro Nacht kostete. Warum sie gerade jetzt darauf kam, konnte sie nicht nachvollziehen. Gedankengänge, um sich nicht mit dem Thema auseinander zu setzen, für das sie im Augenblick keinen Kopf hatte.
Schnell brachte sie den Umschlag aufs Zimmer und war dann auch schon wieder auf dem Weg nach unten und hinaus. Es schneite noch immer. "Wie schön", dachte die Vampiress lächelnd und sah sich dann um. Wo konnte sie am Besten in der Nähe ein Opfer finden? Sie wollte nicht mehr lange durch die Stadt streifen. Ihre Augen waren müde, ihr Kopf war voll, Gedanken wollten durchdacht werden und der Jetlag nagte noch immer an ihrem Gemüt. Sie freute sich auf ein heißes Bad.

Gegenüber des Eingangs war die Pulitzer Fontaine, ein kleiner Platz mit einem Brunnen. Mehrere Leute tummelte sich dort. "Kein guter Platz, unbeobachtet das richtige Opfer zu finden ...", war ihr einziger Gedanke und sie wandte sich nach links. Eigentlich war der Central Park, der auf der anderen Straßenseite angrenzte, der perfekte Ort.
Hier konnte man auch Opfer finden, die es "verdient" hatten. Die Frage war nur, wie lange man suchen musste, um sie zu erkennen. "Vielleicht sollte ich heute eine Ausnahme machen", der Wunsch nach etwas Ruhe und dem verlockenden Gedanken, in eine heiße Wanne zu steigen, war sehr groß. Sie würde nehmen, was sie kriegen konnte. Im Augenblick stand Gil wirklich nicht der Sinn danach, lange zu suchen.

Gleich um die nächste Biegung im Park war The Pont. Einer der größeren Seen des Parks. Hier lungerten sicherlich einige Leute herum, auch wenn es kurz nach zwei war, wie ihre Uhr verriet.
Auch nachts im Winter war es herrlich dort, wie sie feststellte, als sie auf den Weg um den See einbog. Laubfreie Bäume und freie Flächen waren schneebedeckt, im See gab es vereinzelte, verschneite Eisschollen, die an den Rändern trieben. Eine kleine Enteninsel befand sich mittig an einer Stelle in der Nähe. Ein Blick zurück gab einen Teil der Lichterstadt frei und tatsächlich befanden sich hier einige Pärchen, die gemütlich nach Hause spazierten, vereinzelte Parkbesucher, die den Schnee von den Bänken gewischt und sich dick eingepackt dort hingesetzt hatten.

Gil lief gemütlich mit den den Händen in den Manteltaschen den Weg entlang und genoss die stille Atmosphäre, die nur entfernt von Autohupen und leisen Gesprächen unterbrochen wurde. Es war, als würde der Park den Lärm der Stadt schlucken.
Nach einigen Minuten setzte sie sich auf eine freie Parkbank, auf der zuvor schon jemand gesessen haben musste, an einer Stelle, die schon so weit in den Park hineinreichte, dass sie um diese Uhrzeit von den meisten Durchquerern gemieden wurde. In dunklere Bereiche ging man nicht mehr. Auch wenn die Kriminalität sich stark verringert hatte, so war die Gefahr, gerade auf diesen "Abkürzungen" überfallen zu werden, doch recht groß, wie sie wusste.

Gil hatte einige Bücher zu New York gelesen. Schon vor etlichen Jahren hatte sie damit angefangen. Vor allem dann, wenn der Wunschtraum, ihre Schwester würde noch leben, zu stark geworden war. Dann stellte sie sich vor, wie sie all diese Orte mit ihr besuchte, die Ausicht genoss, das Flair dieser unglaublichen Stadt ... auch jetzt wünschte sie sich, sie wäre hier.
Es war ein Gedanke - nicht auszudenken - wenn sie möglicherweise wirklich eine Vampiress war, vielleicht sogar noch lebte und dann womöglich sogar noch in New York ... Gil konnte gar nicht greifen, wie viel Hoffnung an diesem Gedanken hing, nachdem, was sie gerade herausgefunden hatte.
"Später ...", ermahnte sie sich zum wiederholten Male in der letzten halben Stunde. Sie brauchte Ruhe und einen freien Kopf, rational darüber nachzudenken. Ein Grund mehr, sobald als möglich wieder ins Hotel zu kommen ... in diese Badewanne, die so hübsch in dem geräumigen Badezimmer eingelassen worden war. Sie rief sie schon fast, so groß war der Wunsch nach Entspannung.

"Okay, der erstbeste ... der nächste, der allein-", doch sie unterbrach ihren Gedanken, denn die nächste Person, die allein an ihr vorrüber ging, bog gerade um die Ecke und war ein alter, obdachloser Mann, der Tüten schleppte. Nicht gerade das, was sie zum Abschluss dieses erfolgreichen, aufregenden, langwierigen Abends gebrauchen konnte. Er rülpste laut, als er auf sie zu kam, und hustete dann geräuschvoll und auswürfig. Gil konnte einen angewiderten Gesichtsausdruck nicht gänzlich unterdrücken und suchte mit ihrem Blick ein anderes, angenehmeres Ziel.
"'Nen Dollar, Lady? Ham Sie enen übrich für 'nen ollen Kerl wie mich?", sie sah auf. Er hatte sie tatsächlich angesprochen und schwankte. Sein zahnloses Grinsen ekelte sie, aber sie blieb freundlich. "Tut mir leid, Sir, mein Mann hat das Geld eingesteckt, ich habe keins bei mir", sie half gern, aber nur nach Gefühl und Laune. Für ihn fühlte sie Abscheu und ihre Laune stand nicht nach einem blutigen Stelldichein mit einem nach billigen Wein stinkenden Penner.

"Schade, schade ... sie sollt'n hier nich' allain rumlaaaf'n. Ich kann aufpaasen, piss der Mann da is'. Was'n das auch für'n Mann, der sainä hübsche Frau allain innem Parkloch wie dies'm wart'n lassen tut ...", er lallte und die empfindliche Vampirnase nahm seine Ausdünstungen wahr. "Nein, ich brauche keine Gesellschaft. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Sir", Gil klang unterkühlt. "Sir ...", er lachte kratzig auf, "Sir is' gut, Lady ... was ham S'e gesaaacht?"
"Ich sagte-"
"Sie sagte, sie benötige keine Gesellschaft", unterbrach sie eine tiefere, junge Stimme. Sie hatte gar nicht darauf geachtet, dass ihnen jemand näher gekommen war. Gil sah in dem Moment in seine Richtung, als der dunkelhaarige Mann seine Hand sanft auf ihre Schulter legte und sie auf die Wange küsste. "Entschuldige, Schatz. Du hättest auch gerne im Hotel auf mich warten können. Ich konnte Dir nicht mehr auf die SMS antworten, weil mein Akku leer ist", in ihren Mundwinkeln zuckte überraschende Anerkennung für seine Spontaneität.

"Hier ... kaufen Sie sich was Warmes und lassen Sie uns bitte unter vier Augen sprechen", er hielt dem Mann eine Fünf-Dollar-Note entgegen, die dieser sofort grabschte und im fahlen Licht betrachtete. "Ich dank' Ihnen, Sir, das 'nen ich ma' spendab'l. Das is'n richt'ger Sir, Lady, was sie da an Mann ham. Können's stolz druff sain", und an den jungen Typen, der vielleicht dreißig Lenze zählte gewandt, "Ich ham's net so gemaihnt mit'm da sitzen lassen von Ihrer Frau. Se sind 'n feiner Kerl." Mittlerweile hatte der Fremde die Hand wieder von ihrer Schulter genommen und trat einen halben Schritt zurück, als der Alte ihm auf seinen Oberarm klopfen wollte.
"Schon gut, jetzt bitte gehen Sie, wir müssen noch etwas Wichtiges besprechen", sagte er in festem Ton, blieb aber freundlich. "Ja, sehen S'e, da sorgt a sich um sein Mäd'l, dass der olle Jannes ihr nix tut. 'N guta Fang, Ma'am, nichts für ungut un' 'nen gut'n Abend wünsch' ich noch." Das Geld hatte er schon längst in seinen Untiefen der vor Dreck strotzenden Klamotten verstaut, als er sich dann auch endlich trollte.
Gil hatte bewusst geschwiegen und war froh, dass der Gestank sich langsam in der Kälte verflüchtigte, als der Alte seine wankenden Schritte weitergetan hatte.

Sie sah nun wieder zu diesem Fremden empor, der wohl glaubte, sie vor einer prikären Situation gerettet zu haben. Doch der Gesichtsausdruck in seinen hübschen Zügen zeugte nicht von überheblichem Stolz, sondern interessierter Aufmerksamkeit.
"Sie sollten allerdings wirklich nicht hier sein im Dunkel der Nacht. Es ist nicht sicher auf diesen Wegen, Miss", erklärte er ihr und lächelte. "Ich hatte doch einen Retter. Wie sollte ich in Gefahr kommen, wenn hier Helden meinen Weg kreuzen?", auch sie lächelte. "Der zweitbeste zeigt sich wohl als die bessere Wahl", dachte sie bei sich.

"Darf ich mich setzen und mit Ihnen warten, bis ihr Mann hier ist? Mir wäre wohler dabei, nicht darauf zu hoffen, dass noch ein Held vorbei kommt", Gil nickte neben sich und lud ihn auf seine Frage somit ein.
"Ich warte allerdings nicht", gab sie noch an, während sie ihm mit ihrem Blick folgte, wie er sich mit Mantel und Schal eingehüllt neben sie setzte. "Kein Mann, der Sie hier abholt? Verraten Sie mir, was sie um diese Uhrzeit allein im Park tun?", er war gut gekleidet. Der Stoff seines Mantels war von hoher Qualität, seine schwarzen Hosen ließen erahnen, dass er möglicherweise auf einer Veranstaltung gewesen war, zu der man sich besser zu kleiden hatte.
"Ich genieße die Atmosphäre", sagte sie schlicht und lächelte weiterhin. "Geraldine Little", stellte sie sich dann vor und reichte ihm die behandschuhte Hand, welche er sofort ergriff und mit angenehmer Festigkeit drückte. "Vincent la Fonte, sehr angenehm, aber nennen Sie mich bitte Silver, das bin ich gewohnt." Sie nickte erfreut.

"Und Sie? Was treibt sie durch die Untiefen des städtischen Dschungels an diesen abgelegenen Ort?" Er lachte leise und kurz auf. "Nun ja ... heute ist mein Hochzeitstag. Zumindest sollte er es sein, doch sie überlegte es sich mit einem anderen anders. Noch während der Frage, ob es einen Grund gäbe, dass wir zwei nicht getraut werden sollten. Er kam, wie in einem schlechten Film, in die Kirche gerannt und sein Timing war perfekt ...", er sah auf den See, der schwarz vor ihnen lag, nahm sich einige Sekunden, dieses Erlebnis noch einmal zu durchleben, und sah sie dann wieder an, "ich dachte, es wäre ganz gut, mich nun zu ertränken." Gil runzelte die Stirn. Er lachte wieder leise auf. "Verzeihen Sie, mir ist ein bisschen nach schwarzem Humor."

"Verständlich ... aber Sie müssten jetzt auch froh sein. Denn offensichtlich scheint sie nicht die Richtige gewesen zu sein", für Gil war das eine einfache Logik. Sie wusste aber auch, dass man die Demütigung der Situation selbst schlecht verarbeiten konnte, egal, wie praktisch es war, auf dem Papier nicht mit einer Frau gebunden zu sein, die einen schon vorher intensiv betrogen hatte.
"Irgendwann bin ich das vielleicht ... wobei ... es ist wohl wirklich besser so", sagte er abwesend lächelnd und schüttelte den Gedanken dann von sich. "Ich wollte Sie nicht mit meiner Geschichte belästigen, verzeihen Sie. Es gehört sich nicht, mit einer Dame über eine andere Frau zu sprechen." - "Schon verziehen ...", Gils Stimme klang ehrlich und nachsichtig. Es störte sie vor allem nicht im Mindesten. "Vielleicht kann ich Sie zu einem Drink einladen?", fragte er sie dann unvermittelt, "Ganz ungezwungen versteht sich. Ich tausche nicht einfach aus ..." Sie hätte ihn jedoch auch ohne diesen Zusatz richtig verstanden.

"Ein Drink wäre schön. Allerdings nur, wenn Sie mir versprechen, dass wir links herum gehen. Nicht, dass wir noch einmal auf den ollen Jannes treffen ...", letztendlich wollte sie nur ihren Drink auf dem längeren, abgeschiedeneren Weg trinken, auf dem die Gefahr des Zeugen Jannes nicht bestand. "Selbstverständlich", er erhob sich mit erfreut funkelnden Augen und hielt ihr seinen Arm hin. Ein kurzer Augenaufschlag und es wirkte, als gäbe sie sich einen Ruck, stand auf und hackte sich leicht bei ihm ein.
Für wie naiv mochte er sie halten, dass sie so einfach mit einem fremden Mann, nachts nach zwei im Park von einer dunklen Stelle zu einer noch dunkleren mitging ... innerlich schmunzelte sie. Er schien aber auch gar nicht darüber nachzudenken. Seiner Gedankenflut entrückten eher Fragmente wie "was für eine wirre Situation" und "vielleicht ist es Schicksal, dass wir uns hier treffen - mitten in der Nacht und einfach so" oder "wer weiß, welche Bindung daraus noch entsteht, vielleicht eine wirklich gute Freundschaft ... vielleicht auch mehr?" Bei diesem Gedanken hatte er sie versucht unbemerkt anzusehen. Nicht anzüglich, sondern vielmehr bewundernd.

Er schien tatsächlich komplett hintergedankenfrei zu sein. Zweifel kamen in ihr auf, ob sie wirklich ihn als ihr Opfer wählen wollte. War sie doch immer darauf bedacht, Menschen zu finden, deren Ansinnen nicht so unbeschwert waren wie die seinen. Hatte er nicht schon genug für einen Tag oder auch eine Nacht erlebt? Musste sie ihm nun auch noch das Leben nehmen, damit sie in die Wanne konnte und er niemals eine Chance haben würde, doch noch sein Glück zu finden?

TBC: von Gerladine folgt ebenso im nächsten Beitrag

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Re: [Silver]: Niemals der Erstbeste

Beitragvon Silver » 02.10.2016, 13:23

Geraldine war noch nicht zu einem Entschluss gekommen, da sie auch schon der nächste Gedanken überrannte. Wenn nicht er, wer dann? Wenn sie jetzt scheinbar etwas mit ihm trinken ging, woher sollte sie dann in welcher Zeit Blut bekommen? "Meine Badewanne ...", überfiel sie die Sehnsucht nach heißem Wasser und nichts desto trotz konnte sie nichts dagegen tun, ihn anziehend zu finden und nicht dafür geeignet, heute Nacht durch sie zu sterben.
Dennoch wandte sie sich kurz um, denn sie spürte, dass noch weitere Personen in ihrer Nähe waren. Zwei Männer, wie sie dann auch in der Dunkelheit wahr nahm. Er würde sie nicht sehen können. Innerlich seufzte sie auf.

"Sie gehören zu mir ...", durchbrach er ihren Gedankengang und sie wandte überrascht den Kopf in seine Richtung. Er hatte sich nicht einmal umgedreht. "Bitte?", tat sie, als hätte sie ihn nicht recht verstanden. "Ich werde sie nur selten los", erklärte er lächelnd, sie runzelte die Stirn. "Und sie bewahren mich davor, dass ich heute von Ihnen zur Ader gelassen werde ...", folgerte er dann weiter und jetzt wirkte Gil überrascht. Er lachte leise auf.
"Mein Vater ist ein hohes Tier in der Stadt, sie sind darauf aus, mein Leben zu schützen ...", erklärte er daraufhin und wusste sehr wohl, dass sie nicht deswegen überrascht dreinblickte.
"Das ...", begann sie, ohne zu wissen, wie sie den Satz weiterführen wollte. "Das war nicht der Grund, warum Sie überrascht aussehen ...", half er ihr und sie senkte lächelnd den Kopf. Er schien Bescheid zu wissen ober bemerkenswert war vor allem, dass er es erkannte. Sie unterbrachen ihren Weg nicht, sondern gingen weiter, sie bei ihm ungerhagt, den dunklen einsamen Weg entlang.

"Es überrascht mich, wie gut Sie unsresgleichen erkennen", sagte sie dann mit einem inneren Ruck, denn dass es genügende Menschen gab, die von Vampiren wussten, war ihr durch ihre eigenen Bezüge klar. Es machte alles sehr viel einfacher, aber letztendlich wurde ihr die Entscheidung, ob sie nicht doch von ihm trinken sollte, einfach abgenommen. "Wenn man viel mit Vampiren zu tun hat, ist es nicht sonderlich schwer. Ich bin nur noch nicht dahinter gekommen, woran es liegt, dass ich einige erkenne und andere nicht ...", gab er zu und sah wieder zu ihr, als erhoffte er sich eine Antwort.
"Die Aura", entgegnete sie daher, "es liegt daran, dass manche Vampire ihre Aura verändern oder gar unterdrücken können. Ich nutze diese Fähigkeit nur, wenn ich glaube, sie zu benötigen." Ihre Blicke kreuzten sich und sie blieb für einen Augenblick an dem strahlenden Blau seiner Augen haften, während er kurz zurücksah und dann nachdenklich nickte. "Vielen Dank für die Aufklärung. Dessen war ich mir nicht bewusst", er schien keine Probleme zu haben, Unwissen zuzugeben, was ihn nur sympathischer machte.

"Und Sie wollten mich nun aussaugen und mich einfach in der Kälte sterben lassen?", fragte er nun beiläufig. Gil blieb stehen und somit auch er. "Ich ... es tut mir leid, ehrlich ...", sagte sie leise, denn das tat es ihr wirklich. Jetzt war sie einmal von ihren Prinzipien abgerückt und schon durfte sie sich ertappt fühlen. "Normalerweise bin ich wählerischer ...", schmunzelte sie dann, sich sehr wohl bewusst darüber, dass er das falsch auffassen konnte. "Oha ...", er grinste jedoch, "... ich scheine den Ansprüchen nicht zu genügen."

"Ich achte darauf, keine Unschuldigen zu ...", sie wollte nicht "töten" sagen, weil sie trotz allem nicht wusste, wie er dazu stand. "... töten", er vervollständigte ihren Satz ohne ein Wimpernzucken. "Glauben Sie mir, Geraldine, Sie können jederzeit offen darüber sprechen. Es liegt in der Natur des Vampirs, dafür habe ich vollstes Verständnis."
"Sie sind ein eigenartiger Mann, Silver ...", musste sie zugeben und sie gingen weiter.
Diese ganze Situation schien so unwirklich zu sein.

"Ich kenne einen guten Club. Dorthin könnten wir gehen und ich verspreche, dass das Blut dort reichlich und exzellent ist." Musste sie jetzt davon ausgehen, dass er ein Vampir war und seine Aura derart gut verändern konnte, dass sogar sie von dieser getäuscht wurde?
"Sie scheinen sich gut auszukennen ..." Er zuckte sacht mit den Schultern.
"Das würde ich nicht behaupten, aber das bringen Geschäftsbeziehungen so mit sich. Unsere Firma beliefert diesen Club mit dem besten Blut, das der Clubbesitzer als ausgezeichnet bezeichnet. Dem entsprechend gehe ich davon aus, dass er weiß, wovon er spricht." Sie war also an einem Geschäftsmann geraten, der als Mensch mit Blut für Vampirbars handelte. Sehr obscur. Und dennoch - es erklärte, warum sein Vater ein einflussreicher Mann in der ganzen Stadt war und er selbst Leibwächter benötigte. Nicht jeder Vampir hieß es schließlich gut, dass Menschen von Vampiren wussten und mit diesen sogar Geschäfte tätigten.

"Sie haben mir noch nicht zugesagt, Geraldine ...", sagte er in diesem Moment suggestiv und holte sie aus ihren Überlegungen. "Gerne", nickte sie ihm lächelnd zu. Die Müdigkeit schien verflogen. Der Wunsch nach der Wanne war zwar noch immer da, aber für die Gesellschaft mit einem schönen Mann in einem gepflegten Club tauschte sie gerne ein paar Stunden ein. Vielleicht war es auch ganz gut, etwas Abstand zu bekommen, bevor sie sich um die Gedanken kümmerte, die mit Ada zusammenhingen. Gil hatte ohnehin das Gefühl, dass sie noch viel zu emotional befangen war, alsdass objektive Gedankengänge möglich gewesen wären.
"Unter der Bedingung, dass wir uns duzen ...", sagte sie dann zum Abschluss ihrer Gedanken und er nickte lächelnd. "Sehr gerne."

Sie bogen nach rechts ab und er führte sie zu einer Limousine, in der ein Fahrer saß. "Holla ...", entkam es ihr, als der Chauffeur sofort ausstieg, um den Wagen herumging und ihnen die Türe aufhielt, noch bevor sie angekommen waren. "Ich sagte ja, einflussreich", er zwinkterte und half ihr ins Auto. Die beiden schwarzen Gestalten in Hut und Mantel stiegen in einen anderen Wagen ein und fuhren hinter der Limousine her als diese anfuhr. "Wohin darf ich Sie bringen, Mister la Fonte?" - "Club ID, bitte, Jack." - "Sehr wohl", und damit fuhr die schwarze Trennscheibe zwischen hinteren Sitzen und dem Fahrerbereich nach oben.

"Ich muss mich entschuldigen", sagte er dann und Geraldine lehnte sich in den bequemen Sitz zurück und sah ihn fragend an, "ich suggeriere hier ein reiches Leben, das ich sicherlich auch führe, aber es ist eine Ausnahme mit einer Limousine unterwegs zu sein. Ich möchte keinen falschen Eindruck liefern."
"Ist das denn wichtig?", fragte sie in einem sanften Ton und er lächelte. Geraldine war Geld nicht wichtig und das zeigte sie in ihrer Art zu antworten deutlich, woraufhin er leise lachte und ein "Wahrscheinlich nicht", von sich gab. Gil schmunzelte.
Dennoch konnte sie nicht verhehlen, beeindruckt zu sein. Ihre eigene Hochzeit weit weniger opulent ausgefallen. Dafür aber war sie vollkommen gewesen, wovon Silver nun nicht sprechen konnte.

Der Gedanke an Benjamin nahm sie für Sekunden jedoch in diesem Augenblick ein. Sie wandte den Blick durchs Fenster, um sich nichts anmerken zu lassen. Es war schon sehr viele Jahre her, dass er ermordet worden war. Geraldine hatte sich in diesen Jahren auf keinen Mann mehr eingelassen.
War sie jetzt soweit, dass sie zumindest Körperlichkeiten wieder zulassen konnte? Von einem anderen, ohne das Gefühl zu haben, dass sie Benjamin untreu wurde? Hier in New York wollte sich alles ändern. Hier in New York war sie auf dem Weg, die Vergangenheiten alle endlich abzuschließen und sich auf die Gegenwart und Zukunft zu konzentrieren. Mitten in diesem Prozess spürte sie, dass sie vielleicht bereit dafür sein könnte.

Es war nun nicht so, dass es anstand. Aber es war doch auch nicht unmöglich und sie wollte, bevor irgendetwas passierte, sicher sein, wie sie reagieren musste, um sich selbst treu zu bleiben. In dieser Sache konnte sie nicht auf ihre Spontaneität hoffen.
Aber allein der Gedanke daran, mit diesem Mann hier körperlich zu werden - oder irgendeinem der annähernd so anziehend war wie Silver - kribbelte sie. War es wirklich schon so lange her? Noch einmal atmete sie tief durch, schickte ein letztes "Ich liebe Dich", in ihren Gedanken an Benjamin, wo auch immer er nun sein mochte und sah dann zu Silver zurück, der sie aufmerksam beobachtete.

"Entschuldigung, ich bin gedanklich abgeschweift", obwohl es nicht einmal eine gewesen Minute war. "Keine Entschuldigung notwendig ...", sagte er verständnisvoll und sie wusste, er hätte gerne nachgefragt, was sie gedacht hatte, aber sie kannten sich nicht einmal zehn Minuten, wussten gar nichts voneinander ... er wäre Gentleman genug, seine Neugierde zu verschieben, worüber sie dankbar war.
"Wir sind gleich da", sagte er dann, als er selbst kurz den Blick von ihr ließ und aus dem Fenster sah. In diesem Moment fiel Geraldine ein, dass sie vielleicht gar nicht passend gekleidet war. Sie war sehr wohl ansehnlich gekleidet, aber eine Garderobe für den Abend war das nicht.

"Wie sieht es mit der Abendgarderobe dort aus ...?", fragte sie daher in einem Augenblick von Aufregung und er blickte zurück zu ihr. Mehr aber als den hellen Saum ihres Kleides konnte er unter dem Mantel nicht ausmachen.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du unpassend gekleidet sein könntest", lächelte er, "Aber wenn Du Dich wohler fühlen solltest, ein Abendkleid zu tragen, wäre es kein Problem, dieses noch zu besorgen ..."
Jetzt hatte sie keine wirkliche Antwort auf ihre Frage, ob Abendgarderobe notwendig war oder nicht, und noch bevor sie etwas sagen konnte, erklärte Silver durch die Gegensprechanlage, dass der Chauffeur zuvor noch bei einer Mall halten solle, die in der Nähe zu liegen schien und nachts geöffnet war.

"Das geht doch nicht", erklärte sie ihm daraufhin sofort, doch er winkte ab. "Gib mir die Möglichkeit, eine schöne Frau wenigstens auf diese Weise in meiner Hochzeitsnacht zu verwöhnen." Geraldine sah ihn zweifelnd, aber lächelnd an und nickte dann mit einem mitfühlenden Blick. "Wie kann ich da widersprechen", sagte sie nur und sie konnte es wirklich nicht. Sein Tag war sicherlich nicht gerade der schönste in seinem Leben gewesen. Sie wollte nun nicht noch einen weiteren Grund liefern, dass ihm sein Wunsch verwehrt wurde.
Zudem war es ein Abenteuer. Etwas, das nicht alltäglich war. Wer ließ sich schon in einer kalten Nacht in die Limousine eines Fremden einladen, sich von ihm ein Kleid kaufen, ging mit ihm in einen Club ... allein die Tatsache, dass sie ein Vampir war und sicher, dass sie sich gegen alles wehren konnte, was in der Fremde auf sie lauern könnte, brachte sie dazu, solche Risiken einzugehen. Und Silver sah nun wirklich nicht nach einem Vampirjäger aus, auch wenn es selbstverständlich nicht auszuschließen war, da er Vampire derart gut erkennen konnte. Sie wischte diesen Sekundenbruchteilgedanken jedoch sofort wieder weg.


TBC Silver & Geraldine: Nicht einmal eine Stunde


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